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zethos
ZETHOS Sohn der Antiope 1 und des Zeus, Zwillingsbruder des Amphion 1. ….. Die Sage der Antiope als Tochter von Nykteus und Polyxo und Mutter von Amphion und Zethos; freie Nacherzählung nach der von Euripides geschaffenen Version: Nykteus, der König von Kadmeia und seine Frau Polyxo 2 hatten eine Tochter, die Nymphe Antiope 1e, die durch ihre Schönheit Zeus erregte. Einschub: Homer nennt den Flussgott Asopoa als Vater der Antiope; Hom. Od. XI 260ff: „Nach ihr erblickte ich Antiope, das Kind des Asopos; diese rühmte sich gar der Umarmung durch den Kroniden. Ihm gebar sie zwei stattliche Söhne, Amphion und Zethos, die mit dem Bau des siebentorigen Theben begannen und es befestigten, da sie ohne die Mauern, trotz ihrer eigenen Kraft, in dem weiten Gebiet nicht zu wohnen vermochten.“ [Homer: Odyssee. Dichtung der Antike von Homer bis Nonnos, S. 5730 (vgl. Homer-W Bd. 2, S. 171) (c) Aufbau-Verlag] Bei einer Wanderung durch den Wald erschien Zeus in der Form eines Satyrs (Euripides frg.210), verfolgte Antiope erfolgreich und vereinte sich mit ihr. Aus Angst vor ihrem Vater verließ Antiope Kadmeia und wanderte durch das Land. Epopeus, der König von Sekyon, nahm sie auf und heiratete sie. Ihr Vater Nykteus übergab vor Gram die Königswürde von Kadmeia seinem Bruder Lykos 15, beauftragte ihn Antiope zurückzuholen und ging in den Hades. Lykos eroberte das Königreich Sekyon, fand den sterbenden Epopeus und raubte die schwangere Antiope, seine Nichte. Als sie Zwillinge zur Welt brachte, ließ Lykos die Kinder aussetzen. Seine Frau Dirke, eine Anhängerin des Dionysos, misshandelte ihre gefangene Nichte Antiope auf das Entsetzlichste. Harte Arbeit musste sie verrichten, lebte in Fesseln und wurde eingekerkert. Eines Tages löste Zeus ihre Fesseln (Apollodor 3,42.43 Paul Dräger). Endlich, nach Jahren, konnte Antiope diesen fürchterlichen Qualen entfliehen. Sie traf hoch auf einem Berg bei einem Bauernhof zwei schöne junge Männer, ihre Söhne, ein Hirt hatte die Kinder gefunden und aufgezogen, erkannte sie aber nicht. Da erschien, als Mänade schwärmend, Dirke, entdeckte Antiope und übergab sie den jungen Männern mit dem Befehl sie an die Hörner eines wilden Stieres zu binden und zu Tode zu schleifen. Noch rechtzeitig vor dieser grauenhaften Hinrichtung erkannten sich die Mutter und die Söhne. Antiope berichtete Amphion und Zethos welche Qualen sie von Dirke erleiden musste und forderte Gerechtigkeit. Die jungen Männer fingen einen wilden Stier, banden Dirke an den Hörnern fest und jagten ihn in das Tal. Dirke erlitt den Tod, den sie der Antiope zugedacht hatte. Auf Befehl des Hermes wurde ihr Leichnam in einen Fluss nahe Theben geworfen, den man nach ihr benannte. Dionysos war wegen der grausamen Rache an seiner Anhängerin wütend, machte Antiope wahnsinnig und jagte sie durch ganz Hellas bis Phokos 1 sie fand. Er heilte und heiratete sie; Pausanias IX 17,6: „….. Die Frau des Lykos hielt Dionysos besonders in Ehren. Als sie das litt, was überliefert wurde, wurde Dionysos zrnig auf Antiope; verdächtig sind den Göttern nämlich übertriebene Strafen immer. Man sagt, Antiope habe in Raserei und Wahnsinn ganz Griechenland durchstreift; Phokos aber, der Sohn des Ornytion und Enkel des Sisyphos, habe sie getroffen, sie geheilt und zur Frau genommen; so haben Antiope und Phokos ein gemeinsames Grab.“ „Pausanias: Reisen in Griechenland. Band 1: Athen, die Bücher VIII - X in der Übersetzung von Ernst Meyer. Düsseldorf / Zürich: Artemis & Winkler Verlag, 2001.“ Amphion und Zethos eroberten Kadmeia, verjagten Lykos 15, und regierten als neue Könige die Stadt. Obwohl ihre Charaktere grundverschieden waren, gemeinsam und friedlich. Zethos war der harte Arbeiter und Kämpfer, Amphion ruhig und musisch begabt. Als sie gemeinsam die Stadtmauer von Theben bauten soll Amphion so schön auf der Flöte gespielt haben, dass die gewaltigen Steinblöcke ihm von selber nachhüpften und sich aufschlichteten (siehe Rattenfänger von Hammeln). Nach der Fertigstellung der erweiterten Stadt wurde sie von Kadmeia in Theben, nach der Thebe, der Frau des Zethos, umbenannt. Nur noch die Zitadelle behielt den Namen Kadmeia – und so heißen beide heute noch und können besichtigt werden. Das Grab der Antiope 1 befindet sich in Tithorea am Parnass, dort ist sie mit ihrem Schwiegervater Ornytion, einem Sohn des Sisyphos, und ihrem letzten Gatten Phokos 1 begraben. RE I/2 2495 ....... Das Haus des Amphion starb wegen einer Pest aus. Nach seinem Ende tötete seine Schwägerin Thebe 3, die Gemahlin des Zethos, irrtümlich ihren Sohn und Thronfolger. In tiefer Trauer nahm sich Zethos das Leben und damit ging der Thron von Theben wieder an Laios aus dem Hause des Kadmos über; nach Pausanias 9,5,9. Das gemeinsame Grab der Zwillinge befand sich etwas außerhalb von Theben unter einem nicht besonders hohen Erdhügel, der noch im 2. Jh. n. Chr. währen der Zeit des Sternzeichens Stier bewacht wurde. Der im 4. Jh. v. Chr. und von Nymphen inspirierte Seher Bakis hatte nämlich weise gesagt, dass, wenn die Tithoreer Erde zu dieser Zeit vom Grab nähmen, die Früchte auf den Feldern der Thebaner verdorren würden; Pausanias 9,17,4ff. ……….. Zethos erscheint auch, hier als Gemahl der Aedon, in einem uralten Tiermärchen, das in vielen Variationen erzählt wird; die Handelnden werden mit verschiedenen Namen genannt, das geschlachtete Kind heißt aber immer Itys / Itylos / Aktylos. Erstmals literarisch erwähnt wird es in der Erzählung der Penelope; Homer Odyssee 19,511ff: „Naht sich die Nacht und umfängt der Schlummer die übrigen Menschen, liege ich wachend im Bett, und es quälen die bitteren Sorgen grausam mein ruhelos pochendes Herz, in zahlloser Fülle. Wie des Pandareos Tochter, die Nachtigall, rostrot und gelblich, reizvolle Lieder zu singen beginnt beim Eintritt des Frühlings, sitzend im dichten Blättergewirr der Bäume, und ihre klangreiche Stimme erschallen läßt in dauerndem Wechsel, klagend um Itylos, den sie dem König Zethos geboren, ihren Liebling, den sie erstach, im Irrtum befangen - ebenso schwanken auch meine Erwägungen hierhin und dorthin:…..“ [Homer: Odyssee. Dichtung der Antike von Homer bis Nonnos, S. 5968 (vgl. Homer-W Bd. 2, S. 308 ff.) (c) Aufbau-Verlag] Homer setzt also die Kenntnis dieses Märchens voraus. Hier die athenischen Fassung des Märchen (Nach dem „Tereus“ des Sophokles und Ovid, met. 6,440 – 674): Tereus holte seine Schwägerin Philomele in Athen ab, um sie zu ihrer Schwester Prokne nach Daulis auf Besuch zu bringen. Auf der Reise vergewaltigte er Philomele, schnitt ihr, damit sie nichts verraten konnte, die Zunge heraus und versteckt die entehrte Geschändete auf dem Lande. Philomele stickte aber das Geschehene in ein Gewand und schickte es ihrer Schwester Prokne. Prokne verstand die gestickte Botschaft und befreite Philomele. Aus Hass wegen dieser Schandtat töteten sie gemeinsam Itys, den kleinen Sohn von Tereus und Prokne, schlachteten und kochten ihn und setzte ihn dem Vater zum Mahle vor. Als die Schwestern Tereus erklärten, dass er soeben seinen eigenen Sohn gegessen habe, wurde er rasend und verfolgte sie mit dem Schwert. Die Fliehenden baten die Götter um Rettung durch Verwandlung. Die Götter erhörten sie: Prokne wurde in eine Nachtigall, Philomele in eine Schwalbe und Tereus in einen Wiedehopf verwandelt. ……. In anderen, früheren Fassungen der Sage, ca. ab dem 7. Jh. v. Chr., Hesiod erg. 568, und speziell später bei den Römern, wurde Prokne zur Schwalbe und Philomele zur Nachtigall. Konon, Apollodoros und Antonios Liberalis erzählen die Sage abweichend. U. a.: Tereus beging Selbstmord, weil er, halb wahnsinnig vor Schmerz, die Schwestern nicht erreichen konnte. Philomele und Prokne bereuten ihre Untat, bestatteten Tereus und beweinten das ermordete Kind und den Vater. Jahre später gingen sie nach Athen zurück und weinten sich zu Tode.