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bellerophontes
BELLEROPHONTES Sohn des Poseidon und der Nysos-Tochter Eurynome 9; Pindar Ol. 13,69; Hygin fab. 57; oder der Erysichthon 1-Tochter Mestra. Homer und Apollodor 1,85 nennen Glaukos 9 als weltlichen Vater. Als korinthischer Sagenheld ging Bellerophontes in die Literatur ein. Man nannte ihn auch Bellerophon, der „Bellero-Töter“. Ursprünglich hieß er Hipponoos, weil er aber einen Korinther namens Belleros oder eine Schlange (=Belleros) getötet hatte, nannte man ihn Bellerophontes (Der literarische Versuch einen unerklärbaren Namen zu erklären); Apollodor 2,30. Verheiratet war er mit Philonoe / Alkimedusa / Alkimede 3 / Antikleia 4 / Kassandra 2. Sie schenkte Belleriphontes die Kinder Isandros, Hippolochos 1 und Laodameia 1 / Deidameia 3. 500 Jahre nach der Ilias erhielt er im Schol. Euripides Phoen. 1124 noch den Sohn Glaukos 10. Asteria 11, der Tochter des Hydeas / Hydeos, soll von Bellerophontes die Mutter des Hydissos, des Eponymos der gleichnamigen karischen Stadt, gewesen sein; Stephanos Byzantios 41. ….. Bei einer Auseinandersetzung tötete er seinen Bruder Alkimenes 1 / Peiren 2 / Deliades 1 unabsichtlich, wurde aber dennoch verbannt und zog nach Tiryns zu König Proitos 1, der ihn entsühnte; Apollodor 2,30. Pausanias 2,31,9 nennt einen anderen Grund für die Flucht aus Korinth: Bellerophontes habe bei Pittheus um die Hand seiner Tochter Aithra angehalten, dann aber die Flucht ergriffen. Anteia (auch Stheneboia genannt), die Frau des Proitos fand den hübschen jungen Mann attraktiv und versuchte ihn zu verführen. Er wies sie zurück Wütend verleumdete sie ihn bei ihrem Gatten. Bei der Strafe der Götter war es aber verboten einem Gast Leid anzutun. König Proitos schickte Bellerophontes mit einem versiegelten Brief – der Uriasbrief – zu seinem Schwiegervater Iobates nach Lykien mit der Bitte, den Überbringer zu töten. Aber auch dort war er Gast. In der Hoffnung ihn nie wieder zu sehen bat Iobates Bellerophontes die Chimaira, ein Feuer speiendes Ungeheuer, eine Ziege, die vorne einen Löwenkopf hatte und hinten Schlange war und sein Land verwüstete, zu töten. Aber die Götter halfen Bellerophontes. ….. Schon lange davor hatte er seinen Vater Poseidon um ein Pferd gebeten. Endlich erhielt er eines, seinen Halbbruder, das geflügelte Pferd Pegasos, das Poseidon mit der Medusa gezeugt hatte. Nur, dieses Vieh flog immer davon, er konnte es nie einfangen. (Eine Geschichte erzählt, dass ein Knabe aus dem Meer = Poseidon gestiegen sei den man Chrysaor nannte und der jener Chrysaor gewesen sein soll, der mit Pegasos aus dem Körper der Medusa entsprang, als Perseus ihr den Kopf abschlug. Bellerophontes nannte man als Kind nämlich Chrysaor.). Der Seher Polyidos 2 gab ihm den Rat zu Athene zu beten. Lange betete er und schlief dann vor dem Altar ein. Die Göttin erschien und legte dem Schlummernden ein goldenes Zaumzeug mit Zauberkräften (Erschaffung des Zaumzeuges) in die Hand. Wieder erwacht opferte er freudig dem Poseidon und der Athene, ging zur Quelle Peirene, die auf dem Felsen des Akrokorinth entsprang, und warf dem dort trinkenden Pegasos den Zaum über. Sein Pferd-Halbbruder wurde zahm und gehorsam (Domestizierung der Pferde). Pindar Olympische Oden 8,63ff: „Als dieser einst den Pegasos, den schlangengewaltigen Gorgosohn, anzuschirren begehrte, wahrlich vieles musste er an dieser Quelle durchleiden, bis endlich die Jungfrau Pallas ihm einen goldbeschlagenen Zügel brachte und – plötzlich aus dem Traum war sie wache Wirklichkeit – sprach: Schläfst du, König, Sproß des Aiolos? Da, nimm dieses Pferdezaubermittel und zeige es dem `Bändiger`, dem Vater, und opfere ihm einen glänzenden Stier.“ Die Jungfrau mit der dunklen Ägis schien ihm, der nächtens schlummerte solches zu sagen. Mit geradem Fuß sprang er auf. Er ergriff das Zaubermittel, das dalag, machte voll Freuden den heimischen Seher ausfindig und verkündete dem Koiraniden, wie sich die ganze Sache ergab, wie er auf dem Altar der Göttin die Nacht nach seinem Spruche schlief und wie sie selbst, die Tochter des blitzeschleudernden Zeus, ihm das zähmende goldene Gerät gebracht. Dem Traum schleunigst zu folgen befahl er ihm und, wenn er dem weithin mächtigen Erdumfasser einen starkfüßigen Stier geopfert, der Athena Hippia gleich einen Altar zu errichten. Die Macht der Götter vollendet eine Unternehmung leicht, auch wenn Eid und Erwarten sie für unmöglich erklären. Und wirklich packte der starke Bellerophontes eilends das geflügelte Roß und spannte ihm den zähmenden Zauber um das Kinn. Er stieg auf und gepanzert begann er sogleich das Waffenspiel. […]“. ….. Vom fliegenden Pferd aus war es nun leicht die Chimaira zu töten. Iobates gab nicht auf und schickte den Jüngling die Solymer, einen feindlichen benachbarten Stamm, zu vertreiben. Bellerophontes vertrieb sie und verlor dabei seinen Sohn Isandros und seine Tochter Laodameia 1. Auch die immer wieder in das Land einbrechenden Amazonen bekämpfte und besiegte er. Verzweifelt befahl Iobates seinen Kriegern ihm aufzulauern und ihn zu töten, Bellerophontes erschlug alle. Endlich erkannte Iobates die göttliche Abkunft dieses jungen Mannes, gab ihm seine Tochter Philonoe / Alkimedusa / Alkimede 3 / Antikleia 4 / Kassandra 2 zur Frau und schenkte ihm das halbe Königreich. Damit wurde er zum Stammvater der lydischen Könige. ….. Stheneboia (Anteia), seine jetzige Schwägerin, lud er zum Flug mit dem Pegasos ein und warf sie, aus Rache für die folgenschwere Verleumdung, aus luftiger Höhe in das Meer. Trotz aller weltlichen Ehrungen beneidete er die ihm so wohl gesinnten Götter, setzte sich auf sein geflügeltes Pferd und wollte zum Himmel fliegen. Zeus schickte eine Bremse die Pegasos so brennend in den Hintern stach, dass er Bellerophontes ab und zur Erde warf. Pindar Isth. 7,42ff: „Denn sterben müssen wir alle gleicherweise. Nur das Schicksal ist ungleich: wenn einer weit hinaus trachtet, zu kurz ist er, um zu erreichen das eherne Feld, wo die Götter thronen. Hat doch der gefiederte Pegasos abgeworfen seinen Herrn Bellerophontes, der in des Himmels Häuser kommen wollte zu der Versammlung des Zeus. Doch des wider Recht Süßen harrt ein bitterstes Ende.“ [Pindar: Isthmien. Dichtung der Antike von Homer bis Nonnos, S. 9467 (vgl. Pindar-D, S. 195) (c) Insel-Verlag] Als Krüppel und trübsinnig irrte er auf den Aleischen Feldern umher bis, nach Euripides, die Götter sich mit ihm versöhnten. ..... Die heutige Wissenschaft sieht in ihm eine urgriechische göttliche Gestalt mit einem alten nachweisbaren Kult in der Nordostecke des Peloponnes, vor allem in Korinth. Von hier gelangte er nach Kleinasien und in Ionische Kolonien. Sehr früh schon wurde er der Göttlichkeit entkleidet, zum Heros und Sohn des Poseidon herabgestuft, aber als solcher in vielen Bereichen Kleinasiens und der Peloponnes sehr lange hoch verehrt. Man sieht in ihm auch eine Art fahrender Ritter der spätmykenischen Zeit und den Wandel vom Wagenkämpfer zum Kämpfer direkt vom Pferd, der sich bis zum 8. Jh. v. Chr. vollzog. ….. Als Reiter des Pegasus und im Kampf mit der Chimaira wurde er auf viele Münzen geprägt und auf Vasen u. dgl. abgebildet. ….. In der Ilias wird ein Teil seines Lebens erzählt; Homer Ilias 6,144ff, Erzählung des Glaukos 11: „Ihm erteilte der stattliche Sohn des Hippolochos Antwort: »Mutiger Sohn des Tydeus, was fragst du nach Herkunft und Ahnen? Ganz wie die Blätter, so wachsen und welken die Menschengeschlechter. Treibt doch der Wind die alten zur Erde, und grünender Wald läßt neue ersprießen, sobald die Zeit des Frühlings herannaht. Ebenso wächst ein Menschengeschlecht, und ein anderes schwindet. Willst du jedoch auch davon erfahren, so laß dir genau von unseren Ahnen erzählen; es kennen sie zahlreiche Menschen. Liegt da im rosseernährenden Argos das Städtchen Ephyra, wo einst Sisyphos lebte, der Listigste unter den Menschen, Sisyphos, Sohn des Aiolos; er war Vater des Glaukos. Glaukos zeugte den herrlichen Helden Bellerophontes. Diesem verliehen Schönheit die Götter und Stärke, gepaart mit Anmut. Doch gegen ihn hatte Proitos Böses im Sinne: Er vertrieb, im Besitz der größeren Macht, ihn aus Argos; hatte doch Zeus den Helden in seine Hände gegeben. Heftig begehrte die Gattin des Proitos, die schöne Anteia, heimlich, die Liebe des Bellerophontes; doch sie vermochte nicht zu betören den redlichen, lebenserfahrenen Helden. Nunmehr sann sie auf Ränke und sprach zu Proitos, dem König: 'Sterben mußt du, Proitos - oder Bellerophontes töten: Er wollte, obwohl ich mich sträubte, die Ehre mir rauben!' Derart sprach sie, und Zorn ergriff bei der Nachricht den König. Doch er vermied den Mord, ihm schlug das Gewissen. Er sandte ihn nach Lykien, gab ihm mit ein Schreiben voll Unheil, auf gefaltetem Täfelchen viele todbringende Zeichen. Vorweisen sollte er sie dem Schwiegervater des Königs, sich zum Verderben. Fort zog er, von Göttern sicher geleitet. Als er nach Lykien und zum strömenden Xanthos gelangte, zollte der König des weiten Gebiets ihm aufrichtig Ehren, hielt neun Tage ihn frei und ließ neun Rinder auch opfern. Wie die zehnte rosenfingrige Eos sich zeigte, forschte er aus den Gast und verlangte das Schreiben zu sehen, das er mit sich trüge für ihn vom Schwiegersohn Proitos. Nunmehr erhielt er des Schwiegersohnes leidigen Brief und hieß den Gast zunächst die wilde Chimaira erlegen. Göttlichen, keinesfalls menschlichen Ursprungs, vereinte dies Untier Löwenhaupt, Ziegenleib und den Schweif des furchtbaren Drachen, spie auch hervor aus dem Maule gewaltige, züngelnde Flammen. Bellerophontes erlegte es, göttlichen Zeichen gehorsam. Zweitens bestand er den Kampf mit den Solymern, ruhmreichen Helden; er hielt ihn für den härtesten, den er mit Menschen je ausfocht. Die Amazonen, so stark wie Männer, erlagen ihm danach. Auf dem Rückweg legte der König ihm tödliche Schlingen; aus dem weiten Lykien las er die tapfersten Männer aus und hieß sie ihm auflauern. Aber sie kehrten nicht wieder: alle erlegte sie Bellerophontes, der Held ohne Tadel. Schließlich erkannte der König die göttliche Abkunft des Helden, hielt ihn am Hofe zurück, bot ihm die Tochter zum Weibe, gab ihm die Hälfte von sämtlichen Ehren und Pfründen der Herrschaft. Dazu steckten die Lykier ihm ab ein vorzügliches Krongut, Garten und Acker, ein prächtiges Stück, zu eigener Nutzung. Dreimal gebar die Gattin Kinder dem tapferen Helden, erst den Isandros, Hippolochos später und Laodameia. Laodameia erkor sich der Ratgeber Zeus zur Geliebten, und sie gebar ihm den göttlichen, panzerumhegten Sarpedon. Als auch Bellerophontes den Haß der Götter sich zuzog, mußte er einsam die Alëischen Fluren durchirren, sich verzehrend vor Gram, die Straßen der Menschen vermeidend. Seinen Sohn Isandros erschlug, als er gegen die edlen Solymer kämpfte, der im Streit unersättliche Ares. Artemis traf, von Zorn ergriffen, ihm tödlich die Tochter. Aber Hippolochos wurde mein Vater, ich stamme von ihm ab. Er hat mich nach Troja geschickt und mir dringend empfohlen, immer der erste zu sein, die anderen zu übertreffen und nicht in Schande zu stürzen die Ahnen, die in Ephyra und im weiten Lykien sich als die Besten bewährten. Dieser Herkunft und dieses Blutes darf ich mich rühmen.«“ [Homer: Ilias. Dichtung der Antike von Homer bis Nonnos, S. 4795 (vgl. Homer-W Bd. 1, S. 109 ff.) (c) Aufbau-Verlag] ….. Bellerophontes als Gast bei Oineus; Ilias 6,211ff: „Derart sprach er, und Freude empfand der Meister im Schlachtruf, Held Diomedes, bohrte den Speer in die nährende Erde und entgegnete freundlichen Sinnes dem Hirten der Völker: »Folglich bist du mein Gastfreund aus den Zeiten der Väter! Oineus, der edle, nahm einst den Helden Bellerophontes gastlich auf und behielt ihn zwanzig Tage im Hause. Wertvolle Gaben tauschten sie aus zum Zeichen der Freundschaft: Oineus spendete einen von Purpur strahlenden Gürtel, jener ihm einen goldenen Becher mit doppeltem Henkel; diesen ließ ich beim Aufbruch zurück im Palaste. Auf Tydeus kann ich mich nicht mehr besinnen, er hinterließ mich als Kindlein, als vor Theben den Untergang fand das Heer der Achaier. Darum bin ich dein lieber Gastfreund im Herzen von Argos, du in Lykien der meine, sofern das Land ich besuche. Gehen wir uns aus dem Weg mit den Lanzen, auch im Getümmel! Zahlreiche Troer und ruhmvolle Bündner muß ich erlegen, wen die Gottheit mir preisgibt und wen ich im Ansturm erreiche. Du mußt zahlreiche Griechen erschlagen, wen du bewältigst.“ [Homer: Ilias. Dichtung der Antike von Homer bis Nonnos, S. 4799 (vgl. Homer-W Bd. 1, S. 111) (c) Aufbau-Verlag]