eine gesamtgenealogie der griechisch-mediterranen mythologie
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kadmos 4
KADMOS 4 1 und 2. Flüsse. 3. Ein Gebirgszug in Kleinasien, heute heißt er Chonas dau. 4. Sohn des Phoinikerkönigs Agenor 1 von Tyros oder Sidon und der Telephassa oder Argiope (nach Pherekydes), Gemahl von Harmonia 1, Vater von Ino, Semele, Agaue 3, Autonoe 2 und Polydoros 1; Hesiod Theogonie 975ff. Die Genealogie des Kadmos ist im Südwesten Kleinasiens ausgebildet worden und wurde von Asios, Pherekydes, Hellanikos, Pausanias, Hygin u. a. sehr abweichend überliefert. Spätere Schriftsteller verheirateten ihn nach dem Tod der Harmonia mit einer Europa 4, einer Thrakerin. Auch ein Sohn Illyros 2 wurde ihm zugeschrieben; u.a. von Stephanos Byzantios. Er war Gründer und König von Kadmeia, das später Theben genannt wurde und heute noch so heißt. ….. Sein Name ist kleinasiatischen Ursprungs. In Homers Ilias werden die Männer von Theben Kadmeer oder Kadmeionen genannt, ist Kadmos also nur Eponymos von Theben. In der Odyssee 5,333: „Ihn aber sah des Kadmos Tochter mit zierlichen Knöcheln, [….].“ wird er namentlich genannt. ….. Als seine Schwester Europa von Zeus entführt wurde, erhielten Kadmos und seine Brüder vom Vater den Befehl, sie zu finden oder nicht mehr nach Hause zurückzukehren. Die Brüder nahmen, wohl in der Annahme, dass sie Europa nie finden werden, genug Anhänger mit um Kolonien gründen zu können. Phoinix ließ sich in Phönizien, Kilix in Kilikien und Thasos auf der nach ihm benannten Insel nieder. Einige Zeit soll er sich in Milet aufgehalten haben, das Geschlecht der Theliden in dieser Stadt leitete sich von Kadmos ab. Kadmos von Milet nennt man auch den Dichter und mythischen Erfinder der Schrift, der zur gleichen Zeit wie Orpheus gelebt haben soll und mit Kadmos 4 identisch ist. Auf Kreta errichtete er ein Heiligtum, einige seiner Leute gründeten auf der Insel Kalliste, heute Santorin, eine Stadt, er selbst zog mit dem Rest der Mannschaft und seiner Mutter weiter nach Thrakien. Seine Mutter starb und wurde in Thrakien bestattet. Er zog weiter nach Delphi, um das Orakel zu befragen und erhielt als Auskunft, die Suche nach Europa einzustellen und dort eine Stadt zu bauen, wo sich eine Kuh, die eine Zeichnung wie Vollmonde auf den Flanken hat, niederlegt. Kadmos fand das beschriebene Vieh und kaufte sie Pelagon, dem Sohn des Amphidamos, ab. Die Kuh rannte und rannte von Phokis bis nach Südböotien, bis sie sich endlich auf einem von drei Hügeln neben dem Fluss Asopos niederlegte. Bevor er mit dem Bau der Stadt begann, wollte er seiner Schutzgöttin Onka, die die Griechen mit Athene gleichsetzten, opfern und schickte seine Männer aus Wasser zu suchen. Als sie nicht zurück kamen hielt er Nachschau und fand an einer Quelle eine große Schlange, die gerade den Letzten seiner Männer fraß. Nach einem schweren Kampf erschlug er sie ohne zu wissen, dass sie eine Tochter des Ares und der Tilphusa und heilig war. Ares, erzürnt wegen der Tötung seiner Schlangentochter, schwor bittere Rache. Nun vollkommen allein, erschien ihm Athene und empfahl, der toten Schlange die Zähne zu ziehen und die Hälfte zu sähen (Die zweite Hälfte nahm Athene mit und gab sie später Aietes, dem König von Kolchis.). Kaum hatte Kadmos die Zähne eingepflügt, wuchsen aus der Erde schwer bewaffnete Männer, die Spartoi, „die Ausgesäten“. Weil Kadmos einen Stein nach ihnen warf und jeder glaubte der andere sei es gewesen, begannen sie eine wilde Schlacht bei der nur 5 überlebten, Pelors, Echion, Hyperenor, Chthonios und Udaios, die Stammväter der Thebaner. Mit ihnen baute Kadmos die Kadmeia, eine Burg, deren Eponym er ist (Kleine Reste der Kadmeia sind heute noch zu besichtigen.). Als erste Buße für die Ermordung der heiligen Schlange musste Kadmos acht Jahre dem Ares dienen, dann machte Athene ihn zum König jener Stadt, die er auf dem Hügel unter der Burg errichtete; das spätere Theben. Ares gab nun, widerwillig, man sagt, Zeus habe ihn beauftragt, seine Tochter Harmonia 1 / 2 dem Kadmos zur Frau. Nonnos überliefert eine schöne Geschichte: Typhon habe Zeus die Blitze gestohlen. Zeus beauftragte Kadmos sich als Spielmann zu verkleiden und zu Typhon zu gehen und ihm vorzuspielen. Während Typhon den schönen Weisen lauschte holte sich Zeus die Blitze zurück, machte Kadmos unsichtbar und tötete Typhon. Für diesen Dienst erhielt Kadmos die Harmonia. Im Beisein der Götter wurde eine wunderschöne Hochzeit gefeiert; lies Harmonia >. In einer samothrakischen Fassung der Sage, Kerenyi bezeichnet sie als Urfassung, raubt Kadmos die Harmonia. Ares grollte Kadmos jetzt noch mehr und rächte sich, indem er seinen Töchtern vernichtend in das Leben eingriff. …… Nach einer weniger farbigen Geschichte unterwarfen die eingedrungenen Phönizier unter Kadmos die alteingesessenen Hyantes und Aones, jene zwei Stämme, denen das Gebiet gehörte. Die Hyantes wurden vertrieben, die Aones baten um Frieden und durften bleiben. …… Beachte: Zuerst Befestigungsbau, dann acht Jahre dem Ares (Kriegsgott) gedient = Kampf gegen und Vertreibung der Hyantes und Unterwerfung der Aones, nach acht Jahren Krieg, Sieg und Machtübernahme = Kadmos wird von der Gerechtigkeit zum König ernannt, abschließend endlich wieder Harmonie und Frieden im Land = Kadmos heiratet Harmonia. ….. Nach den vom rachedurstigen Ares herbeigeführten Katastrophen mit ihren Töchtern wanderten Harmonia und Kadmos, gebeugt von Trauer, begleitet von ihrem Volk, in hohem Alter nach Illirien aus. Auf den Rat eines Orakels gingen sie in das Land der Encheläer, eines kaum bekannten Stammes. ….. Einschub: In der Literatur werden verschiedene Gründe für das Auswandern der Kadmeer angegeben (lies Epigonoi >), aber alle haben etwas gemeinsam. Hier liegt eine Spiegelung historischer Verhältnisse vor. Die Unterjochung und Vertreibung des Volkes der Kadmeer durch boiotische Einwanderer nach Pirene und Milet ließ die Sage entstehen, dass dereinst die Kadmeer Rache üben und mit Kadmos in der Form einer Schlange (=Heros) wieder in Theben einziehen werden. ….. Als die Encheläer einen Tempel des Apollon plünderten, wurden sie von Apollon vernichtet. Ares jedoch rettete Harmonia und Kadmos. Kadmos glaubt den Grund seines Elends zu erkennen; Ovid met. 4,571 f: „War die Schlange heilig vielleicht, die damals durchbohrt mein Schwert .....“ und bittet die Götter, wenn dies so sei, ihn als Wiedergutmachung ebenfalls in eine Schlange zu verwandeln. Ares vergab ihm, erhört ihn, verwandelte das alte gebrochene Paar in Schlangen (= Heroisierung) und schickte sie in das Elysium. …… Bereits im 2. Jahrtausend v. Chr. begannen die Phönizier Niederlassungen im Mittelmeerraum zu errichten. Die Europa-, Kilix-, Thasos- und Kadmossagen können unter Vorbehalt als Kolonisationssagen betrachtet werden. Auf alle Fälle gelten sie als Kulturbringer. Kadmos wird die Einführung der phönizischen (unserer) Schrift in Griechenland und die Gründung der Erzförderung und des Bruches von Gestein zugeschrieben. In Tyros wurde er mit einem Heilgott identifiziert und kultisch verehrt. In Thera und Sparta hatte er ein Heroon; Pausanias 3,15,8. In den Städten Sidon und Tyros waren er und seine Taten auf Münzen abgebildet. …….. Fast alle späteren, bereits geschichtlich beweisbaren Herrscher und berühmten Familien führten ihre Abstammung auf mythologische Größen zurück. Theron z. B., der milde Tyrann von Akragas auf Sizilien (heute Agrigent), geb. 540 / 530 und gestorben 472 v. Chr., unter dem Akragas seine erste Hochblüte erreichte, verwies, um seinen Machtanspruch zu begründen, auf folgenden Stammbaum: Kadmos – Polydoros – Labdakos – Laios – Oidipus – Plyneikes – Theresandros – Tisamenos – Autesion – Theras – Samos – Telemachos – Chalkiopeus – Emmenides – Ainesidamos - Theron. …… Kadmos spielt in der bildenden Kunst kaum eine Rolle. Auf Vasen waren er und seine Taten abgebildet. Umso mehr Bedeutung hatte er in der Literatur. Griechischen Schriftstellern war er vollkommen geläufig, seine Geschichte wurde oft erzählt. Den ausführlichsten Bericht liefert Apollodor 3,4,1f. 3,5,2. 3,5,4. Auch in Euripides` Bakchen tritt er auf. Die ganz späten Umbildungen der Sage waren von einem pragmatischen Rationalismus geprägt und führten so weit, dass Euhemeros erzählen konnte: Kadmos war der Koch des Königs von Sidon und ist mit einer Flötenspielerin Harmonia durchgebrannt.