eine gesamtgenealogie der griechisch-mediterranen mythologie
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oidipus
OIDIPUS / ÖDIPUS „Schwellfuß“. Oidipus ist eine der großen Figuren des riesigen, weit verzweigten und sich über zwölf Generationen erstreckenden thebanischen Sagenkreises, der mit dem Flussgott Inachos und seiner Tochter Io beginnt und in dessen Zentrum die Sagen von OIDIPUS und der SIEBEN GEGEN THEBEN stehen. Sollten tatsächliche Ereignisse Bestandteil des Sagenkomplexes sein, so sind sie im Zeitraum zwischen ca. 1400 bis 1100 v. Chr. anzusiedeln. ….. Sohn des Laios 1 und der Iokaste. Mörder seines Vaters, Gemahl seiner Mutter, mit der er Eteokles 2, Antigne 2, Polyneikes und Ismene zeugte. Pherekydes frg. 95 nennt noch Phrastor 1 und Laonytos als Söhne. Apollodor 3,55 erwähnt, dass einige Schriftsteller behaupten Polyneikes, Eteokles, Ismene und Antigone seien nicht die Kinder von Iokaste, sondern Euryganeia, die Tochter des Teuthras, habe sie mit Oidipus gezeugt. Nach Pherekydes frg. 48 heiratete Oidipus nach dem Tod der Euryganeia als dritte Gattin Astymedusa, die Tochter des Sthenelos. Laios, der myth. König von Theben und Vater des Ödipus soll ca. 30 Jahre vor dem troianischen Krieg, also ca. 1260 vor Christus, gelebt haben. …… Seine Genealogie: Chaos – Gaia / Uranos – Okeanos / Tethys – Inachos / Melie – Io Zeus – Epaphos / Memphis - Libye / Poseidon – Agenor 1 – Kadmos / Harmonia - Polydoros 1 / Nykteis – Labdakos – Laios 1 / Iokaste – Oidipus. Erst im 5. Jh. v. Chr. wurden Labdakos und Polydoros 1 erfunden und als Füllfiguren zwischen Kadmos und Laios eingeschoben, um Oidipus an das Geschlecht der Kadmeier anzubinden und damit seine Abstammung von Göttern zu beweisen (Vergleiche mit dem seit ca. 1500 Jahren bestehenden Machtanspruch der göttlich auserwählten Familien europäischer Herrscherhäuser.). ….. Ein Einblick in die Entwicklung dieses Sagenstoffes ist fast unmöglich, weil von den alten ihn behandelnden Epen nur kleine Teile erhalten sind. In der Literatur erstmals erwähnt wird Ödipus bei Homer; Ilias 23,679: „……… Der nach Theben einst kam zu Ödipus Leichenbegängnis, ….“ und Odyssee 9,271ff: „Auch Epikaste sah ich, des Oidipus stattliche Mutter. Ahnungslos verübte sie Schreckliches: nahm sich den eignen Sohn zum Gemahl. Der hatte den Vater ermordet und freite nunmehr die Mutter. Doch bald enthüllten die Götter den Frevel. Oidipus herrschte, voll Kummer, im lieblichen Theben noch weiter über die Bürger, gemäß dem grausamen Ratschluß der Götter; doch Epikaste stieg in des mächtigen Torhüters Hades finsteres Reich, sie erhängte sich an dem Balken des Daches, jäh überwältigt vom Schmerz. Dem Sohn hinterließ sie ein bittres Elend, so furchtbar, wie es Erinyen der Mutter bewirken.“ [Homer: Odyssee. Dichtung der Antike von Homer bis Nonnos, S. 5730 (vgl. Homer-W Bd. 2, S. 171 ff.) (c) Aufbau-Verlag] Homer setzt bei diesen beiden Erwähnungen die genaue Kenntnis der Sage voraus, d. h., dass sie bereits Jahrhunderte vor der Entstehung der Ilias (sie entstand ca. 800 v. Chr.) voll entwickelt war. ….. Dirlmeyer hält Öidipus für ein Erbstück aus vorgriechischer Mythologie, Kerenij schreibt ihm eine ursprünglich phallisch - daktylische Natur zu. ….. Die Erstfassung der gesamten Sage geht mit großer Wahrscheinlichkeit auf Peisandros, den Epiker des 6. Jh. v. Chr., zurück. Die Ersterwähnung des Orakelspruches finden wir bei Pindar Ol. 2,38: „So bringt die Moira, die von den Vätern her das freundliche Geschick dieser lenkt, mit dem gotterweckten Segen dazu auch manchen Schmerz, gewandelt zu anderer Zeit, seitdem dem Laios begegnet ist der dazu vorherbestimmte Sohn und ihn getötet hat und so das in Pytho geweissagte alte Wort vollbrachte.“ [Pindar: Olympien. Dichtung der Antike von Homer bis Nonnos, S. 9286 (vgl. Pindar-D, S. 21 ff.) (c) Insel-Verlag] Für die Tragödie bot dieser Mythos natürlich reichhaltig Stoff: - Von den vier Tragödien des Aischylos ist nur eine, Sieben gegen Theben, erhalten. - Sophokles behandelte den Stoff in den beiden Ödipus-Dramen und in Antigone. - Euripides widmete ihm eine Antigone, einen Ödipus und eine Trilogie. - Weitere Dramen werden erwähnt von Achaios, Xenokles, Philokles, Meletos, Karkinos, Theodektes, Diogenes, Nikomachos und vielen anderen. Leider sind die meisten dieser Werke verloren oder nur in Fragmenten erhalten. Über viele Jahrhunderte wurde die Ödipus-Sage in verschiedensten Variationen nach- und neu erzählt, hier eine vereinfachte Wiedergabe: Ödipus, König von Theben. Als Laios ein Jahr alt war verlor er seinen Vater und Lykos 6 übernahm für ihn die Regentschaft. Während Amphion und Zethos zum Kampf gegen Lykos rüsteten (siehe Amphion >), brachten die Thebaner den Knaben Laios zum König Pelops auf den Peloponnes in Sicherheit. Zum Jüngling herangewachsen verliebte er sich in den außerehelichen Sohn seines Gastgebers, den schönen Knaben Chrysippos 1, missbrauchte ihn und entführte ihn nach Theben (siehe Chrysippos 1 >). Die Thebaner duldeten diesen Raub und Missbrauch eines Knaben. Hera war erzürnt, weil der Knabe eine Ehefrau ersetzte; später schickte sie dafür die Sphinx. Auch Apollon war erzürnt, in seinen göttlichen Bereich fiel der Schutz der Mädchen und Knaben. Pelops zog mit einem Heer nach Theben, befreite seinen Sohn und verfluchte Laios und die Thebaner: Kinderlos soll Laios bleiben, sollte er einen Sohn haben, so soll er von diesem getötet werden. Und sollte er Enkel haben so sollen sie auch untergehen, genau so wie die Stadt Theben. Zeus hörte ihn! Laios heiratete Iokaste / Epikaste, die Tochter des Menoikeus 1, und befragte das Orakel in Delphi; Euripides, Phoenissae: „Säe du keine Kinder gegen den Willen der Götter ! Zeugst du einen Sohn, so wird dich der Entsprossene töten, und dein ganzes Haus wird untergehen in Blut.“, - war die Antwort. Laios erschrak fürchterlich und enthielt sich dem ehelichen Genuss. Eines Abends aber, berauscht vom Wein, verlor Laios den Kampf gegen Eros und zeugte mit Iokaste einen Sohn: Oidipus. Sofort nach der Geburt ließ er ihn mit durchbohrten Füßen im Kithairongebirge aussetzen; in einer älteren Fassung wird er in einem Korb in das Meer geworfen. Jedenfalls fand der Hirte Euphorbos das Baby und brachte es zum kinderlosen Königspaar Polybos 6b und Merope 4 von Korinth. Sie zogen das Baby wie ein eigenes Kind auf. Jahre später, Oidipus war zu einem starken schönen Jüngling herangewachsen, wanderte er nach Delphi und befragte das Orakel nach seiner persönlichen Zukunft. Zu seinem Entsetzen offenbarte ihm das Orakel, dass er seinen Vater töten und seine Mutter heiraten werde. Oidipus liebte seine vermeintlichen Eltern Polybos und Merope über alles. Um sie nicht in Gefahr zu bringen kehrte er nicht nach Korinth zurück, sondern wanderte Richtung Norden durch Phokis. Obwohl Teiresias, der Seher, Laios gewarnt und ihm vorgeschlagen hatte besser für Hera zu opfern, fuhr Laios nach Delphi, weil er vom Orakel wissen wollte was aus seinem ausgesetzten Sohn geworden ist. In einer engen Wegscheide zwischen dem Kithairon und Potniai begegneten Oidipus dem Wagen des Laios. „Wanderer, weiche dem König!“, rief der Herold. Stolz wich Oidipus nicht aus und wurde zornig. Der Herold lenkte die Rosse auf ihn, ein Pferd des Königs trat ihm auf den Fuß. Laios, im offenen Wagen sitzend, schlug dazu noch mit seinem gabelförmigen Stachelstock wütend auf Oidipus ein. Das Maß war voll. Oidipus in heillosem Zorn, nicht wissend, dass er seinen Vater vor sich hat, riss den Alten aus dem Wagen, erschlug ihn und den Herold dazu; ein Diener konnte entfliehen. Aischylos erzählt, dass der Rasende dem Getöteten noch in den Leib gebissen und sein Blut ausgespuckt habe. Zeus hatte Pelops erhört, der erste Teil des Fluches war in Erfüllung gegangen. ....... Nach der unabsichtlichen Tötung seines Vaters wusch sich Oidipus die Hände an einem Brunnen, den Pausanias 9,18,5f beschreibt (Es wird vermutet, dass es sich hier um die heutige Quelle am Westrand des Vorortes Hagioi Theodoroi handelt.). Anschließend wanderte Oidipus weiter in Richtung Theben. Die Stadt war in hellen Aufruhr. Von Damasistratos, dem König von Plataiai, war soeben die Nachricht eingetroffen, dass er König Laios und seinen Herold tot aufgefunden und beerdigt habe. Kreon 1, der Bruder von Iokaste, er übernahm vorübergehend die Herrschaft über Theben, ließ kund tun, dass der, der Theben von der Sphinx befreie, Iokaste zur Frau und die Herrschaft über Theben erhalten werde. Diese thebanische Sphinx war ein weibliches Ungeheuer, das von Hera zur Strafe für die Thebaner, die einst die Beziehung von Laios mit dem geraubten Knaben Chrysippos 1 geduldet hatten, von Äthiopien nach Theben gebracht wurde. Sie wohnte auf dem nördlich von Theben gelegenen Berg Phikion, lauerte Wanderern auf oder flog hin und wieder in die Stadt und stellte jungen Männern eine Frage. Wer sie nicht beantworten konnte wurde von ihr auf der Stelle gefressen. Fast alle jungen Männer von Theben hatte sie schon gefressen. Haimon, der jüngste Sohn des Königs Kreon, war ihr letztes Opfer. Oidipus begegnete der Sphinx vor Theben. Auch er erhielt von ihr die tödliche Frage; Euripides, Phoenissae: "Ein Zweifüßiges gibt es auf Erden und ein Vierfüßiges mit dem gleichen Wort gerufen, und auch dreifüßig. Die Gestalt ändert es allein von allen Lebewesen, die sich auf Erden, in der Luft und im Meer bewegen. Schreitet es, sich auf die meisten Füße stützend, so ist die Schnelle seiner Glieder am geringsten.“ Oidipus rief aus: „Den Menschen hast du gemeint! der, da er noch auf der Erde herumkriecht, kaum geboren, zuerst vierfüßig ist, wenn er aber alt wird und mit gekrümmtem Nacken unter der Last des Greisentums zum dritten Fuß den Stock gebraucht, auch dreifüßig.“ Auf der Stelle stürzte sich die Sphinx in das Meer und verschwand. Oidipus wurde wie ein Held in Theben empfangen, erhielt die Krone und heiratete Iokaste – ohne es zu wissen, seine Mutter. Kurz danach kehrte der überlebende Diener des Laios nach Theben zurück. Als er den neuen König sah bat er um eine Aufgabe als Hirte, weit von Theben entfernt. Oidipus zeugte mit Iokaste 4 (6) Kinder. Nach Sophokles´ KÖNIG OIDIPUS wurde Theben, nachdem Oidipus 20 Jahre regiert hatte, von einer großen Seuche heimgesucht. Der König schickte Kreon nach Delphi, um das Orakel zu befragen. Kreon erfuhr, dass die Seuche deshalb das Land heimsuche, weil der Mörder des Laios ungestraft in der Stadt lebe. Man befragte Teiresias, den alten Seher: Sophokles, König Oidipus: Der blinde Teiresias tritt auf, von einem Knaben geführt und den zwei Dienern begleitet. CHORFÜHRER. Da ist er, der den Täter gleich ermittelt! Schon geleitet man hierher den gottgeweihten Seher. In unsrer Welt weiß er allein die volle Wahrheit. OIDIPUS. Teiresias, der alles du erwägst, was offen und was geheim ist, Göttliches wie Irdisches, gib Auskunft, bitte! Zwar kannst du die Stadt nicht sehen, Doch weißt du von der Pest, an der sie leidet. Nur in dir, Fürst, finden wir den Retter und Beschützer. Vernimm, falls du die Nachricht selbst noch nicht erfuhrst: Auf unsre Frage stellte Phoibos die Erlösung von dieser Pest uns nur in Aussicht unter der Bedingung, daß die Mörder wir des Laïos entlarven, dann sie töten oder auch verbannen. Verschweige uns nun, bitte, nicht den Ausweg, den der Vogelschrei und andre Seherzeichen nennen, beschütze dich und Theben und beschütze mich vor jedem Makel, den die Mordtat auf uns wirft! Auf dir ruht unsre Hoffnung. Nach dem Maß der Kräfte den Menschen nützen, trägt in sich den schönsten Lohn. TEIRESIAS. O wehe! Wissen, das dem Wissenden nicht hilft, ist etwas Schreckliches. Ich habe diese Einsicht vergessen. Schwerlich wäre ich sonst hergekommen. OIDIPUS. Was heißt das? Mutlos und verdrossen trittst du auf. TEIRESIAS. Laß mich nach Hause gehen! Glaub mir: Derart tragen wir unsre Last am leichtesten, ein jeder seine. OIDIPUS. Du handelst unrecht, auch nicht als ein Freund der Stadt, die dich erzog, wenn du die Auskunft uns verweigerst. TEIRESIAS. Ich sehe deutlich: Dein Befehl bringt auch für dich nur Nachteil. Ebendies will ich für mich vermeiden. OIDIPUS. Verschließe nicht vor uns dein Wissen, bei den Göttern! Wir flehen allesamt dich auf den Knien an. TEIRESIAS. Ja, weil ihr töricht seid! Ich will mein eignes Leid verschweigen, um nicht deines bloßlegen zu müssen. OIDIPUS. Wie? Willst dein Wissen nicht enthüllen, vielmehr uns im Stiche lassen und die Heimatstadt vernichten? TEIRESIAS. Ich möchte mir wie dir kein Leid antun. Du dringst umsonst in mich. Du wirst von mir gar nichts erfahren. OIDIPUS in ausbrechendem Zorn. Du willst, du Lump - du könntest einen Felsblock ja in Wut versetzen -, willst tatsächlich nichts enthüllen, dich nicht erweichen lassen, stur und starr verharren? TEIRESIAS. Du wirfst mir Sturheit vor, doch deine eigne Sturheit siehst du nicht ein, im Gegenteil, du tadelst mich. OIDIPUS. Da kann man sich doch schwerlich noch beherrschen, wenn man hören muß, wie du dein Heimatland beleidigst! TEIRESIAS. Auch wenn ich schweige, die Enthüllung kommt von selbst. OIDIPUS. Was ohnehin kommt, solltest du mir ruhig sagen. TEIRESIAS. Ich sage nichts mehr. Du kannst, wenn du Lust verspürst, im fürchterlichsten Wutausbruch dagegen wettern. OIDIPUS. Dann will ich jetzt auch offen, wütend wie ich bin, mich äußern. Nimm zur Kenntnis: Meiner Ansicht nach hast du den Mordplan mitgesponnen, wenn auch nicht den Schlag geführt. Wenn du jedoch noch sehen könntest, so hielte ich dich selbst des Mordes schon für schuldig! TEIRESIAS. Tatsächlich? Halte dich doch dann gefälligst selbst an das Verbot, das du erließest, sprich fortan kein Wort mehr zu den Bürgern, keines auch zu mir; bist du doch selbst der Schandfleck Thebens, der Verbrecher! OIDIPUS. So schamlos schleuderst du mir diesen Vorwurf ins Gesicht? Glaub ja nicht, daß du ungestraft davonkommst! TEIRESIAS. Ich bin davongekommen. Dafür sorgt bereits die Wirklichkeit, die ich ganz ungeschmälert kenne. OIDIPUS. Woher denn? Doch wohl kaum von deiner Seherkunst. TEIRESIAS. Von dir! Du zwangst mich, wider Willen auszusagen. OIDIPUS. Was denn? So sprich, ich möchte es genau erfahren. TEIRESIAS. Noch immer unklar? Willst mich weiter prüfen noch? OIDIPUS. Es blieb mir unklar. Deshalb wiederhol es doch! TEIRESIAS. Der Königsmörder, den du suchst, der bist du selbst. [Sophokles: König Oidipus. Dichtung der Antike von Homer bis Nonnos, S. 9772 (vgl. Sophokles-W Bd. 1, S. 271 ff.) (c) Aufbau-Verlag] Nach seinen fürchterlichen Aussagen ließ Teiresias den überlebenden Diener des Laios und Euphorbos, den Hirten, der das ausgesetzte Kind nach Korinth gebracht hatte, rufen. Mit Entsetzen erkannten Oidipus und Iokaste die Wahrheit: Oidipus hat seinen Vater erschlagen, seine Mutter geheiratet und mit ihr vier (6) Kinder gezeugt. Iokaste ging in einen Nebenraum und ......, Homer Od. 11,278: „Die aber ging in des Hades Haus, des gewaltigen Pförtners, knüpfend ein jähes Seil an den hohen Balken des Daches, schmerzergriffen; .....“. Bei Euripides, Phoin. 1455, überlebt sie, tötet sich aber über den Leichen ihrer beiden Söhne. Oidipus stach sich mit einer Haarnadel seiner Frau / Mutter die Augen aus. Das Orakel und ein weiterer Teil des Fluches des Pelops waren in Erfüllung gegangen. Was mit Oidipus nach seinem Thronverzicht geschah wird vielfältig erzählt: 1. Nach Sophokles´ OIDIPUS IN KOLONOS wird er von Kreon mit der Zustimmung der beiden Söhne des Oidipus verbannt. Bevor er Theben verließ verfluchte er seine beiden Söhne und prophezeite ihnen ihren gegenseitigen Mord. Viele Jahre wanderte der Blinde als Bettler, nur von seiner treuen Tochter Antigone begleitet, durch Griechenland. Endlich, schon dem Ende nah, darf er sich vor Athen im heiligen Eumenidenhain in Kolonos unter dem Schutz des Theseus niederlassen. Die Umstände seines Todes lässt Sophokles im Dunkeln, nur Theseus ist bei seiner Entrückung anwesend, nur er kannte die letzte Ruhestätte des Oidipus. Die Götter haben ihn, den Unschuldigen, dem sie so viel Leid gebracht haben, zum Heros gemacht, der seiner neuen Heimat Segen bringt. 2. Euripides behauptet im Drama PHÖNIZIERINNEN, dass Oidipus von seinen Söhnen in der Hoffnung, selbst schadlos dazustehen und, damit man diese Schande bald vergesse, eingesperrt wurde. In dieser Version wurde er erst nach dem Krieg mit Argos verbannt. 3. Fragmente des verlorenen Epos THEBAIS weisen darauf hin, dass Oidipus seine Söhne verfluchte, weil sie ihm ein Stück minderwertigen Fleisches vorgesetzt hatten. 4. Mehrere Verse aus den Ehoien und drei aus der Ilias 23,678-680, deuten an, dass Oidipus nie verbannt wurde, sondern vor Theben im Kampf fiel. 5. Homer Odyssee 11,276ff: „Auch Epikaste sah ich, des Oidipus stattliche Mutter. Ahnungslos verübte sie Schreckliches: nahm sich den eignen Sohn zum Gemahl. Der hatte den Vater ermordet und freite nunmehr die Mutter. Doch bald enthüllten die Götter den Frevel. Oidipus herrschte, voll Kummer, im lieblichen Theben noch weiter über die Bürger, gemäß dem grausamen Ratschluß der Götter; doch Epikaste stieg in des mächtigen Torhüters Hades finsteres Reich, sie erhängte sich an dem Balken des Daches, jäh überwältigt vom Schmerz. Dem Sohn hinterließ sie ein bittres Elend, so furchtbar, wie es Erinyen der Mutter bewirken.“ [Homer: Odyssee. Dichtung der Antike von Homer bis Nonnos, S. 5730 (vgl. Homer-W Bd. 2, S. 171 ff.) (c) Aufbau-Verlag] .......... Bestattet wurde Oidipus in Theben; Pausanias 1,28,7 erzählt von einem Grab des Oidipus in Athen, weil man seine Gebeine dorthin überführt habe. ……... Die Erfüllung des zweiten Teiles des Fluches des Pelops, der die Nachkommen des Oidipus betrifft, wird bei „Eteokles 2 und Polyneikes“ erzählt.