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gorgonen
GORGONEN / MEDUSA „Die furchtbar Brüllende“. „Der böse Blick !“ „Schrecklich für den Anblick.“ Der Begriff „Gorgo“ ist indogermanischen Ursprungs, so heißt z. B. im Sanskrit „garj“ schreien, drohen. ……… Töchter von Keto und dem Meeresgott Phorkys 1. Die Gorgonen, drei alte Frauen, Schrecken erregend, mehr als Masken gezeichnet, wohnen jenseits des Okeanos, im fernen Westen. Stheno („die Stärke“) und Euryale 1 („weites Meer“) sind unsterblich, die Dritte, Medusa, ist sterblich. ….. Pindar Pythische Oden 12,1ff: „12. Midas dem Akragantiner - dem Auleten Ich bitte dich, glanzliebende, schönste der sterblichen Städte, der Persephone Sitz, die du an den Uferhängen des schafenährenden Akragas bewohnst die wohlbebaute Höhe, o Herrscherin, nimm freundlich an mit der Unsterblichen und der Menschen Wohlgefallen diese Bekränzung aus Pytho vom berühmten Midas und ihn selbst, der Hellas besiegt hat in der Kunst, die einst Pallas Athene erfunden, als sie der dreisten Gorgonen gewundenen Klagegesang flocht. Den hörte sie unter den Häuptern der Jungfrauen und den unnahbaren der Schlangen hervorsickern mit mißmutigem Zagen, als Perseus aufjubelte: er brachte ein Drittel der Schwestern dem meerumflossenen Seriphos und seinem Volk als sein Teil. Fürwahr, das göttliche Geschlecht des Phorkos löschte er aus und endete grausig das Gastmahl dem Polydektes und der Mutter dauernde Knechtschaft und erzwungenes Ehebett, als er der schönwangigen Medusa das Haupt geraubt hatte, Der Danaë Sohn, den wir aus goldnem Regen entsprossen nennen. Aber als die Jungfrau aus diesen Mühen den lieben Mann gerettet hatte, bildete sie der Flöte volltönenden Gesang, damit sie mit diesem Werkzeug nachahme die lauttönende Klage, die aus Euryales behenden Kiefern quoll. Die Göttin erfand es. …..“ [Pindar: Pythien. Dichtung der Antike von Homer bis Nonnos, S. 9396 (vgl. Pindar-D, S. 125 ff.) (c) Insel-Verlag] ….. Die sterbliche Medusa („die Herrscherin“), soll einmal ein wunderhübsches Mädchen gewesen sein, das von vielen Männern umworben wurde. Weil sie von Athene um ihre Schönheit beneidet wurde, verwandelte die Göttin die Haare des Mädchens in Schlangen und gab ihr ein grässliches Gesicht. Später erzählte man, sie sei deshalb von Athene verwandelt worden, weil sie sich dem Poseidon im Tempel der Athene hingegeben hat. Als Perseus der Schwangeren den Kopf abschlug, entsprangen ihrem blutenden Hals Chrysaor („der mit dem goldenen Schwert“) und das geflügelte Pferd Pegasos 1 (Die Enthauptung der Medusa wird in „Die Perseussage“ erzählt.). …… Diese Enthauptung der Medusa ist in der darstellenden Kunst unüberschaubar häufig dargestellt worden, noch öfters das abgeschlagene blutige, von Schlangen umwundene Haupt. „Wer Medusa in das Antlitz blickt wird versteinert.“ Dieser Umstand führte dazu, dass bis heute das Gorgoneion, „der böse Blick“, hier in der Form des Hauptes der Medusa, oft von Schlangen umgeben, als magisches, Unheil abwehrendes Zeichen an Kampfschildern (z. B. Karl der Große, Karl der V.), Brustpanzern (z.B. Athena, Ares, Kaiser des Römischen Reiches, KaiserInnen und KönigenInnen der europäischen Monarchien), an Türen und Toren, Schiffen, Trinkgeräten u.s.w. abgebildet wurden. Die Aspekte Abschreckung durch einen bösen Blick und Versteinerung übten immer schon und auch heute noch eine besondere Anziehungskraft auf die Menschen aus und sind auch in unsere jüngere Sagenwelt eingegangen. Heute haben Rocker, wenn sie auf ihren Maschinen durch die Gegend düsen, Medusen auf ihrer Lederbekleidung und Drachen, den Phorkys, den Vater der Medusa (Frage nach bei Sigmund Freud.). ..... Das Gorgoneion ist an sich älter als der Gorgomythos. Wann die Griechen von der unpersönlichen Auffassung der Fratze, der bei allen primitiven Völkern üblichen Schreckmaske, die den Glauben an den bösen Blick und an die Bannkraft des potenzierten Ausdrucks von Wut und Hohn voraussetzt, zu einer mythisch persönlichen übergingen, ist nicht festzustellen. In einer alten attischen Sage wird erzählt, dass Athena selbst der Gorgo Medusa, hier als Tochter der Gaia, das Haupt abgeschlagen habe. Athena trägt deshalb u. a. auch den Beinamen Gorgophone. ……. Erik SATIE, „Die Falle der Medusa“, Schauspiel, UA 1952