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okeanos
OKEANOS Titan, Sohn der Gaia und des Uranos. Der „alles Umfließende“ (Der ewige Kreislauf des Wassers.). Dionysios von Alexandria, 2. Jh. n. Chr., schrieb: "Heb´ ich an zu besingen die Erd´und die Breite des Meeres und die Flüss´ und die Städt´ und die zahllosen Stämme der Menschen, denk´ ich Okeanos´ auch, des tief hinströmenden, denn er kränzet das sämtliche Land, gleich einer unendlichen Insel rings umflossen, doch nicht als gerundeter Kreis, sondern eigens gehrt in des Helios Bahn es enger in Spitzen zusammen, gleich der Schleuder gedehnt. Obschon das Ganze nur eines, teilen die Menschen es doch sich ab in dreifache Vesten, Libya erst, Europa darauf, dann Asia ordnend." (DIONYSIOS VON ALEXANDRIA: Das Lied von der Welt. Zweisprachige Ausgabe von Kai Brodersen. Georg Olms Verlag, Hildesheim, Zürich, New York, 1994.) Der Ursprung des Namens Okeanos ist unsicher, wahrscheinlich semitisch. Er dürfte als geographische Bezeichnung in die griechische Sprache eingeflossen sein und sich erst im Laufe der Zeit zur Götterpersönlichkeit entwickelt haben. Wenn Homer den Okeanos als den „Ursprung der Götter“, Ilias 14,200, und „Ursprung von allem“ nennt, dann dürfte er auf die älteste der verschiedenen Ursprungsmythen anspielen. Gott und Fluss oder Meeresstrom in einem. Anders bei Hesiod theog. 135ff: „Auch das unwirtliche Meer, das anschwillt und stürmt, erzeugte sie, doch ohne verlangende Liebe. Dann aber gebar sie, von Uranos umarmt, den tiefwirbelnden Okeanos .....“. Aus sich heraus gebiert Gaia zuerst „das unwirtliche Meer“, dann erst, nach der Zeugung mit Uranos, den Titanen und Gott Okeanos. Am höchsten in der Genealogie wird er in den orphschen Theogonien gereiht. Dort ist er Vater der Titanen und des Uranos und steht zwischen Chaos und Nyx (vereinfacht dargestellt) und wird vom Gedanken des „alles nährenden Wassers“, dem Wasser als Ursprung des Lebens, als jenem Element, aus dem sich Leben entwickelte, getragen. Auch als Ophion, als erster Weltenherrscher, der als das Alles-Umfließende die Welt beherrscht, aber dann dem Kronos unterlag und den Thron räumen musste, wurde er gedacht. Mit seiner Schwester Tethys zeugt Okeanos nach Akusilaos von Argos, im F1 aus dem ersten Buch, 3000 Ströme und Flüsse, alles Söhne. 25 nennt Hesiod theog. 337ff mit Namen: „Tethys aber gebar dem Okéanos wirbelnde Flüsse: Neilos, Alpheíos, Erídanos, voll von reißenden Strudeln, Strymon und Maíandros, Istros, das herrlich strömende Wasser, Phasis und Rhesos, den silberwirbelnden Fluß Achelóos, Nessos, Rhodíos, die Ströme Heptáporos und Haliákmon, Grénikos, Aísepos und die göttliche Flut des Simóeis, Hermos, Peneíos, den herrlichen fließenden Káïkos, breiten Strom des Sangários, Ladon, Parthénios, Árdeskos, ferner Eúenos und den Skámandros schließlich, den göttlichen, hehren.“ Das heißt, alle Flüsse der Welt entspringen, durch den ewigen Kreislauf des Wassers, dem Okeanos. Tethis gebar ihm auch eine heilige Schar von 3000 Töchtern, die Okeaniden, 41 nennt Hesiod mit Namen, die von Zeus den Auftrag erhielten auf Erden im Bund mit Herrscher Apollon und den Flüssen (Flussgöttern) Männer heranwachsen zu lassen; Hesiod 346ff: „Und einen heiligen Stamm von Töchtern hat sie geboren, die auf Erden die Knaben wachsen lassen zu Männern, mit Apollon, dem Herrn, sowie mit den Flüssen; und dieses ist ihr Auftrag von Zeus. Es sind Peitho, Adméte, Iánthe, Doris, Eléktra, Prymno, das göttliche Kind Uranía, Hippo, Klyméne, Rhódeia und Kallirhóe und weiter Zeuxo, Klytíë, Idyía sowie Pasithóe, Plexaúre und Galaxaúre, die reizende, schöne Dióne und Thóe, ferner Melóbosis und Polydóre, herrlich zu schauen, Pluto mit strahlenden Augen, Kerkéïs, lieblich gewachsen, Xanthe, Perséïs, Akáste, Iáneira und auch Menéstho, weiter Petraíë, das liebliche Kind, Eurynóme, Európe, Metis, Telésto, in krokusfarbenem Kleide gewandet, und auch Chryséïs, Asía, Kalýpso, Verlangen erweckend, Tyche sodann, Eudóre und Ámphiro und Okyrhóe, schließlich die Styx; sie ragt hervor unter all ihren Schwestern. Unter den Töchtern, die Okéanos zeugte mit Tethys, sind dies die edelsten nur; es gibt noch andere viele: Dreimal Tausend sind es schlanke Okeaninen, die verstreut das Land und die tiefen Seen durchschweifen, überall ähnlicher Art, der Göttinnen strahlende Töchter.“ Bei Eustathios ist Theia 2/3 Gemahlin des Okeanos, ihre Kinder sind die Kerkopen. ……. Homer Ilias 21,195: „ [...] des tiefen Okeanos-Stromes, dem doch alle die Ströme und alle die Wasser des Meeres, dem auch alle die Quellen und tiefen Brunnen entfließen.“ Mit Tethis wohnte er am Rande der westlichen Welt. In den Mythen spielen sie kaum eine Rolle, weshalb es auch kaum Abbildungen der beiden Gottheiten gibt. Sie genossen auch kaum kultische Verehrung. Die für Okeanos und Tethys von Alexander d. Gr. vor dem Delta des Indus errichteten Altäre und die Weihungen in Germanien und der Bretagne sind die einzigen Anzeichen einer offensichtlich ausschließlich an die Grenzen der damals bekannten bewohnten Erde verlegten Verehrung. ........... Homer Ilias 18, 607: „Auf ihn setzte er die große Kraft des Okeanos-Stromes, rings um den äußersten Rand des fest gefertigten Schildes.“ ….. Im 9. Jh. v Chr. galt noch die Vorstellung des Okeanos als eines um die scheibenförmige Erde fließenden Flusses. Er trennte die Erde vom Reich der Toten, das man vom westlichsten Rand des gedachten Flusses erreicht. Die erste ernsthafte Lokalisierung des Okeanos fällt in das 7. Jh., erkennbar an der Umbenennung der „Säulen des Biareos“ in „Säulen des Herakles“ (Straße von Gibraltar). Zu dieser Zeit wurde auch, wahrscheinlich als Folge der Reise des Kolaios zum atl. Ozean, die Geryonis in den Sagenzyklus des Herakles eingebaut. Seit dieser Zeit wird auch die Vorstellung eines Flusses durch die eines Meeres ersetzt; in der dichterischen Sprache erscheint der Begriff des „atlantischen Okeanos“, des Okeanos westlich des von Perseus versteinerten Atlas, des Atlasgebirges. Das Aufkommen der Erdkugellehre im 5. Jh. v. Chr. und ihre Weiterentwicklung verursachten eine tiefe Änderung in der geogr. Bedeutung des Okeanos. Er erscheint jetzt u. a. als Weltmeer, auf dem die bewohnte Erde nur eine Insel ist. Die Erkenntnisse im 4. und 3. Jh. v. Chr., die Theorie des Ptolemaios von der Erde als Weltkörper, ebenso die Erkenntnis, dass die Erde eine Kugel ist die auf keinem Dreifuß steht, oben und unten eisig kalt und im mittleren Gürtel heiß ist, übten keinen nachhaltigen Einfluss auf die landläufige und speziell von der katholischen Kirche todbringend vertretene Vorstellung von der Erde als Scheibe aus (Ausschließlich im Reichsapfel der Könige und Kaiser überlebte die griechische Vorstellung der Erde als Kugel). Erst die Umrundung der Erde auf dem Okeanos, den alles Umfließenden, beendete in der Masse des Volkes das Glauben. Der Name dieses griechischen Gottes ist heute, mit Attributen versehen, die Welt umfassend. INCLUDEPICTURE "http://www.hellenica.de/Griechenland/Mythos/Bild/OkeanosTethysZeugma.jpg" \* MERGEFORMATINET Okeanos und Tethys, Mosaik, HYPERLINK "http://www.hellenica.de/Griechenland/Geo/Zeugma.html" Zeugma