eine gesamtgenealogie der griechisch-mediterranen mythologie
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sisyphos
SISYPHOS Sohn des Aiolos 1 und der Enarete, Gründer und König von Ephyra (Korinth). Mit seiner Gattin Merope 1, einer Pleiade, hatte er acht Söhne: Athamas 2, Glaukos 9, Metabos, Theresandros 2, Ornytion 1 / Ornytos 2, Minyas, Almos / Olmos und Porphyrion 1. Mit Antikleia soll er den Odysseus gezeugt haben und Tyro schenkte ihm zwei Söhne. Erstmals literarisch erwähnt wurde er in Homers Ilias 6,153: „...Sisyphos hat da gelebt, der schlaueste unter den Männern, ..“. ..... Dieser schlaueste unter den Männern dürfte eine der ältesten Sagengestalten der griechischen Mythologie sein. Er lebte als Urbewohner am Abhang des heutigen Akrokorinth zu einer Zeit, als die Menschen noch die Götter belauschen und mit ihnen verkehren konnten. Die Stadt Ephyra, heute Korinth, soll er von Medeia übernommen oder gegründet haben. ….. Eines Tages wurde der Leichnam des Knaben Melikertes (lies Athamas 2 und Ino >) von einem Delphin am Ufer abgelegt. Sisyphos begrub den Knaben und errichtete an der Fundstelle jenen Altar, den Pausanias 2,1,3 noch gesehen hat. Dem Knaben zur Ehre richtete Sisyphos die Isthmischen Spiele ein. ….. Wenn Sisyphos auf dem Gipfel von Akrokorinthos saß, dann konnte er das Geschehen im ganzen Land übersehen. Er beobachtete auch Zeus, als dieser in Phlius Aigina 2, die Tochter des Flussgottes Asopos raubte, mit ihr auf die Insel Oinone, die Weininsel, flüchtete und den Aiakos zeugte (lies Aiakos >). Asopos suchte verzweifelt seine Tochter, aber Sisyphos verriet nichts. Erst als der Flussgott versprach auf Akrokorinth eine Quelle entspringen zu lassen (Die Einfassung der Quelle ist heute noch sichtbar.), war Sisyphos zum Verrat am Götterkönig bereit. Pausanias 2,5,1: „Die Quelle die hinter dem Tempel ist soll ein Geschenk des Asopos sein, das er dem Sisyphos machte. Dieser nämlich habe gewusst, daß Zeus die Aigina, die Tochter des Asopos, entführt habe. Er habe sich aber geweigert, es dem Suchenden zu sagen, bevor ihm auf dem Akrokorinth Wasser geflossen sei. Nachdem Asopos ihm dies gewährte, entdeckte er es ihm, und für diese Enthüllung erleidet er, wer es glauben mag, im Hades seine Strafe.“ ….. Zeus erzürnte heftig und beauftragte Thanatos, den Tod, bei Sisyphos seines Amtes zu walten. Doch Sisyphos erspähte auch den daher kommenden Tod. Blitzschnell überwältigte und fesselte er ihn; leider ist die Erzählung, wie er das gemacht hat, verloren gegangen. Kein Mensch konnte mehr sterben und im Hades wunderte man sich, wo waren die täglichen Toten? Ares, der Kriegsgott, wurde von Hades beauftragt nach dem Rechten zu sehen, befreite Thanatos, überwältigte Sisyphos und übergab ihn, gemäß dem Auftrag des Zeus, dem Tod. Der Schlaufuchs aber beschwatzte Thanatos so lange, bis er die Erlaubnis erhielt, dass er, bevor er in den Hades hinabsteigen musste, noch einmal mit seiner Frau Merope sprechen konnte. Er trug ihr auf, den Göttern der Unterwelt nicht mehr zu opfern. Hades und Persephone, die Gottheiten der Unterwelt, wunderten sich. Plötzlich wurden keine Opfer mehr von der Erde herunter geschickt. Es mangelte an Frischfleisch und dem Blut der Opfertiere. Sisyphus erklärte den Beiden, dass seine Gattin vergessen habe zu opfern und er dringend wieder nach oben müsse, um sie daran zu erinnern. Mit seiner Schlauheit betörte er Persephone und Hades und erhielt die Erlaubnis zur Rückkehr. Freundlich verabschiedete er sich von den Gottheiten der Unterwelt und ihrem Sohn Zagreus und rief ihnen das Nimmerwiedersehen zu, das im „Entlaufenen Sisyphos“, einem Satyrspiel des Aischylos, frg. 22o, nachzulesen ist: „Zagreus nun und dem Herbergsvater mein Lebewohl Zu sagen ……….“ (Aischylos, Tragödien und Fragmente. Herausgegeben und übersetzt von Oskar Werner. Ernst Heimeran Verlag, 1. Ausgabe, Seite 659. München, 1957) Wieder war es ihm gelungen, dem Tod zu entweichen. ...... Der Umstand, dass Sisyphos geradezu gleichberechtigt mit Gottheiten verhandelt, zwingt, laut Karl Kerenyi, zur Erkenntnis, dass Sisyphos in frühester Zeit selbst ein Gott gewesen sein muss. ...... Wieder auf der Erde wunderte sich Sisyphos, dass seine Viehherden immer kleiner und die des Autolykos 1, des größten Diebes aller Zeiten, immer größer wurden. Weil er zu den Ersten gehörte die schreiben konnten, ritzte er in die Hufe der Rinder den ersten Buchstaben seines Namens. Autolykos verwandelte aber das Aussehen der Rinder und damit die Hufe. Darauf hin goss Sisyphos Blei in der Form von Buchstaben so in die Vertiefung der Hufe, dass sie beim Lauf der Rinder den Satz „Autolykos stahl mich“ ergaben. Damit konnte Sisyphos den Diebstahl beweisen. Autolykos gab sich geschlagen und war hoch erfreut, endlich einem gleichwertigen Schurken begegnet zu sein. Sofort schloss er mit ihm Freundschaft und lud ihn in sein Haus als Gast ein. Fröhlich tranken sie köstlichen Wein und erzählten sich ihre Geschichten. Trotzdem, zur Strafe für diesen Diebstahl, schlich sich Sisyphos in die Kammer der schönen Antikleia 1, der Tochter des Autolykos (schön abgebildet auf einem so genannten „homerischen Becher“), und genoss mit ihr die Freuden der göttlichen Aphrodite. Kurz darauf führte der junge verliebte Laertes Antikleia als Braut heim (Diese Geschichte mit der Vaterschaft des Sisyphos stammt aus der späteren Literatur wurde immer von jenen erzählt, die dem Odysseus schlecht gesinnt waren.). Auf einer Vase ist eine Szene dargestellt, wie der junge Laertes seine bereits sichtbar gesegnete Braut seinen verwunderten Freunden vorstellt. Daneben steht Autolykos, der Brautvater, mit einem Blatt in der Hand, auf dem der Name „Sisyphos“ steht. Jenes mit einem Namen beschriftete Blatt, das in früheren Zeiten Urheber von gesegneten Umständen in den fremden Kammern zurückließen. ….. Nach Hygin hassten sich die Brüder Salmoneus und Sisyphos bis aufs Blut. Sisyphos fragte das Orakel, wie er Salmoneus beseitigen könne und erhielt zur Antwort: Durch Söhne der Tyro, der Tochter des Salmoneus. Er verführte seine Nichte, zeugte mit ihr zwei Söhne, als sie aber von dem Orakel erfuhr, tötete sie als Schutz für ihren Vater die zwei Kinder. Sisyphos beging aus Wut über die Ermordung seiner Kinder eine fürchterliche Freveltat, welche, ist nicht überliefert, aber wegen dieser Tat war ihm Strafe im Hades gewiss; Fabulae 60. 201. Bereits uralt wurde Sisyphos endlich von den Leiden des Alters erlöst, ein Tod, dem auch er nicht entrinnen konnte und auch nicht wollte. Sein Grab lag auf dem Isthmos, doch nur wenige wussten wo. Man errichtete dem Heros ein Standbild. Im Hades angekommen übergab man ihm einen riesigen Stein, den er ewig auf einen Berg hinaufrollen muss, der aber, fast oben angekommen, immer wieder seinen Händen entgleitet und herunterrollt. Weil man nicht genau weiß welche Freveltat Sisyphos nach dem Tod der Kinder von Tyro beging und welche seiner vielen Taten ihn sonst noch belasteten, erzählte man sich verschiedene Gründe für die göttliche Bestrafung; z. B. der Verrat des Raubes der Aigina durch Zeus und die zweimalige Überlistung des Todes. Homer Odyssee 11,593ff: „ Auch den Sisyphos sah ich, der, starke Qualen ertragend, Einen gewaltigen Stein mit beiden Händen daherschob. Ja, fürwahr, mit Händen und Füßen dagegen sich stemmend, Stieß er den Stein den Hügel hinan; doch wenn er ihn gerade Über den Gipfel zu wälzen gedachte, dann trieb seine Wucht ihn Immer zurück, und der tückische Stein rollt` wieder zu Tale. Aber er stieß ihn von neuem und strengte sich an, und der Schweiß rann Ihm von den Gliedern herab, und Staub stieg über sein Haupt auf.“ ....... Einmal hat Sisyphos Zeus so geärgert, dass der Göttervater anordnete: Glaukos 9, der Sohn und Erbe des Sisyphos, soll Vater vieler Kinder, aber nie der Vater der Kinder seiner Frau werden – und so geschah es – nur, die Schriftsteller wussten nichts davon und überlieferten bei den Kindern Alkimenes 1, Eurymedon, Bellerophontes und Chrysaor 1 Glaukos 9 und Eurynome 9 als Eltern; mit der Ausnahme des Bellerophontes, er soll als göttlichen Vater Poseidon gehabt haben. …… Karl Kerenyi sieht in der Bestrafung des Sisyphos das Bild des ewigen vergeblichen Bemühens, das Schicksal von sich abzuwälzen - das Los aller Sterblichen. Albert Camus` „Der Mythos von Sisyphos“, ein Versuch über das Absurde, dt. Düsseldorf 1950, ein Symbol des heroischen Menschen, der bewusst den Widersinn des Lebens auf sich nimmt – Existenzialismus (Kl. Pauly, Bd. 5, Seite 215). In allen Bereichen der Kunst war und ist Sisyphos ein beliebtes Thema. Im Begriff „Sisyphusarbeit“ hat er auch in unserer Sprache bis heute überlebt.