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troilos
TROILOS Sohn der Hekabe und des Priamos 1. Man erzählte auch, Troilos Vater sei nicht Priamos, sonder Apollon sei bei Hekabe gewesen; Apollodor 3,151; E3,32. In den ersten literarischen Werken wird er nur erwähnt; Ilias 24,255ff: „Weh, ich vom Unglück Verfolgter! Die tapfersten Helden des weiten Troja stammen von mir, und keiner ist übriggeblieben, Mestor, der göttliche, und Troïlos, der Kämpfer zu Wagen, Hektor zuletzt, der ein Gott war unter den Menschen, …..“ [Homer: Ilias. Dichtung der Antike von Homer bis Nonnos, S. 5413 (vgl. Homer-W Bd. 1, S. 460) (c) Aufbau-Verlag]. Später wird seine Geschichte literarisch ausgebaut und, speziell sein Ende, mit viel dichterische Phantasie beschrieben und auf Vasen dargestellt. Im späten Mittelalter war er und seine Liebe zu einer Kressida beliebtes Romanthema, Chaucer und Shakespeare haben ihn unsterblich gemacht. ……. Noch Knabe, er ist meist als ca. 14-jähriger dargestellt, begleitete er die Frauen, unter ihnen Polyxene, seine Schwester, zu einem Brunnen vor der Stadt. Dort lauert ihm Achilleus auf, Troilos flüchtet, Achilleus verfolgt ihn, reißt ihn vom Pferd, schleppt ihn zum Altar des Apollontempels in Thymbra und ermordet den Knaben dort bestialisch. Lykophron 307ff: „Ach! Ach! Um Dich auch, jugendfrischer Blütentrieb, Du Leu, den seine Brüder herzen, wein` ich jetzt! Mit Liebespfeilen setztest Du des Drachen Herz in Brand, des Wilden, und fängst unentrinnbar ihn auf kurze Zeit im Netze, den Du selbst nicht liebst. Der Stich, der ihn bezwang, lässt ohne Wundmal Dich; doch schlachtet er Dich an des Vaters Opfertisch.“ …… In diese Geschichte wurde eine päderastische Hassliebe des Achilleus, er liebt unerwidert den ahnungslosen 14-Jährigen, eingebaut und von Dichtern bis zum zuletzt Denkbaren grauenhaft erzählt. Sophokles deutet nur eine unerwiderte Liebe des Achilleus zu Troilos an, andere erzählen, dass Achilleus am Altar des Apollon (Kinder und Jugendliche unterstanden dem besonderen Schutz dieses Gottes.) den Knaben zwingen wollte ihn mit dem Mund zu befriedigen. Troilos wehrte sich, Achilleus, erfüllt von Hass und sexueller Gier, stach ihm den Dolch in die Kehle und befriedigte sich in der Wunde des sterbenden Knaben. Christa Wolf lässt in ihrer Erzählung „Kassandra“ nicht Polyxene, sondern Kassandra diese grauenhafte Szene erleben und in abgewandelter Form erzählen: „ ....... Wie näherte sich dieser Feind dem Bruder. Als Mörder ? Als Verführer ? Ja gab es denn das: Mörderlust und Liebeslust in einem Mann? Durfte unter Menschen das geduldet werden? Des Opfers starrer Blick. Das tänzelnde Herannahen des Verfolgers, den ich jetzt von hinten sah. Ein geiles Vieh. Das Troilos, den Knaben bei den Schultern nahm, das ihn streichelte, [...], befingerte. Lachend, alles lachend. Ihm an den Hals griff. [...] Pressend, pressend. [...] Des Bruders Augen aus den Höhlen quellend. Und in Achills Gesicht die Lust. Die nackte grässliche männliche Lust. Wenn es das gibt, ist alles möglich. Es war totenstill. [...] Achill, das Vieh.“ …… Clemens von Rom erwähnt in den Homilien 5,15 eine homoerotische Beziehung zwischen Apollon und Troilos. Dazu: Mit Nachwirkungen bis heute bauten frühe christliche Eiferer im Kampf für ihren Eingott und gegen die griechisch-römische Götterwelt bestimmte Stellen der alten Literatur zu sündhaft-erotischen Geschichten aus, um ein amoralisches und Ekel erregendes Sexualverhalten der Götter dieser Götterwelt zu beweisen. Sie trübten damit nicht nur das Bild des reinsten und edelsten Gottes dieser frühen Religion – des Apollon.