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iokaste
IOKASTE Oft auch Epikaste 5 genannt, z. B. Hom. Od. 11,271. Boiotische Heroine, ursprünglich war sie eine Erdgöttin und mit Apollon und Zeus verbunden. Von Zeus soll sie die Mutter des Trophonios, des Heros des boiot. Lebadeia und wichtigen Orakelgottes sein. Ursprünglich war Trophonios sicher ein alter vorgriechischer Lokalgott mit chthonischem Charakter. Er wurde in verschiedenen Regionen und verschiedenen Zeiträumen unterschiedlich verehrt, weshalb seine Abstammung, seine Beziehung zu Iokaste, seine Bedeutung und die ihn umgebenden Sagen sehr vielfältig überliefert wurden. 1. In der offiziellen Priesterversion und im Verständnis als Orakelgott war er Sohn der Epikaste 3 und des Apollon mit Agamedes als Bruder. Agamedes wird auch als Vater des Trophonios mit Epikaste 3 als Mutter genannt.. 2. Unehelicher Sohn der Epikaste als eher chthonische Gottheit. 3. Sohn von Zeus und Iokaste. In dieser Verbindung mit ihm besaß Zeus einen Tempel in Lebadeia. Auch andere Abstammungen werden erzählt. ………………….. Später wurde Iokaste vermenschlicht, als Ehefrau des Laios in die thebanische Genealogie eingebaut und in zweiter Ehe unwissend die Frau ihres Sohnes Oidipus, dem sie vier Kinder schenkte. Pherekydes frg. 95 nennt noch Phrastor 1 und Laonytos als Söhne. In der Frühzeit dieses Sagenkomplexes dürfte Iokaste Epikaste genannt worden sein, weil Homer sie in der Odyssee 11,271ff Epikaste nennt. ….. Abweichend von dieser Erzählung blieb ihre Ehe mit ihrem Sohn in der kykl. Oidipodie und der Thebais kinderlos, dort stammen die Kinder des Oidipus von Euryganeia, einer 2. Ehefrau des Oidipus ab. ….. Ein Einblick in die Entwicklung dieses Sagenstoffes ist fast unmöglich, weil von den alten ihn behandelnden Epen nur kleine Teile erhalten sind. In der Literatur erstmals erwähnt wird Iokaste / Epikaste und Oidipus bei Homer; Ilias 23,679: „……… Der nach Theben einst kam zu Ödipus Leichenbegängnis, ….“ und Odyssee 11,271ff: „Auch Epikaste sah ich, des Oidipus stattliche Mutter. Ahnungslos verübte sie Schreckliches: nahm sich den eignen Sohn zum Gemahl. Der hatte den Vater ermordet und freite nunmehr die Mutter. Doch bald enthüllten die Götter den Frevel. Oidipus herrschte, voll Kummer, im lieblichen Theben noch weiter über die Bürger, gemäß dem grausamen Ratschluß der Götter; doch Epikaste stieg in des mächtigen Torhüters Hades finsteres Reich, sie erhängte sich an dem Balken des Daches, jäh überwältigt vom Schmerz. Dem Sohn hinterließ sie ein bittres Elend, so furchtbar, wie es Erinyen der Mutter bewirken.“ [Homer: Odyssee. Dichtung der Antike von Homer bis Nonnos, S. 5730 (vgl. Homer-W Bd. 2, S. 171 ff.) (c) Aufbau-Verlag] Homer setzt bei diesen beiden Erwähnungen die genaue Kenntnis der Sage voraus, d. h. dass sie bereits Jahrhunderte vor der Entstehung der Ilias (sie entstand ca. 800 v. Chr.) voll entwickelt war. ….. Für die Tragödie bot dieser Mythos natürlich reichhaltig Stoff: - Von den vier Tragödien des Aischylos ist nur eine, Sieben gegen Theben, erhalten. - Sophokles behandelte den Stoff in den beiden Ödipus-Dramen und in Antigone. - Euripides widmete ihm eine Antigone, einen Ödipus und eine Trilogie. - Weitere Dramen werden erwähnt von Achaios, Xenokles, Philokles, Meletos, Karkinos, Theodektes, Diogenes, Nikomachos und vielen anderen. Leider sind die meisten dieser Werke verloren oder nur in Fragmenten erhalten. Über viele Jahrhunderte wurde die Ödipus-Sage in verschiedensten Variationen nach- und neu erzählt. Hier eine vereinfachte Wiedergabe: Laios, der myth. König von Theben und Vater des Ödipus soll ca. vier Generationen vor dem troianischen Krieg, ca. 1330 vor Christus, gelebt haben. Als er ein Jahr alt war verlor er seinen Vater und Lykos 15 übernahm für ihn die Regentschaft. Während Amphion und Zethos zum Kampf gegen Lykos rüsteten (siehe Amphion >), brachten die Thebaner den Knaben Laios zum König Pelops auf den Peloponnes in Sicherheit. Zum Jüngling herangewachsen verliebte er sich in den außerehelichen Sohn seines Gastgebers, den schönen Knaben Chrysippos 1, missbrauchte ihn und entführte ihn nach Theben (siehe Chrysippos >). Die Thebaner duldeten diesen Knabenraub ihres jungen Königs. Hera war erzürnt, weil der Knabe eine Ehefrau ersetzte; später schickte sie dafür die Sphinx. Auch Apollon war erzürnt, in seinen göttlichen Bereich fiel der Schutz der Mädchen und Knaben. Pelops zog mit einem Heer nach Theben, befreite seinen Sohn und verfluchte Laios und die Thebaner: „Kinderlos soll Laios bleiben, sollte er einen Sohn haben, so soll er von diesem getötet werden. Und sollte er Enkel haben, so sollen sie auch untergehen, genau so wie die Stadt Theben.“ Zeus hörte ihn! Laios heiratete Iokaste / Epikaste, die Tochter des Menoikeus 1, und befragte das Orakel in Delphi; Euripides, Phoenissae: „Säe du keine Kinder gegen den Willen der Götter! Zeugst du einen Sohn, so wird dich der Entsprossene töten, und dein ganzes Haus wird untergehen in Blut.“, - war die Antwort. Entsetzen erfasste Laios, er erschrak fürchterlich und enthielt sich dem ehelichen Genuss. Eines Abends aber, berauscht vom Wein, verlor Laios den Kampf gegen Eros und zeugte mit Iokaste einen Sohn: Oidipus. Sofort nach der Geburt ließ er ihn mit durchbohrten Füßen im Kithairongebirge aussetzen; in einer älteren Fassung wird er in einem Korb in das Meer geworfen. Jedenfalls fand der Hirte Euphorbos das Baby und brachte es Polybos 6b und Merope 4, dem kinderlosen Königspaar von Korinth. Die Beiden zogen das Baby wie ein eigenes Kind auf. Jahre später, Oidipus war zu einem starken schönen Jüngling herangewachsen, wanderte er nach Delphi und befragte das Orakel nach seiner persönlichen Zukunft. Zu seinem Entsetzen offenbarte ihm das Orakel, dass er seinen Vater töten und seine Mutter heiraten werde. Oidipus liebte seine vermeintlichen Eltern Polybos und Merope über alles. Um sie nicht in Gefahr zu bringen kehrte er nicht nach Korinth zurück, sondern wanderte in eine andere Richtung durch Phokis. Obwohl Teiresias, der Seher, Laios gewarnt und ihm vorgeschlagen hatte besser für Hera zu opfern, fuhr Laios nach Delphi. Er wollte vom Orakel wissen was aus seinem ausgesetzten Sohn geworden ist. In einer engen Wegscheide zwischen dem Kithairon und Potniai begegneten Oidipus dem Wagen des Laios. „Wanderer, weiche dem König!“, rief der Herold. Stolz wich Oidipus nicht aus und wurde zornig. Der Herold lenkte die Rosse auf ihn, ein Pferd des Königs trat ihm auf den Fuß. Laios, im offenen Wagen sitzend, schlug dazu noch mit seinem gabelförmigen Stachelstock wütend auf Oidipus ein. Das Maß war voll. Oidipus in heillosem Zorn, nicht wissend, dass er seinen Vater vor sich hat, riss den Alten aus dem Wagen, erschlug ihn und den Herold dazu; ein Diener konnte entfliehen. Aischylos erzählt, dass der Rasende dem Getöteten noch in den Leib gebissen und sein Blut ausgespuckt habe. Zeus hatte Pelops erhört, der erste Teil des Fluches war in Erfüllung gegangen. ....... Nach der unabsichtlichen Tötung seines Vaters wusch sich Oidipus die Hände an einem Brunnen, den Pausanias 9,18,5f beschreibt (Es wird vermutet, dass es sich hier um die heutige Quelle am Westrand des Vorortes Hagioi Theodoroi handelt.). Anschließend wanderte Oidipus weiter in Richtung Theben. Die Stadt war in hellen Aufruhr. Von Damasistratos, dem König von Plataiai, war soeben die Nachricht eingetroffen, dass er König Laios und seinen Herold tot aufgefunden und beerdigt habe. Kreon, der Bruder von Iokaste, er übernahm vorübergehend die Herrschaft über Theben, ließ kund tun, dass der, der Theben von der Sphinx befreie, Iokaste zur Frau und die Herrschaft über Theben erhalten werde. Diese thebanische Sphinx war ein weibliches Ungeheuer, das von Hera zur Strafe für die Thebaner, die einst die Beziehung von Laios mit dem geraubten Knaben Chrysippos 1 geduldet hatten, von Äthiopien nach Theben gebracht wurde. Sie wohnte auf dem nördlich von Theben gelegenen Berg Phikion, lauerte Wanderern auf oder flog hin und wieder in die Stadt und stellte jungen Männern eine Frage. Wer sie nicht beantworten konnte wurde von ihr auf der Stelle gefressen. Fast alle jungen Männer von Theben hatte sie schon gefressen. Haimon 9, der jüngste Sohn des Königs Kreon 1, war ihr letztes Opfer. Oidipus begegnete der Sphinx vor Theben. Auch er erhielt von ihr die tödliche Frage; Euripides, Phoenissae: "Ein Zweifüßiges gibt es auf Erden und ein Vierfüßiges mit dem gleichen Wort gerufen, und auch dreifüßig. Die Gestalt ändert es allein von allen Lebewesen, die sich auf Erden, in der Luft und im Meer bewegen. Schreitet es, sich auf die meisten Füße stützend, so ist die Schnelle seiner Glieder am geringsten.“ Oidipus rief aus: „Den Menschen hast du gemeint! der, da er noch auf der Erde herumkriecht, kaum geboren, zuerst vierfüßig ist, wenn er aber alt wird und mit gekrümmtem Nacken unter der Last des Greisentums zum dritten Fuß den Stock gebraucht, auch dreifüßig.“ Auf der Stelle stürzte sich die Sphinx in das Meer und verschwand. Oidipus wurde wie ein Held in Theben empfangen, erhielt die Krone und heiratete Iokaste – ohne es zu wissen, seine Mutter. Kurz danach kehrte der überlebende Diener des Laios nach Theben zurück. Als er den neuen König sah bat er um eine Aufgabe als Hirte, weit von Theben entfernt. Oidipus zeugte mit Iokaste 4 (6) Kinder. Nach Sophokles´ KÖNIG OIDIPUS wurde Theben, nachdem Oidipus 20 Jahre regiert hatte, von einer großen Seuche heimgesucht. Der König schickte Kreon nach Delphi, um das Orakel zu befragen. Kreon erfuhr, dass die Seuche deshalb das Land heimsuche, weil der Mörder des Laios ungestraft in der Stadt lebe. Man befragte Teiresias, den alten Seher und rief nach seinen Aussagen den überlebenden Diener des Laios und Euphorbos, den Hirten, der das ausgesetzte Kind nach Korinth gebracht hatte. Mit Entsetzen erkannten Oidipus und Iokaste die Wahrheit: Oidipus hat seinen Vater erschlagen, seine Mutter geheiratet und mit ihr vier Kinder gezeugt. Iokaste ging in einen Nebenraum und ......, Homer Od. 11,278: „Die aber ging in des Hades Haus, des gewaltigen Pförtners, knüpfend ein jähes Seil an den hohen Balken des Daches, schmerzergriffen; .....“. Bei Euripides, Phoin. 1455, überlebt sie, tötet sich aber über den Leichen ihrer beiden Söhne. Oidipus stach sich mit einer Haarnadel seiner Frau / Mutter die Augen aus. Das Orakel und ein weiterer Teil des Fluches des Pelops waren in Erfüllung gegangen.