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persephone
PERSEPHONE 1,2 / PERSEPHONEIA / PROSPERINA 1. Die Göttin der Unterwelt, Tochter von Demeter und Zeus; Hesiod Theog. 912ff. Als Totengöttin wird sie auch als Tochter des Zeus und der Styx, der Göttin des Unterweltflusses, genannt. Von Zeus ist sie Mutter des Zagreus-Dionysos bzw. Sabazios, Eubuleus und der Melione. Ihr Name hat seine Wurzeln in vorgriechischen Sprachen. Mit ihrem Gemahl Hades beherrscht sie die Unterwelt, die Welt der Verstorbenen, der Schatten; Hesiod Theog. 767ff: „Dort stehen vorne die hallenden Häuser der unterirdischen Gottheit, des mächtigen Hades und der schrecklichen Persephoneia; davor hält ein furchtbarer Hund die Wache, gnadenlos und voll tückischer List: wer hineingeht, dem schmeichelt er mit dem Schwanz und mit beiden Ohren, doch läßt er nie mehr heraus, sondern liegt auf der Lauer und verschlingt jeden, den er am Ausgang fasst.“ (Theogonie, übersetzt von Otto Schönberger, Reclam Verlag). Homer erwähnt Persephoneia in der Ilias nur zweimal - 9,457, als Erfüllerin eines Fluches: „ ……………..; den Fluch erfüllten die Götter, Zeus in der Unterwelt und die schreckliche Persephoneia.“ und 9,568, als angerufene Todbringerin: „ …………………………………………; sie hatte, trauernd um ihres Bruders Tod, gefleht zu den Göttern, heftig gegen die nahrungspendende Erde geschlagen, Hades anrufend und die schreckliche Persephoneia auf den Knien, indes ihr die Tränen den Busen benetzten: Töten sollten sie ihren Sohn. ………“ [Homer: Ilias. Dichtung der Antike von Homer bis Nonnos, S. 4898 (vgl. Homer-W Bd. 1, S. 168 ff.) (c) Aufbau-Verlag]. ….. Im samothrakischen Mysterienglauben war Persephone eine Gemahlin des Hermes. ….. In der Odyssee beauftragt die Zauberin Kirke Odysseus in die düsteren Fluren der Göttin hinab zu steigen um den Schatten des Sehers Teiresias zu treffen; 10,490ff: „ …..Vorher müßt ihr ein anderes Ziel noch erreichen: des Hades und der schrecklichen Persephoneia düstere Fluren, euch ein Orakel zu holen von der Seele des blinden Sehers aus Theben, Teiresias, der noch bei vollem Verstand ist. Ihm nur verlieh, noch im Tode, Persephoneia Bewußtsein wie auch Vernunft; die anderen Toten schweben als Schatten.' ….“ [Homer: Odyssee. Dichtung der Antike von Homer bis Nonnos, S. 5712 (vgl. Homer-W Bd. 2, S. 160) (c) Aufbau-Verlag]. Homer beschreibt in der Hadeserzählung bei der Begegnung des Odysseus mit der Seele seiner Mutter Persephone auch als Herrin der flatternden Seelen; 11,204ff: „ ….Derart sprach sie. Doch mich verlangte es, innig die Arme um die Seele meiner verstorbenen Mutter zu schlingen. Dreimal setzte ich an, es drängte mich, sie zu umfassen, dreimal entglitt sie meinen Händen, ein Schatten, ein Traumbild. Jedesmal entbrannte noch heißer mein schmerzliches Sehnen, und ich sagte zu ihr die im Fluge enteilenden Worte: 'Warum erwartest du, liebe Mutter, nicht meine Umarmung? Sollten wir beiden uns nicht, sogar im Hades, in trauter, enger Umschlingung sättigen an der bitteren Klage? Oder entsandte in dir die ruhmreiche Persephoneia nur ein Trugbild zu mir, mich noch heftiger jammern zu lassen?' Derart sprach ich, und Antwort gab mir die würdige Mutter: 'Ach, mein geliebter Sohn, du ärmster sämtlicher Helden, nein, dich betrügt nicht Persephoneia, das Kind des Kroniden, sondern es ist das Los der Menschen im Falle des Todes: Keinerlei Sehnen halten mehr Fleisch und Knochen zusammen, sondern die Glut der lodernden Flammen vernichtet die Teile, wenn die Kräfte des Lebens die weißen Gebeine verlassen und, wie ein Traumbild, die Seele davonfliegt und wesenlos flattert. Strebe aufs schnellste zurück jetzt zum Lichte und merke dir alles; späterhin sollst du es deiner lieben Gemahlin erzählen!' Derart führten wir unser Gespräch. Da nahten sich Frauen - abgesandt hatte sie alle die ruhmreiche Persephoneia -, jene, die Töchter und Gattinnen edelster Helden gewesen. ….“ [Homer: Odyssee. Dichtung der Antike von Homer bis Nonnos, S. 5727 (vgl. Homer-W Bd. 2, S. 169 ff.) (c) Aufbau-Verlag] …………. Karl Kerenyi vertritt die Auffassung, dass die Zeugung der Persephone durch Zeus und Demeter ein Mysterium darstellt, in dem sich eher das Altersego der Rhea in der Form der Demeter spiegelt und Persephone, mit Zeus als Vater, als Wiedergeburt mit ewigem Leben der Rhea zu betrachten ist. …………. Dass Persephone vorgriechisch-indogermanischen Ursprungs ist gilt als ziemlich gesichert. Die Etymologie beweist ihre bereits sehr frühe Existenz in verschiedenen Formen und Bedeutungen in weiten Bereichen der frühen Kulturen; z. B.: indogermanisch – „die Ertragreiche“, pelasgisch – „die reiche Jungfrau“, semitisch = Par’atsaph?n – „Fürstin des Nordberges“ = Anat als Todesgöttin, etruskisch – Phersu = mask. Totendämon, etruskisch – Pherspina, praenest. – Prosepna(i). Die Römer nannten sie Proserpina. …………… Vielfach wird Persephone nur Kore (Mädchen) genannt. Die Zweisamkeit der beiden Göttinnen, Demeter und Persephone / Kore, reicht bis in die mykenische Zeit zurück wird aber erst bei Herodot 8,65 erstmals literarisch belegt: „….. Das eleusinische Fest feiern die Athener jedes Jahr, der Meter und Kore zu Ehren, und jeder Athener und Hellene kann, wenn er will, die Weihen nehmen. …“. Etwas später erwähnt sie Aristophanes im Thesmophorenfest 298: MNESILOCHOS: …………. (Betend.) Demeter, hochverehrte, teure Herrin, Und du, Persephone, laßt mich noch oft Euch opfern - heut zum mindesten verratet Mich nicht! Dem Mäuschen meiner Tochter schenkt 'nen Mann, der reich und dumm dabei und tölpisch, Wenn nur Verstand und Geist dann hat ihr Bübchen! [Aristophanes: Die Weiber am Thesmophorenfest. Dichtung der Antike von Homer bis Nonnos, S. 1886 (vgl. Aristoph.-Kom. Bd. 2, S. 146) (c) Aufbau-Verlag] Für diese göttliche Mutter-Tochterbeziehung gibt es in frühen außergriechischen Religionen einige Parallelen. ………….. Nach ihrer Geburt verbrachte Persephone ihre Kindheit mit ihrer Mutter Demeter auf der Erde, denn Mama hatte als Göttin der Fruchtbarkeit der Natur, damit war sie ja für die Ernährung der Menschen zuständig, so viel auf der Erde zu tun, dass sie keine Lust hatte wie andere Gottheiten auf dem Olymp sich mit irgendwelchen Blödeleien die Zeit zu vertrödeln. Wunderschön war Persephone anzuschauen, als sie zum reifen Mädchen wurde. Aphrodite / Venus fürchtete, dass Persephone, genau wie Artemis und Athene, jungfräulich bleiben könnte. Zudem wollte sie, sie war bereites Herrin über das Liebesleben von Zeus, dem Götterkönig und Poseidon, dem Gott aller Gewässer, ihren Herrschaftsbereich auf Hades, den König der Unterwelt, erweitern und beauftragte deshalb ihren Sohn Eros / Cupido dem Hades, dem Herrn der umherschwirrenden Seelen der Toten, in dem Moment, in dem er Persephone erblicke, einen Pfeil in das Herz zu schießen. Eros / Cupido gehorchte, wartete, schoss und Hades verliebte sich unsterblich in Persephone. Mit der Zustimmung seines Bruders Zeus, des Königs der Götter, aber ohne Wissen von Demeter, der Mutter, entführte Hades / Dis das unschuldige jungfräuliche Mädchen in die Welt der Toten, um mit ihm dieses Reich zu beherrschen. Einige Orte Griechenlands zeigen heute noch die Stelle an der Hades mit Persephone in die Unterwelt abgefahren ist. Ovid beschreibt den Auftrag der Venus und den Raub der Persephone und verlegt den Raub zum Pergusa-See bei Enna auf Sizilien und die Abfahrt in den Hades zur Quelle Kyane bei Siracusa; met. 5,359ff: „Bang vor solchem Verderb stieg Dis aus dem finsteren Reiche Jetzo herauf und fuhr, vom Gespanne der Rappen gezogen, Um des sikulischen Lands Grundfesten mit spähender Vorsicht. Als er genügend erforscht, daß nichts dort wankend geworden, Und auch die Furcht verschwand, sah jenen schweifen die Göttin Eryx' vom heiligen Berg, und umarmend den Sohn mit den Flügeln, Sagte sie: »Du mein Schild, o Sohn, mein Arm und Vermögen, Nimm das Geschoß, Cupido, womit du alle bezwingest, Und mit schwirrendem Pfeil durchbohre den Busen des Gottes, Dem vom dreifachen Reich das letzte der Lose gefallen. Götter der Höh und Jupiter selbst und die Mächte des Meeres Bändigest du und ihn, der beherrschet die Mächte des Meeres. Was soll Tartarus ruhn? Warum nicht dehnest du weiter Dein und der Mutter Gebiet? Hier gilt's ein Drittel des Weltalls. Achten sie uns doch schon - Dank unsrer Geduld - in dem Himmel Beide gering, und mit mir wird Amors Stärke verringert. Siehst du es nicht, wie Pallas bereits und Diana, die Schützin, Ab von mir sich gewandt? Und Jungfrau, so wir es dulden, Bleibt Proserpina auch, denn sie heget die nämliche Hoffnung. Auf denn, wenn du mich liebst! Für unsre gemeinsame Herrschaft Eine die Göttin dem Ohm.« So redete Venus. Der Knabe Löste den Köcher und nahm heraus von den tausend Geschossen Eins, das die Mutter gewählt. Dem gleicht kein andres an Schärfe, Keins trifft weniger fehl und ist mehr dem Bogen gehorsam. Drauf anstemmt' er das Knie und krümmte die biegsamen Hörner Und traf mitten ins Herz den Dis mit dem hakigen Rohre. Mit tiefgehender Flut liegt nahe den Mauern von Henna, Pergus genannt, ein See. Mehr Sänge von Schwänen als dieser Hört selbst nicht in dem Strom hingleitender Wellen Kaystros. Rings das Ufer entlang kränzt Wald die Gewässer und wehret Phoebus' glühendem Feuer mit Laub wie mit schützendem Vorhang. Kühlung gewährt das Gezweig, und die Au nährt liebliche Blumen. Ständiger Frühling herrscht. Wie Proserpina dort in dem Haine Spielt und Violen sich bald, bald silberne Lilien pflückte Und sich in kindlicher Lust anfüllte den Korb und den Busen Und es im Sammeln zuvortun wollte den anderen Mädchen, Schaut und begehrt und entführet sie Dis, fast alles auf einmal. So ist die Liebe beeilt. Bang ruft die erschrockene Göttin Mutter und Freundinnen an um Schutz, doch öfter die Mutter; Und wie sie klagend das Kleid vom oberen Saum an zerrissen, Fielen herab aus dem losen Gewand die gesammelten Blumen, Und so zeigte sich noch die Einfalt des kindlichen Alters: Dieser Verlust auch füllte mit Schmerz die Seele der Jungfrau. Rasch hin jagte der Dieb, und jegliches rufend mit Namen, Trieb er die Rosse zur Hast und schüttelte kräftig die Zügel, Dunkel wie Eisen gefärbt, auf Hälsen und Mähnen der Renner. Durch tiefgründige Seen hin eilt er und durch der Paliken Schwefeldünstigen Pfuhl, der kocht aus geborstenem Boden, Und wo Bacchis' Geschlecht, von dem doppeltumwogten Corinthus Stammend, erbaute die Stadt zwischen ungleichartigen Häfen. Zwischen Cyane liegt und Pisas Quell Arethusa, Eine geschlossene Bucht, die ragende Hörner verengen. Dort war jene, von der den Namen empfangen der Weiher, Cyane, hochberühmt vor allen sikulischen Nymphen. Die, aus der Mitte der Flut sich bis an die Hüften erhebend, Hatte die Göttin erkannt und rief: »Nicht weiter des Weges! Darfst du Ceres zum Trotz ihr Eidam werden? Nur Bitten Standen dir zu, nicht Raub. Wofern mit Großem Geringes Mir zu vergleichen vergönnt; um mich auch freiet' Anapis; Aber ich folgt ihm gebeten und nicht, wie diese, geängstigt.« Cyane sprach's, und die Arme gestreckt nach verschiedenen Seiten, Sperrt sie den Weg. Da hielt der Saturnier länger den Zorn nicht, Sondern er trieb sein grauses Gespann, und das Königeszepter Schwang er mit kräftigem Arm und schleudert' es tief in den Strudel. Siehe, zum Tartarus tat die getroffene Erde den Weg auf Und nahm mitten im Schlunde auf den stürzenden Wagen. [Ovid: Verwandlungen (Metamorphoses). Dichtung der Antike von Homer bis Nonnos, S. 12696 (vgl. Ovid-W Bd. 1, S. 118 ff.) (c) Aufbau-Verlag] ……….. Nach der Interpretation der sog. Phaistos-Schale (Persephone als Schlangengöttin mit Athene und Artemis als Gespielinnen vor der Blume = Gaia) stellt K. Kerenyi fest, dass der Mythos vom Raub der Persephone / Kore bis in das 3. Jahrtausend. v. Chr. zurückreicht. ……….. Immer und immer wieder rief Demeter den Namen ihrer Tochter, umsonst, sie konnte sie nicht finden. Tage- und nächtelang irrte sie umher, verweigerte Speis und Trank und suchte. Mit Hekate, der Göttin der Dämonen, fuhr sie zu Helios auf, dem Sonnengott der ja das Licht brachte und immer alles sah, und hielt ihm den Sonnenwagen an. In tiefer Sorge fragte sie ihn nach ihrer Tochter. „Der Sohn des Hyperion gab zur Antwort: „Tochter der Rhea, Herrin Demeter, du wirst es erfahren. Ehrfurcht habe ich vor dir und Mitleid für deinen Schmerz um das Mädchen mit den Schönen Fußgelenken. Kein anderer unter den Unsterblichen trägt die Schuld als Zeus, der es dem Hades, deinem Bruder, zur Gattin gab. Jener entführte das Mädchen mit seinem Gespann, gewaltsam, in das Reich der Finsternis, um das laute Weinen wenig bekümmert. Aber du, Göttin, lass das Wehklagen. Es ist unnötig so unversöhnlich zu zürnen. Du hast ja keinen unwürdigen Schwiegersohn unter den Göttern in deinem Bruder Hades erhalten. Ist er doch geehrt mit einem Drittel der Welt seit der Aufteilung, und da wo er haust, ist er König.“ So sprach er und trieb sein Gespann an.“ (Karl Kerenyi, Die Mytholgie der Griechen, Seite 185, dtv) Hündischer Schmerz befiel die Mutter und Göttin. Rasend vor Zorn weigerte sie sich den Olymp zu betreten und an den Götterversammlungen teilzunehmen. In Eleusis hatte man ihr einen Tempel erbaut, dort hielt sie sich auf und ließ die Pflanzen der Felder und die Bäume verdorrten, der Saat verbot sie zu sprießen. Die Nahrung wurde knapp. Nach einem Jahr begannen die Menschen zu verzweifeln, die Menschheit drohte zu verhungern, drohte auszusterben. Zeus fürchtete, dass dadurch auch die Opfer der Menschen für die Götter ausblieben und schickte Iris, den Regenbogen, um Demeter auf den Olymp zu bitten. Sie blieb hart und verließ ihren Tempel nicht. Nun fürchteten sich alle Götter, traten geschlossen vor Demeter und baten sie um Wachstum für die Früchte der Felder. Demeter blieb hart. Zeus kannte den unbeugsamen Willen seiner Schwester und erkannte die Gefahr. Hermes erhielt den Auftrag Persephone aus der Unterwelt heraufzuholen, tauchte in die Gefielde der Finsternis und teilte Hades den Auftrag des Zeus mit. Der Gott des Reiches der Toten war einverstanden, bot aber Persephone vor ihrer Rückkehr auf die Erdoberfläche noch einige Kerne des Granatapfels an. Persephone nahm sie ahnungslos und aß sie. Hermes brachte das Mädchen nach Eleusis in den Tempel zur Mutter. Die Freude war groß – aber Demeter fragte sofort: „Hast du in der Unterwelt etwas gegessen?“ Persephone sagte: „Ja.“ Da wusste die Mutter, dass sie hintergangen wurde. Es war Gesetz, dass jeder der im Hades etwas gegessen hatte, in Drittel des Jahres in der Unterwelt verbringen musste. Demeter, wütend über diese schändliche List des Hades, blieb weiterhin hart. Zeus aber wollte das Verhungern der Menschen verhindern und bat Rhea, die Mutter der olympischen Götter, um Vermittlung. Demeter, im Bewusstsein, dass Persephone ja zwei Drittel des Jahres bei ihr verbringen kann, gab nach, ließ die Früchte der Felder wieder wachsen und zog mit ihrer Tochter und mit allen versöhnt wieder in den Olymp ein. Seitdem wachsen die Früchte der Erde zwei Drittel des Jahres, ein Drittel verbringen sie im Dunkel der Erde. Persephone, die Tochter der Göttin der Fruchtbarkeit, ist damit, neben ihrer Funktion als Gattin des Hades und Göttin im Reich des Todes, eine Allegorie für das Aufsprießen der Saat im Frühling und das Absterben der Pflanzen am Beginn des Winters. ………. Eine amüsante Parallelgeschichte zum Aufblühen und Absterben der Vegetation entwickelte sich aus dem Adonis-Mythos. Adonis, die Personifizierung des Aufblühens der Natur im Frühling in der Person eines wunderhübschen Jünglings, war ursprünglich ein Gott der erwachenden und wieder absterbenden Vegetation: Kaum war Adonis geboren, da verliebte sich Aphrodite, die Göttin der Liebe, in den schönen Knaben, nahm ihn zu sich, legte ihn in einen verschlossenen Kasten und brachte ihn zu Persephone in die Unterwelt zur Verwahrung. Persephone öffnete den Kasten trotz des Verbotes der Aphrodite, sah das wunderschöne Kind und verliebte sich ebenfalls in den süßen Kleinen. Nach einiger Zeit wollte Aphrodite den herangewachsenen wunderhübschen Jüngling für sich zurück auf die Erde nahmen, aber Persephone weigerte sich. Wütend flog die Liebesgöttin zu Zeus auf den Olymp und trug ihm den Streit vor. Zeus entschied: Adonis hatte ein Drittel des Jahres mit Aphrodite zu verbringen, ein Drittel mit Persephone und das dritte Drittel hatte er frei = Frühling, die Zeit der Liebe, Sommer/Herbst, die Zeit der Fruchtbarkeit und Winter, die Zeit der Ruhe. Dass Adonis sich in dieser Freizeit dennoch aphrodisisch verwöhnen ließ, dürften spätere Schriftsteller dazu erfunden haben. ……….. Das Aufgehen der Saat, die im Winter in der Erde geruht hatte, wurde in rituellen Festen in allen Kulturbereichen gefeiert. Auch im griechischen Kulturraum. Die bekanntesten waren die eleusinischen Mysterien und die Thesmophorien, bei denen sowohl die Mutter Demeter, als auch Persephone verehrt wurden. Demeter selbst gab den Königen von Eleusis den Auftrag Mysterien einzurichten und weihte alle in diesen geheimen Kult ein, den weder preiszugeben, noch zu hören noch auszusprechen erlaubt ist. Ehrfurcht vor den Göttern verbietet es die Sprache zu gebrauchen (vgl. Bahai Tempel in Delhi). Priester kündigten dort die Geburt des göttlichen Iakchos, des mythischen Sohnes der Persephone, an. Glücklich, wer solches geschaut hat! Gnade war es, an diesen Mysterien teilzunehmen, gesegnet zu werden, denn wer nicht teilgenommen hatte, hatte auch keinen Anspruch auf die gleichen Segnungen später, unten, wenn seine Seele hinab getaucht war in die Finsternis der Unterwelt. „Die Thesmophorien, verbreitetstes griechisches Fest überhaupt, weisen sich durch den Ritus, die Legendentradition und die ethnographischen Parallelen als vorgriechischen, vermutlich schon neolithischen jahreszeitlichen Vegetationskult und Fruchtbarkeitszauber agrarischer Religion aus.“ (Prof. Dr. Dietrich Wachsmuth, Kl. Pauly, Bd. 5, s. 751, dtv.) Bei diesen kultischen Festen wurden der Göttin Rinder, Schafe und Schweine geopfert. ………. Für die frühen Griechen war der Umstand, dass die Göttin des Todes und die Göttin der Fruchtbarkeit in einer Person vereint waren, keinen Widerspruch in sich. Sowohl der Same als auch die Toten wurden in der Erde vergraben. Persephone hatte ihren Sitz in der Unterwelt, also unter der Erde und trieb von dort, als Göttin der Fruchtbarkeit, die Pflanzen zum Wachstum an und ließ die Früchte reifen. Unterstützt von ihrem Halbbruder Pluto, dem Gott des bäuerlichen Reichtums, schickte sie aus der Welt unter der Erde den Menschen Reichtum an Getreide und anderen Früchten empor. ………. Einst erfrechten sich Peirithoos 1 und Theseus gegen die Götter (Wohl schon etwas alterssenil und doch noch im zweiten Frühling). Beide wollten eine Tochter eines Gottes heiraten. Peirithoos entschied sich für Persephone und wollte sie auf die Erde zurückholen. Keck stieg man in die Unterwelt, Hades empfing sie freundlich, nahm den Wunsch des frechen Freiers zur Kenntnis, bat sie Platz zu nehmen und bot ihnen Getränke an. Die Herren setzten sich ohne es zu merken auf die Stühle der Lethe, die Stühle des Vergessens. Theseus wurde von Herakles befreit, aber Peirithoos sitzt heute noch dort weil er vergessen hat was er wollte. ………. Als Orpheus in die Unterwelt hinab stieg um seine Eurydike wieder in das Leben zurück zu holen, bezauberte er mit seinen herrlichen Gesängen Persephone und Hades. Tief ergriffen bat Persephone ihren Gemahl einmal eine Ausnahme zu machen und Eurydike frei zu geben. Er gab sie frei, aber Orpheus entsprach nicht den Auflagen des Hades und Eurydike entschwand für alle Zeiten zurück in die Unterwelt. ………. In der Alkmaionis, einem Epos eines unbekannten Dichters aus dem 6. Jh. v. Chr., wird der vermutlich vorgriechische Gott Zagreus erstmals erwähnt. Zu Hades in der Form des Zeus der Unterwelt (bei Aischylos ist Hades der Vater des Dionysos), zu Kreta und zu Zeus, als dessen Sohn von Persephone man ihn auch bezeichnete, und im speziellen zu Dionysos, mit dem er in der orphischen Dichtung zum „dionysos zagreus“ vollkommen verschmilzt, stand er in enger Beziehung. Spätere Schriftsteller haben auch Melinoe, nachgewiesen ist sie nur durch eine Inschrift auf dem Zaubertisch von Pergamon und den ihr gewidmeten Orphschen Hymnos 71, die vermutlich ein der Hekate nahe stehendes und der Mondgöttin verwandtes Geisterwesen gewesen sein dürfte das die Menschen in der Nacht und da speziell frühmorgens verwirrte, gleichzeitig aber auch Gespenster abwehrte, als Tochter der Persephone und dem Zeus zugeschrieben. ............ Auf einer Inschrift im Tempel des Apollon in Selinunte wird Persephone Pasikrateia genannt. RE XVIII/4 2062 ………. Persephone tritt in der Literatur fast ausschließlich nur als Angebetete, Angeflehte, als Göttin die man um etwas bittet, auf; Beispiel: Aischylos, Die Totenspende 462ff (Elektra und Orestes bitten die Götter der Unterwelt um Unterstützung bei der Ermordung von Aigisthos und Klytaimestra.): ELEKTRA. Oh, ihr Götter, schenkt dem Flehen gerechte Erfüllung! CHOR. ………….Hört doch, ihr seligen Götter der Tiefe, auf unser Gebet und sendet bereitwillig Hilfe den Kindern, zum Sieg! ORESTES. Mein Vater, der du gar nicht wie ein König starbst, gib mir, ich bitte dich, die Macht in deinem Hause. ELEKTRA. Auch ich, mein Vater, bitte dich: Schenk mir die Freiheit, nachdem an Aigisthos ich Rache nehmen durfte! ORESTES. Dann wird man Opferschmäuse nach dem Brauch dir richten; im andern Falle wird man bei den Landesfesten, wo dichter Opferrauch entquillt, dich übergehen. ELEKTRA. Und ich will Spenden dir von meinem vollen Erbe, am Hochzeitstag, aus meinem Vaterhause bringen; vor allen will ich deinem Grab den Vorrang geben. ORESTES. Gib, Erde, mir den Vater frei als Kampfeszeugen! ELEKTRA. Verleih, Persephassa, uns glänzenden Erfolg! [Aischylos: Die Orestie. Dichtung der Antike von Homer bis Nonnos, S. 779 (vgl. Aischylos-W, S. 225 ff.) (c) Aufbau-Verlag] ………….. In der Musik ist Persephone nur in Monteverdis` Oper L´Orfeo vertreten, sonst ohne Bedeutung. Sehr häufig ist sie in der bildenden Kunst vertreten. Mit ihrer Mutter, oft in der Szene der Überreichung des ersten Getreides an Triptolemos, jenes Jünglings, der im Auftrag von Demeter den Menschen den Ackerbau lehrte, ist sie auf Keramiken, Sarkophagen und Totenstelen abgebildet; ebenso mit Hades, ihrem Gemahl. 2. Eine Tochter des Minyas. Sie war die Gemahlin des Iasios 3, eines ursprüngliche chthonischen Fruchtbarkeitsdämonen, der später zum König des minyschen Orchomenos personifiziert wurde. Sie waren die Eltern des Amphion 3, des Vaters der Vegetationsgöttin Chloris 4 die, personifiziert, die Gemahlin des Neleus 1 wurde. Odysseus traf ihre Seele in der Unterwelt; Homer Odyssee 11,281ff: „Chloris, die schöne, erblickte ich dann, die Neleus einst freite, ihrer Anmut zuliebe, für reichliche Bräutigamsgaben. Jüngste Tochter des Sohns des Iasos war sie, Amphions, der die minyische Stadt Orchomenos kraftvoll beherrschte. Königin war sie in Pylos, gebar dort stattliche Söhne, Nestor und Chromios und Periklymenos auch, den berühmten; ….“ [Homer: Odyssee. Dichtung der Antike von Homer bis Nonnos, S. 5731 (vgl. Homer-W Bd. 2, S. 172) (c) Aufbau-Verlag]