eine gesamtgenealogie der griechisch-mediterranen mythologie
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menoikeus 1,2
MENOIKEUS 1,2 1. Sohn des Oklasos oder Pentheus, Vater des Kreon 1, der Iokaste und der Hipponome. 2. Beim Kampf der „Sieben gegen Theben“ weissagte der Seher Teiresias, dass der Sieg nur dann errungen werden kann, wenn der Jüngste des Drachengeschlechtes sich dem Ares opfere. Menoikeus war es, ein zarter Jüngling noch, der jüngste Sohn des Kreon 1 und der Eurydike 5. Gegen den Willen des verzweifelten Vaters stieg Menoikeus auf eine Zinne der Burg, durchschnitt sich mit einem Dolch die Kehle und stürzte sich in die Drachenschlucht. Diese Erzählung ist Produkt der dichterischen Freiheit der Euipides. Menoikeus 2 ist nicht identisch mit dem Megareus 2 der Sophokles. ….. Euripides; Die Phoinikierinnen: TEIRESIAS. Ging's nur Eteokles an, schlöß den Mund ich, schwiege von den Orakeln. Doch da du sie wissen möchtest, will ich sie künden. Denn schon lange, Kreon, leidet dies Land, seit Laios Vater ward, zum Trotz den Göttern, den Mann der Mutter zeugte, Oidipus, den armen. Des Augenlichtes blutige Zerstörung war ein Götterwerk, für Griechenland ein warnend Beispiel. Die Söhne nun des Oidipus, sie wollten's bergen im Schoß der Zeit, um so den Göttern zu entrinnen - sie irrten töricht! Denn dem Vater weder Ehren noch Freiheit gönnend, brachten sie den Unglücklichen nur auf, und grauenvolle Flüche stieß er gegen sie aus, ein Kranker und dazu verachtet noch. Und ich, was tat und welche Worte sprach ich nicht und ward verhaßt den Söhnen nur des Oidipus? Der Tod von eigner Hand ist ihnen nahe, Kreon. Und viele Leichen, über Leichen hingestürzt, die erst Argeier- und Kadmeierwaffen kreuzten, sie werden bittres Leid dem Land von Theben bringen. Du, unglückliche Stadt, wirst mit zerstört, wenn keiner gehorchen sollte meinen Worten. War es doch das Wichtigste: Vom Stamm des Oidipus sei niemand ein Bürger oder Herr des Landes; denn vom Daimon sind sie besessen, werden nur die Stadt vernichten! Doch weil das Böse stärker als das Gute ist, gibt es nur eine Möglichkeit der Rettung noch. Ich aber - sprechen ist für mich nicht ungefährlich, für jene aber bitter, die das Schicksal tragen, der Stadt das Rettungsmittel darzubieten -, ich will gehn. Lebt wohl! Als einer unter vielen werde - tut's not - ich dulden, was da kommt. Was schert es mich? KREON. Bleib hier noch, alter Mann! TEIRESIAS. So halte mich nicht auf! KREON. Bleib doch! Du fliehst? TEIRESIAS. Dein Schicksal flieht vor dir, nicht ich. KREON. Sag, was den Bürgern und der Stadt die Rettung bringt! TEIRESIAS. Jetzt willst du es noch wissen, aber bald nicht mehr. KREON. Wie sollte ich dem Vaterland nicht Rettung wünschen? TEIRESIAS. Du willst es wirklich hören? Hegst den ernsten Wunsch? KREON. Worauf soll ich noch eifriger mein Streben richten? TEIRESIAS. So magst du meine Göttersprüche hören denn. Doch will ich folgendes zuerst genau erfahren: Wo ist Menoikeus, der mich bis hierher geleitet? KREON. Er steht nicht weit entfernt, nein, ganz dicht neben dir. TEIRESIAS. Fort soll er gehen jetzt, weit fort von meinen Sprüchen. KREON. Mein Sohn wird, ist es nötig, seine Zunge hüten. TEIRESIAS. Ich soll es wirklich dir in seinem Beisein künden? KREON. Mit Freude wird er von dem Rettungsmittel hören. TEIRESIAS. Erfahre jetzt den Inhalt meiner Göttersprüche! Erfüllt ihr sie, könnt ihr die Kadmosstadt erretten: Du mußt Menoikeus, deinen Sohn, fürs Vaterland zum Opfer bringen - rufst du selber doch das Schicksal! KREON. Was sagst du? Was hast du da ausgesprochen, Alter? TEIRESIAS. Der Wirklichkeit mußt du dich unabdingbar fügen. KREON. Oh, vieles Bittre sagtest du in kurzer Zeit! TEIRESIAS. Für dich nur bitter - für die Heimat hohes Glück! KREON. Ich hörte nichts, verstand nichts - geh die Stadt zugrunde! TEIRESIAS. Der Mann ist völlig umgewandelt. Er weicht aus. KREON. Leb wohl! Ich brauche deine Göttersprüche nicht. TEIRESIAS. Ist denn die Wahrheit tot, weil du im Unglück stehst? KREON wirft sich vor Teiresias nieder. Bei deinen Knien, du, dem würdig grauen Haar... TEIRESIAS. Du bittest mich? Du flehst um unvermeidlich Unheil! KREON. So schweig! Teil nicht den Bürgern diese Worte mit! TEIRESIAS. Du forderst zum Verrat mich auf. Ich darf nicht schweigen. KREON steht auf. Was willst du antun mir? Ermorden meinen Sohn? TEIRESIAS. Das führen andre aus - ich mußte es nur sagen. KREON. Woher kam über mich und meinen Sohn dies Unglück? TEIRESIAS. Mit Recht fragst du mich und verlangst nach der Begründung. In jener Höhle, wo der erdentsproßne Drache der Wächter ward von Dirkes Quell, Auf Menoikeus weisend. muß er, geopfert, sein Blut als Spende für das Kadmosland vergießen, wie es der alte Groll des Ares fordert, der den Tod des erdentsproßnen Drachens rächen will. Hierdurch sollt Ares ihr als Kampfgenoß gewinnen. Und wenn die Erde Frucht für Frucht und Menschenblut für Menschenblut erhält, so werdet gnädig ihr sie finden, die euch einst die goldbehelmte Saat der Sparten wachsen ließ. Vom Stamm, der aus den Zähnen des Drachen keimte, muß das Opfer sein, ein Knabe. Dich haben wir noch übrig vom Geschlecht der Sparten, von reinem Blut, der Mutter und des Vaters Seite, und deine Kinder. Haimons Bindung nun verbietet sein Opfer. Denn er ist nicht unvermählt. Schloß er die Ehe auch noch nicht, so hat er doch ein Weib. Dies Fohlen aber, unsrer Stadt geweiht, wird durch den Tod das Vaterland erretten. Für Adrastos und die Argeier wird es bittre Heimkehr schaffen - weil ihre Augen es mit Sterbensnacht umhüllt -, für Theben Ruhm. Von diesen beiden Losen wähle dir eins: Den Sohn errette oder deine Stadt! Nun weißt du alles, was ich zu verkünden habe. Führ mich nach Haus, mein Kind! Wer die Prophetenkunst betreibt, ist töricht: Sagt er Unglück an, verletzt er jene, denen er Orakel gibt; belügt aus Mitleid er, die ihn befragen, sündigt er am Götterrat. Den Menschen sollte Phoibos nur Orakel geben, er, der keinen fürchten muß! Mit seiner Tochter ab. CHORFÜHRERIN. Was schweigst du, Kreon, hast den Mund verstummen lassen? Auch mich hat ja der Schreck nicht weniger getroffen. KREON. Was soll man da noch sagen? Offen ist mein Denken. Nie werde ich zu solcher Untat mich versteigen, mein Kind zu schlachten, für die Stadt es hinzuopfern. Es haben alle Menschen ihre Kinder lieb, und keiner gäbe seinen Sohn dem Tode preis. Mich braucht ein Mörder meiner Kinder nicht zu rühmen. Ich selbst will - denn ich stehe schon im Herbst des Lebens -, den Tod erleiden, Sühneopfer für die Heimat. Doch auf, Kind, ehe es die ganze Stadt erfährt, laß hinter dir die übertriebenen Orakel, entflieh so schnell wie möglich, fort aus diesem Land! Er wird es den Behörden melden und den Feldherrn, wenn zu den sieben Toren und den Führern er gekommen. Sind wir schneller, ist es deine Rettung, doch säumest du, sind wir verloren, mußt du sterben. MENOIKEUS. Wo flieh ich hin? In welche Stadt? Zu welchem Gastfreund? KREON. Wo du am weitesten von diesem Land entfernt bist. MENOIKEUS. So mußt du mir den Weg erklären, der zu gehen. KREON. Durch Delphi... MENOIKEUS. Wohin, Vater, soll ich dann mich wenden? KREON. Zum Land Aitolien. MENOIKEUS. Wohin zieh ich von dort? KREON. Bis nach Thesprotien. MENOIKEUS. Dodonas heil'gem Boden? KREON. Jawohl. MENOIKEUS. Und welch ein Schutz wird da zuteil mir werden? KREON. Der Daimon wird dich leiten. MENOIKEUS. Woher nehm ich Geld? KREON. Ich werde Geld besorgen. MENOIKEUS. Du sprichst gut, mein Vater. Nun mach dich auf! Ich will zu deiner Schwester gehen, an deren Brust zuerst ich sog - Iokaste mein ich -, beraubt der Mutter, ein vereinsamt Waisenkind, mein Lebewohl ihr bringen, dann mein Leben retten. So geh doch, gehe schon! Du sollst mich nicht behindern. Kreon ab. Ihr Frauen, listig nahm dem Vater ich die Furcht, hab ihn getäuscht, um zu erreichen, was ich wünsche. Er will mich retten, unsrer Stadt den Sieg entziehend, gibt mich der Schmach der Feigheit preis. Verzeihlich zwar ist dies dem Greis, doch ich erlange nicht Verzeihung, ward ich Verräter an der Heimat, die mich zeugte. Erfahrt es nun: Ich werde gehn, die Stadt erretten, das Leben opfern, sterben für mein Vaterland. Es wäre schändlich: Andre, ohne Götterweisung und nicht dem Zwange der Daimonen unterworfen, stehn da im Waffenschmuck und scheuen nicht den Tod, vor ihren Mauern streitend für die Vaterstadt - doch ich verrate meinen Vater, meinen Bruder und meine Stadt, und schleiche wie ein Feigling fort! Wo ich auch lebe, muß erbärmlich ich erscheinen. Beim Zeus, der unter Sternen thront, beim blut'gen Ares, der einst die Sparten, als dem Boden sie entsprossen, zu Herren dieses Landes eingesetzt: Ich breche nun auf, will auf der höchsten Zinne selbst mein Blut vergießen in die tiefe, düstre Drachenkluft, wo mir der Seher es gewiesen, und dadurch das Land befreien. Ausgesprochen ist mein Plan. Ich gehe, meinen ehrenvollen Tod der Stadt zu weihen, will das Land von seiner Not erlösen. Ja, nähm ein jeder, wie er kann, ein gutes Werk sich vor, vollzöge es und opferte es für das Vaterland - die Städte würden mindre Not erleiden, könnten für die Zukunft glücklich sein! [Euripides: Die Phoinikerinnen. Dichtung der Antike von Homer bis Nonnos, S. 3701 (vgl. Euripides-W Bd. 2, S. 329 ff.) (c) Aufbau-Verlag]