eine gesamtgenealogie der griechisch-mediterranen mythologie
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pollux
POLLUX DIOSKUREN Kastor und Polydeukes, er wird auch Pollux genannt, die beiden Dioskuren, Söhne von Leda und Zeus und / oder Tyndareos. Brüder von Helena 3, Klytaimestra, Phylonoe 2, Phiobe 5 und Timandra. Erstmals literarisch erwähnt wurden sie in Homers Ilias 3,228ff: „Ihm gab Helena Antwort, die edle, in langem Gewande: »Dieser Held ist Aias, der Riese, die Schutzwehr der Griechen. Dort steht, göttlich, Held Idomeneus inmitten der Kreter, um ihn sammeln sich nach und nach die kretischen Feldherrn. Oft bewirtete ihn Menelaos, der Liebling des Ares, kam er von Kreta herübergefahren, in unserem Hause. All die mutig blickenden Griechen sehe ich nunmehr, die ich genau zu erkennen vermag und bei Namen zu nennen. Zwei nur kann ich nicht sehen von den Gebietern der Scharen, Kastor, den Reiter, und Polydeukes, den Meister im Faustkampf, meine Brüder, mit mir von der gleichen Mutter geboren. Entweder kamen sie gar nicht mit aus dem lieblichen Sparta, oder sie fuhren zwar auch auf den meerüberquerenden Schiffen, scheuen aber die Teilnahme an den Kämpfen der Helden, weil sie den Schimpf und die Schmähungen fürchten, die mich verfolgen.« [Homer: Ilias. Dichtung der Antike von Homer bis Nonnos, S. 4704 (vgl. Homer-W Bd. 1, S. 55) (c) Aufbau-Verlag] Helene erzählt hier nur „von der gleichen Mutter geboren“ und erwähnt dabei noch nicht Zeus als ihren Vater und einen von den Beiden als göttlichen Halbbruder; voll im Gegensatz zu Helene, die 3,199 und 3,426 schon als Tochter des Zeus genannt wird. In den frühesten literarischen Aufzeichnungen nannte man dieses Brüderpaar deshalb auch nur Tyndaridai = Söhne des Tyndareos. Erst in der späteren Literatur erscheint die schöne Geschichte von Zeus als Vater der Helene und von Polydeukes oder Kastor oder von beiden in der Form eines Schwanes. Auch auf dem Kapitol in Rom stehen heute noch, aufgestellt von Michelangelo, zwei überlebensgroße Figuren, Kastor und Pollux, Originale aus der Antike, und beide mit Eierschalen auf dem Kopf. Als weltlicher Vater wurde immer Tyndareos genannt. ….. „Das göttliche Zwillingspaar, das schon in vordorischer Zeit in ganz Griechenland verehrt, in verschiedenen Landschaften mit verschiedenen Einzelnamen benannt, schließlich unter den lakonischen Namen Kastor und Polydeukes allgemein bekannt und als unzertrennliches ritterliches Paar in jeder Not, zumal in Kampf und Sturm, helfend gedacht wurde.“ (BETHE). ….. Die ethnologische Mythenforschung geht von der den Primitiven rätselhaften Zwillingsgeburt aus; sie habe zu der Annahme einer göttlichen und einer weltlichen oder doppelten göttlichen Vaterschaft geführt und zur Auffassung der Zwillinge als heilige Wesen. Die vergleichende Mythologie stellte göttliche Zwillinge als Nothelfer bei Indern (die Asvins), Kelten, Germanen (schwedische Felszeichnungen) und Letten fest und schloss daraus auf altindoeuropäisches Gemeingut. Vielfach wird die Meinung vertreten, dass die Dioskuren sich aus Beschützern des Hauses, aus guten Hausgeistern, entwickelt haben. Allmählich wurden sie zu Kriegshelfern, ritterlichen Jünglingen, dann als Söhne eines Königs vermenschlicht, erst sehr spät als Söhne des Zeus vergöttlicht und schlussendlich als Sterne, das Sternbild Gemini, an den Himmel gehoben. …... Um die Geburt der Zwillinge ranken sich viele Geschichten: Leda befand sich im Garten des Palastes, als Zeus in Liebe zu ihr entbrannte, nur –Leda galt als keusche und absolut treue Gemahlin des Tyndareos. Zeus verwandelte sich in einen wunderschönen Schwan, flog vom Olymp Richtung Süden, landete im Teich des Palastgartens des Tyndareos und Leda war hoch erfreut beim Anblick des wunderschönen Tieres. Sie bot ihm Futter. Der herrliche Weißgefiederte näherte sich, wurde zutraulich, fraß Leda aus der Hand und – schon sprang er aus dem Wasser und begattete die Entsetzte. Bald darauf legte sie ein, zwei oder drei Eier aus denen nach einer angemessenen Frist des Brütens die Kinder schlüpften. Man erzählte auch, dass Leda gebadet habe, als Zeus sie außerehelich überraschte, er sie auf dem Berg Taygetos umarmt habe, auch, dass er sich in ihr Bett schlich, zur Ruhenden, nachdem sie bereits mit ihrem Gemahl aphrodisische Genüsse gekostet und Kastor empfangen habe. Von Zeus empfing sie zusätzlich Helena und Polydeukes - die Freiheit der Dichter kannte keine Grenzen, auch unsere muss keine haben. Auch von der Lebendgeburt der Kinder wurde berichtet. ……. Kaum dem Knabenalter entwachsen, schlossen sich Kastor und Pollux den Argonauten an; Apollonios von Rh. 1,146 – 151. Kastor, als Rossebändiger, hatte bei dieser Schiffsfahrt kaum Gelegenheit seine Stärke auszuspielen, aber Polydeukes, als göttlicher Faustkämpfer, nahm den Kampf mit Amykos 2, dem übermütigen König der Bebryker und Erfinder des Boxhandschuhes, auf; Apollonios v. Rh. 2,1 – 163. Amykos, ein Sohn des Poseidon, er galt als der überheblichste Mensch auf der Welt, forderte alle Fremden auf mit ihm zu kämpfen, bevor die sein Land betraten. Mit einem selbst erfundenen Handriemen, dem ersten Boxhandschuh, erschlug er alle. Die Argonauten waren erbost über diese Fremdenfeindlichkeit, sie wollten ja nur frisches Wasser schöpfen. Polydeukes, wütend, stellte sich sofort zum Zweikampf. Ein wilder Kampf, wie wenn zwei Löwen um ein totes Rind kämpfen, begann. Fürchterlich schlugen sie mit den Fäusten zu, `ein unermessliches Zähneklappern hob an`. Amykos schlug nur brutal, Polydeukes aber mit Verstand. Ein kurzer Stoß mit dem Knie, Amykos stürzte und Polydeukes zertrümmerte dem Ungeschützten die Schädelknochen. Wie Wilde wollten die Bebryker über den Sieger herfallen, doch seine Freunde deckten ihn. Nach einem kurzen, aber heftigen Kampf flüchteten die überlebenden Bebryker, die Argonauten opferten den Göttern und feierten, nachdem sie die Verletzten versorgt hatten, mit viel Wein ein Fest. ….. Ovid met. 8,301f nennt sie Söhne des Tyndareos und zählt sie zu den Teilnehmern der kalydonischen Eberjagd; met. 8,372ff: „Aber die Zwillingsbrüder, noch nicht Gestirne am Himmel, Stattlich beide zu schauen, auf Rossen beide, die weißer Glänzten als Schnee, sie schwangen und schüttelten beide die spitzen Lanzen hoch durch die Luft und ließen die Schäfte erzittern, - Hätten getroffen, doch wich der Borstenträger in dunkles Dickicht, wo weder ein Speer noch ein Pferd den Weg sich bahnen kann.“. …… Als der alternde Theseus, er wollte aus Übermut noch eine Tochter des Zeus heiraten, und sein Freund Peirithoos die 12-jährige Helene entführten und Theseus sie vergewaltigte und schwängerte, zogen ihr Brüder, die Dioskuren mit einem Heer nach Attika, befreiten Helene, eroberten Athen, die Stadt des Theseus und setzten Menestheus, seinen größten Rivalen, auf den Thron. Aithra, die Mutter des Theseus und Phisadie, die Schwester des Peirithoos, nahmen sie als Dienerinnen für Helene mit. ……. Idas 1 und Lynkeus 2, die Söhne des Aphareus, wuchsen mit den Dioskuren, ihren Vettern, auf und waren mit ihnen eng befreundet. Nach einem gemeinsamen Viehraub in Arkadien kam es bei der Aufteilung der Beute zum Streit. Idas und Lynkeus übertölpelten die Dioskuren und trieben die gesamte Herde nach Messenien. Kastor und Polydeukes, wütend, beschlossen sich zu rächen. Sie folgten ihren Vettern, stahlen die Rinder und brachten sie nach Sparta. Idas und Lynkeus kamen nach, in Sparta kam es zum Kampf. Auch eine andere Ursache des Kampfes wurde überliefert: Der Halbonkel der Dioskuren, Leukippos 4, hatte zwei schöne Töchter, Phoibe 2 und Hilaeira. Ohne Rücksicht darauf, dass die beiden Mädchen bereits mit Idas 1 und Lynkeus 2 verlobt waren, wurden sie von Kastor und Polydeukes entführt. Idas, berühmt als der stärkste Mann der damaligen Welt, und Lynkeus verfolgten die Brauträuber. Vor Sparta kam es zum fürchterlichen Kampf. Polydeukes verletzt den Lynkeus, der in ein altes Ephorenamtshaus in dem sich das Grab seines Vaters Aphareus befand, flüchtete. Kastor verfolgte und erdolchte ihn. Idas, der stärkste Mann der damaligen Zeit, hob den Grabstein seines Vaters auf und erschlug damit Kastor. Wegen der Schändung des Grabsteines wurde Idas von Zeus mit einem Blitz getötet. Eine andere Version: Idas und Lynkeus verfolgten die Dioskuren. Mit dem Speer traf Idas Kastor tödlich. Rasend vor Zorn verfolgte Polydeukes Lynkeus, der zum Grab seines Vaters flüchtete. Doch Polydeukes erreichte und erstach ihn. Idas, der stärkste Mann, hob den Grabstein seines Vaters auf um Polydeukes zu erschlagen. In diesem Moment traf ihn der Blitz des Zeus, der damit seinen Sohn Polydeukes rettete. Grundsätzlich verschieden sind nur die Ursachen für die Bestrafung durch Zeus. ...... Bei der Skias in Sparta, neben dem Grab und Heiligtum des vergöttlichten Kastor, befand sich das Grab von Idas und Lynkeus. Die Messener behaupteten jedoch, dass beide in Messenien begraben wurden; Pausanisa 3,13,1. Kastor war tot und im Hades und Polydeukes untröstlich. Sein Zwillingsbruder war ihm mehr wert als sein eigenes Leben. Er betete zu Zeus, seinem Vater, und bat ihn seine Unsterblichkeit mit Kastor teilen zu dürfen. Zeus willigte ein. Kastor und Polydeukes konnten so abwechselnd ihre Tage im Hades und auf dem Olymp verbringen. Zudem wurden sie als Sterne an den Himmel gehoben, das Sternbild der Zwillinge. In dieser Form wurden die beiden Helfer zu Beschützern der Seeleute, denen sie oft als das so genannte St. Elms-Feuer erschienen: Alkaios von Lesbos, ca. 630-580 v. Chr.: Hymnen An die Dioskuren Von des Pelops Insel erscheint uns gnäd`gen Sinnes, starke Söhne des Zeus und Ledas, eilt zu uns, ihr Retter im Sturm, du, Kastor, und Polydeukes. Übers weite Land und der Meere Wogen tragen rasch die Rosse euch hin. ‚Ein Leichtes ist`s für euch, vor eisigem Tod zu retten Menschen in Seenot. Ferner springt ihr dann auf Mast und Rahen, überm Reff in bläulichen Flämmchen züngelnd, in der Schreckensnachr bringt ein rettendLicht ihr treibenden Schiffen. ……………………………. (Alkaios: Griechisch und deutsch herausgegeben vom Max Treu. Ernst Heimann Verlag München, 2. Auflage, 1962) ....... In einer späteren Sage heiraten die Dioskuren die beiden Mädchen. Kastor heiratet Hilaeira und zeugt mit ihr Anaxis / Anogon und Pollux wird von Phoibe 2 Vater von Mnasinoos / Mnasius / Mnesileus / Aulotos / Anasinoos. …… Als im Jahre 496 v. Chr. die Römer am Regillosee gegen die Etrusker und Latiner um das Überleben kämpften und sie bereits dem Untergang nahe waren erschienen zwei Reiter auf Schimmeln, erkämpften ihnen den Sieg und flogen davon. Zur gleichen Zeit knieten in Rom im Forum Romanum die Frauen, die Greise und Kinder und beteten um den Sieg. Da erschienen zwei schöne Jünglinge auf weißen Pferden, tränkten diese an der Quelle Juturna im Forum und verkündeten den Sieg. Die alten Männer erkannten sie – die Dioskuren. Zum Dank für diese göttliche Hilfe wurden Kastor und Pollux zu Schutzheiligen der Stadt Rom erklärt (sie waren es 842 Jahre lang) und der Diktator Postumius ließ ihnen neben der Quelle einen Tempel errichten. Bei vielen späteren Schlachten bei denen die Römer siegten, so in der Schlacht bei Pydna, 168 v. Chr. und bei der Schlacht in Verona gegen die Cimbern, wollte man zwei weiße Reiter gesehen haben, die die Wende während des Kampfes brachten. Auch bei Sport-, Literatur- und Wettkämpfen sonstiger Art wurden die Dioskuren als Helfer angerufen. Im Jahre 6 n. Chr. ließ Tiberius den Tempel der Dioskuren im Forum erneuern und dabei gigantisch vergrößern. Das Fundament und drei Säulen stehen heute noch. Auch Kastor und Pollux stehen heute noch, zwei Werke nach Originalen aus der Antike, überlebensgroß vor dem Palast des Präsidenten der Republik Italien, Pferde bändigend, wohl als Symbol für die Bändigung der heißblütigen Italiener. …… Die Bildhauer liebten die Dioskuren, in der Literatur werden sie, mit Ausnahme der Argonautika, meist nur erwähnt. J. P. Rameau, Castor et Pollux, Oper, 1737