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demeter
DEMETER Griechische Göttin des Getreides und der Fruchtbarkeit in der Agrikultur. Tochter des Kronos und der Rhea, Schwester von Zeus, Hera, Poseidon, Hestia und Hades; Hesiod theo. 453ff. Nach Hesiod Theogonie 912ff war sie die dritte Gemahlin des Zeus: „Dann kam er zum Lager der vielnährenden Demeter. Diese gebar ihm die weißarmige Persephonia, die Hades der Mutter entführte; doch sprach sie ihm der Rater Zeus zu.“ …… Mit einiger Phantasie vorstellbar und konkret ist der Umstand, dass in allerfrühesten Zeiten Menschen, die sich von den Früchten der Natur ernährten und sich durch das Glauben an nicht fassbare überirdische Kräfte die Gewalten der Natur vertraut und sich ihre Existenz dadurch angstfrei gestalteten, an unergründliche Kräfte bei der Entstehung und Vermehrung von Früchte tragenden Pflanzen glaubten und damit den Weg beschritten, der schlussendlich zur Herausbildung von Fruchtbarkeitsgöttern und –göttinnen führte. Unergründlich sind die Anfänge dieser Gottheiten, auch der der Göttin Demeter. In allen Kulturen wurde ab einer bestimmten Stufe der Entwicklung agrarische Fruchtbarkeit von Unfassbaren, die dann zu Gottheiten personifiziert wurden, erbeten. Es entwickelten sich Bitt- und Dankeskulte, wie wir sie heute noch, auch in der christlichen Religion, kennen. Die ersten Anzeichen des Demeterkultes sind hauptsächlich aus Thessalien, Lydien, Boiotien und Kreta bekannt. Während ihrer Entwicklung hat die Göttin eine Reihe von lokalen Gottheiten (Damia, Auxesia u. a.) aufgesogen, bzw. ist nicht von ihnen zu trennen. Sprachwissenschaftlich gibt der zusammengesetzte Name dieser vorgriechischen Göttin noch Rätsel auf. „Dâ“, ein uralter Begriff für Ga / Gaia, die Erde, verbunden mit „mater“, die Mutter. Übereinstimmung herrscht darüber, dass sie eine Art von „Erdmutter/Landmutter“ mit einem starken agrarischen Aspekt war und sich aus einer Reihe von lokalen chthonischen Gottheiten entwickelt hat. Erst in der frühen Klassik wurde sie auf die Funktion einer Göttin des Ackerbaues, besonders des Anbaues verschiedener Getreidearten, beschränkt. Ihre Kulttitel „Spenderin der Feldfrucht“, „Förderin der grünen Saat“, „Mehlfrau“ und viele ähnliche verweisen auf eine Göttin der Feldfrucht, speziell des Getreides, und machen sie zur angebeteten Göttin der Bauern, Schnitter und Drescher. Auf Zypern nannte man ernten „der Demeter huldigen“. Homer erwähnt in der Ilias Demeter nur als Korngöttin - 5,499ff: „…. Wie wenn der Wind die Spreu hin weht auf den heiligen Tennen Von den worfelnden Männern, wenn Demeter, die blonde, Sondert die Frucht von der Spreu im Wehen der drängenden Winde, Und wie drunter die Haufen der Spreu weiß werden …..“. 13,321f: „… und äße das Korn der Demeter …“. 21,76: „Denn ich aß bei dir zuerst das Korn der Demeter…“. Dass sie dennoch einen viel breiteren Wirkungskreis hatte erkennt man an ihren 95 Kultnamen, die im „Großen Pauly, Bd. VI,2 Seite 2758f“ nachgewiesen sind. ….. In Thessalien war sie Eignerin eines heiligen Haines und bestrafte Erysichthon 1, der eine heilige Schwarzpappel fällen und damit die Nymphe des Baumes töten wollte, mit ewigem unstillbarem Heißhunger; Demeter als Schutzgöttin der Bäume. Kallimachos, 6. Hymnos: Auf Demeter 31ff: „Als nun der Daimon des Glücks auf die Söhne des Triops ergrimmte, da bemächtigte sich Erysichthons ein böser Gedanke. Zwanzig Diener rief er herbei, in der Vollkraft der Jugend, Riesen von Wuchs, befähigt, die ganze Stadt zu vernichten, und gab ihnen Befehl, sich mit Beilen und Äxten zu rüsten. Schamlos zogen sie eilig sodann zum Hain der Demeter. Eine gewaltige Schwarzpappel ragte dort aufwärts zum Himmel; unter ihr pflegten mittags die Nymphen Kurzweil zu treiben. Weit in die Runde erdröhnte sie, als die Äxte sie trafen. Aber Demeter bemerkte, daß ihrer Waldung ein Unrecht zugefügt wurde, und zornig rief sie: »Wer schlägt mir die schönen Bäume?« In der Gestalt Nikippes, die ihr die Bürger einst als Priesterin eingesetzt hatten, ergriff sie die Binde und die Mohnblüten; über der Schulter trug sie den Schlüssel. Darauf sprach sie beschwichtigend zu dem schamlosen Frevler: »Kind, das du Bäume fällst, die den Göttern geweiht sind, beende dein Unternehmen! Kind, das die Eltern voll Innigkeit lieben, mache jetzt Schluß und entlasse die Knechte: Sonst wird dir Demeter grollen, die Herrin, deren heiligen Wald du verwüstest!« Trotziger richtete da der Jüngling den Blick auf die Göttin, als in den Bergen des Tmaros die reißende Löwin den Jäger anschaut - dies Untier besitzt, so erzählt man, die furchtbarsten Augen. »Mir aus dem Wege!« rief er. »Sonst trifft dich mein mächtiger Axthieb. Hier aus dem Holze will ich ein festes Haus mir errichten, drinnen mit meinen Gefährten stets reichlich nach Herzenslust schmausen.« Derart rief er, doch Nemesis merkte sich deutlich die Schmähung. Aber Demeter ergrimmte entsetzlich, zur Göttin erwuchs sie, stand auf dem Boden, erreichte jedoch mit dem Haupt den Olympos. Tödlicher Schrecken ergriff beim Anblick der Gottheit die Knechte, stecken ließen im Holz sie die Äxte und stürzten von dannen. Laufen ließ sie Demeter - sie hatten ja nur dem Befehle ihres Gebieters gehorcht - und gab dem Frevler zur Antwort: »Bau dir, jawohl, nur ein Haus, du Hund, worin du die Speisen schlingst: Du wirst in der Zukunft recht oft noch beim Festessen schwelgen!« Derart sprach sie und schuf Erysichthon bittere Qualen. Nagenden, niemals stillbaren Heißhunger ließ sie den Frevler spüren sofort, ihn peinigte Gier gleich wütender Krankheit. Was er gegessen, der Arme, das wollte noch einmal er essen! Zwanzig Bedienstete richteten Speisen, zwölf schöpften vom Weine. Denn wie Demeter, so ward auch Dionysos ernstlich ihm böse; hatte er doch an Dionysos wie an Demeter gefrevelt. Schamvoll verboten die Eltern ihm Schmäuse auf Teilnehmerkosten, schamvoll auch Gastmähler, suchten jeden nur möglichen Vorwand. Die Ormeniden kamen und luden ihn ein zu dem Wettkampf der Athene von Iton. Ablehnen mußte die Mutter: »Nicht im Hause weilt er, begab sich gestern nach Krannon, hundert Rinder als Steuer zu fordern.« Es kam auch Polyxo, des Aktorion Mutter; sie wollte den Sprößling vermählen, einladen Triops und seinen Sohn Erysichthon zur Hochzeit. Traurig, in Tränen, gab Erysichthons Mutter ihr Auskunft: »Triops kommt, doch meinen Sohn verletzte ein Eber in den lieblichen Schluchten des Pindos; er liegt schon neun Tage.« Elende Mutter, was hast du, aus Liebe zum Kinde, gelogen! Einer lud ihn zum Schmaus. »Erysichthon weilt in der Fremde.« Einer feierte Hochzeit. »Ein Diskos traf Erysichthon.« Oder: »Er stürzte beim Reiten« - »Er zählt am Othrys die Herden.« Aber im Kämmerlein schlang derweilen den Tag lang der Esser zahllose Speisen; in Aufruhr geriet ihm der Magen bei stetig wachsender Gier, und wie in die Tiefen des Meeres, so glitten zwecklos und ohne jeden Genuß die Speisen hinunter. Wie auf dem Mimas der Schnee, wie die Wachspuppe unter der Sonne, schneller noch schmolz er und schrumpfte zusammen; dem Elenden blieben, außer den bloßen Sehnen, Haut und Knochen nur übrig. Bitterlich weinte die Mutter, das Schwesternpaar stöhnte vor Kummer, auch die Amme, die einstmals ihn säugte, dazu die zehn Mägde. Triops auch raufte verzweifelt sich die ergrauenden Haare, flehte zu seinem Vater, der ihn nicht hörte, Poseidon: »Schau doch auf deinen Enkel, du falscher Vater - sofern ich wirklich dir und der Aiolostochter Kanake entstamme -, dieser elende Sohn ist meiner. Oh, hätten ihn meine Hände als Opfer der Pfeile Apollons in Ehren bestattet! Nunmehr hockt er, Gespenst des Heißhungers, stets mir vor Augen. Nimm ihm die furchtbare Krankheit oder bewirte ihn selber, bitte! Denn meine Tische versagen den Dienst mir: Es gähnen leer die Stallungen, und auf den Viehhöfen findet man keine Vierfüßer mehr; die Köche gehorchten treu den Befehlen, spannten sogar die Maultiere mir von den stattlichen Wagen. Er verzehrte die Kuh auch, die um Hestias willen von der Mutter gehegt ward, das siegreiche Rennpferd, das Streitroß, schließlich das Kätzchen Weißschwanz sogar, den Schrecken der Mäuse!« Unangetastet lagen im Haus noch des Triops die Schätze; nur die eigenen Räume besaßen Kenntnis vom Unglück. Aber sobald die Freßgier den letzten Winkel geplündert, mußte der Sohn des Königs an Kreuzwegen kauern und Brocken und die eklen Abfälle fremder Mahlzeit erbetteln. Niemals befreundet sei mir dein Feind, Demeter, und teile niemals das Haus mit mir. Ich hasse nichtswürdige Nachbarn. [Kallimachos: [Lyrik]. Dichtung der Antike von Homer bis Nonnos, S. 6229 (vgl. Griech. Lyrik, S. 332 ff.) (c) Aufbau-Verlag] ….. Mit dem vorgriechischen Vegetationsgott Iasion 1 schlief sie auf Kreta, einem der wichtigsten Zentren der Demeterverehrung; Hesiod theog. 969-974: „Demeter, die herrliche Göttin, verband sich in süßer Liebesumarmung dem Heros Iasion auf dreimal gepflügtem Feld im reichen Land Kreta und gebar den edlen Plutos (Gott des bäuerlichen Reichtums), der die Erde und den Meeresrücken allerorten durchwandert; wer ihm aber begegnet und ihn festhält, den macht er reich und schenkt ihm Segen in Fülle.“ (Eine sexuelle Vereinigung auf einem frisch gepflügten Feld ist mythische Projektion eines ursprünglichen Fruchtbarkeitsrituals.). Andere Schriftsteller gaben ihr auch noch Philomelos, den Erfinder des Pfluges, als Sohn – Demeter als Mutter des bäuerlichen Reichtums. Bei Diodor 5,77 „besäte“ Iasion 1 direkt die Erde und verweist damit auf Demeter als Erdgöttin. Die Kreter erzählten auch, dass Demeter mit Karmanor, einem Sühnepriester im kretischen Tarrha, den Eubulos zeugte, den Vater der Karme, die dem Zeus die Britomartis schenkte. Karmanor oder sein Sohn reinigte Apollon und Artemis vom dem Mord an dem Drachen Python; Pausanias 2,30,3; Diodor 5,76. ….. Diese kretische Demeter steht in engem Zusammenhang mit der attisch-thebanischen Demeter Thesmophoros, die neben den Feldfrüchten auch das Leben der Frauen, den ebenfalls fruchtbringenden Geschöpfen, unter ihrem Schutz stehend hatte. Das am meisten verbreitete griechische Kultfest, die Themophoria, wurde zur Ehre der Demeter und ihrer Tochter Persephone abgehalten. Die Feier der Themophorien konnte in 33 Regionen, bzw. Städten nachgewiesen werden. Ausschließlich Frauen die nicht mehr Jungfrauen waren feierten im Geheimen bestimmte kultische Zauberriten. Ritus und Legendentradition weisen dieses Fest als jahreszeitlichen Vegetationskult einer vorgriechischen, wahrscheinlich schon neolithischen Religion aus. ….. Der Spötter Aristophanes, 445-385 v. Chr., behandelt in seinem 411 in Athen uraufgeführten Werk „Thesmophoriazusai“ dieses Kultfest ziemlich respektlos und reichlich frivol; 5,390ff: „Verlästert er uns nicht, sooft zusammen Sich finden Chor, Schauspieler und Zuschauer? Nennt läufig uns, mannstoll, eh`brecherisch Schwatzhaft, versoffen, falsch, wortbrüchig, treulos, Verdorben durch und durch, die Pein der Männer?“ …… Demeter war nicht die auf dem Olymp thronende Göttin. Ihre Interessen lagen auf der Erde. Sie kümmerte sich um die Ernährung von Mensch und Tier, die Feldfrüchte, wanderte durch die Länder und lehrte die Menschen den Anbau und die Ernte. Dem von ihr ausgebildeten eleusischen Jungbauern Triptolemos (lies Triptolemos >) lieh sie ihren von Drachen gezogenen geflügelten Wagen. Er flog in ihrem Auftrag durch die Lüfte in viele Länder, streute Getreide und lehrte die Menschen den Anbau von Getreide (damit Stammvater der Lehrer von landwirtschaftlichen Berufsschulen). …… Mit ihrem Bruder Zeus zeugt Demeter die Tochter Persephone, ein Mysterium, in dem sich eher das Altersego der Rhea in der Form der Demeter spiegelt und Persephone, mit Zeus als Vater, als Wiedergeburt mit ewigem Leben der Rhea zu betrachten ist (Kerenyi). In die herangewachsene hübsche Persephone verliebte sich Hades, der mit Zustimmung des Zeus, aber ohne Wissen der Mutter, das Mädchen raubte (Der Raub wird bei Persephone > erzählt.). Neun Tage und neun Nächte, so erzählt man, wanderte Demeter traurig und in Angst um Persephone zu Fuß durch die Lande, aß nichts, trank nichts, wusch sich nicht und suchte ihre Tochter. Am zehnten Tag erzählte ihr Hekate, dass Persephone entführt wurde. Helios, der ja alles sieht, nannte den Entführer, Hades. Ovid met. 5,341-571 berichtet, dass Arethusa 14 den Hades verraten hat. Beim Pergusa-See bei Enna habe er die Schöne geraubt und bei Syrakus sei er mit seinem Gespann und Persephone in den Hades gefahren. Demeter war in höchstem Maße erzürnt, tief traurig und weigerte sich den Olymp zu betreten. In menschlicher Gestalt wanderte sie trauernd über die Erde. ….. In Arkadien auf einer Wiese näherte sich Poseidon der Göttin in lüsterner Verfassung. Demeter verwandelte sich in ein Pferd und mischte sich grasend unter die Stuten des Onkios. Der Meeresgott erkannte die List, verwandelte sich in einen Hengst und besprang sie (In der Verbindung mit Poseidon war Demeter in der Funktion einer Pflanzen und Tiere gebärenden Erdmutter und konnte sich deshalb in Pflanzen und Tiere verwandeln.). Wütend wurde sie zur Demeter Erinys, zur Demeter als Zorngöttin. Im Fluss Ladon wusch sie sich vom Zorn rein. Die Früchte dieser Vereinigung war eine Tochter, eine Göttin, deren Namen man nur in den Mysterien nennen durfte und die die Arkader deshalb Despoina (Herrin) nannten und Arion (Areion, Erion), ein Pferd mit schwarzer Mähne (Die Arkader verehrten seitdem Demeter mit dem Kopf einer Stute und Poseidon als Pferd.). ….. Tief gekränkt und wütend auf ihre Brüder suchte Demeter die Einsamkeit und schloss sich am Berg Elaios in eine Höhle ein. Der ziegenbeinige Gott der Schafhirten, Pan, erspähte die Göttin und verriet Zeus das Versteck. Die Moirai, beauftragt von Zeus, besuchten Demeter, trösteten sie und es gelang ihnen von ihr die Zustimmung in das Unvermeidliche, die Ehe zwischen Hades und Persephone, zu erhalten. ….. Trotzdem blieb sie zornig und tief gekränkt und unendlich traurig über den Verlust ihrer Tochter wanderte Demeter in der Gestalt einer armen alten Frau durch das Land und die Städte. Wo man sie freundlich aufnahm lehrte sie den Anbau von Feldfrüchten. Wer sie als bedürftige alte Frau aber nicht genug ehrte oder gar verstieß und verspottete, wurde streng bestraft. Hungrig, durstig und verschmutzt betrat sie eines Tages eine kleine Hütte und bat um Nahrung. Eine gütige Frau reichte ihr einen Becher mit Kykeon, einem Gerstenmehlgetränk. Hastig trank die Durstige. Askalabos, der unverschämte Sohn der Hausfrau, verlachte die gierig trinkende verschmutzte Alte. Demeter erzürnte, schüttete ihm den Rest des Getränkes in das Gesicht – schon war er in eine grau gescheckte Eidechse verwandelt; Ovid met. 5,438ff: „Rings in jeglichem Land inzwischen und jeglicher Tiefe Wurde vergeblich gesucht von der ängstlichen Mutter die Tochter. Niemals sah, mit befeuchtetem Haar aufsteigend, Aurora, Daß sie gerastet vom Weg, nie Hesperus. Leuchtende Fichten Nahm sie in beide Händ, an den Gluten des Ätna entzündet, Und trug, ohne zu ruhn, sie hin durch tauende Nächte. Wenn vor dem heiteren Tag dann wieder verblichen die Sterne, Suchte vom Morgen sie auf bis spät zum Abend die Tochter. Matt nun war sie vom Weg und lechzte vor Durst, und die Lippen Hatte genetzt kein Quell: Da sieht sie ein niedriges Häuschen, Strohbedeckt, und klopft an die Tür. Ein Mütterchen zeigt sich Öffnend und siehet die Göttin und reicht ihr, um Wasser gebeten, Süßes Getränk, das sie hatte bestreut mit gerösteter Gerste. Während sie schlürfte den Trank, trat hin vor die Göttin ein Knabe Dreisten Gesichts und frech und lacht und nannte sie gierig. Zorn ist Ceres erregt, und sie gießt, da Neige geblieben, Über den Sprechenden aus das Klare, gemischt mit der Hefe. Flecken beziehn das Gesicht; was eben als Arm er bewegte, Regt er als Bein; anfügt sich ein Schwanz den gewandelten Gliedern, Und zu kleiner Gestalt, daß Macht zum Schaden gebreche, Schrumpfet er ein, noch kleiner im Maß als die winzige Echse. Während das Mütterchen staunt und weint und greift nach dem Tierchen, Flüchtet er fort und sucht ein Versteck, und entsprechend dem Aussehn Wird er genannt, am Leibe besternt mit gesprenkelten Tropfen.“ [Ovid: Verwandlungen (Metamorphoses). Dichtung der Antike von Homer bis Nonnos, S. 12700 (vgl. Ovid-W Bd. 1, S. 121 ff.) (c) Aufbau-Verlag] ….. Viele Städte, von Sizilien bis Kleinasien und von Libyen bis Thessalien, erzählten über Jahrhunderte, dass Demeter auch in ihrer Stadt gewesen sei und schmückten diesen Besuch mit Geschichten. Am Bekanntesten ist der Besuch der Demeter in Eleusis, der auch in verschiedenen Variationen erzählt wird. Die Eleusier errichteten der Göttin einen wunderschönen Tempel. König Keleos gründete zur Ehre der Göttin die eleusischen Mysterien. Demeter zog erfreut in den Tempel und weihte Keleos und sein Volk in das Geheimnis der Mysterien ein. Die Töchter des Keleos wurden Priesterinnen der Fruchtbarkeitsgöttin. ….. Demeter kam auch auf die Rharischen Gefielde zwischen Athen und Eleusis und traf dort Baubo und ihre Familie. Die gute Frau bot der Göttin ein Getränk aus Gerste an, aber Demeter, trauernd, wollte weiter fasten und lehnte dankend ab. Da setzte Baubo sich vor die Trauernde, hob ihren Rock, zeigte ihren Schönen Unterleib und aus dem Schoß lachte Iakchos, das göttliche Kind der eleusischen Mysterien, der Sohn der Persephone, also ihr eigener mystischer Enkel. Diese Exhibition erheiterte Demeter, sie lachte hell auf und nahm das angebotene Getränk. ….. Trotz der Freundlichkeit der Bevölkerung und der Freude der Demeter an diesen Sterblichen blieb sie verbittert und wollte die Rückkehr ihrer Tochter in das Licht der Sonne erzwingen. Sie ließ auf der ganzen Erde die Früchte der Felder nicht wachsen. Nach einem Jahr verzweifelten die Menschen, die Menschheit drohte auszusterben; Ovid met. 5,477ff: „…………..Drum brach sie die Schollen wendenden Pflüge Dort mit zerstörender Hand und gab im Zorne den Landmann Samt dem bestellenden Stier in den Tod und ließ die Gefilde Vorenthalten das Gut und machte verdorben den Samen. All der Segen der Flur, des Ruhm ging über den Erdkreis, Bleibt nun aus. Es erstirbt in den sprießenden Halmen die Aussaat. Bald rafft heftige Glut sie hinweg, bald heftiger Regen; Sterne zugleich sind schädlich und Wind, und die gierigen Vögel Picken gestreuete Saat, und wuchernd umdrängen den Weizen Lolch und Disteln im Feld und nicht zu vertilgendes Unkraut. [Ovid: Verwandlungen (Metamorphoses). Dichtung der Antike von Homer bis Nonnos, S. 12702 (vgl. Ovid-W Bd. 1, S. 122 ff.) (c) Aufbau-Verlag] Zeus fürchtete, dass dadurch auch die Opfer der Menschen für die Götter ausblieben und schickte Iris, den Regenbogen, um Demeter auf den Olymp zu bitten. Sie blieb hart und verließ ihren Tempel nicht. Nun fürchteten sich alle Götter, traten geschlossen vor Demeter und baten sie um Wachstum für die Früchte der Felder. Demeter blieb hart. Zeus kannte den unbeugsamen Willen seiner Schwester und erkannte die Gefahr. Hermes erhielt den Auftrag Persephone aus der Unterwelt heraufzuholen, tauchte in die Gefielde der Finsternis und teilte Hades den Auftrag des Zeus mit. Der Gott des Reiches der Toten war einverstanden, bot aber Persephone vor ihrer Rückkehr auf die Erdoberfläche noch einige Kerne des Granatapfels an. Persephone nahm sie ahnungslos und aß sie (eine andere Version, lies Askalaphos >). Der Götterbote Hermes brachte das Mädchen nach Eleusis in den Tempel zur Mutter. Die Freude war groß – aber Demeter fragte sofort: „Hast du in der Unterwelt etwas gegessen?“ Persephone sagte: „Ja.“ Da wusste die Mutter, dass sie hintergangen wurde. Es war Gesetz, dass jeder der im Hades etwas gegessen hatte, ein Drittel des Jahres in der Unterwelt verbringen musste. Demeter, wütend über diese schändliche List des Hades, blieb weiterhin hart. Zeus aber wollte das Verhungern der Menschen verhindern und bat Rhea, die Mutter der olympischen Götter, um Vermittlung. Demeter, im Bewusstsein, dass Persephone ja zwei Drittel des Jahres bei ihr verbringen kann, gab nach, ließ die Früchte der Felder wieder wachsen und zog mit ihrer Tochter und mit allen versöhnt wieder in den Olymp ein: Seitdem wachsen die Früchte der Erde zwei Drittel des Jahres, ein Drittel verbringen sie im Dunkel der Erde. ….. Persephone, die Tochter der Fruchtbarkeit, ist damit, neben ihrer Funktion als Gattin des Hades und Göttin im Reich des Todes, eine Allegorie für das Aufsprießen der Saat im Frühling und das Absterben der Pflanzen am Beginn des Winters. Diese Geschichte vom Raub der Persephone und den Tätigkeiten der Demeter in Eleusis wird in verschiedenen Variationen im „Homerischen Hymnus an Demeter“, von Hygin fab. 141, 146 und 147, und von Apollodor 1,5,1-3 und 2,5,12 erzählt. Euripides erzählt in einem Chorlied, Helena 1301-68, die Geschichte der Persephone. ….. Dem Bedürfnis nach der überlebenswichtigen Fruchtbarkeit der Natur entsprechend hatte Demeter überall wo Menschen lebten Kultstätten. Ihr Kult dürfte von der herrlichen Gegend des heutigen Agyia in Mittelgriechenland ausgegangen sein und hat sich über den gesamten griechischen Kulturraum verbreitet. Von Ägypten bis nach Italien, dort speziell auf Sizilien (Enna), von Nordafrika bis nach Dalmatien, wurde sie verehrt. Man errichtete für sie Kultstätten von kleinen Altären bis zu gewaltigen Tempeln. Ihr Attribut ist ein Bündel Ähren, selten vermengt mit Mohnblumen. Dadurch ist Demeter auf Vasen, Amphoren u. dgl. meist leicht erkennbar. …... Die altitalische Wachstumsgöttin Ceres, die in sehr früher Zeit aus zwei Gottheiten zu einer verschmolzen ist, wurde in der frühen klassischen Zeit mit der griechischen Göttin Demeter unter Beibehaltung des Namens Ceres zusammengelegt. So wurden z. B. während einer Hungersnot im Jahre 263 v. Chr. die sibyllinischen Bücher befragt und die Römer erhielten die Auskunft, dass man zu Demeter, Persephone und Dionysos beten soll. Man errichtete einen Tempel, der zwei Jahre später eingeweiht wurde, betete, die Felder wurden wieder fruchtbar und die Hungersnot besiegt. Augustus ließ nach einem Brand den Tempel neu erbauen. Ceres hatte eine enge Verbindung zur alten Saat- und Erntegöttin Tellus (Vergil Aeneis 7,136: „ … und zu Tellus, der Ersten unter den Göttern, …“) und wurde gemeinsam mit ihr verehrt. Als terra mater verschmolz Tellus mit Ceres und mit der Zusammenlegung mit Demeter entwickelte sich Ceres zur großen Fruchtbarkeitsgöttin des römischen Reiches. ….. Anfang des vierten Jh. schändete bei der Schlacht der Karthager gegen Denys, den Tyrannen von Syrakus, der karthagische General Himilco den Tempel der Demeter in Syrakus. Um die Fruchtbarkeitsgöttin zu besänftigen und Schaden vom eigenen Land abzuwenden führten die Karthager die Göttin und ihre Tochter im Jahre 396 v. Chr. als Staatsgöttin von Karthago ein und beteten um Verzeihung. ……………………………………………………………….. Hymnos auf Demeter Anstimmen will ich mein Lied auf die hohe, von Locken umwallte Göttin Demeter und ihre schlankfüßige Tochter. Einst hatte Hades, vom Donnerer Zeus, dem scharfen Späher, ermächtigt, diese der Mutter, der Fruchtbarkeitsgöttin, der Herrin des goldnen Schwertes, geraubt. Auf üppiger Wiese spielte das Mädchen mit den Okeanostöchtern, den tiefgegürteten, pflückte Rosen und Krokusse, Lilien, Rittersporn, liebliche Veilchen und die Narzisse, die Gaia, auf Ratschlag des Zeus, zu Gefallen dem Polydektes, das Kind mit dem blühenden Antlitz zu locken, aufwachsen ließ in erstaunlicher Pracht, ein erhabenes Schauspiel jedem Betrachter, unsterblichen Göttern wie sterblichen Menschen; hundert Blüten bildeten sich in der Tiefe der Wurzel und entsandten köstlichen Duft; der riesige Himmel, Erde und Salzschlund strahlten bei ihrem Anblick vor Freude. Staunen ergriff auch das Mädchen, es streckte die Hände nach diesem herrlichen Spielzeug aus. Da spaltete weit sich die Erde auf der nysischen Flur, durch die Öffnung, mit göttlichen Rossen, brauste der Fürst Polydegmon, der namenreiche Kronide, und entführte die jäh Erschreckte auf goldenem Wagen, wenn sie auch jammernd sich sträubte; gellend schrie sie um Hilfe nach dem Vater, dem höchsten und mächtigsten Sohne des Kronos. Aber kein Gott vernahm und keiner der Menschen ihr Flehen, auch nicht die Ölbäume in der Pracht der leuchtenden Früchte; nur die kinderliebende Tochter des Perses in ihrer Höhle, die Göttin Hekate mit dem schimmernden Schleier, und Fürst Helios, Hyperions stattlicher Sprößling, hörten das Mädchen nach seinem Vater rufen. Doch dieser saß im gebetedurchhallten Tempel zur Stunde, den Göttern ferne, und nahm von den Menschen reichliche Opfer entgegen. Ungestört raubte der Onkel, trotz ihres Sträubens, die Nichte auf den Befehl des Zeus, mit unsterblichen Rossen, des Kronos Sohn mit den zahlreichen Namen, der vielen gebot, Polydegmon. Und solange die Göttin noch Land und glänzenden Himmel, wogendes, fischreiches Meer und die Strahlen der Sonne erblickte und die Erwartung hegte, die treulich sorgende Mutter wie auch die anderen ewigen Götter wiederzusehen, tröstete lockend die Hoffnung hinweg sie über den Kummer. Berggipfel hallten und Schlünde des Meeres wider von ihrer göttlichen Stimme; ihr Rufen vernahm die mächtige Mutter. Jählings griff ihr der Kummer ans Herz, mit eigenen Händen riß sie das Kopftuch entzwei, das die göttlichen Locken ihr schützte, und umhüllte mit einem tiefschwarzen Schleier die Schultern, raffte sich auf dann, geschwind wie ein Vogel, die Tochter zu suchen, über Länder und Meere; niemand wollte den wahren Hergang ihr mitteilen, keiner der Götter und keiner der Menschen; auch von den Vögeln erteilte nicht einer ihr richtige Auskunft. Ganze neun Tage durchstreifte die machtvolle Deo den Erdkreis, flammende Fackeln in ihren Händen; vom Kummer gepeinigt, rührte sie weder Ambrosia an noch köstlichen Nektar, tauchte auch ihren Körper nicht mehr ins Wasser zum Bade. Als ihr am zehnten Tage die leuchtende Eos emporstieg, kam ihr Hekate, in den Händen die Fackel, entgegen, richtete gleich das Wort an sie und stellte die Frage: »Hohe Demeter, Göttin der Reife und herrlicher Gaben, wer von den himmlischen Göttern oder wer von den Menschen raubte Persephone dir und schlug dich mit bohrendem Kummer? Schreien hörte ich sie, doch erkannte nicht den Entführer. Damit enthülle ich kurz dir den Hergang, soweit ich ihn kenne.« So sprach Hekate. Keinerlei Antwort erteilte die Tochter Rheias, der lockengeschmückten, sondern an Hekates Seite stürmte sogleich sie fort, in den Händen die flammenden Fackeln. Helios suchten sie auf, der achtgibt auf Götter und Menschen, traten vor sein Gespann. Ihn fragte die edle Demeter: »Helios, bitte, nimm Rücksicht auf mich als Göttin, sofern ich jemals mit Worten oder mit Taten dich herzlich erfreute! Durch den flimmernden Äther vernahm ich das klägliche Schreien meiner Tochter, die lieblich und schön mir ersproßte - als thäte jemand ihr rohe Gewalt an. Ich konnte freilich nichts sehen. Du jedoch überschaust vom leuchtenden Äther mit deinen Strahlen sämtliche Länder und Meere. Der Wahrheit entsprechend sage mir, bitte: Hast du gesehen, wer meine geliebte Tochter gewaltsam mir, trotz ihres Sträubens, entführte, wer es getan von den Göttern oder den sterblichen Menschen?« Derart fragte sie. Antwort gab ihr der Sohn Hyperions: »Tochter der lockigen Rheia, Demeter, du sollst es erfahren, Herrin! Ich zolle dir hohe Achtung und Mitleid in deinem Schmerz um deine schlankfüßige Tochter. Im Kreise der Götter trägt nur der wolkenballende Zeus die Schuld an dem Unglück. Er überließ dein Kind als blühende Gattin dem Hades, seinem Bruder; dieser entführte mit seinem Gespann sie, ihrem verzweifelten Jammern zum Trotz, zu den düsteren Schatten. Aber klage nicht länger, Göttin! Du darfst dich nicht grundlos solchem furchtbaren Zorne hingeben. Unter den Göttern hast du an deinem leiblichen Bruder, der weithin gebietet, Hades, keinen unwürdigen Schwiegersohn; immer noch waltet er des Amtes, das einst bei der dreifachen Teilung ihm zufiel, wohnt bei den Schatten, deren Gebieter zu sein ihm bestimmt ist.« Damit trieb er die Pferde zum Laufen. Unter dem Zuruf zogen sie schnell das leichte Gefährt, geflügelt wie Vögel. Schlimmerer Zorn und größere Kühnheit erfaßten Demeter. Groll erfüllte sie gegen den dunkelumwölkten Kroniden. Deshalb verließ sie den hohen Olymp und die Göttergemeinde, stahl sich hinweg zu den Städten und fruchtbaren Äckern der Menschen, weilte, unkenntlich, dort längere Zeit; und keiner der Männer, keine der tiefgegürteten Frauen erkannte die Göttin, bis sie zum Hause des klugen Keleos kam, der zu dieser Zeit Eleusis, die opferduftende Stätte, beherrschte. Dicht am Wege ließ sie sich nieder, bekümmerten Herzens, neben dem Mädchenbrunnen - dort holten die Frauen sich Wasser -, tief in Schatten gehüllt, überragt vom Laubwerk des Ölbaums, eine Greisin von Aussehen, nicht zum Gebären mehr fähig, nicht mehr beschenkt von Kypris, der Herrin lieblicher Kränze, ganz wie die Ammen, die Kinder betreuen rechtsprechender Fürsten, und die Haushälterinnen, die wirken in hallenden Räumen. Töchter des Keleos, Sohns des Eleusis, erspähten die Alte, als sie zum schöpfbaren Wasser kamen, in ehernen Kannen heimwärts zu tragen das Naß, in die trauliche Wohnung des Vaters, vier an der Zahl, in der Blüte der Jugend, wie Göttinnen stattlich, Kallidike und Kleisidike, die liebliche Demo und Kallithoë, die älteste. Und sie erkannten Demeter nicht; durchschauen doch Sterbliche kaum das Gebaren von Göttern. Aber sie traten zu ihr mit den flugs enteilenden Worten: »Würdige Greisin, wer bist du und woher stammst du? Warum nur hast du verlassen die Stadt und hältst dich abseits der Häuser? Dort verweilen, in schattigen Zimmern, Frauen in deinem Alter und jüngere; freundschaftlich werden sie dich wohl empfangen, herzlich willkommen dich heißen und tatkräftig Hilfe dir spenden.« Derart sprachen sie. Antwort erteilte die mächtige Göttin: »Liebe Mädchen, wer immer ihr seid vom Frauengeschlechte, Glück euch! Ich werde euch Auskunft geben und möchte auf eure Fragen, das ist nur natürlich, der Wahrheit entsprechend entgegnen. Dois lautet mein Name; ihn gab mir die würdige Mutter. Hierher bin ich von Kreta gefahren, über den weiten Rücken des Meeres, wider Willen. Seeräuber schleppten, meinem Sträuben zum Trotze, gewaltsam mich fort. Auf Thorikos hielten sie Kurs mit dem schnellen Schiffe. Da kamen in Menge Frauen des Festlands an Bord und rüsteten selbst sich das Essen hoch auf dem Hinterdeck, neben den haltenden Tauen. Ich aber spürte durchaus kein Verlangen nach einer erquickenden Mahlzeit, machte mich heimlich davon und entrann auf dem nächtlichen Lande meinen frevelnden Herren; sie sollten mich nicht zum Verkaufe bieten, sich nicht des für mich gezahlten Preises erfreuen. Ziellos schweifte ich weithin umher und gelangte zu dieser Stätte, doch kenne ich weder das Land noch seine Bewohner. Mögen euch alle Bewohner des hohen Olympos mit edlen Gatten beglücken, mögen auch Kindersegen euch schenken nach dem Wunsche der Eltern! Doch meiner, ihr Mädchen, erbarmt euch, voller Güte, ihr Lieben, bis ich einen Gebieter oder eine Herrin bekomme, für die ich mit Freuden Arbeiten ausführen will, wie sie älteren Frauen geziemen: Könnte ein Neugeborenes wiegen im Arm und vortrefflich pflegen, könnte den Hausstand getreu behüten und meiner Herrschaft das Lager im sicher gebauten Schlafzimmer richten, könnte auch andere Frauen in nützlichem Tun unterweisen.« Derart sprach sie, und Antwort erteilte sofort ihr die Jungfrau Kallidike, die schönste im Kreis der Keleostöchter: »Mutter, wir Sterblichen müssen, was Götter schicken, ertragen, wenn auch betrübt; die Götter sind uns ja weit überlegen. Dieses will ich, ganz offen, dir raten und möchte die Männer nennen, die hierzulande Würden und Einfluß besitzen, aus der Menge herausragen und durch vernünftiges Planen wie durch Wahrung des Rechts die Zinnen der Heimatstadt hüten: den verständigen Fürsten Triptolemos, weiter Diokles, dann Polyxeinos, den tadellosen Eumolpos und schließlich Dolichos und den tapferen Keleos, unseren Vater. Deren Gemahlinnen walten jeweils im Hause; nicht eine würde von ihnen, sobald sie dich erst vor die Augen bekommen, dich für unwürdig halten und von der Schwelle verweisen, nein, sie werden dich aufnehmen - bist ja so stattlich wie Götter! Warte doch, bitte: Wir wollen gehen zum Hause des Vaters und Metaneira, der tiefgegürteten, unserer Mutter, ausführlich über dein Schicksal berichten. Sie wird dich wahrscheinlich auffordern, uns zu besuchen und nirgendwo anders zu fragen. Denn ein Nachkömmling wächst heran in unserem festen Haus, von den Eltern innig erfleht und mit Freuden empfangen. Wenn du ihn aufziehst und er zum kraftvollen Jüngling heranwächst, dürfte dich manche Frau, die den Blick auf dich richtet, beneiden; derart reichlich würde dich unsere Mutter entlohnen.« Zustimmend nickte die Alte. Die Mädchen füllten die blanken Kannen mit Wasser und trugen in stolzer Haltung sie heimwärts. Schnell erreichten das Vaterhaus sie und erzählten der Mutter gleich, was durch Auge und Ohr sie erfahren. Da hieß sie die Mutter eilig die Greisin rufen, Lohn wolle sie reichlich ihr zahlen. Ausgelassen, wie junge Hirsche und Kälber im Frühling über die Wiese springen, vom frischen Futter gesättigt, rafften die Mädchen empor die hübschen Gewänder und tollten fröhlich den Weg zurück durch die Schlucht; es flatterten ihnen rings um die Schultern die Locken, leuchtend wie Blüten des Safrans. Dicht am Wege stießen sie auf die ruhmreiche Göttin, noch an dem alten Platz, und geleiteten sie bis zum Hause ihres Vaters. Die Greisin folgte ihnen, betrübten Herzens, das Haupt verhüllt. Der düstere Schleier umwallte lebhaft die hurtig schreitenden Füße der Gottheit. Sie kamen schnell zum Palast des zeusentstammten Gebieters und schritten durch die Halle. Dort stießen sie auf die würdige Mutter. Neben dem Türpfeiler saß sie im festerrichteten Saale, hielt an der Brust das Kindlein. Ihr traten die Töchter zur Seite. Aber die Göttin hielt auf der Schwelle und reichte mit ihrem Haupt an den Balken, sie füllte die Öffnung mit göttlichem Glanze. Ehrfurcht und Scheu ergriffen die andern, ja bleiches Entsetzen. Aufstand vom Sessel die Mutter und lud die Göttin zum Sitzen. Aber Demeter, die Göttin der Reife und herrlicher Gaben, wollte nicht Platz nehmen auf dem schimmernden Sessel, nein, schweigend blieb sie stehen, die schönen Augen zu Boden gerichtet, bis Iambe, die wackere, einen vortrefflich gebauten Lehnstuhl ihr hinschob, ein silbriges Schaffell über ihn legte. Darauf setzte sie sich und zog vor das Antlitz den Schleier. Lange verharrte sie auf dem Sessel in traurigem Schweigen, zeigte sich unzugänglich für Zuspruch und freundliche Hilfe, saß und lachte nicht und verschmähte Essen und Trinken, von der Sehnsucht gequält nach der tiefgegürteten Tochter, bis Iambe, die wackere, ihrer mit heiteren Scherzen schelmisch spottete und die würdige Herrin zum Lächeln, ja, zum Ausbruch offener Heiterkeit brachte. Auch später fand die Göttin am fröhlichen Wesen Iambes Gefallen. Einen Becher voll Wein, wie Honig so süß, überreichte ihr Metaneira. Die Göttin dankte: Sie dürfe vom roten Weine nicht trinken. Doch bat sie die Frauen, ihr Wasser und Gerste mit geriebener Minze zum Trunke zu mischen. Die Mutter rührte den Trank und reichte, dem Wunsch gemäß, ihn der Göttin. Deo, die mächtige, nahm und trank ihn, die Pflicht zu vollziehen. Und Metaneira, die reizvoll gegürtete, sprach in dem Kreise: »Herzlich willkommen, Frau - du stammst ja bestimmt nicht von schlechten, nein, von tüchtigen Eltern! Dein Blick heischt Achtung und Ehrfurcht, wie es die Könige tun, die Recht und Gerechtigkeit pflegen. Aber wir Menschen müssen, was Götter schicken, ertragen, wenn auch betrübt; dies Joch belastet unseren Nacken. Nun du hierher gekommen, teile mein Schicksal in allem! Zieh mir den Knaben hier auf! Die Unsterblichen schenkten ihn spät erst, wider Verhoffen. Ich wünschte ihn mir mit innigem Flehen. Wenn du ihn aufziehst und er zum kraftvollen Jüngling heranwächst, dürfte dich manche Frau, die den Blick auf dich richtet, beneiden; derart reichlich würde ich deine Pflege belohnen.« Ihr gab Antwort Demeter, die Göttin mit herrlichem Stirnband: »Dir auch wünsche ich Glück, die Götter mögen dich segnen! Gerne möchte, nach deinem Wunsch, ich dein Kind übernehmen. Aufziehen will ich den Knaben, und durch Versäumnis der Amme soll kein widriger Zauber und soll kein Giftkraut ihm schaden; kenne ich doch ein Mittel, viel stärker als schädliche Kräuter, kenne auch wirksame Hilfe gegen den leidigen Zauber.« Derart sprach sie und hob mit ihren unsterblichen Händen an den duftenden Busen das Kind, zur Freude der Mutter. Und von Stund an erzog sie den prachtvollen Sprößling des klugen Keleos, Demophon, den Metaneira, die flinke, geboren in dem Palaste des Vaters. Der Knabe gedieh gleich den Göttern, brauchte kein Brot zu essen, nicht Milch der Mutter zu saugen; nein, ihn salbte Demeter, die Göttin mit herrlichem Stirnband, tags mit Ambrosia, wie es geschieht mit Kindern der Götter, hauchte ihn an mit köstlichem Atem und trug ihn am Busen; aber zur Nachtzeit steckte sie ihn, wie ein Scheit, in die Flammen, ohne daß seine Eltern es merkten. Sie staunten nur heftig über sein zeitiges Aufblühn, seine göttliche Schönheit. Ewige Jugend, Unsterblichkeit auch, gedachte die Göttin ihm zu verleihen. Doch Metaneira, aus törichter Neugier, wartete einmal die Nacht ab und spähte aus duftender Kammer. Gellend schrie sie auf und schlug sich die Schenkel in jäher Furcht um den Jungen, gebärdete sich, als sei sie von Sinnen, richtete gleich an das Kind die flugs enteilenden Worte: »Demophon, Junge, dich steckt die Fremde ins lodernde Feuer, läßt mich bitterlich jammern, versetzt mich in schmerzliche Trauer!« Ihren klagenden Ruf vernahm die edle Demeter. Zorn auf die Mutter empfand die Göttin im prachtvollen Stirnband, nahm mit ihren unsterblichen Händen, in bitterstem Grolle, aus dem Feuer das Kindlein, das jene, wider Verhoffen, spät noch geboren im Hause, legte es von sich, zu Boden, sagte dabei Metaneira, der trefflich gegürteten Herrin: »Unwissend seid ihr Menschen und gar nicht befähigt, das Schicksal, sei es zum Guten, sei es zum Bösen, vorauszuerkennen. Du auch begingst jetzt in deiner Torheit den schrecklichsten Fehler! Bei den bitteren Fluten der Styx, dem Eidbann der Götter: deinen Jungen wollte unsterblich ich machen, ich wollte ewige Jugend ihm schenken und Ehren, die niemals verwelken! Nunmehr kann er dem Todesverhängnis nicht mehr entgehen. Nie verwelkende Ehre freilich ist ihm beschieden, weil er im Schoß mir gesessen, in meinen Armen geschlummert. Zu den hierfür bestimmten Zeiten im Kreislauf der Jahre werden die Kinder der Eleusinier immer und ewig Kampf und wildes Getümmel gegeneinander erregen. Ich bin Herrin Demeter, die hochgeehrte, die Göttern wie auch Menschen Nutzen und Freude am reichlichsten spendet. Auf denn, mir sollen am Fuße der Burg und der mächtigen Mauer, oberhalb des Schönreigenborns und des ragenden Hügels, sämtliche Bürger einen Altar mit Tempel errichten! Heilige Feiern will ich stiften, damit ihr in Zukunft fromm sie begeht und euch damit meiner Gnade versichert.« Derart sprach sie und streifte vom Leib sich die Spuren des Alters, wurde groß und stattlich; ihr Wesen atmete Schönheit. Köstlicher Wohlgeruch stieg aus ihren duftenden Kleidern, weithin strahlte der Glanz vom unsterblichen Leibe der Göttin, über die Schultern wallten die blonden Locken hernieder, Licht durchströmte das große Gebäude, so hell wie ein Blitzstrahl. Aus dem Gemache schritt sie, es wankten die Knie der Mutter; lange Zeit noch verharrte sie, ohne zu sprechen, und dachte gar nicht daran, ihr liebes Kind vom Boden zu heben. Aber die Schwestern hörten das klägliche Schreien des Jungen, eilten sogleich an das wohlgerichtete Lager; die eine hob den Knaben empor und barg ihn am Busen, die andre schürte das Feuer; die dritte, auf zarten Füßen, versuchte, schnellstens die Mutter aus dem duftenden Zimmer zu führen. Darauf badeten sie zu dritt den strampelnden Jungen, herzten und küßten ihn; freilich, er kam nicht zur Ruhe. Betreuten ihn doch von Stund an schlechtere Pflegerinnen und Ammen. Während der Nachtstunden flehten die Frauen, von Furcht noch geschüttelt, um die Gnade der ruhmreichen Göttin. Am Morgen erzählten sie dem weithin gebietenden Keleos alles genauso, wie es Demeter, die Göttin mit prächtigem Stirnband, befohlen. Er berief das mannigfach wimmelnde Volk zur Versammlung und gebot ihm, für die gelockte Demeter auf hohem Hügel einen Altar und herrlichen Tempel zu bauen. Auf das Wort gehorchte das Volk ihm und ging an die Arbeit, treu dem Befehl. Und das Werk gedieh nach dem Willen der Gottheit. Als sie den Bau vollendet, die Arbeit eingestellt hatten, gingen sie alle nach Hause. Jedoch die blonde Demeter blieb dort sitzen, fern von den anderen seligen Göttern, von der Sehnsucht gequält nach der reizvoll gegürteten Tochter. Und sie brachte über die nahrungspendende Erde ein für die Menschen furchtbares, grausiges Jahr; denn das Erdreich ließ den Samen nicht sprießen: Demeter hielt ihn verborgen. Sinnlos zogen die Rinder die Krummpflüge über die Äcker, sinnlos ward in den Boden gestreut die leuchtende Gerste. Nunmehr hätte Demeter die Menschheit durch wütenden Hunger elend zugrunde gerichtet, den Herren des hohen Olympos aber die hohe Ehre der Spenden und Opfer entzogen, hätte nicht Zeus die Lage durchschaut und auf Hilfe gesonnen. Iris, die goldengeflügelte, hieß er als erste Demeter rufen, die lockige und mit lieblicher Schönheit begabte. Dem Befehle des düsterumwölkten Kroniden gehorchte Iris und überwand in eilendem Flug die Entfernung. In dem Tempel fand sie die schwarz umhüllte Demeter, richtete gleich an die Göttin die flugs enteilenden Worte: »Vater Zeus, der fest entschlossene, ruft dich, Demeter: Kommen sollst du sofort zur Versammlung der ewigen Götter! Auf, dem Worte des Zeus darf niemand Erfüllung verweigern.« Derart drängte sie. Aber Demeter versagte Gehorsam. Darauf sandte der Vater die ewigen, seligen Götter alle zu ihr. Sie kamen in ununterbrochener Reihe, baten sie dringend und reichten ihr zahlreiche herrliche Gaben. Ehren sollte beliebig sie wählen im Kreise der Götter. Aber nicht einer vermochte ihren Trotz zu erweichen; weiterhin grollte sie und verschmähte jeglichen Vorschlag. Niemals, sagte sie, wolle sie den von Düften umwallten hohen Olympos betreten, nie Feldfrüchte aufsprießen lassen, ehe sie ihre liebliche Tochter wiedergesehen. Als der donnernde, weithin blickende Zeus es vernommen, schickte er Hermes, den Träger des Goldstabs, zum Erebos nieder; zureden sollte er Hades mit schmeichelnden Worten, die reine Jungfrau Persephone wieder vom Schattenreich unter die Götter, aufwärts zum Licht, zu schicken, auf daß die Mutter bei ihrem Anblick aufgebe ihren bitteren Groll. Es gehorchte Hermes, verließ den hohen Olympos, die Wohnstatt der Götter, und begab sich eilig hinab in die Tiefen der Erde. Drinnen in seinem Palaste traf er den Unterweltsherrscher, wo auf dem Lager er saß, zur Seite des schamhaften Mädchens, das sich sträubte aus Sehnsucht nach seiner liebenden Mutter. Diese verfolgte von fern, noch grollend, das Handeln der Götter. Nahe trat der gewaltige Argostöter und sagte: »Dunkelgelockter Hades, Herrscher der Seelen, der Vater Zeus befiehlt dir, die edle Persephone unter die andern Götter zu senden, hinauf aus dem Erebos; soll doch die Mutter sehen ihr Kind und der Wut und dem schrecklichen Groll auf die Götter endlich entsagen. Sie wälzt ganz furchtbare Pläne: Vernichten will sie den Stamm der auf Erden lebenden Menschen, indem sie unter der Erde den Samen der Feldfrüchte birgt, die den Göttern schuldigen Rechte umstößt! Immer noch grollt sie entsetzlich, meidet die übrigen Götter und sitzt in der Ferne in ihrem duftenden Tempel, Herrin der steinigen Stadt des Eleusis.« Derart sprach er. Lächelnd hob der Herrscher der Schatten, Hades, die Brauen und folgte sogleich dem Befehl des Kroniden, gab der klugen Persephone, ohne zu säumen, die Weisung; »Geh, Persephone, hin zur schwarzgekleideten Mutter, zeige dich, bitte, von freundlicher, sanfter Gemütsart und lasse dich nicht allzu stark vor den andern von Trauer bestimmen! Wahrlich, im Kreis der Unsterblichen will ich, als Bruder des Vaters Zeus, kein schlechter Gatte dir sein. Als meine Gemahlin wirst du allem gebieten, was lebt und dahinzieht auf Erden, unter den Göttern wirst du die höchsten Ehren genießen; büßen in alle Ewigkeit werden die ruchlosen Frevler, die sich weigern, durch Opfer deine Gunst zu gewinnen und in frommem Tun gebührende Gaben zu spenden!« Derart sprach er. Die kluge Persephone freute sich herzlich, heiter sprang sie empor. Doch Hades spähte verstohlen um sich und gab ihr einen Granatapfelkern, so erquickend süß wie Honig, zu naschen: Sie sollte nicht ewig bei ihrer schwarzgekleideten, ehrsamen Mutter Demeter verbleiben. Darauf schirrte der weithin gebietende Herrscher der Schatten an den goldenen Wagen seine unsterblichen Rosse. Auf das Fahrzeug stieg die Jungfrau. Der mächtige Hermes packte mit seinen Händen Zügel und Peitsche und lenkte aus dem Palast das Gespann. Gern sprengten vorwärts die Rosse. Rasch bewältigten sie die lange Strecke. Nicht Meere, nicht das Wasser der Ströme, nicht kräuterdurchwucherte Schluchten oder die Berggipfel hemmten den Schwung der göttlichen Rosse. Nein, sie durchflogen hoch darüber die luftigen Weiten. Vor dem duftenden Tempel hielten sie an, wo Demeter saß, die Göttin mit herrlichem Stirnband. Beim Anblick der Tochter fuhr sie empor, wie Mainaden springen im schattigen Dickicht. Als Persephone ihrerseits die strahlenden Augen ihrer Mutter erblickte, sprang sie vom Fahrzeug herunter, ihr entgegen, und schlang um den Nacken ihr innig die Arme. Aber Demeter, noch das teure Kind in den Armen, dachte bereits an die Tücke des Hades, ein Zittern ergriff sie, jählings löste sie die Umarmung und fragte die Tochter: »Hast du etwa, mein Kind, in der Unterwelt etwas gegessen? Sag es mir, bitte, verbirg nichts, ich muß es zweifelsfrei wissen! Aßest du nichts, so könntest du nach dem Verlassen des Hades wieder leben bei mir und dem Vater, dem düsterumwölkten Sohne des Kronos, mit Ehren bedacht von sämtlichen Göttern. Aßest du etwas, mußt du zurück in die Unterwelt gehen und ein Drittel des Jahres in ihren Gefilden verbringen, darfst zwei Drittel weilen bei mir und den anderen Göttern. Jedesmal, wenn die Erde im Frühling von duftenden Blumen üppig ersprießt, dann steigst du hervor aus dem Reiche der Schatten, voller Ehrfurcht bewundert von Göttern und sterblichen Menschen. Aber berichte mir jetzt, wie der mächtige Fürst Polydegmon dich entführte, mit welchem Kunstgriff er listig dich täuschte!« Antwort gab ihr Persephone gleich, die liebliche Tochter: »Aufrichtig will ich dir, teure Mutter, alles berichten. Als mich der segenspendende Hermes, der eilende Bote, anwies im Auftrag des Vaters Zeus und der übrigen Götter, aufzusteigen vom Reich der Toten, damit du bei meinem Anblick der Wut und dem bitteren Groll auf die Götter entsagtest, sprang ich fröhlich empor. Doch Hades gab mir verstohlen einen Granatapfelkern, so süß wie Honig, zu naschen; er überrumpelte mich - ich wünschte gar nichts zu essen. Wie er mich aber, dank dem tückischen Rat des Kroniden, meines Vaters, entführte, hinab in die Tiefen der Erde, will ich genau dir, deiner Frage entsprechend, erzählen. Allesamt spielten wir heiter auf der lieblichen Wiese, Phaino und Leukippe, Elektra wie auch Ianthe und Melite, Iache, Rhodeia, dazu Kallirhoë, und Melobosis und Tyche und, mit rosigem Antlitz, Okyrhoë, Chrysëis auch, Ianeira, Akaste und Admete, Rhodope und Pluto, Kalypso, die schöne, Styx, Urania und Galaxaure, die reizende, Pallas, Herrin der Schlachten, und Artemis, treffend mit Pfeilen - wir alle trieben fröhliche Spiele und pflückten liebliche Blumen, nebeneinander freundliche Krokusse, Iris, auch rote Rosen, Rittersporn, Lilien, ein erstaunlicher Anblick, und die Narzisse, die weithin der Boden, dem Krokus gleich, nährte. Freudigen Eifers pflückte ich sie. Da klaffte die Erde jäh auseinander, herausfuhr der mächtige Fürst Polydegmon, riß mich auf seinem goldenen Wagen mit in die Tiefe, wenn ich auch heftig mich sträubte, auch gellend den Hilferuf ausstieß. Damit berichte ich, tief betrübt, dir den wirklichen Hergang.« So bereiteten sie, in herzlicher Eintracht, den ganzen Tag einander aus inniger Liebe vielerlei Freuden und erholten sich allmählich vom lastenden Kummer. Jeder der beiden gab und empfing Beweise des Frohsinns. Hekate nahte den beiden, die Göttin im schimmernden Kopftuch, und umarmte herzlich die Tochter der hohen Demeter. Seitdem wirkte die Herrin für sie als treue Genossin. Zeus, der donnernde, weithin blickende, sandte als Botin seine Mutter, die lockige Rheia, in Schwarz; zu den Göttern sollte sie ihre Tochter führen; er stellte Demeter Ehren nach eigener Wahl im Kreise der Götter in Aussicht, gab ihr die Zusage auch, daß Persephone während des Jahres nur ein Drittel der Zeit im Reiche der Schatten, zwei Drittel bei der Mutter und bei den andern Unsterblichen bleibe. Derart sprach er, und Rheia gehorchte willig dem Auftrag. Eilig schwang sie sich vom Haupt des Olympos hernieder und gelangte zum rharischen Feld, das einst üppigste Nahrung spendete, heute jedoch sich als ödes Brachland erstreckte, ohne Spuren von Grün. Es verbarg die leuchtende Gerste, wie die schlankfüßige Göttin Demeter es wollte; in Bälde sollte es freilich, beim Einzug des Frühlings, sprießen von schlanken Halmen, sollten später am Boden die üppigen Schwaden, voll von Ähren, durch Strohseile handlich zu Garben gefaßt sein. Dorthin setzte Rheia den Fuß aus dem flimmernden Äther. Sie und Demeter sahen sich gern, sie freuten sich herzlich. An die Tochter wandte sich Rheia, im glänzenden Kopftuch: »Zeus, der donnernde, weithin blickende, ruft dich, mein liebes Kind, in den Kreis der Unsterblichen. Komm! Bereitwillig stellt er Ehren nach eigener Wahl dir im Kreis der Götter in Aussicht, gibt dir die Zusage auch, daß Persephone während des Jahres nur ein Drittel der Zeit im Reiche der Schatten, zwei Drittel aber bei dir und bei den andern Unsterblichen bleibe. Dieses Versprechen bekräftigte er durch Nicken des Hauptes. Auf denn, mein liebes Kind, und folge mir, zürne nicht allzu lange dem düsterumwölkten Sohne des Kronos und lasse gleich für die Menschen die nahrungspendenden Feldfrüchte sprießen!« Dieser Bitte gehorchte die Göttin im prächtigen Stirnband, ließ die Früchte sprießen sofort aus den Schollen der Äcker. Weithin bedeckte die Erde sich üppig mit Blättern und Blüten, überall. Den Königen aber, den Waltern des Rechtes, dem Triptolemos, auch dem Diokles, dem Tummler der Rosse, dem Eumolpos, dem starken, dem Keleos, Führer der Männer, wies Demeter die Opfer, zeigte die heiligen Feiern allen, Triptolemos, dem Polyxeinos wie dem Diokles, wie man sie eifrig begehen, verschweigen, geheimhalten müsse. Denn mit Nachdruck hemmt die Scheu vor der Göttin die Zunge. Selig der Erdenbewohner, der die Weihen erlebt hat! Aber der Ungeweihte, der Ausgeschlossene, erntet niemals, verstarb er, den gleichen Vorteil im Reiche der Schatten. Als die herrliche Göttin die Grundsätze dargelegt hatte, eilten sie auf den Olymp, zur Versammlung der übrigen Götter. Neben Zeus, dem Werfer der Blitze, leben Demeter und Persephone nun, erhaben und ehrfurchtgebietend. Glücklich der Mensch, den sie gütig mit ihrer Freundschaft beehren! Plötzlich schicken sie ihm in die angesehene Wohnung Plutos als Schutzherrn des Herdes; er schenkt den Sterblichen Reichtum. Auf denn, Gebieterinnen des opferduftreichen Eleusis wie des meerumflossenen Paros und felsigen Antron, Deo, mächtige Herrin der Reife und köstlicher Gaben, du auch, Persephone, du mit Schönheit gesegnete Jungfrau, schenkt uns gnädig, zum Lohn für das Lied, ein wonniges Leben! Deiner will ich gedenken - und eines anderen Themas. [Anonyma: Homerische Hymnen. Dichtung der Antike von Homer bis Nonnos, S. 44 (vgl. Griech. Lyrik, S. 16) (c) Aufbau-Verlag http://www.digitale-bibliothek.de/band30.htm ] ………….. Demeter bei Euripides, Helena: CHOR. Die Herrin der Berge, die Mutter der Götter, stürmte dereinst mit eilendem Fuß durch waldige Täler, durch schäumende Wildbäche und des Meeres donnernde Wogen, von schmerzlicher Sehnsucht getrieben nach ihrem entschwundenen heiligen Kind. Und weithin ließen die Klappern des Bakchos ihr gellendes Rufen ertönen, wenn die Göttin das Löwengespann an den Streitwagen schirrte, die Tochter zu suchen, die aus dem Reigen der Mädchen entführt war, und wenn ihr, so schnell wie der Wind, Artemis folgte, die Bogenbewehrte, Gorgopis dazu mit dem Speere und sämtlichen Waffen. Vom Throne im Himmel jedoch blickte Zeus hernieder, verhängte ein anderes Schicksal. Und als nun die Mutter nach langer Irrfahrt es aufgab, qualvoll zu suchen den heimlichen Räuber der Tochter, stieg sie empor zu den schneeigen Gipfeln der Nymphen am Ida und warf sich vor Schmerz auf den felsigen Grund, in verschneites Gestrüpp. Verdorren ließ sie die grünenden Fluren, nicht reifen die Frucht auf dem Acker, ließ darben das Menschengeschlecht. Sie ließ für die Herden nicht sprießen mehr das üppige Futter der Blätter und Ranken, den Städten versiegte die Nahrung. Kein Opfer mehr wurde den Göttern gebracht, es brannten nicht Kuchen mehr auf den Altären. Sie wehrte den Quellen sogar, ihr sprudelndes, glänzendes Naß zu verströmen, aus Trauer um ihr Kind, eine Göttin der Rache. So raubte sie Göttern und Menschen die Freuden des Mahles. Da trachtete Zeus den bitteren Groll der göttlichen Mutter zu stillen und rief: »Auf, ihr hehren Charitinnen, gehet zu Deo - sie zürnt um der Tochter willen -, verjagt ihren Gram durch Jubelgeschrei, ihr auch, Musen, mit Reigen und Lied!« Dumpfdröhnendes Erz und Pauken, mit Tierhaut bespannt, ergriff da als erste die schönste der seligen Frauen, Kypris; da lachte die Mutter und nahm in die Hände die laut erschallende Flöte, voll Freude am jubelnden Klang. Du zogest den Zorn der Großen Mutter dir zu, mein Kind, weil du ihr die schuldigen Opfer verweigert. [Euripides: Helena. Dichtung der Antike von Homer bis Nonnos, S. 3484 (vgl. Euripides-W Bd. 2, S. 156 ff.) (c) Aufbau-Verlag]