eine gesamtgenealogie der griechisch-mediterranen mythologie
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medeia
MEDEIA Auch Medea genannt, kolchische Zauberin. Medeia gilt als erste „psychologische Figur“ und ist wohl die bedeutendste Frau der Weltliteratur. Dementsprechend vielfältig und fast unüberschaubar sind die Aussagen der Schriftsteller zu den einzelnen Abschnitten ihres Lebens. Ursprünglich, in der Zeit vor der epischen Sagenbildung, war sie in Thessalien eine Göttin aus dem Kreis der Hekate. Ihr Vater wurde in dieser Frühzeit auch als thessalische König bezeichnet und Medeia in der Thronfolge (lies Bunos) als Königin von Korinth, die ihrem Mann Iason die Herrschaft übertrug. In Korinth wurde Medeia auch als Göttin aus dem Kreis der Hera verehrt. Kerenyi sieht in ihr eine frühe Sonnen- oder Mondgottheit. Durch die Bildung der Argonautensage sank sie von einer Göttin zu einer Heroin herab und wurde zur kolchischen Zauberin mit den märchenhaften Zügen einer hilfreichen und liebesfähigen Tochter eines brutalen, barbarischen Vaters. ........... Medeia ist die Tochter des Heliossohnes Aietes und der Okeanide Eidyia. Diodoros nennt Hekate als ihre Mutter. Kirke, ihre Tante, wird auch als ihre Schwester bezeichnet. Als schöne junge Frau war sie Priesterin der Hekate und beherrschte, genau so wie ihre Tante Kirke, die Kunst des Zauberns mit Kräutern, zum Guten, wie auch zum Schlechten. .......... Das Folgende ist eine einfache Fassung und hat als Leitlinie die Werke von Euripides und Apollonios von Rhodios: Pelias und sein Zwillingsbruder Neleus wurden von ihrer Mutter Tyro ausgesetzt, weil ihre Stiefmutter Sidero und ihr Vater Salmoneus die Vaterschaft des Poseidon nicht glaubten. Sidero misshandelte Tyro fürchterlich. Die Kinder wurden von einem Hirten gefunden und aufgezogen. Als sie erwachsen waren entdeckten sie ihre Mutter. Tyro erkannte den Korb der Aussetzung und damit ihre Söhne wieder. Sie erzählte ihnen, dass sie jahrelang von ihrer Stiefmutter Sidero misshandelt worden war. Beide schwuren einen Eid der Rache und verfolgten Sidero bis in den heiligen Bezirk der Hera. Obwohl sich Sidero an ein Asylon, einen geheiligten Ort am Altar der Hera klammerte, tötete sie Pelias. ..... ( Asylon – ASYL: Der frühetruskische Gott Asylius; in seinem Tempel auf dem Kapitol in Rom durften noch im 4. Jh. nach Chr. Schutzsuchende nicht behelligt werden. Grundsätzlich waren alle Heiligtümer von Gottheiten Stätten des Asyls. Später übernahmen die christlichen Kirchen die Funktion der Tempel, heute die gesetzgebenden Organe der Staaten mit Kultur.) ..... Pelias missachtete überdies die Ehrungen die der Göttin zukamen. Diese zwei Frevel mussten eine Bestrafung durch Hera – DIE RACHE DER HERA – nach sich ziehen. Hera entwickelte einen Plan, bei dem die Argonautenfahrt und die Liebe Medeas zu Iason Bestandteile und die Ermordung des Pelias durch Medeia das Ziel war. ………… Iason 1 war ein thessalischer Heros aus Iolkos. Aison, der Vater des Iason, hätte als ältester Sohn des Kretheus die Herrschaft über Iolkos übernehmen sollen. Aber Pelias, sein Halbbruder, Sohn der Tyro und des Poseidon, vertrieb ihn vom Thron und beherrschte das Land. Aison blieb in Iolkos, lebte aber mit seiner Frau Alkimede in höchster Gefahr. Als Alkimede von Iason entbunden wurde, erklärte man das Kind sofort für tot und veranstaltete Leichenspiele. Tatsächlich wurde es aber versteckt und zu Chiron gebracht, um es vor dem mörderischen Thronräuber Pelias in Sicherheit zu bringen. Chiron zog das Kind auf und lehrte es all die wichtigen Eigenschaften, die ein zukünftiger Herrscher braucht. Seine Jünglingsjahre verbrachte Iason am Hofe des Königs Kreon in Korinth, mit dessen Tochter Glauke (Kreusa) ihn eine tiefe Freundschaft verband. Pelias, der Usurpator, regierte, lebte aber in Angst. Ein Orakel hatte ihm verkündet, dass ein Aioide, ein Mann mit nur einem Schuh, ihm den Tod bringen werde. Zudem erschien ihm in einem Traum der Geist des Phrixos und verlangte von ihm, dass er die Seele des Phrixos und das Goldene Vlies von Kolchis zurückbringen muss. Iason, inzwischen ein schöner junger Mann, machte sich auf den Weg nach Iolkos, um von Pelias das seinem Vater zustehende Königreich zurückzuverlangen. Plötzlich saß neben einem wilden Gebirgsbach eine alte runzelige Frau vor ihm. Tatsächlich war es die verwandelte Hera, die erproben wollte, ob Iason der richtige Mann für ihren Racheplan sei. Die Göttliche bat ihn um Hilfe bei der Durchschreitung des tosenden Wassers. Sanft hob Iason die Alte auf seine Schultern und trug sie zum anderen Ufer. Dabei verlor er, verursacht durch Hera, denn es war Teil ihres Racheplanes, einen Schuh. Notgedrungen setzte er mit nur einem Schuh seinen Weg fort. In Iolkos wurde das Fest des Poseidon, des Vaters des Pelias gefeiert. Iason betrat die festliche Stadt und wurde wegen seiner Schönheit bewundert und wegen dem fehlenden Schuh belächelt. Man berichtete dem König. Pelias sprang von seinem Wagen, eilte zu dem jungen Mann und fragte ihn wer er sei. Iason stellte sich vor und verlangte unerschrocken den ihm zustehenden Thron von Iolkos. Pelias erschrak: Iason, ein Aioide, ein Mann mit nur einem Schuh – sein Todbringer ! Aus Angst vor Zeus, er war der Überwacher der Gastfreundschaft, wagte es Pelias nicht sofort mit Gewalt gegen Iason loszugehen. Mit geheuchelter Freundlichkeit begrüßte er ihn und fragte ihn, was er tun würde, wenn ein Orakel ihm verkünden würde, dass ein bestimmter Bürger ihn töten wolle. Iason antwortete: „Ich würde ihm befehlen, das goldene Vlies zurückzuholen.“ Hera hatte ihm die Worte in den Mund gelegt. Der König nahm ihn beim Wort und befahl ihm das goldene Vlies aus Kolchis zu holen. ………… Die besten Männer des Landes wurden zusammengerufen, ein Schiff, die Argo, wurde gebaut und unter der Leitung von Iason fuhr man los. Als die Argonauten in Kolchos landeten, bat Hera Aphrodite der Medeia Liebe zu Iason einzuflößen. Eros erhielt den Auftrag, ein Pfeil und Medeia verliebte sich unsterblich in den schönen jungen Mann. " Unsichtbar durcheilte indessen Eros die graue Luft wie ein wildes Insekt, das sich auf weidende Herden Stürzt; die Hirten nennen es Rinderbremse. Und Eros Spannte den Bogen rasch auf der oberen Schwelle im Vorhof, Nahm einen neuen, schmerzlichen Pfeil heraus aus dem Köcher, Schritt dann über die Schwelle geheim auf hurtigen Sohlen, Lugte scharf umher und schmiegte sich klein und verstohlen Unter Jason, er legte den Pfeil an die Mitte der Sehne, Spannte mit beiden Händen sie straff, und gegen Medea Schoß er den Pfeil; und gleich befiel sie stumme Bestürzung. Er aber eilte hinweg zurück aus dem hohen Palaste Lachend und jauchzend. Der Pfeil stak tief im Herzen der Jungfrau Wie eine sengende Flamme, und immer warf sie auf Jason Ihre leuchtenden Blicke; es schlug das Herz in der Brust ihr Wild in arger Pein, und keinen andern Gedanken Konnte sie fassen, es schmolz ihr Sinn in süßen Gefühlen. Wie wenn ein armes Weib, mit Wollespinnen beschäftigt, Kohlen und glühenden Brand mit Reisig und Spänen beschüttet, Daß sie sich unter dem Dache zur Nacht eine Leuchte bereite, Wenn sie eben erwacht, doch flammt unendliches Feuer Aus dem spärlichen Brand und frißt nun sämtliches Reisig: So im Herzen gedrängt erglühte verderbliche Liebe Heimlich in Medea, auf ihren blühenden Wangen Wechselten Blässe und Röte, doch ohne, daß sie es merkte." [Apollonius von Rhodos: Die Argonauten. Dichtung der Antike von Homer bis Nonnos, S. 1041 (vgl. Apollonios-Argon., S. 105-106) (c) Sammlung Dieterich Verlagsgesellschaft mbH http://www.digitale-bibliothek.de/band30.htm ] Die Verliebte half mit ihrer Zauberkraft ihrem geliebten Iason die scheinbar unlösbaren Aufgaben die Medeias Vater Aietes ihm auferlegt hatte zu bewältigen. Gegen das Versprechen der Ehe schläferte Medeia sogar den Drachen der das Vlies bewachte ein und Iason raubte das begehrte Stück. Sie beging damit das große Verbrechen des Verrates am eigenen Vater. Sofort nach dem Raub ergriffen die Argonauten mit Medeia die Flucht. Aietes, der verratene Vater, beauftragte seinen Sohn Apsyrtos die verräterischen Räuber zu verfolgen und Medeia heim zu holen. Doch Medeia lockte ihn auf das Schiff, Iason ermordete ihn, Medeia zerstückelte den Leichnam des Bruders und warf die Teile nach und nach in das Meer, um die Verfolger aufzuhalten (lies Apsyrtos >). Nur aus Liebe zu Iason beging sie diese grauenvolle Tat. Gleichzeitig zerstörte die verwöhnte Tochter eines Königs damit die zärtlichen Bande zu ihrer Familie und der Heimat. Auf der Rückreise nach Iolkos wurden Iason und Medeia von Kirke vom Mord gereinigt und heirateten in einer Höhle der Insel Drepane (Sizilien), die heute noch Höhle der Medeia genannt wird. Auf der Insel Kreta tötete Medeia mit ihrer Zauberkraft den Talos 2, den von Hephaistos aus Bronze geschaffenen mythischen Riesen (erster Roboter), der als Bewacher der Insel alle Feinde ergriff und an seiner aufglühenden Brust erdrückte. Endlich nach Iolkos zurückgekehrt, übergab Iason Pelias das Goldene Vlies, erhielt aber nicht, wie versprochen, die Königswürde. Die Argonauten waren zu schwach, um Iolkos gewaltsam zu übernehmen. Gemäß dem Racheplan der Hera brachte aber Medeia Pelias zu Fall. Im Beisein der Töchter des Pelias erhitzte sie in einem großen Kochtopf Wasser, streute Kräuter hinein, tötete einen uralten Widder, zerteilte ihn und warf die Stücke in das kochende Zauberwasser. Nach kurzer Zeit sprang aus dem Topf ein junger schöner Widder. Pelias Töchter wünschten sofort eine Verjüngung ihres Vaters. Freundlich erklärte sich die Zauberin bereit zur erbetenen Verjüngung und beauftragte die Töchter ihren alten Vater zu töten und zu zerstückeln und gab ihnen Kräuter. Sie gehorchten und kochten und kochten, die Kräuter waren falsch – Pausanias 8,11,3 schreibt: „…. ihn aber bekamen die Töchter so zurück, daß er für die Bestattung nicht mehr tauglich war.“ Die RACHE DER HERA war vollzogen. Medeia übergab den Thron ihrem Mann Iason. Die irregeführten Töchter des Pelias bestatteten den Vater und verließen beschämt ihre Heimat. ….. Doch das Volk hatte Angst vor Medeia, diese Fremde, diese unberechenbare Frau, Zauberin, man floh vor ihr, sie wurde verhöhnt und ausgestoßen. Akastos, der Sohn des Pelias, ergriff (oder erhielt sie von Iason) die Macht und vertrieb Medeia und Iason aus dem Land. König Kreon 2 von Korinth, Iason verbrachte als Jüngling einige Jahre an seinem Hofe, nahm die Herumirrenden auf. Glücklich lebten sie einige Jahre unter dem Schutz des Königs in Korinth und bekamen einige Kinder (sieben Namen werden in der Literatur genannt). Aber auch die Korinther verachten die Fremde und fürchteten sich vor ihr (Bei Grillparzer darf Medea, die Fremde, mit ihrer Dienerin die Stadt nicht betreten und muss in einer alten Hütte vor der Stadt hausen.) Grillparzer Medea 1 / 19: „Weil eine Fremd´ ich bin aus fernem Land und unbekannt mit dieses Bodens Bräuchen, verachten sie mich, seh´n auf mich herab, und eine scheue Wilde bin ich ihnen, die Unterste, die letzte aller Menschen, die ich die erste war in meiner Heimat. Ich will ja gerne tun, was ihr mir sagt, nur sagt mir was ich tun soll, statt zu zürnen ....“). ...... Bis zur Selbstaufgabe ordnet sich Medeia ein und unter, um als Mensch anerkannt und aufgenommen zu werden. – Vergebens ! Iason, der als berühmter Held beim König und dem Volk von Korinth hoch angesehen, beliebt war und verehrt wurde, entfremdete sich der verzweifelnden Medeia zusehends und begann sie zu verachten. Kreon 2, er hatte keinen Sohn, bot Iason die Hand seiner Tochter Kreusa (Glauke) an und damit den Thron von Korinth. Iasons Söhne von Medeia hatten, da sie Söhne einer Fremden waren, keinen Erbanspruch. In heilloser Verzweiflung begann Medeia um die Liebe ihres Mannes und um ihre Kinder zu kämpfen. Ebenfalls vergebens, Iason entschied sich für Kreusa und die Macht, die Kinder wendeten sich von der Mutter ab und König Kreon fällte ein endgültiges Urteil: Die Kinder weuden der Mutter weggenommen, Medeia selbst wurde mit ihrer Dienerin verbannt. Medeia, völlig am Ende, beginnt zu hassen! Grauenhaft gedemütigt, vom Geliebten, dem sie alles, sogar ihre Beziehung zur Familie und Heimat, opferte, zutiefst verwundet und verstoßen, ihre Kinder beraubt, verbannt und dem Untergang geweiht, erwacht in ihr der alte königliche Stolz, sie besinnt sich ihrer Zauberkraft und Macht. Ruhig und besonnen ergibt sie sich scheinbar dem Schicksal und bittet um einen Abschied von ihren Kindern. Ihre Dienerin schickt sie mit einem wunderschönen Mantel, einem Abschiedsgeschenk für die königliche Braut, zu Kreusa. Um ihre Rache an Iason vollkommen zu machen zieht sie beim Abschied einen Dolch und ersticht ihre eigenen Kinder (Wandgemälde aus Pompeji, im Nationalmuseum in Neapel ausgestellt). Gleichzeitig hing sich Kreusa freudig den Mantel um – und Flammen schlugen aus ihm. Laut schreiend verbrannte sie, verbrannte und mit ihr der zur Hilfe eilende Vater, König Kreon, der Palast und die Stadt Korinth. Die Bewohner der Stadt stürmten Medeias Hütte. Aber Medeia, im Verzweiflungswahn triumphierend, nahm die Leichen ihrer Söhne, bestieg einen feurigen, von Drachen gezogenen Wagen, ein Geschenk ihres Großvaters Helios, flog auf die Akropolis von Korinth, bestattete ihre Kinder im Heiligtum der Hera Akraia und entschwand durch die Lüfte. Iason wurde aus Korinth verbannt. Medeia flog nach Athen; Ovid met. 7,395ff: „Und das gedoppelte Meer sah lodern des Königes Hofburg, Netzt mit dem Blute der Söhne das Schwert die entartete Mutter; Gräßlich gerächt, ergreift sie die Flucht vor den Waffen Iasons. Schleunig von hinnen geführt vom Gespann der titanischen Drachen, Tritt sie in Pallas' Burg, die dich, pflichttreueste Phene, Oftmals sah zusammen mit dir, Greis Periphas, fliegen, Auch auf Flügeln gewiegt die Enkelin sah Polypemons. Dort nimmt Aegeus sie auf, nur darob Tadel verdienend: Wirt nicht blieb er allein; zur Gemahlin erhob er Medea.“ [Ovid: Verwandlungen (Metamorphoses). Dichtung der Antike von Homer bis Nonnos, S. 12778 (vgl. Ovid-W Bd. 1, S. 166-167) (c) Aufbau-Verlag] ….. Kurz vor ihrer Katastrophe in Korinth hatte sie dem alten kinderlosen König von Athen, Aigeus, ihre Künste versprochen damit er doch noch Kinder bekomme. Er gelobte ihr dafür sie jederzeit an seinem Hofe aufzunehmen. Niemand wusste, dass Aigeus auf dem Wege nach Korinth mit Aithra, der Tochter des Pittheus, bereits den Theseus gezeugt hatte. Aigeus nahm Medeia wie versprochen auf, heiratete sie und zeugte mit ihr die Söhne Medos 1, auch Medeios genannt und Eriopis. Als Theseus, inzwischen erwachsen, am Hofe der Aigeus erschien erkannte ihn nur Medeia sofort. Sie fürchtete um die Thronfolge ihres Sohnes Medos und überzeugte den König, dass Theseus ihn ermorden wolle. Voller Angst wollte er den Fremden ermorden, erkannte ihn aber an seinem Schwert als seinen Sohn und die mörderische Absicht der Medeia. Zudem hatte eine Priesterin der Artemis den Aigeus gewarnt: Sie könne ihre heiligen Riten nicht durchführen, solange Medeia, diese Verbrecherin, in der Stadt sei. Aigeus verbannte Medeia und seine Söhne aus Athen und seinem Reich. Eine andere Version bietet Pausanias 2,3,8: „Medeia, die damals nach Athen kam, vermählte sich mit Aigeus. Als sie aber später dabei ertappt wurde, dass sie sich mit Theseus einließ, floh sie aus Athen.“ Die Verbannten zogen nach Kolchis, in die Heimat der Medeia. Perses 2, der König der Taurer, hatte seinen Bruder Aietes vom Thron von Kolchis vertrieben, manche sagen er habe ihn auch getötet, und die Macht an sich gerissen. Ein Orakel hatte dem Thronräuber aber gesagt, dass er von einem Nachkommen des Aietes gerächt und umgebracht werde. Medeia schickte ihren Sohn voraus. Medos erreichte Kolchis, betrat den Palast seines Großonkels Perses und stellte sich als Hippotes, Sohn des Königs Kreon, vor. Der listige Perses, der von der Existenz des Medos wusste, war vorsichtig und ließ den scheinbaren Sohn des Kreon einsperren. Als Folge dieser Untat verdorrten die Felder in Kolchis. In der Gestalt einer Priesterin der Artemis erschien die wieder heimatlose Medeia vor ihrem Onkel. Mit Freude hörte sie, dass Hippotes, der Sohn ihres Erzfeindes Kreon, von Perses im Kerker festgehalten wurde. Sie bot Perses an mittels ihrer priesterlichen Kraft den Feldern wieder Regen zu bringen. Dazu erklärte sie ihm hinterhältig, der Gefangene sei nicht der Sohn des Kreon, sondern der Enkel des Aietes, der gekommen ist um seinen Großvater zu rächen und ihn, Perses, zu ermorden. Sie verlangte, in der Hoffnung, damit den Sohn ihres Todfeindes töten zu können, dass der Gefangene ihr ausgeliefert werde, damit sie ihm die Kehle durchschneiden und das Blut der Artemis opfern könne. Natürlich war Perses einverstanden. Bei der Zeremonie erkannte sie ihren Sohn, reichte ihm den Opferdolch und forderte ihn auf Perses zu töten. Der Enkel des Aietes erdolchte seinen Großonkel, das Orakel ging damit in Erfüllung. Medos setzte seinen Großvater Aietes wieder als König von Kolchos ein, wanderte mit seiner Mutter nach Osten weiter und eroberte ein neues Land und gründete ein neues Königreich. Mit ihrem Tod ging Medeia in das Elysium ein und vermählte sich mit Achilleus für alle Zeiten. ……. Im Schol. Pindar ol. 13,74 g wird erzählt, Zeus habe sich einmal in Medeia verliebt, sei aber aus Rücksicht auf Heras Groll abgewiesen worden. Dafür erhielt Medeia von Hera das Versprechen der Unsterblichkeit ihrer Kinder. …… Ovid behandelt das Medea-Thema im siebten Buch der Metamorphosen; 7,1-424. ....... Medeia, ein Opfer außerirdischer Macht, Schachfigur im Rachespiel der Hera, missbraucht von Aphrodite, die leidenschaftlich Liebende, die aus Liebe zu einem Feind ihren Vater verrät und die Ermordung ihres Bruders herbeiführt, seinen Leichnam sogar zerstückelt, dadurch mit der Familie und der Heimat vollkommen bricht, die, weil aus einem anderen Land, aus einer anderen Kultur, immer verachtet, missbraucht, verleumdet, verstoßen wird, überall die Letzte der Letzen ist und verzweifelt, sich selbst erniedrigend, um Anerkennung als Mensch und um Liebe fleht, die kämpft und verliert und schlussendlich aus der Position der entwurzelten, missbrauchten, gehassten, von allen verlassenen und dem Untergang geweihten Frau zu hassen beginnt und fürchterliche Rache übt, musste zur größten Frauenfigur der Weltliteratur werden. Die Vielfalt, in der die Sage erzählt wird, ließ schon immer eine Vielzahl von Deutungsmöglichkeiten zu. Die Wichtigste der Neuzeit ist wohl die von Christa Wolf. Seit Sigmund Freud trat die Figur der Medeia, der liebenden, alles verlierenden und zum Überlebenshass geprügelten Frau, speziell in Verbindung mit der heute bestehenden, aber zeitlosen (z. B. Euripides, 431 v. Chr., Grillparzer 1820) Problematik der Immigranten- und Gastarbeiterfrauen, noch stärker in den Vordergrund.