eine gesamtgenealogie der griechisch-mediterranen mythologie
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orion 1,2
ORION 1,2 1. Der große Jäger der griechischen Mythologie. Seine Entstehung wird in zwei Versionen erzählt. In der älteren Version sind Poseidon und die Minostochter Euryale 2 / Brylle die Eltern des Orion. In Boiotien, dort ist seine Geburtssage lokalisiert, hieß er ursprünglich Oarion und nicht Urion. Die jüngere und bekanntere Version seiner Zeugung und Geburt erzählt Ovid, fasti. 5,493ff: 11. Mai Falls du am mittleren Tag den Böoter suchst, den Orion, Täuschst du dich! Aber ich sing´, wie dieses Sternbild entstand: Einst war mit seinem Bruder, dem Herrscher des riesigen Meeres, Und mit Merkur unterwegs Jupiter. Grad war die Zeit, Wo, mit der Schar nach oben, der Pflug nach Hause geschleppt wird, Wo das Lämmlein des Schafes Milch trinkt, vornübergebeugt, Zufällig sah sie der alte Hyrieus, welcher nur wenig Land bebaute; er stand vor seinem winzigen Haus. „Lang ist der Reiseweg, aber nur kurz ist die Zeit bis zum Abend“, Sagte nun der, „und es steht Fremdlingen offen die Tür!“. Wie seine Worte war auch seine Miene. Er bat sie noch einmal: Ohne zu zeigen, daß sie Götter sind, folgen sie ihm, Treten ins Haus des Alten, das schwarz ist vom Rauch; auf dem Herde Lag vom Vortag ein Klotz, welcher ein wenig noch glomm. Jener kniet nun nieder, entfacht mit dem Atem die Flammen, Holt sich gespaltenen Kien, schneidet in Späne das Holz. Töpfe stehen da, ein kleiner, der Bohnen enthält, und mit Kohl ein Anderer; mit Deckeln bedeckt, kochen sie beide bereits. Während man wartet, schenkt er mit zittrigen Händen den roten Wein ein; der Gott des Meeres kriegt den Becher zuerst. Der aber leerte ihn aus und sagte: „Es trinkt als nächster Jupiter!“. Als er das Wort „Jupiter“ hört, wird er blaß! Aber er fasst sich und schlachtet den Pflüger des dürftigen Ackers, Brät in gewaltiger Glut ihnen den einzigen Stier. Wein, der in einem rauchgeschwärzten Kruge verwahrt ist, Holt er; er war noch jung als er ihn abgefüllt hat. Ohne zu zögern nahm man nun Platz auf der Liege; die war nur Flußschilf, mit Leinen bedeckt – hoch war sie deshalb noch nicht! Bald von dem Fleisch, bald von dem Weine strahlte die Tafel; aus rotem Ton war der Krug, der Pokal war aus der Buche geschnitzt. Jupiter sagte: „Verlangst du irgend etwas, dann wünsch dir´s! Alles bekommst du.“ Darauf sagt der friedliche Greis: „Ich hatte einst eine liebe Gattin, vertraut war sie mir von Jugend an. Wo ist sie? Längst hüllt die Urne sie ein! Ihr hab` ich damals geschworen und rief euch als Zeugen für meine Worte an: „Du allein sollst meine Frau sein!“ Was ich versprochen hab`, halt` ich, doch wünsch` ich mir etwas, das dem wohl Widerspricht: Kein Gemahl will ich, doch noch Vater sein“. Alle gewährten es, alle traten zum Felle des Stieres – Doch es verbietet die Scham jegliches weitere Wort! Erde über das nasse Fell werfend, deckten sie`s zu. Bald Waren zehn Monate um. Da kam ein Knabe zur Welt! Hyrieus gibt ihm, weil er so gezeugt ist, den Namen Urion, doch es verlor seinen Klang später der Anfang des Worts…… (Verlag Artemis & Winkler, Übersetzung von Niklas Holzberg) Die drei Götter urinierten oder onanierten / ejakulierten, das griechische Stammwort bedeutet sowohl urinieren als auch ejakulieren, gemeinsam auf die Haut und zeugten so den Urion. Neun Monate später kroch an der Stelle, an der die bespritzte Tierhaut begraben wurde, ein Knabe aus der Erde. Damit wird in dieser Version Gaia, die Mutter Erde, zur Mutter des Urion. Gnädige Schriftsteller entstellten seinen Namen in Orion. …….. In beiden Fällen ist Orion ein mythischer Jäger, wuchs zu riesiger Größe und ist ausgesprochen hübsch; Homer Odyssee 11,307ff: „Ihm gebar sie zwei Söhne; sie lebten freilich nicht lange, Otos, der göttliche, und Ephialtes, der weithin berühmte, beide die körperlich Größten, die jemals die Erde ernährte, auch die bei weitem Schönsten, nächst dem berühmten Orion.“ [Homer: Odyssee. Dichtung der Antike von Homer bis Nonnos, S. 5732 (vgl. Homer-W Bd. 2, S. 173) (c) Aufbau-Verlag] Orion galt auch als tief religiös. ……. Mit seiner ehernen Keule reinigte er Chios von wilden Tieren. Auf Kreta begleitete er Artemis auf der Jagd. Sein Vater Poseidon gab ihm die Fähigkeit über das Meer zu schreiten (siehe Christus). Bei Zankle schüttete er ein Vorgebirge auf, errichtete dadurch einen Hafen und baute seinem Vater einen Tempel. ….. Seine Frau, die Nymphe Side („Granatapfel“), schenkte Orion einige Söhne (insgesamt hatte er 50) und die zwei Töchter Menippe 3 und Metioche. Korinna, 5. Jh. v. Chr., schrieb: "Wieder ruft mich Terpsichore, Daß ich den Frauen von Tanagra Hohe Lieder von Helden singe; Und von Herzen erfreut sich die Stadt Über mein helles, heiteres Lied. Sagen, stammend aus Väterzeit, Auszuschmücken mit eigener Kunst Hebe ich nun für die Mädchen an. Oft schon sang ich dem Kephisos Lied um Lied....... Oft auch dem großen Orion und Seinen fünfzig Söhnen zum Preis, Die er besaß, nachdem er sich Mit den Nymphen vereint ..... (Frühgriechische Lyriker: 3. Teil. Sappho, Alkaios, Anakreon, deutsch von Zoltan Franjo. Griechischer Text bearbeitet von Bruno Snell. Akademie-Verlag, Berlin, 1976) Metioche hatte mit Theiodamas den schönen Hylas 1, den Jüngling, in den sich Herakles so heftig verliebte. Side, sie ist auch das Eponym der gleichnamigen Stadt, brüstete sich schöner als Hera zu sein. Die Göttin warf sie dafür in den Hades. Auch Mekionike wird als seine Tochter genannt. Sie wird u. a. als Mutter des Euphemos 2 mit Poseidon als Vater genannt. ……. Atlas und Pleione hatten 7(8) schöne Töchter, die von Orion lüstern begehrt wurden. Artemis, die Göttin der Jungfräulichkeit, verwandelte die Schönen in Tauben und Orion verfolgte die Fliehenden sieben Jahre um den Erdkreis bis sie, endlich, Zeus sich ihrer erbarmte und sie an den Himmel erhob, das Sternbild der Pleiaden. …… Orion warb auch um Merope 2, die Tochter des Oinopion. Nach einem Gastmahl vergewaltigte er sie im Vollrausch. Die Ausrede, er habe nur die Hochzeitsnacht vorwegnehmen wollen, nützte nichts. Oinopion ließ ihn blenden und an den Strand werfen. Blind taumelte über das Wasser, wanderte in die Schmiede des Hephaistos auf Lemnos, nahm den Knaben Kedalion, den Lehrling des Hephaistos, setzte ihn sich auf die Schulter (siehe den heiligen Christophorus) und ließ sich von ihm zum Sonnenaufgang führen. Helios gab ihm das Augenlicht zurück. Sofort kehrte er nach Chios zurück und wollte Oinopion erschlagen. Hephaistos hatte dem Oinopion jedoch einen Bunker gebaut in dem sich der Gefährdete verstecken konnte. ……. Eos, die Morgenröte, erblickte diesen wunderschönen Riesen, erahnte seine männliche Urkraft, erbebte auf der Stelle und, erfasst von heftigem Liebesverlangen, entführte sie ihn nach Ortygia, der kleinen Insel vor Syrakus, der einzigen Insel der Welt auf der die Luft mehr Erotik enthält als Stickstoff, SEX2O, die Formel. Sie hatte richtig geahnt und genoss, alle Göttinnen beneideten sie, am meisten Artemis, die Göttin der Keuschheit. …….. Bei der Dichterin Korinna, 5. oder 3. Jh. v. Chr., war Orion ein Seher im Heiligtum von Akraiphia und Akraipheus, nach ihm ist die Stadt und das Heiligtum benannt, sein Sohn und Nachfolger: Weissagung und Bericht des Sehers zu Akraiphia Die Töchter des Asopos. – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – »Von deinen Töchtern wählte drei der König aller, Vater Zeus; drei nahm zu Frauen sich Poseidon, der Herr des Meeres; zwei gewann Gott Phoibos für sein Lager, und eine Maias wackerer Sohn, Gott Hermes. Denn es hatten Eros und Kypris so bestimmt, daß heimlich die Freier dringen sollten in dein Haus, entführen die Mädchen. Die Töchter werden ein Geschlecht von Helden, Halbgöttern, einst gebären, ihr Stamm wird weithin sich verbreiten, sie selber werden niemals altern. Dies prophezeite mir der Dreifuß. Mein Ehrenamt erhielt ich einst vor fünfzig mächtigen Brüdern, das Recht, Orakel zu verkünden im Allerheiligsten des Horts der Wahrheit, zu Akraiphia. Denn Letos Sprößling verlieh als erstem Euonymos die hohe Gabe, vom Dreifuß weiszusagen. Der Sohn Poseidons, Hyrieus, vertrieb ihn aus dem Land und übernahm das Amt als zweiter. Orion folgte ihm, mein Vater, eroberte das Land zurück. Er wurde an den Himmel versetzt, mir ward sein altes Amt zuteil. So habe ich denn, gottbegeistert, die Zukunft genau vorauszusagen. Vertrau, Freund, den Unsterblichen und sei nicht mehr betrübt: Du bist ein Schwiegervater von Göttern!« So sprach der heilige Prophet. Und freundlich faßte Asopos die Rechte ihm, und während aus seinen Augen Tränen strömten, erteilte er ihm folgende Antwort: – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – [Korinna: [Lyrik]. Dichtung der Antike von Homer bis Nonnos, S. 6275 (vgl. Griech. Lyrik, S. 182-183) (c) Aufbau-Verlag http://www.digitale-bibliothek.de/band30.htm ] ............ Das Ende des Orion wird in einigen Variationen erzählt: Artemis tötete ihn, weil er sich mit ihr beim Spiel mit Wurfringen messen wollte, oder weil er sie, oder ihre Dienerin Opis, missbrauchen wollte, oder auch weil Artemis selbst in ihn verliebt und wegen Eos eifersüchtig war; Homer Odyssee 5,118ff: »Grausam, ihr Götter, seid ihr, und eifersüchtig vor allen, neidet den Göttinnen offene Bindung zu sterblichen Männern, wenn sie sich einen zu ihrem geliebten Gatten erwählten! Als den Orion die rosenfingrige Eos entführte, plagte der Neid euch selig lebende Götter so lange, bis auf Ortygia ihn die goldenthronende reine Artemis jählings erlegte mit ihren schmerzlosen Pfeilen. ……“ [Homer: Odyssee. Dichtung der Antike von Homer bis Nonnos, S. 5566 (vgl. Homer-W Bd. 2, S. 78 ff.) (c) Aufbau-Verlag] …….. Man erzählt auch, dass Artemis in den Orion verliebt war und ihn heiraten wollte. Ihr Bruder Apollon habe, bedacht auf die Jungfräulichkeit der Göttin der Jungfräulichkeit, die Göttin aufgefordert auf einen winzigen schwarzen Punkt im Meer zu schießen. Er wettete mit ihr, dass sie nicht treffen werde. Artemis schoss und traf natürlich. Erst als der Leichnam des Orion angeschwemmt wurde erkannte sie, dass dieser Punkt der Kopf des geliebten Gefährten Orion war, der, unbemerkt von ihr, weit in das Meer hinaus geschwommen war. Tieftraurig versetzte sie den schönen Toten an den Himmel, das Sternbild Orion; Aratos 323-326: „Schief unter dem Stiertorso geneigt steht er selbst – Orion. Wer den, in einer klaren Nacht hoch hingebreitet, übergeht, der soll nicht hoffen, anderswo mit dem Blick zum Himmel noch vorzüglicheres anschauen zu können.“ (Aratos: Phainomena. Sternbilder und Wetterzeichen. Übersetzt von Manfred Erren. Heimeran Verlag München, 1971.) ….….. In einer anderen Version erklärt Orion der Göttin Artemis, dass er alle Tiere der Erde erschlagen werde. Gaia, die Mutter Erde, erzürnte, schickte einen Skorpion, ein Stich und Orion starb. Artemis bat den Göttervater Zeus ihren Gefährten an den Himmel zu erheben. Der Götterkönig entsprach der Bitte, um aber Gaia zu beruhigen versetzte er auch den Skorpion unter die Sterne. ……. Wie alle Jäger hatte auch Orion einen Jagdhund der in fester Treue zu seinem Herrn stand. Das wussten schon die Götter zu belohnen. Wie immer Orion an den Himmel gehoben wurde, sein treuer Hund Sirius wurde stets mit ihm an den Himmel versetzt, das Sternbild Canis maior. ……. Homer erwähnt in der Ilias 18,486ff Orion nur als Sternbild ohne jeden Bezug auf ein mythisches Wesen: „Erde und Meer und Himmel stellte er dar auf der Fläche, dazu die unermüdlich scheinende Sonne, den Vollmond, all die bekannten Gestirne, die rings den Himmel besetzen, die Plejaden, Hyaden und den starken Orion, weiter die Bärin, die man auch nennt mit dem Namen des Wagens, die um den Pol sich dreht und scheu den Orion betrachtet, einziges Sternbild, das dem Bad im Okeanos ausweicht.“ Seinen Hund jedoch erwähnt er als „Hund des Orion“. Ilias 22,27ff: „ ………………………………….; im Kreis der vielen Gestirne funkelt sein Licht in nächtlicher Dämmerung weithin erkennbar; Hund des Orion lautet der Name, den Menschen ihm geben. Prächtig erglänzt er, aber sein Aufgang bedeutet ein Unheil, bringt er doch furchtbare Hitze über die elenden Menschen.“ [Homer: Ilias. Dichtung der Antike von Homer bis Nonnos, S. 5326 (vgl. Homer-W Bd. 1, S. 411) (c) Aufbau-Verlag] ……. In der Odyssee 11,310 ist Orion jedoch eine mythische Figur. Ebenso in der Erzählung der Kalypso; 5,116ff. Bei Homer wandelt der getöteten Orion im Reich der Schatten. Als Odysseus in die Unterwelt hinab stieg traf er ihn wie er sogar dort noch Wild jagte. Odyssee 5,568ff: „Minos erblickte ich dort, den herrlichen Sohn des Kroniden, wie er mit goldenem Stab zu Gericht saß über die Toten; rings um den König ließen diese das Urteil sich sprechen, sitzend und stehend neben dem breiten Tore des Hades. Nach ihm erblickte ich den gewaltigen Riesen Orion, wie er das Wild verfolgte auf der Asphodeloswiese, das er dereinst, noch lebend, erlegte auf einsamen Bergen, in den Fäusten die eherne, niemals zerschmetterte Keule.“ [Homer: Odyssee. Dichtung der Antike von Homer bis Nonnos, S. 5746 (vgl. Homer-W Bd. 2, S. 180-181) (c) Aufbau-Verlag] ……. Orion wurde kultisch verehrt. ……. Seine Geschichte ist eine der wenigen klassischen Mythen, die teilweise die beobachteten Bewegungen der Sterne zu erklären versuchen. Sie wird ergänzt mit Lepus, der Hase, der vor ihm flieht, Taurus, der Stier, den Orion verfolgt und Arktos, ein Bär, der den Orion beobachtet. 2. Ein Orion aus einer Bildbeschreibung bei Ovid: Ein Thebaner, dessen Töchter sich bei einer Seuche für das Wohl der Stadt opferten; met. 13,679ff: „Anius gibt das Geleit und beschenkt mit prächtigem Zepter Scheidend Anchises, den Freund, mit Mantel und Köcher den Enkel; Für Aeneas bestimmt ist ein Mischkrug, den jenem vorzeiten Therses geschickt vom aonischen Strand, der ismenische Gastfreund. Therses hatt ihn geschickt, doch Alkon hatt ihn gefertigt, Hyle entstammt, und geziert mit vielen getriebenen Bildern. Häuser erschienen darauf, und deutlich gewahrte man sieben Tore, daran zu erkennen die Stadt auch ohne den Namen. Leichengefolg vor der Stadt, Grabhügel, geschichtete Brände, Mütter mit fliegendem Haar und mit unverhülletem Busen Deuten auf Trauer und Weh. Auch weinende Nymphen erblickt man, Die um vertrockneten Born Leid tragen. Entkleidet des Laubes Starret der Baum. An dürrem Gestein gehn rupfende Ziegen. Mitten in Theben sind zu sehen die Töchter Orions, Wie sich den offenen Hals die eine nicht weibisch verwundet, Wie, mit dem friedlichen Stahl die Brust durchbohrend, die andre Fällt, zu erlösen ihr Volk, und wie man im ehrenden Grabzug Hin durch die Straßen sie trägt und verbrennt an belebeter Stätte; Wie zwei Jünglinge dann aus der Jungfraun Asche sich heben, Daß sich erhalte der Stamm, Koronen genannt von der Sage, Die dann führen den Zug, der die Asche der Mütter bestattet. Soweit glänzten Gebild am Erze des alten Gefäßes; Oben umgab es gezackt mit Golde bezogner Akanthus.“ [Ovid: Verwandlungen (Metamorphoses). Dichtung der Antike von Homer bis Nonnos, S. 13059 (vgl. Ovid-W Bd. 1, S. 326 ff.) (c) Aufbau-Verlag]