eine gesamtgenealogie der griechisch-mediterranen mythologie
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rhesos 1,2
RHESOS 1,2 1. Heldengestalt des thrakischen Rittertums. Gemahl der Arganthone und von ihr der Vater der Sete. Bei Homer ist er Sohn des Eioneus 1; Ilias 10,426ff: „Ihm entgegnete Dolon darauf, der Sohn des Eumedes: »Darüber will ich dir ganz untrügliche Auskunft erteilen. Nach der Seeseite lagern die Karer, die bogenbewehrten Paioner, auch die Leleger, Kaukoner, edlen Pelasger; in der Richtung auf Thymbra erhielten Plätze die Lykier, mutigen Myser, die Maioner, Kämpfer zu Wagen, und Phryger, Streiter zu Roß. Doch was fragt ihr im einzelnen aus mich nach allem? Wünschet ihr euch in das Heer der Troer zu schleichen, so trafen eben erst ein die Thraker, dort, abseits, am Ende des Lagers, des Eïoneus Sohn bei ihnen, Held Rhesos, der König. Dessen Gespann ist das größte und schönste, das je ich erblickte, weißer als Schnee noch die Rosse, im Laufen so schnell wie die Winde. Auch sein Fahrzeug ist kunstreich verziert mit Gold und mit Silber. Golden und riesig groß sind die Waffen - ein Anblick zum Staunen! -, die er mitführt; eigentlich stünde es sterblichen Helden gar nicht an, sie zu führen, nur den unsterblichen Göttern. Aber jetzt bringt mich hin zu den schleunig fahrenden Schiffen oder schlagt mich in sichere Bande und laßt mich zurück hier, während ihr selber vordringt und an der Wirklichkeit prüfet, ob ich der Wahrheit gemäß berichtet oder gelogen.«“ [Homer: Ilias. Dichtung der Antike von Homer bis Nonnos, S. 4929 (vgl. Homer-W Bd. 1, S. 186 ff.) (c) Aufbau-Verlag] ….. In einem Drama des Euripides wird der Flussgott Strymon als sein Vater genannt. Serv. Vergil Aeneis 1,469 nennt ihn Sohn des Ares. Die Schriftsteller nennen als Mutter abwechselnd eine der neun Musen. Rhesos und Arganthone sind die Eltern der Sete, die mit Ares den Bithys zeugte. Stephanos Byzantios nennt Sete eine Schwester des Rhesos. Ursprünglich war er ein thrakischer Dämon, vielleicht sogar ein Gott. Bei der Gründung von Amphipolis, 438 v. Chr., überführten die Athener seine Gebeine von Troia an den Strymon. Seine Geschichte wird verschieden erzählt: a.) Asklepiades aus Myrleia erzählt im 1. Buch der "Bithnischen Geschichten" (Parthenios "Erotika Pathemata" 36): Während eines Eroberungszuges auf Kios vermählte er sich mit der schönen Jägerin Arganthone. Trotz ihres Widerwillens zieht er in den Krieg nach Troia und verliert an einem Fluss durch Diomedes sein Leben. Später wurde der Fluss nach ihm benannt. Als seine Frau von seinem Tod erfuhr, begab sie sich zu der Stelle an der sie zum ersten mal die Liebe genossen haben und verweigerte jede Nahrungsaufnahme bis zum Tod. b.) Am Abend nach seiner Ankunft vor Troia legt er sich mit seinen Männern und seinen berühmten Rossen nieder. Vom herumspähenden Diomedes wird er mit Hilfe des Odysseus im Schlaf ermordet, ehe sein Kampfgefährte und Neffe Hippokoon erwacht, Ilias 10,470ff: „Vorwärts schritten sie dann, über Waffen und blutiges Erdreich, und gelangten sogleich zur Abteilung der thrakischen Krieger. Diese schliefen, von Mühen erschöpft. Die trefflichen Waffen lagen geordnet bei ihnen in dreifacher Reihe. Und neben jedem stand das Doppelgespann der stampfenden Rosse. Rhesos schlief in der Mitte, daneben waren mit Riemen an die Wagenbrüstung die flinken Rosse gebunden. Ihn erblickte Odysseus als erster und wies ihn dem Freunde: »Das ist der Held, Diomedes, und das dort die schimmernden Rosse, die uns soeben Dolon beschrieben hat, den wir getötet. Auf jetzt, bewähre die Tapferkeit! Bleibe nicht untätig stehen mit bewaffneter Hand, nein, binde vom Wagen die Pferde! Oder erschlage die Männer - ich nehme die Pferde!« So sprach er. Jenen ermutigte Pallas, die helläugig blickende Göttin, ringsum begann er zu töten. Ein gräßliches Stöhnen erhob sich unter den Hieben des Schwertes, rot triefte vom Blute die Erde. Wie ein Löwe sich stürzt auf säumig gehütete Herden und voll Mordgier springt in die Reihen der Schafe und Ziegen, so überfiel der Sohn des Tydeus die thrakischen Krieger, bis er ein Dutzend erschlagen. Doch alle, die mit dem Schwerte tödlich er traf, sie packte am Fuß der kluge Odysseus, räumte beiseite sie, in der wohlbedachten Voraussicht, die mit stattlichen Mähnen geschmückten Rosse gewännen leichter derart den Durchgang und brauchten nicht zu erschrecken, träten auf Leichen sie; ihnen war das ja noch nicht widerfahren. Als nun der Sohn des Tydeus den thrakischen König erreichte, raubte er ihm als dreizehntem gleichfalls das wonnige Leben, während er stöhnte im Schlaf - denn ihn quälte ein schreckliches Traumbild -, in der Nacht, der Enkel des Oineus, auf Rat der Athene. Aber der kühne Odysseus löste inzwischen die Rosse, koppelte sie mit den Riemen und trieb sie aus dem Getümmel, nutzend den Bogen als Peitsche; er hatte es nämlich vergessen, aus dem kunstvollen Wagen die glänzende Geißel zu nehmen. Und er pfiff, Diomedes, dem göttlichen Helden, zum Zeichen. Der sann zögernd, was er als Hauptstreich führen noch könnte, ob er das Fahrzeug, auf dem die kunstreichen Rüstungen lagen, fort an der Deichsel schleppe oder auf Armen es trüge oder der Masse der thrakischen Krieger das Leben entreiße. Während er dies noch sinnend erwog, trat neben ihn Pallas und sprach mahnend zu Diomedes, dem göttlichen Helden: »Denk an den Rückweg jetzt, du Sohn des tapferen Tydeus, zu den bauchigen Schiffen! Komm ja nicht dorthin als ein Flüchtling! Könnte doch leicht ein anderer Gott die Trojaner auch wecken!« So sprach sie. Er verstand die Stimme der Göttin und sprang auf eines der Rosse. Es peitschte sie mit dem Bogen Odysseus, und sie sprengten dahin zu den schnellen Schiffen der Griechen. Scharf hielt Ausschau Apollon, der Herr des silbernen Bogens, als er gewahrte, wie Pallas sich anschloß dem Sohne des Tydeus. Zornig auf sie, begab er sich unter die Heerschar der Troer, weckte sogleich Hippokoon, den thrakischen Fürsten, den edlen Vetter des Rhesos. Der fuhr empor aus dem Schlafe, und als er leer sah die Stelle, auf der die geschwinden Rosse gestanden, und wie noch zuckten die Männer in dem entsetzlichen Blutbad, schrie er auf und rief beim Namen den teuren Gefährten. Brüllen und furchtbares Lärmen erhob sich von seiten der Troer, als sie zusammenströmten; sie schauten die gräßlichen Taten, deren Vollbringer schon flüchteten zu den geräumigen Schiffen.“ [Homer: Ilias. Dichtung der Antike von Homer bis Nonnos, S. 4931 (vgl. Homer-W Bd. 1, S. 187 ff.) (c) Aufbau-Verlag]. Vergil Aeneis 1,469ff erwähnt ihn (Aineias erblickt am Tempel der Hera ein Bild): „Nahe dabei erspähte er weinend die Zelte des Rhesos, schneeweiß das Leinen, in denen zu Anfang der Nacht Diomedes, heimlich genaht, bei wüstem Gemetzel mit Blut sich bespritzte, dann die feurigen Rosse ins Lager der Griechen entführte, ehe sie Futter von Troja und Wasser vom Xanthos gekostet.“ [Vergil: Lied vom Helden Aeneas. Dichtung der Antike von Homer bis Nonnos, S. 17547 (vgl. Vergil-W, S. 154) (c) Aufbau-Verlag] c.) Rhesos haust als wilder Jäger mit seinen Pferden auf dem Rhodopegebirge in Frieden mit den Wilden Tieren, die seinen Altar umlagern. Die Bewohner der Gegend verehren ihn als Nothelfer. 2. Sohn von Okeanos und Tethys, Flussgott des Flusses Rhesos, eines Nebenflusses des Granikos in der Troas; Hesiod Theogonie 340 und Homer Ilias 12.20.