eine gesamtgenealogie der griechisch-mediterranen mythologie
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moirai
MOIRAI / MOIREN „Die Zuteilerinnen“, die Schicksalsgöttinnen, die den Menschen den Zeitpunkt der Geburt, das Lebensschicksal und den Zeitpunkt des Todes zuteilen. ….. Der Begriff `mo-ro-pa` in der mykenisch-griechischen Sprache bedeutet etwa „Besitzer eines Teiles“. Moira ist sprachwissenschaftlich verwandt mit Teil, Portion, Anteil, teilen u.s.w. ….. Töchter der Nyx oder des Zeus und der Themis, - DER GÖTTIN DER GESAMTEN ALS GÖTTLICH EMPFUNDENEN ORDNUNG DES LEBENS. Themis, als Mutter der drei Moiren, war eine Titanin, Tochter des Uranos und der Gaia, die zweite Gattin des Zeus, mit dem sie die 3 Moiren gezeugt hat. Ursprünglich war sie eine Erdgöttin. Sie wandelte sich bis sie schließlich zur mächtigen Göttin der göttlichen Ordnung und des altgeheiligten Rechtes wurde. Ihr Wirkungsbereich erstreckte sich von der Familie, über größere Gemeinschaften von Menschen bis zu den Göttern. Sie war die Göttin aller jener Anstands- und Verhaltensregeln, aller jener Bräuche, Rechte, Pflichten und dgl., die in der Zeit, bevor es geschriebene Gesetze gab, nötig waren, um ein geregeltes Zusammenleben innerhalb der Familie, größerer Gemeinschaften von Menschen und innerhalb der Götterwelt zu ermöglichen. Auch die Regeln der Beziehungen zwischen den Göttern und den Menschen unterstanden der Hoheit der Themis. Die drei Moiren standen als Schicksalsgöttinnen im direkten Wirkungsbereich dieser starken Mutter. ………. Die Vorstellung, dass jeder Mensch nur eine gewisse Portion von Leben hat, dass Teile dieses Lebens zugeteiltes Glück oder Unglück sind und dass diese zugeteilten Teile nicht bei allen gleich sind, führte zur Entwicklung der Vorstellung des Schicksals, das jedem zugeteilt wird; Homer Ilias 20,125ff (Die Göttin Hera spricht vor den anderen Göttern über Achilleus.): „Vom Olympos stiegen wir alle, um hier auf dem Schlachtfeld mitzukämpfen; es darf dem Peliden unter den Troern heute kein Unheil zustoßen; später trifft ihn das Schicksal, das ihm die Moira bei der Geburt mit dem Faden gesponnen.“ [Homer: Ilias. Dichtung der Antike von Homer bis Nonnos, S. 5271 (vgl. Homer-W Bd. 1, S. 379) (c) Aufbau-Verlag] ….. Zugeteilt wird von den Schicksalsgöttinnen, den Moirai, den Zuteilerinnen, natürlich im Auftrag des Zeus, des Götterkönigs, und der Themis. Diese Schicksalsgöttinnen stehen nicht nur im Dienste des Zeus, sie wirken auch selbständig und gegen seinen Willen, wie z. B. am Tod des Zeus-Sohnes Sarpedon zu erkennen ist; Homer Ilias 16,430ff: „...Also stürmten die Männer mit Kampfgeschrei gegeneinander. Als er sie sah, erfaßte des krummgesonnenen Kronos Sohn das Mitleid; er sagte zu Hera, der Schwester und Gattin: „Weh mir, daß dem Sarpedon, dem liebsten der Männer, bestimmt ist, Von des Menoitios Sohn, Patroklos, bezwungen zu werden. Zwiefach schwankt mir das Herz, indem ich im Sinne bedenke, Ob ich ihn lebend dem Kampf, dem tränenreichen, entraffe ....“. Hera antwortete ihm: „Welch ein Wort, o Kronide, du schrecklichster, hast du gesprochen ? Einen sterblichen Mann, der lang schon dem Schicksal verfallen, Willst du wieder heraus aus dem tosenden Schlachtentod retten ? Tu es; wir anderen Götter werden nicht alle es loben.“ ….. Selbst Götter können der Macht des Schicksals nicht entrinnen. Nur ein mal wurden die Moirai in der erbarmungslosen Ausführung ihrer Werke bezwungen; Apollon machte sie betrunken, betrog sie und erreichte so, dass sein Liebling Admetos (lies Admetos >) nach Ablauf der ihm zugedachten Lebenszeit eine Ersatzperson in den Hades schicken konnte. Alkestis, seine Gattin, erklärte sich bereit für ihren geliebten Mann zu sterben, blieb aber auch am Leben, weil Herakles Thanatos, den Tod, heillos verprügelte und verjagte. ...... Ursprünglich gab es nur eine Moira, die Zuteilerin, die Göttin des Schicksals. Später teilte sie sich in drei Gottheiten auf. Hesiod nennt in der Theogonie 217-222 drei Moirai, erst als Töchter der Nyx, der Nacht, in Zusammenhang mit scheußlichen Wesen wie Not, Vergeltung, Mord, Totschlag, Betrug u.ä., um sie dann im gleichen Werk, 901ff, als Töchter des Zeus und der alles lenkenden und ordnenden Göttin Themis anzuführen. Andere nennen auch Uranos als Vater. ….. Die drei Schicksalsgöttinnen mit ihren Aufgaben sind: Klotho, die Spinnerin, spinnt den Lebensfaden und bestimmt so mit dem Beginn ihrer Arbeit das Entstehen eines Menschen. Lachesis, die Zuteilerin, teilt den Menschen das Schicksal zu und verwebt in den Lebensfaden all das, was dem Betreffenden im Laufe des Lebens schicksalhaft widerfährt. Und Atropos, die Unabwendbare, sitzt mit der Schere, wartet und schneidet irgendwann den Lebensfaden ab. Wilhelm Busch, Die Knopp-Trilogie: „.... In der Wolke sitzt die schwarze Parze mit der Nasenwarze, Und sie zwickt und schneidet. – schnapp ! Knopp sein Lebensbändel ab. Na, jetzt hat er seine Ruh ! Ratsch ! Man zieht den Vorhang zu.“ Die Römer nannten die drei Göttinnen Parzen. …………… Mit Dike (die Gerechtigkeit), Eunomia (die Ordnung) und Eirene (der Frieden), den drei Horen, den Schwestern der drei Moirai, umfassen die sechs Töchter der Themis und des Zeus im Auftrag ihrer übergeordneten Mutter, der Göttin der universalen Ordnung, alle Lebensbereiche der Menschen – das Schicksal, die Ordnung in ihrer Existenz und die Gerechtigkeit, damit sie in Frieden leben und das ihnen vorbestimmte Schicksal mit Gnade empfangen und im Sinne der Götter mit Hingabe glücklich meistern können. Die Moirai wurden im ganzen griechischen Kulturraum verehrt, man brachte ihnen auch Opfer. Tyche, die Göttin des Zufalles, bzw. des Glückes, wurde oft auch als eine vierte Moirai gedacht; lies Tyche >. ….. In Olympia stand ein Altar des Moiragetas, des Anführers der Moirai. Nach Pausanias 5,15,5 ist damit Zeus gemeint, denn nur er weiß was die Moirai den Menschen zuteilen oder nicht. ……. In der bildenden Kunst sind die Moiren fast ausschließlich in Verbindung mit Geburt, Eheschließung und Tod dargestellt. Dem entsprechend kann man sie oft auf römischen Sarkophagen bewundern. ………… Hymnos auf die Moiren Weithin berühmte, unendliche Moiren, ihr Töchter der düstren Nacht, erhöret mein Flehen! Ihr wohnt am himmlischen Teiche, wo aus der dunklen, warmen Quelle im schattigen, schönen Winkel der steinernen Grotte das Wasser schimmernd hervorbricht, fliegt auch über die unermeßlichen Fluren der Menschen, naht euch, gehüllt in purpurne Schleier, den ruhmreich bewährten, leichtsinnig hoffenden Sterblichen auf dem Felde des Schicksals, wo den Wagen, der jegliche Stätte erreicht auf der Erde, nichtiger Wahn bis zum Ziele des Rechtes, der Hoffnung, der Sorgen, uralter Satzung und ewig waltender Herrschaft dahinrollt. Kann doch die Moira das Leben durchschauen - als einzige unter allen Unsterblichen, die des Olympos Schneehaupt bewohnen, außer dem Blick des Zeus, dem untrüglichen; was uns auch zustößt, Moira und Zeus gewahren es bis in die innersten Gründe. Ihr, die ich anflehe, kommet, voller Nachsicht und Milde, Atropos, Lachesis, Klotho, ihr Töchter des trefflichen Vaters, unsichtbar schwebt ihr, auf ewig unwandelbar fest, in den Lüften, nehmet und gebt, unabdingbar zwingend, den Sterblichen alles. Moiren, erhöret, bitte, mein frommes Beten und Spenden, naht den Geweihten euch, Tilger der Schmerzen, mit freundlichem Rate! [Anonyma: Orphische Hymnen. Dichtung der Antike von Homer bis Nonnos, S. 146 (vgl. Griech. Lyrik, S. 457 ff.) (c) Aufbau-Verlag] ….. Sophokles, König Ödipus 863ff: „Chor O währe mit mir Moira, daß ich trüge Die heilige Reinheit in Worten und Werken allein, Darüber Gesetzt bestehen, hochwandelnde, Im himmlischen Äther geborene, denen der Olympos Vater allein ist, und nicht hat sie Die sterbliche Natur von Menschen Hervorgebracht und nicht, daß jemals Vergessen sie einschläfert. Groß ist In ihnen Gott und altert nicht.“ HYPERLINK "http://www.flickr.com/photos/hen-magonza/6166176088/" INCLUDEPICTURE "http://farm7.staticflickr.com/6179/6166176088_0ae4e59dbf_z.jpg" \* MERGEFORMATINET Gigantenfries des Pergamonaltares: Die drei Moiren erschlagen die Giganten Agrios und Thoas, Berlin, Pergamonmuseum HYPERLINK "http://www.flickr.com/photos/hen-magonza/6166176088/"