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helena
HELENA / HELENE 1,2,3 1. Eine Insel an der Ostküste Attikas. 2. Eine Quelle auf Dios, in der Helena 3 gebadet haben soll, und eine Quelle bei Kenchreai tragen den Namen Helena. Sowohl 1, die Insel, als auch 2, die Quellen stehen mit 3, der Vegetationsgöttin, in engem Zusammenhang. 3. Eine vorgriechische Vegetationsgöttin, die in vielen Orten auf dem Peloponnes und in der argolischen Kolonie auf Rhodos verehrt wurde. Im Laufe der Jahrhunderte entwickelte sie sich zur berühmten Heroine, zur Helena, der schönsten Frau des Altertums. Sie wurde herabgewürdigt von einer selbständigen Göttin zur Tochter von Leda, einer Sterblichen, mit Zeus als göttlichem und Tyndareos als weltlichem Vater – und dadurch, als „die schöne Helena“, in der Weltliteratur unsterblich. Helena ist eine der großen Personen in Homer`s Ilias und wird dort bereits als Tochter des Zeus genannt, d.h., der Ursprung der Sage muss Jahrhunderte davor liegen, denn 800 vor Chr. war sie bereits eine voll ausgebildete greifbare menschliche Figur. Homer Ilias 3,199: „Helena gab ihm, die Tochter des großen Kroniden, zur Antwort: »Dieser Mann ist der Sohn des Laërtes, der kluge Odysseus, der im Gebiete der felsigen Insel Ithaka aufwuchs. Er versteht sich auf mancherlei Listen und kluge Entwürfe.«“ [Homer: Ilias. Dichtung der Antike von Homer bis Nonnos, S. 4702 (vgl. Homer-W Bd. 1, S. 54) (c) Aufbau-Verlag] Ebenso bei 3,426 „Dort nahm Helena Platz, die Tochter des Zeus, der die Aigis schwingt, und schalt, mit abgewendetem Antlitz, den Gatten: »Kehrtest vom Kampfe zurück! Ach, hätte die Faust dich bezwungen jenes Gewaltigen, der mein erster Gatte gewesen! …..“ [Homer: Ilias. Dichtung der Antike von Homer bis Nonnos, S. 4713 (vgl. Homer-W Bd. 1, S. 61) (c) Aufbau-Verlag] …… Ihre mythische Geburtsgeschichte wird in vielen Variationen überliefert. Die Bekannteste erzählt, dass die göttlich schöne Leda, die Tochter des Thestios 1 und treue Gattin des Königs Tyndareos, sich im Garten ihres Palastes in Sparta aufhielt und dabei von Zeus beobachtet wurde. Eros, der Schlingel, ein Pfeil, und in Zeus erwachte ein heftiges Verlangen nach der bildschönen Königin. Er flog vom Olymp nach Sparta, verwandelte sich in einen wunderschönen Schwan und landete im Teich des Gartens. Leda bewunderte das schöne Tier. Majestätisch näherte sich der weiß Gefiederte der Königin, wurde zutraulich und Leda fütterte ihn. Plötzlich sprang der Schwan aus dem Wasser, die Königin erschrak, - und war auch schon beflattert. Zeus flog entspannt und zufrieden davon, Leda legte etwas später ein Ei, aus dem nach einiger Zeit ein Kind hervorbrach – Helena. ….. Abweichend davon wird erzählt: - Zwei oder drei Eier soll sie gelegt haben. Aus ihnen krochen auch Polydeukes, oder Kastor und Polydeukes. - Leda nahm gerade ein kühlendes Bad, als Zeus sie, ebenfalls als Schwan, genüsslich beflatterte. - Auf dem Berg Taygetes soll er sie umarmt haben. - Auch, dass er in ihr Bett geschlichen sei, zur Ausruhenden, die kurz zuvor mit ihrem Gemahl Tyndareos vom Aphrodisischen genascht habe. - Lebend sollen ihre Kinder zur Welt gekommen sein, erzählten einige Schriftsteller. - In den Kyprien ist Helena die Tochter von Nemesis und Zeus. Der Götterkönig soll die Göttin der Vergeltung lüstern verfolgt haben. Nemesis floh, verwandelte sich in einen Fisch und sprang in das Wasser. Zeus verwandelte sich ebenfalls und sprang ihr nach. Die Lustlose sprang aus dem Wasser und nahm die Gestalt von verschiedenen Tieren an, Zeus ebenfalls. In der Form einer Gans war sie etwas zu langsam. Zeus, als Schwan, war schneller – und Nemesis legte ein göttliches Ei („Blöde Gans“ nennen heute noch begehrende und abgewiesene Jünglinge die spröden Schönen.). Apollodor 3,127f erzählt von einem Hirten, der das Nemesis-Ei gefunden hat und es Leda, der Königin, brachte. Leda legte es auf einen Altar. Einige Zeit später kroch ein Kind heraus – Helena. - Bei Hesiod frg. 92 ist Helena eine Tochter von Okeanos und Tethys. …… Eine reine Sage ist der Raub der Helena durch Theseus und seinen Freund und Kumpanen Peirithoos 1. Beide Herren, ihre Jugend zählte längst zu ihrer Vergangenheit, nahmen sich vor noch eine Göttliche zu verführen; das Rätsel, ob Altersschwachsinn, letzte aufflammende Fleischeslust oder Größenwahn, konnte bis heute noch nicht gelöst werden. Sie beschlossen für Peirithoos die Persephone, die Göttin der Unterwelt, und für Theseus die 12-jährige Helena zu rauben. Das wunderschöne Mädchen, das gerade der Göttin Artemis opferte, entführten sie aus Sparta und brachten es nach Aphidna in Attika. Theseus vergewaltigte die ängstliche Kleine und zeugte mit ihr ein Kind. Die Geschändete gab er dann in die Obhut seiner Mutter Aithra 1 und zog mit Peirithoos in den Hades, um die Göttin der Unterwelt für Peirithoos 1 zu erobern – eine Sache, die schwer daneben ging. Hades empfing die ungebetenen Gäste mit aller Freundlichkeit, bat sie Platz zu nehmen und bewirtete sie gastlich. Nur, die Stühle waren die Stühle der Lethe, die Stühle des Vergessens. Herakles erschien einige Zeit später um den Höllenhund Kerberos zu holen und befreite Theseus, aber Peirithoos sitzt heute noch dort und hat für alle Zeit vergessen was er wollte; Apollodor epit 1,24. Kastor und Polydeukes, die Brüder der Helena, rüsteten ein Heer, zogen nach Aphidna, befreiten Helena und nahmen die alte Königsmutter Aithra als Dienerin mit. Das geschändete Kind brachte eine Tochter Iphigeneia zur Welt. In der Nähe von Anaktes stiftete Helena dafür ein Heiligtum der Eileithyia, der Geburtsgöttin. Sofort nach der Entbindung übernahm Klytaimestra, die Schwester der Helena, das Baby und gab es als ihr eigenes Kind von Agamemnon aus; Pausanias 2,22,6ff. ….. Helena wuchs zur schönsten jungen Frau des Altertums heran. Bald wussten alle jungen Männer Griechenlands von ihrer unwiderstehlich graziösen Aura, überall erzählte man von ihrer göttlichen Schönheit. Sie galt als die schönste Frau die je auf der Welt gelebt hat. Ihr Ruf als Ebenbild der Göttin Aphrodite erreichte das letzte Dorf. Um den Ansturm der von der Schönheit begeisterten Freier in Bahnen zu lenken schickte Tyndareos, ihr Ziehvater, Boten in alle Regionen Griechenlands mit dem Auftrag Brautwerber nach Sparta einzuladen. Und sie erschienen, die Söhne der Könige; Apollodor 3,129-131: Odysseus, Sohn des Laertes, Diomedes, Sohn des Tydeus, Antilochos, Sohn des Nestor, Agapenor, Sohn des Ankaios, Sthenelos, Sohn des Kapaneus, Amphimachos, Sohn des Kteatos, Thalpios, Sohn des Eurytos, Meges, Sohn des Phyleus, Amphilochos, Sohn des Amphiaros, Menestheus, Sohn des Peteos, Schedios und Epistrophos, des Iphitos Söhne, Polyxenos, des Agasthenes Sohn, Peneleos, des Hippalmos Sohn, Leitos, Sohn des Alektor, Aias, Sohn des Oileus, Askalaphos und Ialmenos, die Söhne des Ares, Elephenor, der Sohn des Chalkodon, Eumelos, Sohn des Admetos, Polypoites, Sohn des Peirithus, Leonteus, Sohn des Koronos, Podaleirios und Machaon, die Söhne des Asklepios, Philoktetes, Sohn des Poias, Eurypylos, Sohn des Euaimon, Protesilaos, Sohn des Iphiklos, Menelaos, Sohn des Atreus, Aias und Teukros, die Söhne des Telamon und Patroklos, der Sohn des Menoitios. Alle versuchten sich in herrlichen Versprechungen und bei der Übergabe von wertvollen Geschenken zu überbieten. ….. Odysseus jedoch, der Listenreiche, wie man ihn nannte, der Sohn des armen Königs von Ithaka, hatte das Wesen der schönen Jungfrau durchschaut und, in Anbetracht der Kostbarkeiten der reichen Königssöhne, die selbst mitgebrachten Geschenke für sich behalten. ….. Tyndareos war besorgt. Er fürchtete Gewalttätigkeiten nach der Bekanntgabe seiner Wahl. Odysseus versprach, das Problem zu lösen, wenn der König ihm bei der Brautwerbung um Penelope, der Tochter des Ikarios 2, eines Bruders des Tyndareos, behilflich sei. Der König war einverstanden. Der Listenreiche machte den Vorschlag, dass sich alle Brautwerber einer ziehväterlichen Entscheidung des Königs unterordnen: Vor der Wahl müssen alle schwören, dass sie nach der Wahl dem Auserwählten beistehen, wenn ihm jemand die Frau streitig machen sollte. Odysseus wusste sehr wohl, dass bei einer so schönen Frau ........ Mord und Totschlag hätten die Folgen sein können. Auf einem toten Pferd stehend leisteten alle den Schwur - bei den Wassern der Styx. Agamemnon erzählt abweichend in der Tragödie „Iphigenie in Aulis“ des Euripides: AGAMEMNON. Von Leda, jenem Sproß des Thestios, entstammen drei Töchter: Phoibe, Klytaimestra, meine Gattin, und Helena. Um deren Hand bewarben sich die mächtigsten und reichsten Jünglinge von Hellas. Und furchtbar drohte jeder seinen Mitbewerbern mit Mord, sofern er selbst die Jungfrau nicht erhielte. Tyndareos war ratlos, ob er sie vermählen, ob sie verweigern solle, um aus seiner Lage das Beste noch zu machen. Endlich fiel ihm ein, durch Eide und durch Handschlag sollten sich die Freier verpflichten und am Brandaltar durch Spenden es bekräftigen und feierlich geloben: dem, der Helena zur Frau bekäme, beizustehen, entführe jemand seinem Hause sie und dränge den Mann aus seinem Recht, und gegen den Entführer mit Heeresmacht zu ziehn und seine Stadt zu schleifen, gleich, ob ein Grieche oder ein Barbar er sei. Als sie gebunden waren - gründlich hatte sie der Greis Tyndareos, voll Scharfsinn, überlistet! -, erlaubte seiner Tochter er, den Mann zu wählen, dem Aphrodites Liebeshauch ihr Herz gewänne. Sie wählte Menelaos - ……. [Euripides: Iphigenie in Aulis. Dichtung der Antike von Homer bis Nonnos, S. 3831 (vgl. Euripides-W Bd. 3, S. 8-9) (c) Aufbau-Verlag] Menelaos, er wurde von seinem Bruder Agamemnon, dem mächtigen und reichen König von Mykene vertreten, wurde so zum Gemahl der Helena. ….. Nach der Vergöttlichung der Dioskuren Polydeukes und Kastor bestimmte Tyndareos seinen Schwiegersohn Menelaos zu seinem Nachfolger als König von Sparta. Auch Agamemnon wollte eine Gattin aus königlichem Hause. Er entschied sich für Klytaimestra, die Halbschwester der Helena. Klytaimestra war aber verheiratet und hatte einen kleinen Sohn. Kurzerhand erschlug er ihren Ehemann Tantalos 2, riss ihr das Baby von der Brust, schlug ihm den Schädel ein und zwang sie zur Hochzeit: KLYTAIMESTRA. So höre! Offen will ich reden, nicht den Kern verschleiern mehr, gleich einem Rätsel. Anfangs schon - um dies zunächst dir vorzuhalten - nahmst du mich zum Weibe wider meinen Willen, mit Gewalt, nachdem du meinen ersten Gatten Tantalos erschlagen, rissest roh mein Kind mir von der Brust und stürztest, als dein Beutestück, es jäh zu Boden. [Euripides: Iphigenie in Aulis. Dichtung der Antike von Homer bis Nonnos, S. 3883 (vgl. Euripides-W Bd. 3, S. 49 ff.) (c) Aufbau-Verlag] ….. Einschub zum weiteren Verständnis: Zeus hatte sich in die schöne Meeresnymphe und Göttin Thetis, eine der Töchter des Nereus, des „Alten Mann im Meer“, und der Meeresgöttin Doris, heftig verliebt. Rechtzeitig erfuhr er, dass Thetis einmal einen Sohn gebären werde der stärker sein werde als sein Vater. Nach Absprache mit Hera, sie hatte Thetis aufgezogen, wurde beschlossen sie sofort mit einem Sterblichen zu verheiraten. Nereus, der Meeresgott, erklärte Peleus, er war ein sterblicher Enkel des Zeus, dass er eine Göttin, eben Thetis, zur Frau erhalten werde wenn er sie finde. Peleus suchte und fand sie in ihrer Höhle am Strand von Magnesia schlafend. Er näherte sich ihr, doch Thetis verwandelte sich zuerst in Wasser, dann in Feuer, dann in einen Baum, gab aber schlussendlich auf und willigte ein. Zeus, zufrieden, beschloss den beiden auf dem Berg Pelion eine große Hochzeit zu veranstalten und lud alle Göttlichen dazu ein – mit einer Ausnahme, Eris, der Göttin der Zwietracht, die konnte nämlich keiner leiden. Eine Traumhochzeit, alle Geladenen erschienen und brachten herrliche Geschenke, darunter eine Krone aus Juwelen für Thetis und die unsterblichen Pferde Xanthos und Balios für Peleus. Aber auch Eris, die Uneingeladene, erschien (in späteren Märchen die so genannte ‚dreizehnte Fee‘) und legte auf die herrlich gedeckte Hochzeitstafel einen goldenen Apfel mit der Aufschrift „Für die Schönste“. Hera, Athene und Aphrodite beanspruchten sofort den Apfel für sich. Zeus aber, er wollte Ärger und Streit vermeiden, befahl den Göttinnen sich Paris, dem schönsten Mann der Welt, vorzustellen und ihn entscheiden zu lassen, welche die Schönste sei. Auf der Stelle flogen die drei Göttinnen in Begleitung des Hermes zum Berg Ida, dort weidete Paris seine Herden. …….. Erklärender Einschub: Die gesamte Legende vom „Urteil des Paris“ ist vorhomerischen Ursprungs und wird in Homers Ilias 24,27-29 erstmals literarisch, und da bereits voll ausgebildet, erwähnt: „Sondern sie haßten, wie schon zuerst, das heilige Troia, Priamos und sein Volk nur wegen des Paris Verblendung, Welcher die Göttinnen kränkte, die ins Gehöft ihm gekommen, Und diejenige pries, die ihm brachte die leidige Buhlschaft.“ Erst ca. 4oo Jahre später taucht diese Legende in Fragmenten bei Sophokles und Euripides wieder auf. In der Form, in der wir die Legende vom „Urteil des Paris“ heute kennen, erschien sie erst nach ca. weiteren 400 Jahren bei Ovid, Lukian u. a. Bildnerisch dargestellt wurde sie aber sehr oft und bereits ab dem 7. Jh. v. Christi. Pausanias beschreibt eine Abbildung auf der aus dem 6. Jh. v. Chr. stammenden Kypseloslade; 1,19,5: „Und Hermes führt die Göttinnen zum Schönheitsurteil zu Alexandros, Priamos´ Sohn. Auch bei diesen steht eine Beischrift: ´Hermeias hier unterweist Alexandeos, Richter zu sein über die Schönheit zwischen Hera, Athena und Aphrodita.´“ ……. Paris war ein Sohn von Priamos, dem König von Troia und seiner Gattin Hekabe. Während Hekabe mit Paris schwanger war hatte sie einen furchtbaren Traum: Sie werde ein Feuer gebären, das Troia verbrennen werde. Der Prophet Aisakos, ein Sohn des Priamos von Arisbe, weissagte, dass das Kind, das geboren werde, Troias Untergang verursachen werde und empfahl, es sofort zu töten. Priamos übergab den neugeborenen Knaben seinem Hirten Agelaos 6 mit dem Befehl, das Baby am Berg Ida auszusetzen. Acht Tage nach der Aussetzung fand Agelaos das Kind wieder, kreuzfidel, eine Bärin hatte es gesäugt. Er nahm es mit in seine Hütte, gab es als sein Eigenes aus und zog es auf. Paris entwickelte sich zu einem wunderschönen starken Jüngling. Die Tapferkeit, mit der er die Herden gegen Räuber und wilde Tiere verteidigte, brachte ihm den Namen Alexandros (Verteidiger der Menschen) ein. Priamos, jahrelang vom schlechten Gewissen gepeinigt, setzte Leichenspiele für ein früh verstorbenes Kind an und versprach als Siegespreis den schönsten Stier aus der Herde, die von Paris bewacht wurde. Um das schöne Tier nicht zu verlieren, meldete sich Paris zu den königlichen Spielen und gewann alle Wettbewerbe. Wütend wollten die Söhne des Priamos diesen dahergelaufenen Hirten töten. Paris flüchtete an den Altar des Zeus (Asyl). Kassandra, seine Schwester, die Seherin, (siehe Kassandra >) erkannte ihn als jenes Kind, für das die Leichenspiele veranstaltet wurde und Paris wurde mit Freude in die Familie des Königs aufgenommen. Er heiratete Oinone, die Nymphe einer Quelle, und führte ein genüssliches Leben. Der Traum der Hekabe und die Weissagung des Aisakos wurden vergessen. ….. Als Paris eines Tages gemütlich am Berge Ida seine Herde bewachte kamen vier Gestalten geflogen, Hermes und die drei Göttinnen Hera, Athene und Aphrodite. Hermes erklärte dem Verängstigten, dass er im Auftrage des Zeus Juror der ersten Misswahl des Weltenlaufes sein müsse und der schönsten der drei Göttinnen den mitgebrachten goldenen Apfel als Preis zu übergeben habe. Die Göttinnen vergaßen, wie auch bei normalen Frauen in solchen Situationen üblich, die göttliche Würde der Frauen, poposten und buhlten, und versuchten den schönen Paris zu bestechen. Hera versprach ihm die Weltherrschaft, Athene, dass er alle Kriege gewinnen werde, Aphrodite aber, versprach ihm die Liebe der Helena, der Gattin des Menelaos, der schönsten Frau der Welt. Paris überreichte natürlich Aphrodite den goldenen Apfel. Weil er dazu noch Hera und Athene mit dummen Äußerungen beleidigte, hassten beide Paris und, für später sehr verhängnisvoll, mit ihm auch Troia, seine Heimatstadt. Sofort kehrte er in den Palast zurück und erklärte seiner Frau Oinone und seiner Familie, dass er nach Sparta müsse um Helena zu holen. Seine Schwester Kassandra, sein Bruder Helenos, beide hatte die Gabe der Voraussehung, und seine Frau, sie hatte die Seherkunst bei Rhea gelernt, prophezeiten ihm seinen Tod und den Untergang Troias, wenn er Helena ihrem Mann entführen werde. Himeros, der Gott der Liebessehnsucht, hatte aber im Auftrage von Aphrodite Paris bereits fest im Griff. Trotz heller Aufregungen am Hofe des Priamos und innigster Bitten seiner Frau schiffte er sich nach Sparta ein. Beim Abschied erklärte ihm Oinone, dass, falls er einmal verwundet werde, nur sie ihn heilen könne und kehrte zurück in ihre Quelle am Berg Ida. ….. Als Prinz wurde Paris, begleitet von Aineias, zuerst von den Dioskuren, den Brüdern der Helena, in Amyklai und dann von Menelaos, dem König von Sparta, freundlich empfangen und aufgenommen. Nach neun Tagen musste Menelaos zur Bestattung seines Großvaters Katreus 1 nach Kreta reisen und beauftragte Helena, sich um den Gast zu kümmern. Aphrodite schickte ihren Sohn Eros, ein Pfeil, und Helena verliebte sich in Paris hoffnungslos; andere erzählen, dass sie den vielen Geschenken des Paris nicht widerstehen konnte. Die glücklich Verliebten raubten den Goldschatz des Menelaos, bestiegen das Schiff des Paris und flüchteten nach Troia (Die Flucht des Paares wird in verschiedensten Variationen erzählt.). Auf der Insel Kranae erlebten sie ihre erste Aphrodisia; Ilias 3,445: „uns einend in Liebe und Lager“. Menelaos kehrte von Kreta zurück, nahm verbittert die Situation zur Kenntnis, fuhr zu seinem Bruder Agamemnon nach Mykene und beriet sich mit ihm; Ergebnis: Alle früheren Freier Helenas waren gemäß ihrem Beistandseid zur Hilfe bei der Rückgewinnung der Gattin verpflichtet. ….. Die Beiden schickten Boten und reisten auch persönlich zu den durch den Eid verpflichteten ehemaligen Mitbewerbern. Jeder wurde aufgefordert mit einer Flotte und Kriegern an der Rückgewinnung der Helena mitzuwirken. Die wenigsten waren aber sofort bereit an diesem Kriegszug teilzunehmen. Odysseus z. B. stellte sich wahnsinnig, wurde aber von Palamedes überlistet. Es dauerte Jahre bis ein riesiges kampfbereites Heer und die erforderliche Flotte bereit stand. Kalchas, der Seher, verkündete, dass Troia nur mit Hilfe des Knaben Achilleus eingenommen werden könne. Peleus schickte den erst 15-Jährigen und mit ihm den erfahrenen alten Phoinix 3, damit er ihn in Kampf- und Kriegsführung, aber auch in der Führung von Verhandlungsreden ausbilde und begleite (Ilias 9,438ff), zu Agamemnon, der zum Oberbefehlshaber des Kriegszuges gewählt wurde. ….. Helena und Paris erreichten mit ihrem Schiff Troia und wurde dort freundlich aufgenommen. Drei griechische Abgeordnete reisten nach Troia und verlangen die Herausgabe der Entführten. Doch die Troianer weigerten sich Helena und den Goldschatz ihrem Ehemann Menelaos zurück zu geben. Die Würfel waren gefallen! Es kam zum zehnjährigen Kampf der Griechen mit der Stadt Troia und ihren Bewohnern. …… Die Schönheit und die mangelnde Treue der Helena war ein beliebtes Thema bei den Schriftstellern. Auch Stesichoros dichtete, jedoch nicht gerade schmeichelhaft für die Schöne. Wütend schlug sie ihn dafür mit Blindheit. Schnell dichtete er eine „Palinodie“, einen Widerruf: "Nein, meine Erzählung ist unwahr; Nicht im rudernden Schiffe fuhrst du, kamst Nie in die troische Feste." (Frühgriechische Lyriker: 4. Teil. Die Chorlyriker, deutsch von Zoltan Franjo. Griechischer Text bearbeitet von Bruno Snell. Akademie-Verlag, Berlin, 1976) Platon lässt in seinem Phaidros 243 a,b Sokrates sagen: „Es gibt aber für die in Dichtungen über die Götter sündigenden eine alte Reinigung, von welcher Homeros nichts wusste, Stesichoros aber. Denn als er der Augen beraubt ward wegen Schmähung der Helena, blieb ihm nicht wie dem Homeros die Ursach unbekannt, sondern als ein den Musen Vertrauter erkannte er sie, und dichtete sogleich sein ´Ùnwahr ist diese Rede, denn nie bestiegst du die zierlichen Schiffe, noch kamst du je zur Feste von Troia`, und nachdem er den ganzen so genannten Widerruf gedichtet, ward er alsbald wieder sehend.“. Auch dieser Widerruf wurde von späteren Dichtern wieder umgeformt, lautet aber: Aus Hass auf Paris hat Hera aus einer Wolke eine Helena geformt. Paris habe dieses Phantombild mit nach Troia genommen, die echte Helena wurde von Hermes nach Ägypten entrückt. Aus der »Helena« "Viele kydonische Äpfel warf man dem König auf seinen Wagen, auch zahlreiche Blätter von Myrten, Rosenkränze und üppige Veilchengebinde. Keineswegs entspricht der Wahrheit dies Gerede; niemals gingest du an Bord der festgebauten Schiffe nie auch kamest du zur Burg von Troja." [Stesichoros: [Lyrik]. Dichtung der Antike von Homer bis Nonnos, S. 10065 (vgl. Griech. Lyrik, S. 85) (c) Aufbau-Verlag http://www.digitale-bibliothek.de/band30.htm ] Diese Version der „ägyptischen Helene“ dramatisierte Euripides in seinem Intrigenstück „Helene“. Andere schreiben Zeus dieses Wolkenphantom zu, weil er wegen der Überbevölkerung der Erde den Krieg zwischen diesen beiden Völkern wollte. Herodot 2,113ff berichtet, dass die Schiffe des Paris von einem Sturm nach Ägypten getrieben wurden, Paris gefangen und dem Meeresgott Proteus, der in Memphis residierte, vorgeführt wurde. Paris wollte lügen, aber seine Leute verrieten den Raub der Helena, den Ehebruch und die Flucht. Der Meeresgott fällte ein Urteil, 2,115: „Hielte ich es nicht für meine Pflicht, keinen Fremdling zu töten, der von den Stürmen verschlagen in mein Land kommt, so müsstest du büßen für dein Verbrechen an jenem Hellenen. Sein Gast warst du und hast die schmachvollste Tat begangen, Verruchter! Zum Weibe deines Freundes bist du geschlichen und hattest daran noch nicht genug: zur Flucht mit dir hast du sie verführt und sie gestohlen wie ein Dieb. Und damit noch nicht genug! Auch das Haus deines Freundes hast du geplündert. Aber weil ich mich um keinen Preis an einem Fremden vergreifen will, so magst du ziehen. Das Weib und die Schätze jedoch lasse ich dir nicht, sondern bewahre sie deinem hellenischen Gastfreund auf, falls er zu mir kommen und sie holen will. Dir aber und deinen Genossen sag ich: innerhalb dreier Tage sollt ihr weiterziehen in ein anderes Land; wo nicht, behandle ich euch als Feinde.“. ……. Nach einer langen Vorbereitungszeit trafen sich alle Königssöhne die einst dem Tyndareos den Eid geleistet hatten mit ihren Heeresabteilungen in Aulis. Hunderte von Schiffen und tausende Soldaten zogen gegen Troia. Zehn Jahre dauerte der entsetzliche Kampf um die Befreiung von Helena. ….. Paris war sicher ein guter Gemahl der geraubten Helena, aber im Krieg der wegen ihm und dem Frauenraub ausgebrochen war bewährte er sich nicht. Bei Homer ist er meist nur ein Bogenschütze und erscheint in seiner Persönlichkeit sehr unausgeglichen: bezaubernd schön, aber untüchtig und eher feig. Immer wieder muss er sich beschimpfen lassen; Ilias 3,38ff: „Hektor erblickte und schalt ihn mit den beschämenden Worten: »Schandbube Paris, du Hübscher, du weiberbeseßner Verführer, wärst du doch gar nicht geboren oder ledig gestorben, ja, das wünschte ich mir, und es wäre doch wesentlich besser, als ein solcher Schmachfleck zu sein, von andern verachtet! Wahrlich, es lachen vor Hohn die haupthaarumwallten Achaier; glaubten sie doch, ein Held sei der Vorkämpfer, weil er so stattlich aussah - doch jetzt entpuppt er sich als saftlos und kraftlos! Du hast wirklich, in meerebefahrenden Schiffen, mit einer Schar vertrauter Gefährten die See überquert und dich unter Fremde gemischt und ein herrliches Weib entführt übers Meer aus fernem Land, ein Weib, das mit tapferen Männern verwandt ist? Deinem Vater, der Heimat und allem Volke zum Unglück, unseren Feinden zu hämischer Freude, dir selber zur Schande! Hältst du nicht stand dem Fürst Menelaos, dem Liebling des Ares? Dann begriffest du, wem die blühende Gattin du raubtest! Gar nichts nützten dir Harfe und, was Aphrodite dir schenkte, Haartracht und stattliches Aussehen, wenn du im Staube dich wälztest. Leider, die Troer sind feige! Sonst trügest du lange den Leibrock schon aus Steinen, für all das Böse, das du verbrochen!«“ [Homer: Ilias. Dichtung der Antike von Homer bis Nonnos, S. 4694 (vgl. Homer-W Bd. 1, S. 49 ff.) (c) Aufbau-Verlag] Im Zweikampf mit Menelaos wich er zuerst zurück. Erst diese harten Worte Hektors bewegen ihn zum Kampf. Als er fast unterliegt hüllt ihn Aphrodite, die Göttin der Liebe, in eine Wolke und entführt ihn direkt in das Schlafgemach der Helene. Auch Helene beschimpfte Paris wegen seiner Feigheit. Er aber kannte ein Wundermittel und beruhigte sie; Ilias 3,448: „Beide ruhten sie dann im gutdurchzogenen Bette.“ ….. Parthenios von Nicaea, geb. ca. 100 v. Chr., Liebesleiden in der Antike 34: "Korythos (Die schöne Helena und der kraftstrotzende Jüngling) Von Oinone und Alexandros wurde ein Sohn Korythos hervorgebracht. Als dieser als Bundesgenosse nach Ilion gekommen war, verliebte er sich in Helena (die schöne Tochter des Tyndareos); sie nahm ihn äußerst wohlwollend auf, er strotzte sichtbar vor Kraft. Sein Vater aber ertappte und tötete ihn. Nikandros freilich berichtet, Korythos sei nicht ein Sohn der Oinone, sondern der von Helena und Alexandros gewesen, was er mit folgenden Versen sagt: Und das Grabmal des Korythos, tot und zum Hades gegangen, den des Tyndareos Tochter, geraubt und zur Ehe gezwungen, habe empfangen voll Schmerz als Sproß eines Hirtenjungen. (Dies) erzählen Hellanikos im 2. Buch der "Troischen Geschichten" und Kephalon aus Gergithos." (BRODERSEN, Kai: Liebesleiden in der Antike. Die "Erotica Pathemata" des Parthenios. Eingeleitet, herausgegeben und übersetzt von Kai Brodersen mit 36 Vasenbildern aus dem Reiss-Museum Mannheim. Primus-Verlag, Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt, 2000.) ...... Wiederholt half Helene in diesem fürchterlichen Krieg den griechischen Angreifern. Als Odysseus, in Bettlerlumpen gehüllt, in die Stadt Troia schlich um das Palladion zu stehlen wurde er von Helene erkannt. Sie verriet ihn aber nicht. ….. Kurz vor dem Fall von Troia wurde Paris von Philoktetes tödlich verletzt und starb. Menelaos, hasserfüllt, verstümmelte den Leichnam entsetzlich, um die Schönheit dieses Mannes endgültig zu vernichten. Doch Helena blieb nicht lange Witwe und heiratete Deiphobos 1, einen Bruder des Paris; wie viele andere Männer war auch er schon lange in sie verliebt (Dieses Dreiecksgefüge Paris-Helena-Deiphobos haben die Dichter des Altertums in ihren Werken mit viel Phantasie ausgeschmückt). ……. Im zehnten Jahr dieses blutigen und verlustreichen Kampfes, beide Seiten hatten bereits viele ihrer besten Männer verloren, erdachte Odysseus die List mit dem hölzernen Pferd. Die Achaier stellten das Pferd in dem sich die stärksten Männer befanden vor das Tor der Stadt und zogen sich zurück. Helena, sie erkannte die List und ahnte wer sich in dem Pferd befinden könnte, umschlich das hölzerne Ungetüm, ahmte die Stimmen der einzelnen Frauen der Insassen nach und rief jeden einzelnen. Aber der listenreiche Odysseus hielt den Männern den Mund zu damit sie sich nicht verraten konnten. ….. Die List mit dem hölzernen Pferd gelang, es kam zum nächtlichen Sturm auf die Stadt. Grauenvoll wurden die Bewohner niedergemetzelt, die Stadt wurde in Schutt und Asche gelegt. Während dieser brutalen Schlacht verriet Helene Deiphobos, ihren neuen Ehemann, und ließ ihn abschlachten. Troia war, Aisakos hatte es prophezeit, durch Flammen vernichtet. Die Schmach, die Paris Hera und Athene zugefügt hatte, war göttlich gerächt. ….. Nach dem Fall von Troia wurden die überlebenden Frauen, auch Helena, gefangen genommen und als Beute verteilt. ….. Euripides hat das unsägliche Elend dieser unschuldigen Frauen, dieser Opfer eines wahnwitzigen Krieges, in seiner Tragödie „Die Troierinnen“ festgehalten – uns zur Lehre bis in jede Gegenwart. ….. Menelaos erhielt seine Gemahlin zurück. Diener zerrten sie an den Haaren aus dem Zelt der gefangenen Frauen und übergaben sie ihm zur sofortigen Hinrichtung. Er aber wollte diese Verursacherin von grenzenlosem Leid nach Sparta zurückführen, um sie vom leidgeprüften Volk töten zu lassen. Helene antwortete auf die Anschuldigungen ihres ehemaligen Gemahls; Euripides, Die Troierinnen 919ff: HELENE (auf Hekabe, die Mutter des Paris, weisend): „Erstens gebar diese den Ursprung allen Übels, da den Paris sie gebar; zweitens vernichtete Troia und auch mich der Alte, da er das Kind nicht tötete, den unheilvoll Gestalt gewordnen Feuerbrand, den künft`gen Alexander. So höre nun was weiter dann geschah! Dieser waltete als Richter über die Dreiergruppe der drei Göttinnen. Pallas verhieß Alexander als Geschenk, als Führer der Phryger Hellas zu erobern, Hera versprach die Herrschaft über Asien und Europas Grenzen, falls Paris sich für sie entscheiden sollte; Kypris aber rühmte bewundernd meine Wohlgestalt und versprach, mich ihm zu geben, wenn sie die Göttinnen im Wettstreit der Schönen übertreffe. Überlege dir, was sich daraus ergibt: Kypris siegt über die Göttinnen, und wenigstens so viel hat meine Hochzeit Hellas genützt: ihr seid nicht unter der Herrschaft der Barbaren, musstet nicht zu den Waffen greifen, nicht ihrer Macht euch fügen. Was Hellas Glück brachte, war mein Untergang; meine Schönheit hat mich vernichtet, und es schmähn mich die, aus deren Hand ich hätte einen Kranz empfangen sollen für mein Haupt. Du wirst sagen, den Kern der Sache hätte ich noch nicht berührt, wie ich mich heimlich aus deinem Hause schlich. Es kam, eine mächtige Göttin an seiner Seite, der Fluch dieser Frau da, ob Alexander ihn du mit Namen oder Paris nennen willst: und diesen Mann, Schändlicher, ließest du in deinem Haus zurück, verließest Sparta, um zu Schiff ins Kreterland zu fahren. Nun gut! Nicht dir, sondern mir selber will ich die Frage stellen: Was dacht ich nur, als ich dem Fremden aus dem Hause folgte, die Heimat und mein Haus im Stiche ließ? Die Göttin straf` und übertrumpfe Zeus in seiner Macht, der über alle andern Götter herrscht, ihr aber sklavisch dient! Drum aber verdiene ich Verzeihung. Da könntest du gegen mich mit gutem Grund einwenden: Als Alexander gefallen und in die Unterwelt gekommen war, hätt ich, da es meine von den Göttern gestiftete Ehe nicht mehr gab, das Haus verlassen und zu den Schiffen der Argeier gehen sollen. Genau das hab ich immer versucht! Ich hab als Zeugen die Wächter der Türme und die Späher auf den Mauern, die oftmals mich ertappten, wenn ich von den Zinnen mit Stricken heimlich meinen Leib zur Erde gleiten ließ. Doch mit Gewalt entführte mich dieser neue Gatte, Deiphobos, und hatte mich zur Frau, den Phrygern zum Trotz. Wie könnte ich nach all dem, mein Gatte, sterben, mit gutem Recht , von deiner Hand, da dieser mit Gewalt sich mir verband, und jene Flucht aus unserm Hause hat mir statt eines Siegespreises bittre Sklavschaft eingebracht; willst du aber stärker als die Götter sein, so ist dieser dein Wunsch die reinste Torheit.“. Wärter brachten die Gefangene auf das Schiff des Menelaos, die Schlacht war geschlagen, Troia vernichtet, man trat die Rückreise an. ……. Nur, diese Rückreise dauerte sieben Jahre. Athene, seit dem Urteil des Paris hasste sie Troia und stand immer auf der Seite der Griechen. Als aber der kleine Aias 4 während der Zerstörung Troias Kassandra, die Tochter des Königs Priamos, in Athenes Tempel brutal vom Altar riss, die Schutzsuchende zudem noch im heiligen Tempel, dem Ort des göttlichen Asyls, vergewaltigte und dabei auch noch das Standbild der Athene umwarf, da schwor die Göttin der Gerechtigkeit tödliche Rache. Nach der völligen Zerstörung und Plünderung von Troia bestiegen die Griechen ihre Schiffe und freuten sich endlich wieder ihn ihre Heimat zurück zu kehren. Gemeinsam mit Zeus und Poseidon entfachte aber Athene fürchterliche Meeresstürme und vernichtete fast die gesamte Flotte der Heimkehrenden. Das Schiff des Menelaos und der Helene wurde nach vielen Irrfahrten an den Strand von Ägypten getrieben. Thon, der Hüter der Nilmündung, nahm sie gastlich auf und Polydamna, seine Gemahlin, lehrte Helene die Kunst der Kräuterlehre. Menelaos, Helene war trotz ihres fortgeschrittenen Alters immer noch verführerisch schön, verzieh ihr im Laufe der Zeit und friedlich kehrten sie endgültig nach Sparta zurück. ….. Herodot 2,118ff berichtet jedoch völlig gegensätzlich vom nutzlosen Untergang von Troia, denn die echte Helene und der Schatz des Menelaos befanden sich ja bei Proteus in Ägypten. Reuevoll erkannten die Griechen die sinnlose Zerstörung der Stadt und beauftragten Menelaos nach Ägypten zu segeln. Mit großer Gastlichkeit nahm Proteus ihn auf und gab ihm Helene und alle seine Schätze zurück. Obwohl man ihm so viel Gutes tat, wurde Menelaos zum Frevler an den Ägyptern. Widrige Winde verhinderten die Abfahrt. Er ergriff zwei ägyptische Knaben und opferte sie. Die Ägypter wurden wütend und Menelaos floh nach Libyen. Mit seinen Schätzen und Helene kehrte Menelaos dennoch endlich nach Sparta zurück. …… Zwei Jahre später kam Telemachos, der Sohn des Odysseus, auf der Suche nach seinem Vater auch nach Sparta. Homer erzählt in der Odyssee 4,296: „[…]; die Argeierin Helena aber befahl ihren Mägden, Betten unter die Halle zu stellen und purpurne, schöne Decken darauf zu legen […].“, Das heißt, Friede und Alltag waren wieder eingekehrt im Hause des Königs Menelaos. ….... Auch Helena wurde älter; Ovid met. 15,232f: „Weinend im Spiegel erblickt auch Tyndarus' Tochter des Alters Runzeln und fragt bei sich, warum sie zweimal entführt sei.“ [Ovid: Verwandlungen (Metamorphoses). Dichtung der Antike von Homer bis Nonnos, S. 13136 (vgl. Ovid-W Bd. 1, S. 368-369) (c) Aufbau-Verlag] ……. Das Ende der Helena wird ebenso mythisch und vielfältig erzählt wie ihre Geburt. Nach ihrem Tod, so berichten die Teraphner, wurden Menelaos und Helena in Theraphne beigesetzt und zeigten ihr Grabmal. Beide leben in den Elysischen Gefielden, Hera habe Menelaos sogar unsterblich gemacht. Euripides berichtet in seinem „Orest“ von der Weigerung des Menelaos seinem wegen der Tötung seiner Mutter Klytaimestra zum Tod verurteilten Neffen Orest zu helfen. Verzweifelt ergriff Orest mit Hilfe seines Freundes Pylades Helena und wollte sie töten, doch Helena wurde an den Himmel entrückt. Mit ihren Brüdern Kastor und Polydeukes wurde sie zur Schutzpatronin der Seeleute. Nach Pausanias 3,19,9f lebte Helena länger als Menelaos. Nach dessen Tod soll sie von seinen mit der Sklavin Pieris gezeugten Söhnen Nikostratos und Megapenthes vertrieben worden sein. Sie flüchtete zu ihrer alten Freundin Polyxo 5, der verwitweten Königin von Rhodos. Freundschaft heuchelnd nahm Polyxo 5 Helena auf, wollte aber Rache, denn ihr Gemahl Tlepolemos war vor Troia gefallen. Auf Befehl der Königin verkleideten sich Dienerinnen als Erinyen, überfielen die gerade badende Helene und hängten sie an einem Baum auf. Später wurde sie auf Rhodos als „Helene am Baum“ verehrt. Die Himeraier erzählten eine von Pausanias 3,19,11ff überlieferte Geschichte: Im Schwarzen Meer liegt vor der Donaumündung eine Insel Leuke, die dem Achilleus geweiht war. In einem Krieg gegen die italischen Lokrer wurde der Feldherr Leonymos verwundet und als die Wunde nicht verheilte befragte er das Orakel von Delphi. Es wurde ihm aufgetragen zu dieser Insel zu reisen und den Schatten des Aias um Heilung zu bitten. Zurückgekehrt erzählte Leonymos, dass nicht nur der Schatten des Aias ihn geheilt habe, auch die Schatten vieler vor Troia gefallener Kämpfer habe er gesehen und zudem Helena, vermählt mit Achilleus. Ptolemaios Chennios berichtete von Euphorion, dem im Elysium gezeugten geflügelten Sohn von Achilleus und Helena (Er kommt in Goethes „Faust II“ vor.). Zeus soll ihn geliebt haben, weil er aber nicht erhört wurde, erschlug er Euphorion mit einem Blitz. ……. Die Unschuld der Helena bei Georgias von Leontinoi. Erhaltene Reden frg. 11 Lobpreis der Helena 19f: "19. Wenn nun durch den Körper Alexanders Helenas Auge entzückt ward, und er in ihrer Seele Drängen und Tumult des Eros auslöste, was für ein Wunder? Wenn der ein Gott ist und der Götter göttliche Wirkkraft (besitzt), wie wäre dann, wer doch schwächer ist, fähig, ihn wegzustoßen und abzuwehren? Ist er dagegen ein menschlich Gebrechen und eine Unbedachtsamkeit der Seele, so ist dies nicht als Verfehlung zu tadeln, sondern als Unglücksfall einzuschätzen: es kam nämlich, wie es kam, aufgrund von Befangenheit der Seele, nicht durch Ratschlüsse des Denkens, und durch Zwänge des Eros, nicht durch künstliche Vorkehrungen. 20. Wie also darf man für rechtens erachten die Beschimpfung Helenas, wenn sie doch, sei es von Eros übermannt, sei es durch Rede bekehrt, oder auch mit Gewalt geraubt oder von göttlichem Zwang bezwungen, tat, was sie tat, und so der Anschuldigung vollständig entgeht?" (Georgias von Leontinoi: Reden, Fragmente und Testimonien. Herausgegeben mit Übersetzung und Kommentar von Thomas Buchheim. Felix Meiner Verlag, Hamburg, 1989.) ................. Helene ist fester Bestandteil der Weltliteratur und wird es bleiben solange Eros seine Pfeile willkürlich unter Männern und Frauen verteilt. Seit 2700 Jahren bemühen sich bildende Künstler und wetteifern in der Darstellung der einzelnen Lebensphasen der Helene, der schönsten Frau die je gelebt hat. ______________________________________ Alkaios von Lesbos, ca. 630-580 v. Chr.: Paris und Helena ………………………..(kam zum) roß(reichen Sparta) und erweckt` in Helenas Brust ein Sehnen, in der Griechin Herzen ach ihm, dem Troer, der das Gastrecht brach, und sie folgt` berückt ihm mit in die Fremde, ließ daheim die Tochter zurück, entehrte ihres Mannes prächtig gedecktes Lager. Sinnbetört durch die Liebe zu Paris war die Tochter der Leda. Doch er trank (?) (den bitteren Rest) des Wahnes, sah der Brüder viele im Kampf erliegen: auf dem Blachfeld sanken sie hin vor Troia Helenas wegen; viele Wagen liegen im Sand zertrümmert, viele junge Krieger, die blanken Auges ausgezogen, ließen ihr Leben, tödlich (traf sie) Achilleus. (Alkaios: Griechisch und deutsch herausgegeben vom Max Treu. Ernst Heimann Verlag München, 2. Auflage, 1962)