eine gesamtgenealogie der griechisch-mediterranen mythologie
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picus
PICUS Ein Buntspecht und römischer Halbgott der Wälder, der dem Mars heilig war. Einige römische Mythographen erklärten ihn zum Menschen, machten ihn zum König der Urzeit und Gründer Roms und gaben ihm Saturn als Vater und den Waldgeist Faunus zum Sohn, Vergil Aeneis 7,45ff. Ovid met. 14,320ff erzählt: Das anmutige und wunderschöne Mädchen Canens war die Tochter der Nymphe Venilia und des Ianus und wurde auf dem Palatin geboren. Ihr herrlicher Gesang verzauberte, wie einst bei Orpheus, die Menschen und die Natur. Der noch Laurenterkönig Picus, ein Jüngling noch, und schön und von allen Nymphen begehrt, verliebte sich unsterblich in sie. Ihr Eheglück war aber nur von kurzer Dauer. Als Picus sich mit seinen Freunden auf der Eberjagd befand erblickte ihn Circe / Kirke und erglühte in heißer Leidenschaft. Sie verwandelte sich in einen Eber, lockte den Begehrten in tiefes Gebüsch und als sie den Ort günstig fand, nahm wieder die Gestalt einer Frau an und sprach: „Bei deinen Augen, die gefangen die meinen, bei dieser Gestalt, o du Schönster, Die eine Göttin, mich, lässt flehend die nahen, erbarme dich Hier meiner Glut und nimm als Schwäher Phoebus, der alles Sieht, und verachte nicht hart die titanenentstammende Circe.“ ….., doch trotzig kehrt er sich nicht an sie und ihre Bitten. „Wer du auch seist, ich bin nicht der Deine. Nein, eine andere Hält mich gefangen und wird, so flehe ich, ewig mich halten, Will mit Buhlschaft nicht verletzen den ehelichen Bund, solang mir da Schicksal erhält die janusentstammende Canens.“ Circe, wütend über diese Zurückweisung, wendet sich zweimal, berührt Picus mit dem Stab und als er vor dieser Frau flieht merkt er, dass er bunte Federn in schönsten Farben am Leib hat und – fliegt. Circe hat ihn in einen Buntspecht verwandelt. Seine Freunde suchten ihn, fanden die Zauberin und wollten sich mit Waffen auf sie stürzen. Sie aber rief die Dämonen der Finsternis und mit Hekates Hilfe ließ sie den Wald entschweben. Vor Grausen erstarrten die Männer, Circe aber berührte sie mit dem giftgetränkten Stab und verwandelte sie in „unholder Tiere Gestalten“. Verängstigt suchte Canens ihren Picus. Sechs Tage und sechs Nächte streifte sie durch die Wälder, aß nichts, trank nichts, rief seinen Namen, Picus, Picus, immer wieder - vergeblich - und verzweifelt schlug sie sich den Busen. Weinend ließ sie sich am Strand des Tiber nieder, weinend sang sie mit ihrer alles verzaubernden Stimme ein Abschiedslied und, welch ein Zauber, löste sich auf in Luft und entschwand mit den Winden. ….. Diese Sage, die wahrscheinlich der Phantasie des Ovid ihren Ursprung verdankt, ist eine der vielen Deutungen der Klänge, speziell der Winde, in der Natur. ….. Picus und Canens wurden in die mythische Genealogie des Ursprungs der Stadt Rom eingebaut; Vergil Aeneis 7,45ff: „Der König Latinus regierte, ein alter Mann schon, die Fluren und die freundlichen Städte seit langem in Frieden. Er war, wie wir hörten, ein Sohn des Faunus und der laurentischen Nymphe Marcia. Des Faunus Vater ist Picus, der dich, Saturn, als seinen Erzeuger nennt, du bist seines Blutes erster Ursprung.“ Auch bei Vergil Aeneis 7,187-191 verwandelt ihn die verschmähte Circe und besprengt ihn mit Farben: „Picus, Bezwinger der Rosse, mit quirinalischem Krummstab, festlich in kurzer Staatstoga und in der Linken den Rundschild, thronte als einziger; Circe, die ihn zum Gatten begehrte, hatte, verschmäht, mit dem goldenen Stab ihn geschlagen, durch einen giftigen Trank ihn zum buntgesprenkelten Spechte verwandelt.“ [Vergil: Lied vom Helden Aeneas. Dichtung der Antike von Homer bis Nonnos, S. 17800 (vgl. Vergil-W, S. 303-304) (c) Aufbau-Verlag] Bei Charax von Pergamos frg. 19, FHG III 640 sind Picus und Io die Eltern der Libya, die mit Poseidon den Enalios gezeugt hat. Die Wettrennen mit Zweigespannen wurden von Enalios eingeführt; Libyen benannte er nach seiner Mutter; siehe Enyalios >.