eine gesamtgenealogie der griechisch-mediterranen mythologie
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romulus remus
ROMULUS und REMUS Die Gründungssage der Stadt Rom. …… Grundsätzlich ist anzumerken, dass es aus verschiedenen Zeiten eine Vielzahl von Gründungslegenden der Stadt Rom in den verschiedensten Variationen und Ausschmückungen gibt. …… In den frühesten Versionen werden Romulus und Remus als Brüder, Halbbrüder, Halbneffen oder Söhne des Askanios bezeichnet. Später hat man die Abstammungsgeschichte die legendären Könige von Alba Longa eingeschoben und Romulus und Remus 13 Generationen später zu Söhnen der Rhea Silvia und des Ares gemacht. ….. Die gängigste Fassung der Sage lautet: Numitor, der ältere Sohn des Procas, war König von Alba Longa und hatte eine Tochter Rea Silvia, auch Rhea Silvia und in der römischen Literatur meistens Ilia genannt, und einen Sohn Aigestos / Aigestes / Egestos / Ainitos / Lausus. Sein Bruder Amulius vertrieb ihn vom Thron, jagte ihn aus der Stadt und erlaubte ihm nur als kleiner Bauer zu leben. Den Thronfolger, seinen Neffen, ließ er bei der Jagd töten. Auch Rea Silvia wollte er ermorden. Antho jedoch, die Tochter des Amulius, beschwor ihren Vater ihre Kusine am Leben zu lassen. Der Usurpator Amulius gab nach und sperrte Rea Silvia als Vestalin in ein Kloster, damit sie keinen Nachwuchs zeugen konnte. Zeus / Jupiter saß auf dem Olymp, beobachtete das gottlose Treiben des Amulius und befahl Ares / Mars nach Alba Longa zu fliegen und mit Rea Silvia Kinder zu zeugen. Nackt, so wird er jedenfalls auf allen Bildern dargestellt, flog der Kriegsgott vom Olymp, landete am Ufer eines Flusses direkt bei der schlafenden Rea Silvia und erfüllte, sicher nicht traurig, den göttlichen Auftrag. Die römischen Schriftsteller haben diese Szene, vielleicht war es gar nicht der Gott, sondern nur ein Wanderer, phantasievoll ausgestattet und mit allen erdenklichen erotischen Genüsslichkeiten köstlich beschrieben. Ovid Tristia 2,259ff darüber: »Doch die ehrbare Frau kann sich fremder Künste bedienen Und schöpft Lehren daraus, sind sie auch nicht ihr bestimmt.« Gar nichts dürfte ja dann die Ehefrau lesen, weil klüger Sie aus jedem Gedicht werden zum Sündigen kann. Jegliches, was sie berührt, wird ihre Sitten zum Laster Leicht anleiten, wofern Lust zu dem Bösen sie hat. Nimmt die »Annalen« sie vor - nichts Rauheres gibt es als diese -, Lesen wird sie, von wem Ilia Söhne gebar. Liest sie »Mutter der Aeneaden« am Anfang, so fragt sie, Wer zur Mutter des Stamms Venus, die holde, gemacht. (Zeigen will ich nachher, wenn ich's sagen darf nach der Ordnung, Jegliche Art von Gedicht könne gefährden das Herz.) [Ovid: Gedichte der Trauer (Tristia). Dichtung der Antike von Homer bis Nonnos, S. 13751 (vgl. Ovid-W Bd. 2, S. 340 ff.) (c) Aufbau-Verlag] ….. Nach neun Monaten schenkte Rhea Silvia dem Ares Zwillinge – Romulus und Remus. ….. Amulius glaubte die Geschichte mit der Vaterschaft eines Gottes nicht, sperrte Rhea Silvia in einen dunklen Kerker, man erzählte auch, dass er sie in den Tiber hat werfen lassen, und ließ die Zwillinge in einem Korb auf dem Tiber aussetzen. Ares / Mars bat Tiber, den Gott des Flusses, seine Kinder zu beschützen. Vorsichtig trug der Flussgott den Korb flussabwärts und dort, wo heute in Rom beim Forum Boarium die Kirche San Giorgio in Velabro steht, lenkte er den Korb mit den beiden Babys in das Schilf. Eine Wölfin, die in einer Höhle am Abhang des Palatin wohnte, zog das Körbchen an Land und säugte die Kinder. Ein Specht flog unermüdlich und brachte den Kleinen feste Nahrung. Beide Tiere sind dafür jetzt dem Ares heilig. Der Aufseher der Hirten des Amulius, Faustulus, fand die Knaben und brachte sie seiner Frau Larentia. Diese gute Frau zog sie wie eigene Kinder groß und gab ihnen die Namen Romulus und Remus. Sie entwickelten sich prächtig, wurden groß und stark und hatten weder vor wilden Tieren noch vor Räubern Angst. Viele Hirten anerkannten sie als ihre Führer. Eines Tages überfielen Räuber Remus und schleppten ihn unter der falschen Anklage, er habe die Rinder des Numitor stehlen wollen, vor Amulius. Dieser übergab ihn seinem Bruder Numitor zur Bestrafung. Numitor gefiel dieser junge Mann und er hatte das Gefühl, dass er einer seiner tot geglaubten Enkel sein könnte. Faustulus, der Hirte, löste das Rätsel. Romulus und Remus stürmten mit den ihnen ergebenen Hirten den Palast, töteten den tyrannische Usurpator Amulius und setzten ihren Großvater wieder als König ein. Zeus war zufrieden, sein Plan war aufgegangen. Ehrgeizig baten die Enkel den Großvater eine eigene Stadt gründen zu dürfen. Numitor hatte nichts dagegen. Voller Zuversicht zogen die Brüder mit den ihnen ergebenen Hirten von den Albanerbergen dort hin, wo man sie als ausgesetzte Säuglinge gefunden hatte und gründeten auf dem nordwestlichen Hügel des Palatin, dem Germalus, eine Stadt. Nach einigen Streitereien wegen der Namensgebung nannte man sie Roma Quadrata (wird derzeit ausgegraben und archeologisch erforscht). Roma nach Romulus und Quadrata, weil sie quadratisch angelegt und von einer Festungsmauer umgeben war. Diese Festungsmauer gab den Bewohnern das Gefühl der absoluten Sicherheit. Als Remus einmal diese Mauer überkletterte und damit bewies, dass die Ansiedlung nicht unangreifbar ist, ließ Remulus ihn töten. Nun war es Alleinherrscher. Rom blühte auf. Viele neue Männer im besten Alter kamen und machten sich sesshaft, nur, es fehlten die Frauen und ohne Frauen gab es keine Zukunft. Die umliegenden Städte und Dörfer fürchteten diese neuen Siedler, speziell schon deshalb, weil sie viele Vertriebene und Asylwerber aufnahmen und untersagten ihren Töchtern diese Römer zu heiraten. Um dem Übel abzuhelfen veranstaltete Romulus, dort wo heute der Circus Maximus ist, ein großes Fest und lud die Sabiner dazu ein. Man feierte ein schönes Fest und schenkte den sabinischen Männern viel Wein ein. Plötzlich griffen die Römer zu den Waffen, raubten die Frauen und trieben deren Männer in die Flucht. Die Sabiner kehrten mit einer Streitmacht zurück, es kam zum Kampf, aber die Frauen stürzten sich in das Kampfgetümmel (ein beliebtes Thema der Maler, z. B. J. L. David im Louvre), trennten die Männer und machten den Vorschlag, dass sich die Sabiner und die Römer zusammenschließen sollen. Dort wo heute der Titusbogen steht unterzeichneten Romulus und Titus Tatius, der König der Sabiner, den Vertrag des Zusammenschlusses und gingen dann gemeinsam auf der heute noch bestehenden Straße zum Forum. Seitdem, bis heute, heißt diese Straße heilige Straße, Via Sacra. Bis zum baldigen Tod des Titus Tatius, er wurde in Laurentum von aufgebrachten Menschen ermordet, regierten sie gemeinsam die Stadt. Romulus, nun wieder Alleinherrscher, dehnte die Grenzen durch Raub und machte Rom zur stärksten Stadt am unteren Tiber. Beim einfachen Volk war Romulus sehr beliebt. Die Patrizier verübeltem ihn, dass er unumschränkt herrschte. In seinem 37. Regierungsjahr nahm er auf dem Marsfeld bei einer Truppenmusterung teil. Plötzlich wurde er von einem Sturm in Wolken gehüllt. Als die Wolken sich wieder verzogen war Romulus verschwunden. Die Senatoren die ihm am nächsten standen behaupteten, er sei in den Himmel gehoben worden. Das Volk glaubte begeistert Ares habe seinen Sohn zu sich geholt. Der legendäre Gründer der Stadt Rom wurde mit dem Namen Quirinus als Gott verehrt. …… Ca. 2500 Jahre lang erzählte man eine Legende: Unter dem Lapus Niger im Comitium des Forum Romanum befände sich das Grab des Romulus. Die Legendenerzähler überlieferten und wussten es auch genau zu beschreiben. Der Archeologe Giacomo Boni hat im Jahre 1899 den Lapus Niger abgehoben und das darunter Liegende erforscht. Die Sensation war perfekt: Er fand ein Grab und die Beschreibung war richtig ! Nach 2500 Jahren Legende stellte sich die Frage der Wahrheit. ……. Bei Vergil, Aeneis, sind Romulus und Remus Nachkommen des Aineias; 1,253ff: „Lächelnd nickte ihr zu der Vater der Götter und Menschen, zeigte das heitere Antlitz, mit dem er die Stürme besänftigt, küßte die Tochter recht zärtlich und gab ihr folgende Antwort: »Sorge dich nicht, Kythereia: Das Schicksal der Deinen vollzieht sich ohne Störung. Laviniums Stadtmauern wirst du noch sehen, wie ich versprach, wirst hoch hinauf zu den Sternen des Himmels tragen den tapfren Aeneas; ich ändre nicht meine Entscheidung. Aussprechen will ich es, weil dich die Sorge so hartnäckig peinigt, will dir, weit ausholend, klar das Geheimnis der Zukunft enthüllen: Angestrengt kämpfen noch muß der Held in Italien, wilde Völker bezwingen, Verfassung und Stadtrecht ihnen gewähren, bis ihn drei Sommer die Herrschaft in Latium ausüben sahen, dreimal, besiegt, die Rútuler Winterquartiere bezogen. Aber sein Sohn Ascanius, jetzt als Iulus bezeichnet - Ilos hieß er, solange noch Ilions Königreich blühte -, wird in dem Kreislauf der Monate dreißig Jahre lang herrschen, wird von Lavinium aus die Macht nach Alba verlagern, kraftvoll das Städtchen zu einer befestigten Hauptstadt erhöhen. Anschließend werden für dreihundert Jahre die Nachkommen Hektors dort noch regieren, bis Ilia, Priesterin fürstlichen Stammes, schwanger durch Mars, die Mutter von Zwillingen wird. Und voll Freude über das bräunliche Fell der Wölfin, die hilfreich ihn säugte, setzt dann Romulus fort das Geschlecht; die Mauern der Marsstadt gründet er, nennt nach dem eigenen Namen die Einwohner Römer. Diesen bestimme in Raum und Zeit ich keinerlei Grenzen, lasse sie endlos herrschen. Sogar die grausame Juno, heute noch Göttin des Schreckens für Meer und Festland und Himmel, dürfte sich eines beßren besinnen, mir beipflichten, eifrig fördern die Römer, die Herren der Welt, die Träger der Toga. Derart lautet mein Wille. Und einstmals, im Wandel der Zeiten, wird das Geschlecht des Assárakos Phthia ins Sklavenjoch spannen nebst dem berühmten Mykene, auch Argos besiegen und knechten. Aus dem erhabnen Geschlecht ersprießt, als Trojaner, dann Caesar; bis an den Ozean dehnt sich sein Reich, sein Ruhm zu den Sternen; Iulius lautet sein Name, vererbt vom großen Iulus. Ledig der Sorgen, empfängst du im Himmel ihn einst, wo er eintrifft mit den Trophäen des Ostens; auch ihm winkt göttliche Ehre. Aufhören wird dann der Krieg, die Härte der Menschen sich mildern. Fides, ergraut schon, und Vesta, Quirinus, vereint mit dem Bruder Remus, erlassen Gesetze; des Krieges schreckliche Tore schließt man mit eisernen Riegeln. Drin hockt auf den grausigen Waffen Furor, der Gottlose, rücklings mit hundert ehernen Ketten sicher gefesselt, und knirscht entsetzlich mit blutigem Rachen.« [Vergil: Lied vom Helden Aeneas. Dichtung der Antike von Homer bis Nonnos, S. 17535 (vgl. Vergil-W, S. 147 ff.) (c) Aufbau-Verlag]