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phrixos 1,3,4,5
PHRIXOS 1,3,4,5 „Schauderer“. 1. Sohn des Athamas und der Nephele. ........ Die Thessaler erzählten, dass eines Tages die schöne Göttin Nephele, die „Regenwolke“ (Personifikation einer göttlichen Wolke), erschien und Athamas, den Sohn des berühmten thessalischen Königs Aiolos 1, heiratete. Sie schenkte ihm zwei Kinder, Phrixos und Helle. Athamas verstieß aber Nephele, man erzählt auch, dass sie im Wahn aus dem Haus geflohen sei, jedenfalls kehrte sie in den Olymp zurück. Der König nahm nun Ino, auch Demodike 1 genannt, die Schwester der Semele, der Mutter des Dionysos, als menschliche Ehefrau. Sie schenkte ihm Learchos und Melikertes. Zudem nahm Ino mit Zustimmung ihres Gatten den aus dem Oberschenkel des Zeus geborenen Dionysos in Pflege. Eifersüchtig hasste sie ihre Stiefkinder Phrixos und Helle und fürchtete um die Thronfolge ihrer eigenen Söhne. Man erzählt auch (Pindar Hymn. frg. 45), dass sie Phrixos unerwidert geliebt und deshalb gehasst habe. Um die beiden Stiefkinder los zu werden schmiedete sie einen fürchterlichen Plan. Sie beauftragte die Frauen des Landes, das Saatgetreide zu rösten. Als die Saat dann nicht aufging und eine Hungersnot ausbrach, schickte Athamas Boten nach Delphi, um das Orakel zu befragen. Die Rückkehrenden bestach Ino und sie berichteten, dass das Orakel die Opferung von Phrixos und Helle gefordert habe. Athamas wies das Ansinnen entrüstet zurück. Als aber nach weiteren Missernten das Volk hungerte und die Opferung verlangte, ließ Athamas die Opferung vorbereiten und die Kinder holen. Es wird auch erzählt, dass Phrixos sich großmütig selbst zum Opfertod bereit erklärt habe. Für die Opferung geschmückt traten die Unschuldigen vor den Altar. Der Priester griff zum Messer, aber die Göttin Nephele griff zur Rettung ihrer Kinder ein. Sie schickte einen sprechenden Widder, ein edles Tier, der mit dem Goldenem Vlies, ein Sohn des Poseidon, den er in Widdergestalt mit Theophane, der Tochter des Bisaltes, einst gezeugt hatte (siehe Widder >). Dieser göttliche Widder forderte die Kinder auf sich auf seinen Rücken zu setzen und flog mit ihnen durch die Lüfte davon. Über der Meeresenge zwischen Europa und Asien verlor Helle den Halt und stürzte in das Meer. Nephele bat Poseidon um Hilfe. Er fing das Mädchen auf, verwandelte sie in eine Meeresgöttin und heiratete sie (der Hellesponthes). Der Widder landete mit Phrixos in Kolchis bei König Aietes. Über Anweisung des Widders opferte Phrixos das Tier dem Zeus und schenkte das Goldene Vlies dem König (Die Opferung eines Widders als Ersatz für ein Menschenopfer war im griechischen Kulturraum allgemein gebräuchlich.). Aietes hing es im Hain des Ares auf und befahl einem Drachen das goldene Fell zu bewachen. ….. Als Phrixos erwachsen war gab ihm Aietes seine Tochter Chalkiope 2 (oder Iophossa) zur Frau. Sie hatten 4 Söhne: Argos 20, Melas 6, Presbon / Phrontis und Kytissoros (oder 8, die Schriftsteller nennen noch verschiedene Namen). ….. Das Verschwinden von Phrixos und Helle gab Ino das Gefühl der Genugtuung. Aber Hera, die Göttin der Ehe, erzürnte endgültig! Erst den Bruch einer Ehe, dann das Produkt des Seitensprungs ihres Mannes, das Baby Dionysos in Pflege und schlussendlich der versuchte Mord an Helle und Phrixos! Wütend flog sie zum Eingang des Hades und verlangte von der Erinnye Teisiphone die Bestrafung von Ino und Athamas. Teisiphone gehorchte und schlug die Beiden mit Wahnsinn; Ovid met. 4,492ff: „Da lassen die Schlangen sich hören, Teils auf die Schultern gelagert, zum Teil um die Brust hin geglitten, Zischen sie, spein ihren Geifer und züngeln mit zuckenden Zungen. Zweie von ihnen greift sie mitten heraus aus den Haaren, Greift sie und schleudert sie hin mit der siechtumbringenden Rechten. Und sie schweifen durch Inos und Athamas` Busen und hauchen Schweres Gemüt ihnen ein. Dem Leibe schlagen sie keine Wunden, der Geist ist`s, der die schrecklichen Bisse empfindet. Mitgebracht hat sie auch die gräßlichsten flüssigen Gifte: Schaum von des Cerberus Maul und Saft aus dem Leibe Echidnas, Schweifenden Irrwahns Gedanken, umnachteten Geistes Vergessen, Auch Verbrechen und Tränen und Wut und rasende Mordlust, Alles zusammen gerieben, mit frischen Blute in hohlem Erze gekocht und verrührt mit dem grünen Stengel des Schierlings. Während sie bleich noch stehen in Grauen, flößt sie in Beider Brust das tobende Gift und verstört im Tiefsten ihr Innres.“ Ino und Athamas, vom Wahnsinn ergriffen, beginnen zu rasen. Ino erfasst ihre beiden Kinder und stürmt aus dem Haus. Athamas glaubt eine Löwin mit Jungen vor sich zu haben, verfolgt sie und reißt ihr das seinem Papa zulächelnde Kind Learchos vom Arm. Der Vater wirbelt das Kind durch die Luft und zerschmettert den Kopf des Kleinen an einer Wand; Ovid met. 4,512ff: „Aeolus' Sohn alsbald schreit rasend inmitten des Hofes: »Auf, ihr Gefährten, ió! Hier stellt im Walde die Garne! Hier mit doppelter Brut soeben sah ich die Löwin.« Und er verfolgt, als wär es ein Wild, wahnwitzig die Gattin, Reißt vom Busen ihr weg den lächelnden Knaben Learchus, Während die Ärmchen er streckt, und schwingt ihn wie eine Schleuder Zwei-, dreimal in der Luft und zerschmettert am harten Gesteine Grimmig des Kindes Gesicht. Da erst ward rasend die Mutter, Ob nun Schmerz das tat, ob schuld das verbreitete Gift war. Laut heult sie auf und flieht, wahnsinnig, mit fliegenden Haaren. Während auf nackendem Arm sie das Kindlein trägt, Melicertes, ….“ [Ovid: Verwandlungen (Metamorphoses). Dichtung der Antike von Homer bis Nonnos, S. 12659 (vgl. Ovid-W Bd. 1, S. 96 ff.) (c) Aufbau-Verlag] (Zur Erinnerung: Hitlers Schergen und nichtarische Kleinkinder!). In heller Panik ergriff Ino nun den kleinen Melikertes, eilte mit ihm zu den Molurischen Felsen am Golf von Korinth und sprang in heller Verzweiflung mit dem Kind in das Meer. Aphrodite, die Großmutter der Ino, griff ein und bat Poseidon um Hilfe. Und er half: Mutter und Sohn wurden vom alten Meeresgott unter den Namen Leukothea und Palaimon in zwei Gottheiten verwandelt, deren Aufgabe es war die Fischer zu beschützen. Beide wurden über viele Jahrhunderte von den Familien der Fischer hoch verehrt und hatten eine Vielzahl von Kultstätten. In der bildenden Kunst war Melikertes der „Knabe auf dem Delphin“. …. Athamas wurde wegen des Mordes an Learchos aus seinem Königreich verbannt. Das Orakel sagte ihm, dass er sich dort niederlassen solle, wo wilde Tiere ihn bewirten würden. Nach langer Wanderung traf er auf ein Rudel Wölfe die vor ihm flüchteten und ein halb gefressenes Schaf zurückließen. Er erkannte die Erfüllung des Orakelspruches, ließ sich nieder, benannte das Land nach sich Athamania und heiratete Themisto, seine dritte Frau. Themisto schenkte ihm sechs Söhne: Leukon, Schoinus, Erythros, Ptoos (Ptoios), Sphingios und Orchomenos 6. Auch eine Tochter Ara wird genannt. ....... Jahre später, den nahen Tod ahnend, beauftragte Phrixos seine Söhne nach Orchomenos zu ziehen, um sein Erbe zu beanspruchen. Sie segelten los, erlitten aber Schiffbruch und wurden, nachdem sie stundenlang, sich an einem Balken haltend, im Meer herumgetrieben wurden, bei einer dem Ares geweihten kahlen Insel an Land gespült. Am folgenden Tag legten die Argonauten auf ihrer Fahrt nach Kolchis in einer Bucht dieser Insel an. Die vier jungen Männer (nach heutigen Berechnungen waren sie 14 bis 19 Jahre alt) traten ihnen nackt und halb tot entgegen. Iason erkannte sie als Söhne des Phrixos, pflegte sie und nahm sie mit zurück nach Kolchis. Wieder in Kolchis angekommen, begleiteten sie die Argonauten zu ihrem Großvater Aietes und Argos erklärte ihm das Begehren der Männer. Nach dem Raub des Goldenen Vlieses flüchteten die Vier mit den Argonauten und Medeia; Apollonios von Rhodos, Argonautika 2,1094ff. ….. Herodot 7,197 berichtet, dass Athamas, weil ein Orakel ihm das Elend des Landes aufbürdete, von der Bevölkerung des thessalischen Achaia bald selbst dem Zeus Laphystios geopfert worden wäre. Sie schmückten ihn mit Girlanden und führten ihn in einer Prozession zum Altar. Im letzten Moment erschien Kytissoros, sein Enkel und Sohn des Phrixos, und befreite seinen Großvater. Zeus bestrafte darauf hin Kytissoros und alle seine Nachkommen mit einer folgenschweren Buße: „Dem Erstgeborenen der Familie ist es verboten, das öffentliche Haus der Bürger zu betreten, die Familie selbst hat Wache zu halten. Dringt er trotzdem ein, so läßt man ihn nur unter der Bedingung heraus, daß er als Menschenopfer dem Gotte dargebracht werden müsse.“ Viele, die so zur Opferung verurteilt wurden, sind entwichen und ausgewandert. Kehrten sie zurück und entdeckte man sie, dann wurden sie mit weißen Binden umwickelt, feierlich aus der Stadt geführt und geopfert (Der religiöse Kern dieser Sage ist ein Aition für den in Halos, eine Gründung des Athamas, geübten Brauches, dass der älteste der Athamantiden das Rathaus nie betreten durfte.). …… Nach Pausanias 9,34,5ff kehrte Athamas in hohem Alter in nach Orchomenos zurück und wurde vom König Andreus 2, einem Sohn des Flussgottes Peneios, herzlich aufgenommen. Andreus gab ihm ein Stück Land am Berg Laphystios. Weil er glaubte, dass alle seine Kinder tot seien, nahm er Koronos und Haliartos, die Enkel seines Bruders Sisyphos aus Korinth auf und bestimmte sie als seine Nachfolger. Plötzlich erschien Presbon aus Kolchis, sein Enkel von Phrixos. Koronos und Haliartos verzichteten, gründeten die Städte Koroneia und Haliartos und Presbon wurde Erbe des Athamas. Der dem Athamas gnädige König Andreus hatte die Enkelin des Athamas, Euippe 5, geheiratet. Als ihr Sohn Eteokles König von Orchomenos wurde, lebte Athamas, endlich glücklich, auf einem kleinen Landgut in einem Königreich, das einmal seines war und jetzt von seinen Nachkommen regiert wurde. ....... Die Geschichte des Athamas und Phrixos ist einer der Hintergründe der Argonautensage und war den Schriftstellern der Antike wohl bekannt. Leider ist weder ein Epos noch eine Tragödie dieses Stoffes erhalten. Überliefert wurde sie von Apollodor 1,51. 80. 81. 84; 3,26. 28, von Hygin Fabulae 1 – 4, Ovid met. 4,416-542 und von Pausanias 1,44,7f. 9,23,6. 9,34,5-9. 2. ……. 3. Ein Nachkomme von Ara, einer Tochter des Athamas 2. Er soll der Gründer der Stadt Teos sein; Pausanias 7,3,6. 4. Ein Sohn des Oinopion, der mit seinem Vater und seinen Brüdern von Kreta nach Chios auswanderte; Pausanias 7,4,8. 5. Nach Hygin fab. 170 ein Sohn des Aigyptos. Er wurde in der Hochzeitsnacht von seiner Braut Pyrante (?) erdolcht und geköpft.