eine gesamtgenealogie der griechisch-mediterranen mythologie
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uranos
URANOS Sohn, Enkel und Gatte der Gaia, Vater der Titanen. Ursprüngliche Bedeutung „Regenmacher, Befruchter“. Personifizierung des Himmels, des Himmelsdaches. ….. Er ist die Personifizierung eines Teiles jener Elemente, aus deren Vereinigung eine der Schöpfungssagen die Welt entstehen lässt. ….. Der Einfluss orientalischer Kosmogonien in das Entstehen des Uranos ist wissenschaftlich bewiesen. Die Gaia, die Mutter Erde, gebar ihn aus sich heraus (nach der Abkühlung der Erde), er umhüllte die Erde und legte sich befruchtend (Regen, Tau) jede Nacht auf seine „Mutter“. Er ist der Vertreter des regellosen Zeugungsdranges und verkörpert die die Erde mit Wärme und Feuchtigkeit durchdringende Zeugungskraft des Himmels, durch welche die schöpferischen Kräfte der Erde erregt werden. Von einer urindogermanischen Vorstellung her wurde auch Akmon 1, ein Sohn der Gaia, als sein Vater genannt. In der orph. Weltei-Kosmogonie ist Uranos Bruder der Gaia. Mit Gaia zeugt er zuerst die Titanen, dann die Kyklopen und Hekatoncheiren. Über den Titanen Kronos wird er genealogisch zum Ahnherrn der Götter. ….. Uranos verbarg seine 12 mir Gaia gezeugten Kinder im Dunkel der Nacht, das Tageslicht durften sie nicht sehen. Nach Kronos gebar Gaia noch die drei Kyklopen, Brontes (Donner), Steropes (Blitz) und Arges (den Grellen), und die je hundertarmigen, mehrköpfigen und gewaltigen Hekatoncheiren, Kottos, Briareos und Gyges. Uranos graute vor dieser Brut und verbarg sie im Schoß der Erde, der Gaia. Die große Göttin, schmerzvoll bedrängt aus ihrem Inneren, wollte sich von der Fruchtbarkeit ihres Gatten befreien (wollte Trennung von Himmel und Erde) und ersann einen Anschlag. Sie erschuf aus Steinen das Element des Stahls, formte eine gezahnte Sichel und sprach betrübt zu ihren Kindern; Hesiod theog. 164ff: „Ihr, meine und eines ruchlosen Vaters Kinder, wollt ihr mir gehorchen, so können wir die Schandtat eueres Vaters vergelten. Er hat nämlich als erster die schimpflichen Werke ausgedacht.“ Die Kinder ergriffen die Flucht. Nur Kronos erklärte sich zur Vergeltung bereit. Gaia gab ihm die scharfgezahnte Sichel, unterwies ihn und verbarg ihn in einem Versteck. Als Uranos, begleitet von der Nacht, kam und die ganze Erde umfing, sich mit vollem Liebesverlangen auf sie legte, griff der Sohn aus dem Versteck mit der linken Hand nach ihm, erfasste sein Geschlecht, mähte es seinem Vater mit der Rechten ab und warf es hinter sich. Aus den herabfallenden Blutstropfen des Uranos gebar Gaia im Laufe der Jahre die Erinyen (Rachegöttinnen), die großen Giganten und die melischen Nymphen. Das blutige Geschlechtsteil des Uranos fiel bei Zypern in das Meer, trieb in den Wogen, es entstand Meerschaum aus dem göttlichen Fleisch (letzter Samenerguss) und daraus entstieg Aphrodite, die Göttin der Liebe, „die aus dem Meerschaum Entstiegene“. Uranos zog sich an den Himmel zurück (Vollzug der Trennung von Himmel und Erde). ….. Der in der myth. Denkform dieser Genealogie formulierten Konzeption der Weltschöpfung liegt der weltweit verbreitete Himmel-Erde-Trennungsmythos zugrunde. Die Kastration des Uranos bezweckt eben diese definitive Trennung beider Urelemente. Sieht man von seiner Rolle als Schwurgott ab, blieb Uranos im Kult fast bedeutungslos. Homer nennt ihn in der Ilias nur als Vater der Titanen. DIE 150 KINDER UND 5 KINDERGRUPPEN DES URANOS: ADANOS Sohn des Uranos und der Gaia, Gründer der kilikischen Stadt Adana. Er entspricht nicht den hesiodschen Titanennamen und stammt aus einer an Homer angelehnten Genealogie; bei Stephanos Byzantios. Nach Photios bibl. 228,10 müsste Astakos gelesen werden. AGASTHENES 2 Ein Gigant; sein Name ist schon sehr früh im elischen Bereich nachweisbar. Auf der berühmten Giganten-Vase aus Caere ist er abgebildet; M. Mayer, Gig. und Tit. S.32. AGRILIPOS Ein Kentaur bei Nonnos 28,174. AGRIOS 3 „Der Wilde“. Ein Gigant, der mit seinem Genossen Thoos 4 von den Moiren beim Kampf der Götter gegen die Giganten mit eisernen Keulen erschlagen wurden; Apollodor 1,38. AITNE Nach dem Sikuler Alkimos frg. 2 (aus Schol. Theokrit 1,64, FHG 4,296) Tochter von Ge und Uranos, eponyme Heroin und Namensgeberin des sizilianischen Vulkanes, der heute noch Ätna heißt. Seilenos von Kalakte bezeichnet sie als Tochter des Okeanos und Mutter der Palikoi, die Aischylos in den Aitnaeerinnen wiederum als Söhne von Zeus und Thaleia 4 nennt. Als Tochter des Kyklopen Briareus und Schwester des Sikanos scheint sie bei Demetrios von Kallatis frg. 4 auf (Bei Kallimachos ist Briareus unter dem Ätna begraben.). Nach Hellanikos frg. 4 und Proxenos Gemahlin des Hykkaros. Von ihm Mutter des Gelon 2, des eponymen Heros der sizilianischen Stadt Gela. Beim Streit zwischen Hephaistos und Demeter um den Besitz der Insel Sizilien trat Aitne als Schiedsrichterin auf; Simonides frg. 200B Bgk. AKAMAS 5 Valerius Flaccus 1,583 nennt einen Kyklopen Acamas. AKMONIDES Ein Kyklop; Ovid fast. 4,288; bei Vergil Aeneis 8,425 heißt er Pyrakmon. AKRATOS Ein Gigantenname auf einem etruskischen Spiegel; M. Mayer, Gig. u. Tit. S. 253. ALEKTO 1 „Die nimmer Rastende“. Eine der Erin(n)yen. Auch Erinyes, Erinyen oder Maniai (die Rasenden), später aber Eumeniden genannt. Die Römer nannten sie Furien. Sie werden meist mit der Rachegöttin Ara, der Personifikation des Fluches, gleichgestellt. Als Kronos dem Uranos das Geschlechtsteil abschnitt wuchsen aus den Blutstropfen die zur Erde, der Mutter Gaia, fielen neben anderem auch die Erinnyen. Meistens wurden sie in einer Dreiheit angerufen: Alekto, die „Unaufhörliche“, Tisiphone / Teisiphone, die „Vergeltung“ und Megaira, der „neidische Zorn“. Auch die Göttin Mania 2, die Personifikation des Wahnsinns, wurde zu den Erinnyen / Maniai gezählt. Zorn- und Rachegeister, Göttinnen der Verfluchung und Vergeltung. Personifizierung des schlechten Gewissens. Ursprünglich dürften sie personifizierte Flüche gewesen sein. Sie spiegeln einen sehr alten griechischen Glauben an eine göttliche Gerechtigkeit in der Vergeltung wider. Aus der Unterwelt aufsteigend, hässlich, alt, geflügelt, mit Schlangen anstatt Haaren auf dem Kopf und schwarzer Haut, aus den Augen floss giftiger Geifer, brüllend wie Stiere und Wölfe, mit Fackeln, Schlangen und Keulen bewaffnet, so stellten sich die Menschen der frühesten Epochen das ‚verfolgende schlechte Gewissen‘ vor. Da sie älter waren als die Nachkommen des Kronos standen sie über den regierenden Göttern. Ihre Hauptaufgaben waren der Schutz des Mutterrechtes und der göttlichen Rangordnung innerhalb der Familien. Ihr Tun und Handeln, ihre Vergeltung im seelisch-geistigen Bereich, schützte diejenigen, die menschliches Recht nicht schützen konnten, speziell dann, wenn das Unrecht in der eigenen Familie geschah. Diese Funktion war für ein ordnungsgemäßes Leben in der Gesellschaft erforderlich. Im Schutz des Mutterrechtes ist noch sehr stark, z.B. bei Orestes, das auslaufende Matriarchat erkennbar. Nachdem der wegen des Mordes an seiner Mutter angeklagte Orestes bei der Stimmengleichheit der Geschworenen durch die Stimme der Göttin der Gerechtigkeit, Athene, freigesprochen wurde, zwang Athene die Erinnyen ihre primitiven Funktionen aufzugeben und als gütige Eumeniden weiterzuwirken (endgültiges Ende des Matriarchats). Damit wurde Bestrafung für eine begangene Untat durch primitive Verfluchung und Rache abgelöst durch eine ordentliche Rechtssprechung die den göttlichen Weisungen entsprach (Gesetze) und mit Eid abgesichert war. V. D. Kirchner, geb. 1942, „Erinys“, Totenklage, Oper, UA 1990. (H)ALIMEDES Kyklop bei Nonnos 14,52; lies Kyklopen >. „Auch die Kyklopenscharen strömten herzu. Auf dem Schlachtfeld pflegten sie, ohne Bewaffnung, anstelle von Lanzen die Felsen kraftvoll zu schleudern. Steilwände dienten ihnen als Schilde, ragende Aussichtspunkte als schützende felsige Helme, Funken aus ihrer sizilischen Werkstatt als brennende Pfeile. Lodernde Brandsätze schwangen zum Kampf sie in ihren an Flammen sattsam gewohnten Händen, Mitbringsel aus der vertrauten Schmiede: Brontes, Steropes, Eurýalos wie auch Elatreus, Arges und Tráchios, auch Halimedes, der prahlende Hüne. Einer nur fehlte im Heer, trotz seiner Größe und Stärke, Held Polyphemos, so hoch wie die Wolken, der Sprößling Poseidons, weil ihn ein anderer Eros, teurer als jener des Krieges, festhielt am Rande der Salzflut. Hatte er doch Galateia - zwar nur zur Hälfte - vor Augen und flötete über das Meer hin, blies, in die Nymphe verliebt, sein Lied auf der lockenden Syrinx.“ [Nonnos: Leben und Taten des Dionysos. Dichtung der Antike von Homer bis Nonnos, S. 8379 (vgl. Nonnos-W Bd. 1, S. 212) (c) Aufbau-Verlag] ALKYONEUS 1 Ursprünglich vordorischer Held der Argolis und des Isthmos, Sohn des Glaukos. Er trieb die Rinder des Helios von Akrokorinth fort. Herakles tötete ihn im Kampf um die Rinderherden, indem er den von Alkyoneus geworfenen riesigen Stein auf ihn zurückwarf (= Herakles - die Dorer - erobern, „der Sonne dienend“, den isthmos). Der Stein wird noch heute gezeigt. Diese Geschichte wird natürlich von den Dorern und der vordorischen Bevölkerung vollkommen gegensätzlich erzählt. Gleichzeitig gilt er als der älteste Gigant. Da er unsterblich ist solange er auf dem Heimatboden kämpft, schleppt ihn Herakles (oder Athene selbst) fort und tötet ihn. Seine Töchter, die Alkyonides (= Eisvögel), stürzen sich vor Gram in das Meer und wurden von Amphitrite in Eisvögel verwandelt. Apollodor 1,35.36. ALLEKTOS Ein Gigant; er ist auf dem Fries von Pergamon abgebildet. ALPOS Ein Gigant; am Pelorosgebirge in Sizilien hauste der Gigant Alpos. Er fraß alle Wanderer die vorbeikamen und wurde, als er auch den Gott Dionysos fressen wollte, von diesem mit dem Thyrsos durchbohrt und in das Meer geworfen. Nonnos, 47: „Alpos, der trotzige Erdensohn, der mit dem Leib in die Wolken reichte, er neigte sich ihm.“ [Nonnos: Leben und Taten des Dionysos. Dichtung der Antike von Homer bis Nonnos, S. 9172 (vgl. Nonnos-W Bd. 2, S. 243) (c) Aufbau-Verlag] ANAX Auch Anaktos genannt, Sohn des Uranos und der Gaia, Vater des Giganten Asterios(n) 10, Eponymos von Anaktoria. Miletos übernahm nach seiner Flucht aus Kreta diese Stadt und benannte sie nach sich Milet; Stephanos Byzantios; Pausanias 1,35,6. 7,2,5. ANCHIALOS 3 Ein Gigant; M. Mayer, Gig. und Tit. S. 259; Tzetzes Theog. 94. AORTES Kyklop; nach Pherekydes bei Pollux 10,139. AOTEROPAIOS Kyklop; Euphorion bei Nikandros Theriaka 288. AOTEROPES Kyklop; Pherekydes bei Schol. Euripides Alk. 1. APHRODITE „Liebesgenuß“, „Die aus dem Meerschaum (Spermien des Uranos) Entstiegene“, „Auf dem Schaum wandelnd“, „Schaumglänzend“, APHREIN, das Aufschäumen. Aristoteles berichtet: „Auch den Alten scheint die schaumige Natur (aphrodes physis) des Samens nicht entgangen zu sein, da sie danach die Göttin, die die Vereinigung beherrscht, benannt haben.“ In den klassischen griechischen Schriften findet sich kein gleichwertiger Ersatz zum sterilen modernen Begriff der „Sexualität“ oder zum des mit Sünde umwobenen christlichen Begriffes des „Fleisches“. Der Terminus, der die Dinge der Liebe meint und zum Ausdruck bringt, „ta aphrodisia“, ist von einem ganz anderen Begriffsinhalt geprägt als der naturwissenschaftliche „Sexualität" oder der denunzierende eines „Fleisches". „Ta aphrodisia“, das meint: die Gesten und Gebärden, die Berührungen, die Freuden der Liebe, die sinnlichen Lüste und Genüsse, schließlich der Akt selbst, die, wie Homer sagte, „lieblichen Werke der Hochzeit“ und „Lüste des Bettes“. Im Begriffsfeld der Aphrodisia fallen demnach drei zu unterscheidende Begriffsmomente zusammen: Das Liebesverlangen (der Trieb, das Begehren, die sehnsüchtige Empfindung), die Erfüllung des Verlangens (der Akt) und die Begleiterscheinung der Erfüllung des Verlangens (das Vergnügen, die Lust). Es ist der Name der Aphrodite selbst, der als Synonym für Liebe steht, für Liebreiz und Schönheit, für Sehnsucht und Verlangen, die mit ihr einhergehen, und insbesondere für die geschlechtliche Liebe selbst. ...... Die Aphrodite war nie nur eine griechische Göttin, in ihrer Natur sind hellenisch- indogermanische, ägäisch-kleinasiatische und semitisch-orientalische Bestandteile verschmolzen. Ursprünglich war sie eine asiatische Fruchtbarkeitsgöttin die bei den Assyrern Mylitta, den Arabern Alilat, den Persern Mitra, den Skythen Agrimpasab und bei den Semiten Ischtar, Aschtoret, Astard, später als Astarte wiedergegeben, hieß. Genealogie und Mythos zeigen vergleichbare Überschneidungen von Linien verschiedenartiger religiöser Herkunft: Bei Homer Ilias 5,370f.: „Doch Aphrodite, die göttliche, fiel in den Schoß der Dione, Ihre Mutter, die aber nahm in die Arme ihre Tochter, …“ und 381f ist Aphrodite Tochter des Zeus und der Dione, seiner Schwester, einer ursprünglich aber alten indogermanischen Himmelsgöttin, die ihre Eigenschaften der Schönheit, Klarheit und Heiterkeit an ihre aus dem Orient zugewanderte „Tochter“ abgegeben hat und so die dunklere Gestalt der Aphrodite, als ehemalige vorderasiatisch Fruchtbarkeitsgöttin, entscheidend zur gleißenden Schönheit der Liebesgöttin gewandelt hat. Hesiod erzählt die Geburt der Aphrodite in der Theogonie (150ff). Alle Kinder die Gaia dem Uranos gebar waren ihm ein Gräuel und er verbarg sie sofort wieder in der Erde. Die Erde wurde im Inneren bedrängt, stöhnte und ersann einen Anschlag. Sie forderte die Kinder auf die Schandtaten des Vaters zu rächen. Nur Kronos wagte es und sagte zu. Gaia freute sich, gab ihm eine scharf gezahnte Sichel, lehrte ihn die List und verbarg ihn. Es kam die Nacht und Uranos (der Himmel) umfing die Erde voller Liebesverlangen und breitete sich über sie. Kronos aber griff aus dem Versteck mit der linken Hand nach ihm, nahm die riesige Sichel in die Rechte, mähte das Geschlechtsteil seines Vaters ab und warf es bei Zypern in das Meer. Ringsum entstand weißer Schaum aus dem unsterblichen Fleisch (letzter Samenerguss). Aus diesem Schaum wuchs ein Mädchen, Theogonie 200: „… und geschlechtsliebend, weil sie aus dem Geschlecht ans Licht trat.“ Sie schwamm nach Kythera und zurück und entstieg als wunderschöne Göttin Aphrodite dem Meer. Eros (der Trieb) und Himeros (Personifikation der sehnsüchtigen Empfindung, des Liebesverlangens) empfingen sie und begleiteten Aphrodite als sie zur Schar der Götter emporstieg. Von Anbeginn besaß sie die Ehre der Göttlichkeit und gewann ihren Bereich unter Menschen und Göttern; Hesiod Theogonie 206: „Trautes Mädchengeplauder und Lächeln und Trug, süße Lust, Umarmung und Kosen.“ Keine Geschichte konnte die Gestalt einer Gottheit je zur Gänze erfassen – sie lebten ja in der Seele unserer Vorfahren. Deshalb erhielt auch Aphrodite, wie alle wichtigen Götter, zur genaueren Bestimmung ihrer Eigenschaften eine Vielzahl von Beinamen – einige Beispiele: „die Güldene“, „die mit dem schönen Gesäß“, „die Gestalten Wandelnde“, „die Auftauchende“, „die gemeine Liebe“, „die himmlische Liebe“. Auch das Kriegerische, die Gefahr, ja sogar den Tod, den sie, die Liebe, herbeiführen kann, wird durch Beinamen ausgedrückt: „die Mordende“, „die Unheilige“, „die Begrabende“, „die auf den Gräbern“. Ihre Beziehung zu Ares (siehe Ares >), dem Kriegsgott, zeigt ebenfalls ihr Schmerzen zufügendes, kriegerisches Element. Wo Liebe ist, sind Schmerz und Krieg nicht fern. Ihr tierisch triebhafter Aspekt wird mit „die Dunkle“ und „die Schwarze“ ausgedrückt; das glückliche Strahlen, das sie jung verliebten Paaren lächelnd in das Gesicht zaubert, mit „die weithin Leuchtende“. Nun – genug der Worte – vergiß die „Sexualität“, vergiß „das Fleischliche“, gehe hin und diene deiner Göttin Aphrodite ! ARGEIOS 2 Ein Gigant; Tzetzes Theogonie 93. ARGES / ARGOS 24 Einer der Kyklopen, der „Rundaugen“; Hesiod, Theogonie 139ff: Brontes – der Donner, Steropes – der Blitz und Arges / Argos – den Grellen. Orph. frg. 57; Apollodor 1,1. Drei einäugige Riesen, Söhne der Gaia und des Uranos, die nach den Titanen geboren wurden. Uranos warf sie in den Tartaros. Kronos befreite sie, fesselte sie aber wieder als sie ihm gefährlich wurden und warf sie zurück in den Tartaros. Beim Kampf der Titanen gegen die neuen Götter befreite sie Zeus über Vorschlag der Ge endgültig; lies Kronos >. Aus Dankbarkeit schmiedeten sie ihm den Wetterstrahl, den Blitz und den Donner, dem Pluton die Tarnkappe und dem Poseidon den Dreizack. Nach späteren Anschauungen lebten sie als Gesellen des Schmiedes Hephaistos in Vulkanen und schmiedeten unter anderem dem Zeus ständig die Blitze, die er zur Aufrechterhaltung seiner Macht brauchte. Als Zeus den Stammvater der Ärzte, Asklepios, den Sohn des Apollon, mit dem Blitz tötete, weil er Tote zum Leben erweckte und damit in göttliche Belange eingriff, tötete Apollon aus Rache die Kyklopen. Nachdem sich die Menschen im Jahrtausend vor Christi nicht vorstellen konnten, daß die ca. 1600 v. Chr. errichteten gewaltigen Mauern von Tiryns und Mykenai von Menschen erbaut wurden, betrachteten sie die Kyklopen als die Erbauer. Dazu erzählte man sich die Geschichte in der Perseus, der Gründer der Stadt Mykenai die Kyklopen mitgebracht habe, als er von seiner Medusenfahrt zurückkehrte. ....... Nach Homer, Od. 9,105ff, 276, 508: Bei ihm entbehren die Kyklopen des Dämonischen der Natur und der Technik, sind ein unzivilisiertes Volk von menschenfresserischen Riesen die im fernen Westen hausen. Sie sind autochthon oder haben verschiedene Eltern, leben ohne Gesetz, jeder für sich mit seiner Familie in Berghöhlen. Korn und Reben wachsen, aber sie kennen nur Schaf- und Ziegenzucht. Dem Kyklpoen Polyphemos, in diesem Fall ist Poseidon sein Vater und Thoosa seine Mutter, brennt Odysseus das Auge aus, siehe Odyssee >. Er brüllt auf und bittet seinen Vater um Rache. In Euripides Satirspiel „Cyclops“ sind alle Kyklopen Söhne des Poseidon, Polyphemos hat als Mutter die Gaia. Euripides zeichnet den Polyphemos als modernen Übermenschen, Gottesleugner und zum Schluß als Päderasten. Die einzige eigentliche Kultstätte der Kyklopen lag am Isthmos. Hesiod Theo. 140ff: „Ferner gebar sie Kyklopen von übermächtigem Wesen, Brontes, Sterópes und Arges, mit übergewaltigem Sinne. Diese erschufen als Gaben für Zeus den Blitz und den Donner. Waren auch sonst sie in allem gleich den ewigen Göttern, lag auf ihrem Gesicht jedoch nur ein einziges Auge; daher sie auch zu dem Namen Kyklopen gekommen, weil kreisrund mitten in ihrem Gesicht ein einziges Auge gelegen. Stärke, Gewalt und Erfindung waren bei all ihren Werken.“ [Hesiod: Theogonie. Dichtung der Antike von Homer bis Nonnos, S. 4493 (vgl. Hesiod-W, S. 8 ff.) (c) Aufbau-Verlag] Vergil Aen. 8,425: „Dicht an der Küste Siziliens, bei der äolischen Insel Lipara, steigt aus den Wellen ein Eiland von rauchenden Felsen. Unter ihm dröhnt die Höhle, dröhnen ätnäische Grotten, wild von Kyklopenflammen zerklüftet. Wuchtige Hiebe donnern von Ambossen. Glühende Stahlmassen, Chályberschätze, zischen und brodeln in Becken. Ein Flammenmeer braust durch die Essen. Haus des Vulcanus und Insel Vulcania nennt man die Stätte. Hierher begab sich vom Himmel herab der Meister des Feuers. In der gewaltigen Höhle schmiedeten schon die Kyklopen Brontes, Steropes, Pyrakmon, die Leiber entblößt. In den Fäusten hielten sie einen fast fertigen, teilweise auch schon polierten Blitz, wie sie Jupiter zahlreich vom Himmelsgewölbe hernieder sendet zur Erde.“ [Vergil: Lied vom Helden Aeneas. Dichtung der Antike von Homer bis Nonnos, S. 17859 (vgl. Vergil-W, S. 339) (c) Aufbau-Verlag] ARGOS 23 Einer der Giganten. Er dürfte mit Argeios 2 identisch sein; Tzetzes Theogonie 93. ARISTAIOS Sohn des Apollon und der Kyrene. Bakchylides, frg. 45, nennt ihn Sohn von Gaia und Uranos. Chiron erzieht und unterrichtet ihn. Ein alter bäuerlicher Segensgott, der einen Teil seiner Funktionen an die späteren Gottheiten Zeus und Apollon abgab, aber trotzdem von Ge und den Horen unsterblich gemacht wurde und Heros blieb. Er lehrte den Bauern, wie er es von Chiron gelernt hat, die Kunst des Heilens, der Bienenzucht, des Anbaues von Olivenbäumen und der Käseherstellung. Obwohl er Hirte von großen Herden, verlobt und glücklich war, verfolgte er in lüsterner Verliebtheit die schöne Dryade Eurydike 1. Eurydike ergriff die Flucht, trat dabei auf eine Schlange, wurde gebissen und verstarb (lies Orpheus > und Eurydike >). Nach dem Tode seines Sohnes Aktaion verließ er das Festland, wurde König der Insel Keos, wanderte weiter über Libyen nach Sardinien und Sizilien und lehrte die Menschen seine Künste. ASOKOS Ein Gigant. Homer Ilias 6,130ff: „Nein, denn auch nicht des Dryas Sohn, der starke Lykurgos, Lebte noch lange, der mit den himmlischen Göttern gestritten; Der verscheuchte des schwärmenden Gottes Dionysos Ammen Einst auf Nysas heiligem Berg, sie alle zusammen Warfen die Thyrosstäbe zu Boden, vom Mörder Lykurgos Mit dem Ochsenstachel geschlagen. Dionysos aber Floh in des Meeres Woge, und Thetis nahm den Verzagten Auf im Bausch; er zitterte stark vor des Drohenden Stimme. Ihm aber zürnten darauf die leichthin lebenden Götter, Und ihn blendete Kronos` Sohn; er lebte da nicht mehr Lang, denn er war verhasst bei den unsterblichen Göttern.“ Bei dieser Vertreibung des Dionysos und seines Gefolges half der Gigant Askos dem Lykurgos. Es wird auch erzählt, dass sie Dionysos gefesselt und in einen Fluss geworfen haben. Hermes erschien und befreite Dionysos. Zur Strafe für diesen Frevel wurde Lykurgos von Zeus geblendet. Hermes tötete den Askos, zog ihm die Haut ab und gebrauchte sie als Schlauch für die Aufbewahrung von Wein. Eine syrische Stadt erhielt ihren Namen von Askos. Bei Eudokia 396 ist er ein Titan. ASTANOS Nach Stephanos Byzantios. Er wird normalerweise Adanos genannt; siehe Adanos >. ASTER 2 Ein Gigant; er wurde von der Göttin Athene getötet. ASTRAIOS 4 „Strahlend wie ein Stern“. Titan, Sohn des Kreios und der Eurybia. Mit Eos zeugte er den Süd-, Nord- und Westwind (die Winde vor dem Sonnenaufgang), den Morgenstern und die meisten der übrigen Gestirne. Bei Hygin praef. 4 ist er (sicher falsch !) ein Gigant und damit Sohn des Uranos. ATHOS 2 Ein Gigant auf den ein Berg geworfen wurde und der unter diesem Berg begraben ist; heute trägt dieser Berg seinen Namen – Athos; M. Mayer, Gig. und Tit. S. 85,195. ATLAS Sohn des Titanen Iapetos und der Okeanide Klymene 1; Hesiod theog. 746. Andere Schriftsteller nennen als Vater, Mutter oder Eltern Uranos, Aither, Ge, Asia, Libye, Hemera, Poseidon und Kleito. Gemahl der Pleione, nach Musaios ist Aithra 2 seine Frau. Mit Pleione zeugte er sieben Töchter, die Pleiaden. Hesperis schenkte ihm die Hesperiden (siehe Hesperiden>). Er war Vater von Kalypso (Homer Odyssee1,52. 7,244ff), Hyas und der Hyaden. Auch Dione, die Gattin des Tantalos (Hygin fab. 83), Niobe (Ovid met. 6,174f), Maira, die Gattin des Königs Tegeates (Pausanias 8,48,6), Hesperos (Diodoros 3,60) und Auson (Stephanos Byzantios) wurden ihm von den Dichtern als Kinder zugeschrieben. Durch die Nachkommen seiner vielen Kinder ist Atlas der Stammvater einer Vielzahl von Herrschergeschlechtern von Mauretanien bis Kleinasien. Er wurde auch als Urahne von Homer und Hesiod erzählt. …… Atlas ist die Personifizierung der Trennung zwischen Himmel und Erde, aber auch der Träger der Erde. Das Atlasgebirge, der atlantische Ozean. König von Atlantis (Platon Kritias 114a; lies Kleito >), aber auch König von Mauretanien. Als im Kampf der Titanen gegen die Götter Atlas seine Titanenbrüder unterstützte „verdonnerte“ Zeus ihn zum Tragen des Himmels in den Nordwesten Afrikas. Dort stand er und trug auf zwei Säulen den Himmel (In der Architektur die Atalanten, von denen es in Wien sehr viele zu sehen gibt.) bis Perseus (siehe Perseus>) ihn versteinerte: so entstand das Atlasgebirge. Bei der elften Arbeit des Herakles verspricht Atlas dem Herakles, dass er ihm die goldenen Äpfel der Hesperiden aus dem Garten der Götter hole, wenn Herakles ihm dafür die Erde kurz trage. Herakles übernahm die Erde, Atlas holte die Äpfel, lachte und erklärte Herakles, dass er keine Lust habe die Erde wieder zu übernehmen. Herakles war einverstanden, bat aber Atlas die Erde noch einmal kurz zu halten, damit er sich ein Polster auf die Schulter legen könne. Atlas nahm die Erde und Herakles hob die Äpfel auf und ging. Atlas kommt in vielen weiteren Sagen und Geschichten vor. Der Typ des den Himmel und die Erde tragenden Riesen ist auch in den Mythen des alten Orients bekannt: z. B. Upelluri in den hettitischen Texten. ATROPOS „Die Unabwendbare“. Eine der drei Moirai. „Die Zuteilerinnen“, die Schicksalsgöttinnen, die den Menschen den Zeitpunkt der Geburt, das Lebensschicksal und den Zeitpunkt des Todes zuteilen. Der Begriff `mo-ro-pa` in der mykenisch-griechischen Sprache bedeutet etwa „Besitzer eines Teiles“. Moira ist sprachwissenschaftlich verwandt mit Teil, Portion, Anteil, teilen u.s.w. Töchter der Nyx oder des Zeus und der Themis, - DER GÖTTIN DER GESAMTEN ALS GÖTTLICH EMPFUNDENEN ORDNUNG DES LEBENS. Themis, als Mutter der drei Moiren, war eine Titanin, Tochter des Uranos und der Ge, zweite Gattin des Zeus, mit dem sie die 3 Moiren gezeugt hat. Ursprünglich war sie eine Erdgöttin. Sie wandelte sich bis sie schließlich zur mächtigen Göttin der göttlichen Ordnung und des altgeheiligten Rechtes wurde. Ihr Wirkungsbereich erstreckte sich von der Familie, über größere Gemeinschaften von Menschen bis zu den Göttern. Sie war die Göttin aller jener Anstands- und Verhaltensregeln, aller jener Bräuche, Rechte, Pflichten und dgl., die in der Zeit, bevor es geschriebene Gesetze gab, nötig waren, um ein geregeltes Zusammenleben innerhalb der Familie, größerer Gemeinschaften von Menschen und innerhalb der Götterwelt zu ermöglichen. Auch die Regeln der Beziehungen zwischen den Göttern und den Menschen unterstanden der Hoheit der Themis. Die drei Moiren standen als Schicksalsgöttinnen direkten Wirkungsbereich dieser starken Mutter. ………. Die Vorstellung, dass jeder Mensch nur eine gewisse Portion von Leben hat, dass Teile dieses Lebens zugeteiltes Glück oder Unglück sind und dass diese zugeteilten Teile nicht bei allen gleich sind, führte zur Entwicklung der Vorstellung des Schicksals, das jedem zugeteilt wird; Homer Ilias 20,125ff (Die Göttin Hera spricht vor den anderen Göttern über Achilleus.): „Vom Olympos stiegen wir alle, um hier auf dem Schlachtfeld mitzukämpfen; es darf dem Peliden unter den Troern heute kein Unheil zustoßen; später trifft ihn das Schicksal, das ihm die Moira bei der Geburt mit dem Faden gesponnen.“ [Homer: Ilias. Dichtung der Antike von Homer bis Nonnos, S. 5271 (vgl. Homer-W Bd. 1, S. 379) (c) Aufbau-Verlag] Zugeteilt von eigenen Schicksalsgöttinnen, den Moirai, den Zuteilerinnen – natürlich, im Auftrag des Zeus, des Götterkönigs, und der Themis. Diese Schicksalsgöttinnen stehen nicht nur im Dienste des Zeus, sie wirken auch selbständig und gegen seinen Willen, wie z. B. am Tod des Zeus-Sohnes Sarpedon zu erkennen ist; Homer Ilias 16,430ff: „...Also stürmten die Männer mit Kampfgeschrei gegeneinander. Als er sie sah, erfaßte des krummgesonnenen Kronos Sohn das Mitleid; er sagte zu Hera, der Schwester und Gattin: „Weh mir, daß dem Sarpedon, dem liebsten der Männer, bestimmt ist, Von des Menoitios Sohn, Patroklos, bezwungen zu werden. Zwiefach schwankt mir das Herz, indem ich im Sinne bedenke, Ob ich ihn lebend dem Kampf, dem tränenreichen, entraffe ....“. Hera antwortete ihm: „Welch ein Wort, o Kronide, du schrecklichster, hast du gesprochen ? Einen sterblichen Mann, der lang schon dem Schicksal verfallen, Willst du wieder heraus aus dem tosenden Schlachtentod retten ? Tu es; wir anderen Götter werden nicht alle es loben.“ Selbst Götter können der Macht des Schicksals nicht entrinnen. Nur ein mal wurden die Moirai in der erbarmungslosen Ausführung ihrer Werke bezwungen; Apollon machte sie betrunken, betrog sie und erreichte so, dass sein Liebling Admetos (lies Admetos >) nach Ablauf der ihm zugedachten Lebenszeit eine Ersatzperson in den Hades schicken konnte. Alkestis, seine Gattin, erklärte sich bereit für ihren geliebten Mann zu sterben, blieb aber auch am Leben, weil Herakles Thanatos, den Tod, heillos verprügelte und verjagte. ...... Ursprünglich gab es nur eine Moira, die Zuteilerin, die Göttin des Schicksals. Später teilte sie sich in drei Gottheiten auf. Hesiod nennt in der Theogonie 217-222 drei Moirai, erst als Töchter der Nyx, der Nacht, in Zusammenhang mit scheußlichen Wesen wie Not, Vergeltung, Mord, Totschlag, Betrug u.ä., um sie dann im gleichen Werk, 901ff, als Töchter des Zeus und der alles lenkenden und ordnenden Göttin Themis anzuführen. Andere nennen auch Uranos als Vater. Die drei Schicksalsgöttinnen mit ihren Aufgaben sind: Klotho, die Spinnerin, spinnt den Lebensfaden und bestimmt so mit dem Beginn ihrer Arbeit das Entstehen eines Menschen. Lachesis, die Zuteilerin, teilt den Menschen das Schicksal zu und verwebt in den Lebensfaden all das, was dem Betreffenden im Laufe des Lebens schicksalhaft widerfährt. Und Atropos, die Unabwendbare, sitzt mit der Schere, wartet und schneidet irgendwann den Lebensfaden ab. Wilhelm Busch, Die Knopp-Trilogie: „.... In der Wolke sitzt die schwarze Parze mit der Nasenwarze, Und sie zwickt und schneidet. – schnapp ! Knopp sein Lebensbändel ab. Na, jetzt hat er seine Ruh ! Ratsch ! Man zieht den Vorhang zu.“ Die Römer nannten die drei Göttinnen Parzen. …………… Mit Dike (die Gerechtigkeit), Eunomia (die Ordnung) und Eirene (der Frieden), den drei Horen, den Schwestern der drei Moirai, umfassen die sechs Töchter der Themis und des Zeus im Auftrag ihrer übergeordneten Mutter, der Göttin der universalen Ordnung, alle Lebensbereiche der Menschen – das Schicksal, die Ordnung in ihrer Existenz und die Gerechtigkeit, damit sie in Frieden leben und das ihnen vorbestimmte Schicksal mit Gnade empfangen und im Sinne der Götter mit Hingabe glücklich meistern können. Die Moirai wurden im ganzen griechischen Kulturraum verehrt, man brachte ihnen auch Opfer. Tyche, die Göttin des Zufalles, bzw. des Glückes, wurde oft auch als eine vierte Moirai gedacht; lies Tyche >. ……. In der bildenden Kunst sind die Moiren fast ausschließlich in Verbindung mit Geburt, Eheschließung und Tod dargestellt. Dem entsprechend kann man sie oft auf römischen Sarkophagen bewundern. BASILEIA Später nannte man sie Kybele. Tochter der Titania (= Gaia); Diodor 3,57. BESBIKOS 2 Ein Gigant. Er wurde von Persephone mit Hilfe des Herakles mit anderen Giganten unter Felsblöcken, die heute als Insel seinen Namen tragen, begraben. BRIAREOS Einer der drei Hekatoncheiren Briareos, Gyes (Gyges 3) und Kottos / Koios 2, die drei gewaltigen Söhne von Ge und Uranos, auch Pontos wird als Vater genannt. Briareos wird auch mit Aigaios gleichgesetzt; in diesem Fall wird Poseidon als sein Vater genannt. Gedacht wurden sie als riesige kraftstrotzende männliche Gestalten mit je hundert Armen und 50 Köpfen. Uranos fürchtete diese Söhne und sperrte sie in der Mutter Erde ein. Kronos befreite sie aus der Erde, bekam es aber ebenfalls mit der Angst zu tun, fesselte sie und warf sie in den Tartaros. Das Ungeheuer Kampe musste die Fesseln bewachen. Als die Götter gegen die Titanen kämpften und nach 10 (90)- jährigem Krieg die Schlacht noch immer nicht entschieden war, flüsterte Ge Zeus in das Ohr er solle doch zur Verstärkung den drei Hekatoncheiren die Fesseln abnehmen und sie aus dem Tartaros befreien. Zeus tötete Kampe und glücklich über die Befreiung griffen die drei Gewaltigen sofort in den Kampf ein, warfen mit dreihundert Armen gleichzeitig dreihundert Berge auf die Titanen und entschieden damit den Kampf. Die Titanen wurden in den Tartaros geworfen, Nix umgab sie mit dreifacher Dunkelheit, Poseidon verschloss das Tor auf dem Grund des Meeres und die Hekatoncheiren tauchten hinab und bewachen nun das Tor. Briareos nahm unter den drei Brüdern eine Sonderstellung ein, er wurde gerechter Schiedsrichter bei Streitigkeiten unter den Göttern. Als die Götter sich einmal gegen den allgewaltigen Zeus erhoben und ihn fesseln wollten, holte Thetis Briareos aus dem Meer; Homer Ilias 1,399ff: „Als ihn die anderen Olympier fesseln wollten mit Banden, Hera sowie Poseidon und auch die Pallas Athene, Aber da kamst du, Göttin, und löstest ihn von den Banden, Rasch zum hohen Olymp den Hundertarmigen rufend, Den die Götter Briareos nennen, aber Aigaion Alle Menschen; er ist seinem Vater an Kraft überlegen; Der aber setzte sich neben Kronion, froh seiner Stärke.“ Briareos ordnete die Freilassung des Zeus an. Dafür schenkte ihm der Götterkönig seine Tochter Kymopola/eia. Beim Streit zwischen Helios und Poseidon um die Schutzherrschaft von Korinth entschied Briareos: Der Meeresgott erhielt den Isthmos, Helios die Zitadelle Akrokorinth. …… Die Deutung dieser drei Gewaltigen als Kräfte der Natur wie Erdbeben, Sturmfluten u. dgl. ist nur bedingt zulässig. Viele Schriftsteller zählen sie zu den Giganten. BRONTES Kyklop, Sohn der Gaia und des Uranos; lies Kyklopen >. Hesiod Theo. 140ff: „Ferner gebar sie Kyklopen von übermächtigem Wesen, Brontes, Sterópes und Arges, mit übergewaltigem Sinne. Diese erschufen als Gaben für Zeus den Blitz und den Donner. Waren auch sonst sie in allem gleich den ewigen Göttern, lag auf ihrem Gesicht jedoch nur ein einziges Auge; daher sie auch zu dem Namen Kyklopen gekommen, weil kreisrund mitten in ihrem Gesicht ein einziges Auge gelegen. Stärke, Gewalt und Erfindung waren bei all ihren Werken.“ [Hesiod: Theogonie. Dichtung der Antike von Homer bis Nonnos, S. 4493 (vgl. Hesiod-W, S. 8 ff.) (c) Aufbau-Verlag] Vergil Aen. 8,425: „Dicht an der Küste Siziliens, bei der äolischen Insel Lipara, steigt aus den Wellen ein Eiland von rauchenden Felsen. Unter ihm dröhnt die Höhle, dröhnen ätnäische Grotten, wild von Kyklopenflammen zerklüftet. Wuchtige Hiebe donnern von Ambossen. Glühende Stahlmassen, Chályberschätze, zischen und brodeln in Becken. Ein Flammenmeer braust durch die Essen. Haus des Vulcanus und Insel Vulcania nennt man die Stätte. Hierher begab sich vom Himmel herab der Meister des Feuers. In der gewaltigen Höhle schmiedeten schon die Kyklopen Brontes, Steropes, Pyrakmon, die Leiber entblößt. In den Fäusten hielten sie einen fast fertigen, teilweise auch schon polierten Blitz, wie sie Jupiter zahlreich vom Himmelsgewölbe hernieder sendet zur Erde.“ [Vergil: Lied vom Helden Aeneas. Dichtung der Antike von Homer bis Nonnos, S. 17859 (vgl. Vergil-W, S. 339) (c) Aufbau-Verlag] BUTES 2 Sohn des Pallas 3; Tzetzes Theogonie. Bei M. Mayer, Gig. und Tit. S. 185 ist er ein Gigant. CHARITES (Sehr fragwürdig) Nur im Schol. Theocr. ed. Wendel S. 352 werden die Chariten ohne Angabe der Mutter als kinder des Uranos genannt. CHROMIOS 4 Fraglicher Name eines Giganten; M. Mayer, Gig. und Tit. S. 255. CHTHONIOS 6 Ein Gigant. M. Mayer, Gig. und Tit. S. 252. Nonnos Dionysiaka 48,10ff: „………………………………………………………..Dann spornte sie die der Erde entsprossenen Riesen der Berge zum Kampfe gegen Lyaios, versetzte in Wut die ragenden Recken: »Streitet, ihr Söhne, gegen den ästeschwingenden Bakchos, kämpft mit gewaltigen Felsblöcken! Trefft den Sohn des Kroniden, Schlächter der Inder, Verderber meines Geschlechtes! Ich möchte niemals den Bastard vereint mit Zeus als Himmelsherrn sehen. Nehmt ihn gefangen - er soll mir gehorchen als Brautkammerdiener, wenn ich mit meinem Porphýrion Hebe vermähle, mit meinem Chthonios Kypris, wenn ich Glaukopis besinge als Gattin meines Enkélados, Artemis als Alkyóneusgemahlin! Schleppt mir Dionysos her: Zeus soll sich ärgern und grämen, sieht er Lyaios als Kriegsgefangenen Sklavendienst leisten! Aber ihr könnt ihn auch totschlagen mit zermalmendem Eisen, wie es dem Zagreus geschah. Dann könnte einer der Götter oder der Sterblichen sagen: Gaia schickte in schwerem Groll schon zweimal Schlächter gegen die Brut des Kroniden, einst die Titanen gegen den alten Dionysos, Zagreus, gegen den jungen das später erwachsne Geschlecht der Giganten!« Durch den Befehl versetzte sie alle Giganten in Aufruhr. Scharenweis strömten die Erdentsprossenen vorwärts zum Kampfe. Einer schleppte ein Stück des Bodens von Nysa. Ein ………“ [Nonnos: Leben und Taten des Dionysos. Dichtung der Antike von Homer bis Nonnos, S. 9180 (vgl. Nonnos-W Bd. 2, S. 248 ff.) (c) Aufbau-Verlag] CHTHONOPHYLOS Ein Gigant auf dem Altarfries in Pergamon. COEUS Ein Gigant und damit ein Sohn des Uranos; bei Ovid ist er ein Titan und Vater der Latona. DAGON Eusebios praep. ev. 1,10,13 nennt den phoinikischen Gott Dagon einen Sohn des Uranos. DAMASEN Vaterloser Sohn der Gaia, der bei der Geburt schon einen Bart trug. Eris war seine Amme. Auch ein gewaltiger Gigant Maioniens, der auf dem Schild des Dionysos abgebildet war; Nonnos Dionysiaka 25,453: „….weiter Damásen, der riesige Erdensohn, Töter der Drachens…“; [Nonnos: Leben und Taten des Dionysos. Dichtung der Antike von Homer bis Nonnos, S. 8643 (vgl. Nonnos-W Bd. 1, S. 372) (c) Aufbau-Verlag]. DAMASTOR 2 Ein Gigant. Athene versteinerte mit dem Haupt der Gorgo seinen Bruder Pallas. Im Kampfgetümmel verwendete er den versteinerten Bruder als Wurfgeschoß und schleuderte ihn seinen Feinden entgegen; Cl. Claudianus Gigantomach. 101ff. DAMYSOS Der schnellste der Giganten. Auf Pallene lag sein Leichnam, Chiron grub ihn aus, entnahm ihm einen Knöchel und setzte ihn dem Achilleus ein. Diese sehr späte Erzählung sollte die Schnelligkeit des Achilleus erklären; Ptolemaios Heph. 6. DIONE 1 Sehr frühe indogermanische Gottheit die in der Göttin Aphrodite aufging. Sie galt als eine Schwester des Zeus. Homer Ilias 5,370 und 381 nennt sie, entgegen Hesiod, Mutter der Aphrodite mit Zeus als Vater; lies Aphrodite >. Hesiod Theogonie 353 nennt sie Tochter der Tethys und des Okeanos. Apollodor 1,12 rechnet sie unter die Nereiden und Pherekydes frg. 46 zählt sie zu den dodonischen Nymphen, die er mit dem Sternbild der Hyden gleichsetzt. Apollodor 1,2 zählt sie zu den Titaninnen. ECHION 2 „Schlangenmann“. Gigant, fällt im Kampf mit Athene; Claud. Claudianus Gig. 104; M. Mayer. Gig. und Tit. S. 252. ELATREUS 1 Ein Kyklop bei Nonnos 14,52: „Auch die Kyklopenscharen strömten herzu. Auf dem Schlachtfeld pflegten sie, ohne Bewaffnung, anstelle von Lanzen die Felsen kraftvoll zu schleudern. Steilwände dienten ihnen als Schilde, ragende Aussichtspunkte als schützende felsige Helme, Funken aus ihrer sizilischen Werkstatt als brennende Pfeile. Lodernde Brandsätze schwangen zum Kampf sie in ihren an Flammen sattsam gewohnten Händen, Mitbringsel aus der vertrauten Schmiede: Brontes, Steropes, Eurýalos wie auch Elatreus, Arges und Tráchios, auch Halimedes, der prahlende Hüne. [Nonnos: Leben und Taten des Dionysos. Dichtung der Antike von Homer bis Nonnos, S. 8379 (vgl. Nonnos-W Bd. 1, S. 212) (c) Aufbau-Verlag] EMPHYTOS Fraglicher Name eines Giganten; M. Mayer, Gig. und Tit. S. 255. ENKELADOS 1 Ein Gigant, Sohn des Tartaros oder Uranos und der Ge. Er war Anführer der Giganten und wurde von Zeus mit dem Blitz erschlagen. Andere sagen, dass Athene den Ätna auf ihn geworfen habe; Vergil Aeneis 4,178f. EPHIALTES 2 Gigant, Sohn von Gaia und Uranos. Er wurde beim Kampf der Götter gegen die Giganten von Apollon mit einem Pfeilschuss in das Auge getötet; Apollodor 1,37. EPOPEUS 2 „Den, der alles überblickt“. Ein Gigant, nach dem der Vulkan Epomeo auf Ischia benannt ist. Er wandelte sich vom Titanen der nach Diodor 6. Fr. 6 alle Götter zum Kampf aufforderte zum Giganten; Akusilaos; Hygin fab. p. 9; M. Mayer, Gig. und Tit. S. 210, 254. EROS als Liebesgott Sohn der Aphrodite und des Ares. Eros, der Liebesgott, die Erotik, ist der Trieb, der zu den Dingen der Liebe führt, der treibt, aktiv werden lässt, aber auch ermöglicht, dass man dieses Wunderbare passiv über sich ergehen lässt und geniest; die Liebe selbst ist Aphrodite. Die Römer übernahmen ihn aus der griechischen Literatur und nannten ihn Amor oder Cupido: „Auch die Vernunft und die Scham, die Händ auf den Rücken gebunden, Führt man daher, und was sonst Amors Befehlen sich sträubt. Alles erbebet vor dir; das Volk streckt flehend die Arme Nach dir aus, und laut singt es und jubelt: »Triumph!« Tollheit und Irrtum sind deine Gefährten, auch schmeichelnde Worte, […].“ [Ovid: Liebeselegien (Amores). Dichtung der Antike von Homer bis Nonnos, S. 13177 (vgl. Ovid-W Bd. 2, S. 9) (c) Aufbau-Verlag]. …… Aphrodites schelmischer kleiner Sohn und Gehilfe ist weit entfernt vom Eros des Hesiod theog. 120 – 122; 201. Hesiod´s Eros (der Urtrieb und in dieser Form auch der Trieb, der zu den schönen Werken der Liebe treibt) empfängt mit Himeros (Liebessehnsucht) Aphrodite bei ihrer Ankunft aus dem Meerschaum und begleitet sie in den Olymp. Der Eros / Amor /Cupido als Sohn der Aphrodite und des Ares ist ein Werk der späteren Literatur und meist von Himeros, der Liebessehnsucht, kaum zu unterscheiden. ‚Dieser Eros der‘, der noch keinen Flaum unter der Nase trägt und immer bereit ist im Auftrag seiner Mutter, sowohl bei den Menschen als auch bei den Götter, mittels eines Pfeils die Liebe, das Sich-plötzlich-verlieben in den Körper zu schießen, wird in der bildenden Kunst als niedlicher pausbäckiger Schelm, stets mit Pfeil und Bogen bereit, dargestellt. Dieser putzige kleine Nackedei verkörpert das zentrale Element der Götter und Menschen, entscheidet über eine Existenz wie im ‚Himmel auf Erden‘ oder auch ‚die Hölle im Himmel‘. Seine „Untaten“ sind fester Bestandteil der Götter- und Menschengeschichten. Lies auch Psyche >. Dieser kleine Gott ist eines der beliebtesten Motive in der Malerei und der Plastik. Sappho frg. 132 B und Platon Symp. 178 B nennen Eros einen Sohn von Gaia und Uranos. ERINYEN Auch Erinyes, Erinyen oder Maniai (die Rasenden), später aber Eumeniden genannt. Die Römer nannten sie Furien. Sie werden meist mit der Rachegöttin Ara, der Personifikation des Fluches, gleichgestellt. Als Kronos dem Uranos das Geschlechtsteil abschnitt wuchsen aus den Blutstropfen die zur Erde, der Gaia, fielen auch die Erinnyen. Meistens wurden sie in einer Dreiheit angerufen: Alekto, die „Unaufhörliche“, Tisiphone / Teisiphone, die „Vergeltung“ und Megaira, der „neidische Zorn“. Auch die Göttin Mania 2, die Personifikation des Wahnsinns, wurde zu den Erinnyen / Maniai gezählt. Zorn- und Rachegeister, Göttinnen der Verfluchung und Vergeltung. Personifizierung des schlechten Gewissens. Ursprünglich dürften sie personifizierte Flüche gewesen sein. Sie spiegeln einen sehr alten griechischen Glauben an eine göttliche Gerechtigkeit in der Vergeltung wider. Aus der Unterwelt aufsteigend, hässlich, alt, geflügelt, mit Schlangen anstatt Haaren auf dem Kopf und schwarzer Haut, aus den Augen floss giftiger Geifer, brüllend wie Stiere und Wölfe, mit Fackeln, Schlangen und Keulen bewaffnet, so stellten sich die Menschen der frühesten Epochen das ‚verfolgende schlechte Gewissen‘ vor. Da sie älter waren als die Nachkommen des Kronos standen sie über den regierenden Göttern. Ihre Hauptaufgaben waren der Schutz des Mutterrechtes und der göttlichen Rangordnung innerhalb der Familien. Ihr Tun und Handeln, ihre Vergeltung im seelisch-geistigen Bereich, schützte diejenigen, die menschliches Recht nicht schützen konnten, speziell dann, wenn das Unrecht in der eigenen Familie geschah. Diese Funktion war für ein ordnungsgemäßes Leben in der Gesellschaft erforderlich. Im Schutz des Mutterrechtes ist noch sehr stark, z.B. bei Orestes, das auslaufende Matriarchat erkennbar. Nachdem der wegen des Mordes an seiner Mutter angeklagte Orestes bei der Stimmengleichheit der Geschworenen durch die Stimme der Göttin der Gerechtigkeit, Athene, freigesprochen wurde, zwang Athene die Erinnyen ihre primitiven Funktionen aufzugeben und als gütige Eumeniden weiterzuwirken (endgültiges Ende des Matriarchats). Damit wurde Bestrafung für eine begangene Untat durch primitive Verfluchung und Rache abgelöst durch eine ordentliche Rechtssprechung die den göttlichen Weisungen entsprach (Gesetze) und mit Eid abgesichert war. V. D. Kirchner, geb. 1942, „Erinys“, Totenklage, Oper, UA 1990. EUONYMOS Erdgeborener Sohn der Gaia, Eponymos des gleichnamigen attischen Demos; Stephanos Byzantios. EUROPE(U)S Ein Gigant. Er ist auf einer schwarzfigurischen attischen Vase abgebildet; M. Mayer, Gig. und Tit. S. 185. EURYALOS 11 Ein Pelasger, der im 5. Jh. v. Chr. auf einer attischen Vase als Gigant auftaucht; M. Mayer, Gig. und Tit. S. 184f. EURYBIAS 1 Ein Gigant oder Titan; Orph. frg. 114. Er ist auf dem Altarfries in Pergamon abgebildet. EURYALOS 10 Ein Kyklope im Kampf des Dionysos gegen die Inder; Nonnos 14,52: „Auch die Kyklopenscharen strömten herzu. Auf dem Schlachtfeld pflegten sie, ohne Bewaffnung, anstelle von Lanzen die Felsen kraftvoll zu schleudern. Steilwände dienten ihnen als Schilde, ragende Aussichtspunkte als schützende felsige Helme, Funken aus ihrer sizilischen Werkstatt als brennende Pfeile. Lodernde Brandsätze schwangen zum Kampf sie in ihren an Flammen sattsam gewohnten Händen, Mitbringsel aus der vertrauten Schmiede: Brontes, Steropes, Eurýalos wie auch Elatreus, Arges und Tráchios, auch Halimedes, der prahlende Hüne. Einer nur fehlte im Heer, trotz seiner Größe und Stärke, Held Polyphemos, so hoch wie die Wolken, der Sprößling Poseidons, weil ihn ein anderer Eros, teurer als jener des Krieges, festhielt am Rande der Salzflut. Hatte er doch Galateia - zwar nur zur Hälfte - vor Augen und flötete über das Meer hin, blies, in die Nymphe verliebt, sein Lied auf der lockenden Syrinx.“ [Nonnos: Leben und Taten des Dionysos. Dichtung der Antike von Homer bis Nonnos, S. 8379 (vgl. Nonnos-W Bd. 1, S. 212) (c) Aufbau-Verlag] EURYMEDON 5 König der Giganten, Vater des Periboia 2, die dem Poseidon den Nausithoos, den Ahnherrn der Phaiakenkönige und Aretes gebiert. Eurymedon stürzte sich und sein Volk in das Verderben; Homer Odyssee 7,57ff: „………da begann zu erzählen die helläugig blickende Göttin: »Das ist das Haus, ehrwürdiger Fremdling, das ich dir zeigen sollte; du wirst die zeusbegünstigten Fürsten beim Schmause antreffen. Geh nur hinein, du brauchst dich gar nicht zu scheuen! Denn ein beherzter Mann gelangt bei jedem Beginnen besser ans Ziel als ein Feigling, und kommt er aus fernen Gebieten. Wende dich drinnen im Saale zuerst an die Herrin; Arete lautet ihr Name, sie stammt von dem gleichen Paare der Eltern, das den Alkinoos auch geboren, den König. Am Anfang hat den Nausithoos einst Poseidon, der Träger der Erde, mit Periboia gezeugt, der schönsten sämtlicher Frauen, jüngster Tochter des mutigen Eurymedon; der herrschte ehemals über das trotzige Volk der Giganten. Er stürzte in das Verderben die Frevler, sich selber desgleichen. Mit seiner Tochter verband sich Poseidon und zeugte als Sprößling den tapfren Helden Nausithoos, den Gebieter im Land der Phaiaken. Dieser zeugte Rhexenor und Alkinoos. Jenen raffte Apollon dahin, als jungen Gatten und ohne männlichen Erben; er hinterließ in seinem Palaste nur die Tochter Arete. Alkinoos nahm sie zur Gattin und erwies ihr Ehren, wie sie nicht eine von allen Frauen genießt, die heute, vermählt, den Hausstand verwalten.“ [Homer: Odyssee. Dichtung der Antike von Homer bis Nonnos, S. 5609 (vgl. Homer-W Bd. 2, S. 102 ff.) (c) Aufbau-Verlag] Euphorion erzählt, Eurymedon habe Hera, als sie noch bei ihren Eltern wohnte, vergewaltigt und mit ihr den Prometheus gezeugt. Später habe Zeus das erfahren und Eurymedon in den Tartaros geworfen. EURYTOS 1 „Der die Sehne anzieht“. Gigant, der von Dionysos mit dem Thyrsos erschlagen wird; Apollodor 1,37. FAMA „Gerücht“. Römische Personifizierung des Gerüchtes, Tochter der Gaia und letzte Schwester der Giganten, d. h. dass sie aus den Blutstropfen die aus dem abgeschnittenen Geschlechtsteil des Uranos auf die Erde tropften entstanden ist. Homer, Ilias 2,93: „….. Es war ein Gerücht entbrannt unter ihnen, ….“, kennt noch keine Personifizierung des Gerüchts. Hesiod, erg. 763f, schreibt: „Nie nämlich verliert sich ganz ein Gerücht, das viele Menschen verbreiten; ja es ist selbst eine Art von Gott.“ Bei den Römern ist Fama bereits voll personifiziert; Vergil Aeneis 4,175ff: „Unverzüglich eilt Fama durch die großen Städte Libyens, Fama, ein Unheil, das an Schnelligkeit seinesgleichen nicht hat. Beweglichkeit ist ihre Stärke, und während sie umgeht, sammelt sie Kräfte. Klein bleibt sie am Anfang durch Furchtsamkeit. Bald erhebt sie sich in die Lüfte, breitet am Boden sich aus und verbirgt ihr Haupt im Gewölk. Die Mutter Erde hat sie geboren in erbittertem Zorn gegen die Götter als letzte Schwester, wie man erzählt, für Coeus und Enceladus, mit schnellen Füßen und behänden Flügeln, ein Scheusal, schrecklich und gewaltig. So viele Federn es an seinem Körper hat, so viele Augen wachen darunter, wundersam zu sagen, so viele Zungen, ebenso viele Münder sprechen, so viele Ohren richtet es auf. Nachts fliegt sie schwirrend zwischen Himmel und Erde durchs Dunkel und schließt nie die Augen zu süßem Schlummer. Bei Tag sitzt sie wie eine Wächterin entweder auf dem äußersten Dachfirst oder auf hohen Palästen und hält die großen Städte in Schrecken, so auf Lüge und Falschheit beharrend, wie sie auch Botin der Wahrheit ist.“ Bei Ovid met. 12,39ff bewohnt Fama mitten im Erdkreis, zwischen Land und Meer und Himmel, an einem Ort wo sie alles sieht und hört, ein Haus aus Metall, das alles wieder gibt was es hört, ein Haus mit tausend nie verschlossenen Zugängen und Luken. Nie ist Geschrei in dem Haus, nur leises Murmeln; met. 12,53ff: „Scharen erfüllen die Halle; da kommen und gehn, ein leichtes Volk, und schwirren und schweifen, mit Wahrem vermengt, des Gerüchtes Tausend Erfindungen und verbreiten ihr wirres Gerede. Manche von ihnen erfüllen mit Schwatzen müßige Ohren, Andere tragen dem Nächsten es weiter, das Maß der Erdichtung Wächst, und etwas fügt ein jeder hinzu dem Gehörten. Töricht Vertrauen ist da, da ist voreiliger Wahn, ist Eitle Freude, da sind die sinnverwirrenden Ängste, Plötzlicher Aufruhr und Gezischel aus fraglichem Ursprung.“ GERAISTOS 2 Apollodor 3,212 nennt einen Kyklopen Geraistos, an dessen Grab Antheis, Aigleis, Lytaia und Orthaia, die Töchter des Hyakinthos 2 aus Lakedaimon, geopfert wurden. Minos belagerte Athen. In der Stadt waren die Pest und eine Hungersnot ausgebrochen und das befragte Orakel verlangte die Opferung von Frauen. GLAUKOS 26 Ein Gigant. GRATION Ein Gigant, Sohn von Gaia und Uranos; Apollodor 1,38. Er wurde beim Kampf der Götter gegen die Giganten von Artemis getötet; lies Giganten >. GYES Vater der Gygaia, einer Nymphe des gleichnamigen lydischen Sees. Er wird auch Gyges 3 genannt. Einer der drei Hekatoncheiren Briareos, Gyes (Gyges 3) und Kottos / Koios 2, die drei gewaltigen Söhne von Ge und Uranos, auch Pontos wird als Vater genannt. Briareos wird auch mit Aigaios gleichgesetzt; in diesem Fall wird Poseidon als sein Vater genannt. Gedacht wurden sie als riesige kraftstrotzende männliche Gestalten mit je hundert Armen und 50 Köpfen. Uranos fürchtete diese Söhne und sperrte sie in der Mutter Erde ein. Kronos befreite sie aus der Erde, bekam es aber ebenfalls mit der Angst zu tun, fesselte sie und warf sie in den Tartaros. Das Ungeheuer Kampe musste die Fesseln bewachen. Als die Götter gegen die Titanen kämpften und nach 10 (90)- jährigem Krieg die Schlacht noch immer nicht entschieden war, flüsterte Ge Zeus in das Ohr er solle doch zur Verstärkung den drei Hekatoncheiren die Fesseln abnehmen und sie aus dem Tartaros befreien. Zeus tötete Kampe und glücklich über die Befreiung griffen die drei Gewaltigen sofort in den Kampf ein, warfen mit dreihundert Armen gleichzeitig dreihundert Berge auf die Titanen und entschieden damit den Kampf. Die Titanen wurden in den Tartaros geworfen, Nix umgab sie mit dreifacher Dunkelheit, Poseidon verschloss das Tor auf dem Grund des Meeres und die Hekatoncheiren tauchten hinab und bewachen nun das Tor. Briareos nahm unter den drei Brüdern eine Sonderstellung ein, er wurde gerechter Schiedsrichter bei Streitigkeiten unter den Göttern. Als die Götter sich einmal gegen den allgewaltigen Zeus erhoben und ihn fesseln wollten, holte Thetis Briareos aus dem Meer; Homer Ilias 1,399ff: „Als ihn die anderen Olympier fesseln wollten mit Banden, Hera sowie Poseidon und auch die Pallas Athene, Aber da kamst du, Göttin, und löstest ihn von den Banden, Rasch zum hohen Olymp den Hundertarmigen rufend, Den die Götter Briareos nennen, aber Aigaion Alle Menschen; er ist seinem Vater an Kraft überlegen; Der aber setzte sich neben Kronion, froh seiner Stärke.“ Briareos ordnete die Freilassung des Zeus an. Dafür schenkte ihm der Götterkönig seine Tochter Kymopola/eia. Beim Streit zwischen Helios und Poseidon um die Schutzherrschaft von Korinth entschied Briareos: Der Meeresgott erhielt den Isthmos, Helios die Zitadelle Akrokorinth. …… Die Deutung dieser drei Gewaltigen als Kräfte der Natur wie Erdbeben, Sturmfluten u. dgl. ist nur bedingt zulässig. Viele Schriftsteller zählen sie zu den Giganten. HADREUS / ADREUS Ein Gigant, der auf dem Fries von Pergamon abgebildet ist. Der Name könnte auch anders lauten, weil der erste Buchstabe des Namen weg gebrochen ist; M. Mayer, Gig. und Tit. S. 253. HARPALEUS 2 Vielleicht der verdorbene Name eines Giganten; M. Mayer, Gig. und Tit. S. 202. HARPALYKOS 2 Vielleicht der verdorbene Name eines Giganten; M. Mayer, Gig. und Tit. S. 202. HERMES Sohn der Pleiade Maia und des Zeus. Abweichend davon werden auch Uranos und Hemera oder Hestia als Eltern genannt; Cic. nat. deor. 3,22; Diodor 6,1. Die Römer nannten ihn Mercurios (Merkur). Die etymologische Deutung seines Namens ist seit dem Altertum umstritten. Er dürfte, eine der vielen Möglichkeiten, vom Begriff „Steinhaufen“ (= herma oder hermaion) abzuleiten sei. Demnach wäre Hermes die Personifikation eines frühzeitlichen Hügelmals, bzw. des ursprünglich aus ihm herausragenden monolithischen Pfeilers als Typus des „Pfahlgötzen“ oder des verlebendigten Phallos im Bereich des Stein- oder Klotzkultes (heute noch in den Alpen als „Steinmandl“ und in der Mongolei als Wegweiser in Gebrauch). Die Entstehung und der primäre Sinn dieser Objekte sind umstritten; immerhin werden, wenn man in Hermes ein mit Kraft wirkendes göttliches Wesen des Grenz-, Grab- und Wegsteins sieht, die wichtigsten Funktionen des Hüters der Türen und Tore, der Wege und Wanderer, des Grenzgängers und nächtlichen Geleiters, darin bereits angesprochen. …… Demgegenüber verkörpert er den ergänzenden Aspekt des in den phallischen Hermen des elischen Kyllene und der arkadischen Weidegebiete repräsentierten animalischen Fruchtbarkeitsgottes, des mit Nymphen und Bocksdämonen vertrauten Herdenwächters und Tiervermehrers. Der Widder und der Ziegenbock sind ihm heilig; den Pan, den immer lüsternen Wald- und Wiesengott, halb Mensch halb Ziegenbock, zeugte Hermes in der Form eines Ziegenbockes mit einer Nymphe. Er ist Prototyp und Schutzpatron des wehrhaften Nomadenhirten. In dieses Bild fügt sich sowohl der Charakterzug des primitiv-ländlich-idyllischen Musikers als auch des verschmitzten Rinderdiebes. Aus ihm hat sich, indem die spezifische Herdenwacht in eine allgemeine Schutzfunktion überging, der menschenfreundliche Begleiter der Reisenden insgesamt entwickelt (siehe heute: internat. Hotelkette Merkur). ……. Seine wichtigsten göttlichen Funktionen waren: - Beschützer der Hirten und Herden. - Gott der Fruchtbarkeit der Herden- und Haustiere. - Gott des Wachstums in der Natur, speziell im Hausgarten. - Gott der Wege und Wanderer, Beschützer der Wanderer. - Gott und Beschützer der Weggabelungen und Herr und Beschützer der Geister, die bei diesen Weggabelungen lauern. - Totengott und Begleiter der Verstorbenen in die Unterwelt. - Gott der Erziehung, der Rede und des Redens. - Gott des Friedens und des Glückes. - Gott der Märkte, des Handels und des Gütertransportes - Gott des Meineides, der Betrüger, Diebe und Halsabschneider. - Gott des Geld- und Guterwerbes, egal ob ehrlich oder durch Betrug. - Beschützer des persönlichen Eigentums. - Gott der Jugend und der Beschäftigungen der Jugend, vornehmlich des Sportes. - Gott der nützlichen Erfindungen. - Er wurde zur Wiederherstellung der männlichen Zeugungskraft angerufen. - Gott des Schlafes und der Träume, Bewacher des Schlafes. ……. Seine wichtigsen Attribute: Die geflügelten Sandalen. Sein Petasos, der breitwandige Hut der Wanderer und der züchtigende und wegweisende Stab der Hirten, das symbolhaltige Motiv des Stabes, des Phallos, des Widders und der Herde (früher Attribut der Pharaonen, heute das der kath. Bischöfe). Eine enge Bindung an das Unterweltliche präsentiert sich durch das dem Hirten- und Heroldsstab angepaßte Signum des wegöffnenden und schatzspendenden goldenen Zweiges (Vorläufer des Zauberstabes unserer Märchen), als magische Potenz eines seelenzwingend aber auch lebenschützend wirkenden Gottes im Grenzbezirk zweier Welten; Hermes als Begleiter der Seelen in den Hades. Die Zwielichtigkeit seiner titanischen Abstammung vom weisen und starken, aber auch verderblich sinnenden Atlas bewahrt Hermes vereinzelt, vor allem im Mythos seiner ersten Lebenstage, Eigenschaften einer Trickser-Gestalt: Gewandtheit, List, Erfindungsgabe, Schelmenwitz, Dreistigkeit, Kraft, jedoch ohne metaphysische Bosheit. Er war der einzige Gott der frivole Witze erzählen durfte. So wurde er, besonders in der Form des röm. Merkur, zum Gott der Händler, Diebe, Schelme und Halsabschneider (siehe heute: Kaufhauskette Merkur) und zum Gott des Einkommens, egal ob redlich erworben oder gestohlen. Seine Andersartigkeit gegenüber den Olympiern, sein widerspruchsloses Dienen mit gleichzeitiger Schlitzohrigkeit, speziell in den späteren Epochen, spricht sich eher positiv für ihn aus, macht ihn sympathisch. Die einfachen Menschen mit all ihren Schwächen liebten IHREN Hermes, den Beschützer, den Schelm, den Phallischen, den Koch und vieles mehr als einen der Ihren und inbrünstiger als die zu fürchtenden Olympier. ….. Er ist in viele myth. Geschichten eingebunden, einige wenige Beispiele: - Gleich nach seiner Geburt verließ er die Höhle, tötete eine Schildkröte, höhlte sie aus und machte aus ihr ein Musikinstrument, er erfand die Leier. - In der Nacht nach seiner Geburt schlich er aus der Höhle, ging nach Pierien, stahl dem Apollon 50 Kühe und trieb sie, rückwärts gehend, in ein Versteck, opferte zwei den Göttinnen und erfand, um die Opfertiere verbrennen zu können, die Herstellung von Feuer mittels einem gedrehten harten Holzstab in weichem Holz. Anschließend zog er seine Windeln an und legte sich scheinheilig in sein Bettchen. Als Apollon erschien und ihn zur Rede stellte stritt er alles ab und schwor beim Haupte seines Vaters, dass er, erst vor 24 Stunden geboren, nicht einmal wisse was eine Kuh sei. Apollon schleppte ihn vor Zeus, der schallend lachte als Hermes sogar ihn belog und nebenbei dem Apollon noch den Pfeilbogen und den Köcher entwendete. Apollon war vom Klang der Leier so verzaubert, dass er Hermes einen Tausch empfahl; Apollon erhielt die Leier, Hermes erhielt dafür das Amt des göttlichen Bewachers der Herden anvertraut und als Attribut den Hirtenstab. - Als Hermes heranwuchs machte Zeus ihn zum Herold der olympischen Götter und Begleiter für sterbliche Reisende. - Er half beim Kampf gegen die Giganten. - Als das Ungeheuer Typhoeus dem Zeus die Sehnen herausschnitt, stahl sie Hermes und brachte sie Zeus zurück. - Den Ares befreite er, als die Riesen Otos und Ephialtes ihn 13 Monate in einem Topf festhielten. - Er erwies sich als unersetzlicher Helfer bei den vielen Liebesaffären des Zeus. - Den Argos 19, den Stier mit den unzähligen Augen, der die in eine weiße Kuh verwandelte Io bewachte, wiegte Hermes über den Auftrag des Zeus mit seinem Flötenspiel in den Schlaf und schlug dem Schlafenden den Kopf. Der Versuch die Schöne dem Liebhaber Zeus wieder zuzuführen schlug aber fehl: Hera schickte eine Bremse die der Io in den Hintern stach und fort war die Gepeinigte. - Als Semele verbrannte holte er den kleinen Dionysos aus den Flammen. - Nur um Zeus zu ärgern führte er als Gott der Rede und des Redens die Vielsprachigkeit der Menschen ein. Weil Zeus keine Fremdsprachen konnte legte er wütend seine Funktion als Direktregierender der Menschen zurück und führte mit Phoroneus das Amt der Könige ein, die stellvertretend für ihn die Menschen beherrsch(t)en. Mit dieser Tat wurde Hermes zum Stammvater und Gott der Dolmetscher. - Bei der Erschaffung des Menschen brachte er die Zunge. - Hermes begleitete die drei streitenden Göttinnen auf ihrem Weg zu Paris. - Er erfand das die Herstellung von Feuer durch das Reiben zweier Hölzer. - Seinen badenden Tanten und seiner Mutter stahl er die Kleider, nackt und bloß standen sie verzweifelt, dem Hephaistos stahl er die Zange und em Poseidon den Dreizack. - Dem Odysseus schenkte er das schützende Moly, um ihn vor Kirkes Anschlägen zu bewahren. - Bei der Geburt des Dionysos aus dem Oberschenkel des Zeus war er anwesen, übernahm das Baby und brachte es den Ammen. - Einige seiner weiteren Taten, ebenso seine Liebschaften, werden in anderen Zusammenhängen erzählt. ….. Diese Sagen, Mythen und Märchen, von vielen Menschen immer wieder neu erdacht und ausgeschmückt, lassen heute die Bedeutung des Gottes fast vergessen. Von Syrien bis Spanien und von England bis Nordafrika hatte er Kultregionen, 87 sind bis heute bekannt. Mit 64 verschiedenen Beinamen wurde er von den Gläubigen, unter ihnen vor allem viele Jugendliche, angesprochen. Hermes wird in zwei verschiedenen Formen künstlerisch dargestellt: 1. Als Hermes / Merkur, der Götterbote, als Begleiter des Zeus und der sterblichen Reisenden und Begleiter der Seelen der Verstorbenen in den Hades, jugendlich schön, nicht feminin und meist mit Heroldsstab (caduceus / kerykeion), geflügelten Sandalen und einem Petasos (breitrandiger Hut der Wanderer) als Attributen ausgestattet. 2. Ithyphallisch, in der als Herme genannten Weiterentwicklung der wegweisenden Steinhaufen. Nur ein Kopf des Hermes auf einer quadratischen, sich nach unten verjüngenden Säule. An der Seite, an der sich das Gesicht des Hermes befindet (sehr viele sind nämlich erhalten), meist unter wegweisenden Inschriften, befand sich ein hoch aufgerichteter Phallos, der den „Weg wies“ – der Vorläufer, aus dem sich unsere heutigen Wegweiser, wie sie neben und über Straßen angebracht sind, entwickelt haben. In dieser Form stand er wegen der schützenden Kraft des Phallos an Kreuzungen und Straßengabelungen auf dem Land und in den Städten, auf Friedhöfen und in den Innenhöfen von Wohnhäusern und Gymnasien. Nur als einfach, aber bis zu ca. 1,5 m hohe Phallos stand er am Beginn von Überlandstraßen (z. B. in Rom) und etwas kleiner an den Straßenrändern mit eingetragenen Entfernungsangaben als Begleiter der Reisenden. Die Phallen, hier mit Hoden, rechts neben den Eingangstüren der Wohnhäuser, häufig sichtbar in Pompei, dienten dem Schutz des privaten Eigentums und dem Abfangen der negativen Gedanken und Gefühle jenes Besuchers, der im Begriff war das Haus zu betreten (Wer heute darüber lacht befindet sich, ohne dass er es merkt, bereits im Banne des Hauswandphallos – denn wer lacht, dem wurden bereits die schlechten Gedanken weggefangen). ……. Die Beliebtheit dieses Gottes und die durch sein Wirken entstandenen vielfältigen Möglichkeiten der dichterischen Ausschmückung beflügelten natürlich die literarischen Geister. Kein Gott wurde in der bildenden Kunst, aber auch auf Gebrauchsgegenständen so oft in allen nur erdenklichen Variationen und Techniken dargestellt wie Hermes. HIPPOLYTOS 2 Ein Gigant, Sohn von Gaia und Uranos. Beim Kampf der Götter gegen die Giganten wurde er von Hermes getötet; Apollodor 1,38. HISPANOS Nach Stephanos ein Gigant, aber fraglich; M. Mayer, Gig. und Tit. S. 250. HOMEROS In der Anthologia Palatina 296 wird Homer als Gigant bezeichnet. HOPLADAMAS Nach Pausanias 8,36,2 der Häuptling der Giganten, der sich mit seinen Kumpanen um Kronos scharte als Rhea mit Zeus schwanger war. HYPERBIOS 3 Ein Pelasger, der auf einer aus dem 6. Jh. v. Chr. stammenden jonischen Vase aus Caere als Gigant aufscheint; M. Mayer, Gig. und Tit. S. 184f, 285. HYPERION 2 Bei Hesiod Theogonie 134 ist Hyperion Sohn von der Gaia und des Uranos, einer der Titanen und von Theia Vater des Helios, der Eos und der Selene. IAPETOS Homer Ilias 8,479. Hesiod theog.134 u.ö. Sohn von Ge und Uranos, Titan. Gatte von Klymene 1, Asia, Asope und Gaia-Themis. Außer der Einbindung in seine Verwandtschaft und dem Sturz der Titanen in den Tartaros hat er keine Mythologie. Lokalisiert wurde er auf Kreta, in Kilikien und unter der Insel Inarime, heute Ischia. Bei späteren Schriftstellern erscheint er, wie alle Titanen, als Gigant. ISIS Eine Tochter des Uranos bei Kaibel epigr. 1029, 6. CIG II S. 3724. Anth. Pal. app. 281. ISCHENOS M. Mayer nennt unter den Giganten einen Poseidonheros Ischenos. KABEIROI / KEBIREN Kabeiroi nannte man die Götter der Mysterien von Lemnos, Imbros und Samothrake. Man setzte sie mit Kubera, dem „Gott der nächtlichen Unholde und chthon. Schätze“ gleich. Diese These wurde mythol. unterbaut, wobei das Gewicht auf einer mit der phrygischen Abkunft gekoppelten, sprachlich an „Kobolde“ und „Berghöhlen“ geknüpften phallisch-gnomenhaften Natur der Kabeiroi und ihrer Beziehung zur anatolischen Bergmutter Kybele lag. Die „Wesensart schatzhütender und metallbereitender Zwergdämonen“ bringt sowohl die Kabeiroi als auch ihren Vater Hephaistos etymologisch mit dem sumer.-hurr. bzw. kleinasiatisch.-armen. Substratwort für Kupfer/Bronze, hibis/hibir bzw. kabar/kibir, zusammen. Die Elternschaft des lemnischen Hephaistos und der auch als Rhea und Aphrodite erscheinender Muttergöttin Kabeiro bestätigen einerseits den kobold.-pygmäischen Habitus, der den erd- und meerverbundenen kabirischen Axtgöttern mit dem ägyptischen Bes und den phönizischen Pataiken gemein ist, andererseits ihre Fusion mit Anakes, Antenoriden, Korybanten, Kureten, Daktylen und Dioskuren. Zahl und personale Konstitution der Kabeiroi waren an den einzelnen Kultorten verschieden und schon in der Antike umstritten. Eine vielleicht ursprüngliche Trias kannten Makedonien und Lemnos, Theben ein männliches Paar. In Berytos wurden sieben (zu ihnen trat als 8. der phönizische Esmun) und in Samothrake eine Vielzahl genannt. Drei davon wurden Axieros, Axiokersa und Axiokersos genannt („Schwarze Erde“, „Schwarze Töterin“ und „Schwarzer Töter“) und mit Demeter, Persephone und Pluton / Hades gleichgesetzt. Der vierte erscheinende, als Knabe gedachte Kaneiroi, bezeichnet den pelasgischen Hermes Imbramos bzw. Perpheraios, dessen chthon.-phallische Natur in Theben der kabirische Eros mit dem Hahn vertritt. Die Undurchsichtigkeit der Benennung und der Herkunft, das Schwanken der Zahl, die Fähigkeit, sich mit anonymen Kollektivnumina verwandter Art auszutauschen, aber auch große Götter, wie Zeus, Dionysos, Hermes, Hephaistos, Hades dem elementardämonischen Gepräge des eigenen Kreises einzufügen, unterstreicht die Urtümlichkeit dieser proteushaften Wesen, welche man Söhne des Uranos nennt. Die Assoziierung mit der großen Göttin (Kybele-Rhea, Demeter, Aphrodite, Artemis, Persephone) beweist ihren Fruchtbarkeitscharakter, der in der primären Trias Mitos, Krateia und Pratolaos erkennbar wird. Diese Glaubensrichtung mit ihren geheimbündlerischen Priestern und„Eingeweihten“ (Sekte), dieser Kult, erfasste, abgesehen von den Schwerpunkten in der Mitte Griechenlands, der Inselwelt und Kleinasiens, zur hellenischen Zeit praktisch den gesamten Raum der Oikumene, von Makedonien bis nach Ägypten und vom Schwarzmeergebiet bis nach Italien. (Frei nach Dr. Wolfgang Fauth, Der kleine Pauly, Bd. 3, Seit 34ff) ...... Vergleiche mit Kureten, Korybanten und Daktyloi Idaioi >. In der neueren Forschung gibt es, umstritten, Strömungen, die Kabeiroi zu den Titanen zu zählen. ...... Pausanias 9,25,5ff schreibt über das Geheimnisvolle dieses Kultes über das zu sprechen sogar ihm verboten ist. Nichteingeweihte, die es wagten die heiligen Stätten zu betreten, wurden von den Göttlichen mit sofortigem Wahnsinn oder Tod unsühnbar bestraft. Ebenso, wer den Kult nachahmte. Die Eingeweihten erzählten abschreckende Beispiele ! - Pausanias erzwingt damit einen Vergleich mit der Entwicklung der Religiosität von heute. KALYDNOS Sohn des Uranos. Er soll noch vor Ogygos erster König von Theben gewesen sein und die Mauern der Stadt errichtet haben (im Widerspruch zu Homer Odyssee 11,262ff). Da die Mauern von Theben durch Musik entstanden sind (lies Amphion und Zethos >) und Kalydonos mit „Schönsänger“ übersetzt werden kann, liegt der Verdacht nahe, dass es sich bei diese Sage um eine Konstruktion von Gelehrten handelt. KEBRIONES 1 Ein Gigant, der die Göttin Aphrodite bezwang; Schol. Aristophanes av. 553. M. Mayer lehnt in Gig. und Tit. auf den Seiten 185f Kebriones als Giganten ab. KLOTHO „Die Spinnerin“. Tochter der Themis und des Zeus. Eine der drei Moirai. „Die Zuteilerinnen“, die Schicksalsgöttinnen, die den Menschen den Zeitpunkt der Geburt, das Lebensschicksal und den Zeitpunkt des Todes zuteilen. Der Begriff `mo-ro-pa` in der mykenisch-griechischen Sprache bedeutet etwa „Besitzer eines Teiles“. Moira ist sprachwissenschaftlich verwandt mit Teil, Portion, Anteil, teilen u.s.w. Töchter der Nyx oder des Zeus und der Themis, - DER GÖTTIN DER GESAMTEN ALS GÖTTLICH EMPFUNDENEN ORDNUNG DES LEBENS. Themis, als Mutter der drei Moiren, war eine Titanin, Tochter des Uranos und der Ge, zweite Gattin des Zeus, mit dem sie die 3 Moiren gezeugt hat. Ursprünglich war sie eine Erdgöttin. Sie wandelte sich bis sie schließlich zur mächtigen Göttin der göttlichen Ordnung und des altgeheiligten Rechtes wurde. Ihr Wirkungsbereich erstreckte sich von der Familie, über größere Gemeinschaften von Menschen bis zu den Göttern. Sie war die Göttin aller jener Anstands- und Verhaltensregeln, aller jener Bräuche, Rechte, Pflichten und dgl., die in der Zeit, bevor es geschriebene Gesetze gab, nötig waren, um ein geregeltes Zusammenleben innerhalb der Familie, größerer Gemeinschaften von Menschen und innerhalb der Götterwelt zu ermöglichen. Auch die Regeln der Beziehungen zwischen den Göttern und den Menschen unterstanden der Hoheit der Themis. Die drei Moiren standen als Schicksalsgöttinnen direkten Wirkungsbereich dieser starken Mutter. ………. Die Vorstellung, dass jeder Mensch nur eine gewisse Portion von Leben hat, dass Teile dieses Lebens zugeteiltes Glück oder Unglück sind und dass diese zugeteilten Teile nicht bei allen gleich sind, führte zur Entwicklung der Vorstellung des Schicksals, das jedem zugeteilt wird; Homer Ilias 20,125ff (Die Göttin Hera spricht vor den anderen Göttern über Achilleus.): „Vom Olympos stiegen wir alle, um hier auf dem Schlachtfeld mitzukämpfen; es darf dem Peliden unter den Troern heute kein Unheil zustoßen; später trifft ihn das Schicksal, das ihm die Moira bei der Geburt mit dem Faden gesponnen.“ [Homer: Ilias. Dichtung der Antike von Homer bis Nonnos, S. 5271 (vgl. Homer-W Bd. 1, S. 379) (c) Aufbau-Verlag] Zugeteilt von eigenen Schicksalsgöttinnen, den Moirai, den Zuteilerinnen – natürlich, im Auftrag des Zeus, des Götterkönigs, und der Themis. Diese Schicksalsgöttinnen stehen nicht nur im Dienste des Zeus, sie wirken auch selbständig und gegen seinen Willen, wie z. B. am Tod des Zeus-Sohnes Sarpedon zu erkennen ist; Homer Ilias 16,430ff: „...Also stürmten die Männer mit Kampfgeschrei gegeneinander. Als er sie sah, erfaßte des krummgesonnenen Kronos Sohn das Mitleid; er sagte zu Hera, der Schwester und Gattin: „Weh mir, daß dem Sarpedon, dem liebsten der Männer, bestimmt ist, Von des Menoitios Sohn, Patroklos, bezwungen zu werden. Zwiefach schwankt mir das Herz, indem ich im Sinne bedenke, Ob ich ihn lebend dem Kampf, dem tränenreichen, entraffe ....“. Hera antwortete ihm: „Welch ein Wort, o Kronide, du schrecklichster, hast du gesprochen ? Einen sterblichen Mann, der lang schon dem Schicksal verfallen, Willst du wieder heraus aus dem tosenden Schlachtentod retten ? Tu es; wir anderen Götter werden nicht alle es loben.“ Selbst Götter können der Macht des Schicksals nicht entrinnen. Nur ein mal wurden die Moirai in der erbarmungslosen Ausführung ihrer Werke bezwungen; Apollon machte sie betrunken, betrog sie und erreichte so, dass sein Liebling Admetos (lies Admetos >) nach Ablauf der ihm zugedachten Lebenszeit eine Ersatzperson in den Hades schicken konnte. Alkestis, seine Gattin, erklärte sich bereit für ihren geliebten Mann zu sterben, blieb aber auch am Leben, weil Herakles Thanatos, den Tod, heillos verprügelte und verjagte. ...... Ursprünglich gab es nur eine Moira, die Zuteilerin, die Göttin des Schicksals. Später teilte sie sich in drei Gottheiten auf. Hesiod nennt in der Theogonie 217-222 drei Moirai, erst als Töchter der Nyx, der Nacht, in Zusammenhang mit scheußlichen Wesen wie Not, Vergeltung, Mord, Totschlag, Betrug u.ä., um sie dann im gleichen Werk, 901ff, als Töchter des Zeus und der alles lenkenden und ordnenden Göttin Themis anzuführen. Andere nennen auch Uranos als Vater. Die drei Schicksalsgöttinnen mit ihren Aufgaben sind: Klotho, die Spinnerin, spinnt den Lebensfaden und bestimmt so mit dem Beginn ihrer Arbeit das Entstehen eines Menschen. Lachesis, die Zuteilerin, teilt den Menschen das Schicksal zu und verwebt in den Lebensfaden all das, was dem Betreffenden im Laufe des Lebens schicksalhaft widerfährt. Und Atropos, die Unabwendbare, sitzt mit der Schere, wartet und schneidet irgendwann den Lebensfaden ab. Wilhelm Busch, Die Knopp-Trilogie: „.... In der Wolke sitzt die schwarze Parze mit der Nasenwarze, Und sie zwickt und schneidet. – schnapp ! Knopp sein Lebensbändel ab. Na, jetzt hat er seine Ruh ! Ratsch ! Man zieht den Vorhang zu.“ Die Römer nannten die drei Göttinnen Parzen. …………… Mit Dike (die Gerechtigkeit), Eunomia (die Ordnung) und Eirene (der Frieden), den drei Horen, den Schwestern der drei Moirai, umfassen die sechs Töchter der Themis und des Zeus im Auftrag ihrer übergeordneten Mutter, der Göttin der universalen Ordnung, alle Lebensbereiche der Menschen – das Schicksal, die Ordnung in ihrer Existenz und die Gerechtigkeit, damit sie in Frieden leben und das ihnen vorbestimmte Schicksal mit Gnade empfangen und im Sinne der Götter mit Hingabe glücklich meistern können. Die Moirai wurden im ganzen griechischen Kulturraum verehrt, man brachte ihnen auch Opfer. Tyche, die Göttin des Zufalles, bzw. des Glückes, wurde oft auch als eine vierte Moirai gedacht; lies Tyche >. ……. In der bildenden Kunst sind die Moiren fast ausschließlich in Verbindung mit Geburt, Eheschließung und Tod dargestellt. Dem entsprechend kann man sie oft auf römischen Sarkophagen bewundern. KLYTIOS 1 Gigant, von Hephaistos mit glühenden Eisenmassen getötet; Apollodor 1,37. KOIOS 1 „Himmelskugel“, „Himmelspol“. Er wurde auch Polos genannt. Titan, Sohn der Gaia und des Uranos, Gemahl seiner Schwester Phoibe; Hesiod theog. 134. Er gilt auch als Eponymos der Insel Kos. KOTTOS / KOIOS 2 Einer der drei Hekatoncheiren Briareos, Gyes (Gyges 3) und Kottos / Koios 2, die drei gewaltigen Söhne von Ge und Uranos, auch Pontos wird als Vater genannt. Briareos wird auch mit Aigaios gleichgesetzt; in diesem Fall wird Poseidon als sein Vater genannt. Gedacht wurden sie als riesige kraftstrotzende männliche Gestalten mit je hundert Armen und 50 Köpfen. Uranos fürchtete diese Söhne und sperrte sie in der Mutter Erde ein. Kronos befreite sie aus der Erde, bekam es aber ebenfalls mit der Angst zu tun, fesselte sie und warf sie in den Tartaros. Das Ungeheuer Kampe musste die Fesseln bewachen. Als die Götter gegen die Titanen kämpften und nach 10 (90)- jährigem Krieg die Schlacht noch immer nicht entschieden war, flüsterte Ge Zeus in das Ohr er solle doch zur Verstärkung den drei Hekatoncheiren die Fesseln abnehmen und sie aus dem Tartaros befreien. Zeus tötete Kampe und glücklich über die Befreiung griffen die drei Gewaltigen sofort in den Kampf ein, warfen mit dreihundert Armen gleichzeitig dreihundert Berge auf die Titanen und entschieden damit den Kampf. Die Titanen wurden in den Tartaros geworfen, Nix umgab sie mit dreifacher Dunkelheit, Poseidon verschloss das Tor auf dem Grund des Meeres und die Hekatoncheiren tauchten hinab und bewachen nun das Tor. Briareos nahm unter den drei Brüdern eine Sonderstellung ein, er wurde gerechter Schiedsrichter bei Streitigkeiten unter den Göttern. Als die Götter sich einmal gegen den allgewaltigen Zeus erhoben und ihn fesseln wollten, holte Thetis Briareos aus dem Meer; Homer Ilias 1,399ff: „Als ihn die anderen Olympier fesseln wollten mit Banden, Hera sowie Poseidon und auch die Pallas Athene, Aber da kamst du, Göttin, und löstest ihn von den Banden, Rasch zum hohen Olymp den Hundertarmigen rufend, Den die Götter Briareos nennen, aber Aigaion Alle Menschen; er ist seinem Vater an Kraft überlegen; Der aber setzte sich neben Kronion, froh seiner Stärke.“ Briareos ordnete die Freilassung des Zeus an. Dafür schenkte ihm der Götterkönig seine Tochter Kymopola/eia. Beim Streit zwischen Helios und Poseidon um die Schutzherrschaft von Korinth entschied Briareos: Der Meeresgott erhielt den Isthmos, Helios die Zitadelle Akrokorinth. …… Die Deutung dieser drei Gewaltigen als Kräfte der Natur wie Erdbeben, Sturmfluten u. dgl. ist nur bedingt zulässig. Viele Schriftsteller zählen sie zu den Giganten. KREIOS Titan, Sohn des Uranos und der Gaia; Hesiod theog. 134. Kreios wurde nur abstrakt gedacht und erlangte nur durch seine Kinder und den Nachkommen des Pallas 1 Bedeutung. Er hatte keinen Kult. Bei ihm handelt es sich um einen ehemaligen vordorischen Gott aus dem Peloponnes, der sich zu einem Titanen entwickelt hat; lies Krios 3 bis 6 >. KRONOS Titan, Sohn und zwölftes Kind der Gaia, der Mutter Erde, und des Uranos, des Himmelsgottes; die Römer nannten Kronos Saturnus.; Hesiod theog. 137f: „Nach diesen wurde der Krummes sinnende Kronos geboren, das schrecklichste ihrer Kinder. Der haßte den strotzenden Vater.“ Uranos verbarg die 12 Kinder im Dunkel der Nacht, das Tageslicht durften sie nicht sehen. Nach Kronos gebar Gaia noch die drei Kyklopen, Brontes (Donner), Steropes (Blitz) und Arges (den Grellen), und die je hundertarmigen, mehrköpfigen und gewaltigen Hekatoncheiren, Kottos, Briareos und Gyges. Uranos graute vor dieser Brut und verbarg sie im Schoß der Erde, der Gaia. Die große Göttin, schmerzvoll bedrängt aus ihrem Inneren, wollte sich von der Fruchtbarkeit ihres Gatten befreien (wollte Trennung von Himmel und Erde) und ersann einen Anschlag. Sie erschuf aus Steinen das Element des Stahls, formte eine gezahnte Sichel und sprach betrübt zu ihren Kindern; Hesiod theog. 164ff: „Ihr, meine und eines ruchlosen Vaters Kinder, wollt ihr mir gehorchen, so können wir die Schandtat eueres Vaters vergelten. Er hat nämlich als erster die schimpflichen Werke ausgedacht.“ Die Kinder ergriffen die Flucht. Nur Kronos erklärte sich zur Vergeltung bereit. Gaia gab ihm die scharfgezahnte Sichel, unterwies ihn und verbarg ihn in einem Versteck. Als Uranos, begleitet von der Nacht, kam und die ganze Erde umfing, sich mit vollem Liebesverlangen auf sie legte, griff der Sohn aus dem Versteck mit der linken Hand nach ihm, erfaßte sein Geschlecht, mähte es seinem Vater mit der Rechten ab und warf es hinter sich. Aus den herabfallenden Blutstropfen des Uranos gebar Gaia im Laufe der Jahre die Erinyen (Rachegöttinnen), die großen Giganten und die melischen Nymphen. Das blutige Geschlechtsteil des Uranos fiel bei Zypern in das Meer, trieb lange Zeit in den Wogen, es entstand Meerschaum aus dem göttlichen Fleisch (letzter Samenerguss) und daraus entstieg Aphrodite, die Göttin der Liebe, „die aus dem Meerschaum Entstiegene“. Uranos zog sich an den Himmel zurück (Vollzug der Trennung von Himmel und Erde). Kronos befreite die Kyklopen und die Hekachonteiren aus der Mutter, fesselte sie aber, weil sie ihm gefährlich wurden, und warf sie in den Tartaros, der tief im Erdinneren unter dem finsteren Meeresgrund liegt. Nun, als König der Titanen, mußte Kronos von seinen Eltern erfahren, dass ihn einer seiner Söhne stürzen werde. Aus Vorsicht und zum großen Kummer seiner Gattin Rhea, verschlang er alle seine Kinder sofort nach der Geburt. Als Rhea kurz vor der Niederkunft des Zeus war, wandte sie sich verzweifelt an ihre Eltern. Der Himmel und die Erde verrieten der Hochschwangeren die Zukunft von Kronos und ihrem noch ungeborenen Sohn und beauftragten sie nach Lyktos auf Kreta zu fliegen. Rhea, entband Zeus, Gaia nahm ihn in Empfang und unterstellte ihn dem Schutz der Daktylen; lies Daktyloi Idaioi >. Im Dunkel der Nacht versteckte die Mutter das Neugeborene in einer Felshöhle im Berg Aigaion (Zu besichtigen bei Kreta-Bus-Rundreisen; im Winter und für Mitglieder von Seniorenbünden ermäßigter Eintritt.). Dem Kronos gab sie, über Vorschlag ihrer Mutter Gaia, listig einen in Stoff gewickelten Stein; er verschlang ihn sofort. Nymphen fütterten, badeten und salbten Klein-Zeus, sangen ihm süße Weisen (horch Ariadne auf Naxos, von R. Strauß), Bienen brachten Honig und die Ziege Amaltheia gab Milch. Schnell wuchs der Knabe zum gewaltigen Mann, dem zukünftigen „Herr“-scher der Welt, denn Hesiod sprach ihn nie als König (basileus), sondern immer als anax = Herr, an. Er überredete seine Cousine, die Okeanide Metis, dem Kronos ein Brechmittel zu verabreichen. Kronos trank ahnungslos und erbrach alle seine, von ihm verschlungenen, Kinder: Hestia, die Göttin des Herdes und der Häuslichkeit, Demeter, die Göttin der Fruchtbarkeit, Hera, die Beschützerin der Ehe, Poseidon, den Gott des Meeres und Hades, den Gott der Unterwelt. Sofort stellten sie sich in dem von Uranos und Gaia vorausgesagten Machtkampf zum Sturz des Kronos und aller seiner Geschwister, den Titanen, auf die Seite ihres Bruders und Befreiers Zeus. Bereits zehn (oder 90) Jahre dauerte der Kampf der Titanen gegen die Götter. Tagtäglich wurde gekämpft, noch immer unentschieden. Da griff Gaia entscheidend ein. Sie flüsterte Zeus zu, er solle doch die Kyklopen und die Hekatoncheiren aus dem Tartaros befreien, mit ihrer Unterstützung könne er gewinnen. Zeus gehorchte und befreite die die sechs Ungetüme aus dem Tartaros. Die drei einäugigen Kyklopen schmiedeten aus Dankbarkeit sofort Blitze und übergaben sie Zeus als Waffe und Symbol der Herrschaft. Kottos, Briareos und Gyes, die riesigen, ungestümen und überheblichen Söhne der Erde, jeder mit hundert Armen und fünfzig Köpfe und maßlos gewaltiger Stärke, erhielten von Zeus zudem noch Nektar und Ambrosia. Damit wurden sie unsterblich, noch stärker und in den Stand der Göttlichen gehoben. Zudem ernannte Zeus Briareos zum Schiedsrichter bei Streitigkeiten zwischen den Göttern. Als Gegenleistung erfassten die dreihundert Arme dreihundert riesige Steine und schleuderten sie auf den Gipfel des Berges Othrys, den Sitz der Titanen. Eine fürchterliche Schlacht begann. Die Hundertarmigen, unterstützt von Hera, Poseidon, Hades, Hestia, Demeter und Zeus mit seiner neuen Waffe, den grellen Blitzen und dem Donner, besiegten die Titanen, fesselten sie und warfen sie in den Tartaros. Drei Mauern wurden um sie gebaut, Nyx, die Nacht, umgab sie mit Dunkelheit, Poseidon schloß auf dem Meeresgrund das Tor zum Tartaros und die drei Hundertarmigen sprangen auf den Grund des Meeres und bewachen das Tor. Kronos Macht war gebrochen, er war endgültig besiegt. Zeus war der strahlende neue Beherrscher der Welt. Aus Dankbarkeit über die Befreiung aus dem Körper ihres Vaters anerkannten die Geschwister des Zeus seine Weltherrschaft. ....... Hesiod erzählt, dass während der Regentschaft der Kronos die Menschen das goldene Zeitalter erlebten; Werke und Tage 109-120: „Als goldenes schufen zuerst die Unsterblichen, die im olympischen Haus wohnen, das Geschlecht der redenden Menschen. Diese lebten unter Kronos, der im Himmel als König herrschte, führten ihr Leben wie Götter, hatten leidlosen Sinn und blieben frei von Not und Jammer; nicht drückte sie schlimmes Alter, sie blieben sich immer gleich an Füßen und Händen, lebten heiter in Freuden und frei von jeglichem Übel und starben wie vom Schlaf übermannt. Herrlich war ihnen alles, von selbst trug ihnen die kornspendende Erde Frucht in Hülle und Fülle. Sie aber taten die Feldarbeit nach Gefallen und gemächlich und waren mit Gütern gesegnet, reich an Herden und lieb den seligen Göttern.“ Spätere Dichter beschrieben diese Zeit in üppigster Sprache, sie erzählen von fliegenden gebratenen Gänsen, Flüssen von Wein u.s.w – das heutige Schlaraffenland. ....... In den Orphei Hymni 154 wird berichtet, dass Kronos, berauscht von süßem Honig, schlief und von Zeus gefesselt wurde. Zeus brachte seinen Vater an das Ende der Welt auf die Insel der Seligen, begleitet vom Goldenen Zeitalter und dort, wohin nur die göttlich Begnadeten nach ihrem Tod kommen, herrscht er heute als König der Seligen, umweht von den frischen Lüften des Okeanos und wohnt im „Turm des Kronos“, Kronos, „der Gatte der Rhea, der zuhöchst über allen thronenden Göttin“ (= Matriarchat im Elysium, dort wo heute noch das Goldene Zeitalter existiert). ...... Ursprünglich war Kronos ein alter vorgriechischer Gott mit Wurzeln im vorderen asiatischen Bereich. Die ihn umgebenden Motive lassen eine breite Deutung zu und stellen Verbindungen zu vielen geographisch verschiedenen Gottheiten der Religionen vor unserer Zeitrechnung her: - Im Körper der Mutter, der Erde, eingesperrt – chthonisch. - Gehorsam gegenüber der Mutter, List der Mutter, Kastration des Vaters – Matriarchat. - Kastration – Fruchtbarkeitssymbolik, Fruchtbarkeitsgott. - Gezahnte Sichel – sie ist in Vorderasien seit dem Neolithikum bekannt. Der römische Sichelgott Saturnos, dem Kronos gleichgestellt, hat seinen Ursprung im etruskisch-keltischen Bereich. - Der Vater zieht sich an den Himmel zurück – Trennung von Himmel und Erde. Wichtiger Teil der Weltentstehungslehren. - Ehe mit der Rhea – Verbindung mit der mediterranen Erd- und Muttergöttin. - Er frißt die eigenen Kinder – Totengott, ein Menschenopfer fordernder frühgeschichtlicher Fruchtarkeits- und Vegetationsgott. - Er wird übertölpelt – barbarischer Urgott der vorkulturellen Zeit (siehe die Darstellung im Museo Vaticano). - Kampf der Götter gegen die Titanen – ein Nachfolgekampf im Götterhimmel, der Bestandteil vieler Religionen ist. - Die Tartarosverbannung – das Unwiderrufliche, Ewige, in Verbindung mit barbarischer Gewaltanwendung, Elend und Qual (vergleichbar mit der christlichen Hölle). - König im Elysium – das Unwiderrufliche, Ewige, in Verbindung mit göttlicher Schönheit, Harmonie und Glückseligkeit (vergleichbar mit dem christlichen Himmel). Empfehlenswerte Lektüre: Beitrag des Dr. Wolfgang Fauth, in Der Kleine Pauly, Band 3, Seiten 355-364. ....... Zeus, der zwischen 2300 und 1900 v. Chr. in die Ägäis importiert wurde, hat sich in den darauffolgenden Jahrhunderten der mykenischen Zeit zum Beherrscher der Welt entwickelt und damit Kronos verdrängt. Kronos und Rhea, Rhea meist in der Form der Kybele, wurden dennoch bis in das 4. Jh. n. Chr. kultisch verehrt. Nördlich von Olympia hatte er auf dem 122 m hohen Berg Kronion ein Heiligtum. Literarisch erstmals erwähnt wurde er in Homers Ilias 5,721; 8,415. 479; 15,187ff; 15,225. KYKLOPEN „Rundauge“. Nach Hesiod, Theogonie 139ff: Brontes – der Donner, Steropes – der Blitz und Arges / Argos – den Grellen. Drei einäugige Riesen, Söhne der Gaia und des Uranos, die nach den Titanen geboren wurden. Uranos warf sie in den Tartaros. Kronos befreite sie, fesselte sie aber wieder als sie ihm gefährlich wurden und warf sie zurück in den Tartaros. Beim Kampf der Titanen gegen die neuen Götter befreite sie Zeus über Vorschlag der Ge endgültig; lies Kronos >. Aus Dankbarkeit schmiedeten sie ihm den Wetterstrahl, den Blitz und den Donner, dem Pluton die Tarnkappe und dem Poseidon den Dreizack. Nach späteren Anschauungen lebten sie als Gesellen des Schmiedes Hephaistos in Vulkanen und schmiedeten unter anderem dem Zeus ständig die Blitze, die er zur Aufrechterhaltung seiner Macht brauchte. Als Zeus den Stammvater der Ärzte, Asklepios, den Sohn des Apollon, mit dem Blitz tötete, weil er Tote zum Leben erweckte und damit in göttliche Belange eingriff, tötete Apollon aus Rache die Kyklopen. Nachdem sich die Menschen im Jahrtausend vor Christi nicht vorstellen konnten, daß die ca. 1600 v. Chr. errichteten gewaltigen Mauern von Tiryns und Mykenai von Menschen erbaut wurden, betrachteten sie die Kyklopen als die Erbauer. Dazu erzählte man sich die Geschichte in der Perseus, der Gründer der Stadt Mykenai die Kyklopen mitgebracht habe, als er von seiner Medusenfahrt zurückkehrte. ....... Nach Homer, Od. 9,105ff, 276, 508: Bei ihm entbehren die Kyklopen des Dämonischen der Natur und der Technik, sind ein unzivilisiertes Volk von menschenfresserischen Riesen die im fernen Westen hausen. Sie sind autochthon oder haben verschiedene Eltern, leben ohne Gesetz, jeder für sich mit seiner Familie in Berghöhlen. Korn und Reben wachsen, aber sie kennen nur Schaf- und Ziegenzucht. Dem Kyklpoen Polyphemos, in diesem Fall ist Poseidon sein Vater und Thoosa seine Mutter, brennt Odysseus das Auge aus, siehe Odyssee >. Er brüllt auf und bittet seinen Vater um Rache. In Euripides Satirspiel „Cyclops“ sind alle Kyklopen Söhne des Poseidon, Polyphemos hat als Mutter die Gaia. Euripides zeichnet den Polyphemos als modernen Übermenschen, Gottesleugner und zum Schluß als Päderasten. Die einzige eigentliche Kultstätte der Kyklopen lag am Isthmos. ....... Die in der weiteren Literatur vorkommenden Kyklopen: Agriope(o)s – Sohn des Klytios; Schol Homer Il. 18,483. Brontes – (der Donner) Sohn des Uranos und der Ge; Hesiod Theogonie 140. (A)Steropes – (der Blitz) Sohn des Uranos und der Ge; Hesiod Theogonie 140. Arges – (den Grellen) Sohn des Uranos und der Ge; Hesiod Theogonie 140. Elatreus 2, Nonnos Dion. 14,59 Polyphemos – Sohn des Poseidon Ak(c)amas – Valeriue Flaccus 1,583. Ak(c)monides – Ovid fast. 4,288. (H)Alimedes – Nonnos 14,52. Aortes – Pherekydes bei Pollux 10,139. Argilipos – Nonnos 28,174. Aoteropaios – Euphorion bei Schol. Nikandros Theriaka 288. Aoteropes – Pherekydes bei Schol. Euripides Alkmene 1. Trachios – Nonnos 14,52. Euryalos – Nonnos 14,52. Polyphemos 2 – Nonnos 14,52. Homer Od. 9,106ff. 166ff. Ovid met. 14,158ff. 13,749ff. Vergil Aen. 3,588ff. Pyrakmon – Vergil Ain. 8,425. Geraistos 2 – Apollodor 3,212. LACHESIS „Die Zuteilerin“. Tochter der Themis und des Zeus. Eine der drei Moirai. „Die Zuteilerinnen“, die Schicksalsgöttinnen, die den Menschen den Zeitpunkt der Geburt, das Lebensschicksal und den Zeitpunkt des Todes zuteilen. Der Begriff `mo-ro-pa` in der mykenisch-griechischen Sprache bedeutet etwa „Besitzer eines Teiles“. Moira ist sprachwissenschaftlich verwandt mit Teil, Portion, Anteil, teilen u.s.w. Töchter der Nyx oder des Zeus und der Themis, - DER GÖTTIN DER GESAMTEN ALS GÖTTLICH EMPFUNDENEN ORDNUNG DES LEBENS. Themis, als Mutter der drei Moiren, war eine Titanin, Tochter des Uranos und der Ge, zweite Gattin des Zeus, mit dem sie die 3 Moiren gezeugt hat. Ursprünglich war sie eine Erdgöttin. Sie wandelte sich bis sie schließlich zur mächtigen Göttin der göttlichen Ordnung und des altgeheiligten Rechtes wurde. Ihr Wirkungsbereich erstreckte sich von der Familie, über größere Gemeinschaften von Menschen bis zu den Göttern. Sie war die Göttin aller jener Anstands- und Verhaltensregeln, aller jener Bräuche, Rechte, Pflichten und dgl., die in der Zeit, bevor es geschriebene Gesetze gab, nötig waren, um ein geregeltes Zusammenleben innerhalb der Familie, größerer Gemeinschaften von Menschen und innerhalb der Götterwelt zu ermöglichen. Auch die Regeln der Beziehungen zwischen den Göttern und den Menschen unterstanden der Hoheit der Themis. Die drei Moiren standen als Schicksalsgöttinnen direkten Wirkungsbereich dieser starken Mutter. ………. Die Vorstellung, dass jeder Mensch nur eine gewisse Portion von Leben hat, dass Teile dieses Lebens zugeteiltes Glück oder Unglück sind und dass diese zugeteilten Teile nicht bei allen gleich sind, führte zur Entwicklung der Vorstellung des Schicksals, das jedem zugeteilt wird; Homer Ilias 20,125ff (Die Göttin Hera spricht vor den anderen Göttern über Achilleus.): „Vom Olympos stiegen wir alle, um hier auf dem Schlachtfeld mitzukämpfen; es darf dem Peliden unter den Troern heute kein Unheil zustoßen; später trifft ihn das Schicksal, das ihm die Moira bei der Geburt mit dem Faden gesponnen.“ [Homer: Ilias. Dichtung der Antike von Homer bis Nonnos, S. 5271 (vgl. Homer-W Bd. 1, S. 379) (c) Aufbau-Verlag] Zugeteilt von eigenen Schicksalsgöttinnen, den Moirai, den Zuteilerinnen – natürlich, im Auftrag des Zeus, des Götterkönigs, und der Themis. Diese Schicksalsgöttinnen stehen nicht nur im Dienste des Zeus, sie wirken auch selbständig und gegen seinen Willen, wie z. B. am Tod des Zeus-Sohnes Sarpedon zu erkennen ist; Homer Ilias 16,430ff: „...Also stürmten die Männer mit Kampfgeschrei gegeneinander. Als er sie sah, erfaßte des krummgesonnenen Kronos Sohn das Mitleid; er sagte zu Hera, der Schwester und Gattin: „Weh mir, daß dem Sarpedon, dem liebsten der Männer, bestimmt ist, Von des Menoitios Sohn, Patroklos, bezwungen zu werden. Zwiefach schwankt mir das Herz, indem ich im Sinne bedenke, Ob ich ihn lebend dem Kampf, dem tränenreichen, entraffe ....“. Hera antwortete ihm: „Welch ein Wort, o Kronide, du schrecklichster, hast du gesprochen ? Einen sterblichen Mann, der lang schon dem Schicksal verfallen, Willst du wieder heraus aus dem tosenden Schlachtentod retten ? Tu es; wir anderen Götter werden nicht alle es loben.“ Selbst Götter können der Macht des Schicksals nicht entrinnen. Nur ein mal wurden die Moirai in der erbarmungslosen Ausführung ihrer Werke bezwungen; Apollon machte sie betrunken, betrog sie und erreichte so, dass sein Liebling Admetos (lies Admetos >) nach Ablauf der ihm zugedachten Lebenszeit eine Ersatzperson in den Hades schicken konnte. Alkestis, seine Gattin, erklärte sich bereit für ihren geliebten Mann zu sterben, blieb aber auch am Leben, weil Herakles Thanatos, den Tod, heillos verprügelte und verjagte. ...... Ursprünglich gab es nur eine Moira, die Zuteilerin, die Göttin des Schicksals. Später teilte sie sich in drei Gottheiten auf. Hesiod nennt in der Theogonie 217-222 drei Moirai, erst als Töchter der Nyx, der Nacht, in Zusammenhang mit scheußlichen Wesen wie Not, Vergeltung, Mord, Totschlag, Betrug u.ä., um sie dann im gleichen Werk, 901ff, als Töchter des Zeus und der alles lenkenden und ordnenden Göttin Themis anzuführen. Andere nennen auch Uranos als Vater. Die drei Schicksalsgöttinnen mit ihren Aufgaben sind: Klotho, die Spinnerin, spinnt den Lebensfaden und bestimmt so mit dem Beginn ihrer Arbeit das Entstehen eines Menschen. Lachesis, die Zuteilerin, teilt den Menschen das Schicksal zu und verwebt in den Lebensfaden all das, was dem Betreffenden im Laufe des Lebens schicksalhaft widerfährt. Und Atropos, die Unabwendbare, sitzt mit der Schere, wartet und schneidet irgendwann den Lebensfaden ab. Wilhelm Busch, Die Knopp-Trilogie: „.... In der Wolke sitzt die schwarze Parze mit der Nasenwarze, Und sie zwickt und schneidet. – schnapp ! Knopp sein Lebensbändel ab. Na, jetzt hat er seine Ruh ! Ratsch ! Man zieht den Vorhang zu.“ Die Römer nannten die drei Göttinnen Parzen. …………… Mit Dike (die Gerechtigkeit), Eunomia (die Ordnung) und Eirene (der Frieden), den drei Horen, den Schwestern der drei Moirai, umfassen die sechs Töchter der Themis und des Zeus im Auftrag ihrer übergeordneten Mutter, der Göttin der universalen Ordnung, alle Lebensbereiche der Menschen – das Schicksal, die Ordnung in ihrer Existenz und die Gerechtigkeit, damit sie in Frieden leben und das ihnen vorbestimmte Schicksal mit Gnade empfangen und im Sinne der Götter mit Hingabe glücklich meistern können. Die Moirai wurden im ganzen griechischen Kulturraum verehrt, man brachte ihnen auch Opfer. Tyche, die Göttin des Zufalles, bzw. des Glückes, wurde oft auch als eine vierte Moirai gedacht; lies Tyche >. ……. In der bildenden Kunst sind die Moiren fast ausschließlich in Verbindung mit Geburt, Eheschließung und Tod dargestellt. Dem entsprechend kann man sie oft auf römischen Sarkophagen bewundern. LAERTAS Ein Gigant der im Nordfries des Knidier – Schatzhauses in Delphi an der Seite der Athene kämpft; die Lesung ist aber unsicher. LEON 5 Ein Gigant. Er wurde in Milet lokalisiert; M. Mayer, Gig. und Tit. S. 188. LYSSA „Die Wut, der Wahn, der Wahnsinn“. Personifizierung der Wut, des Wahnes und des Wahnsinns. Sie entstand aus der Nyx, als sie mit Blutstropfen, die bei der Kastration des Uranos durch seinen Sohn Kronos entstanden, bespritzt wurde. Lyssa erhielt sehr oft von Göttinnen und Göttern Aufgaben; so z. B. schlug sie im Auftrag der Hera Herakles mit Wahnsinn. Im Wahn tötete er alle seine Kinder von Megara 1. ….. Bildlich dargestellt wurde sie meistens als Angreifende in einem Jägerkostüm. MEGAIRA Personifikation des „Neides mit dem bösen Blick“. Eine der Erinnyen. Auch Erinyes, Erinyen oder Maniai (die Rasenden), später aber Eumeniden genannt. Die Römer nannten sie Furien. Sie werden meist mit der Rachegöttin Ara, der Personifikation des Fluches, gleichgestellt. Als Kronos dem Uranos das Geschlechtsteil abschnitt wuchsen aus den Blutstropfen die zur Erde, der Mutter Gaia, fielen neben anderem auch die Erinnyen. Meistens wurden sie in einer Dreiheit angerufen: Alekto, die „Unaufhörliche“, Tisiphone / Teisiphone, die „Vergeltung“ und Megaira, der „neidische Zorn“. Auch die Göttin Mania 2, die Personifikation des Wahnsinns, wurde zu den Erinnyen / Maniai gezählt. Zorn- und Rachegeister, Göttinnen der Verfluchung und Vergeltung. Personifizierung des schlechten Gewissens. Ursprünglich dürften sie personifizierte Flüche gewesen sein. Sie spiegeln einen sehr alten griechischen Glauben an eine göttliche Gerechtigkeit in der Vergeltung wider. Aus der Unterwelt aufsteigend, hässlich, alt, geflügelt, mit Schlangen anstatt Haaren auf dem Kopf und schwarzer Haut, aus den Augen floss giftiger Geifer, brüllend wie Stiere und Wölfe, mit Fackeln, Schlangen und Keulen bewaffnet, so stellten sich die Menschen der frühesten Epochen das ‚verfolgende schlechte Gewissen‘ vor. Da sie älter waren als die Nachkommen des Kronos standen sie über den regierenden Göttern. Ihre Hauptaufgaben waren der Schutz des Mutterrechtes und der göttlichen Rangordnung innerhalb der Familien. Ihr Tun und Handeln, ihre Vergeltung im seelisch-geistigen Bereich, schützte diejenigen, die menschliches Recht nicht schützen konnten, speziell dann, wenn das Unrecht in der eigenen Familie geschah. Diese Funktion war für ein ordnungsgemäßes Leben in der Gesellschaft erforderlich. Im Schutz des Mutterrechtes ist noch sehr stark, z.B. bei Orestes, das auslaufende Matriarchat erkennbar. Nachdem der wegen des Mordes an seiner Mutter angeklagte Orestes bei der Stimmengleichheit der Geschworenen durch die Stimme der Göttin der Gerechtigkeit, Athene, freigesprochen wurde, zwang Athene die Erinnyen ihre primitiven Funktionen aufzugeben und als gütige Eumeniden weiterzuwirken (endgültiges Ende des Matriarchats). Damit wurde Bestrafung für eine begangene Untat durch primitive Verfluchung und Rache abgelöst durch eine ordentliche Rechtssprechung die den göttlichen Weisungen entsprach (Gesetze) und mit Eid abgesichert war. V. D. Kirchner, geb. 1942, „Erinys“, Totenklage, Oper, UA 1990. MEKISTEUS 7 Tzetzes nennt in seiner Theogonie 90 einen Giganten Mekisteus. MELIA 1 a,b,c,d / die MELIAI Die melischen Nymphen. Eschen- und allgemein Baumnymphen. Sie wuchsen mit den Erinyen und den Giganten aus den blutigen Spermien des Uranos, die aus dem von Kronos abgeschnittenen Geschlechtsteil seines Vaters tropften, bevor er es in das Meer warf. Es spiegelt sich darin die alte Vorstellung von Bäumen, besonders Eschen, als Ahnen der Menschen. Aber auch Quell- und Teichnymphen und damit Töchter des Okeanos treten sie auf – als Vater haben sie immer einen Gott. Verschiedene Götter haben mit ihnen Beziehungen und Kinder. In Lokalsagen sind sie oft Mütter von Heroen oder ersten Menschen: a.) Tochter des Okeanos, von Apollon Mutter des Wahrsagers Teneros und des Ismenios. Sie wurde im Ismenion, dem thebanischen Apollontempel, verehrt. Oberhalb des Tempels befand sich eine Quelle deren Nymphe ebenfalls Melia hieß. b.) Auch in der argivischen Sage ist sie eine Tochter des Okeanos. Hier ist sie vom Flussgott Inachos die Mutter von Phoroneus, dem ersten Menschen, des Aigialeus, des Phegeus, der Mykene u.a. c.) Die bithynische Melie ist von Poseidon Mutter des Amykos, des Königs der Bebryker. d.) Dolion, der Stammvater der Dolionen und der Kentaur Pholos haben als Mutter eine Melia, Vater ist der Seilenos. MIMAS 3 Gigant. Im Kampf gegen die Götter riss Mimas die Insel Lemnos aus dem Meer und schleuderte sie auf Ares. Ares wich aus und verletzte seien Gegner mit der Lanze. Zeus tötete den Verletzten mit einem Blitz. MIMON Fraglicher Name eines Giganten; M. Mayer, Gig. und Tit. S. 247. MINERVA Bei Cicero nat. deor. III, 22,35 wird Minerva als Tochter der Uranos erwähnt. MNEMOSYNE „Das Gedächtnis“. Titanin, Tochter des Uranos und der Gaia, Göttin, Personifizierung des Gedächtnisses und der geschauten Erinnerung; Hesiod theog. 135. Mnemosyne wurde fast nur abstrakt wahrgenommen und gedacht und selten verkörpert wie andere Person-Bereicheinheiten, z. B. Hera. Sie schlief in Pierien neun Tage lang mit Zeus; Hesiod theog. 915: „Dann wieder liebte Zeus die schönhaarige Mnemosyne, die ihm die Musen mit ihren goldenen Stirnbändern gebar; neun sind es, denen Feste gefallen und Beglückung durch Lieder.“ Diese neun Musen, die Göttinnen der Künste und Wissenschaften, sind ohne ihre Mutter, das Gedächtnis, und dem Erbteil ihres Vaters, der göttliche Eingebung, nicht möglich; lies Musen > Mnemosyne wurde göttlich verehrt und hatte ein Standbild im Alea-Tempel in Tegea; Pausanias 8,47,3. In der Orphik wurde sie dem Leben gleichgesetzt. Aratos nennt die Nymphe Plusia als Mutter der Musen. ...... In späterer Zeit wurden Zeus und Mnemosyne noch die Personifizierungen von Aufmerksamkeit, Übung und Redeübung (Melete), Erinnerung (Mneme) und Gesang (Aoide) als Kinder zugedacht Vor der Erfindung der Schrift war das Gedächtnis das einzige Instrument der Überlieferung von Literatur und Musik. Musik und Text wurde mit Hilfe der Musen (Göttliche Eingebung) erdacht, geübt (Melete), durch das Gedächtnis (Mnemosyne) gespeichert, von Lehrern an Schüler weitergegeben, von diesen mit Aufmerksamkeit (Melete) und Übung (Melete) gelernt und aus der Erinnerung (Mneme) als Gesang (Aoide) wiedergegeben. Die Fähigkeit Musik aufzuschreiben wurde erst sehr spät entwickelt, bedurfte aber auch der Küsse der Musen. Die Aoiden (Sänger, die eine bestimmte Gattung der Musik sangen und vorführten), verwandt mit den Minnesängern späterer Zeiten, brauchten, um die komplizierten Zusammenhänge und die langen Geschichten der Götter- und Heroenwelt gestalten und vortragen zu können, zuerst den Kuss der Musen, dann Melete, Mneme, Aoide und übergeordnet die Mutter, Mnemosyne, das Gedächtnis. Übertragen auf alle Wirkungsbereiche der Kunst und der Wissenschaften ist festzustellen: Der geistig schaffende Mensch ist eingebettet in den Wirkungsbereich von Zeus, dem Götterkönig, der Titanin Mnemosyne und zwölf weiteren Göttinnen. Ob sich die Herr- und Frauschaften dieser Gnade bewusst sind ? Ob sie sich ihrer würdig erweisen ? …….. Mnemosyne wurde sehr oft auf Sarkophagen abgebildet. Mit dem Flussgott Acheloos wird sie u. a. auch als Mutter der drei Sirenen Peisinoe, Agalope und Thelxiepeia genannt. MOLODROS Ein nicht näher zu bestimmender Gigant, der am pergamenischen Altar abgebildet war. MUSAIOS 2 Ein Gigant. Beim Kampf der Giganten gegen die Götter ging Musaios von den von Mylinos angeführten Giganten zu Zeus über; Diodor; Tzetzes Theogonie 74. MUSEN / MUSAI „Die Erinnernde“, „Die Sinnende“. Die Musen (lies zuerst Mnemosyne >). Beim Hochzeitsfest fragte Zeus die Götter was noch fehle. Sie antworteten: „Die Rühmenden.“ Daraufhin zeugte er mit seiner Gattin Mnemosyne, dem Gedächtnis, die Musen; Hesiod theog. 53ff: „Diese gebar in Pierien, dem Kronossohn und Vater der Musen in Liebe vereint, Mnemosyne (Gedächnis), die an den Hängen des Eleuther waltet; sie schenken Vergessen der Übel und Trost in Sorgen (Lesmosyne). Neun Nächte nämlich einte sich ihr der Rater Zeus und bestieg fern von den Göttern ihr heiliges Lager; als aber die Zeit kam, die Monate im Wandel der Jahreszeiten vergingen und viele Tage vollendet waren, gebar sie neun Mädchen von gleicher Art, deren Herz in der Brust am Gesang hängt und deren Sinn frei von Kummer ist; ...“. Aratos nennt die Nymhe Plusia als Mutter der Musen. Mnaseas und Cornutus nennen Uranos als Vater der Musen. Ganz in der Nähe des Olymp wohnten die Musen, zusammen mit den drei Grazien und dem Himeros, dem Gott der Liebessehnsucht. Dort tanzten sie ihre Reigen und rühmten mit herrlichem Gesang aller Dinge Gesetze und das edle Wesen der Götter. Himmlische Weisen singend zogen sie, immer wieder, eingehüllt in leichte Nebel, begleitet von der Liebessehnsucht und den Grazien, auf den Olymp und erfreuten die Götter. Bei den Festen der Götter waren sie immer anwesend und erfreuten alle mit Gesang und Reigen; Homer Ilias 601ff: „Also schmausten sie da den ganzen Tag, bis die Sonne Sank; nicht mußte ihr Herz gebührender Speise entbehren, Nicht der Leier, der überaus schönen, die spielte Apollon, Noch der Musen, die wechselnd sangen mit lieblicher Stimme.“ Apollon, in seiner Funktion als Gott der Musik, stand in einem besonderen Nahverhältnis zu den Musen. ...... Der Begriff „Musai“ ist etymologisch umstritten. Dass dieses Wort urindogermanisch ist, gilt als erwiesen. Die Deutungen „Erinnernde“ und „Sinnende“ sind vorherrschend. Selbst Homer vereint beide Begriffe in den Musen; Ilias 2,485f: „Göttinnen seid ihr ja, wißt alles, allgegenwärtig, Unser Wissen ist nichts, wir hören allein die Kunde -, ...“ – Wissen ist Erinnerung, die Musen, als die sich „Erinnernden“. Ilias 2,491f: „.... Wenn ihr olympischen Musen, des Zeus, des Halters der Ägis, Töchter, mich nicht daran mahntet, wie viele nach Ilion kamen.“ – die Mahnung entspringt dem Sinnen, die Musen, als die „ Sinnenden“. Neben dem Begriff Musai wurde auch Mneiai, die Mehrzahl von Mnemosyne, verwendet, weil ursprünglich Mnemosyne und Musai nebeneinander gedacht wurden und erst später in Mutter und Töchter (gleich wie bei Demeter und Persephone) getrennt wurden. ...... Die Zahl der Musen schwankte beachtlich; 2,3,4,5,7 und 9 wurden genannt. Genau so unterschiedlich teilten die Schriftsteller den Musen in ihrer Entwicklung von den unbekannten Anfängen bis zur römischen Kaiserzeit ihre Wirkungsbereiche zu. Eine Fixierung auf die Zahl neun ergab sich durch Hesiod theog. 75ff. 800 Jahre später, in römischer Zeit, erfolgte, auch noch vage, eine endgültige Zuordnung der einzelnen Musen zu einer bestimmten Kunstgattung und Wissenschaft. Mit Hesiod und der Zuordnung aus der römischen Zeit ergeben sich: 1. Kalliope (die Schönstimmige) – Saitenspiel, heroische Dichtung, Epik; sie galt als Hauptmuse. 2. Kleio (die Rühmende) – Geschichte, Kithara. 3. Melpomene (die Sängerin) – Tragödie, Trauergesang, lesbisches Lied. 4. Euterpe (die Erfreuende) – Flötenmusik. 5. Erato (die Liebliche) – Gesang und Tanz. 6. Terpsichore (die Reigenfrohe) – Lyra. 7. Urania (die Himmlische) – Sternkunde; sie war die einzige, deren Wirkungsbereich immer unverändert blieb. 8. Thaleia (die Festliche) – Komödie, Unterhaltung. 9. Polyhymnia (die Liederreiche) – Barbiton, Tanz, Pantomime, Geometrie. Viele Dichter behaupteten, eine eigene Muse besessen zu haben und nur diese habe sie geküsst, ein Umstand, der die Zahl der Musen natürlich unendlich steigen läßt. Aber auch das entspricht natürlich der dichterischen Freiheit und Phantasie. ...... Nicht nur in Pierien, nahe dem Olymp, wohnten die Musen, auch auf dem Parnassos bei Delphi, dem Helikon in Boiotien und auf dem Berg von Korinth hatten sie Wohnstätten und Tanzplätze, eng verbunden mit den dortigen Quellen, aus denen das Wasser genau so hell und klar und das Herz erfreuend sprudelt wie die guten Gedanken aus den von den Musen Geküssten – Mozart zum Beispiel. Dementsprechend spricht man von den olympischen, delphischen, helikonischen oder auch ilisiadischen Musen, denn auch am Fluß Ilisos bei Athen hatten sie einen Altar. Die Sikyoner nannte eine ihrer drei Musen Polymatheia. ........ Die Delphier kannten die olympischen Musen, bei ihnen existierten aber drei weitere, die nach den drei Teilen des Weltalls benannt wurden: Nete, Mese und Hypate. ……. Die Musen konnten auch böse sein. Thamyris, er war der Erste, der sich in Hyakinthos, einen Mann, verliebte, sang so schön, dass er den Sängerwettkampf in Delphi gewann. Seine Berühmtheit als Sänger machte ihn selbstherrlich. Er lud die Musen nach Dorion zu einem Wettkampf ein. Natürlich unterlag er gegen den Himmlischen Gesang. Die Musen nahmen ihm das Augenlicht, die Stimme, die Dichtkunst und löschten ihm das Saitenspiel aus seiner Erinnerung; Homer Ilias 2,594ff: „……… - dort, wo die Musen Den Thamyris trafen, den Thraker, und seines Gesanges beraubten, ….“ ……………….. Pieros, ein Makedonier, Eponym von Pierien, kam in die Gegend des Berges Helikon. Er hatte neun Töchter, die Pieriden, denen er die Namen der Musen gab und von denen er behauptete, sie seien die Musen. Sie sangen mit den Göttinnen um die Wette, verloren, und wurden zur Strafe in krächzende schwarze Elstern verwandelt. Beim Gesang der Pieriden hatte niemand zugehört und der Himmel verdunkelte sich. Als die Musen sangen blieben der Himmel, die Gestirne und die Flüsse stehen. Der Berg Helion war hell entzückt und wurde vor Begeisterung immer höher und höher. Damit er nicht in den Himmel wachse, beauftragte Poseidon seinen Sohn Pegasos, das geflügelte Pferd, den Helion mit dem Huf zu treten. Pegasos gehorchte und gab dem Berg einen Tritt. Der Fels öffnete sich und es entsprang eine Quelle, die Hippokrene, die „Roßquelle“. Solche Roßquellen gab es auch bei Korinth und auf dem Parnassos, dort hieß sie Kastalia. Wer aus diesen, den Musen heiligen Quellen Wasser trank, wurde sofort von der Begeisterung für die Dichtkunst befallen. Das Wasser dieser Quellen floß durch Flüsse in das Meer, verdunstete dort, zog in der Form von Wolken über alle Länder der Erde und ging als Regen nieder. So verbreitete sich die Begeisterung für die Dichtkunst, von Griechenland ausgehend, bis zu uns - leider in sehr verdünnter Form. ...... Die Musen genossen bis in die späte römische Antike im gesamten Bereich der griechisch-römischen Kultur kultische Verehrung. In der antiken Literatur spielten sie als Göttinnen der Dichtkunst natürlich eine übergeordnete Rolle. Ohne Kuss der Muse gab es keine Dichtkunst. Alle Stätten, an denen Musen verehrt wurden, Berghöhen, Haine, Grotten, immer mit Altar, aber selten mit Tempel ausgestattet, hießen Museion. In späterer Zeit erweiterte sich ihr Wirkungsbereich auf alle geistigen Betätigungen, alle Arten der Kunst, auch auf die Wissenschaften. Weil Bildung, speziell die Sprachliche und die Musikalische, immer fester Bestandteil der Jugendbildung war, wurden Schulfeste, später die Schulen selbst, Museion (Kultstätten der Musen) genannt. Ebenso die Treffpunkte der wissenschaftlichen Bildung; Beispiel: Das von Ptolemaios I im Palast von Alexandrien gegründete Museion; Vorläufer unserer Universitäten. Platon Phaid. 267b nennt ein Lehrbuch Museion. Heute kennen wir noch das Museum, jene Stätte, in der die Werke der von den Musen Geküssten gesammelt und zur Schau gestellt werden. …….. Die Seitenflanken des Sixtus-Sarkophages in der Schatzkammer des Vatikan, erschaffen 1493 von Antonio Pollaiuolo, tragen nackte Frauengestalten als Allegorien der freien Künste im Sinne der Renaissance: Theologie, Philosophie, Arithmetik, Astronomie/Astrologie, Dialektik, Rhetorik, Grammatik, Perspektive, Musik und Geometrie. Mit dieser Darstellung dürfte die weit mehr als 3000 Jahre lange Entwicklung der Musen vorläufig abgeschlossen worden sein – dennoch, auf ihre Küsse warten heute noch viele. ..... seid umschlungen Millionen, diesen Kuss der ganzen Welt ! MYLINOS Nur von Diodorus Siculus 5,71 erwähnter Gigant der auf der Insel Kreta wohnte und mitsamt seiner Sippe von Zeus erschlagen wurde. MYRMEX 4 Ein Gigant, der neben Okeanos und Epimetheus als Vater der Ephyre genannt wird. NEREUS Sohn des Pontos und der Gaia, der älteste Gott des Meeres. Bei Orph. frg. 114 ist Uranos der Vater. Hesiod Theogonie 233ff (zwei verschiedene Übersetzungen): „Pontos erzeugte den niemals trügenden, wahrhaftigen Nereus als ältestes seiner Kinder; der Alte heißt aber so, weil er wahr ist und freundlich und nie das Recht außer acht lässt, sondern gerecht und milde gesinnt ist.“ – Übersetzer Otto Schönberger. „Den Nereus, der nie lügt, sondern immer die Wahrheit sagt, hat Pontos als ältestes Kind gezeugt. Eben darum nennt man ihn den Alten; weil er nämlich wahrhaftig ist und gütig. Nie weicht er von dem ab was sich ziemt, vielmehr hat er Gerechtigkeit und Güte im Sinn.“ – zitiert von Karl Kerenyi. Ursprünglich ein „Wassermann“, der Bezug zu allen Wässern hatte. Jetzt Meeresgott, der alte Mann im Meer, weise und gerecht und dem Poseidon untergeordnet wie mit ihm Phorkys und Proteus, die beiden anderen „Alten des Meeres“. Mit seiner Frau Doris lebt er friedlich in einem Palast tief auf dem Meeresgrund. Hin und wieder wühlt er mit seinem Dreizack, gleich wie Poseidon, das Meer auf. Er besitzt, wie andere Meeresgötter, die Gabe der Weissagung und die Fähigkeit sich zu verwandeln. Als Herakles die Äpfel der Hesperiden holen musste fesselte er den Nereus, obwohl sich dieser in Feuer, in eine Schlange, einen Baum, in Fische und vieles andere verwandelte. Erst gefesselt gab er das Geheimnis des Weges zu den Hesperiden preis. Mit Doris zeugte er die 50 Nereiden und einen Sohn, Nerides; lies „Die Nereiden“ >. OBRIMOS 2 Ein Gigant; er ist auf dem Fries von Pergamon abgebildet; M. Mayer, Gig. und Tit. S 253. OCHTHAIOS / OKHTHAIOS Ein Gigant aus Pergamon; M. Mayer, Gig. und Tit. S. 253. OKEANOS Titan, Sohn der Gaia und des Uranos. Der „alles Umfließende“ (Der ewige Kreislauf des Wassers.). Der Ursprung des Namens ist unsicher, wahrscheinlich semitisch. Er dürfte als geographische Bezeichnung in die griechische Sprache eingeflossen sein und sich erst im Laufe der Zeit zur Götterpersönlichkeit entwickelt haben. Wenn Homer den Okeanos als den „Ursprung der Götter“, Ilias 14,200, und „Ursprung von allem“ nennt, dann dürfte er auf die älteste der verschiedenen Ursprungsmythen anspielen. Gott und Fluß oder Meeresstrom in einem. Anders bei Hesiod theog. 135ff: „Auch das unwirtliche Meer, das anschwillt und stürmt, erzeugte sie, doch ohne verlangende Liebe. Dann aber gebar sie, von Uranos umarmt, den tiefwirbelnden Okeanos .....“. Aus sich heraus gebiert Gaia zuerst „das unwirtliche Meer“, dann erst, nach der Zeugung mit Uranos, den Titanen und Gott Okeanos. Am höchsten in der Genealogie wird er in den orphschen Theogonien gereiht. Dort ist er Vater der Titanen und des Uranos und steht zwischen Chaos und Nyx (vereinfacht dargestellt) und wird vom Gedanken des „alles nährenden Wassers“, dem Wasser als Ursprung des Lebens, als jenem Element, aus dem sich Leben entwickelte, getragen. Auch als Ophion, als erster Weltenherrscher, der als das Alles-Umfließende die Welt beherrscht, aber dann dem Kronos unterlag und den Thron räumen musste, wurde er gedacht. Mit seiner Schwester Tethys zeugt er 3000 Ströme und Flüsse, alles Söhne, 25 nennt er mit Namen; Hesiod 337ff: „Tethys aber gebar dem Okéanos wirbelnde Flüsse: Neilos, Alpheíos, Erídanos, voll von reißenden Strudeln, Strymon und Maíandros, Istros, das herrlich strömende Wasser, Phasis und Rhesos, den silberwirbelnden Fluß Achelóos, Nessos, Rhodíos, die Ströme Heptáporos und Haliákmon, Grénikos, Aísepos und die göttliche Flut des Simóeis, Hermos, Peneíos, den herrlichen fließenden Káïkos, breiten Strom des Sangários, Ladon, Parthénios, Árdeskos, ferner Eúenos und den Skámandros schließlich, den göttlichen, hehren.“ Das heißt, alle Flüsse der Welt entspringen, durch den ewigen Kreislauf des Wassers, dem Okeanos. Tethis gebar ihm auch eine heilige Schar von 3000 Töchtern, die Okeaniden, 41 nennt Hesiod mit Namen, die von Zeus den Auftrag erhielten auf Erden im Bund mit Herrscher Apollon und den Flüssen (Flußgöttern) Männer heranwachsen zu lassen; Hesiod 346ff: „Und einen heiligen Stamm von Töchtern hat sie geboren, die auf Erden die Knaben wachsen lassen zu Männern, mit Apollon, dem Herrn, sowie mit den Flüssen; und dieses ist ihr Auftrag von Zeus. Es sind Peitho, Adméte, Iánthe, Doris, Eléktra, Prymno, das göttliche Kind Uranía, Hippo, Klyméne, Rhódeia und Kallirhóe und weiter Zeuxo, Klytíë, Idyía sowie Pasithóe, Plexaúre und Galaxaúre, die reizende, schöne Dióne und Thóe, ferner Melóbosis und Polydóre, herrlich zu schauen, Pluto mit strahlenden Augen, Kerkéïs, lieblich gewachsen, Xanthe, Perséïs, Akáste, Iáneira und auch Menéstho, weiter Petraíë, das liebliche Kind, Eurynóme, Európe, Metis, Telésto, in krokusfarbenem Kleide gewandet, und auch Chryséïs, Asía, Kalýpso, Verlangen erweckend, Tyche sodann, Eudóre und Ámphiro und Okyrhóe, schließlich die Styx; sie ragt hervor unter all ihren Schwestern. Unter den Töchtern, die Okéanos zeugte mit Tethys, sind dies die edelsten nur; es gibt noch andere viele: Dreimal Tausend sind es schlanke Okeaninen, die verstreut das Land und die tiefen Seen durchschweifen, überall ähnlicher Art, der Göttinnen strahlende Töchter.“ Bei Eustathios ist Theia 2/3 Gemahlin des Okeanos, ihre Kinder sind die Kerkopen. ……. Homer Ilias 21,195: „ [...] des tiefen Okeanos-Stromes, dem doch alle die Ströme und alle die Wasser des Meeres, dem auch alle die Quellen und tiefen Brunnen entfließen.“ Mit Tethis wohnte er am Rande der westlichen Welt. In den Mythen spielen sie kaum eine Rolle, weshalb es auch kaum Abbildungen der beiden Gottheiten gibt. Sie genossen auch kaum kultische Verehrung. Die für Okeanos und Tethys von Alexander d Gr. vor dem Delta des Indus errichteten Altäre und die Weihungen in Germanien und der Bretagne sind die einzigen Anzeichen einer offensichtlich ausschließlich an die Grenzen der damals bekannten bewohnten Erde verlegten Verehrung. ........... Homer Ilias 18, 607: „Auf ihn setzte er die große Kraft des Okeanos-Stromes, rings um den äußersten Rand des fest gefertigten Schildes.“ Im 9. Jh. v Chr. galt noch die Vorstellung des Okeanos als eines um die scheibenförmige Erde fließenden Flusses. Er trennte die Erde vom Reich der Toten, das man vom westlichsten Rand des gedachten Flusses erreicht. Die erste ernsthafte Lokalisierung des Okeanos fällt in das 7. Jh., erkennbar an der Umbenennung der „Säulen des Biareos“ in „Säulen des Herakles“ (Straße von Gibraltar). Zu dieser Zeit wurde auch, wahrscheinlich als Folge der Reise des Kolaios zum atl. Ozean, die Geryonis in den Sagenzyklus des Herakles eingebaut. Seit dieser Zeit wird auch die Vorstellung eines Flusses durch die eines Meeres ersetzt; in der dichterischen Sprache erscheint der Begriff des „atlantischen Okeanos“, des Okeanos westlich des von Perseus versteinerten Atlas, des Atlasgebirges. Das Aufkommen der Erdkugellehre im 5. Jh. v. Chr. und ihre Weiterentwicklung verursachten eine tiefe Änderung in der geogr. Bedeutung des Okeanos. Er erscheint jetzt u.a. als Weltmeer, auf dem die bewohnte Erde nur eine Insel ist. Die Erkenntnisse im 4. und 3. Jh. v. Chr., die Theorie des Ptolemaios von der Erde als Weltkörper, ebenso die Erkenntnis, dass die Erde eine Kugel ist die auf keinem Dreifuß steht, oben und unten eisig kalt und im mittleren Gürtel heiß ist, übten keinen nachhaltigen Einfluß auf die landläufige und speziell von der katholischen Kirche todbringend vertretene Vorstellung von der Erde als Scheibe aus (Ausschließlich im Reichsapfel der Könige und Kaiser überlebte die griechische Vorstellung der Erde als Kugel). Erst die Umrundung der Erde auf dem Okeanos, den alles Umfließenden, beendete in der Masse des Volkes das Glauben. Der Name dieses griechischen Gottes ist heute, mit Attributen versehen, weltumfassend. OLYKTOR Ein Gigant, er war auf der Gigantomachie von Pergamon dargestellt. OLYMBROS Bei Stephanos Byzantios ein Titan. Sein Name ist zweifelhaft. OLYMPOS 1 Der Berg Olymp, Sohn der Gaia und des Uranos. Er wird als Gigant und Titan bezeichnet, von Hesiod aber nicht erwähnt und stammt aus einer an Homer angelehnten Genealogie; Stephanos Byzantios. OPHION / OPHIUS ? / OPHIONEUS 2 Ein aus dem orphischen Mythos stammender Gigant, der am Kampf gegen Zeus teilnahm und in den Erebos verstoßen, bzw. von Zeus unter einem Gebirgsmassiv begraben wurde; M. Mayer, Gig. und Tit. S. 225, 234, 250, 254, 259. OROMEDON 2 Bei Properz 4,9,48 genannter Gigant. M. Mayer, Gig. und Tit. S. 197, bezeichnet den Namen als falsch. OSTAKOS Sohn des Uranos und der Gaia. Er entspricht nicht den hesiodschen Titanennamen und stammt aus einer an Homer angelehnten Genealogie; bei Stephanos Byzantios. OYDAIOS Ein Gigant aus Pergamon; M. Mayer, Gig. und Tit. S. 252. PALLAS 2 „Jüngling“. Gigant, Sohn der Ge und des Tartaros oder Uranos, Gatte der Titanis, mit der er Athene zeugt (hier abweichend von der Vaterschaft des Zeus), die nach ihm auch Pallas Athene genannt wird. Er wollte sie vergewaltigen. Sie aber ließ ihren Vater Pallas schinden und töten und dem Leichnam die Haut abziehen. Aus der Haut wurde jenes Schild gefertigt, das sie stets trägt. Dieser Umstand kann als Unterordnung einer vorgriechischen Götter- oder Heroengestalt unter die Göttin Athene gedeutet werden. Pallas und Styx werden auch als Eltern des Phthonos, der Personifizierung des Neides, genannt. Einige Schriftsteller bezeichnen ihn als Titanen. PALAMNEUS Gigant; er war auf dem Altarfries von Pergamon abgebildet. PALLENEUS / PALLANEUS Ein Gigant; Claud. Claudianus Gig. 109; M. Mayer, Gig. und Tit. S. 252. PAN Ein Fruchtbarkeitsgott, der seinen Ursprung in der frühen Hirtenreligion hat und besonders in Arkadien beheimatet war. ….. Die etymologische Betrachtung des Bergriffes „Pan“ ergibt keine klare Aussage. Der Begriff wird sowohl als Lallwort (vergl. mit PAPA), als auch als vorgriechisch gedeutet. Die Verwandtschaft mit dem „pan“ mit der Bedeutung von „alles“, „ganz“ und „jedes“ führte zur Interpretierung des Pan als „Allgott“. ….. Dass Pan, bedingt durch die Gläubigkeit der frühen Nomaden- bzw. Hirtenvölker, zu den ältesten Göttern gehört erwähnt Pausanias bei der Beschreibung der Stadt Megalopolis; 8,31,3: „….. Davor steht ein Tisch, daran sich zwei Horen angebracht und ein Pan mit der Syrinx und ein Apollon, Kithara spielend, und es steht da auch eine Inschrift auf sie, dass sie zu den ersten Göttern gehören.“ ….. Er gilt überwiegend als Sohn des Hermes, den er mit einer Nymphe, der lockigen Tochter des Dryops 1, gezeugt hat. Schol. Theokritos Syr. 1 nennt Aither und die Nymphe Oinoe 3 als Eltern. Andere wieder nennen Apollon und Penelope als Eltern oder Odysseus als Vater. Diodor 6,1 nennt Uranos und Hestia als Eltern. Auch Apollodor epit. 7,38 weicht ab: „Manche aber sagen, Penelope sei durch Antinoos geschändet und deshalb durch Odysseus zu ihrem Vater Ikarios gesendet worden; als sie sich aber in Arkadien bei Mantineia befunden habe, habe sie von Hermes den Pan geboren.“. Nach Schol. Euripides Rhes. 36. hieß die Nymphe die dem Hermes den Pan schenkte Orsinoe, andere wieder nennen sie Drypoe 2. ….. Die Sage erzählt, Hermes habe eine Nymphe Dryope 2, eine Tochter des Dryops 1, erblickt. Der Anblick der lockigen Schönheit habe seine schlummernde Fleischeslust geweckt, er habe sich ihr zärtlich lüstern genähert doch die Schöngelockte habe die Flucht ergriffen. Hermes verfolgte sie. In ihrer Unlust und Angst verwandelte sie sich in eine Ziege, Hermes verwandelte sich in einen Ziegenbock – und schon war er am Ziel. Nach neun Monaten brachte die Überlistete einen Sohn zur Welt, Pan, ein Kind, voll behaart, mit Hörnern und Bocksfüßen. Entsetzt ergriff sie die Flucht und ließ das Baby zurück. Hermes war entzückt über diesen Sohn, hob ihn auf, flog mit ihm zum Olymp und zeigte den wiehernden Kleinen den Göttinnen und Göttern; alle freuten sich und Dionysos nahm ihn sofort in sein Gefolge auf. ….. Beheimatet dürfte er in Arkadien gewesen sein, von wo aus er sich über den ganzen griechischen Kulturraum verbreitete. Als Fruchtbarkeitsgott der Herden, der die Ziegen besprang und auch sonst für die Fortpflanzung der Herden zuständig war, wurde er ursprünglich in der Form eines Ziegenbockes verehrt. Er wurde auch menschengestaltig gedacht, aber völlig behaart, mit zwei Hörnern, Ziegenfüßen, einem Schwanz, ziegenbocksähnlichem Gesicht und großen Ziegenbockshoden und gehört damit zur Gruppe der Menschen-Tier-gestaltigen Mischwesen wie sie schon in der minoischen Religion vorkommen. In der Verehrung wurde er als Einzelgott gedacht, sonst aber, weil es ja viele Herden gab die befruchtet werden mussten, in der Mehrzahl. Im Gefolge des Dionysos wurde er immer in der Mehrzahl gedacht und dargestellt (Trotz der großen Ähnlichkeit mit den Satyrn ist er von diesen jedoch klar zu trennen.). Als launiger, meist aber weinfröhlicher Geselle erschien er hauptsächlich in der Mittagshitze, stete lüstern, Mensch und Tier oft erschreckend, zur Beglückung der Herdentiere beiderlei Geschlechts. Natürlich wurden auch Nymphen und junge Hirten von ihm heiß begehrt und mit süßem Spiel auf seiner Flöte umworben (Siehe „Pan und Daphnis“ im Nationalmuseum in Neapel.). ….. Gott Pan war auch der Erfinder der Flöte, dem Instrument der Hirten. In Ovid`s Metamorph. erzählt Hermes dem hundertäugigen Argos (bevor er ihn köpfte) wie es zur Erfindung der Flöte durch Pan kam; 1,685: „Jener bekämpfet jedoch des Schlummers gelinde Bestrickung, Und obschon sich dem Schlaf ein Teil von den Augen ergeben, Hält er die anderen wach. Auch fragt er - erst kürzlich erfunden War auf der Flöte das Spiel -, was Anlaß gab zur Erfindung. Drauf sprach also der Gott: »In Arkadiens kalten Gebirgen War die schönste im Kreis der nonakrischen Hamadryaden Eine Najad unlängst: Die Nymphen nannten sie Syrinx. Mehrmals war sie bereits entschlüpft nachstellenden Satyrn Und den Göttern zumal, die der schattige Wald und das Saatfeld Heget. Sie weihte sich ganz der ortygischen Göttin mit Neigung Und jungfräulichem Sinn. Nach Sitte Dianas gegürtet, Konnte sie täuschen und selbst wohl gelten als Tochter Latonas, Wär ihr nicht ein Bogen von Horn und ein goldener jener. Doch so täuschte sie auch. Wie sie einst heimging vom Lycaeus, Schaute sie Pan, und das Haupt umwunden mit nadliger Fichte, Hub zu reden er an.« Noch war zu erzählen die Rede Und, wie die Nymphe geflohn, nicht achtend der dringenden Bitten, Durch pfadloses Gefild, bis daß zu des sandigen Ladon Ruhigem Strom sie gelangt, und, als die Wellen versperrten Weiteren Lauf, um Wandlung gefleht zu den flüssigen Schwestern; Wie dann Pan, da schon er glaubte zu haschen die Syrinx, Statt der Nymphe Gestalt Sumpfrohr in den Armen gehalten Und, als seufzend er stand, die wehende Luft in dem Schilfe Leises Geflüster erregt, das ähnlich ertönte wie Klage, Wie er, entzückt vom Zauber des Tons und der neuen Erfindung, Hatte gesagt: »Das soll fortan uns beide vereinen!« Und in den Halmen sodann, die er ungleich untereinander Hatte verbunden mit Wachs, den Namen des Mädchens behalten.“ [Ovid: Verwandlungen (Metamorphoses). Dichtung der Antike von Homer bis Nonnos, S. 12534 (vgl. Ovid-W Bd. 1, S. 24ff) (c) Aufbau-Verlag] Bei einem musikalischen Wettstreit unterlag er dem Apollon; Ovid met. 11,150ff: „Weithin schauend ins Meer mit jäh ansteigender Höhe, Starrt des Tmolus Gebirg, und gedehnt in doppelter Senkung, Endet es hier bei Sardes und dort bei dem kleinen Hypaepa. Als sein Spiel auf der Flöte dort Pan anmutigen Nymphen Rühmte und leichtes Getön vortrug auf verbundenen Rohren, Wagt' er Apollos Spiel im Vergleich mit sich zu verachten, Und er erschien vor Tmolus' Gericht zum verwegenen Wettstreit. Sitz nimmt ein auf dem Berg der richtende Greis, und die Ohren Macht er von Bäumen sich frei; nur Eichlaub kränzt ihm des Hauptes Bläuliches Haar und umwallt die vertiefeten Schläfen mit Eicheln. Da nun sprach er, zum Gotte des Viehs hinschauend: »Der Richter Stehet bereit.« Pan bläst zum Beginn auf den ländlichen Halmen, Und mit Ergötzen vernimmt der grad anwesende Midas Sein barbarisches Spiel. Drauf wendet der heilige Tmolus Phoebus entgegen das Haupt: sein Wald ist gefolgt dem Gesichte. Jener, das blonde Gelock umkränzt mit parnassischem Lorbeer, Schleift am Grund das Gewand, das tyrische Farbe gesättigt; Seine mit indischem Zahn und Gestein reich prangende Leier Ist von der Linken gefaßt; in der andern hält er den Schlegel. Künstlergemäß auch stellt er sich auf. Nun rührt er die Saiten Mit kunstfertigem Daumen, und Tmolus, entzückt von dem Wohllaut, Heißet die Rohre des Pan sich erniedrigen unter die Leier. Allen gefällt der Entscheid und Spruch des heiligen Berges; ….“ [Ovid: Verwandlungen (Metamorphoses). Dichtung der Antike von Homer bis Nonnos, S. 12950 (vgl. Ovid-W Bd. 1, S. 264 ff.) (c) Aufbau-Verlag] ….. Kultische Verehrung genoss Pan besonders in Attika. In einer Höhle am Abhang der Akropolis gegenüber des Areopag hatte er mit Nymphen ein Heiligtum, das nach Herodot 6,103 auf seine Mithilfe beim Sieg der Athener über die Perser bei der Schlacht von Marathon am 12.11.490 zurückzuführen ist: „105. Noch vor Verlassen der Stadt hatten die Feldherrn den Athener Philippides als Herold nach Sparta geschickt, der ein Schnellläufer von Beruf war. Wie dieser Philippides selber erzählt und den Athenern berichtet hat, ist ihm am Parthenion in den Bergen oberhalb von Tegea, Pan erschienen. Pan hat Philippides bei Namen gerufen und den Athenern durch ihn sagen lassen, warum sie ihm gar keinen Kult widmeten, da er doch den Athenern so gewogen sei und ihnen oft geholfen habe, es auch in Zukunft weiter tun werde. Als die Athener wieder Frieden im Lande hatten, haben sie denn auch – denn sie glaubten was Philippides beichtete – unter der Akropolis einen Pantempel gebaut und feiern ihm zu Ehren jährliche Opferfeste mit Fackellauf.“ (Herodot Historien, Alfred Kröner Verlag Stuttgart). Dazu Euripides Ion 501ff: „CHOR: ………….Du Sitz des Pan, du Felsblock neben den tiefzerklüfteten Makrai, wo die Töchter der Aglauros zu dritt im Reigen sich drehen auf grünendem Plan vor dem Tempel der Pallas, bei munterem Klange der Lieder, wenn du, o Pan, in deinen düsteren Höhlen die Hirtenflöte spielst, dort, wo dem Phoibos eine Jungfrau - die Arme! - ein Kindlein gebar ……. [Euripides: Ion. Dichtung der Antike von Homer bis Nonnos, S. 3600 (vgl. Euripides-W Bd. 2, S. 250 ff.) (c) Aufbau-Verlag]. Bei Aischylos hat Pan seinen Sitz im Olymp im Kreise der großen Götter; Agamemnon 56f: CHOR: „………und droben vernimmt ein Apollon, ein Pan, ein Zeus den gellenden Jammer der Vögel, der Mitbewohner des Himmels, ……“. Auch deutet er die Anwesenheit des Pan bei der siegreichen Seeschlacht der Griechen gegen die Perser vor Salamis im Jahre 480 an; Die Perser 447ff: „BOTE. Vor Salamis liegt eine Insel, klein an Umfang und ohne Hafen; ihre steile Küste pflegt nur Pan, der Freund der Reigentänze, zu betreten. Dorthin befahl der König sie; falls Feinde sich, schiffbrüchig, an den Strand zu retten suchten, …….“ [Aischylos: Die Perser. Dichtung der Antike von Homer bis Nonnos, S. 518 (vgl. Aischylos-W, S. 17) (c) Aufbau-Verlag]. ….. Bei Nonnos Dionysiaka 14,67ff hatte Pan auch direkt Kinder: „Auch die Bewohner der Felsen, geschützt von natürlichen Dächern, Pane genannt nach ihrem die Wildnis durchstreifenden Vater, rüsteten sich gemeinsam zum Krieg. Ihr Äußeres wurde durch die Vermischung von Mensch und zottiger Ziege gebildet. Derart seltsam gestaltet, mit stattlichen Hörnern am Kopfe, waren zwölf Pane zur Stelle, die unmittelbar von dem einen Ahnherren abstammten, der in den Bergen hauste. Von ihnen nannte man einen Kelaineus, seinem Äußren entsprechend, einen andern Argennos, aus nämlichem Grunde. Den dritten rief man, sehr passend, Aigókoros, weil er bei weidender Herde überreichlich die Milch trank, die er den Eutern entpreßte; Eugeneios den vierten, vortrefflichen Pan, dem die Wangen wallende Locken umwucherten, ähnlich üppigen Wiesen. Dáphoineus rüstete sich mit dem Hirten Omester, und Phobos schritt dem dichtbehaarten Philamnos wacker zur Seite. Glaukos marschierte zusammen mit Xanthos; ersterem glänzten ringsum die Glieder täuschend genau in den Farben des Meeres, letzterer hatte, gehörnter Bewohner von Felsschroffen, seinen Namen empfangen um seiner blonden Haupthaare willen. Auch der verwegene Argos erschien, mit schneeweißen Locken. Ihnen schlossen zwei Pane sich an, die Hermes einst zeugte, innig in Liebe vereint mit zwei verschiedenen Nymphen. Seinem Beilager mit der Bergnymphe Sose entstammte ein mit der Gabe der Weissagung ausgestatteter Sprößling, Agreus genannt, weil er sich bewährte als tüchtiger Jäger; seiner Verbindung mit Penelopeia, der Nymphe der Weiden, Nomios, zärtlich geliebt von den Schafen, ein kundiger Meister auch in dem Spiel auf der Syrinx der Hirten.“ [Nonnos: Leben und Taten des Dionysos. Dichtung der Antike von Homer bis Nonnos, S. 8379 (vgl. Nonnos-W Bd. 1, S. 211 ff.) (c) Aufbau-Verlag] ….. Der römische Hirtengott Faunus ist dem griechischen Pan verwandt, bzw. gleichgestellt; Ovid fasti 2,423f: „Möglich auch, daß nach Arkadiens Berg die Luperken man nannte: Hat seinen Tempel ja dort auch der lykäische Faun!“. In der römischen Kaiserzeit verbreitete sich der griechische Gott Pan bis in entlegene Bereiche des Römischen Reiches und wurde oft auf Münzen abgebildet. ….. Für die bildenden Künstler war Pan natürlich ein dankbares Objekt. Betrunken und fröhlich Dionysos/Bacchus begleitend, in der Natur ruhend, begehrend und mit zartem Flötenspiel werbend, sichtbar lüstern, mit riesigem Phallos bestürmend und mit verschiedensten Partnerinnen und Partnern in hübschesten Stellungen kopulierend wurde er auf Bildern, Vasen, Amphoren u. dgl. und von Bildhauern dargestellt. ………………………… Hymnos auf Pan Singe mir, Muse, das Lied vom teuren Sprößling des Hermes! Ziegenbeine besitzt er, zwei Hörner und liebt es zu lärmen, baumreiche Auen besucht er im Kreise tanzender Nymphen; diese erklettern schroffe Felsen und rufen, lautschallend, Pan, den Beschützer der Herden im vollen, struppigen Haarpelz, ihn, den Gebieter sämtlicher schneereich schimmernder Höhen, ragender Gipfel im hohen Gebirge und steiniger Pfade. Hierhin und dorthin schlüpft er durch dichte Sträucher und Büsche, läßt sich zuweilen verlocken durch lieblich rieselnde Bäche, klettert auch manchmal durch steile, starrende Felsen, die höchste Spitze, von der man die Schafherden gut übersieht, zu gewinnen. Oftmals durcheilt er die hohen, leuchtenden Berge aus Kalkstein, oftmals auch hält er scharf Ausschau nach wildem Getier in den Tälern, jagt es geschickt und erlegt es; bald spielt er, freilich nur abends, wenn er vom Jagen heimkehrt, sein reizvolles Lied auf der Flöte. Kaum übertrifft ihn an Weise und Klang der gefiederte Sänger, der zu der Zeit des blühenden Frühlings, in Baumkronen sitzend, bittere Klage verströmen läßt in süßem Gesange. Mit ihm tanzen dann die Nymphen der Berge, die lieblich singenden, schweben am düster sprudelnden Quell mit den Füßen wirbelnd einher, der Widerhall dröhnt um die ragenden Gipfel. Aber der Gott durcheilt bald hier, bald dort das Getümmel, ordnend die Scharen der Tänzer, ein blutrot leuchtendes Luchsfell trägt er um seine Schultern und freut sich herzlich der süßen Weisen auf üppiger Wiese, wo unter den übrigen Kräutern zahllos Krokusse und weitduftende Lilien blühen. Über die Seligen singen sie und den hohen Olympos, preisen, zum Beispiel, vor allen andern, den hilfreichen Hermes, wie er für alle Götter sich einsetzt als eilender Bote und das von Quellen durchrauschte Arkadien aufsucht, die Mutter stattlicher Schafe; als Herr von Kyllene besitzt er dort einen Tempel und hütete auch bei einem sterblichen Schäfer wollige Schafe, als Gott: Ihn drängte die Sehnsucht, mit einer Nymphe, der lockigen Tochter des Dryops, der Liebe zu pflegen. Jugendlich blühend, vollzog er den Bund; die Nymphe gebar ihm bald im Hause das Kind, ein seltsames Wesen; es hatte Ziegenbeine, zwei Hörner, es stampfte, es lachte vergnüglich. Außer sich, floh die Mutter und ließ im Stiche den Jungen; Schrecken ergriff sie beim Anblick des groben, zottigen Kindes. Hermes jedoch, der hilfreiche, nahm es sofort in die eignen Hände, es freute der Gott sich innig, über die Maßen, wickelte sorglich das Kind ins wollige Fell des im Bergland heimischen Hasen und eilte geschwind zum Wohnsitz der Götter. Neben Zeus und den andern Unsterblichen ließ er sich nieder, zeigte sein Kind umher. Da freuten sich sämtliche Götter herzlich, Dionysos aber, der schwärmende Weingott, besonders. Allgott nannten das Kind sie, weil es alle ergötzte. Glück auch für dich, mein Gebieter! Mein Festlied stimme dich gnädig! Deiner will ich gedenken - und eines anderen Themas. [Anonyma: Homerische Hymnen. Dichtung der Antike von Homer bis Nonnos, S. 94 (vgl. Griech. Lyrik, S. 47 ff.) (c) Aufbau-Verlag] PELOREUS 2 Gigant; Hygin fab. praef.; Claud. Claudianus Gig. 79; Nonnos. PHAIAKEN Aus den bei der Entmannung des Uranos zur Erde gefallenen Blutstropfen wuchs u. a. auch das Volk der Phaiaken. PHOIBE 1 „Die Reine“, „die Reinigende“, aber auch „die Zurückschreckende“ und „die Nichtzuberührende“. Titanin, Tochter der Gaia und des Uranos; Hesiod Theogonie 132ff: „…………………………………... Nachdem sie aber Úranos' Lager geteilt, gebar sie ihm Söhne: ihn mit den tiefen Wirbeln, Okéanos, Koios und Kreios, und Hyperíon, Theia und Rheia, Iápetos, Themis und Mnemosýne und Phoibe, golden bekränzt, und die zarte Tethys; als Jüngster kam der Krummes sinnende Kronos, ….“ Bei Pindar ist sie eine Tochter des Kronos. Von ihrem Bruders Koios wurde sie die Mutter von Asteria 6 und der Leto; Hesiod Theog. 404. Nach Gaia und Themis war sie Herrin des delphischen Orakels, das sie ihrem Enkel Apollon als Geburtstagsgeschenk überließ; Aischylos, Die Eumeniden 1ff: „Vor dem Apollontempel zu Delphi. SEHERIN tritt auf. Am Anfang bete ich zu jener Göttin, die zuerst Orakel gab, zu Gaia; dann zu Themis, die nach der Mutter, wie es heißt, sich niederließ an der Orakelstätte; drittens nahm den Platz, durch Übereinkunft, ohne jemanden zu zwingen, ein andres Kind der Erde ein, vom Stamme der Titanen, Phoibe; zum Geburtstag schenkte sie ihn Phoibos, der nach ihr den Namen künftig trug. …“ [Aischylos: Die Orestie. Dichtung der Antike von Homer bis Nonnos, S. 809 (vgl. Aischylos-W, S. 251) (c) Aufbau-Verlag]. PHORKYS 1 Ein Meergott, Vater der Thoosa, der Mutter des Polyphem; Odyssee 1,72. 13,96.345. Nach ihm ist ein Hafen auf der Insel Ithaka benannt. In der Theogonie 233ff. 270 und 333 ist Phorkys Sohn der Gaia und des Ponto und hat mit seiner Schwester Keto eine eher unangenehme Brut gezeugt: Die Graien und die Gorgonen und Ladon, den Drachen der Hesperiden. Spätere Schriftsteller gaben ihnen auch noch die Hesperiden, Sirenen, Skylla und Echidna 1 als Kinder und ihm den Namen Phorkos; Apollodor 1,10; 2,37; E7,20. Auch als Sohn von Okeanos und Tethis wird er genannt. Platon Tim. 40 E nennt ihn Bruder des Kronos und der Rhea und reiht ihn damit unter die Titanen. POLYBIOS / P(OLY)BIOS Ein Gigant; M. Mayer, Gig. und Tit. S. 286. POLYBOTES 2 Ein Gigant; Apollodor 1,38. Nach Strabon 10,5,16 p, 489 kämpfte er mit Poseidon. Der Meeresgott riss ein Stück von der Insel Kos ab und schleuderte es auf Polybotes. Dieses Stück bildet heute die Insel Nisvros und der Gigant liegt unter ihr begraben. Nach anderen Erzählungen liegt er unter Kos. PORPHYRION 1 „Purpurmann“, „Feuerbringer“. Einer der ganz großen Giganten. Dargestellt u. a. in der Zeusgruppe der Gigantomachie am Pergamonaltar. Als Väter werden Uranos oder Athamas (auch als Bruder), Sisyphos und Erebos genannt, als Mütter Ge, Themisto und Nyx. Pindar pyth. Oden 8,15-17 nennt ihn König der Giganten. Er war der Hauptgegner des Zeus. Als er Hera vergewaltigen wollte traf ihn der tödliche Blitz des Zeus. Bei Apollodor 1,35.35 tötet ihn Herakles mit dem Pfeil, bei Pindar ist es Apollon. Ab ca. dem 5. Jh. v. Chr. wird er als König und Vater der Erythra bezeichnet. PRONOMOS 1 Ein Gigant, der, als er Hera Gewalt antun wollte, von Herakles erschlagen wurde; Tzetzes Lyk. 1350. PYRAKMON Kyklop bei Vergil Aen. 8,425: „Dicht an der Küste Siziliens, bei der äolischen Insel Lipara, steigt aus den Wellen ein Eiland von rauchenden Felsen. Unter ihm dröhnt die Höhle, dröhnen ätnäische Grotten, wild von Kyklopenflammen zerklüftet. Wuchtige Hiebe donnern von Ambossen. Glühende Stahlmassen, Chályberschätze, zischen und brodeln in Becken. Ein Flammenmeer braust durch die Essen. Haus des Vulcanus und Insel Vulcania nennt man die Stätte. Hierher begab sich vom Himmel herab der Meister des Feuers. In der gewaltigen Höhle schmiedeten schon die Kyklopen Brontes, Steropes, Pyrakmon, die Leiber entblößt. In den Fäusten hielten sie einen fast fertigen, teilweise auch schon polierten Blitz, wie sie Jupiter zahlreich vom Himmelsgewölbe hernieder sendet zur Erde.“ [Vergil: Lied vom Helden Aeneas. Dichtung der Antike von Homer bis Nonnos, S. 17859 (vgl. Vergil-W, S. 339) (c) Aufbau-Verlag] RHEA / RHEIA Die Große Mutter, Mutter der Götter. Titanin, Tochter der Gaia und des Uranos, Gemahlin des Kronos, Mutter von Zeus, Hera, Demeter, Hades, Poseidon, Pluto und Hestia; Hesiod theog. 135. 453-506. Ihren Ursprung hatte Rhea im kretisch-minoischen Bereich. Hesiod unterscheidet in seiner Theogonie klar zwischen Gaia und Rhea, Mutter und Tochter, ein Umstand, der in der religionsgeschichtlichen Entwicklung nicht leicht nachzuvollziehen ist, weil beide Göttinnen oft als eine und in den verschiedensten Regionen mit differierenden Namen, z. B. Berekynti, Dindymene, Idaia, verehrt wurden. Meist Namen, die mit einem Berg oder einer Gegend in Verbindung standen. In Kleinasien wurde sie als „Meter oreia“ = „Bergmutter“ verehrt, in Phrygien hieß sie Kybele und verschmolz mit der ostasiatischen Mater Kubile, der großen Berg- und Höhlengöttin, der großen, viel älteren Götterkönigin, Großen Mutter, die ihre Wurzeln im syrisch - anatol. - persischen Bereich hatte; lies Kronos und Kybele >. Literarisch erstmals erwähnt wurde sie in Homers Ilias 14,197ff: „Ihr entgegnete listigen Sinnes die würdige Hera: »Leihe den Zauber mir jetzt und den Liebreiz, mit denen du alle Götter zu fesseln verstehst und alle sterblichen Menschen! Aufsuchen will ich die Grenzen der nahrungschenkenden Erde, den Okeanos, Urquell der Götter, und Allmutter Tethys, die mich zu Hause vortrefflich erzogen und pflegten; sie hatten mich von Rheia empfangen, als Zeus den Kronos verbannte unter die Erde und unter die ruhelos wogenden Fluten.“ [Homer: Ilias. Dichtung der Antike von Homer bis Nonnos, S. 5061 (vgl. Homer-W Bd. 1, S. 262) (c) Aufbau-Verlag] RHOITOS / RHOETOS 4 Ein Gigant, der in der Gigantomachie von Dionysos getötet wurde; Horatius carmina 2,19. 23. SANDES Sohn des Uranos und der Gaia. Er stammt nicht von Hesiod, sondern aus einer an Homer angelehnten Genealogie; Stephanos Byzantios. SERANGEUS Ein pergamesischer Gigant; M. Mayer, Gig. und Tit. S. 189, 253. SILENOS / SEILENOS / SATYROS Beide Begriffe sind aus dem Griechischen nicht erklärbar. Als Figuren sind sie gleichgesetzt, eine klare Unterscheidung ist nicht möglich. Beide sind, verwandt den Kentauren, Mischbildungen aus Pferd und Mensch. Unterschied: Die Silenen und Satyren sind im ganzkörperlich Menschen, der Pferdecharakter beschränkt sich auf Ohren, Schweif, Beine; dazu Behaarung des Körpers, Stülpnase, großer Mund, runde Augen und meist langer dünner Phallos, manchmal auch beim Orgasmus dargestellt. Silenos war ursprünglich ein selbständiger Dämon, ein ernster, weiser Waldgott, Musik liebend, und konnte Gutes und Böses bewirken und entstand, nach Serv. Eclog. 6,13, aus den bei der Entmannung des Uranos zur Erde gefallenen Blutstropfen. Er war über den ganzen griechischen Raum verbreitet, kam sowohl in der Einzahl, als auch in der Mehrzahl in vielen Geschichten vor: Midas, Marsyas, Nymphen, Hermes, Mänaden, als guter Hausgeist u.v.m. Ovid met. 11,85ff: „Bacchus genügt das nicht; ganz jene Gefilde verlassend, Nimmt er mit besserem Chor nach den Weinhöhn seines Timolus Und dem Paktolos den Weg, wenn auch nicht golden die Wellen Damals waren und nicht ob köstlichen Sandes beneidet. Satyrn schwärmen um ihn, das gewohnte Gefolge, und Bacchen; Aber Silenus ist fern. Der wurde von phrygischem Landvolk, Wankend von Wein und von Alter, gefangen, mit Kränzen gefesselt, Hin zu Midas geführt, dem Könige, welchen der Thraker Orpheus orgischen Dienst mit Eumolpos gelehrt, dem Athener. Jener, sobald er erkannt den Genossen und Bruder der Feier, Heißt willkommen den Gast und begeht zehn Tage und Nächte Hintereinander mit Schmaus und Gelage das frohe Ereignis. Lucifer hatte den Reihn der erhabenen Sterne beschlossen Elfmal nun, da kam in die lydische Flur der vergnügte König und brachte zurück den Silenus dem blühenden Zögling. Freies Belieben im Wunsch- es freut ihn, doch kann er's nicht nutzen - Gönnt drauf jenem der Gott, froh über des Pflegers Zurückkunft. Er, dem schlechten Gewinn das Geschenk bringt, spricht: »So verleihe, Daß, was immer berührt mein Leib, sich verwandle zu Golde.« Liber nickt zu dem Wunsch und gewährt die verderbliche Gabe, Und es bekümmert ihn sehr, daß Besseres nicht er begehrte. ….“ [Ovid: Verwandlungen (Metamorphoses). Dichtung der Antike von Homer bis Nonnos, S. 12946 (vgl. Ovid-W Bd. 1, S. 262 ff.) (c) Aufbau-Verlag] ……. Schriftlich erscheint er als „Satyros“ erstmals bei Hesiod frg. 123 M im Zusammenhang mit Nymphen und Kureten als Nachkommen einer Tochter des argolischen Phoroneus. In der Verbindung mit Dionysos, zuerst als dessen Erzieher und dann Begleiter und Verehrer (Thiasoten), treten lächerliche und verächtliche Eigenschaften immer mehr in den Vordergrund. Bocksattribute erhalten sie erst in hellenistischer Zeit in Verbindung mit dem Pan-Typus. Verstärkt durch den Einfluß des Satyrspieles wird der stark männlich gebaute, bestens bestückte und hoch erotisierte Silen / Satyr, Liebhaber und Verfolger der Nymphen, Mänaden und auch Männer, zu einem unerotischen, alten, dekadenten Dickbauch, fast mit Brüsten ausgestatteten Fresser und Säufer und so in der bildenden Kunst ab dem 5. Jh. auch dargestellt. Allmählich setzte sich im Sprachgebrauch die Unterscheidung Silenos für den alten, fetten und dekadenten, Satyros für den jungen Dionysosbegleiter durch; Beispiel: Der ruhende Satyr des Praxiteles, Kopie im Kapitolinischen Museum in Rom, das größte, je von einem Menschen erschaffene Kunstwerk, 5. Jh. v. Chr. STEROPES 1 Einer der Kyklopen, der „Rundaugen“; Hesiod, Theogonie 139ff: Brontes – der Donner, Steropes – der Blitz und Arges / Argos – den Grellen. Drei einäugige Riesen, Söhne der Gaia und des Uranos, die nach den Titanen geboren wurden. Uranos warf sie in den Tartaros. Kronos befreite sie, fesselte sie aber wieder als sie ihm gefährlich wurden und warf sie zurück in den Tartaros. Beim Kampf der Titanen gegen die neuen Götter befreite sie Zeus über Vorschlag der Ge endgültig; lies Kronos >. Aus Dankbarkeit schmiedeten sie ihm den Wetterstrahl, den Blitz und den Donner, dem Pluton die Tarnkappe und dem Poseidon den Dreizack. Nach späteren Anschauungen lebten sie als Gesellen des Schmiedes Hephaistos in Vulkanen und schmiedeten unter anderem dem Zeus ständig die Blitze, die er zur Aufrechterhaltung seiner Macht brauchte. Als Zeus den Stammvater der Ärzte, Asklepios, den Sohn des Apollon, mit dem Blitz tötete, weil er Tote zum Leben erweckte und damit in göttliche Belange eingriff, tötete Apollon aus Rache die Kyklopen. Nachdem sich die Menschen im Jahrtausend vor Christi nicht vorstellen konnten, daß die ca. 1600 v. Chr. errichteten gewaltigen Mauern von Tiryns und Mykenai von Menschen erbaut wurden, betrachteten sie die Kyklopen als die Erbauer. Dazu erzählte man sich die Geschichte in der Perseus, der Gründer der Stadt Mykenai die Kyklopen mitgebracht habe, als er von seiner Medusenfahrt zurückkehrte. ....... Nach Homer, Od. 9,105ff, 276, 508: Bei ihm entbehren die Kyklopen des Dämonischen der Natur und der Technik, sind ein unzivilisiertes Volk von menschenfresserischen Riesen die im fernen Westen hausen. Sie sind autochthon oder haben verschiedene Eltern, leben ohne Gesetz, jeder für sich mit seiner Familie in Berghöhlen. Korn und Reben wachsen, aber sie kennen nur Schaf- und Ziegenzucht. Dem Kyklpoen Polyphemos, in diesem Fall ist Poseidon sein Vater und Thoosa seine Mutter, brennt Odysseus das Auge aus, siehe Odyssee >. Er brüllt auf und bittet seinen Vater um Rache. In Euripides Satirspiel „Cyclops“ sind alle Kyklopen Söhne des Poseidon, Polyphemos hat als Mutter die Gaia. Euripides zeichnet den Polyphemos als modernen Übermenschen, Gottesleugner und zum Schluß als Päderasten. Die einzige eigentliche Kultstätte der Kyklopen lag am Isthmos. Hesiod Theo. 140ff: „Ferner gebar sie Kyklopen von übermächtigem Wesen, Brontes, Sterópes und Arges, mit übergewaltigem Sinne. Diese erschufen als Gaben für Zeus den Blitz und den Donner. Waren auch sonst sie in allem gleich den ewigen Göttern, lag auf ihrem Gesicht jedoch nur ein einziges Auge; daher sie auch zu dem Namen Kyklopen gekommen, weil kreisrund mitten in ihrem Gesicht ein einziges Auge gelegen. Stärke, Gewalt und Erfindung waren bei all ihren Werken.“ [Hesiod: Theogonie. Dichtung der Antike von Homer bis Nonnos, S. 4493 (vgl. Hesiod-W, S. 8 ff.) (c) Aufbau-Verlag] Vergil Aen. 8,425: „Dicht an der Küste Siziliens, bei der äolischen Insel Lipara, steigt aus den Wellen ein Eiland von rauchenden Felsen. Unter ihm dröhnt die Höhle, dröhnen ätnäische Grotten, wild von Kyklopenflammen zerklüftet. Wuchtige Hiebe donnern von Ambossen. Glühende Stahlmassen, Chályberschätze, zischen und brodeln in Becken. Ein Flammenmeer braust durch die Essen. Haus des Vulcanus und Insel Vulcania nennt man die Stätte. Hierher begab sich vom Himmel herab der Meister des Feuers. In der gewaltigen Höhle schmiedeten schon die Kyklopen Brontes, Steropes, Pyrakmon, die Leiber entblößt. In den Fäusten hielten sie einen fast fertigen, teilweise auch schon polierten Blitz, wie sie Jupiter zahlreich vom Himmelsgewölbe hernieder sendet zur Erde.“ [Vergil: Lied vom Helden Aeneas. Dichtung der Antike von Homer bis Nonnos, S. 17859 (vgl. Vergil-W, S. 339) (c) Aufbau-Verlag] STEROPES 2 Hygin praef. 1,2 nennt eine Steropes als Titanen. TETHYS Titanin, die große Göttin des Meeres, Tochter von Gaia und Uranos, Hesiod theo. 136. Bei Homer Ilias 14,201f sind Tethys und ihr Bruder Okeanos die Stammeltern aller Götter (Die vorliegende Genealogie ist auf Hesiod aufgebaut, die homersche Genealogie wird nur in den Texten erwähnt.) und Zieheltern der Hera: „Ihr entgegnete listigen Sinnes die würdige Hera: »Leihe den Zauber mir jetzt und den Liebreiz, mit denen du alle Götter zu fesseln verstehst und alle sterblichen Menschen! Aufsuchen will ich die Grenzen der nahrungschenkenden Erde, den Okeanos, Urquell der Götter, und Allmutter Tethys, die mich zu Hause vortrefflich erzogen und pflegten; sie hatten mich von Rheia empfangen, als Zeus den Kronos verbannte unter die Erde und unter die ruhelos wogenden Fluten. Aufsuchen will ich sie, schlichten ihren noch schwelenden …….“ [Homer: Ilias. Dichtung der Antike von Homer bis Nonnos, S. 5061 (vgl. Homer-W Bd. 1, S. 262) (c) Aufbau-Verlag] ……… Sie wohnt mit ihrem Mann / Bruder Okeanos am westlichsten Rand der Erde. Mit Okeanos hatte sie 6000 Kinder (siehe Okeanos >). Sie entläßt täglich die Sonnenrosse des Helios und versagt der ehemaligen Geliebten des Zeus, der als Bärin verstirnten Kallisto, das Bad im Okeanos. Tethis hatte keinen Kult. Römische Dichter gebrauchten Tethys auch methaphorisch für „Meer“. THAUMAS „Wunder“, „der an Wundern reiche“. Sohn der Gaia und des Pontos oder Uranos. Taumas, das Wunder oder das Sich-wundern, ist die Personifizierung jenes beglückenden Gefühles das man empfindet, wenn man sich über unglaubliche Naturschönheiten am Meer wundert, speziell wenn man einen das Meer berührenden Regenbogen erblickt. ………. Hesiod Theogonie 233ff: „Als seinen ältesten Sohn erzeugte Pontos den wahren, niemals trügenden Nereus - der Greis trägt deshalb den Namen, weil er unfehlbar und gütig und nie vergißt, was des rechten Brauches, sondern er hegt gerechte und milde Gedanken; wiederum dann den mächtigen Thaumas, den mannhaften Phorkys, liebend mit Gaia vereint, und Keto mit herrlichen Wangen und Eurybíë. Sie hat in der Brust aus Stahl eine Seele.“ [Hesiod: Theogonie. Dichtung der Antike von Homer bis Nonnos, S. 4498 (vgl. Hesiod-W, S. 12-13) (c) Aufbau-Verlag) Hesiod theog. 265ff: „Thaumas führte Elektra, die Tochter des tiefströmenden Okeanos, heim, und sie gebar die rasche Iris, die schöngelockten Harpyien Aello und Okypetes, die auf schnellen Flügeln so rasch sind wie die wehenden Winde und Vögel; sie stürmen ja hoch durch die Lüfte.“ Aello wird auch Nikothoe genannt. Auch Okeanos, Pontos und Poseidon werden als Väter und Gaia und Ozomene als Mütter genannt. ……… Platon Theaitetos 155 d: SOKRATES: ……… Denn gar sehr ist dies der Zustand eines Freundes der Weisheit, die Verwunderung; ja es gibt keinen anderen Anfang der Philosophie als diesen, und wer gesagt hat, Iris sei die Tochter des Thaumas, scheint die Abstammung nicht übel getroffen zu haben. …… THEIA 1 Die „Göttliche“, Titanin, nach Hesiod Theogonie 135 Tochter der Gaia und des Uranos, die mit Hyperion 1 / 2 Eos, Helios und Selene in die Welt setzte. Sie ist keine uralte Gottheit, sondern ein Produkt theogonischer Spekulation. Andere Schriftsteller nannten als Gattin des Hyperion auch Frauen mit den Namen Aithra 4, Euryphaessa, Akantho und die Nyx. THEMIS „Die fest Stehende“. DIE GÖTTIN DER GESAMTEN ALS GÖTTLICH EMPFUNDENEN ORDNUNG DES LEBENS. Titanin, Tochter des Uranos und der Ge, mit der sie oft gleichgesetzt wurde. Zweite Gattin des Zeus, mit dem sie 3 die Horai, die 3 Moiren und, wie oft auch angegeben wird, die Hesperiden gezeugt hat. Ursprünglich war sie eine Erdgöttin. Sie wandelte sich, bis sie schließlich zur mächtigen Göttin der göttlichen Ordnung und des altgeheiligten Rechtes wurde. Ihr Wirkungsbereich erstreckte sich von der Familie, über größere Gemeinschaften von Menschen bis zu den Göttern. Sie war die Göttin aller jener Anstands- und Verhaltensregeln, aller jener Bräuche, Rechte, Pflichten und dgl., die in der Zeit, bevor es geschriebene Gesetze gab, nötig waren, um ein geregeltes Zusammenleben innerhalb der Familie, größerer Gemeinschaften von Menschen und innerhalb der Götterwelt zu ermöglichen. Beispiele: Homer Odyssee 11,450f: „.....; denn es wird sein Vater ihn sehen, wenn er heimkommt. Jener wird den Vater umarmen, wie es Brauch ist.“ Odyssee 14,128ff: „Und die nimmt ihn gut auf, bewirtet ihn, fragt ihn nach allem, Und der Jammernden fallen dabei von den Wimpern die Tränen, Wie einer Frau es ziemt, wenn der Mann in der Ferne zugrunde ging.“ Odyssee 9,266ff: „.....; doch wir, hier angelangt, nahen uns deinen Knieen, ob du ein Gastgeschenk uns bringst oder sonstwie Uns eine Gabe gewährst, wie es Brauch ist gegen den Gastfreund. Scheue denn, Bester, die Götter; denn Schutz Erflehende sind wir.“ Odyssee 24,284ff: „Hättest du lebend ihn noch in Ithakas Volke getroffen, Hätte er im Tausch dich reichlich beschenkt und wieder entlassen Und dich gut bewirtet; denn Sitte ist`s, so zu vergelten. Aber sage mir nun noch dieses, so wie es wahr ist: Wieviel Jahre ist`s her, seitdem du ihn gastlich bewirtet, Deinen unseligen Freund, meinen Sohn, wenn er es gewesen; Irgendwo fraß ihn wohl, den Seinen fern und der Heimat, Fische im Meer den Armen; oder er wurde zu Lande Wilden Tieren und Vögeln zum Raub; weder Mutter noch Vater, Die ihn zeugten, konnten den Eingehüllten beweinen. Auch die reiche Gemahlin, die kluge Penelopeia, Konnte den Gatten nicht, wie es Brauch, auf der Bahre beklagen Und die Augen ihm schließen; denn das ist die Ehre der Toten.“ ……. Auch die Regeln der Beziehungen zwischen den Göttern und den Menschen unterstanden der Hoheit der Themis. Die Götterversammlungen auf dem Olymp wurden von Themis einberufen, sie erhielt den ersten Becher bei den Festen; Homer Ilias 20,4ff: „Doch der Kronide hieß Themis die Götter zum Rate berufen von dem Gipfel des schluchtenreichen Olymps aus; und Themis rief überall den Befehl, sich zum Hause des Zeus zu begeben. Selbst von den Flußgöttern, außer Okeanos, fehlte nicht einer, auch von den Nymphen keine, die in den lieblichen Hainen wohnen, in Quellen der Ströme und auf grasreichen Auen. Alle gelangten zum Schlosse des wolkenballenden Gottes, setzten sich in den glänzenden Hallen, die einstmals Hephaistos für den Vater mit kunstverständigem Scharfsinn errichtet. Somit saßen um Zeus sie versammelt. Dem Rufe der Göttin war auch Poseidon gefolgt und vom Meere zu ihnen gekommen, ließ in dem Kreise sich nieder ……….“ [Homer: Ilias. Dichtung der Antike von Homer bis Nonnos, S. 5265 (vgl. Homer-W Bd. 1, S. 376 ff.) (c) Aufbau-Verlag] Ilias 15,87ff: „………..ebenso schnell flog eifrig voran die würdige Hera, kam zum hohen Olympos und fand die unsterblichen Götter dort im Palaste des Zeus versammelt. Sie fuhren bei ihrem Anblick empor und boten mit Bechern ihr freundlich Willkommen. Aber von Themis allein, der Göttin mit lieblichen Wangen, nahm sie den Becher; denn diese trat ihr als erste entgegen und überfiel sie sogleich mit den flugs enteilenden Worten: »Hera, was bist du gekommen? Du siehst ja völlig verstört aus! Sicher versetzte dein Mann, der Kronide, dich furchtbar in Schrecken.« Ihr entgegnete Hera, die Göttin mit leuchtenden Armen: ……“ [Homer: Ilias. Dichtung der Antike von Homer bis Nonnos, S. 5083 (vgl. Homer-W Bd. 1, S. 274) (c) Aufbau-Verlag] ………. Ihre Kinder von Zeus, Dike (die Gerechtigkeit), Eunomia (die Ordnung), Eirene (der Frieden), Klotho (die, die den Lebensfaden spinnt), Lachesis (die, die das Schicksal hineinwebt) und Atropos (die, die den Lebensfaden abschneidet), begleiten die Menschen von der Zeugung bis zum Tod, sie sind das Schicksal der Menschen. Wie alle (ehemaligen) Erdgöttinnen konnte sie die Zukunft voraussagen. Aischylos, Eumeniden 1-4: „Zuerst von allen Göttern ehr ich im Gebet Die Erde als die früheste Seherin. Themis dann, Die nach der Mutter dieses Heiligtum bewohnt. So lautet eine Sage. ...“. Atlas warnte sie, dass die von den Hesperiden bewachten goldenen Äpfel eines Tages ein Sohn des Zeus stehlen werde; Herakles stahl sie. Zeus, er verfolgte gerade lüstern die Nereide Thetis, prophezeite sie, dass diese Neireide einen Sohn gebären werde, der größer als sein Vater sein wird. Zeus ließ von ihr ab und verheiratete sie sofort mit Peleus; Achilleus wurde geboren. Verschiedene Schriftsteller bezeichnen Themis durch Iapetos als Mutter des Prometheus. Die Mutter vererbte ihm die Sehergabe; Aischylos, Der gefesselte Prometheus, 18. 211-215. Thetis besaß in Delphi direkt neben der Ge einen Tempel, ebenso in Olympia; Pausanias 5,14,10. Weitere Kultstätten in Attika und Thessalien dienten ihrer Verehrung. Die große Statue der Thetis aus dem Tempel in Rhamnus ist erhalten und steht heute im Nationalmuseum in Athen (Nr. 231). Die Römer identifizierten Themis mit Carmenta, obwohl sie in der Euandros 1 – Sage als Tochter des Flussgottes Ladon erscheint. THEODAMAS Ein Gigant; Hygin; M. Mayer, Gig. und Tit. S. 252. THOON 4 Ein Gigant, Sohn von Uranos und Gaia. Im Kampf der Giganten gegen die Götter wurde er und Agrios 3, obwohl sie mit ehernen Keulen bewaffnet waren, von den Moiren erschlagen; Apollodor 1,38. THURIOS Nur Pausanias 3,18,11 nennt bei der Beschreibung des amykläischen Thrones einen Giganten Thurios im Kampf gegen Herakles. Sonst ist der Gigant unbekannt. TISIPHONE / TEISIPHONE 1 „Die Vergeltung“. Eine der Erinnyen. Sie werden auch Erinyes, Erinyen oder Maniai (die Rasenden), später aber Eumeniden genannt. Die Römer nannten sie Furien. Sehr oft werden siet mit der Rachegöttin Ara, der Personifikation des Fluches, gleichgestellt. Als Kronos dem Uranos das Geschlechtsteil abschnitt wuchsen aus den Blutstropfen die zur Erde, der Mutter Gaia, fielen neben anderem auch die Erinnyen. Meistens wurden sie in einer Dreiheit angerufen: Alekto, die „Unaufhörliche“, Tisiphone / Teisiphone, die „Vergeltung“ und Megaira, der „neidische Zorn“. Auch die Göttin Mania 2, die Personifikation des Wahnsinns, wurde zu den Erinnyen / Maniai gezählt. Zorn- und Rachegeister, Göttinnen der Verfluchung und Vergeltung. Personifizierung des schlechten Gewissens. Ursprünglich dürften sie personifizierte Flüche gewesen sein. Sie spiegeln einen sehr alten griechischen Glauben an eine göttliche Gerechtigkeit in der Vergeltung wider. Aus der Unterwelt aufsteigend, hässlich, alt, geflügelt, mit Schlangen anstatt Haaren auf dem Kopf und schwarzer Haut, aus den Augen floss giftiger Geifer, brüllend wie Stiere und Wölfe, mit Fackeln, Schlangen und Keulen bewaffnet, so stellten sich die Menschen der frühesten Epochen das ‚verfolgende schlechte Gewissen‘ vor. Da sie älter waren als die Nachkommen des Kronos standen sie über den regierenden Göttern. Ihre Hauptaufgaben waren der Schutz des Mutterrechtes und der göttlichen Rangordnung innerhalb der Familien. Ihr Tun und Handeln, ihre Vergeltung im seelisch-geistigen Bereich, schützte diejenigen, die menschliches Recht nicht schützen konnten, speziell dann, wenn das Unrecht in der eigenen Familie geschah. Diese Funktion war für ein ordnungsgemäßes Leben in der Gesellschaft erforderlich. Im Schutz des Mutterrechtes ist noch sehr stark, z.B. bei Orestes, das auslaufende Matriarchat erkennbar. Nachdem der wegen des Mordes an seiner Mutter angeklagte Orestes bei der Stimmengleichheit der Geschworenen durch die Stimme der Göttin der Gerechtigkeit, Athene, freigesprochen wurde, zwang Athene die Erinnyen ihre primitiven Funktionen aufzugeben und als gütige Eumeniden weiterzuwirken (endgültiges Ende des Matriarchats). Damit wurde Bestrafung für eine begangene Untat durch primitive Verfluchung und Rache abgelöst durch eine ordentliche Rechtssprechung die den göttlichen Weisungen entsprach (Gesetze) und mit Eid abgesichert war. Tisiphone soll sich in den jugendlichen Kithairon 2, der gerade seine Herde auf dem Berg Asterion weidete, verliebt haben. Weil er sie verschmähte riss sie eine Schlange aus ihren Haaren und warf sie auf Kithairon. Nach dem zu Tode Gebissenen wurde der Berg Asterion in Kithairon umbenannt. V. D. Kirchner, geb. 1942, „Erinys“, Totenklage, Oper, UA 1990. TMOLOS 2 Ein Gigant bei Tzetzes Theogonie 93; M. Mayer, Gig. und Tit. S. 259. TRACHIOS Kyklop bei Nonnos 14,52: „Auch die Kyklopenscharen strömten herzu. Auf dem Schlachtfeld pflegten sie, ohne Bewaffnung, anstelle von Lanzen die Felsen kraftvoll zu schleudern. Steilwände dienten ihnen als Schilde, ragende Aussichtspunkte als schützende felsige Helme, Funken aus ihrer sizilischen Werkstatt als brennende Pfeile. Lodernde Brandsätze schwangen zum Kampf sie in ihren an Flammen sattsam gewohnten Händen, Mitbringsel aus der vertrauten Schmiede: Brontes, Steropes, Eurýalos wie auch Elatreus, Arges und Tráchios, auch Halimedes, der prahlende Hüne. Einer nur fehlte im Heer, trotz seiner Größe und Stärke, Held Polyphemos, so hoch wie die Wolken, der Sprößling Poseidons, weil ihn ein anderer Eros, teurer als jener des Krieges, festhielt am Rande der Salzflut. Hatte er doch Galateia - zwar nur zur Hälfte - vor Augen und flötete über das Meer hin, blies, in die Nymphe verliebt, sein Lied auf der lockenden Syrinx.“ [Nonnos: Leben und Taten des Dionysos. Dichtung der Antike von Homer bis Nonnos, S. 8379 (vgl. Nonnos-W Bd. 1, S. 212) (c) Aufbau-Verlag] TITAN Sohn des Uranos bei Orph. h. 11,2. TRIPTOLEMOS „Dreimal Schüttler“ = guter Getreidedrescher. „Dreimal sich abmühend“ = die bäuerliche Arbeit. Agrarische Gottheit, Fürstensohn aus Eleusis, Kultheros aus dem Kreise der Demeter. Im „Homerischen Hymnus an Demeter“ 5,153 wird er nur unter anderen Führern aus Eleusis genannt, die die Göttin Demeter in ihre Mysterien einführt und zu „tätigem Dienst“ verpflichtet: „Dieses will ich, ganz offen, dir raten und möchte die Männer nennen, die hierzulande Würden und Einfluß besitzen, aus der Menge herausragen und durch vernünftiges Planen wie durch Wahrung des Rechts die Zinnen der Heimatstadt hüten: den verständigen Fürsten Triptolemos, weiter Diokles, dann Polyxeinos, den tadellosen Eumolpos und schließlich Dolichos und den tapferen Keleos, unseren Vater.“ [Anonyma: Homerische Hymnen. Dichtung der Antike von Homer bis Nonnos, S. 27 (vgl. Griech. Lyrik, S. 5 ff.) (c) Aufbau-Verlag] Erst später tritt er in ein Naheverhältnis zur Göttin, erhält von ihr die Ähren und wird auf dem geflügelten Drachenwagen ausgesendet, um den Menschen den Getreideanbau zu lehren. Auf dem rarischen Feld bei Eleusis säte er zum ersten Mal und drosch das Getreide in einer Tenne. Von dieser Tenne und einem zu Ehren des Triptolemos errichteten Tempel und Altar berichtet Pausanias 1,38,6. Sie wurde zur zentralen Kultstätte des Triptolemos. Ihm wurden hier, aber auch in vielen anderen Kultstätten, Opfer in der Form von erstgeerntetem Getreide dargebracht. Bis zum 6. Jh. v. Chr. war Triptolemos der Prototyp des Ackerbauers. Später wandelte er sich im Auftrag von Demeter und der Kore zum Verbreiter bäuerlicher Ehre und Sitte und wurde alt, würdig mit Bart, reich gekleidet, mit Ähren und Zepter in der Hand auf einem Throne sitzend dargestellt. Ab dem 5. Jh. v. Chr. wurde er als fast naiver, unschuldiger, aber durch eine sehr starke bäuerliche Ausstrahlung fast göttlicher Knabe oder Jüngling, manchmal mädchenhaft, nicht mehr als König, sondern als untergeordneter Diener der Göttin, dargestellt. Gehorsam steht er vor ihr und ihrer Tochter, oft, speziell auf Vasen, auf einem geflügelten Drachenwagen, während ihm Demeter die Getreideähren überreicht. In dieser Form wurde er im ganzen griechischen Kulturraum verehrt und in vielen Städten auf Münzen abgebildet, z.B. Kyzikos, Henna, Alexandreia. Gleichzeitig mit dieser „Verjüngung“ wurde er zum älteren Bruder des Demophon (siehe Demophon >) und damit zum Sohn des Keleos 1 erklärt (so bei Sophokles). Die Orphiker, frg. 50ff, machten ihn zu einem Sohn der Ge und des Okeanos, Pherekydes und Apollodor zu einem Sohn des Uranos und der Ge und erhoben ihn damit zu einer kosmischen Macht. Ebenso wurde er zu einem Bruder des Eubuleus, mit ihm Sohn des Dysaules und der Baubo und damit zum Symbol des Überganges von der Hirten- zur Anbaubauernkultur. Nach einem Drama „Alope“ des athenischen Schriftstellers Choirilos waren eine Tochter des Amphiktryon und ein Raros die Eltern des Triptolemos; Pausanias 1,14,3. Eubuleus und Triptolemos konnten der Demeter sagen, wo ihre Tochter ist und wurden dafür mit der Gabe des Säens von Getreide beschenkt (Eine der vielen Versionen, wer Hades verraten hat.). In der Literatur werden noch weitere Namen von Eltern genannt; siehe Eleusis >. Um mit seinem Wagen schneller die Menschen erreichen und ihnen den Getreideanbau lehren zu können erfand Triptolemos das Rad. Als einfacher göttlicher Hirte, der die Gaben der Göttin Demeter besitzt, mit seinem geflügelten Wagen in alle Länder fliegt und den Menschen den Getreideanbau lehrt, blieb Triptolemos auch in der hellenistischen und römischen Zeit in der Kunst und Literatur im gesamten Römischen Reich lebendig. Mit Osiris wurde Triptolemos als Kulturschöpfer verbunden. Auf Sizilien erlebte er besondere Verehrung. In vielen Orten der Triptolemosverehrung entstanden ihn umrankende Sagen: - Im Triptolemos-Mythos gilt Eumelos als achaischer Urmensch, der von Triptolemos Ähren erhält und im Landbau unterrichtet wurde. Sofort gründete Eumelos die „Pflugstadt“ Aroe, heute Patras. Antheias, sein Sohn, bestieg während Triptolemos schlief den Schlangenwagen und flog über das Land um selbst zu säen, verlor dabei aber das Leben. Als Erinnerung an ihn gründeten Triptolemos und Eumelos die Stadt Antheia; Pausanias 7,18,3. - Nach Pausanias 8,4,1 lehrte Triptolemos Arkas den Anbau von Feldfrüchten und das Backen von Brot. - In Thrakien wurde er beinahe von Lynkeus 6 ermordet. Ovid met. 5,642ff: „…………………………….. Drauf schirrt die befruchtende Göttin An ihr Drachengespann und bändigt mit Zäumen die Rachen Und fährt hin durch die Luft in der Mitte von Himmel und Erde. Auf die tritonische Stadt zu Triptolemus senkt sie den leichten Wagen sodann und gibt ihm Samen und heißet ihn streuen Teils in rohes und teils in lang brachliegendes Erdreich. Über Europa hinweg und Asien hatte der Jüngling Schwebend befahren die Luft. Nun kommt er an Skythiens Küsten. Lyncus gebot alldort. Er betritt die Penaten des Königs. Wie er gekommen des Wegs und warum und nach Namen und Heimat Wird er gefragt und versetzt: »Triptolemus heiß ich, und Heimat Nenn ich das hohe Athen. Nicht kam ich zu Schiff auf den Wogen Noch auf dem Lande zu Fuß: mir öffnete Bahnen der Äther. Ceres' Geschenk bring ich her, auf daß es gestreut im Gefilde Reichlich geerntete Frucht und harmlose Speise gewähre.« Neid empfand der Barbar, und er nimmt, um Geber der Wohltat Selber zu sein, ihn gastlich ins Haus und fällt mit dem Schwerte Während des Schlummers ihn an. Wie er trachtet die Brust zu durchbohren, Macht ihn Ceres zum Luchs. Dann heißt sie wieder in Lüften Tummeln das hehre Gespann den beschützten mopsopischen Jüngling. [Ovid: Verwandlungen (Metamorphoses). Dichtung der Antike von Homer bis Nonnos, S. 12711 (vgl. Ovid-W Bd. 1, S. 127 ff.) (c) Aufbau-Verlag] - Sophokles erwähnt im frg. 547 des „Triptolemos“ den Getenkönig Carnabon, der dem Demeterdiener eine der Schlangen seines Wagens tötet um ihn an der Weiterreise zu hindern und somit Triptolemos dauernd bei sich zu behalten. Doch die Göttin der Fruchtbarkeit erschuf eine neue Schlange und Triptolemos flog gemäß ihrem Auftrag weiter. ...... In der bildenden Kunst wird der bäuerlich-knabenhafte Triptolemos oft in einer künstlerisch nicht zu überbietenden naiv-göttlichen Schönheit dargestellt, z.B. auf dem Marmorrelief aus Eleusis (Nationalmuseum Athen) oder auf dem Volutenkrater aus Bari (Vatikanische Museen). TRITOPATORES Amakleides / Hamakleides, Protokles / Protokleias und Protokreon / Protokleon waren die Tritopatores, Windgötter, die, nach Demon frg. 2, in der orphschen Theogonie in der Dreieinheit gedacht wurden und die Winde zu beaufsichtigen hatten. In Attika verehrten die Menschen die Tritopatores als Familien beschützende Dämonen, Söhne der Gaia und des Helios oder Uranos, oder des Zeus und der Proserpina, als Schöpfungsdämonen, die über die rechtmäßige und ebenbürtige Fortpflanzung ihres Stammes wachten. Sie wurden in der Mehrzahl und meist als Winde die die Seelen der Verstorbenen wegtrugen und das Leben der Neugeborenen brachten gedacht. Jede Familie glaubte an ihren eigenen Tritopator, der für den Erhalt der Sippe zuständig war und zu dem man betete. VOLCANUS Nach Cicero de natura deorum 3,22,35 u. a. ist er ein alter römischer Naturgott der dem Feuer nahe steht (Hephaistos?). Seine Kultstätten standen eben wegen seiner Beziehung zum Feuer gewöhnlich außerhalb von Wohnsiedlungen; nur in Rom hatte er auf dem Marsfeld einen Tempel. ZANKLOS Ein nach M. Mayer, Gig. und Tit. S. 250, als fraglich zu betrachtender Gigant.