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kronos
KRONOS Titan, Sohn und zwölftes Kind der Gaia, der Mutter Erde, und des Uranos, des Himmelsgottes; die Römer nannten Kronos Saturnus. ….. Literarisch erstmals erwähnt wurde Kronos in der Ilias des Homer. Ilias 5,720f: „Und sie ging und schirrte die Rosse mit goldenem Stirnband, Hera, die würdige Göttin, die Tochter des mächtigen Kronos.“ Ilias 8,409ff: „So sprach er, und die sturmschnelle Iris flog fort mit dem Auftrag und gelangte vom Idagebirge zum hohen Olympos. Vorn am Tore des schluchtenreichen Olympos erreichte sie die beiden und hielt sie an und verkündete ihnen: »Wohin eilt ihr? Was klopft euch das Herz in wilder Erregung? Zeus verbietet es euch, den Argeiern Hilfe zu leisten. Derart drohte des Kronos Sohn, so wird er auch handeln: Lähmen werde er euch im Joch die eilenden Rosse, selber vom Wagen euch stürzen und das Fahrzeug zerschmettern! Nicht einmal im Verlaufe eines vollen Jahrzehntes würdet ihr heilen die Wunden, die euch sein Blitzstrahl verursacht; du sollst, Pallas, begreifen, was Kampf mit dem Vater bedeutet! Weniger Zorn und Entrüstung hegt er freilich für Hera; pflegt sie doch seine Befehle bereits seit je zu durchkreuzen. …“ [Homer: Ilias. Dichtung der Antike von Homer bis Nonnos, S. 4861 (vgl. Homer-W Bd. 1, S. 148) (c) Aufbau-Verlag] Ilias 8,477ff: „Derart ist es bestimmt. Dein Zorn bekümmert mich gar nicht, auch nicht, falls du dich zu den äußersten Grenzen der Erde und des Meeres begäbst, wo Iapetos sitzet mit Kronos und sich weder des Helios freut, des Gottes der Höhe, noch erfrischender Winde; rings gähnt des Tartaros Tiefe.“ [Homer: Ilias. Dichtung der Antike von Homer bis Nonnos, S. 4864 (vgl. Homer-W Bd. 1, S. 150) (c) Aufbau-Verlag] Ilias 15,184ff: „Ärgerlich sprach da der ruhmreiche Gott, der die Erde erschüttert: »Schande! Sehr stark muß er sein, so übermütig zu reden: Mich, der ihm gleichsteht an Rechten, möchte gewaltsam er hemmen! Wir sind als Brüder zu dritt, die wir stammen von Kronos und Rheia, Zeus - dann ich - dann Hades, der Herrscher der Tiefe, als dritter. Dreifach geteilt ward das Weltall, und jeder bekam eine Herrschaft: Mir ward beim Losen bestimmt, im schimmernden Meere zu wohnen ewige Zeit; und Hades erhielt das dämmrige Dunkel; Zeus erloste den weiten Himmel, in Äther und Wolken. Erde und hoher Olympos sind noch allen gemeinsam. Darum will ich mich auch dem Kroniden nicht fügen, nein, ruhig soll er, wie kraftvoll er ist, sich auf sein Dritteil beschränken. Nicht mit Gewalt braucht er mir zu drohen, als sei ich ein Feigling! Angebracht wäre es eher für ihn, mit heftigen Worten seine eigenen, leiblichen Töchter und Söhne zu schelten; diese gehorchen schon seinem Befehle, wenn auch gezwungen!« [Homer: Ilias. Dichtung der Antike von Homer bis Nonnos, S. 5088 (vgl. Homer-W Bd. 1, S. 277 ff.) (c) Aufbau-Verlag] Ilias 15,220ff: „Nunmehr sprach der wolkenballende Gott zu Apollon: »Gehe jetzt, lieber Phoibos, zum erzgerüsteten Hektor! Schon ist der Träger der Welt, der Gott, der die Erde erschüttert, fort in das heilige Meer, aus Scheu vor dem plötzlichen Ausbruch meiner Wut. Von dem Kampfe hätten noch andre erfahren, auch die Götter der Unterwelt, die Gefährten des Kronos. Aber es war ja viel besser für mich sowie für ihn selber, daß er den offenen Kampf mit mir, trotz seiner Empörung, mied; das Ringen hätte uns bitteren Schweiß nur gekostet. …..“ [Homer: Ilias. Dichtung der Antike von Homer bis Nonnos, S. 5090 (vgl. Homer-W Bd. 1, S. 278) (c) Aufbau-Verlag] ….. Hesiod theog. 137f: „Nach diesen wurde der Krummes sinnende Kronos geboren, das schrecklichste ihrer Kinder. Der haßte den strotzenden Vater.“ ….. Uranos verbarg die 12 Kinder im Dunkel der Nacht, das Tageslicht durften sie nicht sehen. Nach Kronos gebar Gaia noch die drei Kyklopen, Brontes (Donner), Steropes (Blitz) und Arges (den Grellen), und die je hundertarmigen, mehrköpfigen und gewaltigen Hekatoncheiren, Kottos, Briareos und Gyges. Uranos graute vor dieser Brut und verbarg sie im Schoß der Erde, der Gaia. Die große Göttin, schmerzvoll bedrängt aus ihrem Inneren, wollte sich von der Fruchtbarkeit ihres Gatten befreien (wollte Trennung von Himmel und Erde) und ersann einen Anschlag. Sie erschuf aus Steinen das Element des Stahls, formte eine gezahnte Sichel und sprach betrübt zu ihren Kindern; Hesiod theog. 164ff: „Ihr, meine und eines ruchlosen Vaters Kinder, wollt ihr mir gehorchen, so können wir die Schandtat eueres Vaters vergelten. Er hat nämlich als erster die schimpflichen Werke ausgedacht.“ Die Kinder ergriffen die Flucht. Nur Kronos erklärte sich zur Vergeltung bereit. Gaia gab ihm die scharfgezahnte Sichel, unterwies ihn und verbarg ihn in einem Versteck. Als Uranos, begleitet vom Dunkel der Nacht, kam und die ganze Erde umfing, sich mit vollem Liebesverlangen auf sie legte, griff der Sohn aus dem Versteck mit der linken Hand nach ihm, erfasste das Geschlechtsorgan seines Vaters, mähte es mit der Rechten ab und warf es mit gewaltiger Kraft hinter sich. Aus den Blutstropfen des Uranos die zu Boden fielen gebar Gaia, die Mutter Erde, im Laufe der Jahre die Erinyen (Rachegöttinnen), die Tritopatores, die großen Giganten und die melischen Nymphen. Das blutige Geschlechtsteil des Uranos fiel bei Zypern in das Meer, trieb lange Zeit in den Wogen, es entstand Meerschaum aus dem göttlichen Fleisch (letzter Samenerguss) und daraus entstieg Aphrodite, die Göttin der Liebe, „die aus dem Meerschaum Entstiegene“. Uranos, kastriert und von seinem Liebesbegehren befreit, zog sich an den Himmel zurück (Vollzug der Trennung von Himmel und Erde). ….. Kronos befreite die Kyklopen und die Hekachonteiren aus der Mutter, fesselte sie aber, weil sie ihm gefährlich wurden, und warf sie in den Tartaros, der tief im Erdinneren unter dem finsteren Meeresgrund liegt. Nun, als König der Titanen, bezwang er seine Schwester Rheia; Hesiod Theogonie 453ff: „Rheia aber gebar, von Kronos bezwungen, ihm schöne Kinder: Hera mit goldenen Schuhen, Histíë, Demeter, Hades, den starken, der Häuser bewohnt tief unter der Erde, ohne Erbarmen sein Herz; den dröhnenden Erderschütt'rer und auch den klugen Zeus, den Vater der Götter und Menschen. Seines Donners Gewalt läßt die weite Erde erzittern. Alle verschlang der gewaltige Kronos sogleich, wie ein jeder kam aus dem heiligen Schoß der Mutter zwischen den Knien, ängstlich bedacht, daß keiner der edlen Úranosenkel unter den ewigen Göttern die Würde des Königs erlange. Wußte er doch vom gestirnten Úranos und auch von Gaia, daß ihm bestimmt, vom eigenen Sohn bezwungen zu werden, ihm, so stark er auch war, durch Zeus', des erhabenen, Ratschluß. Achtlos stand er nicht auf der Warte, sondern die eignen Kinder verschlang er lauernd; unsägliches Leiden hielt Rheia. Aber als sie nun Zeus, den Vater der Götter und Menschen, sollte gebären, wandte sie sich an ihre geliebten Eltern, an Gaia und den gestirnten Úranos, flehend, ihr mit List zur Seite zu stehen, daß heimlich den teuren Sohn sie gebäre, damit er des Vaters Geschick und die Kinder räche, die Kronos, der Krummes sinnende, große herabschlang. Diese erhörten die liebe Tochter und waren ihr willig, und sie zeigten ihr an, was alles für Kronos, den König, und seinen Großes sinnenden Sohn die Zukunft bereithielt; schickten sie dann nach Lyktos, in Kretas reiche Gefilde, wo sie das jüngste ihrer Kinder sollte gebären,….“ [Hesiod: Theogonie. Dichtung der Antike von Homer bis Nonnos, S. 4508 (vgl. Hesiod-W, S. 20 ff.) (c) Aufbau-Verlag] Rhea, entband Zeus, Gaia nahm ihn in Empfang und unterstellte ihn dem Schutz der Daktylen, den daumenlangen Zwergen vom Berge Ida auf Kreta. Im Dunkel der Nacht versteckte die Mutter das Neugeborene in einer Felshöhle im Berg Aigaion (Zu besichtigen bei Kreta-Bus-Rundreisen; im Winter und für Mitglieder von Seniorenbünden ermäßigter Eintritt.). Dem Kronos gab sie, über Vorschlag ihrer Mutter Gaia, listig einen in Stoff gewickelten Stein; er verschlang ihn sofort. ….. Nymphen fütterten, badeten und salbten Klein-Zeus, sangen ihm süße Weisen (horch Ariadne auf Naxos, von Richard Strauß), Bienen brachten Honig und die Ziege Amaltheia 1 gab Milch. Schnell wuchs der Knabe zum gewaltigen Mann, dem zukünftigen „Herr“-scher der Welt, denn Hesiod sprach ihn nie als König (basileus), sondern immer als anax = Herr, an. ….. Der neue Gott Zeus überredete seine Cousine, die Okeanide Metis, dem Kronos ein Brechmittel zu verabreichen. Ahnungslos trank Kronos und erbrach alle seine von ihm verschlungenen Kinder: Hestia, die Göttin des Herdes und der Häuslichkeit, Demeter, die Göttin der Fruchtbarkeit, Hera, die Beschützerin der Ehe, Poseidon, den Gott des Meeres und Hades, den Gott der Unterwelt. Sofort stellten sie sich in dem von Uranos und Gaia vorausgesagten Machtkampf zum Sturz des Kronos und aller seiner Geschwister, den Titanen, auf die Seite ihres Bruders und Befreiers Zeus. ….. Bereits zehn (oder 90) Jahre dauerte der Kampf der Titanen gegen die Götter. Tagtäglich wurde gekämpft, noch immer unentschieden. Da griff Gaia entscheidend ein. Sie flüsterte Zeus zu, er solle doch die Kyklopen und die Hekatoncheiren aus dem Tartaros befreien, mit ihrer Unterstützung könne er gewinnen. Zeus gehorchte und befreite die sechs Ungetüme aus dem Tartaros. Die drei einäugigen Kyklopen schmiedeten aus Dankbarkeit sofort Blitze und übergaben sie Zeus als Waffe und Symbol der Herrschaft. Kottos, Briareos und Gyes, die riesigen, ungestümen und überheblichen Söhne der Erde, jeder mit hundert Armen und fünfzig Köpfe und maßlos gewaltiger Stärke, erhielten von Zeus zudem noch Nektar und Ambrosia. Damit wurden sie unsterblich, noch stärker und in den Stand der Göttlichen gehoben. Zudem ernannte Zeus Briareos zum Schiedsrichter bei Streitigkeiten zwischen den Göttern. Als Gegenleistung erfassten die dreihundert Arme dreihundert riesige Steine und schleuderten sie auf den Gipfel des Berges Othrys, den Sitz der Titanen. Eine fürchterliche Schlacht begann. Die Hundertarmigen, unterstützt von Hera, Poseidon, Hades, Hestia, Demeter und Zeus mit seiner neuen Waffe, den grellen Blitzen und dem Donner, besiegten die Titanen, fesselten sie und warfen sie in den Tartaros. Drei Mauern wurden um sie gebaut, Nyx, die Nacht, umgab sie mit Dunkelheit, Poseidon schloss auf dem Meeresgrund das Tor zum Tartaros und die drei Hundertarmigen sprangen auf den Grund des Meeres und bewachen das Tor. Kronos Macht war gebrochen, er war endgültig besiegt. Zeus war der strahlende neue Beherrscher der Welt. Aus Dankbarkeit über die Befreiung aus dem Körper ihres Vaters anerkannten die Geschwister seine Weltherrschaft. ....... Hesiod erzählt, dass während der Regentschaft der Kronos die Menschen das goldene Zeitalter erlebten; Werke und Tage 109-120: „Als goldenes schufen zuerst die Unsterblichen, die im olympischen Haus wohnen, das Geschlecht der redenden Menschen. Diese lebten unter Kronos, der im Himmel als König herrschte, führten ihr Leben wie Götter, hatten leidlosen Sinn und blieben frei von Not und Jammer; nicht drückte sie schlimmes Alter, sie blieben sich immer gleich an Füßen und Händen, lebten heiter in Freuden und frei von jeglichem Übel und starben wie vom Schlaf übermannt. Herrlich war ihnen alles, von selbst trug ihnen die Korn spendende Erde Frucht in Hülle und Fülle. Sie aber taten die Feldarbeit nach Gefallen und gemächlich und waren mit Gütern gesegnet, reich an Herden und lieb den seligen Göttern.“ Spätere Dichter beschrieben diese Zeit in üppigster Sprache, sie erzählen von fliegenden gebratenen Gänsen, Flüssen von Wein u. s. w. – das heutige Schlaraffenland. ....... In den Orphei Hymni 154 wird berichtet, dass Kronos, berauscht von süßem Honig, schlief und von Zeus gefesselt wurde. Zeus brachte seinen Vater an das Ende der Welt auf die Insel der Seligen, begleitet vom Goldenen Zeitalter und dort, wohin nur die göttlich Begnadeten nach ihrem Tod kommen, herrscht er heute als König der Seligen, umweht von den frischen Lüften des Okeanos und wohnt im „Turm des Kronos“, Kronos, „der Gatte der Rhea, der zuhöchst über allen thronenden Göttin“ (= Matriarchat im Elysium, dort wo heute noch das Goldene Zeitalter existiert). ...... Ursprünglich war Kronos ein alter vorgriechischer Gott mit Wurzeln im vorderen asiatischen Bereich. Die ihn umgebenden Motive lassen eine breite Deutung zu und stellen Verbindungen zu vielen geographisch verschiedenen Gottheiten der Religionen vor unserer Zeitrechnung her: - Im Körper der Mutter, der Erde, eingesperrt – chthonisch. - Gehorsam gegenüber der Mutter, List der Mutter, Kastration des Vaters – Matriarchat. - Kastration – Fruchtbarkeitssymbolik, Fruchtbarkeitsgott. - Gezahnte Sichel – sie ist in Vorderasien seit dem Neolithikum bekannt. Der römische Sichelgott Saturnos, dem Kronos gleichgestellt, hat seinen Ursprung im etruskisch-keltischen Bereich. - Der Vater zieht sich an den Himmel zurück – Trennung von Himmel und Erde. Wichtiger Teil der Weltentstehungslehren. - Ehe mit der Rhea – Verbindung mit der mediterranen Erd- und Muttergöttin. - Er frisst die eigenen Kinder – Totengott, ein Menschenopfer fordernder frühgeschichtlicher Fruchtarkeits- und Vegetationsgott. - Er wird übertölpelt – barbarischer Urgott der vorkulturellen Zeit (siehe die Darstellung im Museo Vaticano). - Kampf der Götter gegen die Titanen – ein Nachfolgekampf im Götterhimmel, der Bestandteil vieler Religionen ist. - Die Tartarosverbannung – das Unwiderrufliche, Ewige, in Verbindung mit barbarischer Gewaltanwendung, Elend und Qual (vergleichbar mit der christlichen Hölle). - König im Elysium – das Unwiderrufliche, Ewige, in Verbindung mit göttlicher Schönheit, Harmonie und Glückseligkeit (vergleichbar mit dem christlichen Himmel). Empfehlenswerte Lektüre: Beitrag des Dr. Wolfgang Fauth, in Der Kleine Pauly, Band 3, Seiten 355-364. ....... Zeus, der zwischen 2300 und 1900 v. Chr. in die Ägäis importiert wurde, hat sich in den darauf folgenden Jahrhunderten der mykenischen Zeit zum Beherrscher der Welt entwickelt und damit Kronos verdrängt. Kronos und Rhea, Rhea meist in der Form der Kybele, wurden dennoch bis in das 4. Jh. n. Chr. kultisch verehrt. Nördlich von Olympia hatte er auf dem 122 m hohen Berg Kronion ein Heiligtum. ………………. KINDER DES KRONOS: Neben Hestia, Zeus, Hades, Hera, Demeter und Poseidon, den Kindern des Kronos und der Rheia, die in der Theogonie des Hesiod aufgezählt werden, gaben ihm spätere Schriftsteller noch folgende Nachkommen: AION „Das Zeitalter“. Personifizierung der Zeit oder des Zeitablaufes, Sohn des Kronos; Nonnos Dionysiaka 36,423: „Der runde Aoin dreht das Rad des vierwegigen Kronos.“ ALETHEIA / VERITAS „Die Unverborgenheit.“ Personifikation der Wahrheit. Sie gilt als mutterlose Tochter es Zeus oder des Kronos. Bei den Römern heißt sie als Tochter des Saturnos Veritas. Auch als Tochter der Paideia oder Amme des Apollon wurde sie gedacht. ………. Pindar, olympische Oden 10,3: „……Aber, o Muse, und du, Tochter des Zeus, Wahrheit, wehret mit erhobener Hand dem Vorwurf der Lüge, ich hätte den Gastfreund beleidigt. …..“ [Pindar: Olympien. Dichtung der Antike von Homer bis Nonnos, S. 9318 (vgl. Pindar-D, S. 52) (c) Insel-Verlag] ANANKE „Die Naturnotwendigkeit“. Zum göttlichen Wesen personifiziert erscheint sie zuerst in den theogonischen Spekulationen der Orphiker. Sie erscheint ihrem Wesen entsprechend in vielfältiger Form: - Im orphschen Jenseitsglauben, im philosophischen Mythos bei Plutarch de sera num. vind. 25, 564 e, ist Ananke von Zeus die Mutter der Adrasteia. Adrasteia, „Die Unentrinnbare“, war auch eine thrakophyrg. Nymphe und Berggöttin der Troas. Ihre Diener waren die idäischen Daktylen. Sie wurde in weiten Teilen Griechenlands und besonders in Adrastos in vielfältigster Form kultisch verehrt. Dementsprechend werden auch eine Vielzahl von Vätern, unter ihnen Melisseus, und Mütter genannt. ……………… Ananke hält auf dem Schoß die diamantene Spindel um die sich die Welt dreht, ihrer Macht kann keiner widerstehen; Aischylos Prom. 103f: „…………………. Das verhängte Teil jedoch Muß man so leicht als möglich tragen, da man weiß: Zu streiten ist nicht gegen die Notwendigkeit.“ Sie ist Weltengöttin und Totenrichterin; unter orphschem Einfluss wurde sie als Verkörperung der Dike aufgefasst: - Ananke wird auch der Adrasteia gleichgesetzt. - Mit Kronos-Herakles zeugt sie Aither, Chaos und Erebos. - Bei Platon Rep. 10,617 C ist sie Mutter der Moiren und damit Herrin über die Schicksale der Menschen: „Drei Andere aber, in gleicher Entfernung rings her jede auf einem Sessel sitzend, die weiß bekleideten am Haupte bekränzten Töchter der Notwendigkeit, die Mören Lachesis, Klotho und Atropos, sängen zu der Harmonie der Sirenen, und zwar Lachesis das geschehene, Klotho das gegenwärtige, Atropos aber das bevorstehende. Und Klotho berühre von Zeit zu Zeit mit der Rechten den äußeren Umkreis der Spindel und drehe sie mit, Atropos aber eben so die inneren mit der Linken, Lachesis aber berühre mit beiden abwechselnd beides das äußere und innere.“ - Bei Procl. Plat. Tim. V 323 C ist sie Gemahlin des Demiurgen und Mutter der Heimarmene (Demiurgoi und Heimarmene sind philosophische Begriffe; lies Paulis Realencyklopädie der classischen Altertumswissenschaft Bde. IV,2 Seite 2856ff und VII,2 Seite 2622ff). - Als Tochter des Kronos und Schwester der Dike. - Euripides frg. 1011 N setzt sie den Erinyen gleich. - Auch als Amme des Zeus wurde sie verehrt. Ananke herrschte am Anfang aller Dinge; Platon Symposion 195 C: „Sondern ich behaupte, er (Eros) ist der jüngste unter den Göttern und immer jung, und jene alten Händel unter den Göttern von denen Hesiodos und Paramenides reden, müssen sich unter der Notwendigkeit ereignet haben, nicht unter dem Eros, wenn jene anders wahr erzählt haben. Denn sie würden einander nicht verschnitten und in Bande geworfen und sonst vielerlei gewaltsames verübt haben, wenn Eros unter ihnen gewesen wäre, sondern einander geliebt und friedlich gelebt wie jetzt seit Eros über die Götter regiert.“ Genau verkörpert sie als universale Naturnotwendigkeit auch das Ende aller Existenzen. ….. Euripides Alkestis 962ff: CHOR. Ich bin durch das Reich der Musen gestürmt und hinauf in die Lüfte und habe mich mit vielen Lehren befaßt: Mächtiger fand ich nichts als die Ananke, auch kein Zaubermittel auf thrakischen Tafeln, die des Orpheus Stimme beschrieb, auch nicht die Zauberkräuter all, die Phoibos schenkte den Söhnen des Asklepios, nachdem er zur Hilfe sie für schmerzgepeinigte Menschen geschnitten. Als einzige Gottheit verbietet sie, sich ihren Altären und ihrem Bildnis zu nahen; Opfer erhört sie nicht. O Herrin, laste nicht schwerer auf meinem Leben als früher schon! Denn selbst was Zeus gebietet, vollendet er nur im Bunde mit dir. Das Eisen sogar der Chalyber zwingst du gewaltsam, und keine Nachsicht kennt dein schroffes Begehren. [Euripides: Alkestis. Dichtung der Antike von Homer bis Nonnos, S. 2871 (vgl. Euripides-W Bd. 1, S. 36 ff.) (c) Aufbau-Verlag] ……………………….. Bei einem Intermedium, einer Musikaufführung anlässlich der Hochzeit von Ferdinando de Medici mit Christine von Lothringen im Jahre 1589, bei dem sechs Musiker unter der Leitung von Graf Giovanni de Bardi Kompositionen beisteuerten (unter ihnen Jacopo Peri, der erste der Opern komponierte), trat auch eine Göttin der Notwendigkeit in Begleitung der drei Parzen auf. APHROS / APHRAIOS Sohn der Philyra und des Kronos, Bruder von Chiron, Zeus und Hera, Gemahl der von der Insel Lakeria stammenden Astynome 5 und von ihr der Vater der Aphrodite. Diese lokale Genealogie stammt aus der thessalischen Stadt Lakereia, hinter der sich die ` Ìnsel Lakeria verbirgt. Chiron und Philyra haben ihren Ursprung auch in Lakereia. Weil Kronos auch bei der Zeugung des Chiron als Hengst auftrat dürfte auch Aphros als Rossmensch zu denken sein. CHALKEDON Sohn des Kronos. Nach ihm wurde zuerst ein Fluss und dann die Stadt Chalkedon benannt. Er wird wegen der Namensähnlichkeit auch als Sohn des Kalchas genannt. ENKELADOS 2, HYPEROCHOS 2, PATROKTONOS UND KRANTOR Ops 3 war eine römische Göttin, deren Feste am 25. August und am 19. Dezember gefeiert wurden und die man schon in frühester Zeit kultisch verehrte. Mit Saturnus soll sie vier Korybanten, Pfleger des Zeuskindes, gezeugt haben: Enkelados 2, Hyperochos 2, Krantor 2 und Patroktonos; Schol. Bern. Vergil Georgia 4,151. ILOS 1 Sohn des Tros und der Kallirrhoe 3, König von Troia und Eponym der Stadt. Gemahl der Eurydike 6, von ihr Vater von Themiste, Tithonos, Laomedon 1 und Telekleia; Homer Ilias 20,232; 10,415; 11,166. 372; 24,349. In Dardania herrschte sein Bruder Assarakos und Ilos wanderte nach Phrygien aus. Damit kam es zur Trennung des Geschlechtes der Dardaniden mit dem Zweig Assarakos - Kapys - Anchises - Aineias - Askanios bis zum legendären Machtanspruch der römischen Kaiser ab Augustus bis zum Jahre 476 und dem englischen Königshaus bis heute einerseits und über Ilos / Laomedon / Priamos und seien Kindern und Enkeln bis zum Untergang dieses Zweiges beim Brand von Troia andererseits. In Phrygien erhielt Ilos für einen Sieg im Ringkampf als Preis 50 junge Männer und 50 junge Frauen. Der phrygische König schenkte ihm in Befolgung eines Orakelspruches zudem eine gescheckte Kuh mit dem Auftrag dort eine Stadt zu bauen wo die Schöne sich niederlege. Auf einem Hügel der der Göttin Ate heilig war legte sie sich nieder. Obwohl ein Orakel vor diesem Platz gewarnt hat ließ Ilos eine Stadt bauen und nannte sie nach sich Ilion, später nach seinem Vater Tros - Troia. Ilos betete zu Zeus um ein Zeichen seiner Gunst, ein Palladion fiel vom Himmel von dem man sagte, dass Troia nichts geschehen könne solange sich das göttliche Geschenk in der Stadt befinde. Ilos vertrieb nach dem Tod des Tantalos dessen Sohn Pelops aus dem Gebiet um den Berg Sipylos und Pelops wanderte auf den nach ihm benannten Peloponnes aus. ….. In der phoinikischen Theogonie ist Ilos Sohn der Gaia und des Kronos. …. Als Aineias, dem Auftrag des Geistes seines Vaters folgend, nach der Ankunft in Italien mit der Sibylle von Cumäa in die Unterwelt hinab stieg, traf er im Reich der Schatten in der Abteilung Elysium den Ilos; Aeneis 6,644ff: „Hier auch verweilen die herrlichen Enkel des uralten Teukros, edle und mutige Helden, geboren in besseren Zeiten, Ilos, Assárakos, Dardanos schließlich, der Gründer von Troja. Seitlich erspähte Aeneas Waffen, zugleich nicht besetzte Wagen; die Speere standen, ins Erdreich gebohrt, und die Rosse, abgeschirrt, weideten: Wer sich an Wagen und Waffen in seinem Leben erfreute, wer glänzende Rosse aufzog und pflegte, darf sich im Erdenschoß auch der Lieblingsbeschäftigung widmen.“ [Vergil: Lied vom Helden Aeneas. Dichtung der Antike von Homer bis Nonnos, S. 17775 (vgl. Vergil-W, S. 288) (c) Aufbau-Verlag] NINOS 2 Mythischer, nur in der griechischen und römischen Literatur vorkommender, in der örtlichen Keilschrift aber nicht bekannter Gründer des assyrischen Reiches. Also eine reine Figur der dichterischen Phantasie. Er soll ein Nachkomme des Herakles nach Alkaios 3 und Belos, also des Gottes Bel (oder seines Sohnes Arbelos), sein. Auch Kronos wird als Vater genannt. Ninos soll das assyrische Reich gegründet und die Stadt Ninos (=Ninive) gebaut haben. Der biblische „große Jäger Nimrod“ wurde von den Assyriern Ninos genannt und zum ersten König nach der Sintflut und Erbauer von Babylon gemacht. Ninos soll Semiramis, die Tochter der syrischen Göttin Derketo, geheiratet und mit ihr einen Sohn Ninyas gezeugt haben. Diodor 2,4-20 (nach Ktesias) überliefert zwei Versionen der Ninos-Sage: 1. Ninos bewaffnete junge Krieger, unterwarf Babylonien, Armeniern und Medien, schloss mit Ariaios, dem König von Arabien, ein Bündnis und eroberte den ganzen vorderen Orient mit Ausnahme von Indien. Bei einem Heerzug gegen Oxyartes, den König von Baktrien, traf er mit Semiramis, der Gemahlin seines Feldherrn Onnes 1 zusammen. Er bewunderte und liebte diese über alle Maßen schöne und kluge Frau und heiratete sie nach dem Selbstmord des Onnes. Nach dem frühen Tod des Ninos übernahm Semiramis die Regentschaft. 2. In dieser Version war Semiramis früher eine Hetäre, heiratete König Ninos und bat ihn eines Tages für fünf Tage die Regentschaft übernehmen zu dürfen. Ninos übergab der schönen, klugen und geliebten Frau die Regentschaft. Semiramis nützte die Macht, ließ ihren Gemahl einsperren und töten und übernahm die Alleinherrschaft. ……… Bereits Herodot 1,184 erwähnt eine Königin Semiramis, wobei es sich um die Fürstin Samu-ramat, die Mutter des assyrischen Königs Adad Nirari III (81o – 772 v. Chr.) handeln dürfte. Nach dem frühen Tod des Ninos regierte sie alleine 42 Jahre, führte ein ausschweifendes Leben und ließ gewaltige Bauten in Ninive und Babylon errichten. Bei einem Eroberungsfeldzug gegen Indien erlitt sie eine vernichtende Niederlage. Als sie 62 Jahre alt war versuchte ihr Sohn Ninyas sie zu stürzen. Der Auftragsmord durch einen Eunuchen schlug aber fehl. Semiramis verzichtete freiwillig auf den Thron und wurde, wie es ihr ein Orakel vorausgesagt hatte, zu den Göttern entrückt. Das Volk verehrte sie in der Form einer weißen Taube. ….. Die Erzählungen um Semiramis werden stark abweichend wiedergegeben und führen zu dem Schluss, dass hier Volkserzählungen über verschiedene Königinnen der assyrischen und babylonischen Reiche in der legendären Person einer Semiramis zusammengefasst wurden. Die ihr oder Nebukadnezar zugeschriebenen „Hängenden Gärten von Semiramis“ sind ebenso legendär, obwohl Bauten ausgegraben wurden, die die Existenz solcher Gärten als nicht unwahrscheinlich erscheinen lassen. …….. Ninos gilt auch als Vater des Agron 2, des Stammvaters der lydischen Dynastie nach Herakles, die 21 Generationen lang bis Kandaules Lydien regiert haben soll. …….. Phoinix (3. Jh. v. Chr.): Ninos In Assur herrschte einst ein Mann, wie ich höre, mit Namen Ninos. Der besaß an Gold gleichsam ein Meer und Schätze sonst wie Kaspisand zahllos, mied Sternbeobachtung und mied auch Sternforschung, ließ bei den Magiern nicht die heil'ge Glut flammen, berührte nicht den Gott, nach Brauch, mit dem Stabe, hielt keine Reden, wirkte nicht als Rechtspfleger, berief das Volk nicht, kannte nicht des Volks Anzahl, war Meister bloß im Essen, Trinken und Lieben, verschmähte alles andre, »stieß es vom Felsen«. Nach seinem Tode hinterließ er die Worte an seiner Ruhestätte, als des Grabs Aufschrift: »Hör zu, seist du Assyrer oder auch Meder, Koraxer oder, von dem Obersee, Sinder mit langem Haupthaar - ohne Unterschied höret: Dereinst gewann den Lebenshauch ich als Ninos, jetzt bin ich gar nichts mehr, ich wurde zur Erde. - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - Und meinen Reichtum raffen fort, vereint, Feinde, so wie die Bakchen ein noch lebendes Zicklein. Ich konnte freilich weder Gold noch Roß nieder zum Hades schleppen noch den silbernen Wagen; als düstre Asche lieg ich, Träger der Mitra.« [Phoinix: [Lyrik]. Dichtung der Antike von Homer bis Nonnos, S. 9243 (vgl. Griech. Lyrik, S. 413-414) (c) Aufbau-Verlag] ……… Ca. im 1. Jh. v. Chr. wurde Ninos zur Hauptfigur eines Romans, von dem leider nur noch Fragmente erhalten sind. PICUS Ein Buntspecht und römischer Halbgott der Wälder, der dem Mars heilig war. Einige römische Mythographen erklärten ihn zum Menschen, machten ihn zum König der Urzeit und Gründer Roms und gaben ihm Saturn als Vater und den Waldgeist Faunus zum Sohn, Vergil Aeneis 7,45ff. Ovid met. 14,320ff erzählt: Das anmutige und wunderschöne Mädchen Canens war die Tochter der Nymphe Venilia und des Ianus und wurde auf dem Palatin geboren. Ihr herrlicher Gesang verzauberte, wie einst bei Orpheus, die Menschen und die Natur. Der noch Laurenterkönig Picus, ein Jüngling noch, und schön und von allen Nymphen begehrt, verliebte sich unsterblich in sie. Ihr Eheglück war aber nur von kurzer Dauer. Als Picus sich mit seinen Freunden auf der Eberjagd befand erblickte ihn Circe und erglühte in heißer Leidenschaft. Sie verwandelte sich in einen Eber, lockte den Begehrten in tiefes Gebüsch und als sie den Ort günstig fand, nahm wieder die Gestalt einer Frau an und sprach: „Bei deinen Augen, die gefangen die meinen, bei dieser Gestalt, o du Schönster, Die eine Göttin, mich, lässt flehend die nahen, erbarme dich Hier meiner Glut und nimm als Schwäher Phoebus, der alles Sieht, und verachte nicht hart die titanenentstammende Circe.“ ….., doch trotzig kehrt er sich nicht an sie und ihre Bitten. „Wer du auch seist, ich bin nicht der Deine. Nein, eine andere Hält mich gefangen und wird, so flehe ich, ewig mich halten, Will mit Buhlschaft nicht verletzen den ehelichen Bund, solang mir da Schicksal erhält die janusentstammende Canens.“ Circe, wütend über diese Zurückweisung, wendet sich zweimal, berührt Picus mit dem Stab und als er vor dieser Frau flieht merkt er, dass er bunte Federn in schönsten Farben am Leib hat und – fliegt. Circe hat ihn in einen Buntspecht verwandelt. Seine Freunde suchten ihn, fanden die Zauberin und wollten sich mit Waffen auf sie stürzen. Sie aber rief die Dämonen der Finsternis und mit Hekates Hilfe ließ sie den Wald entschweben. Vor Grausen erstarrten die Männer, Circe aber berührte sie mit dem giftgetränkten Stab und verwandelte sie in „unholder Tiere Gestalten“. Canens suchte Picus. Sechs Tage und sechs Nächte streifte sie durch die Wälder, aß nichts, trank nichts, rief seinen Namen, Picus, Picus, immer wieder - vergeblich - und verzweifelt schlug sie sich den Busen. Weinend ließ sie sich am Strand des Tiber nieder, weinend sang sie mit ihrer alles verzaubernden Stimme ein Abschiedslied und, welch ein Zauber, löste sich auf in Luft und entschwand mit den Winden. ….. Diese Sage, die wahrscheinlich der Phantasie des Ovid ihren Ursprung verdankt, ist eine der vielen Deutungen der Klänge, speziell der Winde, in der Natur. ….. Picus und Canens wurden in die mythische Genealogie des Ursprungs der Stadt Rom eingebaut; Vergil Aeneis 7,45ff: „Der König Latinus regierte, ein alter Mann schon, die Fluren und die freundlichen Städte seit langem in Frieden. Er war, wie wir hörten, ein Sohn des Faunus und der laurentischen Nymphe Marcia. Des Faunus Vater ist Picus, der dich, Saturn, als seinen Erzeuger nennt, du bist seines Blutes erster Ursprung.“ Auch bei Vergil Aeneis 7,187-191 verwandelt ihn die verschmähte Circe und besprengt ihn mit Farben: „Picus, Bezwinger der Rosse, mit quirinalischem Krummstab, festlich in kurzer Staatstoga und in der Linken den Rundschild, thronte als einziger; Circe, die ihn zum Gatten begehrte, hatte, verschmäht, mit dem goldenen Stab ihn geschlagen, durch einen giftigen Trank ihn zum buntgesprenkelten Spechte verwandelt.“ [Vergil: Lied vom Helden Aeneas. Dichtung der Antike von Homer bis Nonnos, S. 17800 (vgl. Vergil-W, S. 303-304) (c) Aufbau-Verlag] ….. Bei Charax von Pergamos frg. 19, FHG III 640 sind Picus und Io die Eltern von Libya die mit Poseidon den Enalios gezeugt hat. PLUTO 2 „Die Reiche“. Berekyntische Nymphe, Tochter der berekyntischen Großen Mutter Kybele und des Kronos. Sie kann auch die Kybele selbst sein mit dem Namen Pluto als die große Beschenkende, weil in dieser Gegend die Natur die Menschen mit großem Goldreichtum im Berg Tmolos und im Sand der Flüsse beschenkte; Kerenyi, Die Heroen-Geschichten S. 53. Sie wird überliefert als: Gemahlin des Zeus mit Tantalos als Sohn; Gemahlin des Tmolos mit Tantalos als Sohn; Gemahlin des Tantalos mit Atlas und Pelops als Söhne. Jedenfalls ist sie die Stammmutter des grausamen Geschlechtes der Tantaliden. SABAZIOS Ein Sohn des Kronos, phrygisch-thrakischer Gott der vegetativen Fruchtbarkeit. Sein Name ist verwandt mit dem illyrischen sabium und heißt dort „Gerstenbier“. Mit Dionysos wesensverwandt ist er durch seine Funktion als „Herr der betrunkenen Silenen“. Im Vollrausch fühlten sich seine Verehrer mit ihm eins und feierten ihn in orgiastischen Umzügen. Mit der Erweiterung seines Wirkungsbereiches über Lydien, Karien und Bithnyen wurde er mit anderen Göttern (Attis, Mythras, Men) fusioniert und nahm orientalische Elemente in sich auf. In den Diadochendynastien in Pergamon und Syrien wurde er zum Zeus Sabazios und sanktioniert. In dieser Form gelangte er auch nach Rom. ………………… DEM SABAZIOS Höre und, Kronos Sohn, Vater Sabazios, ruhmreicher Gott, Der den Bakchios Dionysos Den lauttosenden, Schenkelgeborenen, Eingenäht in die Hüfte, Daß er komme gereift Zur schönwangigen Hippa Auf Tmolos heiligen Höhen. Du aber, Seliger, Phrygiens Herr, Königlichster von allen, Helfer mit freundlichem Sinne, Komm zu den mystisch Feiernden. (J. O.Plassmann Übersetzer, Orpheus ist angeblicher Verfasser, Orpheus: altgriechische Mysterien. Erstauflage. Köln: Eugen Dietrichsverlag, 1982.)