Die vorliegende Fassung der Texte ist nicht redigiert! Informationen dazu finden sie hier.
boreas
BOREAS Personifizierung, auch Gott des Nordwindes, König und Herrscher der Winde im Auftrag des Zeus, Sohn der Eos und des Astraios 4, Bruder des Süd-, West- und Ostwindes, Vater vieler Kinder, die meist Pferde oder Winde sind; z. B. die Brisen, die Personifizierungen der leichten Winde. Quintus v. Smyrna 1681ff: "..... So stürzte Ares durch die weite Luft, betrübt in seinem Herzen, mit seinen Waffen, als er hörte von dem furchtbaren Geschick seines Kindes (Tod der Penthesileia). Als er nämlich durch den weiten Himmel ging, erzählten ihm die Brisen, die göttlichen Töchter des Boreas, von dem furchtbaren Untergang des Mädchens. Wie der es aber hörte, schritt er einem Sturmwind gleich über die idäiischen Berge." (Quintus von Smyrna: Der Untergang Troias. Band I. Herausgegeben, übersetzt und kommentiert von Ursula Gärtner. Edition Antike. Herausgegeben von Thomas Baier, Kai Brodersen und Martin Hose. WBG Darmstadt, 2010.) Der aus dem Norden in den griechischen Raum eindringende Wind, kräftig, kalt, Wellen aufpeitschend, Schnee bringend und die Gesundheit fördernd, wurde seit ältester Zeit Boreas genannt. Ursprünglich wurde er in der Gestalt eines Hengstes gedacht; Homer Ilias 20,221ff: „...Und dreitausend Pferde weideten ihm auf den Triften, Alles Stuten, die prangten mit munter springenden Fohlen. Boreas selbst, vom Verlangen erfasst nach den weidenden Stuten, Schwängerte sie, einem Hengste gleichend mit schwarzblauer Mähne; Die aber, trächtig geworden, gebaren ein Dutzend von Fohlen. Die, wenn sie sprangen über Getreide tragende Fluren, Liefen über die Frucht hin, ohne die Ähren zu brechen; Sprangen sie aber über des Meeres Rücken, den breiten, Liefen sie nur auf der grauen Salzflut oberer Brandung.“ In der Frühzeit der griechischen Mythologie hat man sich Boreas, den Nordwind, als gewaltigen, stürmischen Hengst mit regem Liebesleben mit Stuten und Windsbräuten gedacht. Seine Kinder aus dieser Zeit waren natürlich „Fohlen“, die leichten Brisen, die munter und fröhlich über das Land und das Meer wirbeln. Mit einer Harpyie zeugte er die Stute des Erichthonios. Alle seine Pferdekinder wurden wilde Hengste und Stuten die über das Land und das Meer fegten - Winddämonen. Dem entsprechend erschienen die weiblichen Winddämonen ebenfalls in Pferdegestalt. ….. Die „Windsbraut“ des Boreas war die von ihm geraubte Nereide Oreithyia 2 / 3, die in späteren Mythen zur Tochter des Erechtheus wurde; Apollonios v. Rh. 1,211ff: „Zethos und Kalais auch, die Söhne des Boreas, kamen, Die ihm einst Oreithyia, Erechtheus' Tochter, geboren Auf dem Wintergefilde der äußersten, stürmischen Thrake. Boreas raubte sie einst dorthin aus Kekropiens Fluren, Als sie sich tanzend getummelt entlang des Ilissos' Gestade, Fernhin trug er sie fort, wo Sarpedonias Felsen Rühmend man zeigt, und neben Erginos' strömenden Wellen, Eingehüllt in wolkiges Dunkel, bezwang er die Jungfrau. Beide schwebten empor, an jedem Fuße von dunklen Schwingen getragen - fürwahr, ein wunderlich-seltsamer Anblick, Wie sie, von goldenen Schuppen umglänzt, und rings um die Schultern Hoch vom Scheitel der Häupter und Nacken hierhin und dorthin Wallte dunkles Gelock im Hauch der wehenden Winde.“ [Apollonius von Rhodos: Die Argonauten. Dichtung der Antike von Homer bis Nonnos, S. 917 (vgl. Apollonios-Argon., S. 8 ff.) (c) Sammlung Dieterich Verlagsgesellschaft mbH] Dieser Raub war ein beliebtes Thema der Maler aller Epochen. ….. Die „Windsbraut“ als Personifizierung des auf Schneefeldern vom Sturm aufgewirbelten Pulverschnees und als in Stürmen mitrasende Bergdämonin hielt sich offensichtlich bis in die heutige Sagenwelt. Erst sehr spät, nach dem Eindringen des Kultes in Attika, wurde Boreas in Menschengestalt gedacht. Das ergab, dass seine Gattin Oreithyia ihm erst die Söhne Kalais und Zetes, bereits in menschlicher Gestalt, aber noch mit Flügeln versehen, und dann die Kinder Kleopatra 1, Chione 2, Haimos und Chthonia schenkte. Zutreffender dürfte aber die Geschichte sein nach der Kalais und Zetes als Hengste geboren, dann aber, um an der Fahrt der Argonauten teilnehmen zu können, von Boreas in geflügelte Menschen verwandelt wurden. Es wurde auch erzählt, dass sie als Knaben geboren wurden und ihnen gleichzeitig mit dem Bart auch die Flügel gewachsen seien (Ein wirbelwindiger Vorgang, unter dem besonders besorgte Mütter leiden, wenn die Söhne „flügge“ werden.). Chione 3, die Tochter des Arkturos, wurde vom Nordwind geraubt und vergewaltigt. Sie brachte Hyrpax zur Welt. Beim Anmarsch der Perser auf Athen, 480 v. Chr., legte eine große Flotte vor Sepias an der Küste von Magnesia an. Die Athener befragten das Orakel und erhielten die Antwort: „Ruft euren Vetter zur Hilfe.“ Weil sie Boreas, den Ehemann der Oreithyia, sie war Athenerin, als ihren Vetter betrachteten, opferten sie ihm und baten ihn um Hilfe. Ein gewaltiger Nordsturm erhob sich und versenkte mindestens 4oo Schiffe mit Fußtruppen an Bord, viele Versorgungsschiffe und tötete unzählige Menschen; Herodot 7,188ff. Als Dank für diese Hilfe errichteten die Athener dem Boreas am Ilissosfluss ein Heiligtum ; Platon Phaidros 229 b ff. In ganz früher Zeit wurde Boreas mit Schlangenfüßen dargestellt, dann geflügelt mit zwei Gesichtern. In Athen, auf dem Turm der Winde, war er als geflügelter Mann mit einer Muscheltrompete in der Hand abgebildet. Boreas und die ihn umgebenden Sagen waren ein beliebtes Motiv bei den Erzeugern von vielen heute noch erhaltenen Vasen. …………………………… Boreas und Helios Boreas und Helios hatten einen Wettstreit miteinander, wer der Stärkere sei. Sie beschlossen, demjenigen von ihnen den Sieg zuzuerkennen, der in der Lage sei, einen Wanderer zu entkleiden. Und Boreas begann voller Ungestüm und bedrängte den Menschen, der ihm begegnete, empfindlich an seiner Kleidung. Doch jener legte, unter der Kälte leidend, nur noch weitere Kleidungsstücke an, bis Boreas schließlich aufgab und Helios in Tätigkeit treten ließ. Dieser begann zunächst mit einer mäßigen Wärmeausstrahlung. Als aber der Mensch alle überflüssigen Kleidungsstücke ablegte, verstärkte Helios den Sonnenschein erheblich, bis jener die Hitze nicht mehr aushalten konnte, sich gänzlich auszog und sich zum Baden in einen vorbei fließenden Fluss stürzte. Die Fabel beweist, dass oftmals Überzeugung wirksamer ist als Zwang. [Äsop: Die Fabeln des Äsop. Dichtung der Antike von Homer bis Nonnos, S. 2270 (vgl. Ant. Fabeln, S. 33) (c) Aufbau-Verlag] ………………………….. 26. Schulden Furi, villula, nostra non ad Austri Weder Winde aus Westen, Ost noch Süden, Noch der grimmige Boreas, o Furius, Stürmen ein auf mein Häuschen, aber Schulden, Fünfzehntausend Sesterzen und zweihundert: O welch schlimmes, welch schaudervolles Stürmen! [Catull: Gedichte. Dichtung der Antike von Homer bis Nonnos, S. 10951 (vgl. Catull-G, S. 25)]