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hyllos 1 bis 9
HYLLOS 1 bis 9 1. Flussgott und Nebenfluss des Hermos, jetzt Kum tschai, im kleinasiatischen Lydien. Über ihn berichten die Mythologen; lies Hyllos 7 >. 2. Flussgott und ein anderer Nebenfluss des Hermos. Er ist auf lydischen Stadtmünzen mit dem Flussgott Hermos abgebildet. 3. Einer der Söhne des Herakles und der Deianeira 1, Eponym des dorischen Stammes der Hylleer, der irgendwo an der Ostküste der Adria gelebt haben dürfte. Gemahl der Iole und von ihr Vater des Kleodaios 2 und der Euaichme 1. Einmal wird er auch als Sohn der Omphale mit Acheles als Bruder genannt; siehe Hyllos 8. In der Sage war er noch ein Jüngling, als er über den Auftrag seines sterbenden Vaters den Scheiterhaufen für die Verbrennung des Leichnams errichten musste; Sophokles Trach. 1195ff. Der letzte Auftrag den Herakles seinem Sohn erteilte war Iole, die Tochter des Eurytos, zu heiraten. Nach dem Tode seines Vaters (siehe Herakles >) auf dem von Hyllos errichteten Scheiterhaufen floh er mit seiner Frau Iole, seiner Großmutter Alkmene und seinen Geschwistern vor Eurystheus nach Attika, weil sein Gastfreund Keyx zu schwach war, um den Herakliden Schutz zu bieten; Ovid met. 9,273ff: „………………………….Noch ließ von dem Zorne Eurystheus, Sthenelus' Sohn, nicht ab, und er übte den Haß, wie am Vater, Fühllos auch an dem Sohn. Doch Argolis' Tochter, Alkmene, Ständig ergeben dem Harm, hat Iole, der sie des Alters Klagen vertraun und die Taten des Sohns, die bezeuget der Erdkreis, Kundtun kann und ihr eignes Geschick. Denn Iole hatte Hyllus in Lager und Herz nach Herkules' Willen genommen Und ihr befruchtet den Schoß mit edlem Keime.“ [Ovid: Verwandlungen (Metamorphoses). Dichtung der Antike von Homer bis Nonnos, S. 12870 (vgl. Ovid-W Bd. 1, S. 219 ff.) (c) Aufbau-Verlag] König Theseus gab ihnen Schutz und Aufenthalt. Er spielte im Machtanspruch der eingewanderten Dorer eine wichtige Rolle: HERAKLEIDAI Die Herakliden, Nachkommen des Herakles. Nach der Sage des Herakles waren bei seinem Tod seine Söhne (etwas mehr als 160) in ganz Griechenland, speziell aber in Tiryns anzutreffen. Eurystheus, der König von Tiryns, hatte berechtigte Angst vor ihnen und verfolgte sie. Sie flohen nach Attika und durften sich mit Zustimmung des Theseus im Bereich der Stadt Marathon ansiedelten. Eurystheus verlangte ihre Auslieferung, Athen lehnte ab. Als ein Heer aus Tiryns gegen Athen zog verkündete das Orakel den Herakliden, dass sie nur dann einen Sieg erringen werden, wenn eine junge Frau aus hohem Geschlecht geopfert werden würde. Makaria, eine Tochter des Herakles und der Deianeira, opferte sich freiwillig. Nach dem Sieg der Athener, während der Schlacht wurden die Söhne des Eurystheus getötet, verfolgten die Herakliden Eurystheus. Hyllos 3, ein Sohn des Herakles, tötete ihn am skeironischen Felsen am Isthmos, eroberte einen Teil des Peloponnes, musste sich aber wegen einer Seuche zurückziehen. Das Orakel sagte ihm, dass er die „dritten Frucht“ abzuwarten habe. Nach drei Jahren kehrten die Herakliden zurück. Die Streitkräfte des Atreus, die Mykener hatten ihn zum Nachfolger von Eurystheus erhoben, trafen am Isthmos auf die Herakliden und Hyllos schlug anstatt eines Krieges einen Zweikampf vor. Er versprach, dass im Falle seiner Niederlage die Herakliden 50 Jahre friedlich leben würden. Gegen den gewaltigen Echemos, dem König der Arkadier, unterlag Hyllos und wurde in Megara begraben. Einige vertragsbrüchige Angriffe der Heraklesnachkommen schlugen fehl. Erst nach Ablauf der fünfzig Jahre erfuhren die Nachkommen vom Orakel, dass mit der „dritten Frucht“ sie selbst, die Urenkel und nicht Jahre gemeint waren und zogen gegen Argos. Beim ersten Anlauf brach im Heer eine Seuche aus, ein Sturm versenkte die Schiffe und einer der Anführer, Aristodemos 3, wurde in Naupaktos von einem Blitz erschlagen. Erst als sie unter der Führung des „Mannes mit den drei Augen“ (sein Reitpferd hatte nur ein Auge) wiederkamen, gewannen sie die Schlacht, töteten oder vertrieben den Teisamenos 1, den Sohn des Orestes, König von Argos und Sparta, und teilten durch Los das Reich unter sich auf. Lies Aristodemos >, Agis > und Eurypon >. ---------- Es gilt als erwiesen, dass ca. 1200 v. Chr., also ca. 80 Jahre nach dem legendären Untergang von Troia, dorische Stämme in den Peloponnes eingewandert sind und die Bevölkerung unterworfen haben. Die Installierung des Hyllos, Eponymos eines dorischen Stammes (Phyle), zum Sohn des Herakles und die Konstruktion der Sage von der Rückkehr der Herakliden nach Argos ist in Argos erfolgt. Herakles war als Lokalheros dort stark verwurzelt. Die Dorer benützten diese (ihre) Anknüpfung an Herakles mittels Hyllos, um ihre gewaltsame Eroberung des Landes als Rückeroberung für Herakles darzustellen und damit zu legitimieren. Die nachträgliche Versetzung des Agamemnon nach Amyklai veranlasste dann die Spartaner ca. im 8. Jahrh. v. Chr. ihre Königshäuser, die Agiaden, über Agis 1 und die Eurypontiden über König Eurypon analog den Temeniden auf Herakles zurückzuführen. Die Aiptiden in Messenien folgten diesem Beispiel mittels Aipytos, um den anderen Dorern jede Rechtsgrundlage für eine Eroberung ihres Landes zu nehmen. Zum Ruhme ihrer Stadt haben die Athener den Aufenthalt der Herakliden in Attika erfunden. Thessalos, Eponym der Thessalier, wurde zum Sohn des Herakles von Chalkiope, einer Enkelin des Poseidon. Makedoniens Könige betrachteten sich als Nachkommen des Pheidon von Argos, die Mermnaden wurden zu Nachkommen des Herakles und der Omphale, ebenso die von Gyges 1 ca. 680 v. Chr. entthronte Dynastie Lydiens. Die Attaliden von Pergamon leiteten sich von Telephos, einem Sohn des Herakles und der Auge von Tegea, ab. Diese Ankoppelungen an Herakles, den Sohn des Gottes Zeus und einer sterblichen Frau, dienten der Legitimation des Machtanspruches und dem Machterhalt, genau so wie sich Jahrhunderte und Jahrtausende später die Päpste und Patriarchen als Stellvertreter Christi, ebenfalls der Sohn eines Gottes und einer Sterblichen, die heute sogar absolute Macht sichern (Die Christen haben von den Griechen viel gelernt.). Das daran angehängte Gottesgnadentum, beginnend in Konstantinopel mit der Salbung / Krönung Kaiser Leo I im Jahre 457 und im Westen 497/498 mit der Taufe / Krönung / Salbung Chlodwigs und am 25.12.8oo mit der Salbung / Krönung König Karls zum Kaiser des Römischen Reiches diente und dient bis heute dem Machtanspruch nicht nur europäischer Königs- und Kaiserhäuser. Diese Konstruktion und Ausprägung der Sage der Herakliden zeigt klar, dass für politische Zielsetzungen, speziell für Machtergreifung und -erhaltung, Sagen nicht nur verwendet, sondern, wie natürlich auch Genealogien, eigens konstruiert wurden. Ein klassisches Beispiel: Im 4. Jh. v. Chr. erfand Kallisthenes, ein Verwandter, vielleicht Neffe, des Aristoteles und Freund und Geschichtsschreiber von Alexander dem Großen, eine neue Genealogie des jungen Herrschers. In freier Erfindung band er in mehreren Variationen das zum Teil legendäre makedonische Königshaus an die Temeniden und machten so die nachfolgenden König Philipp II und Alexander den Großen zu Nachkommen des Herakles und damit des Gottes Zeus: Zeus – Herakles – Hyllos 3 – Kleodaios 2 – Aristomachos 2 – Temenos 2 – Keisos – Medon 10 oder Thestios 3 – 5 (4) Generationen – Aristodamidas – Pheidon 2 (er ist nachweisbar) – Karanos (Sohn oder Bruder des Pheidon 2) – Koinos – Tyrimmas – Perdikkas (nach Herodot erster nachweisbarer König von Makedonien) – Argaios – Philippos – Aeropos 2 – Alketes – Amyntas 1 – Alexandros 5 – Archelaos 6 – Amyntas III 2 – Philipp den II – ALEXANDER DER GROSSE. Abweichend von Kallisthenes haben auch Theopompos, Justin, Herodot, Satyros, Diodor und Synkellos Teil- oder Gesamtgenealogien von Alexander dem Großen erstellt. Felix Jakoby hat die verschiedenen Varianten zusammengestellt: Theopompos Herodot Satyros Diodor Synkellos Justin mit Variante Synkellos 499, 12 1.) Herakles Herakles Herakles 2.) Hyllos Hyllos Hyllos 3.) Kleodaios Kleodomos Kleodaios 4.) Aristomachos Aristomachos Aristomachos 5.) Temenos Temenos Temenos Temenos 6.) Kissos Keisos Kissos Lachares 6a) Maron Deballos Deballos 7.) Thestios Thestios Thestios Eurybiades 8.) Merops Akoos (?) Merops Kleodaios 9.) Aristodamidas Aristodamidas Aristodamidas Kroisos 10.) Pheidon ? Pheidon Poias 11.) Karanos Karanos Karanos Karanos 11a) Koinos Koinos 11b) Tyrimmas Tirimmos 12.) Perdikkas (I) Perdikkas Perdikkas Perdikkas (om Synkellos) 13.) Argaios Argaios Argeos 14.) Philippos (I) Philippos Philippos Philippos 15.) Aeropos Aeropos Aeropos Aieropas (om Synkellos) 15a) Alketes Alketas Alketas 16.) Amyntas (I) Amyntes Amyntas Amyntas 17.) Alexandros (I) Alexandros Alexandros ? \ 18.) (Perdikkas II) Perdikkas Amyntas ? 19.) (Archelaos ?) Archelaos Aridaios 19a) (Orestes) / 19b) Aeropos / 20.) Amyntas (II) (Amyntas II) 20a) Pausanias (om Synkellos) 21.) Alexandros (II) (Alexandros (II)) 21a) Ptlomeos (Alorites) 22.)Perdikkas (III) Perdikkas (III) 23.) Philippos Philippos 24.) Alexander der Große Alexander der Große (JAKOBY, Felix: Die Fragmente der griechischen Historiker. Zweiter Teil, Zeitgeschichte. Weidmannsche Buchhandlung, Berlin. 1927) 4. Sohn des Herakles und Najade Melite; Apollonios von Rhodos 4,537ff: „Sie trafen ebenhier den Herrscher Hyllos nicht mehr lebend an, den die schöngestaltige Melite dem Herakles im Volk der Phaiaken geboren hatte. Denn Herakles war zu den Häusern des Nausithoos und zu Makris gekommen, der Näherin des Dionysos, um sich von dem verhängnisvollen Mordblut seiner Kinder rein zu waschen. Da bezwang dieser die Tochter des Flusses Aigaios, in die er sich verliebt hatte, die Najade Melite. Und die gebar den starken Hyllos. Doch als dieser nun Manneskraft erlangt hatte, wollte er nicht auf der Insel selbst wohnen, unter den strengen Augen des Gebieters Nausithoos. Und er überquerte das Meer des Kronos, nachdem er das einheimische Volk der Phaiaken versammelt hatte, denn der Herrscher hatte mit ihm zusammen die Fahrt gerüstet, der Held Nausithoos. Und dort ließ er sich nieder. Ihn aber töteten die Mentorer, als er sich wegen ländlicher Rinder zur Wehr setzte.“ 5. Quintus Smyrnaeus 10,82ff berichtet von einem Kreter Theresandros 2, dem seine Gemahlin, die lakedaimonische Nymphe Arethusa 18, am Fluss Lethaios einen Sohn Hyllos 5 zur Welt bringt der, Jahre später, vor Troia von Aineias getötet wird: „Nach ihm gab er den Tod Theresandros` streitbarem Sohne, Hyllos, dem er die Kehle durchstieß mit der spitzen Lanze. Schmerzlich beklagte den Helden Idomeneus, Herrscher in Kreta`s Meerumfluteten Lande, wo einst in Lethäos Gewässern Hyllos dem Schoß sich entwunden der göttlichen Nymph´ Arethusa.“ 6. Bei Quintus von Smyrna 1,529f ein Troier, der von Aias getötet wurde: „Da tötete Aias den Deiochos, und den kriegerischen Hyllos und Eurynomos, den kriegsliebenden, und den göttlichen Enyeus, …..“ (Quintus von Smyrna: Der Untergang Troias. Band I. Herausgegeben, übersetzt und kommentiert von Ursula Gärtner. Edition Antike. Herausgegeben von Thomas Baier, Kai Brodersen und Martin Hose. WBG Darmstadt, 2010.) 7. Pausanias 1,35,7f erzählt vom Fund von menschlichen Knochen in Lydien, den Überreste eines Hyllos, der Sohnes der Gaia gewesen sein soll. Nach ihm wurde ein Fluss (=Hyllos 1) benannt. Herakles erkrankte, badete in dem Fluss und wurde wieder gesund. Als Dank gab Herakles seinem Sohn von Deianeira den Namen Hyllos. 8. Sohn der Omhale und des Herakles; der lydische Hyllos, der auch in der malischen Sage vorkommt. 9. In Vergils Aeneis ist Hyllos ein Troianer und Gefährte des Aineias, mit dem er nach dem Untergang von Troia nach Italien ausgewandert ist. Er nahm an der Entscheidungsschlacht zwischen Aineias und Turnus um die Vormachtstellung in Italien und um die Hand der Lavinia, der einzigen Tochter und damit Erbin des latinischen Königs Latinus 1, teil und wurde dabei von Turnus getötet; Aeneis 12,535ff: „Turnus stellte dem Ansturm des grimmig knirschenden Hyllos sich in den Weg, durchstieß mit dem Speer ihm die goldüberdeckten Schläfen, und quer durch den Helm stak fest im Gehirn ihm die Waffe.“ [Vergil: Lied vom Helden Aeneas. Dichtung der Antike von Homer bis Nonnos, S. 18060 (vgl. Vergil-W, S. 461-462) (c) Aufbau-Verlag]