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andromache 1,2,3
ANDROMACHE 1,2,3 1. Tochter des Königs Eetion 1, Gattin des Hektor, des Neoptolemos und des Helenos, Mutter von 9 Söhnen. ….. Eine der ganz großen Frauen der Ilias und der Weltliteratur. ….. Vor dem Kampf um Troia eroberte Achilleus die Stadt ihres Vaters Eetion und verbrannte ihn und seine sieben Söhne. Ihre Mutter wurde geraubt und starb vor Gram oder wurde von Artemis getötet. Andromache überlebte und wurde von Hektor nach Troia gebracht: ……. Sappho (Fragment): Hektors und Andromaches Einzug in Troja - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - Kam der Herold gelaufen - - - Idaios - - - - - - flinker Bote, und brachte die folgende Nachricht mit: »Nie vergänglicher Ruhm für das heilige Ilion und die Reiche des übrigen Asiens leuchtet auf. Hektor und die Gefährten geleiten vom heiligen Theben und von dem immerfort quellenden Plakia die glanzäugige, zarte Andromache über die Salzflut, zahlreiche goldene Ketten und purpurne, duftig feine Gewänder und zierlichen Putz dazu, Silberbecher in zahlloser Menge und Elfenbein.« Derart sprach er. Der liebreiche Vater erhob sich schnell. Alle Freunde erreichte der Ruf durch die weite Stadt. Und die Ilier schirrten sogleich vor die rollenden Wagen Maultiere; Frauen bestiegen die Fahrzeuge und mit ihnen schlankfüßige Mädchen, in dichtem Schwarm. Abseits fuhren von ihnen die Töchter des Priamos. Doch die Männer, die jüngeren alle, sie spannten die Pferde unter das Joch; und in glänzendem Zug, auf den Wagen die Lenker - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - Braut und Bräutigam zogen landeinwärts, den Göttern gleich. Laut erhoben sie alle den heiligen Jubelruf, schlugen dann den Weg ein zum herrlichen Ilion. Süße Flöten und hallende Harfen vermischten sich mit dem Klange der Schellen, die Mädchen sangen mit hellen Stimmen ein Weihelied, göttlicher Widerhall stieg zum Äther empor, und man lachte nach Herzenslust. Überall auf den Straßen Gedränge und Heiterkeit - Krüge, Schalen dazu, mit dem Wein bis zum Rand getüllt. Düfte verschmolzen von Myrrhen und Weihrauch und Zimtrinde. Jubelnd stießen die älteren Frauen den Glücksruf aus. Alle Männer auch sangen das liebliche Hohelied für Paian, für den Meister im Schießen und Harfenspiel, priesen Hektor als gottgleich und seine Andromache. [Sappho: [Lyrik]. Dichtung der Antike von Homer bis Nonnos, S. 9497 (vgl. Griech. Lyrik, S. 113 ff.) (c) Aufbau-Verlag]. ……. Nach der Ermordung ihrer Familie hatte sie nur noch ihren Gatten Hektor, den Sohn des Priamos. Sie war ihm eine zärtliche Gattin und schenkte ihm den Sohn Skamandrios, den die Troianer aber zärtlich Astyanax nannten. Andromache und Hektor wurden zum innigen Paar; das berühmte Gespräch, das Andromache mit Hektor führt; Ilias 6 Gesang: „[…] doch Andromache trat zu ihm, die Augen voll Tränen, faßte bewegt ihm die Hand und sprach die folgenden Worte: »Schrecklicher, dich wird töten dein Mut, und du hegst kein Erbarmen mit dem arglosen Kinde und mir, der Elenden, die dich bald verliert; bald werden dich die Griechen erschlagen, alle im Ansturm vereint! Für mich aber wäre das Beste, mußte ich dich verlieren, ins Grab zu sinken. Mir bleibt kein anderer Trost, sobald du dein Schicksal erfülltest - nur Jammer! Nicht mehr leben mein Vater und meine ehrwürdige Mutter. Unseren Vater tötete ja der edle Achilleus, nahm die wohnliche Stadt der Kilikier, Thebe, mit ihren ragenden Toren, und erschlug Eëtion, raubte freilich die Rüstung ihm nicht, erwies ihm vielmehr die Ehren, ließ ihn verbrennen mit seinen kunstreichen Waffen und ihm ein Grabmal errichten; ringsum pflanzten Ulmen die Nymphen aus den Bergen, die Töchter des aigisschwingenden Gottes. Sieben Brüder hatte ich dort in unserem Hause, alle zogen am gleichen Tage hinunter zum Hades; denn sie alle erschlug der gewaltige, schnelle Achilleus bei den trottenden Rindern und den glänzenden Schafen. Meine Mutter, die Königin war am waldigen Plakos, schleppte er fort, hierher ins Lager, mit anderer Beute, gab ihr indes die Freiheit für reichliches Lösegeld wieder; Artemis aber, die Schützin, traf sie im Hause des Vaters. Folglich, Hektor, bist du mir Vater und würdige Mutter, bist auch mein Bruder, du allein, mein blühender Gatte. Zeig denn Erbarmen jetzt und bleibe nur hier auf dem Turme, mach nicht zur Waise dein Kind und nicht die Gattin zur Witwe! Stelle das Heer am Feigenbaum auf, wo unsere Stadt am besten ersteigbar ist und die Mauer dem Angreifer offen! Dreimal versuchten dort schon den Ansturm die tapfersten Griechen, beide Aias, der ruhmreiche Fürst Idomeneus, der tapfre Sohn des Tydeus, auch die Atriden, mit ihrem Gefolge, ob nun ein wohlunterrichteter Seher es ihnen geraten oder ob ihr eigener Mut sie spornt und ermuntert.« Ihr entgegnete Hektor, der Held mit dem nickenden Helmbusch: »All das bewegt auch mich. Doch muß ich furchtbar mich schämen vor den Männern und langgewandigen Frauen von Troja, gehe ich, wie ein Feigling, dem blutigen Kampf aus dem Wege. Auch mein Mut verbietet es mir; denn ich lernte, stets tapfer mich zu bewähren und unter den Ersten der Troer zu fechten, um des Vaters Ehre und meine eigne zu retten. Eines weiß ich genau, es sagt mir Verstand und Empfinden: Einst wird kommen der Tag, wo das heilige Troja dahinsinkt, Priamos auch und das Volk des lanzenkundigen Königs. Freilich bedrückt mich nicht das künftige Elend der Troer, das der Hekabe oder des Priamos, unseres Herrschers, auch nicht der Brüder, die dann wohl, so zahlreich und tapfer, zu Boden stürzen, tot, in den Staub, bezwungen von feindlichen Fäusten, derart wie deines, wenn einer der erzgewappneten Griechen dich, die Weinende, fortführt, den Tag der Freiheit dir raubte. Weben wohl wirst du, bei einer griechischen Herrin, in Argos, Wasser auch schleppen vom Quell Hypereia oder Messëis, wider Willen; aber es zwingt dich das bittre Verhängnis. Und gar mancher wird beim Anblick der Weinenden sagen: 'Siehe, die Gattin Hektors - er focht am tapfersten bei den rossezähmenden Troern, als man um Ilion kämpfte!' So wird mancher sich äußern, dein Schmerz wird stärker sich regen, weil du dich sehnst nach dem Mann, dem Schutz vor dem Tage der Knechtschaft. Doch mich möge als Toten der Erdhügel decken, bevor ich hören muß, wie du schreist, und sehen, wie man dich fortzerrt.« Damit streckte der strahlende Hektor die Hand nach dem Sohn aus. Doch zur Brust der reizvoll gegürteten Wärterin zuckte schreiend das Kind, von dem Anblick des lieben Vaters betroffen, scheute voll Angst vor dem Erz und dem Helmbusch aus wallendem Roßhaar, als es ihn schrecklich herabnicken sah von der Spitze des Helmes. Auflachen mußten der liebe Vater, die würdige Mutter. Gleich nahm sich den Helm vom Haupte der strahlende Hektor, legte das schimmernde Stück hernieder zur Erde; dann küßte er sein teures Söhnchen und schaukelte es auf den Armen, flehte zu Zeus und den übrigen Göttern und sagte zu ihnen: »Zeus und ihr übrigen Götter, lasset mein Kindlein so werden, wie ich selber es bin, hervorragend unter den Troern, ebenso kraftvoll und fähig, Troja mit Macht zu beherrschen. Sagen soll man: 'Der übertrifft noch bei weitem den Vater', kehrt er zurück vom Kampfe; erlegen soll er den Feind und tragen die blutige Rüstung, von Herzen sich freuen die Mutter!« Derart sprach er und legte sein Kind in die Arme der lieben Mutter. Sie barg es an ihrem duftenden Busen, in Tränen lächelnd. Der Gatte sah es und wurde von Mitleid ergriffen, streichelte sie mit der Hand und sprach die folgenden Worte: »Unglückliche, nimm es dir nicht zu bitter zu Herzen! Niemand wird mich wider das Schicksal zum Hades entsenden. Seinem Verhängnis ist noch keiner der Menschen entronnen, kein Geringer, kein Edler, wurde er einmal geboren. Geh jetzt nach Haus und kümmere dich um deine Geschäfte, Webstuhl und Spindel, und gib den dienenden Frauen die Weisung, emsig zu wirken. Der Krieg soll Männer beschäftigen, alle - mich am stärksten von ihnen -, die in Ilion leben.« So sprach Hektor, der strahlende Kämpfer, und setzte aufs Haupt den Helm mit dem Roßschweif. Heimwärts ging die liebe Gemahlin, wandte sich wieder und wieder zurück unter perlenden Tränen. Kurz darauf gelangte sie in das wohnliche Haus des männermordenden Hektor. Sie traf die zahlreichen Mägde drinnen an und rührte sie alle zu Tränen. Noch lebte Hektor, und sie klagten um ihn in seinem Palaste; waren sie doch überzeugt, er werde nicht wieder vom Kampfe heimkehren, glücklich entronnen den kräftigen Fäusten der Griechen. [Homer: Ilias. Dichtung der Antike von Homer bis Nonnos, S. 4808 (vgl. Homer-W Bd. 1, S. 116 ff.) (c) Aufbau-Verlag] ……. Friedrich Schiller Hektors Abschied. Andromache. Will sich Hektor ewig von mir wenden, Wo Achill mit den unnahbarn Händen Dem Patroklus schrecklich Opfer bringt? Wer wird künftig deinen Kleinen lehren Speere werfen und die Götter ehren, Wenn der finstre Orkus dich verschlingt? Hektor. Theures Weib, gebiete deinen Thränen! Nach der Feldschlacht ist mein feurig Sehnen, Diese Arme schützen Pergamus. Kämpfend für den heil'gen Herd der Götter Fall' ich, und des Vaterlandes Retter Steig' ich nieder zu dem styg'schen Fluß. Andromache. Nimmer lausch' ich deiner Waffen Schalle, Müßig liegt dein Eisen in der Halle, Priams großer Heldenstamm verdirbt. Du wirst hingehn, wo kein Tag mehr scheinet, Der Cocytus durch die Wüsten weinet, Deine Liebe in dem Lethe stirbt. Hektor. All mein Sehnen will ich, all mein Denken In des Lethe stillen Strom versenken, Aber meine Liebe nicht. Horch! der Wilde tobt schon an den Mauern, Gürte mir das Schwert um, laß das Trauern! Hektors Liebe stirbt im Lethe nicht. ….. Nach dem Tod von Hektor lebte Andromache weiter am Hofe ihres Schwiegervaters Priamos. Quintus v. Smyrna 1,99ff erzählt wie sie Penthesileia, die Amazonenkönigin, die zur Unterstützung der Troier in den Kampf gegen die Achaier in den Kampf eingriff, vor dem sicheren Untergang warnte: "Ach du Arme, was sagst du hochmütig so große Dinge? Keineswegs nämlich hast du die Kraft, gegen den unerschrockenen Peleussohn zu kämpfen, sondern schnell wird er dir Tod und Verderben bringen. Du Elende, was rast du in deinem Sinn? Wahrlich, nahe bei dir steht nun des Todes Erfüllung und Aisa, das göttlich verhängte Geschick." (Quintus von Smyrna: Der Untergang Troias. Band I. Herausgegeben, übersetzt und kommentiert von Ursula Gärtner. Edition Antike. Herausgegeben von Thomas Baier, Kai Brodersen und Martin Hose. WBG Darmstadt, 2010.) Während dem Untergang von Troia wird Andromache gefangen genommen und mit anderen Frauen festgehalten; mit ihr auch ihr kleiner Sohn Astyanax. Odysseus erzwingt bei den Griechen die Zustimmung für die Ermordung des Knaben, damit keiner vom Stamme der Priamos überlebe. Neoptolemos tötet das Kind, indem er es von einem Turm der Stadtmauer in die Tiefe schleudert. Euripides schildert in seinen Troierinnen 740ff dieses Nachkriegsverbrechen: ANDROMACHE Oh liebstes, oh über alle Maßen geehrtes Kind, sterben wirst du durch Feindeshand, verlassen deine unglückliche Mutter; des Vaters Adel wird dich töten, […]. Mein Kind, du weinst? Spürst du dein Unglück? Was packst du mich mit deinen Händen und klammerst dich an mein Gewand, dich wie ein Kücken unter meine Fittiche duckend? Nicht wird Hektor kommen, in der Hand seinen berühmten Speer, aus der Erde emporsteigen, Rettung dir bringen, nicht die Verwandtschaft des Vaters, nicht die Streitmacht der Phryger: in entsetzlichem Sturz von hoch oben wirst du dir das Genick brechen, gnadenlos, und deinen letzten Atem verhauchen. […]. Nun – zum letzten Mal – liebkose deine Mutter, umarme sie, die dich geboren hat, schlinge deine Arme um meinen Hals und küsse mich! […] So holt es, schleppt es fort, schleudert es hinab, wenn es hinabzuschleudern euch gefällt! Tut euch gütlich an seinem Fleisch. […] Verhüllt meinen armen Leib und werft ihn in das Schiff, denn zu schöner Hochzeit gehe ich, nachdem ich mein eigenes Kind verloren! […]“. …… Bei der Verteilung der Kriegsbeute wurde Andromache dem Neoptolemos als Beutestück zugeteilt. Versklavt ließ er sie auf sein Schiff bringen. Die um ihren Sohn trauernde Gedemütigte musste ihm, dem Mörder ihres Sohnes, nach Phthia oder in das Molosserland folgen. Obwohl Neoptolemos bereits mit Hermione verheiratet war, zwang er sie zur Heirat und zeugte mit ihr Molossos, den Stammvater der späteren Molosserkönige, Pielos, Pergamos, Amphialos 2 und Dorieus 2. Die Auseinandersetzung der Andromache mit Hermione, der ersten Frau des Neoptolemos, schildert Euripides im Drama „Andromache“. Nach der Ermordung des Neoptolemos durch Orestes in Delphi forderte die Meeresgöttin Thetis, die Großmutter des Neoptolemos, Andromache auf, dem Seher Helenos, dem Bruder ihres ersten Mannes Hektor, nach Epeirus zu folgen. Sie gehorchte der Göttin, heiratete den Helenos und schenkte ihm den Sohn Kestrinos. Sie gründeten Buthroton in Epeiros. Nach Helenos Tod lebte sie in Pergamon, wo für sie nach ihrem Tod ein Heroon errichtet wurde. 2. Eine von Tzetzes posth. 182 genannte Amazone, die vor Troia gefallen ist. Auf einer Phlyakendarstellung ist ein Krieger Eunomos 3 als Gegner einer Amazone Andromache dargestellt; Arch. Jahrbuch I 1886, 313. 3. Tochter des Eurymedon aus Athen. Bei Serv. Vergil Aeneis 6,21 wird sie als eins der Mädchen genannt, die dem Minotauros zum Fraß bestimmt war aber von Theseus gerettet wurde.