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hypsipyle 1,2,3,4
HYPSIPYLE 1,2,3,4 1. Tochter des Thoas 2, des göttlichen Königs der Insel Lemnos, Gattin des Iason, auch Hypsipyleia genannt. Hypsipyle und die anderen Lemnierinnen opferten der Aphrodite zu wenig, missachteten sie und wurden dafür von der Göttin mit üblem Geruch bestraft. Die Männer ekelten sich vor ihren stinkenden Frauen und raubten als Ersatz in Thrakien junge Mädchen, die sie auf die Insel brachten und mit denen sie ein fröhliches Dasein pflegten. Die Lemnierinnen warteten betrübt ab. Als aber nach zwei Wintern ihre Männer noch immer nicht zu ihren angestammten Frauen zurückkehrten, mehr noch, sich auch nicht mehr um ihre ehelichen Kinder kümmerten, beschlossen sie, diese Ersatzfrauen mit ihren Bastarden und alle Männer der Insel umzubringen und einen reinen Frauenstaat unter dem Schutz der Hera zu gründen. Beschlossen, getan, nur Hypsipyle rettete ihren Vater, den König, indem sie ihn in eine Kiste einschloss und in das Meer warf. In Oinoe (= Sikinos oder Chios) wurde er an Land gespült und gerettet. ....... Einige Jahre später legten die Argonauten auf ihrer Fahrt nach Taurien um das Goldene Vlies zu holen auf Lemnos an. Die Frauen ergriffen die Waffen, um ihre Insel vor den vermeintlichen Angreifern zu verteidigen, aber Iason schickte Aithalides, dem sein Vater Apollon ein „unvergängliches Gedächtnis“ verliehen hatte, als Herold zu Hypsipyle, der Königin der Insel, um Frieden anzubieten. Er stimmte sie milde und kehrte zu seinen Kameraden zurück. Hypsipyle versammelte die Frauen der Insel um sich und verkündete, dass die Männer ihre Geschenke abliefern, aber die Stadt nicht betreten dürfen. Ihre Pflegerin Polyxo jedoch, alt, hinkend und mit krummen Beinen, verlangte „im Übermaß“ sprechen zu dürfen. Eindringlich warnte sie vor der Zukunft. Wie sollen die lemnischen Frauen, jetzt im besten Alter, leben wenn sie selbst alt und dann ohne Nachkommen sind. Wer soll die Ochsen einspannen, die Felder umpflügen, die Ernte einbringen, wenn nicht ein neues Geschlecht, dann, wenn sie „ins verhasste Alter gekommen“ sind. Apollonios von Rhodos, Argonautika, 1. Buch 693ff: „ .... „ Die Rüstigen aber fordere ich auf, das im Ganzen zu bedenken; denn jetzt liegt noch Abwehr bereit zu eueren Füßen, falls ihr die Häuser und euere ganze Beute und die Sorge um die prangende Stadt den Fremden anvertraut.“ So sagte sie; und der Versammlungsplatz füllte sich mit Lärm, denn ihnen gefiel die Rede.“ Auch der Königin! Sofort schickte sie Iphinoe zum Schiff mit dem Auftrag alle Männer in die Stadt einzuladen, „.....falls ihr in guter Absicht gekommen seid.“. Iason kleidete sich in seinen purpurnen Prinzenmantel und betrat als erster der Mannschaft die Stadt. Hypsipyle empfing ihn im Palast, schlug vor der Schönheit dieses jungen Mannes die Augen nieder und war entzückt. Sie bot ihm den Thron und ihre Hand an. Iason verzichtete auf den Thron, die Hand nahm er. Wie lange die Argonauten genüsslich für die Zukunft der Lemnierinnen sorgten wird verschieden wiedergegeben, vier Tage, aber auch einige Monate werden überliefert. Herakles, er durfte an den stammeserhaltenden Feierlichkeiten nicht teilnehmen weil er das Schiff Argos bewachen musste, wurde wütend, rief die Männer zusammen und schalt die Schar, Argonautika, 1. Buch 865 – 874: „Unselige, schließt uns das vergossene Blut eines Verwandten vom Vaterland aus? Oder sind wir aus Mangel an Ehen von dort hierher gekommen, weil wir die Frauen unseres Volkes tadeln? Wahrlich, wir werden jedenfalls in keinem guten Ruf stehen, wenn wir uns so lange mit fremden Frauen einschließen. Auch wird durchaus nicht von selbst ein Gott das Vlies nehmen und es uns auf unsere Gebete hin geben. Wir wollen jeder wieder zu seinem Besitz gehen! Diesen aber lasst den ganzen Tag über in den Betten Hypsipyles, bis er Lemnos mit Kindern männlichen Geschlechts bevölkert hat und großen Ruhm erwirbt!“. Die Argonauten gehorchten. Die Frauen umschwärmten wimmernd die Männer und beteten zu den Seligen um eine leidlose Heimkehr der Stammeserhalter. Hypsipyle weinte und blieb mit ihren Kindern Deipylos 2 / Thoas 7 / Nebrophonos und Euenos 7 / Euemos zurück. Der Stamm der Lemnier war gerettet, auch Hypsipyle hatte Zwillinge. Euneos 7, als Herrscher bekannt aus Homers Ilias 7,468ff: „Schiffe aus Lemnos waren, beladen mir Wein, gelandet, Viele von Euneos gesandt, dem Sohne des Iason, den Hypsipyle Iason gebar, .......“, und Thoas 7, den man auch Nebrophonos und Deipylos 2 nannte. .......... Als bekannt wurde, dass Thoas, der Vater der Hypsipyle auf Oinoe lebt, weil sie ihn bei der Abschlachtung der Männer gerettet hatte, wurde sie verbannt. Seeräuber ergriffen und verkauften sie dem König Lykurgos 3 von Nemea und seiner Frau Eurydike 2, denen sie als Amme für den kleinen Opheltes dienen musste. Als die „Sieben gegen Theben“ nahe Lerna Wasser suchten zeigte ihnen Hypsipyle eine Quelle und ließ dabei den Kleinen kurz ohne Aufsicht. Eine Schlange fraß ihn. Durch Vermittlung der „Sieben“ wurde Hypsipyle vor der drohenden Todesstrafe bewahrt. Von einem Hypsipyle-Drama des Euripides wurden im Jahre 1906 große Teile gefunden. Nur Arnobius 4,26 nennt Hypsipyle eine Geliebte des Apollon. .......... Diese Nachkommen der Argonauten auf der Insel Lemnos wurden wegen des hohen Anteiles der Minyer am Argonautenzug „Minyer“ genannt. Einige Generationen später wurden sie von Pelasgern oder Tyrrhenier von der Insel vertrieben und fanden Zuflucht in Sparta. Dort verstießen sie ihre lemnischen Frauen, heirateten Spartanerinnen und wollten (vielleicht auch erst einige Generationen später) die Macht ergreifen. Die Lakedaimonier ergriffen die Minyer und sperrten sie ein. Ihre spartanischen Frauen schmuggelten Frauenkleider in das Gefängnis und befreiten so ihre Männer, die auf dem Berg Taygetos Zuflucht suchten. Die Geflohenen wurden zum Tod verurteilt. Als der zurückgetretene König Theras Sparta verlassen wollte erhielt er die Erlaubnis, einen Teil dieser Verurteilten mit auf die Insel Kalliste (heute Santorin / Thera) mit zu nehmen. Er verließ mit den aufrührerischen Minyern die Stadt und fuhr mit drei Dreißigruderern zur Insel Kalliste, zu den Nachkommen des Membliaros, des Sohnes des Poikiles, Herodot 4, 147 und 148, und bat um friedliche Aufnahme. Membliaros war mit seinem Verwandten Kadmos vor acht Generationen bei der Suche nach Europe auf der Insel Kalliste gelandet und hat diese Vulkaninsel, nachdem sie ca. 1470 v. Chr. explodierte, mit seinen Leuten wieder besiedelt (heute die Insel Santorin), Pausanias 3,1,7. Diese fernen Verwandten nahmen Theras freundlich auf und übergaben ihm das Amt des Königs, weil er direkter Nachkomme des Kadmos, sie aber nur Nachkommen des Membliaros waren. Die Insel wurde in Thera umbenannt. Der größere Teil dieser Minyer verließ den unfruchtbaren Berg Taygetos, zog in das Land der Paroreaten und Kaukonen, im Nordwesten des Peloponnes, vertrieben die Bewohner und gründeten die Städte Lepreon, Makistos, Phrixai, Pyrgos, Epion und Nudion, Herodot 4,148. 2. Eine Tochter des Ikarios, Gemahlin des Eumelos 1, Schwester der Penelope. Homer Odyssee 4,797 nennt sie Iphthime 1. 3. Eine Amazone. Sie ist auf einer Amazonenvase in München abgebildet. 4. Eine Geliebte des Apollon die nur bei Clemens Alexandrinus und Anobius erwähnt wird.