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phaidra
PHAIDRA „Die Glänzende“. Tochter des Minos 1, des Königs von Kreta, und der Pasiphae, Bruder des Deukalion 1, Gemahlin des Theseus, des Königs von Athen. Ihre Sage: Mit Deukalion 1, dem Sohn des Minos 1 und Nachfolgers auf dem Thron von Kreta, vereinbarte Theseus die Hochzeit mit Phaidra, die „Glänzende“, der Schwester des Deukalion 1, eine politische Ehe um der ewigen Feindschaft zwischen Kreta und Athen ein Ende zu bereiten. Akamas 4 und Demophon 2 wurden als Söhne geboren. Apollodor E1S17 berichtet, Theseus habe, obwohl er noch mit Antiope 4 verheiratet Phaidra geheiratet. Als man nach der Zeremonie zu Tische lag habe Antiope mit anderen Amazonen versucht die Anwesenden zu ermorden. Schnell habe man aber die Tore geschlossen und die Angreiferinnen getötet. Theseus selbst habe Antiope tödlich verletzt. Der kleine Sohn von Antiope und Theseus, Hippolytos, wurde zu seinem Urgroßvater Pittheus, dem König von Troizen, in Pflege gegeben. ….. Jahre später besuchte Hippolytos, der von seinem Urgroßvater zum Edelmann erzogen wurde, Athen und ließ sich in die Mysterien von Eleusis einweihen. Phaidra, seine Stiefmutter, verliebte sich in den knabenhaften Schönen, dem das Barthaar erst unter der Nase spross. Nach seiner Rückkehr nach Troizen ließ die vor Liebessehnsucht Schmachtende auf der Akropolis einen Tempel der Aphrodite errichten. Von dort aus konnte sie an schönen Tagen Troizen am Horizont schwach erkennen. ….. Da mit der Geburt von Demophon und Akamas 4 die Nachfolge auf dem Thron von Athen geregelt schien, unternahmen Pallas 3, der Onkel des Theseus und seine 25 überlebenden Söhne einen letzten verzweifelten Versuch die Macht in Athen, die ihnen Aigeus, der Vater des Theseus, vorenthalten hatte, doch noch an sich zu reißen. Theseus besiegte sie zuerst, dann tötete er sie alle. Für diesen Massenmord musste er ein Jahr in die Verbannung und ging mit Phaidra und den Kindern für diese Zeit nach Troizen zu seinem Großvater. Tief betrübt musste Phaidra erkennen, dass Hippolytos äußerst keusch war, nur der Artemis, der Göttin der Jagd und der Keuschheit, opferte, die Riten der Aphrodite verschmähte und keine Frau, am wenigsten seine Stiefmutter, beachtete. Als Phaidras Amme sah, wie die Herrin sich in ihrer hoffnungslosen Liebe verzehrte, nahm sie Hippolytos unter Eid und berichtete ihm heimlich von der Liebe der Königin. Der fromme junge Mann war entsetzt, aber durch die Schweigepflicht gebunden. Phaidra, dem Wahnsinn nah, nahm sich das Leben; in ihrer erkalteten Hand hielt sie einen Brief. Theseus, er kam soeben von Delphi zurück, fand die Tote und las den Brief in dem Phaidra den Hippolytos entsetzlich verleumdete: Hippolytos habe sie vergewaltigt, aus Scham habe sie sich den Tod gegeben (In einer anderen Version offenbarte Phaidra sich selbst, Hippolytos wies sie entsetzt zurück, sie verleumdete ihn bei Theseus und gab sich aus Reue den Tod erst nach dem tragischen Ende des Hippolytos.). Der Beschuldigte schwieg, er hatte den Eid geleistet. In seinem Entsetzen erinnerte sich Theseus an seinen göttlichen Vater: Drei Verfluchungen hatte ihm Poseidon einst geschenkt. Er verfluchte seinen Sohn und verwies ihn des Landes. Der Verfluchte hatte die Größe den Eid trotzdem nicht zu brechen und nahm das Los auf sich. Als er die Stadt verließ und mit seinem Gespann dem Meer entlang fuhr, schickte Poseidon aus dem Wasser einen riesigen Stier, die Pferde scheuten, der Wagen kam zum Sturz und Hippolytos wurde von seinen dahinstürmenden Pferden zu Tode geschleift. Artemis hob die Seele ihres treuen Dieners zu den Sternen, heute das Sternbild Fuhrmann. Sein Leichnam wurde in Athen neben dem von Phaidra gestifteten Tempel der Aphrodite beigesetzt. In Troizen wurde Hippolytos zum Heros und beinahe göttlich verehrt. Ober einem nach ihm benannten Stadion wurde ein Tempel der Aphrodite Kataskopia (= der Zuschauenden) an der Stelle errichtet, von der aus Phaidra dem jungen Hippolytos bei der Ausübung gymnastischer Übungen zugeschaut hat. Ihr Grab wurde in Troizen gezeigt; Pausanias 2,32,3. ……. Mythisiert sind die Geschehnisse durch den Gegensatz Aphrodite / Artemis und die Einbeziehung der Aphrodite-Adonis-Thematik. Die wesentlichen Motive sind: der spröde Jäger, die werbende Frau, die böse Stiefmutter, der Selbstmord und das Potipharmotiv. ……. In der Literatur ist Phaidra kaum vertreten, nur Euripides hat ihr in seinem Drama „Hippolytos“ ein Denkmal gesetzt. 35 Sarkophage mit dem Phaidra-Thema sind erhalten. Die berühmtesten befinden sich in Petersburg und im Nationalmuseum in Agrigento. Auch einige Wandgemälde mit Phaidra / Hippolytos sind erhalten.