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gaia
GAIA, auch GE, GÄ, GÄA Aus dem (Urknall-) Chaos im Universum entwickelte sich die Gaia, „Die Mutter Erde“, unsere Erde. Unsere Erdkugel verstanden die frühen Menschen des griechischen Kulturraumes als göttliches Wesen und gaben ihm den Namen Gaia / Ge / Gä / Gäa. Seit dem 5. Jh. v. Chr. wussten die Griechen, dass die Erde eine im Universum schwebende Kugel ist. Ovid met. 32-35 (geschrieben ca. 2 v. Chr.): „Als nun, wer es auch war von den Göttern, das wirre Gemenge So zerteilt und geschieden und dann zu Gliedern geordnet, Ballte zunächst, damit ihr Gleichmaß fehle an keiner Stelle, die Erde er fest zur Gestalt einer mächtigen Kugel, ….“. ….. Sprachwissenschaftlich betrachtet ist „Gaia“ ein ursprachliches Lallwort wie Mama = Mutter, Maia = Mütterchen oder Aia = Oma, Papa, Nana, Wörter, wie sie in allen Sprachen und Dialekten vorkommen - die ersten Worte der Kinder. ….. In der Ilias begegnen wir der Gaia nur dreimal: zwei mal im Zusammenhang mit Zeus und Helios in Schwurformeln die König Agamemnon spricht, 3,275ff: „ ……………………………………….In ihrem Kreise betete laut Agamemnon, die Hände erhoben: »Vater Zeus, der du waltest vom Ida, Erhabenster, Größter - Helios, du auch, der alles erblickt und alles mitanhört - ihr auch, Flüsse - du, Göttin Erde - die ihr die Toten in der Unterwelt straft, wenn lebend sie meineidig wurden: waltet als Zeugen und wachet über unsere Schwüre!“ [Homer: Ilias. Dichtung der Antike von Homer bis Nonnos, S. 4706 (vgl. Homer-W Bd. 1, S. 56) (c) Aufbau-Verlag] Ilias 19,254ff: „ ………………………………..Die Arme erhoben, betete dann er zu Zeus. Die Argeier saßen, ein jeder schweigend für sich, ganz wie es sich schickte, und lauschten dem König. Feierlich sprach er, den Blick auf den weiten Himmel gerichtet: »Zeuge sei erst der Kronide, der höchste und stärkste der Götter, Gaia und Helios und die Erinyen sodann, die im Hades Sühne von allen verlangen, die je einen Meineid geleistet: Niemals legte ich Hand an Brisëis - weder im Wunsche, mit ihr zu schlafen, noch aus einem anderen Grunde; unberührt, so ist sie in meinem Zelte geblieben. Schwöre ich falsch, so mögen die Götter mich schlagen mit bittrem Unheil, wie jeden, der sich beim Eide an ihnen versündigt!«“ [Homer: Ilias. Dichtung der Antike von Homer bis Nonnos, S. 5255 (vgl. Homer-W Bd. 1, S. 370 ff.) (c) Aufbau-Verlag] Vor dem Kampf zwischen Menelaos und Alexandros wird Gaia, Helios und Zeus je ein Lamm geopfert; Ilias 3,96ff: „Unter ihnen begann Menelaos, der Meister im Schlachtruf: »Höret jetzt mich auch! Quält doch der Kummer mein Herz am stärksten! Ich vertrete die Meinung, ihr werdet, Argeier wie Troer, friedlich euch trennen, nachdem ihr so vieles erlitten um meines Streites und um des Verbrechens willen, das Paris begangen. Wem von uns beiden das Los des Todes bestimmt ist, der sterbe! Aber ihr andern vertragt euch und scheidet schleunigst in Frieden. Bringt zwei Lämmer, ein männliches weißes, ein weibliches schwarzes, dies für die Erde, für Helios jenes. Wir bringen für Zeus ein drittes.“ [Homer: Ilias. Dichtung der Antike von Homer bis Nonnos, S. 4697 (vgl. Homer-W Bd. 1, S. 51) (c) Aufbau-Verlag] ….. Vollkommen klar tritt sie bei Hesiod in Erscheinung, Theogonie 116ff. „Wahrlich, am Anfang entstand das Chaos; danach aber Gaia mit ihrer breiten Brust, stets sicherer Wohnsitz für alle Ewigen, die im Olymp die schneereichen Gipfel bewohnen oder den düsteren Tártaros tief in der wegweiten Erde; und mit ihr Eros, der schönste unter den ewigen Göttern, er, der Gliederlöser, der allen Göttern und Menschen klaren Verstand und besonnenen Rat bezwingt in der Seele. Érebos aber und Nyx, die dunkle, entsprossen dem Chaos; aber aus Nyx wiederum entstanden Heméra und Aíther, die sie, in Liebe von Érebos schwanger geworden, ihm austrug.“ [Hesiod: Theogonie. Dichtung der Antike von Homer bis Nonnos, S. 4492 (vgl. Hesiod-W, S. 7 ff.) (c) Aufbau-Verlag] ….. Aus dem Chaos, bzw. nach späterem Verständnis, nachdem ein „Gott“ das Chaos geordnet hatte, entstanden Gaia, Erebos, Tartaros, Eros und Nyx gleichzeitig. …… Hymn. Apostrophen der Gaia knüpfen an volkstümliche Anschauungen an, die das physikalische Element Erde zu einem nährenden und hegenden Wesen personifizierten, das alles Sterbliche hervorbrachte und einforderte, hervorbringt und wieder einfordern wird. Dazu stimmen gewisse immer wiederkehrende Beiworte der Gaia in vereinzelten alteingesessenen Restkulturen mit mantischen (Zauberei) und meteorologischen Aspekten. …………………………... In Parthenogenese (ohne männlichen Partner aus sich heraus) gebar Gaia Uranos, den Himmel, „damit er sie überall umhülle und den Göttern ein fester Sitz sei“, Ourea, die Berge und Pontos, das Meer, und ist damit der elementare Ursprung der myth. Göttergeneration. Gaia, die Erde, vermählte sich mit ihrem Sohn Uranos, dem „Himmel“, der die Erde umhüllt, und zeugte mit ihm die Titanen. Kronos, einer der Titanen, war das zwölfte Kind der Gaia, der Mutter Erde, und des Uranos, des Himmelsgottes. Uranos verbarg die 12 Kinder im Dunkel der Nacht, das Tageslicht durften sie nicht sehen. Nach Kronos gebar Gaia noch die drei Kyklopen, Brontes (Donner), Steropes (Blitz) und Arges (den Grellen), und die je hundertarmigen, mehrköpfigen und gewaltigen Hekatoncheiren, Kottos, Briareos und Gyges. Vor dieser Brut graute dem Uranos und er verbarg sie im Schoß der Erde, der Gaia. Die große Göttin, schmerzvoll bedrängt aus ihrem Inneren, wollte sich von der Fruchtbarkeit ihres Gatten befreien (wollte Trennung von Himmel und Erde) und ersann einen Anschlag. Sie erschuf aus Steinen das Element des Stahls, formte eine gezahnte Sichel und sprach betrübt zu ihren Kindern; Hesiod theog. 164ff: „Ihr, meine und eines ruchlosen Vaters Kinder, wollt ihr mir gehorchen, so können wir die Schandtat eueres Vaters vergelten. Er hat nämlich als erster die schimpflichen Werke ausgedacht.“ Die Kinder ergriffen die Flucht. Nur Kronos erklärte sich zur Vergeltung bereit. Gaia gab ihm die scharf gezahnte Sichel, unterwies ihn und verbarg ihn in einem Versteck. Als Uranos, begleitet von der Nacht, kam und die ganze Erde umfing, sich mit vollem Liebesverlangen auf sie legte, griff der Sohn aus dem Versteck mit der linken Hand nach ihm, erfasste sein Geschlecht, mähte es seinem Vater mit der Rechten ab und warf es hinter sich. Aus den auf die Erde, Gaia, herab fallenden Blutstropfen des Uranos gebar sie im Laufe der Jahre die Erinyen (Rachegöttinnen), Momos, Silenos, die Korybanten, die großen Giganten und die melischen Nymphen. Das blutige Geschlechtsteil des Uranos fiel bei Zypern in das Meer, trieb lange Zeit in den Wogen, es entstand Meerschaum aus dem göttlichen Fleisch (letzter Samenerguss) und daraus entstieg Aphrodite, die Göttin der Liebe, „die aus dem Meerschaum Entstiegene“. Uranos, kastriert, zog sich zurück (Vollzug der Trennung von Himmel und Erde). ….. Mit ihrem zweitgeborenen Sohn Pontos, dem Meer, zeugte sie die frühen Meeresgottheiten Nereus, Thaumas, Eurybie und Phorkys und verschiedene Meeresungeheuer und wurde damit Urmutter der Meeresgottheiten und der Meeresnymphen. Auch widergöttliche Ungetüme und niedere Naturwesen in grenzenloser Zahl waren ihre Kinder (Aus heutiger Sicht: Der Ursprung alles Lebens kommt aus dem Wasser, das wiederum ein Produkt der Erde nach deren Abkühlung ist.). Als vaterlose, aus sich selbst heraus geborene Kinder werden in der Literatur noch genannt: Acheloos, Aphidnos, Aigis, Alalkomeneus 1, Areion 1, Argos 19, Baubo 1,Basileia 1, Pelasgos 1, Tuisto, Aigaion 1, Euonymos, die Inder, Hyllos 7, Kekrops 1, Kreusa 2-7, Ophion 1, Palikoi, Phylos, Python, die fünf Spartoi (Pelor / Peloros 1, Udaios 4, Chthonios 2, Echion 1, Hyperenor 1), Tityos, Typhon, der kolchische Drache, Udaios 3 und alle jene weiteren Wesen, die ihren Ursprung in der Erde haben. Auch Akmon 1, die Personifikation des Ambosses, wird als vaterloser Sohn der Gaia und Vater des Uranos, den er mit seiner Mutter gezeugt hat, bezeichnet. Bei seiner „Geburt“ war die Mutter Erde noch glühend, weil Uranos ja noch nicht geboren war. In frühester Zeit wurden die Pygmäen als erdgeborene Zwerge, also auch Kinder der Gaia, gedacht. ….. Als Hephaistos, hoch aufgerichtet lüstern, auf der Akropolis in Athen die Göttin Athene bestürmte und von ihr schroff abgewiesen wurde, verschleuderte er seine Spermien. Aus der bespritzten Erde wuchs Erechtheus / Erichthonios; Zeus hatte eine Pollution, aus dem Boden wuchs Agdistis, ein Zwitterwesen, und als Hyrieus die von Zeus, Poseidon und Hermes „bespritzte“ Rinderhaut vergrub, wuchs nach neun Monaten aus der Erde der große Orion. ….. Nach Dionysios Halik. 1,27 war Manes, der Gemahl der Kallirrhoe 1, Vater des Kotys und Stammvater der Phryger, ein Sohn von Zeus und Gaia (Er wird auch Masnes genannt). Mit der Mutter Erde zeugte Poseidon den Ankaios 2 und die Charybdis; im erweiterten Sinn ist Gaia auch die Mutter von Skyphios, dem ersten Pferd. Auch Aigaion 1 wird im Schol. Homer Ilias 1,404 als gemeinsamer Sohn genannt. Der mauretanische Riese Antaios ist ebenfalls ein Sohn von Gaia und Poseidon. ….. Mit Gaia soll Tartaros den Giganten Pelor 2 / Peloreus gezeugt haben; Hygin fab. praef.; Claud. Claudianus Gig. 79. Der Name dürfte vom Sparten Pelor entlehnt worden sein. Bei Nonnos Dionysiaka 48,37ff wirft er den Berg Pelion auf Dionysos: „Dieser entriß dem Meeresstrand eine steinerne Höhe, jener der salzflutumbrandeten Landenge einen Gebirgskamm, trugen sie eilig zum Schlachtfeld. Pelóreus raffte mit seinen zahllosen Armen den mächtigen Pelionberg in die Höhe, legte dabei die Grotte Philyras frei. Der betagte Cheiron erzitterte, als man des schützenden Dachs ihn beraubte, er, dem der menschliche Körper in einen Pferdeleib auslief.“ [Nonnos: Leben und Taten des Dionysos. Dichtung der Antike von Homer bis Nonnos, S. 9182 (vgl. Nonnos-W Bd. 2, S. 249) (c) Aufbau-Verlag] Am großen Altar von Pergamon war er abgebildet und mit dem Namen Peloreus angeschrieben. Poseidon hat ihn im Fluss Spercheios getötet. In der Gigantomachie des Claudianus 79 erleidet er den Tod durch Mars, der ihn mit einer Lanze durchbohrt. Mit Tartaros zeugte sie auch - Typhon, den hundertköpfigen Drachen und Echidna, die Urschlange, Echidna, ein Paar, das eine schreckliche Brut in die Welt setzte: Orthos, Ladon, den Adler, der dem Prometheus täglich die Leber fraß, Phaia, die krommyonische Sau, Chimaira, die Hydra, den Höllenhund Kerberos und alle Millionen jener grauenhaften Gestalten, die den Phantasien der Menschen entspringen. - Pallas 2, einen Giganten, Gatte der Titanis, mit der er Athene zeugt (hier abweichend von der Vaterschaft des Zeus), die nach ihm auch Pallas Athene genannt wird. Er wollte sie vergewaltigen. Sie aber ließ ihren Vater Pallas schinden und töten und dem Leichnam die Haut abziehen. Aus der Haut wurde jenes Schild gefertigt, das sie stets bei sich trägt. - den Adler des Zeus. - den Giganten Theiodamas 1 und - Enkelados 1. Er war Anführer der Giganten und wurde von Zeus mit dem Blitz erschlagen; Hygin p. 10,7. Tzetzes Theogonie 96. Andere erzählen, dass Athene den Ätna oder sogar ganz Sizilien auf ihn geworfen habe. Vergil Aeneis 3,574ff: „Auf dem vom Blitzstrahl zur Hälfte verbrannten Enkélados lastet, heißt es, mit seiner drückenden Bürde der riesige Ätna, läßt aus zerklüfteten Essen die wabernden Glutmassen lecken; wälzt der gequälte Gigant sich auf die andere Seite, zittert und dröhnt ganz Sizilien, verschleiert mit Dünsten den Himmel.“ [Vergil: Lied vom Helden Aeneas. Dichtung der Antike von Homer bis Nonnos, S. 17641 (vgl. Vergil-W, S. 210) (c) Aufbau-Verlag] Hygin Praef. nennt Gaia und Aither als Eltern der Poine. ...... Gaia war seit frühester Zeit eine große und weit verbreitete Orakelgöttin. In Dodona, Labdeia und Athen dürfte sie vor anderen das Orakel inne gehabt haben. Ihr frühes Orakel in Delphi ging auf Apollon über. Im Laufe der Jahrhunderte wurde sie von nachrückenden Orakelinhabern verdrängt. Wie viele andere Erdgöttinnen galt Gaia als unendlich weise. Sie genoss kultische Verehrung und wurde speziell von Frauen hoch verehrt. Als frühe Göttin der Fruchtbarkeit wurde ihr bei Hochzeiten geopfert. …… Hermes und die Erde. Als Zeus Mann und Frau geschaffen hatte, befahl er Hermes, sie auf die Erde zu geleiten und ihnen zu zeigen, wo sie graben und ihre Behausung einrichten müssten. Hermes wollte seinen Auftrag ausführen, doch die Erde widersetzte sich ihm. Mit dem Hinweis, dass Zeus es so angeordnet habe, zwang er sie das Graben der Menschen in der Erde zuzulassen. Widerwillig gehorchend mahnte sie: »So mögen sie graben, soviel sie wollen! Denn unter Seufzen und Weinen werden sie, was sie herausgruben, zurückgeben.« [Äsop: Die Fabeln des Äsop. Dichtung der Antike von Homer bis Nonnos, S. 2330 (vgl. Ant. Fabeln, S. 60) (c) Aufbau-Verlag] …… In der Zeit als sich die bildende Kunst entwickelte verlor Gaia als Göttin bereits an Bedeutung. Deshalb sind heute nur noch spärliche und oft schwer erkennbare Abbildungen auf Vasen, Sarkophagen und dgl. erhalten. Meist ist sie liegend oder mit dem Kopf oder dem halben Körper aus der Erde ragend abgebildet, wie z. B. auf dem Gigantenfries des großen pergamenischen Altars. …… Bei Gaia, einer mythologisch-religiösen Urgestalt, sind natürlich religiöser Glaubensinhalt, das tief Empfundene und das literarisch Erdachte ineinander verschmolzen; im Laufe der Jahrhunderte scheinbar zu Ungunsten des Religiösen. Aber bereits Augustus, die Römer nannten Gaia Terra oder Tellus, führte, nach Sibyllinischen Orakeln angeordnet, Säkularfeiern ein, bei denen der Gaia wieder geopfert wurde. ….. Heute erlebt der Mensch die Gaia in einer anderen Form, sein Verhältnis zur Mutter Erde hat sich verändert. In zwei Tagen kann der Mensch diese Gaia umfliegen, er kann alles Leben auf dieser Erde, auch sich selbst, erhalten oder zerstören. Nur – Gaia wird bleiben, sie, die Mutter Erde, dieses Staubkorn im Universum, und alles was sie gegeben hat wird sie zurückerhalten haben und niemand mehr wird sie belästigen mit dem „Graben“. 20.12.2013: Um 09:12 Uhr ( HYPERLINK "http://de.wikipedia.org/wiki/Koordinierte_Weltzeit" \o "Koordinierte Weltzeit" UTC) ist die Raumsonde HYPERLINK "http://de.wikipedia.org/wiki/Gaia_(Raumsonde)" \o "Gaia (Raumsonde)" Gaia (Bild) der HYPERLINK "http://de.wikipedia.org/wiki/Europ%C3%A4ische_Weltraumorganisation" \o "Europäische Weltraumorganisation" Europäischen Weltraumorganisation vom HYPERLINK "http://de.wikipedia.org/wiki/Centre_Spatial_Guyanais" \o "Centre Spatial Guyanais" Raumfahrtzentrum Guayana gestartet. Aus den von ihr zu sammelnden Sterndaten sollen Erkenntnisse über den Ursprung und die Entwicklung der HYPERLINK "http://de.wikipedia.org/wiki/Milchstra%C3%9Fe" \o "Milchstraße" Milchstraße gewonnen werden.