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personifizierungen von begriffen
PERSONIFIZIERUNGEN VON BEGRIFFEN: (149) ACHLYS 1 Das Urnichts, die Personifizierung des Dunkels des Weltanfanges, das Nichts vor dem Urknall, damit älter als das Chaos, und gleichzeitig das ewige Dunkel, in das der Mensch bei seinem Tod eintritt. In einer späteren Personifizierung ist Achlys eine Dienerin der Nyx und führt ihr Gespann. ACHLYS 2 Eine hässliche Hexe und Personifizierung des Elends, der Not und des Trübsals. Bei Nonnos ist Achlys eine Hexe, mit deren Zaubermittel Hera die Männer die den Knaben Dionysos bewachten in Kentauren verwandelte; Dion. 14,168ff: „Freilich, die List war nutzlos. Denn Hera erspähte mit ihren allseits schweifenden, alles erfassenden Blicken von oben deutlich, wie Bakchos eine Gestalt nach der anderen annahm. Ihre Erbitterung galt den Betreuern des Jungen. Mit Hilfe magisch wirkender Kräuter, Gebräu der thessalischen Hexe Achlys, versenkte mit Zauberkraft sie die Wächter in Schlummer, träufelte ihnen stark wirkende Gifte herab auf die Haare, schmierte ihr Antlitz ein mit weicher, doch kräftiger Salbe und verwandelte sie. Nicht länger mehr glichen sie Menschen, zeigten sich vielmehr als Wesen mit ausnehmend mächtigen Ohren. Oberhalb ihres Gesäßes reckte sich aufwärts ein Roßschweif, peitschte die Hüften. Die Brust bedeckten längliche Zotten, und an den Schläfen sproßten Hörner empor wie bei Rindern. Größer wurden die Augen unter den Hörnern der Stirne, kraus überwucherten dichte Haare in Büscheln den Schädel. Leuchtend von Zähnen, zogen die Kinnbacken sich in die Länge. Ganz von allein erwuchs am behaarten Nacken die mächtig wallende Mähne, sie floß von den Hüften herab zu den Füßen. Über die ganze Heerschar geboten zwölf Hauptleute, Spargeus, neben ihm Gleneus, der Tänzer. Gepaart mit Eurýbios nahte, freilich in andrer Gestalt, der Pfleger der Weintrauben, Keteus. Ebenfalls paarweise kamen Petraios und Rhíphonos, Zecher Aisakos neben Orthaon. Mit letzteren zogen auf einem Wege Amphíthemis wie auch Phaunos gemeinsam zum Heere, während Nomeion dem stattlich gehörnten Phanes sich anschloß. Auch noch ein andrer Kentaurenstamm hatte zum Kampf sich gerüstet, …“ [Nonnos: Leben und Taten des Dionysos. Dichtung der Antike von Homer bis Nonnos, S. 8385 (vgl. Nonnos-W Bd. 1, S. 215 ff.) (c) Aufbau-Verlag] ADEPHAGIA Die Personifizierung bzw. Göttin der Gefräßigkeit. ADIKIA „Die Ungerechtigkeit“. Personifizierung der Ungerechtigkeit, Tochter der Eris, der Göttin des Streites. Auf der Kypseloslade (7. Jh. v. Chr.) in Olympia war Adikia abgebildet wie sie von Dirke, der Gerechtigkeit, gewürgt und geschlagen wird; Pausanias 5,18,2. ADMETE 1 Okeanide, Personifizierung des unbändigen Regensturmes, Tochter de Okeanos und der Tethys; Hesiod theog. 349. Sie war eine der Gespielinnen der Persephone und anwesend, als Hades Persephone raubte; Homerische Hymnen, Hymnos auf Demeter 414ff: „…….Wie er mich aber, dank dem tückischen Rat des Kroniden, meines Vaters, entführte, hinab in die Tiefen der Erde, will ich genau dir, deiner Frage entsprechend, erzählen. Allesamt spielten wir heiter auf der lieblichen Wiese, Phaino und Leukippe, Elektra wie auch Ianthe und Melite, Iache, Rhodeia, dazu Kallirhoë, und Melobosis und Tyche und, mit rosigem Antlitz, Okyrhoë, Chrysëis auch, Ianeira, Akaste und Admete, Rhodope und Pluto, Kalypso, die schöne, Styx, Urania und Galaxaure, die reizende, Pallas, Herrin der Schlachten, und Artemis, treffend mit Pfeilen - wir alle trieben fröhliche Spiele und pflückten liebliche Blumen, nebeneinander freundliche Krokusse, Iris, auch rote Rosen, Rittersporn, Lilien, ein erstaunlicher Anblick, und die Narzisse, die weithin der Boden, dem Krokus gleich, nährte. Freudigen Eifers pflückte ich sie. Da klaffte die Erde jäh auseinander, herausfuhr der mächtige Fürst Polydegmon, riß mich auf seinem goldenen Wagen mit in die Tiefe, wenn ich auch heftig mich sträubte, auch gellend den Hilferuf ausstieß. Damit berichte ich, tief betrübt, dir den wirklichen Hergang.«“ [Anonyma: Homerische Hymnen. Dichtung der Antike von Homer bis Nonnos, S. 41 (vgl. Griech. Lyrik, S. 14) (c) Aufbau-Verlag] ADRASTEIA „Die Unentrinnbare“. Thrakophyrg. Nymphe und Berggöttin der Troas. Ihre Diener waren die idäischen Daktylen. Sie wurde in weiten Teilen Griechenlands und besonders in Adrastos in vielfältigster Form kultisch verehrt. Dementsprechend werden auch eine Vielzahl von Vätern, unter ihnen Melisseus, und Mütter genannt. ….. Im orphschen Jenseitsglauben ist sie eine Tochter des Zeus und der Ananke, Weltengöttin und Richterin im Totenreich; Platon Phaed. 248 C. Unter orphschem Einfluss wurde sie als Personifizierung der Dike aufgefasst. Sie wurde auch als Amme des Zeus verehrt. AERGIA Die Personifizierung bzw. Göttin der Faulheit. AGON Agon ist die Personifizierung des Streites. AGONIA 1 Personifizierung des letzten Kampfes um das Leben, eine Tochter des Ares. AGROS Die Personifizierung, bzw. der Gott der Feldfrüchte. AGTYPNIA Personifizierung der Schlaflosigkeit. Zusammen mit der Epimelia, der Personifizierung der Begriffe Sorge und Sorgfalt, ist sie Dienerin der Sprach- und Literaturwissenschaft (Philologie); Martianus Capella 2,145. AIDOS Göttin, Personifikation der Scheu, der Schamhaftigkeit, der Sittsamkeit und der Bescheidenheit. Sie steht der Göttin Nemesis nahe. Bei Sophokles ist sie Beisitzerin des Zeus bei allen seinen Werken und Göttin der Vergebung; Odipus auf Kolonos 1267f. Auch als Amme der Athene wird sie gedacht; Schol. Aischylos Prometheus 12. Ihre Töchter waren Sophrosyne, die Personifikation der Besonnenheit, und Pistis, die Personifikation von Treue und Glauben. Im goldenen Zeitalter wohnten Sophrosyne und Pistis, also Besonnenheit, Treue und Glauben, auf der Erde. Nach dem goldenen Zeitalter verließen sie die Erde und flogen, begleitet von den Chariten, in den Himmel. Auf der Erde blieb nur Elpis, die Hoffnung. In Pergamon hatte Aidos zwei Altäre, auf der Akropolis in Athen einen. Aidos ( HYPERLINK "http://de.wikipedia.org/wiki/Griechische_Sprache" \o "Griechische Sprache" griechisch ????? aidós „Scheu, Sittsamkeit“) ist in der HYPERLINK "http://de.wikipedia.org/wiki/Griechische_Mythologie" \o "Griechische Mythologie" griechischen Mythologie die personifizierte HYPERLINK "http://de.wikipedia.org/wiki/Schamgef%C3%BChl" \o "Schamgefühl" Scham. Nach HYPERLINK "http://de.wikipedia.org/wiki/Pindar" \o "Pindar" Pindar ist sie die Tochtes des Prometheus. HYPERLINK "http://de.wikipedia.org/wiki/Aidos" \l "cite_note-1" [1] Der Begriff der Aidos ist komplex und in der klassischen Philologie noch immer umstritten. Sie ist mit der Rachegöttin HYPERLINK "http://de.wikipedia.org/wiki/Nemesis" \o "Nemesis" Nemesis eng verbunden. HYPERLINK "http://de.wikipedia.org/wiki/Aidos" \l "cite_note-2" [2] Nach HYPERLINK "http://de.wikipedia.org/wiki/Hesiod" \o "Hesiod" Hesiod sind Aidos und Nemesis die letzten der Götter, die das verkommene Menschengeschlechte des HYPERLINK "http://de.wikipedia.org/wiki/Weltalter_der_Antike" \l "Eisernes_Zeitalter" \o "Weltalter der Antike" Eisernen Zeitalters verlassen werden. HYPERLINK "http://de.wikipedia.org/wiki/Aidos" \l "cite_note-3" [3] Bei HYPERLINK "http://de.wikipedia.org/wiki/Platon" \o "Platon" Platon sendet Zeus Aidos zusammen mit HYPERLINK "http://de.wikipedia.org/wiki/Dike_(Mythologie)" \o "Dike (Mythologie)" Dike („Gerechtigkeit“) zu den Menschen, um diesen ein gesittetes Zusammenleben zu ermöglichen. HYPERLINK "http://de.wikipedia.org/wiki/Aidos" \l "cite_note-4" [4] HYPERLINK "http://de.wikipedia.org/wiki/Sophokles" \o "Sophokles" Sophokles nennt sie in seinem Drama HYPERLINK "http://de.wikipedia.org/wiki/%C3%96dipus_auf_Kolonos" \o "Ödipus auf Kolonos" Ödipus auf Kolonos „die neben HYPERLINK "http://de.wikipedia.org/wiki/Zeus" \o "Zeus" Zeus auf dem Thron sitzt“ (???????? ???? ??????). HYPERLINK "http://de.wikipedia.org/wiki/Aidos" \l "cite_note-5" [5] HYPERLINK "http://de.wikipedia.org/wiki/Euripides" \o "Euripides" Euripides nennt sie gar „Herrin, Gebieterin“ (??????), was sie vielleicht an die Göttin Artemis in ihrer Eigenschaft als „schüchtern, schamhaft“ (??????) annähern soll. HYPERLINK "http://de.wikipedia.org/wiki/Aidos" \l "cite_note-6" [6] Sie ist auch als Amme der HYPERLINK "http://de.wikipedia.org/wiki/Athene" \o "Athene" Athene überliefert. HYPERLINK "http://de.wikipedia.org/wiki/Aidos" \l "cite_note-7" [7] Als solche hatte sie einen Altar nahe dem alten Athene-Tempel auf der HYPERLINK "http://de.wikipedia.org/wiki/Akropolis_(Athen)" \o "Akropolis (Athen)" Akropolis von Athen, HYPERLINK "http://de.wikipedia.org/wiki/Aidos" \l "cite_note-8" [8] in HYPERLINK "http://de.wikipedia.org/wiki/Sparta" \o "Sparta" Sparta gab es ein altes, ihr von HYPERLINK "http://de.wikipedia.org/wiki/Ikarios" \o "Ikarios" Ikarios geweihtes Kultbild HYPERLINK "http://de.wikipedia.org/wiki/Aidos" \l "cite_note-9" [9] und zwei Heiligtümer in Rom waren ihr geweiht. HYPERLINK "http://de.wikipedia.org/wiki/Aidos" \l "cite_ref-1" ? Pindar Olympien 7.44 ff HYPERLINK "http://de.wikipedia.org/wiki/Aidos" \l "cite_ref-2" ? HYPERLINK "http://de.wikipedia.org/wiki/Homer" \o "Homer" Homer HYPERLINK "http://de.wikipedia.org/wiki/Ilias" \o "Ilias" Ilias 13,121 f. HYPERLINK "http://de.wikipedia.org/wiki/Aidos" \l "cite_ref-3" ? Hesiod Werke und Tage 200 HYPERLINK "http://de.wikipedia.org/wiki/Aidos" \l "cite_ref-4" ? Platon HYPERLINK "http://de.wikipedia.org/wiki/Protagoras_(Platon)" \o "Protagoras (Platon)" Protagoras 322c HYPERLINK "http://de.wikipedia.org/wiki/Aidos" \l "cite_ref-5" ? Sophokles Oedipus Coloneus 1267 HYPERLINK "http://de.wikipedia.org/wiki/Aidos" \l "cite_ref-6" ? Euripides Iphigenie in Aulis 821 und rfg. 436N HYPERLINK "http://de.wikipedia.org/wiki/Aidos" \l "cite_ref-7" ? Schol. HYPERLINK "http://de.wikipedia.org/wiki/Aischylos" \o "Aischylos" Aischylos, Prometheus 12) HYPERLINK "http://de.wikipedia.org/wiki/Aidos" \l "cite_ref-8" ? HYPERLINK "http://de.wikipedia.org/wiki/Pausanias" \o "Pausanias" Pausanias Beschreibung Griechenlands 1.17.1 HYPERLINK "http://de.wikipedia.org/wiki/Aidos" \l "cite_ref-9" ? HYPERLINK "http://de.wikipedia.org/wiki/Pausanias" \o "Pausanias" Pausanias Beschreibung Griechenlands 3.20.10 AION „Das Zeitalter“. Personifizierung der ewigen Zeit oder des Zeitablaufes, erstmals erwähnt bei Euripides Heraklid. 900 als Sohn des Chronos, der Personifizierung der Zeit als absoluter Begriff: CHOR. Freuden schenkt mir der Reigentanz, wenn lieblich beim Festmahl die Flöte erschallt; und gnädig sei Aphrodite mir! Froh aber stimmt es mich auch, sehe ich Freunde im Glück, die vorher unglücklich waren. Vieles bringt Moira zuwege, die Ziel und Vollendung uns weist, mit Aion, dem Sohne des Chronos. [Euripides: Die Kinder des Herakles. Dichtung der Antike von Homer bis Nonnos, S. 3161 (vgl. Euripides-W Bd. 1, S. 269) (c) Aufbau-Verlag] ….. Bei Nonnos ist Aion ein vom Alter buckelig gewordener, aber sich immer wieder verjüngender Greis, Bruder der Dike, Berater des Zeus und jener Gott, der das „Rad der Zeit“ dreht. Dionysiaka 7,22ff: „Deswegen ließ nun Aion, die vielgestaltige Gottheit, Träger des Schlüssels der Zeugung, die schneeweißen Haupthaare wallen über die Knie des Zeus, auch flehend wallen den Vollbart, und begann sein Gebet. Er neigte das Haupt bis zum Boden, beugte, den Nacken gekrümmt, in ganzer Länge den Rücken, streckte im Knien seine unendliche Hand aus. Dann sagte bittend der greise Hüter des niemals versiegenden Lebens: »Herrschender Zeus, beachte das Leid des verzweifelnden Weltalls! Siehst du denn nicht, wie Enýo die ganze Erde mit Wahnsinn schlägt und die reifende Jugend zu frühem Untergang hinmäht? Noch nicht verwischt sind die Spuren der Sintflut, seit du die Menschen allesamt scharenweis fortschwemmtest, seit die Wogen des großen Regens den Äther durchbrausten, die Brandung zur Mene emporschlug. Ende das Leben der kurz nur atmenden Menschen! Ich lenke nicht mehr ihr Schicksal im Namen des Himmels, halte des Weltalls Ankertau länger nicht! Packe vom Kreise der Götter ein andrer, stärker als ich, das Steuer des stets sich erneuernden Lebens! Möge ein anderer meine Jahre durchmessen! Denn Mitleid mit dem entsetzlichen Los der armen Sterblichen quält mich. Reicht doch allein das Alter, das langsam die Jugendkraft aufreibt, einen zu langsamem Gehen zwingt und zum Senken des Kopfes, wenn man des 'dritten Fußes' bedarf, gebückt schon und zittrig, schwerfällig auf den Stock sich stützt, den Diener des Greises! Reicht doch das Schicksal, das oftmals, kurz nach den Tänzen der Hochzeit, plötzlich den Bräutigam samt der gleichaltrigen Braut in die Lethe senkt und ein fruchtbares Lebensband löst, das 'unlösbar' genannt wird! Freuden bereitet, ich weiß, die Hochzeit, wo sich das helle Klingen der Panspfeife eint mit dem Spiel der Flöte Athenes. Freilich, was nutzt es, wenn neben der Brautkammer feierlich-heiter rauschend die Klänge der siebensaitigen Harfe erschallen? Ein Instrument verdrängt nicht die Sorgen. Verschmäht doch Gott Eros selber den Reigen und stößt beiseite die Fackel der Hochzeit, wird er zum Zeugen der Feier, der echte Fröhlichkeit abgeht. Einwenden könnte man: Ward doch ein lebenerhaltendes Heilkraut für die gepeinigten Menschen gepflanzt, zum Vergessen der Sorgen. Aber wie hätte Pandora, das köstliche Gift für die Menschheit, aufmachen sollen den himmlischen Deckel des Kruges! Prometheus selber trägt die Verantwortung für das irdische Elend, ei, der sich um die geplagten Sterblichen kümmert: Den süßen Nektar, der Freude den Seligen spendet - nicht Feuer, des Unglücks Urbeginn -, sollte er stehlen und weitergeben den Menschen, um durch dein Göttergetränk die Sorgen der Welt zu zerstreuen! Aber jetzt denk nicht ans Leid des von Stürmen geschüttelten Lebens, sondern bedenke, wie traurig dein Gottesdienst aussieht: Erfreut dich etwa der nichtige Opferdunst, dem die Trankspenden fehlen?« Auf die Beschwerde des Alten verharrte Zeus, der Berater, lange Zeit schweigend, erwog das Problem in unendlicher Weisheit, ließ den Erwägungen freien Lauf. In zahlloser Folge kreisten in seinem schöpferisch tätigen Geist die Gedanken. Aber dann richtete er an Aion göttliche Worte, gab ein Orakel von höherem Wert als der Nabel der Erde: »Vater, selbst dich erzeugender Hüter stets flutender Jahre, sei doch nicht böse! Das kurzfristig lebende menschliche Wesen schwillt und schrumpft unaufhörlich, ein Abbild Selenes. Den Nektar lasse den Seligen. Sterblichen will ich, zur Abwehr der Sorgen, köstlichen Wein gewähren. …..“ [Nonnos: Leben und Taten des Dionysos. Dichtung der Antike von Homer bis Nonnos, S. 8207 (vgl. Nonnos-W Bd. 1, S. 109 ff.) (c) Aufbau-Verlag] ….. Dionysiaka 24,265f: „Aion - er leitet ja Leben und Liebe - geriet in Verwirrung, klagte, der Fortfall der Hochzeiten bringe die Ordnung ins Wanken.“ [Nonnos: Leben und Taten des Dionysos. Dichtung der Antike von Homer bis Nonnos, S. 8612 (vgl. Nonnos-W Bd. 1, S. 353) (c) Aufbau-Verlag] ….. Dionysiaka 36,423: „Der runde Aoin dreht das Rad des vierwegigen Kronos.“ ….. Aus irgendwelchen Gründen fertigt er bei Quintus Smyrnaeus 12,194ff den eisernen Wagen des Zeus. ….. Völlig abweichend, wohl im Zusammenhang mit späten orphschen Lehren, erklärt der Phönizier Philon von Byblos Aion als Sterblichen, Sohn des Windgottes Kolpias und der Nyx, Bruder des Protogonos (hier als ebenfalls sterblicher Urdämon Phanes) und gibt ihm die Kinder Genos und Genea. Genos soll die Kinder Phos, Pyr und Phlox gehabt haben und der Erfinder der Herstellung von Feuer durch Reibung von Holz gewesen sein. Mit seiner Schwester Genea soll er bei einer eintretenden Dürre mit hoch erhobenen Händen zum Gott Beelsames gebetet haben. AISA Personifizierung des Verhängnisses, des Verhängnisvollen, das göttlich verhängte Geschick. Sie wird auch als eine der Moiren und damit als Tochter der Nyx gedacht. Nach dem Tod von Hektor lebte Andromache weiter am Hofe ihres Schwiegervaters Priamos. Quintus v. Smyrna 1,99ff erzählt wie sie Penthesileia, die Amazonenkönigin, die zur Unterstützung der Troier in den Kampf gegen die Achaier in den Kampf eingriff, vor dem sicheren Untergang warnte und nannte dabei Aisa: "Ach du Arme, was sagst du hochmütig so große Dinge? Keineswegs nämlich hast du die Kraft, gegen den unerschrockenen Peleussohn zu kämpfen, sondern schnell wird er dir Tod und Verderben bringen. Du Elende, was rast du in deinem Sinn? Wahrlich, nahe bei dir steht nun des Todes Erfüllung und Aisa, das göttlich verhängte Geschick." (Quintus von Smyrna: Der Untergang Troias. Band I. Herausgegeben, übersetzt und kommentiert von Ursula Gärtner. Edition Antike. Herausgegeben von Thomas Baier, Kai Brodersen und Martin Hose. WBG Darmstadt, 2010.) AITHER Bei Hesiod Theogonie 123ff ist er ein Sohn des Erebos und der Nyx: „Érebos aber und Nyx, die dunkle, entsprossen dem Chaos; aber aus Nyx wiederum entstanden Heméra und Aíther, die sie, in Liebe von Érebos schwanger geworden, ihm austrug.“ [Hesiod: Theogonie. Dichtung der Antike von Homer bis Nonnos, S. 4493 (vgl. Hesiod-W, S. 8) (c) Aufbau-Verlag] ….. Die Personifizierung der obersten reinen Luftschicht. Der „leuchtend klare“ Himmel. ….. Auch als Wohnsitz der Götter wird er gedacht. In der Titanomachia wird er als Vater des Uranos bezeichnet. Bei den Orphikern gilt er als Weltseele. Aristophanes Wolk. 569f nennt ihn ´Vater der Wolken´. Die Vorstellung des Aither als Gemahl der Gaia gab es bei den Tragikern, auch als Vater des Eros wurde er genannt. Bei Hygin ist Aither ein Sohn des Chaos und der Caligo, die Personifizierung der Finsternis, die gleichzeitig Mutter des Chaos genannt wird. Empedokles frg. 38D nennt ihn einen Titanen. ….. Mit der Nymphe Plousia, sie dürfte eine Erfindung des Aratos 4 sein, zeugte er Melete (Aufmerksamkeit, Übung), Aoide (Gesang), Thelxinoe (die Sinnberückende) und Arche (Anfang und Ursprung). Aoide und Thelxinoe wurden als die himmlischen Gesänge gedacht. AKASTE Okeanide, Personifizierung des unbeständigen Regens, Tochter des Okeanos und der Tethis; Hesios Theogonie 356,362. Sie war eine der Gespielinnen der Persephone und anwesend, als Hades Persephone raubte; Homerische Hymnen, Hymnos auf Demeter 414ff: „…….Wie er mich aber, dank dem tückischen Rat des Kroniden, meines Vaters, entführte, hinab in die Tiefen der Erde, will ich genau dir, deiner Frage entsprechend, erzählen. Allesamt spielten wir heiter auf der lieblichen Wiese, Phaino und Leukippe, Elektra wie auch Ianthe und Melite, Iache, Rhodeia, dazu Kallirhoë, und Melobosis und Tyche und, mit rosigem Antlitz, Okyrhoë, Chrysëis auch, Ianeira, Akaste und Admete, Rhodope und Pluto, Kalypso, die schöne, Styx, Urania und Galaxaure, die reizende, Pallas, Herrin der Schlachten, und Artemis, treffend mit Pfeilen - wir alle trieben fröhliche Spiele und pflückten liebliche Blumen, nebeneinander freundliche Krokusse, Iris, auch rote Rosen, Rittersporn, Lilien, ein erstaunlicher Anblick, und die Narzisse, die weithin der Boden, dem Krokus gleich, nährte. Freudigen Eifers pflückte ich sie. Da klaffte die Erde jäh auseinander, herausfuhr der mächtige Fürst Polydegmon, riß mich auf seinem goldenen Wagen mit in die Tiefe, wenn ich auch heftig mich sträubte, auch gellend den Hilferuf ausstieß. Damit berichte ich, tief betrübt, dir den wirklichen Hergang.«“ [Anonyma: Homerische Hymnen. Dichtung der Antike von Homer bis Nonnos, S. 41 (vgl. Griech. Lyrik, S. 14) (c) Aufbau-Verlag] AKMON 1 „Ambos“ Personifikation des Ambosses. Er wird auch als vaterloser Sohn der Gaia und Vater des Uranos, den er mit seiner Mutter gezeugt hat, bezeichnet. Bei seiner „Geburt“ war die Mutter Erde noch glühend, weil Uranos ja noch nicht geboren war. Kaibel GGN 1901, 502 nennt ihn einen Titanen. ....................... Der Umgang mit dem Element Feuer, die Gewinnung einer glühenden Flüssigkeit aus Gestein, das Wiedererstarren in einer anderen Form und der Umgang mit Glut, Hammer und Amboß, muss auf die Menschen immer eine große Faszination ausgeübt haben und hat dieses Handwerk mit Mythen umwoben (Das lateinische Wort „faber“ heißt nicht nur Schmied, sondern auch Magier.). Schmiedende Gottheiten, Helden- und Sagenfiguren werden in vielen Mythen als Zwerge, Riesen oder hinkend dargestellt, oft auch mit der Entstehung der Erde und der Menschen in Verbindung gebracht. Beispiele: Bibel: Der Name des Kain, Erstgeborener der Eva, heißt Schmied. In der antiken iranischen Mythologie war der erste König Haoshyangha Lehrmeister der Schmiede. In der germanisch / nordischen Sagenwelt erscheinen u.a. Dvergr Ivaldi als schmiedender Zwerg, in der Heldensage der Edda der Zwerg Regin, die Thidrekssaga berichtet vom Schmied Mime und Siegfried trifft den den Schatz hütenden und schmiedenden Zwerg Alderich, den Besitzer einer Tarnkappe. Altitalisch – Vulcanos, der Gott der Schmiede und des Feuers. Griechisch – Hephaistos, siehe Hephaistos >, ebenso Prometheus >. Die Kyklopen, Arges, der „Strahler“, Brontes, der „Donnerer“ und Steropes, der „Blitzer“, die riesigen im Ätna wohnenden Schmiede, schmiedeten für Zeus Donner und Blitz und für Pluton die Tarnkappe. ….. Eine alte Sage erzählt, abweichend von Hesiod, dass die Mutter Erde, die Gaia, offensichtlich die noch Glühende, einen Sohn Akmon, den „Amboß“, hatte und mit ihm den Uranos, („Das die Erde Umgebende“), gezeugt hat, auch, dass Akmon / Amboß selbst der Himmel gewesen ist. Im indischen Sanskrit bedeutet „acman“ zugleich Ambos, Hammer, Stein und Himmel. Diese vom nördlichen Europa bis nach Indien reichenden Wesensverwandtheiten lassen annehmen, dass die Ursprünge im frühen Indogermanischen zu finden sind. ALALA Die weibliche Personifizierung des Kriegsschreies „alala“. ALASTOR 1 Personifizierung des Fluches der auf Frevel folgt, z. B. im Hause des Atreus. Eine bestimmte Form des Rachegeistes. Als Unhold und quälender Rachegeist zählt er zu den Giganten, ist also ein Sohn des Uranos. ALAZONEIA Bei Kebes pin. 24,2 die Personifizierung des „vom Wind gebeutelt werden“. ALETHEIA / VERITAS „Die Unverborgenheit.“ „Die Wahrheit“. Personifikation der Wahrheit. Sie gilt als mutterlose Tochter es Zeus oder des Kronos. Bei den Römern heißt sie als Tochter des Saturnos Veritas. Auch als Tochter der Paideia oder Amme des Apollon wurde sie gedacht. ………. Pindar, olympische Oden 10,3: „……Aber, o Muse, und du, Tochter des Zeus, Wahrheit, wehret mit erhobener Hand dem Vorwurf der Lüge, ich hätte den Gastfreund beleidigt. …..“ [Pindar: Olympien. Dichtung der Antike von Homer bis Nonnos, S. 9318 (vgl. Pindar-D, S. 52) (c) Insel-Verlag] ALGEA „Tränenreiche Schmerzen“. Personifiziert als Tochter der Eris; Hesiod Theogonie 227. ALKE 5 Die weibliche Personifizierung der Stärke und der Kraft. ALLEKTO Eine römische Rachegöttin, Personifizierung der Rache, eine Tochter der Nyx. Im siebten Buch von Vergils Aeneis bedient sich die rasende Juno der Dienste dieser Rachegöttin. Vergil Aeneis 7,323ff: „Schreckenerregend ließ sie sogleich sich zur Erde hernieder. Laut aus der Wohnstatt der Furien, dem finsteren Reiche der Tiefe, rief sie Allekto, die Unheilsgöttin, die schreckliche Kriege, Rachgier und Tücke und üble Verbrechen verursacht und fördert. Pluto selber, auch ihre Unterweltsschwestern verwünschen grimmig das Scheusal, so vielfältig kann sie sich wandeln, so gräßlich wirkt ihr Erscheinen, so grauenhaft-finster umwimmeln sie Schlangen. Aufgehetzt wurde jetzt noch von Juno die furchtbare Göttin: »Bitte, jungfräuliche Tochter der Nacht, erweise mir einen Liebesdienst: Niemals verdunkelt, zerbrochen gar werde mir meine Ehre, und niemals umgarne Aeneas den König Latinus listig mit Hochzeitsplänen und setze sich fest in Italien! Einträchtig lebende Brüder vermagst du zum Kampf zu entzweien, Haß in Familien zu säen, tödliche Fackeln und Geißeln wild in die Häuser zu schleudern; tausendfach läßt du dich nennen, tausendfach weißt du zu schaden! Deinen Erfindergeist sporne, tilge die Friedensvereinbarung, streue die Samen des Krieges! Sämtliche Männer sollen die Waffen verlangen und packen!« Völlig durchdrungen vom Gifte der Gorgo, stürzte Allekto gleich ins laurentische Land und zum Schloß des Königs Latinus, ließ sich im stillen Gemach der Amata dann nieder. Die Fürstin wurde, als Frau, von brennenden Sorgen, von Zorn auch gepeinigt über die Ankunft der Teukrer und über die Hochzeit mit Turnus. Aus den blauschimmernden Haaren warf ihr die Furie eine Schlange entgegen. Sie sollte im Innern der Herrin sich bergen, grimmig sie stacheln zu Wut und zu blinder Verwirrung des Hauses. Zwischen das Kleid und den zarten Busen schlüpfte unmerklich züngelnd die Natter, und ohne daß die Erregte es spürte, hauchte sie Gift ihr ins Herz. Zur goldenen Halskette wurde machtvoll das Tier, zur Binde am Schleier des Hauptes, verkroch sich zwischen den Haaren, umschlängelte leicht beweglich die Glieder. Aber zuerst erfaßte die Kraft des berauschenden Unheils nur die Sinne, erfüllte mit Glut nur das Knochenmark, ohne unwiderstehlich das Herz in Flammen zu setzen. Noch ruhig sagte Amata, ganz sorgende Mutter, zum Gatten und weinte bitterlich über die Heirat der Tochter mit einem Trojaner: »Soll ein verbannter Phryger tatsächlich unsre Lavinia heiraten, Vater, ohne daß du dich der Tochter und deiner selber erbarmst - auch der Mutter nicht, die der Entführer des Mädchens treulos verläßt weit über das Meer, wenn der Nordwind erst auffrischt? Ebenso drang einst nach Sparta ein phrygischer Hirt und entführte Helena, Ledas Tochter, nach Troja! Wie steht es um deine niemals gebrochene Treue, die einstige Sorge um deine Lieben, die Zusagen, die du dem Turnus, unsrem Verwandten, machtest? Erwarten Latiner den Schwiegersohn wirklich vom Ausland, ganz unumstößlich, und drängt dich des Vaters Faunus Orakel, nun, so erachte ich jedes Gebiet, in dem wir nicht herrschen, sinnvoll als 'Ausland' und deute entsprechend die Weisung der Götter. Prüfen wir derart den Stammbaum, dann finden als Ahnen des Turnus Inachos wir und Akrisios, kurz, als Kernland: Mykene!« Aber Amata flehte umsonst. Sie sah, wie Latinus seinen Standpunkt behauptete. Nunmehr durchdrang das zum Wahnsinn treibende Schlangengift tiefer die Fürstin, durchsetzte sie völlig. Aufgepeitscht durch die entsetzliche Wirkung, stürzte die Arme zügellos durch die riesige Stadt in rasendem Rausche. Wie sich ein Kreisel, den Knaben voll Eifer im offenen Hofe spielerisch treiben in mächtigem Bogen, wirbelnd herumdreht, unter der Peitschenschnur kreist, ein schnurrendes Holzstück aus Buchsbaum, staunend begafft von den ahnungslosen kleineren Jungen, ständig beschwingt von den Hieben der Geißel: ebenso stürmte rasend Amata quer durch die Stadt und durch das Gewimmel ihres zum Kriege leicht reizbaren Volkes. Doch kam es noch schlimmer: Wie überwältigt vom Toben des Bacchus, auf stärkeren Frevel, stärkeres Wüten versessen, trieb sie die Tochter ins Freie, fort in die Wälder, versteckte sie dort in den laubreichen Bergen, wollte das Mädchen den Teukrern entreißen, die Hochzeit vereiteln, »Bacchus, juchhei!« auf den Lippen, als halte sie dich nur der Tochter würdig; für dich bloß solle sie greifen zum biegsamen Thyrsus, dir nur sich tummeln im Tanz und weihen die wallenden Locken. Eilig sprach sich ihr Rasen herum, und sämtliche Frauen, gleichfalls entflammt von dem Rausche, verließen die Häuser und stürzten fort in die Wildnis, boten die Nacken, die Haare den Winden, ließen zum Teil auch den Äther erdröhnen von wildem Geheule, warfen sich Felle um, schwangen mit Weinlaub umwundene Stäbe. Unter den Tobenden reckte Amata die lodernde Fackel hitzig empor, sang Hochzeitslieder für Turnus und ihre Tochter, rollte die blutunterlaufenen Augen und kreischte plötzlich: »He, Mütter, latinische Frauen, höret mich, alle: Haltet ihr pflichtgemäß eurer unglückverfolgten Amata Treue und drückt euch die Sorgenlast einer wahrhaften Mutter, löset die Haarbinden, feiert an meiner Seite die Orgien!« Derart hetzte Allekto die Fürstin im Wahne des Bacchus rings durch die Wälder und durch die entlegenen Fluren des Wildes. Hinreichend glaubte die Furie fürs erste die Wut schon gesteigert, Plan und Familienfrieden des Königs vernichtet zu haben. Gleich erhob sich die grimmige Göttin auf düsteren Schwingen, schwebte zur Stadt des kühnen Rutulerfürsten, die einstmals Danaë gründete mit argeischen Siedlern, vom Südsturm hierher verschlagen. Die Leute der Vorzeit nannten die Siedlung Ardea; rühmlich behauptet der Name sich heute noch, aber Macht und Bedeutung schwanden. Hier hatte Turnus im hohen Schlosse die finstere Nacht schon zur Hälfte verschlafen. Allekto legte ihr schreckliches Antlitz und ihren Furienkörper ab und verwandelte sich in ein altes Mütterchen, furchte streng sich die Stirn zu häßlichem Anblick, umwand sich mit einer Binde und einem Olivenkranze die silbrigen Haare, wurde zu Kálybe, einer betagten Priesterin Junos, trat dann dem jungen Mann vor die Augen mit folgenden Worten: »Turnus, du läßt so zahlreiche Mühen erfolglos verrinnen, läßt es geschehen, daß troische Siedler dein Zepter ergreifen? Schlägt doch Latinus die Hochzeit und die mit dem Blute erworbne Mitgift dir ab und holt sich den Erben der Macht aus der Fremde! Auf denn, du Opfer des Hohnes, besteh die Gefahren, die keinen Dank dir erwerben, schlag die Tyrrhener, beschütz die Latiner! Während du ruhtest in nächtlicher Stille, sollte ich diese Forderung der allmächtigen Juno dir rückhaltlos stellen. Lasse voll Zuversicht deine Mannschaft sich rüsten, zum Kampfe ausrücken sie und die phrygischen Fürsten samt ihren bemalten Schiffen im Lager am Ufer des lieblichen Flusses vernichten! Das verlangen die mächtigen Himmelsbewohner. Und sollte König Latinus dir wortbrüchig seine Tochter verweigern, möge er selbst noch verspüren, was Turnus an Kriegstaten leistet!« Über die Priesterin lächelnd, gab ihr der Jüngling zur Antwort: »Daß die dardanischen Schiffe die Mündung des Thybris durchfuhren, ist mir durchaus nicht, wie du wohl vermutest, entgangen. Erdichte solche Gefahren mir nicht! Die Himmelskönigin Juno wird uns bestimmt nicht vergessen. Aber dich, Muttchen, plagt das untätige Alter, nicht länger wirklichkeitsoffen, mit nichtigen Sorgen und foppt dich Prophetin unter den Kampfespflichten der Fürsten mit sinnlosem Schrecken. Bilder und Tempel der Himmlischen sollst du betreuen. Die Männer, denen die Kriegführung zusteht, bestimmen den Krieg und den Frieden.« Diese Entgegnung entflammte Allekto zu wütendem Zorne. Darauf ergriff den Jüngling noch beim Sprechen ganz plötzlich ein Zittern, stier verharrte sein Blick: So zischte die Furie mit Schlangen, zeigte sich gräßlich in wahrer Gestalt. Mit glühenden Augen stieß sie zurück den Mann - der rang noch, vergeblich, um Worte -, ließ aus den Haaren zwei Schlangen sich hochrecken, knallte mit ihrer Peitsche und schleuderte rasend ihm folgende Worte entgegen: »Sieh mich doch an, die das träge, nicht länger der Wirklichkeit offne Alter im Kampflärm der Fürsten mit sinnlosem Schrecken verspottet! Schau hier: Ich kam vom Wohnsitz der schrecklichen Schwestern, ich trage Kriege und Tod in der Hand!« Damit schnellte sie auf den Jüngling die Fackel und bohrte tief in das Herz ihm den Kienspan, der düster noch schwelte. Entsetzen scheuchte den Fürsten jäh aus dem Schlafe, in plötzlichem Ausbruch drang aus dem Leib ihm der Schweiß, überströmte sämtliche Glieder. Aufgewühlt schrie er nach Waffen und suchte im Bett sie, im Zimmer. Gier nach dem Mordstahl trieb ihn, verbrecherisch rasender Kriegswahn, Zorn obendrein, wie wenn entzündetes knisterndes Reisig rings um den kochenden Kessel geschichtet wird, siedend das Wasser höher noch aufwallt, die qualmende Masse Schaumkronen bildet, schließlich hoch über den Rand die Gischtflocken sprühen, die Wellen nicht mehr sich halten und aufwärts, wie Nebel, die Dampfwolken wirbeln. Gegen Latium also rief nach dem Bruche des Friedens Turnus die Führer der Mannschaften auf und befahl, sich zu rüsten, kämpfend Italien zu schützen, den Feind aus dem Lande zu drängen: Beiden, Latinern wie Teukrern, seien sie völlig gewachsen. Als den Befehl er gegeben, die Götter unter Gelübden angefleht hatte, spornten die Männer sich wetteifernd selber; manchen bewog die jugendlich-frische Erscheinung des Fürsten, manchen sein uralter Adel oder sein tüchtiges Handeln. Während Turnus die Rutuler mahnte zu mutigem Einsatz, schwebte Allekto auf stygischen Schwingen geschwind zu den Teukrern, weitere Tücken im Sinn. Sie suchte die Stelle am Strande, wo sich der schöne Iulus pirschend den Jagdfreuden hingab. Dort versetzte die Frau vom Kokytos ganz plötzlich in wilde Hetzgier die Meute, sie ließ vertraute Beute sie wittern, lockte sie auf die Fährte des Hirschs. Dies bewirkte den Ausbruch furchtbarer Kämpfe, entflammte das Landvolk zu rasender Kriegswut. Einen hervorragend stattlichen Hirsch mit mächtigen Stangen hatten die Söhne des Tyrrhus, des Herdenmeisters und Hüters sämtlicher Fluren des Königs, einstmals der nährenden Hirschkuh listig entführt und aufgezogen mit Hilfe des Vaters. Silvia pflegte, die Schwester, sorglich das völlig gezähmte Tier, sie umwand das Geweih ihm mit zarten Blumengeflechten, striegelte pfleglich sein Fell und wusch es in reinlicher Quelle. Streicheln ließ sich der Hirsch, und gewohnt an das Futter der Herren, streifte er weit durch die Wälder und kehrte von selbst zur vertrauten Bleibe zurück, wenn auch lange die Nacht schon herniedergesunken. Heute, auf solchem Streifzug, suchte am Fluß er, stromabwärts treibend, dann wieder am grünenden Uferrand, Schutz vor der Hitze. Dabei scheuchte empor ihn die wütende Meute des Iulus. Dieser entflammte selber sogleich im Ehrgeiz des Jägers, legte den Pfeil auf und ließ vom gekrümmten Horn ihn entschwirren. Göttliches Eingreifen stärkte die noch unsichere Rechte. Sausend durchdrang das Geschoß die Weichen des Hirschs. Der getroffne konnte noch schnell in seine vertraute Behausung entkommen, schleppte sich blutüberströmt in den Pferch und ließ von dem lauten, schmerzlich flehenden Stöhnen den ganzen Stall widerhallen. Silvia schlug sich, in erster Bestürzung, klagend die Arme, rief dann um Hilfe; gleich strömten die rüstigen Bauern zusammen. Urplötzlich - lauerte doch im stillen Walde die Furie - waren zur Stelle sie, dieser mit feuergehärtetem Knüttel, jener mit furchtbar gebuckelter Keule; was jeder gerade auftreiben konnte, benutzte im Zorn er als Waffe. Und Tyrrhus, eben beschäftigt, mit Keilen den Eichenstamm vierfach zu spalten, packte wutschnaubend die Axt und hieß die Mannschaft sich ordnen. Nunmehr war für die spähende Furie die Stunde gekommen, tätig das Unheil zu steigern. Sie flog auf das Stalldach, vom Firste gab sie das Hirtensignal, verstärkte, indem sie das Krummhorn blies, noch die Tartarusstimme. Von diesem Getöse erbebten sämtliche Triften und hallten die tiefen Waldungen wider. Fernher vernahm es der Triviasee, desgleichen das helle, schwefelgesättigte Wasser des Nar und der Quell des Velinus. Aufgeregt preßten die Mütter vor Angst an den Busen die Kinder. Auf das Signal hin, so weit die schrecklichen Hornstöße drangen, griffen die trotzigen Bauern zur Waffe und strömten von allen Seiten zusammen. Doch auch die troischen Streiter ergossen sich durch die Tore des Lagers nach außen, um Iulus zu helfen. Beiderseits bildeten Fronten sich. Nicht mehr wie streitendes Landvolk prügelte man sich mit Keulen und feuergehärteten Pfählen, nein, mit zweischneidigen Streitäxten kämpften sie, todbringend starrten, Saaten des Unheils, gezückte Schwerter, die ehernen Klingen glänzten im Sonnenlicht fernhin und blitzten hinauf zu den Wolken. Ebenso bildet das Meer, wenn die Winde auffrischen, weiße Schaumstreifen, reckt sich allmählich dann höher mit wallenden Wogen, bäumt sich zum Schluß aus den tiefsten Schlünden empor bis zum Äther. Hingestreckt ward hier im vordersten Treffen durch sausenden Pfeilschuß Almo, der älteste Sohn des Tyrrhus, ein rüstiger Junge. Tief in der Kehle haftete ihm das Geschoß und erstickte blutig die frische Stimme, zugleich das noch keimende Leben. Zahlreiche andere fielen, mit ihnen der greise Galaesus, der beim Versuch, noch Frieden zu stiften, dahinsank, ein Muster wie an Gerechtigkeit so auch an Reichtum im alten Ausonien; Schafherden hatte er fünf, gleichviele Herden von Rindern füllten die Ställe ihm, hundert Pflüge durchfurchten sein Saatfeld. Während, noch ohne Entscheidung, der Kampf auf dem Schlachtfelde tobte, schwebte Allekto nach Einlösung ihres Versprechens - sie hatte blutig eröffnet den Krieg und die ersten Verluste gefordert - weg von Hesperien, schwang durch die Lüfte sich aufwärts zum Himmel, sagte zu Juno, stolz über ihr nunmehr erfolgreiches Wirken: »Siehe, da hast du die Zwietracht, sie gipfelt in offenem Kampfe! Sollen sie Freundschaft jetzt schließen und durch Verträge besiegeln! Wo ich nun schon mit ausonischem Blute die Troer befleckte, möchte ich eines hinzufügen, bleibt mir dein Wohlwollen sicher: Will durch Gerüchte benachbarte Städte zum Eingreifen reizen, sie in wahnwitziger Kriegslust entflammen, ringsher den Parteien Hilfe zu bringen. Ausweiten will ich den Schauplatz der Kämpfe.« Juno indessen erklärte: »Genug der List und der Schrecken! Kriegsgründe wirken, schon metzeln die Männer mit Schwertern sich nieder; Waffen, gezückt erst vom Zufall, triefen stets weiter vom Blute. Sollen der wackre Sprößling der Venus und König Latinus derart doch feiern die Eheverbindung mit herrlicher Hochzeit! Allzu freizügig will dich der Vater, des hohen Olympus Herrscher, nicht über die Bahnen des Äthers hinstreifen lassen. Zieh dich zurück! Was noch weiter zu tun bleibt, möchte ich selber ausführen.« Dies gab Juno zur Antwort. So hob denn Allekto ihre von Schlangen zischenden Schwingen und flog von den hohen Weiten des Himmels zurück zur Wohnstatt im Reich des Kokytos. Zwischen hochragenden Bergen, im Binnenlande Italiens, liegt das berühmte, sogar in fernen Gebieten bekannte Tal von Ampsanctus, rings von den dichten Laubkronen düstrer Wälder umgeben; tosend ergießt sich ein Sturzbach zur Tiefe, braust um die Felsblöcke, wirbelt in einem gewaltigen Strudel. Eine entsetzliche Höhle und dunstige Schächte des wilden Pluto erblickt man; des Acheron mächtig klaffender Abgrund haucht mit pestbringendem Atem. Hier barg sich die bitter verhaßte Furie, befreite von ihrem Wirken Erde und Himmel.“ [Vergil: Lied vom Helden Aeneas. Dichtung der Antike von Homer bis Nonnos, S. 17808 (vgl. Vergil-W, S. 308 ff.) (c) Aufbau-Verlag] AMAKHANIA Die Personifizierung, bzw. Göttin der Hilflosigkeit. Sie gilt als Schwester der Penia, der Göttin der Armut. AMPHILOGIA Tochter der Eris, Personifizierung der Auseinandersetzung und der Streitigkeit. AMPHIRO „Die Umfließende“. Personifizierung des schweren Regengusses. Eine Okeanide, Tochter der Tethys und des Okeanos; Hesiod theog. 360. ANAIDEIA Die Personifizierung, bzw. Göttin der Schamlosigkeit, der Unbarmherzigkeit und des nicht Vergebens. Sie ist eine Tochter der Nyx oder der Eris. ANANKE „Die Naturnotwendigkeit“. Zum göttlichen Wesen personifiziert erscheint sie zuerst in den theogonischen Spekulationen der Orphiker. Sie erscheint ihrem Wesen entsprechend in vielfältiger Form: - Im orphschen Jenseitsglauben, im philosophischen Mythos bei Plutarch de sera num. vind. 25, 564 e, ist Ananke von Zeus die Mutter der Adrasteia. Adrasteia, „Die Unentrinnbare“, war auch eine thrakophyrg. Nymphe und Berggöttin der Troas. Ihre Diener waren die idäischen Daktylen. Sie wurde in weiten Teilen Griechenlands und besonders in Adrastos in vielfältigster Form kultisch verehrt. Dementsprechend werden auch eine Vielzahl von Vätern, unter ihnen Melisseus, und Mütter genannt. Ananke hält auf dem Schoß die diamantene Spindel um die sich die Welt dreht, ihrer Macht kann keiner widerstehen; Aischylos Prom. 103f: „…………………. Das verhängte Teil jedoch Muß man so leicht als möglich tragen, da man weiß: Zu streiten ist nicht gegen die Notwendigkeit.“ Sie ist Weltengöttin und Totenrichterin; unter orphschem Einfluss wurde sie als Verkörperung der Dike aufgefasst. - Ananke wird auch der Adrasteia gleichgesetzt. - Mit Kronos-Herakles zeugt sie Aither, Chaos und Erebos. - Bei Platon Rep. 10,617 C ist sie Mutter der Moiren und damit Herrin über die Schicksale der Menschen: „Drei Andere aber, in gleicher Entfernung rings her jede auf einem Sessel sitzend, die weiß bekleideten am haupte bekränzten Töchter der Notwendigkeit, die Mören Lachesis, Klotho und Atropos, sängen zu der Harmonie der Sirenen, und zwar Lachesis das geschehene, Klotho das gegenwärtige, Atropos aber das bevorstehende. Und Klotho berühre von Zeit zu Zeit mit der Rechten den äußeren Umkreis der Spindel und drehe sie mit, Atropos aber eben so die inneren mit der Linken, Lachesis aber berühre mit beiden abwechselnd beides das äußere und innere.“ - Bei Procl. Plat. Tim. V 323 C ist sie Gemahlin des Demiurgen und Mutter der Heimarmene (Demiurgoi und Heimarmene sind philosophische Begriffe; lies Paulis Realencyklopädie der classischen Altertumswissenschaft Bde. IV,2 Seite 2856ff und VII,2 Seite 2622ff). - Als Tochter des Kronos und Schwester der Dike. - Euripides frg. 1011 N setzt sie den Erinyen gleich. - Auch als Amme des Zeus wurde sie verehrt. Ananke herrschte am Anfang aller Dinge; Platon Symposion 195 C: „Sondern ich behaupte, er (Eros) ist der jüngste unter den Göttern und immer jung, und jene alten Händel unter den Göttern von denen Hesiodos und Paramenides reden, müssen sich unter der Notwendigkeit ereignet haben, nicht unter dem Eros, wenn jene anders wahr erzählt haben. Denn sie würden einander nicht verschnitten und in Bande geworfen und sonst vielerlei gewaltsames verübt haben, wenn Eros unter ihnen gewesen wäre, sondern einander geliebt und friedlich gelebt wie jetzt seit Eros über die Götter regiert.“ Genau verkörpert sie als universale Naturnotwendigkeit auch das Ende aller Existenzen. ANDREIA Andreia, die Personifizierung der gemeinschaftlichen Männermahlzeiten der Spartaner. Sie wird auch als Personifizierung der Mannhaftigkeit verstanden und ist eine Tochter der Eudaimonia, der Personifizierung der Glückseligkeit. Ihre Mutter, die Glückseligkeit, gehört zum Gefolge der Aphrodite, der Göttin der Liebe. Die Schwestern werden gemeinsam die Aretai, „Die Guten“ (= Eigenschaften, die nur bei guten Menschen vorkommen), genannt und wohnen in der „Glückseligen Wohnung“. Ihre Schwestern sind: Episteme, die Personifizierung der Erkenntnis, Dikaiosyne, die Personifikation von Frieden und Gerechtigkeit. Sie gehörte dem Gefolge der Philosophia, der Göttin der Philosophie, an. Kalokagathia (Ihre Funktion konnte nicht eruiert werden). Sophrosyne, die Personifikation der Besonnenheit, von Treue und Glauben. Sie wird auch als Tochter der Aidos, der Personifikation der Schamhaftigkeit, genannt. Die Göttin Aidos, die Personifikation der Scheu, der Schamhaftigkeit, der Sittsamkeit und der Bescheidenheit stand der Göttin Nemesis nahe. Bei Sophokles ist sie Beisitzerin des Zeus bei allen seinen Werken und Göttin der Vergebung; Odipus auf Kolonos 1267f. Auch als Amme der Athene wird sie gedacht; Schol. Aischylos Prometheus 12. Ihre Töchter waren Sophrosyne, die Personifikation der Besonnenheit, Pistis, die Personifikation von Treue und Glauben, und Kalokagatheia. Im goldenen Zeitalter wohnten Sophrosyne und Pistis, also Besonnenheit, Treue und Glauben, auf der Erde. Nach dem goldenen Zeitalter verließen sie die Erde und flogen, begleitet von den Chariten, in den Himmel. Auf der Erde blieb nur Elpis, die Hoffnung. In Pergamon hatte Sophrosyne zwei Altäre. Ihre Freundin war Eutelie, die Göttin der Einfachheit und Sparsamkeit. Der Göttin Eutelia Sei mir gegrüßt, du göttliche Herrin, Liebling der Weisen, du, Eutelia! Du bist ruhmreicher Göttin verwandt, der Sophrosyne; dein Wesen erstreben alle Gerechten. [Krates: [Lyrik]. Dichtung der Antike von Homer bis Nonnos, S. 6281 (vgl. Griech. Lyrik, S. 408) (c) Aufbau-Verlag] Eutaxia, die Personifizierung der guten staatlichen Ordnung, der Selbstzucht des Mannes und des Wohlverhaltens speziell in Gymnasien und Palästren Eleutheria, die Personifizierung der Freiheit. In der römischen Zeit erschien sie sehr oft auf Münzen. Bei einem Tragiker wird sie als Tochter des Zeus bezeichnet. Enkrateia, die Personifizierung der Selbstbeherrschung und Mäßigung. Praotes, die Personifizierung der Milde und Sanftmut. Eudaimonia und alle ihre Töchter sind auf einem Pinax (ein Täfelchen mit einem Verzeichnis) des Kebes angeführt. Nach Sokrates definierte Platon diesen Begriff präziser: Das ethisch richtige Verhalten ist absolut feststellbar, denn es ist immer natur- und vernunftgemäß. ANDROKTASIA Sie ist nach Hesiod Theogonie eine Tochter der Eris und die Personifizierung bzw. Göttin, oder der Dämon des Niedermetzelns der Männer in Schlachten. Sie war die Vorsitzende bei den Sitzungen der Dämonen des Krieges während der Dauer der Schlachten von Männern. ….. Eris, der Streit, die Tochter der Nyx, der Nacht, brachte, ohne je einen Beischlaf genossen zu haben, eine unangenehme Brut auf die Welt, u. a. die Androktasia; Hesiod Theogonie 211ff: „Nyx gebar die schwärzliche Ker, den schrecklichen Moros, Thánatos, Hypnos gebar sie, gebar das Geschlecht der Oneíren. Ferner gebar die finstere Nyx, mit keinem der Götter zärtlich in Liebe vereint, die peinvolle Oizys, den Momos, die Hesperiden; am hehren Okéanos ferne bewachen jene die herrlichen Äpfel aus Gold und den Baum mit den Früchten. Schließlich gebar sie die Moiren und gnadenlos strafenden Keren, [Láchesis, Klotho und Átropos, die das Gute und Schlechte schon im Moment der Geburt den sterblichen Menschen bestimmen,] die die Vergehen verfolgen unter den Menschen und Göttern eher lassen die Göttinnen nicht vom schrecklichen Zürnen, bis sie die schlimme Strafe gezahlt, wer immer gefrevelt. Und die verderbliche Nyx gebar, den Menschen zum Unheil, Némesis; nach ihr gebar sie Täuschung und Liebesumarmung und das zerstörende Alter, gebar die trotzige Eris. Eris, die schaurige, aber gebar die leidvolle Mühsal, Hunger gebar sie, Vergessen und Schmerz, von Tränen begleitet, Schlachten und Kämpfe und Mord und das Niedermetzeln der Männer, Streit, Hintergehen, Rede und Gegenrede, Mißachtung jeglicher Ordnung, und Ate, beide einander benachbart; schließlich den Horkos. Dieser bringt den Menschen auf Erden schlimmsten Schaden, wenn einer wissentlich Meineid geleistet.“ [Hesiod: Theogonie. Dichtung der Antike von Homer bis Nonnos, S. 4497 (vgl. Hesiod-W, S. 11 ff.) (c) Aufbau-Verlag] ANIA Die Göttin bzw. Personifizierung der Unruhe und der Unannehmlichkeiten. Greek Lyric II Anacreontea, Fragment 38 erwähnt: "Lasst uns fröhlich sein und Wein trinken und singen von Bacchus ... dank ihm wurde Methe (die Trunkenheit) zu uns gebracht, wurden die Grazien geboren, Lype (die Pain) findet Ruhe und Ania (Göttin bzw. Personifizierung der Unruhe und der Unannehmlichkeiten) geht schlafen." ANTEROS Die „Gegenliebe“. Die Personifizierung jener Liebe die existiert, wenn eine Liebende, ein Liebender, auch vom geliebten Menschen geliebt wird. Die Liebe der es bedarf, damit Liebende mit ihrer Liebe nicht einsam bleiben. Sohn des Ares und der Aphrodite. …….. Er gilt als auch Gott der Homosexualität. Aus dem Leben in der Palaistra ( Große Sportanlagen, die als Sportakademien und zur Sicherung der milit. Ausbildung dienten und nur von jungen Männern benützt wurden.) erwuchs als Gegenfigur zu Eros der Anteros. Poseidon liebte Nerites, den Sohn des Nereus und Nerites liebte den Poseidon „und so entstand der viel besungene Anteros“. Pausanias und Cicero nennen Anteros den „dritten“ Eros. …… Nahe der Akropolis hatte Anteros einen Altar als Alastor (Rächer) einer unerwiderten Liebe: Meles verschmähte die Liebe des Metoiken Timagoras und trieb ihn in den Tod. Er nötigte ihn zum Beweis seiner Liebe von der Akropolis hinunter zu springen. Timagoras sprang und starb. Reuevoll sprang ihm Meles nach und wurde ebenfalls zerschmettert. Die Metoiken errichteten an der Todesstelle den Altar des Anteros und verehrten ihn als Rächer der unerwiderten gleichgeschlechtlichen Liebe; Pausanias 1,30,1. Im alten Gymnasion in Elis hatten Anteros und Eros Altäre. Auch auf einem Relief in der Palästra war er im Streit mit Eros abgebildet. AOIDE „Der Gesang“. Sohn der Mnemosyne und des Zeus, Bruder der Mneme (Erinnerung) und der Melete. Pausanias 9,29,2: Die Söhne des Aloeus glaubten es seien drei Musen und gaben ihnen die Namen Melete (Eifer), Mneme (Erinnerung ) und Aoide (Gesang). Aratos nennt die Nymphe Plusia als Mutter des Aoide. ……. In späterer Zeit wurden Zeus und Mnemosyne noch die Personifizierungen von Aufmerksamkeit, Eifer, Übung und Redeübung (Melete), Erinnerung (Mneme) und Gesang (Aoide) als Kinder zugedacht: Vor der Erfindung der Schrift war das Gedächtnis das einzige Instrument der Überlieferung von Literatur und Musik. Musik und Text wurde mit Hilfe der Musen (Göttliche Eingebung) erdacht, geübt (Melete), durch das Gedächtnis (Mnemosyne) gespeichert, von Lehrern an Schüler weitergegeben, von diesen mit Aufmerksamkeit (Melete), Eifer (Melete) und Übung (Melete) gelernt und aus der Erinnerung (Mneme) als Gesang (Aoide) wiedergegeben. Die Fähigkeit Musik aufzuschreiben wurde erst sehr spät entwickelt, bedurfte aber auch der Küsse der Musen. Die Aoiden (Sänger, die eine bestimmte Gattung der Musik sangen und vorführten), verwandt mit den Minnesängern späterer Zeiten, brauchten, um die komplizierten Zusammenhänge und die langen Geschichten der Götter- und Heroenwelt gestalten und vortragen zu können zuerst den Kuss der Musen, dann Melete, Mneme, Aoide und übergeordnet die Mutter, Mnemosyne, das Gedächtnis. Übertragen auf alle Wirkungsbereiche der Kunst und der Wissenschaften ist festzustellen: Der geistig schaffende Mensch ist aus der Sicht der griechischen Götterwelt eingebettet in den Wirkungsbereich von Zeus, dem Götterkönig, und dreizehn Göttinnen, lies Musen >. APATE Personifizierung des Betruges und der Täuschung. Eine der Ausgeburten der Nyx; Hesiod theog. 224. Sie ist im Besitz des Zaubergürtels der listigen Betörung, den Rhea einst besaß und mit dem sie Kronos betörte. In der Tragödie hatte sie mehr die Bedeutung des psych. Affektes der von den Göttern gesandten trügenden Verblendung. Sie wurde Oft auf Vasen u. dgl. abgebildet. APORIA Ein Dämon, der die Kraftlosigkeit, Verlegenheit und den Begriff Schwierigkeiten verkörperte. ARA 1 Rachegöttin, Personifikation des Fluches. Sie wird meist mit den Erinyen gleichgestellt. ARCHE 2 Arche ist die Personifikation des Anfanges, Peras die des Endes. ARES Bei den Römern wurde er Mars genannt. Sohn der Hera und des Zeus; bei Ovid fasti 5,229ff wird Hera durch eine Blume, die ihr die Nymphe Chloris / Fauna reicht, schwanger, eilt nach Thrakien und bringt dort ohne einem Mann beigewohnt zu haben Ares / Mars zur Welt. Speziell in der römischen Literatur erhält Mars / Ares sehr oft den Namen Gradivus. ……………………. Aus Thrakien stammender griechischer Gott des Krieges, der Inbegriff des blutigen Schlachtenmordes und des Kampfgetümmels. Sein Name hat verschiedene, dem wild-elementaren Charakter seines Wirken entsprechende Deutungen erfahren: der „Schreier“, der „Ungestüme“, „Schädiger, Strafer, Rächer“. Er ist die Personifikation des mörderischen Kampfes. Homer beschreibt ihn in der Ilias als stürmischer blutrünstiger Unheilstifter, rechtlos, rasend, keiner Partei treu, ein Überläufer, den Göttern verhasst, von Athene getadelt, nur weil er der Sohn der Hera und des Zeus ist, hat ihn Zeus noch nicht aus dem Olymp geworfen: 5,28ff: „………………………Doch Pallas, mit leuchtenden Augen, nahm bei der Hand den stürmischen Ares und mahnte ihn listig: »Ares, Ares, du Mörder, du Blutsauger, Stürmer der Mauern, lassen wir doch im Kampfe allein die Troer und Griechen, …….“ [Homer: Ilias. Dichtung der Antike von Homer bis Nonnos, S. 4744 (vgl. Homer-W Bd. 1, S. 78-79) (c) Aufbau-Verlag] 5,755ff: „Da ließ die weißarmige Hera halten die Pferde, und sie fragte den Sohn des Kronos, den höchsten der Götter: »Vater, verübelst du nicht dem Ares das schreckliche Treiben? Wie gewaltig und groß ist das griechische Heer, das er aufreibt, blindlings und unterschiedslos, für mich zum Kummer! Doch Kypris und der Meister des silbernen Bogens freuen sich, diesen Tollkopf entfesselt zu haben, dem Recht und Gerechtigkeit fremd sind! Vater Zeus, wirst du es mir übelnehmen, sofern ich Ares schmählich verprügle und vom Schlachtfeld verscheuche?« Ihr gab Antwort der wolkenballende Zeus und erklärte: »Vorwärts, hetze Athene auf ihn, die Göttin des Sieges, die es am besten gewohnt ist, in bitteren Schmerz ihn zu stürzen!«“ [Homer: Ilias. Dichtung der Antike von Homer bis Nonnos, S. 4780 (vgl. Homer-W Bd. 1, S. 100) (c) Aufbau-Verlag] 5,825ff: „Ihm gab Antwort Athene, die Göttin mit leuchtenden Augen: »Tydeussohn Diomedes, du, den ich liebe und achte, weder vor Ares noch vor andern Unsterblichen brauchst du jetzt dich zu fürchten; derart wirksam will ich dir helfen. Lenke deshalb auf Ares zuerst die stampfenden Rosse, triff ihn im Nahkampf, scheu nicht den wilden, den rasenden Ares, den vollendeten Schurken, den wetterwendischen Raufbold, der erst neulich mir und Hera, zum Scheine, versprochen, gegen die Troer zu kämpfen und den Argeiern zu helfen, jetzt zu den Troern sich hält und nicht mehr denkt an die andern!« Damit zog sie Sthenelos rückwärts und hieß ihn vom Wagen niedersteigen zur Erde; der sprang auch eilig herunter. Zu Diomedes, dem Helden, trat sie ins Fahrzeug, voll Kampflust. Durchdringend stöhnte unter der Last die eichene Achse, denn sie trug den tapfersten Mann und die furchtbare Göttin. Peitsche und Zügel ergriff Athene und lenkte sogleich die stampfenden Rosse zuerst gegen Ares. Dem Riesen Periphas zog der Gott soeben die Rüstung vom Leibe, dem edlen Sohn des Ochesios, dem bei weitem besten Aitoler. Blutgierig hatte er ihn erschlagen. Die Kappe des Hades setzte Athene sich auf, nicht sollte der Gott sie erblicken. Als der Mörder jetzt Diomedes, den göttlichen Helden, anrücken sah, da ließ er liegen den Riesen Periphas an der Stelle, wo er ihn soeben getötet, und wandte schnell sich gegen den Sohn des Tydeus, den Rossebezwinger. Und sobald sie einander im Vorrücken nahe gekommen, führte als erster Ares den Stoß mit dem ehernen Speere, über das Joch und die Zügel, um Diomedes zu töten. Doch Athene packte den Speer und drückte ihn nieder; unter dem Wagen hin fuhr die Waffe, ohne zu treffen. Dann erhob sich zum Stoß Diomedes, der Meister im Schlachtruf, mit dem ehernen Speer; es lenkte Athene die Waffe unten hinein in die Weichen, wo die Binde sie gürtet. Dorthin traf er, verwundete tief den stattlichen Körper, riß dann die Waffe heraus. Aufbrüllte der eherne Ares, laut, wie neunmal, zehnmal tausend Gewappnete schreien, die, im Kriege, den blutigen Wettstreit des Ares eröffnen. Zittern ergriff die Griechen und Troer vor lauter Entsetzen; so laut brüllte der Gott, der niemals am Kampfe sich sättigt. Wie die Luft sich verfinstert infolge der Ballung von Wolken, wenn ein stürmischer Wind sich erhebt aus gewittriger Schwüle, derart dunkel sah Diomedes den ehernen Ares aufwärts fahren, in Wolken gehüllt, in die Weite des Himmels. Schnell erreichte den hohen Olymp er, den Wohnsitz der Götter, setzte sich nieder bei Zeus, dem Kroniden, bekümmerten Herzens, zeigte das göttliche Blut ihm, das der Wunde entströmte, und sprach jammernd zu ihm die flugs enteilenden Worte: »Vater, wirst du nicht böse, vor Augen das schreckliche Treiben? Ständig müssen wir Götter das Schlimmste ertragen, wir ziehen gegenseitig es uns auf den Hals, den Menschen zuliebe. Alle sind wir mit dir überworfen; denn dein ist die tolle, heillose Tochter, die immer nur Freveltaten im Sinn hat. Sämtliche übrigen Götter, die den Olympos bewohnen, leisten treu dir Gehorsam, dir sind wir untertan alle! Sie nur verschonst du, in Wort und Tat, mit Strafen und läßt ihr Freiheit, weil du sie selbst, ein abscheuliches Mädchen, gezeugt hast! Jetzt hat sie den übermütigen Sprößling des Tydeus losgelassen, zum Wüten, auf die unsterblichen Götter. Kypris verwundete er, an der Wurzel der Hand, schon im Nahkampf, danach stürmte er gegen mich, so stark wie ein Daimon. Eilende Füße nur retteten mich. Sonst hätte ich unter schrecklichen Haufen von Leichen dort lange noch Qualen erduldet, oder ich lebte, jedoch von der Waffe zum Krüppel geschlagen!« Finsteren Blickes gab ihm der Wolkenballende Antwort: »Launischer Wicht, du brauchst nicht zu sitzen bei mir und zu winseln. Hasse ich dich doch am stärksten von allen olympischen Göttern; ständig findest du Freude an Zank und Fehden und Händeln. Von der Mutter, von Hera, erbtest den Trotz du, der niemals nachgibt; kaum vermag ich mit Worten im Zaum sie zu halten; ihr auch, glaube ich, hast du jetzt die Qual zu verdanken. Trotzdem will ich nicht länger dich deinem Schmerz überlassen; denn du bist mein Sprößling, mir hat dich die Mutter geboren. Stammtest du, weithin verhaßt, wie du bist, von anderem Vater, lägest du längst schon tiefer als die Uranossöhne.« Derart sprach er und gab Paieon den Auftrag zum Heilen. Mittel legte Paieon ihm auf zum Stillen der Schmerzen, brachte ihm Heilung; für Ares galt nicht der Sterblichen Schicksal. Wie wenn Feigenlab die fließende Milch zum Gerinnen bringt und diese besonders schnell durch Umrühren fest wird, so flink ließ Paieon den stürmischen Ares genesen. Hebe badete ihn und gab ihm schöne Gewänder; bei dem Kroniden saß er, aufs neue in Kraftfülle prangend. Heim zum Palaste des großen Zeus begaben sich wieder Hera von Argos und die alalkomenëische Pallas; Ares, dem Mörder, hatten im Töten sie Einhalt geboten.“ [Homer: Ilias. Dichtung der Antike von Homer bis Nonnos, S. 4783 (vgl. Homer-W Bd. 1, S. 101 ff.) (c) Aufbau-Verlag] 15,121ff: „Nunmehr hätte der bittere Zorn und Groll des Kroniden schwerer und heftiger noch die unsterblichen Götter getroffen, wäre Athene, um sämtliche Götter besorgt, nicht vom Stuhle aufgesprungen, auf dem sie saß, und geeilt aus der Türe. Ares riß sie den Helm vom Haupte, den Schild von den Schultern, nahm ihm den ehernen Speer aus der Hand und stellte ihn abseits, tadelte dann mit scheltenden Worten den stürmischen Kriegsgott: »Rasender, völlig Verwirrter, du bist verloren! Vergeblich hast du Ohren zum Hören, dahin sind Ehrfurcht und Einsicht! Hörst du das Wort nicht der Hera, der Göttin mit leuchtenden Armen, …..“ [Homer: Ilias. Dichtung der Antike von Homer bis Nonnos, S. 5085 (vgl. Homer-W Bd. 1, S. 275 ff.) (c) Aufbau-Verlag] …………. Seine Kinder Deimos (die Angst) und Phobos (das Grauen) sind seine ständigen Begleiter im Krieg. Er ist stürmisch, der Schnellste der Götter, unersättlich im Kampf. Seine Attribute sind die gewaltige Lanze und der Streitwagen mit dem goldenen Geschirr. Homer berichtet auch, dass Ares schrie wie 10000 Männer als Diomedes ihn verwundete und nennt ihn den Schlächter der Menschen, der als einziger der Götter sich dazu erniedrigt, Sterbliche mit eigener Hand hinzumorden und den die Getöteten mit ihrem Blut sättigen. In den ständigen Niederlagen des ungestüm wütenden Berserkers gegen die mit überlegenem Verstand handelnde Athene als Göttin der Gerechtigkeit spiegelt sich die Abneigung der Griechen gegen die sinnlose Kriegsfurie barbarisch-roher Fremdvölker. …………… Ursprünglich dürfte Ares eine erdhaft-chtonische Funktion gehabt haben (Opferung von Hunden in Makedonien und Karien), sein Namen kann auch als „Befruchter“ gedeutet werden. Seine Herkunft aus dem barbarischen Thrakien ist hinreichend bezeugt. Zudem ist der karische Schlachtendämon Enyeus-Enyalios, Genosse der kriegerischen Enyo (Ilias 5,333.592) und ebenfalls schon in der mykenischen Zeit nachweisbar, bereits in der Ilias mit dem thrakischen Ares verschmolzen und kann synonym für ihn stehen. Der Ares Enyalios repräsentiert demnach wohl die vor dem Aufkommen des Reiterkriegertums im 17./16. Jh. v. Chr. vollzogene Fusion eines bronzezeitlichen mediterranen Lanzengottes mit dem Kriegsdämon der thrakisch beeinflussten mykenischen Streitwagenkultur. Die ursprüngliche Verbundenheit mit einer übergeordneten weiblichen Gottheit (Enyo) wurde bei Ares teils in die Sohnbeziehung zur streitbaren Hera, teils in die Waffen-, Liebes- und Kultgemeinschaft mit der vorderasiatischen Aphrodite übertragen. In der Ilias erhält Ares bei den Kampfszenen eine geradezu abstoßende und unrühmliche Rolle zugewiesen; auch als Gefangener der Aloaden im ehernen Kessel in der burlesken Episode mit Aphrodite im Netz des Hephaistos und macht Ares keine gute Figur – beides Beweise der Abneigung, die die Griechen gegen Ares empfanden: Helios, die Sonne, die bei Tag ja alles sieht, erzählte dem Hephaistos, dass seine schöne Gemahlin bei jeder sich bietenden Gelegenheit in seinem Ehebett mit Ares höchste Genüsse genieße. Der Gehörnte Herasohn fertigte ein unsichtbares Netz, hing es über das Bett ….... Der Sänger Demodokos sang diese schöne Geschichte am Hofe des Königs Alkinoos; Homer Odyssee 8,266ff: „Aber der Spieler der Harfe stimmte das herrliche Lied an über die Liebe des Ares zu Kypris, der reizvoll umkränzten, wie sie im Haus des Hephaistos zum ersten Male sich heimlich trafen und Ares, nach reichlichen Gaben, das Lager der Gattin schmählich entehrte. Doch Helios brachte Hephaistos die Nachricht, sah er doch deutlich, wie sich die beiden in Liebe vereinten. Gott Hephaistos vernahm die Kunde, die bitter ihn kränkte; ingrimmig sann er auf Rache und eilte sogleich in die Schmiede, hob auf den Block den gewaltigen Amboß und schmiedete feste, ewige Bande; in ihnen sollten die beiden sich fangen. Als er in seiner Wut die Falle für Ares vollendet, ging er ins Schlafzimmer, wo er sein teures Ehebett hatte. Rings um die Bettpfosten spannte er aus die Fesseln, nach allen Seiten; sie hingen auch dicht herab von der Decke des Zimmers, ebenso fein wie Spinnengewebe, die keiner erspähte, auch nicht die seligen Götter; so täuschend wirkte die Arbeit. Als er vollständig das Netz um die Bettstelle ausgespannt hatte, ging er zum Scheine nach Lemnos, ins wohnlich errichtete Städtchen; schätzte er doch die Insel am höchsten von allen Gebieten. Scharf hielt Ausschau inzwischen der golden glänzende Ares: Ausgehen sah er tatsächlich den ruhmreichen Meister Hephaistos. Da begab er sich gleich in das Haus des gepriesenen Schmiedes, heftig geplagt vom Verlangen nach Kypris, der herrlich umkränzten. Heimgekehrt war sie soeben vom Vater, dem starken Kroniden, hatte sich niedergesetzt. Da betrat schon Ares die Wohnung, schüttelte herzlich die Hand der Göttin und sagte: »Geliebte, komme zum Lager! Genießen im Bett wir unsere Freuden! Nicht zu Hause verweilt Hephaistos; er ging wohl nach Lemnos, hin zu den Sintiern, deren Stimmen so rauh uns erklingen.« Derart sprach er; das Beilager schien ihr willkommen. Sie gingen gleich in das Bett und wünschten zu ruhen. Da schlangen um ihre Leiber sich plötzlich die kunstreichen Fesseln des klugen Hephaistos. Keines der Glieder konnten sie regen oder gar heben. Einsehen mußten sie, daß sie nicht mehr zu entrinnen vermochten. Ihnen nahte sich schon der berühmte, kraftvolle Meister; umgekehrt war er, noch ehe er Lemnos erreichte. Es hatte Helios für ihn gewacht und gleich ihm Meldung erstattet. Schleunig begab sich Hephaistos nach Haus, mit beklommenem Herzen, trat in die Schlafzimmertür; da packte unbändige Wut ihn. Furchtbar begann er zu schreien, die Götter vernahmen ihn alle: »Vater Zeus und ihr anderen ewigen, glücklichen Götter, kommet, zu sehen, Sachen zum Lachen - doch nicht zu ertragen! Mich, den Gelähmten, entehrt die Tochter des Zeus, Aphrodite, schamlos für immer, sie liebt den schrecklich mordenden Ares, weil er so stattlich und flink ist, indes ich selber erbärmlich lahme. Doch dieses Gebrechen haben lediglich meine Eltern verschuldet, sie sollten mich niemals gebären und zeugen! Schaut nur genau, wie die beiden sich sielen und lieben, in meinem eigenen Bette, und ich muß über den Anblick mich grämen! Freilich, sie werden, das hoffe ich, nur noch ein Weilchen so liegen, wenn sie auch brennend verliebt sind. Bald werden sie gar nicht mehr wünschen, derart zu ruhen. Doch hemmt sie die listig geschmiedete Fessel, bis mir der Vater sämtliche Bräutigamsschätze erstattet, die ich ihm zahlte, als Preis für das hundsäugig blickende Mädchen; schön ist Kypris, jawohl - doch kann sie sich gar nicht beherrschen.« Derart rief er. Die Götter strömten zur ehernen Schwelle. Eilig nahten Poseidon, der Träger der Erde, auch Hermes, Bringer des Segens, mit ihnen der sichere Schütze Apollon. Nur die Göttinnen blieben, weil sie sich schämten, zu Hause. In der Zimmertür standen die göttlichen Spender des Glückes; unwiderstehliches Lachen erhoben die seligen Götter, als sie das kunstreiche Netz des klugen Hephaistos erblickten. Da sprach mancher von ihnen, den Blick auf den Nachbarn gerichtet: »Unrecht gedeiht nicht! Einholen kann der Lahme den Flinken, so wie Hephaistos, der Langsame, heute den Ares ereilte, ihn, der am schnellsten läuft von allen olympischen Göttern - er, der Gelähmte, durch List! Jetzt muß er den Ehebruch büßen!« Derart tauschten sie ihre Bemerkungen untereinander. Aber den Hermes fragte der Sohn des Kroniden, Apollon: »Hermes, du Sprößling des Zeus, du Geleiter, du Spender des Guten, wärst du bereit, auch bedrängt von den tückischen, mächtigen Fesseln, auf dem Bette zu ruhen, neben der goldenen Kypris?« Ihm gab Antwort darauf der geleitende Töter des Argos: »Wenn es doch einträte, weithin treffender Herrscher Apollon! Wenn uns auch dreimal so starke, unzählige Fesseln umstrickten, ihr auch, ihr Götter und Göttinnen alle, die Zuschauer spieltet: schlafen möchte ich dennoch zur Seite der goldenen Kypris!« Derart sprach er, und lautes Gelächter erhoben die Götter. Aber Poseidon stimmte nicht ein, er setzte dem Meister inständig zu mit Bitten, die Fesseln des Ares zu lösen. Flehentlich sprach er zu ihm die im Fluge enteilenden Worte: »Mache ihn los! Ich bürge dafür, daß Ares, nach deinem Wunsche, im Kreis der Götter dir alles gebührend entrichtet!« Darauf erwiderte ihm der ruhmreiche, kraftvolle Meister: »Fordere das nicht weiter von mir, du Träger der Erde! Bürgschaft für einen Nichtsnutz kann auch selber nichts nützen. Kann ich im Kreise der Götter etwa in Fesseln dich legen, sollte sich Ares den Banden entziehen - und seiner Verpflichtung?« Darauf entgegnete ihm der Gott, der die Erde erschüttert: »Sollte, Hephaistos, sich Ares durch Flucht von seiner Verpflichtung drücken, dann werde ich dir persönlich die Buße entrichten.« Ihm gab Antwort darauf der ruhmreiche, kraftvolle Meister: »Deinem Versprechen darf ich die Zustimmung niemals verweigern!« Damit löste der kräftige Meister Hephaistos die Fesseln. Ares und Kypris fühlten sich kaum der drückenden Bande ledig, da stürmten sie auf und davon, nach Thrakien Ares, doch Aphrodite, die lieblich lächelnde Göttin, nach Kypros, nämlich nach Paphos, wo sie ein Heiligtum hatte mit reichem Opferaltar. Dort badeten sie die Chariten und salbten sie mit heiligem Öl, wie es ewige Götter umleuchtet, hüllten sie dann in liebliche Kleider, ein Anblick zum Staunen. Diesen Gesang trug vor der ruhmreiche Sänger.“ [Homer: Odyssee. Dichtung der Antike von Homer bis Nonnos, S. 5638 (vgl. Homer-W Bd. 2, S. 118 ff.) (c) Aufbau-Verlag. Diese Geschichte ist eine der beliebtesten Szenen in der abendländischen Malerei. Die Folgen dieser Liebesgenüsse waren die Kinder Eros, Anteros, Harmonia, Deimos und Phobos. ……………….. Dieser brutale Kriegsgott wurde im griechischen Mutterland kaum kultisch verehrt. Die Römer haben Ares mit dem Kriegsgott Mars gleichgesetzt und kultisch hoch verehrt. Ihm wurden eine Vielzahl von Tempeln und Denkmälern errichtet. ………………….. Hymnos auf Ares Niemals bezwinglicher, riesenstarker, streitbarer Daimon, Freund der dröhnenden Waffen, Mörder, Bestürmer der Mauern, unersättlicher, ewig mit Blut besudelter Ares, grausiger Menschenschlächter, der rasend im Kampf du dich tummelst, der du mit Schwertern und Lanzen den musenfeindlichen Streit suchst: Mache ein Ende wütendem Hader und schmerzlicher Mühsal, tausche das Schwingen der Waffen gegen die Arbeit Demeters, Sehnsucht nach Freuden der Kypris gewähr uns und Feiern des Bakchos, strebe zum Frieden, dem Nährer der Männer, dem Spender des Segens! [Anonyma: Orphische Hymnen. Dichtung der Antike von Homer bis Nonnos, S. 151 (vgl. Griech. Lyrik, S. 459 ff.) (c) Aufbau-Verlag] ………………….. Hymnos auf Rom Glück dir, Rom, du Tochter des starken Ares, goldgekrönte Herrscherin voller Einsicht; du bewohnst auf Erden den ewig festen, stolzen Olympos! Dir allein, Ehrwürdigste, gab die Moira Glück und Ruhm nie wankender Königsrechte; im Besitz des Kleinods der Macht, des Zepters, sollst du gebieten. Unter deinem mächtigen Kummet ächzen weite Länder, schäumende Meeresfluten; du indessen lenkest mit sichrem Griff die Schritte der Völker. Selbst die Allbezwingerin Zeit, die Größte, die das Sein doch mannigfach umgestaltet, schwellt für dich allein auf der Fahrt des Sieges ständig die Segel. Du gebierst allein ja, vor allen Müttern, Heldensöhne, Meister im Lanzenschwingen, stiftest - wie Demeter die reifen Früchte - tüchtige Männer. [Melinno: [Lyrik]. Dichtung der Antike von Homer bis Nonnos, S. 7742 (vgl. Griech. Lyrik, ARETE 2 Zeus Soter, der Gott als Retter in höchster Not, hatte mit seiner Schwester, der Schwurgöttin Praxidike 1 a, die Töchter Homonia und Arete / Areta und den Sohn Ktesios 2. Mit ihren beiden Töchtern bildete sie oft eine Schwureinheit; Mnaseas bei Suidas FHG 2,152 frg. 17. Arete gilt auch als die Personifikation der Mannestugend und wurde erstmals in einer Schrift des Prodikos erwähnt. Person und Allegorie vermischen sich in einem von Aristoteles gedichteten Dithyrambos in Erinnerung an seinen verstorbenen Freund Hermias. Hier besingt er sie als ehrenvolle Jungfrau, die der Menschheit mühevoll nachstrebt. Sie wurde in der bildenden Kunst öfters dargestellt. ASOTIA Personifizierung der Schwelgerei, bzw. des dirnenhaften Aufputzes; Kebes pin. 9,1. ATE „Die Verblendung, Schuld“. Die Göttin der Verblendung. Bei Homer Il. 9,502ff. 19,91ff.126 ff. ist sie mutterlose Tochter des Zeus und personifiziert. Sonst erscheint sie nur als Allegorie. ….. Als Zeus, verblendet von Ate, einen Schwur leistete und von Hera überlistet wurde, erfasste er die Göttin der Verblendung an den goldenen Haaren, wirbelte sie zornig mit der Hand herum, warf sie auf die Erde und verbot ihr die Rückkunft in den Himmel. Seitdem schleicht sie durch die Köpfe der Menschen und treibt dort genüsslich ihr Unwesen. Homer Ilias 19,90ff: „Aber was hätte ich ausrichten können? Die Gottheit tut alles, Ate, des Zeus ehrwürdige Tochter; sie, die Verruchte, kann doch jeden betören! Zartfüßig ist sie, dem Boden naht sie sich nicht, schwebt über den Häuptern der Männer und schadet bitter den Menschen; wenigstens einen von zweien verstrickt sie. Einmal betrog sie sogar den Kroniden, den man als Höchsten unter den Menschen und Göttern verherrlicht. Es täuschte ihn Hera, sie, ein Weib, durch ihre tückischen Ränke, an jenem Tage, da in dem trefflich ummauerten Theben Alkmene Mutter des Herakles werden sollte, des kraftvollen Helden. Feierlich hatte es Zeus im Kreise der Götter verkündet: 'Höret, was ich erkläre, ihr Götter und Göttinnen alle! Aussprechen muß ich, wozu Verlangen und Willen mich spornen. Heute wird Eileithyia in Wehen den Helden zum Lichte bringen, der einmal beherrschen soll sämtliche Menschen im Umkreis, aus dem Geschlechte der Helden, die meinem Blute entsproßten!' Da sprach listigen Sinnes zu ihm die erhabene Hera: 'Dastehen wirst du als Lügner und wirst dein Wort nicht erfüllen. Schwöre mir denn, du Herr des Olympos, mit mächtigem Eide: Herrschen soll einmal über sämtliche Menschen im Umkreis, wer noch heute herabsinkt zwischen die Beine des Weibes, aus dem Geschlechte der Helden, die deinem Blute entsproßten!' Derart sprach sie, und Zeus ging ohne Verdacht in die Falle, schwor den gewaltigen Eid und büßte bitter den Irrtum. Hera schwang sich herab vom Fels des Olympos und eilte bis zum achaischen Argos; dort kannte sie nämlich die edle Gattin des Sthenelos, der dem Geschlechte des Perseus entstammte. Die ging schwanger mit einem Sohn, im siebenten Monat. Hera ließ sie das Kindlein, wenn auch zu früh noch, gebären, hemmte die Wehen Alkmenes, hielt Eileithyia ihr ferne. Botin der eigenen Tat, sprach dann sie zu Zeus, dem Kroniden: 'Zeus, Gebieter der Blitze, ich möchte dir etwas berichten. Nunmehr lebt der künftige Herrscher von Argos, der edle Held Eurystheus, des Sthenelos Sprößling, des Sohnes des Perseus, deines Geblütes; nicht unwürdig ist er als Fürst der Argeier.' Derart sprach sie; ihn traf zutiefst der bohrende Ärger. Schleunig packte er Ate bei ihren glänzenden Locken, schäumend vor Wut, und leistete den verbindlichen Eidschwur, nie mehr solle die Göttin, die jeden zu täuschen verstehe, den Olympos und den gestirnten Himmel betreten. Damit schwang er im Kreise umher sie und warf vom gestirnten Himmel sie nieder; sie fiel auf die Ackerfluren der Menschen. Ihrer gedachte Zeus mit Stöhnen beim Anblick des Sohnes, der sich im schweren Dienst des Eurystheus mühselig quälte. Ebenso konnte auch ich, als der Held mit dem nickenden Helmbusch die Argeier vernichtete in dem Kampf bei den Schiffen, niemals Ate vergessen, die mich nun einmal getäuscht hat.“ [Homer: Ilias. Dichtung der Antike von Homer bis Nonnos, S. 5247 (vgl. Homer-W Bd. 1, S. 365 ff.) (c) Aufbau-Verlag] ATHYMIA Personifizierung der Mutlosigkeit und Verzweiflung, Schwester des Odyrmos, der Personifizierung des Wehklagens; Kebes pin. 10,3. AVERNISCHE NYMPHEN Wassernymphen des Avernus lacus, eines Kratersees nahe dem heutigen Baiae in Italien. Sie galten als Nymphen der Finsternis, bzw. als die Personifizierung der Finsternis. Ovid met. 5,538ff: „………………, und allein zugegen von allen, Nahm es Ascalaphus wahr, den ehmals - sagen sie - Orphne, Nicht die Geringste an Ruf von der Schar der avernischen Nymphen, Unter dem schwarzen Geklüft aus Acherons Liebe geboren.“ [Ovid: Verwandlungen (Metamorphoses). Dichtung der Antike von Homer bis Nonnos, S. 12706 (vgl. Ovid-W Bd. 1, S. 124) (c) Aufbau-Verlag]. RE I/1 212 BAUBO 1 „Bauch“. Erdgeboren, Tochter der Gaia, Gattin des Dysaules, Mutter von Eumolpos, Protonoe 2, Eubuleus und Triptolemos, sowie von Mise. Sie ist eine Figur der altorphschen Demetersage, dürfte aber ursprünglich eine Schreckensgestalt des nächtlichen Gefolges der Hekate gewesen sein. Sie trat bi- oder beidgeschlechtlich auf. Auf der Suche nach Persephone kam Demeter auf die Rharischen Gefielde zwischen Athen und Eleusis und traf dort Baubo und ihre Familie. Baubo bot der Göttin ein Getränk aus Gerste an, aber Demeter, trauernd, wollte weiter fasten und lehnte dankend ab. Baubo setzte sich vor die Trauernde, hob ihren Rock, zeigte ihren Schönen Unterleib und aus dem Schoß lachte Iakchos (Ein Name, mit dem das göttliche Kind der eleusischen Mysterien, der Sohn der Persephone, bezeichnet wurde. Seine Ankunft hatten die Priester zu verkünden; nach Karl Kerenyi.). Diese Exhibition erheiterte Demeter, sie lachte hell auf und nahm das angebotene Getränk. ………… Drastisch dargestellt ist Baubo die personifizierte Vulva als Ausdruck der positiven und negativen weiblichen Potenz und, wie ihr Pendant, der aufrechte Phallos, Symbol der lebengebenden Gottheit. BIA „Die Gewalt“. Auch Bie genannt. Die Personifizierung der Gewalt. Styx (kommt von „stygein“ und bedeutet „hassen“) war der Name des Flusses der Unterwelt, einer Tochter der Tethys und des Okeanos. Personifiziert ist sie die Nymphe des Flusses und Gattin des Pallas 1. Ihre Kinder waren: Zelos (der Ehrgeiz), Bia (die Gewalt), Nike (der Sieg) und Kratos (die Kraft); Hesiod theog. 383-388: „Styx, des Okeanos Tochter, verband sich mit Pallas und gebar im Palaste Zelos (Ehrgeiz) und Nike (Sieg) mit den schönen Fesseln, gebar auch Kratos (Macht) und Bie (Gewalt), die herrlichen Kinder. Diese wohnen nicht fern von Zeus, und sie nehmen nicht Sitz noch Weg, wo der Gott sie nicht anführt, sondern verweilen immer beim schwer donnernden Zeus.“ ….. Nach dem Sieg des Zeus über die Titanen rief er alle unsterblichen Göttinnen und Götter die ihm beim Kampf geholfen haben zu sich und versprach ihnen, dass sie ihre Wirkungsbereiche behalten dürfen. Denjenigen, die keine hatten, versprach er Ehre und Vorrecht. Auf Anraten ihres Vaters Okeanos kam Styx mit ihren Kindern als erste auf den Olymp, um im Kampf dem Zeus beizustehen. Zeus verlieh ihr dafür die Ehre des Götterschwures. Für alle Zeiten musste man mit „Bei den Wassern der Styx !“ schwören. Ihre Kinder, sie sind als jene Kräfte zu verstehen auf denen Macht beruht, behielt er bei sich. Mit ihnen hatte Zeus nun alle Macht, die Gewalt, den Ehrgeiz und mit Nike die Entscheidung über Sieg und Niederlage in der Hand – nun war er „König der Götter“! …… Später wurde noch Vis (die Notwehr oder die verbotene Anwendung von Gewalt) als fünftes Kind dazu gedacht. BIOS Personifizierung des Lebens; Kebes pin. 4,2.3. 5,2.3. 6,3. 30,1. CALIGO Nach Hygin fab. praef. 1 ist sie als Mutter des Chaos die Personifizierung der Urfinsternis, die erste Phase in der Weltwerdung – für uns heute das Dunkel vor dem Urknall. DAIS „Die üppige Schmauserei“. Sophokles hat sie im Triptolemos personifiziert. DAKTYLOS „Fingerbreite“. Ein Längenmaß, das wie Elle und Fuß von der Größe eines Körperteiles abgeleitet wurde, 18,5 – 22 mm. Daktylos als Vater der idaischen Daktylen Kretas, mit der Nymphe Anchiale 3 als Mutter, ist die Personifizierung dieses Längenmaßes. DEIMOS „Die Furcht“, „Die Flucht“. Sohn des Ares und der Aphrodite, Bruder des Phobos, des „Schrecken“. Jeder Krieg hat als grauenhafte Begleiterscheinung die Angst und den Schrecken. Deimos ist die Personifizierng von Furcht und Flucht, sein Bruder Phobos verkörpert den „Schrecken“. Beide waren ständige Begleiter ihres Vaters im Krieg. Antimachos bezeichnete die Beiden als die Pferde des Ares, die er mit einer „Windsbraut“ gezeugt haben soll. Deimos wurde auch als Vater der Skylla bezeichnet. Hesiod 933-936: „Dem Ares, der Schilde zerbricht, gebar Kytheira (Aphrodite) Phobos und Deimos, die Schrecklichen, die im blutigen Krieg gemeinsam mit dem Städtevernichter Ares die dichten Reihen der Männer aufbrechen; ….“ Homer Ilias 4,440: „Ares spornte die einen, helläugig Athene die anderen, Deimos und Phobos und Eris voll maßlosen Eifers, Ares`, des Männermordenden, …..“ Ilias 15,113-120: „……, da schlug sich mit niederfahrenden Händen Ares die blühenden Schenkel und rief im Jammer die Worte: „Jetzt verargt es mir nicht, ihr Bewohner olympischer Häuser, Wenn ich den Tod meines Sohnes zu rächen hinab zu den Schiffen Gehe, und wär auch mein Los, vom Blitz des Kroniden getroffen, Dort mit den Toten vereint zu liegen im Blut und im Staube.“ Also sprach er und hieß Deimos und Phobos die Pferde Anzuschirren und hüllte sich selbst in die strahlende Rüstung.“ Die beiden grauenvollen Brüder sind auf der Aigis (Schutzschild) der Athena neben der Gorgo abgebildet. Ebenso schmücken sie das Schild des Herakles. Auf der Kypseloslade ist auf dem Schild des Agamemnon Phobos mit einem Löwenkopf dargestellt; Pausanias 5,19,4. Auch auf Vasen sind sie vielfach abgebildet. Bei den Römern waren Pallor und Pavor, sowie Metus und Terror wesensgleiche Götter. DEMIURGEN „Diener für die Allgemeinheit“. Bei Procl. Plat. Tim. V 323 C ist Ananke, die Personifizierung der „Naturnotwendigkeit“, die Gemahlin des Demiurgen und Mutter der Heimarmene. Demiurgoi und Heimarmene sind personifizierte soziologisch-philosophische Begriffe; lies Paulis Realencyklopädie der classischen Altertumswissenschaft Bde. IV,2 Seite 2856ff und VII,2 Seite 2622ff. DIAKOSYNE Im Orphschen Hymnos ist sie eine Tochter des Zeus und die Personifizierung der Billigkeit. DIE RUHE IM STAAT Die Personifizierungen der Gerechtigkeit (Dike), der Ordnung (Eunomia) und des Friedens (Eirene), alle drei Kinder von Themis und Zeus, führt Pindar weiter, indem er „Die Ruhe im Staat“ zur Tochter der Dike, der Gerechtigkeit, erklärt. Pythien 8,1: „Freundliche Ruhe, des Rechts Tochter, die die Städte groß macht, die du im Rat und im Krieg höchste Schlüsselgewalt innehast, …..“ (Pindar: Oden. Übersetzt und herausgegeben von Eügen Dönt, Reclam-Verlag Stuttgart, 2001) DIKAIOSYNE Personifikation von Frieden und Gerechtigkeit, Tochter der Eudaimonia, der Personifizierung der Glückseligkeit. Sie gehörte dem Gefolge der Philosophia, der Göttin der Philosophie, an. Ihre Mutter, die Glückseligkeit, gehört zum Gefolge der Aphrodite, der Göttin der Liebe. Die Schwestern werden gemeinsam die Aretai, „Die Guten“ (= Eigenschaften, die nur bei guten Menschen vorkommen), genannt und wohnen in der „Glückseligen Wohnung“. Ihre Schwestern sind: Episteme, die Personifizierung der Erkenntnis. Andreia, die Personifizierung der gemeinschaftlichen Männermahlzeiten der Spartaner. Kalokagathia (Ihre Funktion konnte nicht eruiert werden.). Sophrosyne, die Personifikation der Besonnenheit, von Treue und Glauben. Sie wird auch als Tochter der Aidos, der Personifikation der Schamhaftigkeit, genannt. Die Göttin Aidos, die Personifikation der Scheu, der Schamhaftigkeit, der Sittsamkeit und der Bescheidenheit stand der Göttin Nemesis nahe. Bei Sophokles ist sie Beisitzerin des Zeus bei allen seinen Werken und Göttin der Vergebung; Odipus auf Kolonos 1267f. Auch als Amme der Athene wird sie gedacht; Schol. Aischylos Prometheus 12. Ihre Töchter waren Sophrosyne, die Personifikation der Besonnenheit, Pistis, die Personifikation von Treue und Glauben, und Kalokagatheia. Im goldenen Zeitalter wohnten Sophrosyne und Pistis, also Besonnenheit, Treue und Glauben, auf der Erde. Nach dem goldenen Zeitalter verließen sie die Erde und flogen, begleitet von den Chariten, in den Himmel. Auf der Erde blieb nur Elpis, die Hoffnung. In Pergamon hatte Sophrosyne zwei Altäre. Ihre Freundin war Eutelie, die Göttin der Einfachheit und Sparsamkeit. Der Göttin Eutelia Sei mir gegrüßt, du göttliche Herrin, Liebling der Weisen, du, Eutelia! Du bist ruhmreicher Göttin verwandt, der Sophrosyne; dein Wesen erstreben alle Gerechten. [Krates: [Lyrik]. Dichtung der Antike von Homer bis Nonnos, S. 6281 (vgl. Griech. Lyrik, S. 408) (c) Aufbau-Verlag] Eutaxia, die Personifizierung der guten staatlichen Ordnung, der Selbstzucht des Mannes und des Wohlverhaltens speziell in Gymnasien und Palästren Eleutheria, die Personifizierung der Freiheit. In der römischen Zeit erschien sie sehr oft auf Münzen. Bei einem Tragiker wird sie als Tochter des Zeus bezeichnet. Enkrateia, die Personifizierung der Selbstbeherrschung und Mäßigung. Praotes, die Personifizierung der Milde und Sanftmut. ………….. Eudaimonia und alle ihre Töchter sind auf einem Pinax (ein Täfelchen mit einem Verzeichnis) des Kebes angeführt. Nach Sokrates definierte Platon diese Begriffe präziser: Das ethisch richtige Verhalten ist absolut feststellbar, denn es ist immer natur- und vernunftgemäß. ………………. Hymnos auf Dikaiosyne Innig ersehnte, beglückende, höchster Gerechtigkeit treue Gottheit, du freust der Gerechten dich stets nach dem Grundsatz der Gleichheit, allseits verehrte, glückliche, stolze Dikaiosyne! Aufrichtig und mit niemals beflecktem Gewissen genügst du deinen Pflichten als ständiger Richter, vernichtest sie alle, die sich nicht beugen unter dein Joch, nein, frönend dem Unmaß, trotzig vor deinen wuchtigen Hieben ausbrechen wollen. Allseits beliebt, verabscheust du Unruhe, schätzest Gelage, freust dich des Friedens, du Liebliche, strebst nach sicherem Leben; Übermaß hassest du immer, pflegst mit Freuden die Gleichheit. Wissen um Glück und Gedeihen erreicht in dir die Vollendung; Göttin, die du mit Recht die Frevel der Menschen zerschmetterst, höre mich: Möge im Gleichgewicht stets das Leben der Menschen, die vom Ertrag sich des Ackers ernähren, glücklich verlaufen, aller Geschöpfe dazu, die Gaia, die göttliche Mutter, pfleglich am Busen betreut, mit Zeus, dem Herrscher des Meeres! [Anonyma: Orphische Hymnen. Dichtung der Antike von Homer bis Nonnos, S. 149 (vgl. Griech. Lyrik, S. 458 ff.) (c) Aufbau-Verlag] DIKE „Die Gerechtigkeit“. Göttin, Personifizierung der Gerechtigkeit, Tochter der Themis und des Zeus, Schwester der Ordnung und des Friedens (Eunomia und Eirene), zusammen werden sie die drei Horen / Horai genannt. … Ursprünglich verkörperten die Horai das Wachstum in der Natur, das Blühen, Reifen, die volle Reife und die Schönheit dieser Wunder der Natur. In späterer Zeit verkörperten sie die Jahreszeiten Frühling, Sommer, Herbst und Winter und wurden in einer Vierzahl gedacht. Ihr Zuständigkeitsbereich war die Regelung des Jahresablaufes, des lebenswichtigen Regens und das Reifen des Kornes und des Weines. Sie dienten der Hera, trugen blumendurchwebte Kleider und empfingen Aphrodite, als sie aus dem Meer stieg, und bekleideten und bekränzten sie, bevor sie in den Olymp entschwebte. Als Hephaistos von Zeus den Auftrag erhielt Pandora zu erschaffen, mussten die Horai sie mit Blumen bekränzen; Hesiod, Werke und Tage 75. Durch Hesiod, Theogonie 901ff, wurden die Horai drei Töchter des Zeus und der Themis 1 und durch die Namensgebung, Dike (die Gerechtigkeit), Eunomia (die Ordnung) und Eirene (der Frieden), die Überwacherinnen des Handelns der sterblichen Menschen, zu Göttinnen von Sitten, Recht und Ordnung, den Grundlagen des Friedens; sie wurden Personifizierungen politischer Elemente. Dort, wo man nach ihren Vorgaben lebte, hatten Staaten Bestand, entstand Reichtum. In der bildenden Kunst und der Literatur hatten die Horai mit allen ihren Funktionen große Bedeutung, wurden mit den Musen, Chariten und Nymphen vereint und oft auch ausgewechselt. In Athen und auf dem Peloponnes genossen sie kultische Verehrung. … Homer Odyssee 14,83f: „Freveltaten lieben sie nicht, die seligen Götter, Sondern sie schätzen das Recht und rechtliche Werke der Menschen.“ Odyssee 19,108ff: „...; denn dein Ruhm ist weit zum Himmel gestiegen Wie der eines untadeligen Königs, welcher die Götter Fürchtet und über viele und kräftige Männer gebietet Und Gerechtigkeit übt; und es trägt die Erde, die schwarze, Weizen und Gerste, von Frucht sind schwer belastet die Bäume, Ständig gebären die Schafe, das Meer gibt Fische in Fülle Bei so trefflicher Herrschaft, und unter ihm blühen die Völker.“ Ilias 16,386ff: „...., wenn hart er verfährt mit Männern in seinem Zorne, Weil mit Gewalt auf dem Markt sie schiefe Rechtssprüche fällen Und das Recht vertreiben, der Götter Aufsicht mißachtend; Und dann füllen die Flüsse sich alle mit strömenden Fluten, Viele Hänge durchschneiden dann die stürzenden Bäche, Strömen mit lautem Getöse hinab in die purpurne Salzflut Jählings herab von den Bergen, hin schwinden die Werke der Menschen:...“. Homer kennt die Gerechtigkeit nur als Bestandteil der gesamten, als göttlich empfundenen Ordnung des Lebens, der Rechtsordnung, der Göttin Themis. Hesiod, der „Prophet der Gerechtigkeit“, jedoch, spaltet Dike (die Gerechtigkeit) von Themis, der universalen Rechtsordnung, endgültig ab, macht sie zu einer lebendigen Persönlichkeit mit den Schwestern Eunomia (die Ordnung) und Eirene (der Frieden) und hebt sie in die Sphären der Göttlichen auf den Olymp. Hesiod, Theogonie 901ff: „Als zweite (Frau) führte er (Zeus) die glänzende Themis heim, die Mutter der Horen Eunomia, Dike und der blühenden Eirene, die über das Tun der sterblichen Menschen wachen.“ Tage und Werke 219ff: „...Gleich nämlich läuft der Eid neben krummen Rechtssprüchen einher, und Murren steigt auf, wenn man Dike fortzerrt, wohin gabenfressende Männer sie ziehen und das Recht mit krummen Beschlüssen verfälschen. Sie aber folgt, in Nebel gehüllt, bejammert Stadt und Wohnsitz der Völker und bringt Unheil über Menschen, die sie verjagten ....“. Tage und Werke 256ff: „Auch ist Jungfrau Dike da, Tochter des Zeus, hehr und bei Göttern geachtet, die im Olymp wohnen. Wenn sie nun einer verletzt und mit frechen Worten beleidigt, setzt sie sich gleich zu ihrem Vater, dem Kroniden Zeus, und erzählt ihm vom Trachten schändlicher Menschen, damit das ganze Volk die Frevel der Herrscher büße, die Verderbliches sinnen, das Recht beugen und krumme Bescheide erlassen. Davor nehmt euch in acht, ihr Könige und Gabenfresser, richtet gerecht und schlagt euch Rechtsbeugung ganz aus dem Sinn. Sich selbst nämlich schafft Schlimmes ein Mann, der dem anderen Schlimmes zufügt, und ein schändlicher Plan trifft den, der ihn ausheckt, am schlimmsten.“ Auf der Kypseloslade (7. Jh. v. Chr.) war Dike abgebildet; Pausanias 5,18,2: „Die schöne Frau, die eine häßliche bestraft, indem sie sie mit der einen Hand würgt, mit der anderen mit einem Stock schlägt, ist Dike, das Recht, die das der Adikia, der Ungerechtigkeit, antut.“ Eine ähnliche Darstellung ist auf einer Amphore aus Caere abgebildet. Pindar führt den Gedanken der Personifizierung weiter, indem er „Die Ruhe im Staat“ zur Tochter der Dike erklärt; Pythien 8,1: „Freundliche Ruhe, des Rechts Tochter, die die Städte groß macht, die du im Rat und im Krieg höchste Schlüsselgewalt innehast, …..“ (Pindar: Oden. Übersetzt und herausgegeben von Eügen Dönt, Reclam-Verlag Stuttgart, 2001) Als Attribute trägt Dike die Waage und die Schlüssel der Beratung und der Kriege. In der Dichtkunst nahm sie eine wichtige und vielschichtige Position ein. Als Vollstreckerin des Willens des Zeus mit dem Schwert als Attribut sieht sie Aischylos. Für Euripides ist Dike eine kosmische Macht, ähnlich sieht sie Herakleitos, der ihr die Erinyen als Helferinnen gibt. Bei den Tragikern ist Dike immer eine fassbare objektive Macht und nicht inneres Rechtsbewusstsein. Philosophischer Einfluss bei der Auffassung der Dike zeigt sich erst bei späteren Autoren. Kultisch verehrt wurde Dike hauptsächlich in Argos, Olympia, Nisaia, Gortyn und Korinth. ….. Astraia 1, „die Sternenjungfrau“, wird mit Dike, der Göttin der Gerechtigkeit, gleichgestellt. Aratos machte sie zur Tochter des Astraios 4. Die Römer nennen sie Astraea. Nachdem die Menschheit im eisernen Zeitalter (dem jetzigen) sich aus Gier, Neid, Unersättlichkeit, Hass und Dummheit selbst ausgelöscht hat, setzten sich die Götter und Göttinnen zur Beratung zusammen. Nach langem Für und Wider beschließen sie mit keiner neuen Menschheit mehr anzufangen. Begründung: „Die Menschen sind ganz einfach dieser Mühen nicht wert.“ Enttäuscht, aber beruhigt und gelassen, verlassen die Göttinnen und Götter die atomar verseuchte Erde. Und Astraia, die Gerechtigkeit, schwebt als letzte fort in eine nie mehr erfassbare Unendlichkeit …............. Ovid met. 1,125ff: „Drauf als drittes erwuchs nach ihnen das eherne Alter, Wilder im Sinn von Natur und den schrecklichen Waffen geneigter, Aber verbrecherisch nicht. Hart ist das letzte, von Eisen. Jählings brachen herein in die Zeit von schlechterer Ader Alle die Greul; es entflohen die Scham und die Treu und die Wahrheit, An ihre Stelle traten Betrug und tückische Falschheit, Hinterlist und Gewalt und verruchte Begier des Besitzes. Segel entfaltete nun der Schiffer den wenig bekannten Winden, und Kiele, die lang auf hohen Gebirgen gestanden, Schwammen geschaukelt umher auf nimmer befahrenen Wogen. Fluren, zuvor wie die Luft und das Licht der Sonne gemeinsam, Zeichnete jetzt mit begrenzendem Strich vorsichtig der Messer; Und nicht wurde verlangt bloß Saat und schuldige Nahrung Von dem ergiebigen Feld: ein ging's in das Innre der Erde. Schätze, die jene versteckt und stygischen Schatten genähert, Werden gewühlt ans Licht, Anreizungen böser Gelüste. Heillos Eisen bereits und Gold, heilloser als Eisen, Stiegen herauf: auf steiget der Krieg, der streitet mit beidem Und mit der blutigen Hand schlägt klirrende Waffen zusammen. Lebensbedarf gibt Raub. Von dem Wirt wird der Gast, von dem Eidam Selber der Schwäher bedroht; auch selten sind Brüder in Eintracht; Tod gar sinnet der Mann dem Weib, wie diese dem Gatten; Grauenvoll brauen den Trank Stiefmütter von bleichendem Sturmhut; Lang vor der Zeit schon forschet der Sohn nach den Jahren des Vaters. Achtende Scheu ist dahin, und von blutbefeuchteten Ländern Kehrte die Jungfrau heim, Astraea, der Himmlischen letzte.“ [Ovid: Verwandlungen (Metamorphoses). Dichtung der Antike von Homer bis Nonnos, S. 12504 (vgl. Ovid-W Bd. 1, S. 6 ff.) (c) Aufbau-Verlag] DYSNOMIA Die Personifizierung der Gesetzlosigkeit, Tochter der Eris; Hesiod Theogonie 226. DOLUS Personifizierung des Betruges, Sohn der Nyx, der Göttin der Nacht und des Erebos, des Gottes der Dunkelheit. ECHO Personifizierung des Widerhalls, seit Euripides´ Andromeda ist sie eine Nymphe. Sie ist eine Gestalt der Literatur und war Angebetete des Pan, eine Beziehung, die meist unglücklich dargestellt wird. In einer Version der Sage hat Pan, weil sie den Satyros vorgezogen hat, Echo von Hirten töten lassen. Im Gebirge, wo ihre Gebeine verstreut wurden, hört man heute noch das Echo. Die bekannteste Geschichte erzählt Ovid met. 3,356ff: „Ihn nahm wahr, wie er trieb in die Netze die schüchternen Hirsche, Einst die Nymphe des Schalls, die weder versagen die Antwort Noch kann sprechen zuerst, die alles erwidernde Echo. Noch war Echo ein Leib, nicht nur Laut, doch die Lippen gebrauchte Nicht zu anderem Dienst als jetzt die schwatzende Nymphe. Daß sie zurück nur gab von gereiheten Worten die letzten, Das war Junos Werk, weil oftmals, wenn im Gebirge Leicht sie hätte ertappt mit Jupiter liegende Nymphen, Jene mit langem Gespräch die Göttin geflissentlich aufhielt, Bis die Nymphen geflohn. Wie solches Saturnia merkte, Sprach sie: »Der Zunge Gewalt, die mich arglistig betrogen, Soll dir gering hinfort und kurz der Stimme Gebrauch sein!« Drohungen folgte die Tat. Sie aber verdoppelt die Laute Immer am Schluß und sendet zurück die vernommenen Worte. Als sie nun den Narcissus erblickt, der in pfadlosen Fluren Streift umher, erglüht sie und folget heimlich den Spuren, Und je mehr sie ihm folgt, je drängender spürt sie die Flamme, Nicht in anderer Art, als wenn leichtzündender Schwefel, Vorn um die Fackel getupft, auffängt die genäherte Flamme. Oh, wie wollte sie oft schon nahen mit kosenden Worten Und sanft bitten und flehn! Ihr wehrt die Natur und vergönnt nicht, Daß sie rede zuerst. Doch steht sie, was jene gestattet, Harrend der Töne bereit, darauf sie gebe die Antwort. Laut sprach grade, verirrt von der Schar der treuen Begleiter, Jener: »Ist jemand da?« Und »da« antwortete Echo. Jener erstaunt und wendet den Blick nach jeglicher Seite. »Komm!« so tönt sein schallender Ruf. Sie rufet den Rufer. Rückwärts schaut er und spricht, da wiederum keiner erschienen: »Warum fliehest du mich?« Was er sprach, dasselbe vernahm er. Jetzo bleibet er stehn, und betrogen vom Bilde der Zwiesprach, Sagt er: »Vereinen wir uns!«, und Echo, die keinem der Töne Antwort gäbe so gern, läßt »Einen wir uns!« sich vernehmen, Und sie selber entzückt ihr Wort, und sie tritt aus dem Walde, Um den ersehneten Hals die liebenden Arme zu schlingen. Aber er flieht, und im Fliehn: »Laß los die umschlingenden Hände! Eher«, so ruft er, »den Tod, als daß du mir nahtest in Liebe!« Echo erwidert nichts als: »Daß du mir nahtest in Liebe!« Sie, die Verschmähete, birgt sich im Wald, mit Laub das verschämte Antlitz bedeckend, und lebt fortan in entlegenen Höhlen. Aber die Liebe verbleibt und wächst vom Schmerz der Verachtung. Wachende Sorge verzehrt den kläglich vergehenden Körper; Siechtum macht einschrumpfen die Haut, und die Säfte des Leibes Schwinden gesamt in die Luft. Nur Stimm ist übrig und Knochen. Stimme verbleibt; zu Gestein - so sagen sie - wurden die Knochen. Seitdem birgt sie der Wald, und nie im Gebirge gesehen, Wird sie von allen gehört. Als Schall nur lebt sie beständig.“ [Ovid: Verwandlungen (Metamorphoses). Dichtung der Antike von Homer bis Nonnos, S. 12609 (vgl. Ovid-W Bd. 1, S. 67 ff.) (c) Aufbau-Verlag] EGERSIS „Die Aufregung“. Nach Empedokles frg. 28 einer der personifizierten Gegensätze des Seienden, damit Gegenfigur der Eunaia, der Personifizierung des Nicht-Seiende und der daraus resultierenden Ruhe; Empedokles frg. 123. EGESTAS Die Personifizierung der Armut; Vergil Aen. 6,273ff: „Schon an der Vorhalle, vor dem Schlund, der zum Orkus hinabführt, haben die Trauer, daneben das böse Gewissen ihr Lager, hausen die bleichen Krankheiten, lauern das traurige Alter, Furcht, der zum Unheil ratende Hunger, die schmachvolle Armut, schreckliche Elendsgestalten, bei ihnen der Tod und die Mühsal, weiter der Bruder des Todes, der Schlaf, und die sinnlichen Lüste, Boten des Unglücks, und, grad auf der Schwelle, der tödliche Kriegsgott, ragt die eiserne Zelle der Furien, hockt die verwirrte Zwietracht, mit blutigen Binden im schlangenwimmelnden Haare.“ [Vergil: Lied vom Helden Aeneas. Dichtung der Antike von Homer bis Nonnos, S. 17754 (vgl. Vergil-W, S. 276) (c) Aufbau-Verlag] EKECHEIRIA Die Personifizierung der Waffenruhe. Im Tempel des Zeus in Olympia stand eine Statue des Iphitos, die von einer Ekecheiria bekränzt wurde; Pausanias 5,10,10 ELEOS Sie ist eine Tochter von Erebos und Nyx und die Personifizierung der Barmherzigkeit. ELEUTHERIA Die Personifizierung der Freiheit, Tochter der Eudaimonia, der Personifizierung der Glückseligkeit. In der römischen Zeit erschien sie sehr oft auf Münzen. Bei einem Tragiker wird sie als Tochter des Zeus bezeichnet. Ihre Mutter, die Glückseligkeit, gehört zum Gefolge der Aphrodite, der Göttin der Liebe. Ihre Schwestern sind: Episteme, die Personifizierung der Erkenntnis. Andreia, die Personifizierung der gemeinschaftlichen Männermahlzeiten der Spartaner. Dikaiosyne, die Personifikation von Frieden und Gerechtigkeit. Sie gehörte dem Gefolge der Philosophia, der Göttin der Philosophie, an. Kalokagathia (Ihre Funktion konnte nicht eruiert werden.). Sophrosyne, die Personifikation der Besonnenheit, von Treue und Glauben Sie wird auch als Tochter der Aidos, der Personifikation der Schamhaftigkeit, genannt. Die Göttin Aidos, die Personifikation der Scheu, der Schamhaftigkeit, der Sittsamkeit und der Bescheidenheit stand der Göttin Nemesis nahe. Bei Sophokles ist sie Beisitzerin des Zeus bei allen seinen Werken und Göttin der Vergebung; Odipus auf Kolonos 1267f. Auch als Amme der Athene wird sie gedacht; Schol. Aischylos Prometheus 12. Ihre Töchter waren Sophrosyne, die Personifikation der Besonnenheit, Pistis, die Personifikation von Treue und Glauben, und Kalokagatheia. Im goldenen Zeitalter wohnten Sophrosyne und Pistis, also Besonnenheit, Treue und Glauben, auf der Erde. Nach dem goldenen Zeitalter verließen sie die Erde und flogen, begleitet von den Chariten, in den Himmel. Auf der Erde blieb nur Elpis, die Hoffnung. In Pergamon hatte Sophrosyne zwei Altäre. Ihre Freundin war Eutelie, die Göttin der Einfachheit und Sparsamkeit. Eutaxia, die Personifizierung der guten staatlichen Ordnung, der Selbstzucht des Mannes und des Wohlverhaltens speziell in Gymnasien und Palaistren. Enkrateia, die Personifizierung der Selbstbeherrschung und Mäßigung. Praotes, die Personifizierung der Milde und Sanftmut. ………….. Die Schwestern werden gemeinsam die Aretai, „Die Guten“ (= Eigenschaften, die nur bei guten Menschen vorkommen), genannt und wohnen in der „Glückseligen Wohnung“. Eudaimonia und alle ihre Töchter sind auf einem Pinax (ein Täfelchen mit einem Verzeichnis) des Kebes angeführt. Nach Sokrates definierte Platon diese Begriffe präziser: Das ethisch richtige Verhalten ist absolut feststellbar, denn es ist immer natur- und vernunftgemäß. ELPIS „Die Hoffnung“. Die Personifikation der Hoffnung, eine Tochter des Planetengottes Zeus. Die Göttin Aidos, die Personifikation der Scheu, der Schamhaftigkeit, der Sittsamkeit und der Bescheidenheit stand der Göttin Nemesis nahe. Ihre Töchter waren Sophrosyne, die Personifikation der Besonnenheit, und Pistis, die Personifikation von Treue und Glauben. Im goldenen Zeitalter wohnten Sophrosyne und Pistis, also Besonnenheit, Treue und Glauben, auf der Erde. Nach dem goldenen Zeitalter verließen sie die Erde und flogen, begleitet von den Chariten, in den Himmel. Auf der Erde blieb nur Elpis, die Hoffnung. ENIAUTOS Das als Zeitgottheit personifizierte Jahr. ENKRATEIA Die Personifizierung der Selbstbeherrschung und Mäßigung, Tochter der Eudaimonia, der Personifizierung der Glückseligkeit. Ihre Mutter, die Glückseligkeit, gehört zum Gefolge der Aphrodite, der Göttin der Liebe. Ihre Schwestern sind: Episteme, die Personifizierung der Erkenntnis. Andreia, die Personifizierung der gemeinschaftlichen Männermahlzeiten der Spartaner. Dikaiosyne, die Personifikation von Frieden und Gerechtigkeit. Sie gehörte dem Gefolge der Philosophia, der Göttin der Philosophie, an. Kalokagathia (Ihre Funktion konnte nicht eruiert werden.). Sophrosyne, die Personifikation der Besonnenheit, von Treue und Glauben Sie wird auch als Tochter der Aidos, der Personifikation der Schamhaftigkeit, genannt. Die Göttin Aidos, die Personifikation der Scheu, der Schamhaftigkeit, der Sittsamkeit und der Bescheidenheit stand der Göttin Nemesis nahe. Bei Sophokles ist sie Beisitzerin des Zeus bei allen seinen Werken und Göttin der Vergebung; Odipus auf Kolonos 1267f. Auch als Amme der Athene wird sie gedacht; Schol. Aischylos Prometheus 12. Ihre Töchter waren Sophrosyne, die Personifikation der Besonnenheit, Pistis, die Personifikation von Treue und Glauben, und Kalokagatheia. Im goldenen Zeitalter wohnten Sophrosyne und Pistis, also Besonnenheit, Treue und Glauben, auf der Erde. Nach dem goldenen Zeitalter verließen sie die Erde und flogen, begleitet von den Chariten, in den Himmel. Auf der Erde blieb nur Elpis, die Hoffnung. In Pergamon hatte Sophrosyne zwei Altäre. Ihre Freundin war Eutelia, die Göttin der Einfachheit und Sparsamkeit. ……. Der Göttin Eutelia. Sei mir gegrüßt, du göttliche Herrin, Liebling der Weisen, du, Eutelia! Du bist ruhmreicher Göttin verwandt, der Sophrosyne; dein Wesen erstreben alle Gerechten. [Krates: [Lyrik]. Dichtung der Antike von Homer bis Nonnos, S. 6281 (vgl. Griech. Lyrik, S. 408) (c) Aufbau-Verlag] Eutaxia, die Personifizierung der guten staatlichen Ordnung, der Selbstzucht des Mannes und des Wohlverhaltens speziell in Gymnasien und Palaistren. Eleutheria, die Personifizierung der Freiheit. In der römischen Zeit erschien sie sehr oft auf Münzen. Bei einem Tragiker wird sie als Tochter des Zeus bezeichnet. Praotes, die Personifizierung der Milde und Sanftmut. ………….. Die Schwestern werden gemeinsam die Aretai, „Die Guten“ (= Eigenschaften, die nur bei guten Menschen vorkommen), genannt und wohnen in der „Glückseligen Wohnung“. Eudaimonia und alle ihre Töchter sind auf einem Pinax (ein Täfelchen mit einem Verzeichnis) des Kebes angeführt. Nach Sokrates definierte Platon diese Begriffe präziser: Das ethisch richtige Verhalten ist absolut feststellbar, denn es ist immer natur- und vernunftgemäß. EPIMELIA Personifizierung der Begriffe Sorge und Sorgfalt. Zusammen mit der Agrypnia, der Personifizierung der Schlaflosigkeit, ist sie Dienerin der Sprach- und Literaturwissenschaft (Philologie); Martianus Capella 2,145. Als Tochter des Epimetheus tritt sie in Goethes Festspiel Pandora auf. EPISTEME Personifizierung der Erkenntnis, Tochter der Eudaimonia, der Personifizierung der Glückseligkeit. Ihre Mutter, die Glückseligkeit, gehört zum Gefolge der Aphrodite, der Göttin der Liebe. Ihre Schwestern sind: Andreia, die Personifizierung der gemeinschaftlichen Männermahlzeiten der Spartaner. Dikaiosyne, die Personifikation von Frieden und Gerechtigkeit. Sie gehörte dem Gefolge der Philosophia, der Göttin der Philosophie, an. Kalokagathia (Ihre Funktion konnte nicht eruiert werden.) Sophrosyne, die Personifikation der Besonnenheit, von Treue und Glauben. Sie wird auch als Tochter der Aidos, der Personifikation der Schamhaftigkeit, genannt. Die Göttin Aidos, die Personifikation der Scheu, der Schamhaftigkeit, der Sittsamkeit und der Bescheidenheit stand der Göttin Nemesis nahe. Bei Sophokles ist sie Beisitzerin des Zeus bei allen seinen Werken und Göttin der Vergebung; Odipus auf Kolonos 1267f. Auch als Amme der Athene wird sie gedacht; Schol. Aischylos Prometheus 12. Ihre Töchter waren Sophrosyne, die Personifikation der Besonnenheit, Pistis, die Personifikation von Treue und Glauben, und Kalokagatheia. Im goldenen Zeitalter wohnten Sophrosyne und Pistis, also Besonnenheit, Treue und Glauben, auf der Erde. Nach dem goldenen Zeitalter verließen sie die Erde und flogen, begleitet von den Chariten, in den Himmel. Auf der Erde blieb nur Elpis, die Hoffnung. In Pergamon hatte Sophrosyne zwei Altäre. Ihre Freundin war Eutelie, die Göttin der Einfachheit und Sparsamkeit. Der Göttin Eutelia Sei mir gegrüßt, du göttliche Herrin, Liebling der Weisen, du, Eutelia! Du bist ruhmreicher Göttin verwandt, der Sophrosyne; dein Wesen erstreben alle Gerechten. [Krates: [Lyrik]. Dichtung der Antike von Homer bis Nonnos, S. 6281 (vgl. Griech. Lyrik, S. 408) (c) Aufbau-Verlag] Eutaxia, die Personifizierung der guten staatlichen Ordnung, der Selbstzucht des Mannes und des Wohlverhaltens speziell in Gymnasien und Palästren Eleutheria, die Personifizierung der Freiheit. In der römischen Zeit erschien sie sehr oft auf Münzen. Bei einem Tragiker wird sie als Tochter des Zeus bezeichnet. Enkrateia, die Personifizierung der Selbstbeherrschung und Mäßigung. Praotes, die Personifizierung der Milde und Sanftmut. ………. Die Schwestern werden gemeinsam die Aretai, „Die Guten“ (= Eigenschaften, die nur bei guten Menschen vorkommen), genannt und wohnen in der „Glückseligen Wohnung“. Eudaimonia und alle ihre Töchter sind auf einem Pinax (ein Täfelchen mit einem Verzeichnis) des Kebes angeführt. Nach Sokrates definierte Platon diesen Begriff präziser: Das ethisch richtige Verhalten ist absolut feststellbar, denn es ist immer natur- und vernunftgemäß. EPITHYMIA Personifizierung der Begierde. Bei Tzetzes eine allegorische Deutung der Aphrodite. ERIS „Der Streit“. Tochter der Nacht, weiblicher Dämon; Göttin und Personifizierung des Streites mit einer grauenvollen Schar von Nachkommen, die sie in Parthenogenese geboren hat (natürliche Folgen des Streites !). Bei Homer ist sie Schwester des Ares. Zeus schickte sie immer um Krieger aufzupeitschen; Ilias 11,73ff. 11,10. Die Bildkunst stellt sie dementsprechend hässlich dar. ……. Der Eris wohnt auch eine positive Möglichkeit im Sinne des „Wettstreites“ inne, die sich im Parisurteil andeutet, aber bei Hesiod op. 11ff voll ausgeprägt ist als Ursprung positiver Entwicklungen. EUDAIMONIA Die Personifizierung der Glückseligkeit. Sie gehört zum Gefolge der Aphrodite, der Göttin der Liebe. Ihre Töchter sind: Episteme, die Personifizierung der Erkenntnis. Andreia, die Personifizierung der gemeinschaftlichen Männermahlzeiten der Spartaner. Dikaiosyne, die Personifikation von Frieden und Gerechtigkeit. Sie gehörte dem Gefolge der Philosophia, der Göttin der Philosophie, an. Kalokagathia (Ihre Funktion konnte nicht eruiert werden.). Sophrosyne, die Personifikation der Besonnenheit, von Treue und Glauben. Sie wird auch als Tochter der Aidos, der Personifikation der Schamhaftigkeit, genannt. Die Göttin Aidos, die Personifikation der Scheu, der Schamhaftigkeit, der Sittsamkeit und der Bescheidenheit stand der Göttin Nemesis nahe. Bei Sophokles ist sie Beisitzerin des Zeus bei allen seinen Werken und Göttin der Vergebung; Odipus auf Kolonos 1267f. Auch als Amme der Athene wird sie gedacht; Schol. Aischylos Prometheus 12. Ihre Töchter waren Sophrosyne, die Personifikation der Besonnenheit, Pistis, die Personifikation von Treue und Glauben, und Kalokagatheia. Im goldenen Zeitalter wohnten Sophrosyne und Pistis, also Besonnenheit, Treue und Glauben, auf der Erde. Nach dem goldenen Zeitalter verließen sie die Erde und flogen, begleitet von den Chariten, in den Himmel. Auf der Erde blieb nur Elpis, die Hoffnung. In Pergamon hatte Sophrosyne zwei Altäre. Ihre Freundin war Eutelia, die Göttin der Einfachheit und Sparsamkeit. ……. Der Göttin Eutelia. Sei mir gegrüßt, du göttliche Herrin, Liebling der Weisen, du, Eutelia! Du bist ruhmreicher Göttin verwandt, der Sophrosyne; dein Wesen erstreben alle Gerechten. [Krates: [Lyrik]. Dichtung der Antike von Homer bis Nonnos, S. 6281 (vgl. Griech. Lyrik, S. 408) (c) Aufbau-Verlag] Eutaxia, die Personifizierung der guten staatlichen Ordnung, der Selbstzucht des Mannes und des Wohlverhaltens speziell in Gymnasien und Palaistren. Eleutheria, die Personifizierung der Freiheit. In der römischen Zeit erschien sie sehr oft auf Münzen. Bei einem Tragiker wird sie als Tochter des Zeus bezeichnet. Enkrateia, die Personifizierung der Selbstbeherrschung und Mäßigung. Praotes, die Personifizierung der Milde und Sanftmut. ………….. Die Schwestern werden gemeinsam die Aretai, „Die Guten“ (= Eigenschaften, die nur bei guten Menschen vorkommen), genannt und wohnen mit ihrer Mutter in der „Glückseligen Wohnung“. Eudaimonia und alle ihre Töchter sind auf einem Pinax (ein Täfelchen mit einem Verzeichnis) des Kebes angeführt. Nach Sokrates definierte Platon diese Begriffe präziser: Das ethisch richtige Verhalten ist absolut feststellbar, denn es ist immer natur- und vernunftgemäß. EUNAIE Die Personifizierung des Gegensatzes des Seienden, das Nicht-Seiende und der daraus resultierenden Ruhe; Empedokles frg. 123. EUNOMIA 1 „Die Ordnung, gute Gesetze“. Tochter der Themis und des Zeus, Schwester von Dike (das Recht) und Eirene (der Frieden). Nach Hesiod, Theogonie 901ff, ist sie die Personifizierung der Ordnung unter den Menschen: „Als zweite führte er die glänzende Themis heim, die Mutter der Horen Eunomia, Dike und der glühenden Eirene, die über das Tun der sterblichen Menschen achten.“ … Ursprünglich verkörperten die Horai / Horen das Wachstum in der Natur, das Blühen, Reifen, die volle Reife und die Schönheit dieser Wunder der Natur. In späterer Zeit verkörperten sie die Jahreszeiten Frühling, Sommer, Herbst und Winter und wurden in einer Vierzahl gedacht. Ihr Zuständigkeitsbereich war die Regelung des Jahresablaufes, des lebenswichtigen Regens und das Reifen des Kornes und des Weines. Sie dienten der Hera, trugen blumendurchwebte Kleider und empfingen Aphrodite, als sie aus dem Meer stieg, und bekleideten und bekränzten sie, bevor sie in den Olymp entschwebte. Als Hephaistos von Zeus den Auftrag erhielt Pandora zu erschaffen, mussten die Horai sie mit Blumen bekränzen; Hesiod, Werke und Tage 75. Durch Hesiod, Theogonie 901ff, wurden die Horai drei Töchter des Zeus und der Themis und durch die Namensgebung, Dike (die Gerechtigkeit), Eunomia (die Ordnung) und Eirene (der Frieden), die Überwacherinnen des Handelns der sterblichen Menschen, zu Göttinnen von Sitten, Recht und Ordnung, den Grundlagen des Friedens; sie wurden Personifizierungen politischer Elemente. Dort, wo man nach ihren Vorgaben lebte, hatten Staaten Bestand, entstand Reichtum. In der bildenden Kunst und der Literatur hatten die Horai mit allen ihren Funktionen große Bedeutung, wurden mit den Musen, Chariten und Nymphen vereint und oft auch ausgewechselt. In Athen und auf dem Peloponnes genossen sie kultische Verehrung. EUSEBIA Göttin; Personifizierung der Gläubigkeit. EUTAXIA Die Personifizierung der guten staatlichen Ordnung, der Selbstzucht des Mannes und des Wohlverhaltens speziell in Gymnasien und Palaistren, Tochter der Eudaimonia, der Personifizierung der Glückseligkeit. Ihre Mutter, die Glückseligkeit, gehört zum Gefolge der Aphrodite, der Göttin der Liebe. Ihre Schwestern sind: Episteme, die Personifizierung der Erkenntnis. Andreia, die Personifizierung der gemeinschaftlichen Männermahlzeiten der Spartaner. Dikaiosyne, die Personifikation von Frieden und Gerechtigkeit. Sie gehörte dem Gefolge der Philosophia, der Göttin der Philosophie, an. Kalokagathia (Ihre Funktion konnte nicht eruiert werden.). Sophrosyne, die Personifikation der Besonnenheit, von Treue und Glauben Sie wird auch als Tochter der Aidos, der Personifikation der Schamhaftigkeit, genannt. Die Göttin Aidos, die Personifikation der Scheu, der Schamhaftigkeit, der Sittsamkeit und der Bescheidenheit stand der Göttin Nemesis nahe. Bei Sophokles ist sie Beisitzerin des Zeus bei allen seinen Werken und Göttin der Vergebung; Odipus auf Kolonos 1267f. Auch als Amme der Athene wird sie gedacht; Schol. Aischylos Prometheus 12. Ihre Töchter waren Sophrosyne, die Personifikation der Besonnenheit, Pistis, die Personifikation von Treue und Glauben, und Kalokagatheia. Im goldenen Zeitalter wohnten Sophrosyne und Pistis, also Besonnenheit, Treue und Glauben, auf der Erde. Nach dem goldenen Zeitalter verließen sie die Erde und flogen, begleitet von den Chariten, in den Himmel. Auf der Erde blieb nur Elpis, die Hoffnung. In Pergamon hatte Sophrosyne zwei Altäre. Ihre Freundin war Eutelie, die Göttin der Einfachheit und Sparsamkeit. ……. Der Göttin Eutelia. Sei mir gegrüßt, du göttliche Herrin, Liebling der Weisen, du, Eutelia! Du bist ruhmreicher Göttin verwandt, der Sophrosyne; dein Wesen erstreben alle Gerechten. [Krates: [Lyrik]. Dichtung der Antike von Homer bis Nonnos, S. 6281 (vgl. Griech. Lyrik, S. 408) (c) Aufbau-Verlag] Eleutheria, die Personifizierung der Freiheit. In der römischen Zeit erschien sie sehr oft auf Münzen. Bei einem Tragiker wird sie als Tochter des Zeus bezeichnet. Enkrateia, die Personifizierung der Selbstbeherrschung und Mäßigung. Praotes, die Personifizierung der Milde und Sanftmut. ………….. Die Schwestern werden gemeinsam die Aretai, „Die Guten“ (= Eigenschaften, die nur bei guten Menschen vorkommen), genannt und wohnen in der „Glückseligen Wohnung“. Eudaimonia und alle ihre Töchter sind auf einem Pinax (ein Täfelchen mit einem Verzeichnis) des Kebes angeführt. Nach Sokrates definierte Platon diese Begriffe präziser: Das ethisch richtige Verhalten ist absolut feststellbar, denn es ist immer natur- und vernunftgemäß. EUTELIA / EUTELIE Als Göttin begrüßte Personifizierung der Sparsamkeit und der Einfachheit. Sophrosyne, die Personifizierung und Göttin von Besonnenheit, Treue und Glauben, die Tochter der Aidos, der Personifikation der Schamhaftigkeit, war eng mit ihr verwandt. ……….. Der Göttin Eutelia. Sei mir gegrüßt, du göttliche Herrin, Liebling der Weisen, du, Eutelia! Du bist ruhmreicher Göttin verwandt, der Sophrosyne; dein Wesen erstreben alle Gerechten. [Krates: [Lyrik]. Dichtung der Antike von Homer bis Nonnos, S. 6281 (vgl. Griech. Lyrik, S. 408) (c) Aufbau-Verlag] EUTHEMOSYNE Die Personifizierung der Ordnungsliebe. Sie wird in der orphschen Dichtung auch als Mutter des Plutos (der Reichtum) genannt; „ein Sohn der Wohlordnung, des Ordnungssinns, kann der Wohlstand passend genannt werden“. EUTHENIA Personifizierung des blühenden Zustandes, der Fülle und des Überflusses, den Menschen genießen können. Sie ist mit der kleinasiatischen Eubosia und der römischen Abundantia verwandt und wurde sehr oft, mit Ähren oder Füllhorn in der Hand, auf Münzen abgebildet EUTHYMIA Personifizierung des guten Mutes und des Frohsinns, der besonders bei guten Mahlzeiten herrscht. Zur Göttin erhoben stand sie neben den Musen und dem Zeus. FAMA „Gerücht“. Römische Personifizierung des Gerüchtes, Tochter der Gaia und letzte Schwester der Giganten, d. h. dass sie aus den Blutstropfen die aus dem abgeschnittenen Geschlechtsteil des Uranos auf die Erde tropften entstanden ist. Homer, Ilias 2,93: „….. Es war ein Gerücht entbrannt unter ihnen, ….“, kennt noch keine Personifizierung des Gerüchts. Hesiod, erg. 763f, schreibt: „Nie nämlich verliert sich ganz ein Gerücht, das viele Menschen verbreiten; ja es ist selbst eine Art von Gott.“ Bei den Römern ist Fama bereits voll personifiziert; Vergil Aeneis 4,175ff: „Unverzüglich eilt Fama durch die großen Städte Libyens, Fama, ein Unheil, das an Schnelligkeit seinesgleichen nicht hat. Beweglichkeit ist ihre Stärke, und während sie umgeht, sammelt sie Kräfte. Klein bleibt sie am Anfang durch Furchtsamkeit. Bald erhebt sie sich in die Lüfte, breitet am Boden sich aus und verbirgt ihr Haupt im Gewölk. Die Mutter Erde hat sie geboren in erbittertem Zorn gegen die Götter als letzte Schwester, wie man erzählt, für Coeus und Enceladus, mit schnellen Füßen und behänden Flügeln, ein Scheusal, schrecklich und gewaltig. So viele Federn es an seinem Körper hat, so viele Augen wachen darunter, wundersam zu sagen, so viele Zungen, ebenso viele Münder sprechen, so viele Ohren richtet es auf. Nachts fliegt sie schwirrend zwischen Himmel und Erde durchs Dunkel und schließt nie die Augen zu süßem Schlummer. Bei Tag sitzt sie wie eine Wächterin entweder auf dem äußersten Dachfirst oder auf hohen Palästen und hält die großen Städte in Schrecken, so auf Lüge und Falschheit beharrend, wie sie auch Botin der Wahrheit ist.“ Bei Ovid met. 12,39ff bewohnt Fama mitten im Erdkreis, zwischen Land und Meer und Himmel, an einem Ort wo sie alles sieht und hört, ein Haus aus Metall, das alles wieder gibt was es hört, ein Haus mit tausend nie verschlossenen Zugängen und Luken. Nie ist Geschrei in dem Haus, nur leises Murmeln; met. 12,53ff: „Scharen erfüllen die Halle; da kommen und gehn, ein leichtes Volk, und schwirren und schweifen, mit Wahrem vermengt, des Gerüchtes Tausend Erfindungen und verbreiten ihr wirres Gerede. Manche von ihnen erfüllen mit Schwatzen müßige Ohren, Andere tragen dem Nächsten es weiter, das Maß der Erdichtung Wächst, und etwas fügt ein jeder hinzu dem Gehörten. Töricht Vertrauen ist da, da ist voreiliger Wahn, ist Eitle Freude, da sind die sinnverwirrenden Ängste, Plötzlicher Aufruhr und Gezischel aus fraglichem Ursprung.“ GALAXAURE „Die Luft milchig Machende“. Personifizierung der zarten Wolken. Okeanide, Tochter der Tethys und des Okeanos; Hesiod Theog. 337. 346 und 353. Sie war eine der Gespielinnen der Persephone und anwesend, als Hades Persephone raubte; Homerische Hymnen, Hymnos auf Demeter 414ff: „…….Wie er mich aber, dank dem tückischen Rat des Kroniden, meines Vaters, entführte, hinab in die Tiefen der Erde, will ich genau dir, deiner Frage entsprechend, erzählen. Allesamt spielten wir heiter auf der lieblichen Wiese, Phaino und Leukippe, Elektra wie auch Ianthe und Melite, Iache, Rhodeia, dazu Kallirhoë, und Melobosis und Tyche und, mit rosigem Antlitz, Okyrhoë, Chrysëis auch, Ianeira, Akaste und Admete, Rhodope und Pluto, Kalypso, die schöne, Styx, Urania und Galaxaure, die reizende, Pallas, Herrin der Schlachten, und Artemis, treffend mit Pfeilen - wir alle trieben fröhliche Spiele und pflückten liebliche Blumen, nebeneinander freundliche Krokusse, Iris, auch rote Rosen, Rittersporn, Lilien, ein erstaunlicher Anblick, und die Narzisse, die weithin der Boden, dem Krokus gleich, nährte. Freudigen Eifers pflückte ich sie. Da klaffte die Erde jäh auseinander, herausfuhr der mächtige Fürst Polydegmon, riß mich auf seinem goldenen Wagen mit in die Tiefe, wenn ich auch heftig mich sträubte, auch gellend den Hilferuf ausstieß. Damit berichte ich, tief betrübt, dir den wirklichen Hergang.«“ [Anonyma: Homerische Hymnen. Dichtung der Antike von Homer bis Nonnos, S. 41 (vgl. Griech. Lyrik, S. 14) (c) Aufbau-Verlag] GERAS Das verderbliche Alter. Personifizierung des Alters. Eines der grauenhaften Kinder der Nix, der Nacht; Hesiod Theogonie 225. Geras ist eine jener gefürchteten Gestalten, die den Menschen Beschwerden auferlegen, ihn mit Schmerzen quälen, an seiner Gesundheit nagen, ihm das Gehör und die Sehkraft nehmen und insgesamt bemüht sind, den Wohnort des Menschen, der sich ab einem gewissen Alter in ihren Klauen befindet, in den Hades zu verlegen. Ein hohes Alter mit all seinen Beschwerden galt in der Frühzeit der Menschen in Griechenland als Strafe der Götter. …….. Gott Geras lebt heute noch im Begriff Geriatrie, die Altersheilkunde, jenem Zweig der Heilkunde, die sich mit den Krankheiten des alten Menschen beschäftigt. Ein Geriater ist ein Arzt mit Spezialkenntnissen auf diesem Gebiet. HEIMARMENE „Das zwingende Schicksal“. Bei Procl. Plat. Tim. V 323 C ist Ananke, die Personifizierung der „Naturnotwendigkeit“, die Gemahlin des Demiurgen und Mutter der Heimarmene. Demiurgoi und Heimarmene sind soziologisch-philosophische Begriffe; lies Paulis Realencyklopädie der classischen Altertumswissenschaft Bde. IV,2 Seite 2856ff und VII,2 Seite 2622ff. HEMERA 1 Der Tag, die Göttin des Tages, das personifizierte Tageslicht. Sie entstand elternlos aus dem Chaos. Sie wurde in verschiedene Genealogien eingebaut, Resultate mystisch-genealogischer Denkspiele aus der Zeit vor dem 5. Jh. v. Chr., hauptsächlich aus orphischen Kreisen. Tochter des - Chaos und der Caligo, Schwester von Erebos und Nyx; Hygin, - Erebos und der Nyx, Schwester von Aither; Hesiod Theog. 124, - des Helios, hymn. Orph. 7.4 als Vater der Eos. - In einem orphschen Fragment wird Chronos als Vater des Eros und der Hemera genannt. Sie erscheint als Gemahlin des - Aither, von ihm Mutter des Brotos, Caelus, Uranos, Erde, Himmel und Meer, - Uranos und von ihm Mutter des Hermes und der Aphrodite und - des Astraios, des Vaters der Sterne. Von ihm ist sie Mutter der Astraia. Hemera verlässt täglich die Höhle im Westen, wenn Nyx sie betritt, und kehrt zurück, wenn Nyx sie verlässt. Eos, die Morgenröte, wird oft mit ihr gleichgesetzt. Durch diese Gleichsetzung wird sie auch als Gattin des Tithonos und Mutter des Memnon genannt, ebenso als Geliebte des Kephalos 2; Pausanias 3,18,12. HIMEROS 1 Personifizierung der Liebessehnsucht. Sein Name ist eindeutig indogermanischen Ursprungs. Homer dachte Homeros noch unpersönlich. Erst bei Hesiod Theogonie 201f findet erstmals eine Personifizierung statt: „[…] , Weil sie am vielumwogten Kypros herausstieg, und geschlechtsliebend, weil sie aus dem Geschlecht ans Licht trat. Eros gab ihr das Geleit, und der schöne Himeros folgte ihr, als sie, soeben geboren, zur Schar der Götter emporstieg. […]“. Es darf angenommen werden, dass Himeros als Person eine Erfindung des Hesiod ist. Spätere Schriftsteller, u. a. Lucian und Sophokles, nannten ihn einen Sohn der Aphrodite. Eros, Pothos und Himeros gehörten zum Gefolge der Aphrodite, ebenso wie die Musen und Chariten. Diese Dreiheit wurde auch durch Bildhauer dargestellt; Pausanias 1,43,6: „Nach dem Heiligtum des Dionysos ist ein Tempel der Aphrodite mit einer Statue der Aphrodite aus Elfenbein mit Beinamen Praxis. Das ist die älteste im Tempel. Peitho und eine andere Göttin, die sie Paregoros nennen, sind Arbeiten des Praxiteles; von Skopas stammen Eros, Himeros und Pothos, wenn ihre Handlungen ebenso verschieden sind wie ihre Namen.“. In der späteren Literatur wurden Himeros, Eros und Pothos als Einheit betrachtet. HOMADOS Die Personifizierung, bzw. der Dämon des Klirrens der Waffen und der Schreie der Männer bei kriegerischen Auseinandersetzungen; in Summe des Schlachtenlärmes; Hesiod, Schild des Herakles 199ff. HOMONIA Zeus Soter, der Gott als Retter in höchster Not, hatte mit seiner Schwester, der Schwurgöttin Praxidike a, die Töchter Homonia und Areta und den Sohn Ktesios 2. Mit ihren beiden Töchtern bildete sie oft eine Schwureinheit; Mnaseas bei Suidas FHG 2,152 frg. 17. Sie gilt auch als Personifizierung von Einheit, Frieden, Eintracht und Harmonie und steht in einem Naheverhältnis mit Harmonia, der Göttin der Harmonie. HORKOS Die Personifizierung des Meineides. Hesiod, met. 231f: „….schließlich den Horkos. Dieser bringt den Menschen auf Erden schlimmsten Schaden, wenn einer wissentlich Meineid geleistet. [Hesiod: Theogonie. Dichtung der Antike von Homer bis Nonnos, S. 4498 (vgl. Hesiod-W, S. 12) (c) Aufbau-Verlag]“ HORME Göttin, bzw. die Personifizierung des Eifers, der Regsamkeit, der Mühe und Anstrengung, der Kraft etwas in Angriff zu nehmen und eine begonnene Arbeit weiterzuführen. Pausanias 1,17,1 erwähnt einen Altar der Horme auf der Agora in Athen. HYBRIS 2 Personifizierung der Unverschämtheit, des Stolzes und des Hochmutes, eine Tochter des Erebos und der Nyx. Sie hatte einen Sohn Koros, die Personifizierung der Geringschätzung, des Hochmutes und der Missachtung; Pindar Olymp.13,10; Herodot 8,77,1: „Aber wenn sie dereinst das Meer überbrücken mit Schiffen Von der goldenen Artemis heiliger Küste hinüber Nach Kynosuras Strand in rasender Hoffnung, nachdem sie Erst zerstört das stole Athen, wird die heilige Dike Dämpfen den Hochmut, der Hybris Sohn, den Allesverschlinger.“ HYGIEIA Tochter von Asklepios und Epione. „Die Gesundheit des Leibes und der Seele“, personifiziert als Göttin. Ihr Alter ist umstritten, ihre Herkunft ebenso, doch beweisen einige schriftliche Quellen, dass sie ursprünglich sicher eine athenische Göttin und unabhängig von Asklepios war. Sie hat keinen Mythos, ist vermutlich nur eine Abstraktion. Später machte man sie (ordnete man sie unter ! ) zur Tochter des Heilgottes Asklepios, mit dem sie stets in enger Verbindung gedacht wurde. In Titane bei Sikyon erscheint sie erstmals mit ihrem Vater, seit 420 v. Chr. wird sie neben ihm in Athen verehrt. Im 4. Jh. v. Chr. verbreitete sie sich mit Asklepios über die antike Welt, von Griechenland über Kleinasien, den vorderen Orient nach Ägypten, Nordafrika, Sizilien, Italien, Gallien bis nach Germanien. Alle Ärzte mussten ihr opfern. Im Römischen Großreich überflügelte Hygieia den Asklepios und wurde zu einer der großen Göttinnen des Imperiums. Bei Staatsakten wurde ihr geopfert, eine Vielzahl von Kultstätten wurden ihr errichtet, auf vielen römischen Münzen wurde sie als Schutzgöttin der Städte abgebildet. Pausanias 2,11,6: „...Ebenso verhält es sich bei der Statue der Hygieia, auch diese kann man nicht leicht sehen, so sehr umgeben sie die Haare der Frauen, die sich für die Göttin scheren lassen,.....“. ……. Der in vielen Sprachen geläufige Begriff „Hygiene“, eine der Grundlagen der Gesundheit von Leib und Seele, erinnert heute noch in vielen Formen an sie: Körperhygiene, Sprachhygiene u.s.w. ……………………..… Hymnos auf Hygieia Liebliche, nährende, innig ersehnte, allmächtige Herrin, hör, Hygieia, du Glückliche, Mutter des Alls, die du Segen spendest: Dein Wirken befreit von Krankheit die Menschen, dein Wirken schenkt den Häusern innige Freude, der Kunst und dem Handwerk hohes Gedeihen. Nach dir, Gebieterin, sehnt sich das Weltall, Hades allein, der Mörder, verabscheut dich ständig, du ewig Blühende, dringend Erwünschte, der Sterblichen süße Erquickung. Ohne dein Walten entschwindet den Menschen jeglicher Nutzen: Weder gewährt beglückender Reichtum festliche Freuden, noch überwindet männliche Kraft das leidige Alter. Du nur erweist dich stärker als alle, gebietest auch allen. Nahe dich, Göttin, den Eingeweihten zu ständiger Hilfe, schütze sie vor der bitteren Plage der lastenden Krankheit! [Anonyma: Orphische Hymnen. Dichtung der Antike von Homer bis Nonnos, S. 152 (vgl. Griech. Lyrik, S. 460 ff.) (c) Aufbau-Verlag] ……………………….. Hymnos auf Hygieia Mit dir, Hygieia, du Älteste unter den Seligen, möchte ich wohnen die mir verbleibende Zeit, steh mir zur Seite als gütige Freundin! Lachen dem Sterblichen Freuden des Reichtums, Kinderglück, ward ihm die gottgleiche Macht des Königs zuteil, winkt ihm die Liebe, die mit Aphrodites heimlichen Netzen wir eifrig zu haschen versuchen, genießen die Menschen andere Wonnen oder das Aufatmen auch nach leidiger Mühsal: Mit dir, Hygieia, Glückselige, kann alles blühen und leuchten im trauten Verein der Chariten. Doch ohne dein Zutun lächelt keinem das Glück. [Ariphron: [Lyrik]. Dichtung der Antike von Homer bis Nonnos, S. 1218 (vgl. Griech. Lyrik, S. 300) (c) Aufbau-Verlag] HYMENAIOS / HYMEN Hochzeitsgott. Gott der Ehe und speziell der Eheschließung. Auch Hymnos oder Hymen genannt. ……. Die Etymologie ist bis heute noch unsicher, eine Verwandtschaft mit den Begriffen Band, Membran, Häutchen ist nicht ausgeschlossen. Dass er ein alter Indogermanischer Gott war ist anzunehmen. Als alter Gott dürfte er untergegangen sein, aber wiederauferstanden ist er als Personifizierung eines alten Lockrufes, der sich zu einem Hochzeitslied mit „hymnischem“ Klang entwickelt hat und als Hymen bezeichnet wurde. Das Singen der Hymenaios, der Hochzeitslieder, war fester Bestandteil der Hochzeitszeremonien beim einfachen Volk. Vom Gesang entwickelte er sich zum Hochzeitsgott Hymenaios und wurde von späteren Schriftstellern als Göttlicher behandelt, erreichte aber nie die Bedeutung eines großen Gottes. Kalliope, Klio, Terpsichore und Urania werden als Mutter genannt, Apollon soll der Vater sein. Auch Magnes wird als Vater genannt. Erstmals in der Literatur personifiziert, erscheint er als Sohn einer Muse bei Pindar frg. 139. In dichterischer Freiheit wird er als schöner, junger, blondgelockter Genius, der bei seiner Hochzeit stirbt, beschrieben. Er ist in ein safrangelbes Gewand gehüllt; Ovid met. 10,2: „Von dort schreitet, umhüllt von dem Safrankleid, Hymenaeus Durch die unendliche Luft und wendet sich nach der Kikonen Küsten und wird umsonst von Orpheus' Stimme gerufen. Zwar willfahrt' er und kam, doch nicht hochzeitlichen Jubel Brachte er mit noch frohes Gesicht noch günstige Zeichen.“ [Ovid: Verwandlungen (Metamorphoses). Dichtung der Antike von Homer bis Nonnos, S. 12900 (vgl. Ovid-W Bd. 1, S. 236) (c) Aufbau-Verlag] Als Attribute trägt er einen Kranz, eine Flöte und eine brennende Fackel, Ovid met. 1,480ff: „Viele wohl warben um sie; doch jene, den Werbenden abhold, Flüchtig und scheu vor dem Mann, durchstreift Einöden der Wälder, Und sie bekümmert sich nicht um Hymen und Amor und Ehe. »Tochter«, ermahnte sie oft ihr Vater, »ich harre des Eidams.« »Tochter«, ermahnte sie oft ihr Vater, »du schuldest mir Enkel.« Sie, der wie ein Vergehn hochzeitliche Fackeln verhaßt sind, Steht, im schönen Gesicht von züchtiger Röte begossen, Und mit schmeichelndem Arm umschlingend den Nacken des Vaters, Bittet sie: »Wehre mir nicht, geliebtester Vater, jungfräulich Immer zu sein. Einst hat es Diana vergönnt der Erzeuger.«“ [Ovid: Verwandlungen (Metamorphoses). Dichtung der Antike von Homer bis Nonnos, S. 12523 (vgl. Ovid-W Bd. 1, S. 17 ff.) (c) Aufbau-Verlag] Die Mythen, Sagen und volkstümlichen Geschichten, die sich um ihn rankten, wurden in vier Hauptgruppen eingeteilt, - als Sohn einer Muse, - ein früh verstorbener Jüngling, - ein junger Mann, der Jungfrauen aus Räuberhänden rettet und - als Sohn von Aphrodite und Dionysos, sind aber so verworren und zum Teil unvollständig und widersprüchlich, dass sie keine einheitliche Gestalt des Gottes Hymenaios ergeben. Die Schriftsteller erzählten, - Hymenaios sei als Sohn einer Muse schon sehr früh verstorben, - an seinem Hochzeitstag wurde er von einem einstürzenden Haus erschlagen, - an seinem Hochzeitstag sei er entrückt worden, - bei der Hochzeit von Bacchus und Altheia habe er schöne Hochzeitslieder gesungen und sei gleich darauf gestorben, weshalb man bei Hochzeiten ihn angerufen und Hochzeits-Hymen gesungen habe, - bei der Hochzeit von Bacchus und Ariadne habe er seine Stimme verloren, - Asklepios habe ihn nach dem Tod wieder erweckt, - Hymenaios habe sich in Frauenkleidern bei Mysterienspielen unter Jungfrauen versteckt, um seiner Geliebten nahe zu sein. Seeräuber, die die Mädchen und ihn raubten, habe er auf einer fernen Insel im Schlaf erschlagen und sei nach Athen zurückgekehrt. Für die Befreiung der Jungfrauen habe man ihm seine Allerliebste zur Frau gegeben. In einigen Lokalsagen, die zum Teil mit Kulten in Verbindung stehen dürften, wird Hymenaios mit der Knabenliebe in Zusammenhang gebracht. In Magnesia wurde Hymenaios als ein Sohn oder Enkel des Magnes gedacht, der eine Liebschaft mit Apollon gehabt haben soll. Auch Hesperos, Thamyris und Argynnos, die beiden Letzten gelten als Erfinder der Knabenliebe, werden als zarte Freunde genannt. In Syrien und Phrygien erzählte man ihn als Vater des Tantalos und des Askalos und als Gründer der Stadt Askalon. Je stärker Hymenaios aus der Phase des Vergessen-worden-sein heraus trat und wieder an Bedeutung gewann, umso stärker wurde sein Bezug zu Dionysos. Speziell zu Dionysos als Zeugungsgott, wobei Hymenaios sicher mehr Bezug zum Moment der Ehevollziehung hatte, ebenso als ausschließlicher Gott der Begattung – eben der Hochzeitsgott, dem Hymnen gesungen werden und der Gott des Vollzuges der Ehe, der dabei, das Hymen, das nach wie vor mit der „Hochzeit“ eng verbundene zarte Häutchen der Jungfräulichkeit, „stirbt“. …………….. Asklepios, der Schlaufuchs, erweckt das Hymen, den Hymenaios, mit jedem Mädchen das geboren wird, wieder zum Leben. In diesem Sinne ist Hymenaios der einzige Gott, der als schöner zarter Jüngling am Höhepunkt seiner Jugend, in dem Moment wo er zum Mann wird, stirbt und durch Mädchen ständig neu geboren wird. HYPNOS Der Schlaf. Personifizierung des Schlafes und des Schlafspenders. Vaterloser Sohn der Nix, Zwillingsbruder des Thanatos, des Todes, und Bruder der weiteren verhängnisvollen Brut der Göttin der Nacht. Hypnos, der Schlaf, ist der Vater aller Traumgestalten: Morpheus, Ikelos, Phantasos, Epiphron und weiteren 996 Söhnen, alles Gestalten die in Träumen bei Menschen vorkommen. ….. Diese Personifizierung hat sich bis in unsere Zeit fortgesetzt: - vom Schlaf übermannt werden, - bei Schiller – „[…] denn in des Schlafes Arm beginnt [...]“, - der Schlaf, der Dieb, stielt uns das halbe Leben - und bei den Kindern das bekannte Sandmännlein. ……. Der römische Gott Somnus wurde Hypnos gleichgesetzt. Sprachlich überlebt hat er im Begriff „Hypnose“. Hymnos auf Hypnos Hypnos, Beherrscher der seligen Götter, der sterblichen Menschen, sämtlicher lebenden Wesen, denen die riesige Erde Nahrung gewährt: Du bezwingst sie alle, als einziger - allen nahst du und schlägst sie in Fesseln, die freilich kein Erzschmied gefertigt, tilgst die Sorgen und schenkst erquickende Rast nach der Arbeit, spendest auch heiligen Trost in jedem schmerzlichen Kummer. Schon auf den Tod bereitest du vor, als Hüter des Lebens; bist du doch leiblicher Bruder des Thanatos wie auch der Lethe. Bitte, du Seliger, komm und walte des köstlichen Amtes, gnädig bewahre die Eingeweihten zu göttlichem Wirken! [Anonyma: Orphische Hymnen. Dichtung der Antike von Homer bis Nonnos, S. 153 (vgl. Griech. Lyrik, S. 460 ff.) (c) Aufbau-Verlag] IKELOS Personifikation der den Menschen in Träumen erscheinenden Tiergestalten. Ikelos nennen ihn nur die Götter, die Menschen nennen ihn Phobetor. Sohn des Hypnos, Bruder Morpheus, Phantasos und von 997 oder tausenden weiteren Gestalten, die den Menschen in Träumen erscheinen. ……. Ovid met. 11,623ff: »Schlaf, du sanftester Gott, du Ruhe der Wesen, der Seele Frieden, o Schlaf, der Sorge du bannst und ermüdete Glieder Nach dem beschwerlichen Dienst neu labst und stärkest zur Arbeit, Heiße der wahren Gestalt Nachahmer, die gaukelnden Träume, Unter des Königes Bild hingehn zum herkulischen Trachis Und der Alkyone nahn und den Schiffbruch zeigen im Abbild. So ist Junos Gebot.« Als Iris vollendet den Auftrag, Eilt sie davon; denn sie kann nicht länger ertragen des Dunstes Wirkende Kraft, und wie sie den Schlaf sich fühlt in die Glieder Schleichen, entflieht sie und kehrt auf dem Bogen, worauf sie gekommen. Unter dem Schwarm nunmehr von Tausenden, die er gezeuget, Rüttelt der Schlafgott auf den Gestalt nachbildenden Künstler Morpheus. Schlauer als der weiß keiner, sobald es befohlen, Darzustellen den Gang, die Gebärde, die Weise des Redens; Kleidung fügt er dazu und von jedem die üblichsten Worte. Doch nur Menschen allein pflegt dieser zu gleichen: ein andrer Zeigt sich als Wild, als Vogel, als lang sich dehnende Schlange. Ikelos nennen den Traum die Himmlischen, aber Phobetor Sterbliche. Noch ist auch mit verschiedener Gabe ein dritter, Phantasos, der in Gestein, in Erdreich, Wasser und Bäume Und was alles der Seel entbehrt, sich trügerisch wandelt.“ KAIROS Gott des günstigen Augenblicks. Er erscheint in der Literatur erst ab dem 5. Jh.v. Chr. Ion von Chios soll einen Hymnos auf ihn gedichtet haben, in dem er ihn als jüngsten Sohn des Zeus bezeichnete. Vom Hymnos ist nichts erhalten geblieben, er hatte jedoch einen Altar in Olympia; Pausanias 5,14,9. KAKIA Personifizierung der Fehler, Unarten und Laster der Menschen. KALYDON 2 Eine Heroine, die Personifikation jenes Eichenwaldes, der die Stadt Kalydon umgab. KER / DIE KEREN „Tod, Verderben.“ Personifizierung von Tod und Verderben in weiblicher Form. Sie wurde meist in der Mehrzahl und in abschreckender Form, vogelgestaltig, mit langen Krallen und spitzem Schnabel, Blut saugend und zerfleischend, z. B. auf der Kypseloslade, dargestellt. KOALEMOS Die Personifizierung der Dummheit und der Torheit; Aristophanes Die Vögel 220. KOROS Die Personifizierung der Geringschätzung, der Missachtung und des Hochmutes. Ein Sohn der Hybris 2; ; Pindar Olymp.13,10; Herodot 8,77,1: „Aber wenn sie dereinst das Meer überbrücken mit Schiffen Von der goldenen Artemis heiliger Küste hinüber Nach Kynosuras Strand in rasender Hoffnung, nachdem sie Erst zerstört das stole Athen, wird die heilige Dike Dämpfen den Hochmut, der Hybris Sohn, den Allesverschlinger.“ KRATOS „Stärke; Kraft“. Personifizierung der Stärke und der Kraft. Styx (kommt von „stygein“ und bedeutet „hassen“) war der Name des Flusses der Unterwelt, einer Tochter der Tethys und des Okeanos. Personifiziert ist sie die Nymphe des Flusses und Gattin des Pallas 1. Ihre Kinder waren: Zelos (der Ehrgeiz), Bia (die Gewalt), Nike (der Sieg) und Kratos (die Kraft und Stärke); Hesiod theog. 383-388: „Styx, des Okeanos Tochter, verband sich mit Pallas und gebar im Palaste Zelos (Ehrgeiz) und Nike (Sieg) mit den schönen Fesseln, gebar auch Kratos (Macht) und Bie (Gewalt), die herrlichen Kinder. Diese wohnen nicht fern von Zeus, und sie nehmen nicht Sitz noch Weg, wo der Gott sie nicht anführt, sondern verweilen immer beim schwer donnernden Zeus.“ ….. Nach dem Sieg des Zeus über die Titanen rief er alle unsterblichen Göttinnen und Götter die ihm beim Kampf geholfen haben zu sich und versprach ihnen, dass sie ihre Wirkungsbereiche behalten dürfen. Denjenigen, die keine hatten, versprach er Ehre und Vorrecht. Auf Anraten ihres Vaters Okeanos kam Styx mit ihren Kindern als erste auf den Olymp, um im Kampf dem Zeus beizustehen. Zeus verlieh ihr dafür die Ehre des Götterschwures. Für alle Zeiten musste man mit „Bei den Wassern der Styx !“ schwören. Ihre Kinder, sie sind als jene Kräfte zu verstehen auf denen Macht beruht, behielt er bei sich. Mit ihnen hatte Zeus nun alle Macht, die Gewalt, den Ehrgeiz und mit Nike die Entscheidung über Sieg und Niederlage in der Hand – nun war er „König der Götter“! …… Später wurde noch Vis (die Notwehr oder die verbotene Anwendung von Gewalt) als fünftes Kind dazu gedacht. ….. In Aischylos` „Der gefesselte Prometheus“, 1-87, helfen Bia, die Gewalt und Kratos, die Kraft, als Symbole der unumschränkten Macht des Zeus dem Hephaistos den Prometheus an eine Felswand zu ketten. ……. Aischylos Prometheus in Fesseln Personen Kratos und Bia, Schergen des Zeus Hephaistos Prometheus Chor der Töchter des Okeanos Okeanos Io, Tochter des Inachos, Geliebte des Zeus Hermes Ort der Handlung: Meeresküste des Skythenlandes Felswand an der Meeresküste des Skythenlandes. Kratos und Bia schleppen Prometheus als Gefangenen herbei. Hephaistos folgt mit Handwerkszeug. KRATOS. An einem fernen Erdstrich sind wir angelangt, im Skythenland, in menschenleerer Einsamkeit. Hephaistos, du hast jetzt den Auftrag auszuführen, den dir der Vater gab, den Übeltäter hier am hohen Fels, der steil hinabstürzt, anzuschmieden in unlöslichen Banden, Ketten, hart, aus Stahl. Denn deinen Schatz, den Schöpfer aller Kunst, die Glut des Feuers, raubte er und brachte ihn den Menschen. Für solche Schuld muß er den Göttern Buße zahlen, damit er lernt, die Macht des Zeus geduldig zu ertragen und nicht länger Menschenfreund zu spielen! HEPHAISTOS. Du, Kratos, du auch, Bia, euch gilt der Befehl des Zeus als schon vollzogen, euch kann nichts mehr hemmen; mir aber fehlt der Mut, den stammverwandten Gott so grausam an den sturmgepeitschten Fels zu schmieden. Indessen muß ich zu der Tat ein Herz mir fassen; des Vaters Weisung zu mißachten ist gefährlich! Du, kühn entschloßner Sohn der einsichtsvollen Themis, ich soll dich, wider meinen, deinen Willen, mit stahlhartem Erz an diesen öden Felsen heften; da wirst du Menschen weder hören noch erblicken; versengt vom grellen Sonnenstrahl, wird deine Haut verwelken; heiß ersehnt von dir, wird dann die Nacht mit ihrem bunten Sternenzelt das Licht verhüllen, darauf den Frühreif wiederum die Sonne schmelzen; stets wird der Schmerz der Marter, die sich jeweils regt, dich plagen; dein Erlöser ist noch nicht geboren. Das brachte deine Menschenfreundlichkeit dir ein. Du hast dich ja, als Gott, nicht vor dem Götterzorn geduckt und gabst den Menschen Ehren, wider Recht; drum wirst du diesen schauderhaften Felsen hüten, hochaufgerichtet, schlaflos, unfähig, das Knie zu beugen; nutzlos wirst du Jammerschrei und Klagen ertönen lassen. Unerbittlich waltet Zeus; ein neuer Herr übt stets sein Amt mit Strenge aus. KRATOS. Los! Warum säumst du und zeigst Mitleid, ohne Sinn? Wie, hassest du den ärgsten Feind der Götter nicht, den Gott, der deinen Schatz den Menschen preisgegeben? HEPHAISTOS. Verwandtes Blut und Freundschaft knüpfen starke Bande. KRATOS. Ja. Doch wie kann man ungehorsam sein dem Wort des Vaters? Fürchtest du dich davor nicht viel mehr? HEPHAISTOS. Stets bist du unbarmherzig und nimmst keine Rücksicht. KRATOS. Es hilft zu nichts, ihn zu beklagen. Einem Dienst, der doch nichts fruchtet, brauchst du nicht, umsonst, zu frönen! HEPHAISTOS. Wie furchtbar wirst du mir verhaßt, Werk meiner Hände! KRATOS. Was grollst du ihm? Freiweg gesprochen: An dem Leid, das hier verhängt wird, trägt das Handwerk keine Schuld. HEPHAISTOS. Trotzdem - ein andrer hätte es erlernen sollen! KRATOS. Ein Handwerk ist doch alles, nur das Amt des Herrn der Götter nicht; denn frei ist niemand außer Zeus. HEPHAISTOS. Ich seh es heute ein und kann nicht widersprechen. KRATOS. Beeil dich also, ihm die Fesseln anzulegen, damit nicht erst der Vater wahrnimmt, wie du säumst! HEPHAISTOS. Hier sind die Fesseln, schon gebrauchsbereit, zu sehen. KRATOS. Leg sie um seine Arme, triff aus Leibeskräften sie mit dem Hammer, hefte sie am Felsen fest! HEPHAISTOS. Die Arbeit schreitet fort, es geht kein Hieb daneben. KRATOS. Schlag stärker zu, schnür ein, laß ja nicht nach! Er ist wohl fähig, auswegloser Enge zu entschlüpfen. HEPHAISTOS. Der eine Arm ist festgeschmiedet, unauflöslich. KRATOS. Jetzt hefte auch den andern fest, damit er lernt, daß er, trotz seiner Schläue, dümmer ist als Zeus! HEPHAISTOS. Nur er, kein andrer, dürfte nach Gebühr mich tadeln. KRATOS. Des Stahlkeils rücksichtslose scharfe Schneide treib nunmehr durch seine Brust hindurch mit aller Kraft! HEPHAISTOS. O weh, Prometheus, deine Qual muß ich bejammern! KRATOS. Du säumst schon wieder und beklagst die Feinde noch des Zeus? Du wirst dich selber eines Tags bedauern! HEPHAISTOS. Du siehst, wovor die Augen sich verschließen sollten. KRATOS. Ich sehe ihn die wohlverdiente Strafe leiden. Los, um die Hüften lege ihm den festen Gurt! HEPHAISTOS. Ich muß es tun, du brauchst nicht allzu grob zu treiben! KRATOS. Jawohl, antreiben will ich und dazu laut schreien! Steig tiefer, presse seine Schenkel in die Ringe! HEPHAISTOS. Es ist bereits vollzogen, ohne lange Mühe. KRATOS. Schlag wuchtig die Fußschellen fest, sie sollen tief einschneiden! Er, der deine Arbeit prüft, ist streng. HEPHAISTOS. So wie du aussiehst, so ertönt auch deine Stimme. KRATOS. Zeig du dich milde - meine Unerbittlichkeit und meine Härte brauchst du mir nicht vorzuwerfen! HEPHAISTOS. Nun laß uns gehen; seine Glieder sind gefesselt. KRATOS zu Prometheus. Hier sei jetzt überheblich, raube Göttergaben und schanze sie den Eintagswesen zu! Was können die Sterblichen an deinen Qualen dir erleichtern? Zu Unrecht nennen dich die Götter »Vorbedacht«; du brauchst ja selber einen Vorbedacht, um dich aus diesem kluggespannten Netz herauszuwinden! Ab mit Bia und Hephaistos. [Aischylos: Prometheus in Fesseln. Dichtung der Antike von Homer bis Nonnos, S. 640 (vgl. Aischylos-W, S. 0 ff.) (c) Aufbau-Verlag] KYDOIMOS Ein Dämon des blutigen und tödlichen Kampfgeschehens bei kriegerischen Auseinandersetzungen, bzw. die Personifizierung des Tumultes der bei grauenhaften Schlachten entsteht; Homer Ilias 18,535ff: „……………………..Sie sprangen sogleich auf die flinken Fahrzeuge, setzten den Städtern nach und erreichten die Feinde. Neben dem Flußufer stellten sich beide zum Kampfe und fochten, trafen einander mit ehernen Lanzen. Unter den Männern wüteten Eris, Kydoimos und Ker, die Göttin des Todes, die den noch Lebenden festhielt - hier mit, dort ohne Verwundung -, die an den Füßen durch das Getümmel den Toten auch schleifte, um die Schultern das Kleid, das vom Blute der Kämpfenden triefte.“ [Homer: Ilias. Dichtung der Antike von Homer bis Nonnos, S. 5236 (vgl. Homer-W Bd. 1, S. 359 ff.) (c) Aufbau-Verlag] ….. Aristophanes, Friede 205ff: TRYGAIOS. Warum behandeln sie uns so? Warum? HERMES. Weil ihr den Krieg gewollt, sooft die andern Euch Frieden boten; waren die Spartaner Kaum wieder obenauf, dann riefen sie: »Bim Donner, mer wei's ech zeigen, ihr Athener!« War der Athenerich im Vorteil dann, Und der Spartanerich begehrte Frieden, Gleich schriet ihr wieder: »Was, man will uns prellen? Nein, bei Athene! Vorsicht! Ja, bei Zeus, Sie kommen wieder; denn wir haben Pylos!« TRYGAIOS. Nun ja, die Sprache führt man hierzulande. HERMES. Drum weiß ich nicht, ob ihr die Friedensgöttin Jemals zu sehn bekommt. TRYGAIOS. Wo ist sie denn? HERMES. Der Kriegsgott warf sie in ein tiefes Loch. TRYGAIOS. Ei, wo denn? HERMES. Da hinunter, und du siehst, Wie er's mit Steinen zugedeckt, damit Ihr nie heraus sie kriegen sollt. TRYGAIOS. Und sonst, Was hat er vor mit uns? Das sag mir doch. HERMES. Ich weiß nur eins, daß gestern abend er 'nen ungeheuren Mörser hergeschleppt. TRYGAIOS. Was will er denn mit diesem Mörser machen? HERMES. Die Städte will er drin zu Brei zerstampfen. Doch ich muß fort! Mich dünkt, er kommt soeben Heraus! Was der da drinnen wettert! Ab. TRYGAIOS. Au, Ich lauf davon: mir ist es grad, als hätt' ich Gehört den Donnerklang des Schlachtenmörsers. Versteckt sich. DER KRIEG bringt den Mörser heraus. Du Brut, du Brut, verruchte Menschenbrut! Euch soll das Wetter in die Zähne fahren! TRYGAIOS. Apollon! Dieser Mörser, welch ein Umfang! Der Krieg! - Verderben sprüht sein Auge schon! Der ist's, der Schreckliche, vor dem wir zittern, Der Stierhautschwinger, der uns Beine macht! KRIEG wirft Lauch in den Mörser. Hinein mit dir, verdammtes Prasiai, Drei -, fünffach, hundertfach Verderben dir! TRYGAIOS gegen das Publikum. Das macht uns wenig noch, ihr Männer: denn Dies Ungemach betrifft nur die Spartaner. KRIEG wirft Zwiebeln hinein. Ha, Megara, mit Stumpf und Stiel zerstampft Seist du zu einem Zwiebeltränenmus! TRYGAIOS wie oben. Potztausend, welche bitteren Jammerströme Sind für die Megarer mit eingeschüttet! KRIEG wirft Käse hinein. Sizilien, ha, auch du sollst untergehn! TRYGAIOS wie oben. Weh, welch ein Land wird da wie Käs' zerrieben! KRIEG schüttet Honig hinein. Nun obendrauf noch Honig von Athen! TRYGAIOS wie oben. Du, nimm dir andren Honig - dieser kostet Vier Obolen -; spare den athenischen! KRIEG. Tumult, mein Sklave! TUMULT kommt heraus. Rufst du? KRIEG. Wart, dich soll - Was, müßig stehen? Kennst du diese Faust? Pufft ihn. TRYGAIOS. Das beißt! TUMULT heulend. O lieber Herr, au weh, au weh! Hast du die Faust mit Zwiebeln eingerieben? KRIEG. Fort, hol die Mörserkeul'! TUMULT. Ach Herr, wir haben Hier keine! Erst seit gestern sind wir hier! KRIEG. So lauf und hol mir eine von Athen. TUMULT. Ach Gott, ich laufe schon, sonst krieg ich wieder Schläge! Ab. TRYGAIOS gegen das Publikum. Nun, arme Menschenkinder, sagt, was tun? Ihr seht wie groß, wie nah uns die Gefahr! Denn wenn er nun die Mörserkeule bringt, Setzt er sich hin und stampft die Städt' in Stücke! Hilf, Dionysos, laß den Hals ihn brechen! Tumult kommt zurück. KRIEG. Nun? TUMULT. Herr? KRIEG. Du bringst sie nicht? TUMULT. Das Ding - die Keule - Ist weggekommen aus Athen - du weißt: Der Gerber, der ganz Hellas sonst zermalmte! TRYGAIOS. Hochheilige Athene, o wie gut, Daß er zur rechten Zeit für unsre Stadt Wegkam, eh er dies Mus uns eingerührt! KRIEG. So geh und hol 'ne andre, geh nach Sparta, Marsch, fort! TUMULT. Ich geh! KRIEG. Und komm nur schnell zurück! TRYGAIOS wie oben. Wie wird's uns gehn, ihr Männer? Not und Jammer! Ist etwa unter euch ein Eingeweihter Von Samothrake, o so laßt ihn beten, Daß unterwegs der Bot' ein Bein verstaucht! TUMULT zurückkehrend. O weh, ich Unglücksel'ger, ich Verlorener! KRIEG. Was? Wieder nichts gebracht? TUMULT. Auch den Spartanern Ist ihre Unglückskeule weggekommen! KRIEG. Vermaledeiter, wie? TUMULT. Nach Thrakien Verliehn sie sie und kriegten sie nicht wieder. TRYGAIOS. Schön! Das ist wohlgetan, ihr Dioskuren! Es geht noch gut! Ihr Sterblichen, getrost! KRIEG zum Tumult. Da nimm das Zeug und trag's ins Haus zurück, Ich mach mir drin jetzt einen andern Stämpfel! Beide ab. TRYGAIOS allein. Gottlob! Jetzt ist des Datis Lied am Platz, Der mittags einst, am Penis spielend, sang: »Wie wohl, wie süß, wie wonnig tut es mich!« - Hellenische Männer, jetzo gilt's, des Haders Und Kampfs sich zu entschlagen und die Teure Heraufzuziehn, die holde Friedensgöttin, Bevor der neue Stämpfel uns dran hindert! Drum auf, ihr Bauern, Handelsleut', ihr Meister Der Kunst, des Handwerks, ihr Metöken, Fremden, Ihr von den Inseln, kommt, ihr Völker all! Schnell, nehmt die Hacken, die Taue, Hebebäume nehmt zur Hand, Jetzo gilt's, für unser Wohlsein einen tücht'gen Ruck zu tun! [Aristophanes: Der Frieden. Dichtung der Antike von Homer bis Nonnos, S. 1598 (vgl. Aristoph.-Kom. Bd. 1, S. 258 ff.) (c) Aufbau-Verlag] LETHE Der Fluss des Vergessens, ein Fluss der Unterwelt. Alle Verstorbenen tranken auf dem Weg in den Hades von seinem Wasser. Erst dadurch konnten sie sich nicht mehr an ihr früheres Leben erinnern. Das Vergessen wurde auch in anderer Form gedacht. Als z. B. Theseus und Peirithoos in den Hades gingen und für Peirithoos um die Hand der Persephone anhielten, bat Hades sie freundlich Platz zu nehmen. Sie setzten sich auf den Stuhl der Lethe, den Stuhl des Vergessens. Nach Homer und Vergil sitzen sie heute noch dort, weil sie vergessen haben was sie wollten. …… Obwohl Lethe einen Altar im Erechtheion in Athen hatte und von Hesiod theo. 227 zu einer Tochter der Eris gemacht wurde scheint sie nicht direkt als Göttin sondern vielmehr als Personifizierung des Vergessens auf. Sie war aber, natürlich, fest im Volksglauben verankert. ……… Alexander Puschkin, Eugen Onegin 6,22: „Morgen wird der Strahl des Frührots glänzen und der helle Tag aufleuchten; ich aber werde vielleicht in des Grabes verborgenes Dunkel steigen, und die langsame Lethe wird das Andenken an den jungen Dichter verschlingen, die Welt wird mich vergessen; du aber wirst dann doch kommen, Mädchen der Schönheit, eine Träne zu vergießen über der frühen Urne und zu denken: er liebte mich, …..“ LIMOS „Der Hunger“. Allegorie, Personifizierung des Hungers. Die Römer nannten ihn / sie Fames, Kind der Eris; Hesiod Theogonie 227. Ovid met. 8,784 beschreibt den Grässlichen so schön wie sonst niemand: (Erisichthon hatte gegen den Befehl der Fruchtbarkeitsgöttin Demeter / Ceres einen den Nymphen heiligen Baum gefällt. Ceres bestrafte ihn mit unstillbarem Hunger.) „Daß ihn der Hunger verfolg und peinige. Aber dieweil sie Ihm nicht selbst darf nahn - daß Ceres und Hunger zusammen Kommen, verwehrt das Geschick -, ruft unter den Mächten der Berge Eine sie her und beginnt zu der ländlichen Oreade: 'Fern ist am äußersten Strand in dem eisigen Lande der Skythen Kahl und traurig ein Ort, nicht Feldfrucht tragend noch Bäume, Dort ist starrender Frost, dort Blässe und Schauder und Hunger, Der stets darbet, zu Haus. Den heiße dem Schänder sich bergen In das verruchte Gedärm. Ihn soll nicht Fülle der Habe Bannen, und unsere Macht auch soll er bezwingen im Wettstreit. Daß dich die Weite des Wegs nicht kümmere, nimm dir den Wagen, Nimm mein Drachengespann, und lenk es am Zaum in der Höhe.' Sprach's und gab. Sie fährt durch die Luft mit dem Wagen und läßt sich Nieder im skythischen Land. Auf dem Gipfel des starren Gebirges - Kaukasus wird es genannt - entschirrt sie die Hälse der Schlangen. Den sie gesucht, den Hunger, erblickt sie in steinigem Felde, Wie er sich spärliches Gras ausrupft mit Nägeln und Zähnen, Struppig das Haar und blaß das Gesicht, hohl liegen die Augen, Grau die Lippen von Schmutz, voll trockenen Wustes die Kehle, Spröde die Haut, dadurch die Geweide sich ließen erkennen. Dürr standen vor an tief einfallenden Lenden die Knochen; Stelle des Bauchs war nur für den Bauch; frei, möchte man glauben, Schwebte die Brust, nur noch von des Rückgrats Geflechte gehalten. Magerkeit hob die Gelenke hervor, und die Scheiben der Knie Strotzten, und über Gebühr war sichtlich der Knöchel Erhöhung. Wie sie von fern ihn sah - nicht wagte sie nahe zu gehen -, Tat sie der Göttin Geheiß ihm kund, und nach kurzem Verweilen, Ob auch ferne sie stand, ob auch sie kaum erst gekommen, Spürete Hunger sie doch, und von hinnen gewendet die Zügel, Trieb sie die Drachen zurück nach Hämonien hoch in den Lüften. Aber der Hunger, wie sehr auch immer dem Wirken der Ceres Feindlich er ist, vollzieht ihr Gebot und fliegt durch den Luftraum Zu dem befohlenen Haus mit dem Wind, und des Götterverächters Kammer betritt er alsbald und umfängt ihn mit doppeltem Arme, Während in ruhigem Schlaf - denn Nachtzeit war's - er gebannt lag. Einhaucht er sich dem Mann, und den Mund und die Brust und die Kehle Weht er ihm an und flößt in die Adern bedürftige Leere. Nach vollzognem Geheiß die fruchtbaren Lande verlassend, Kehrt er zurück in das ärmliche Haus zum gewohnten Gefilde. Immer umschmeichelte noch Erysichthon mit sanftem Gefieder Freundlicher Schlaf. Nach Speise verlangt er im Bilde des Traumes. Eitel bewegt er den Mund, ermüdet den Zahn an dem Zahne, Läßt an vermeintem Gericht Dienst tun den betrogenen Gaumen Und schluckt nichtige Luft statt Kost mit vergeblicher Mühe. Als nun aber die Ruhe vertrieben, tobt brennende Eßlust, Herrschend im gierigen Schlund und den hungergeplagten Gedärmen. Lang nicht währt's, und er heischt, was Meer, was Erde, was Luftraum Bringen hervor, und klagt ob Hungers an reichlicher Tafel. Selbst bei dem Mahle vermißt er das Mahl; was Städten genügte, Was für ein Volk wohl wäre genug, ist dem einen zuwenig, Und er begehrt stets mehr, je mehr in den Bauch er hinabsenkt. So wie das Meer, das aufnimmt von sämtlichen Landen die Flüsse, Nie von der Flut satt wird und verschluckt die entlegensten Ströme; Wie die verzehrende Glut auch nie sich weigert der Nahrung, Scheite zu Haufen verbrennt und stets, je größerer Vorrat Ihr zufällt, mehr will und gefräßiger wird durch die Menge: So nimmt all die Gerichte der Mund Erysichthons, des Frevlers, Auf und begehret zugleich. Bei ihm wird jegliche Speise Grund zur Speise, und stets wird lediger Raum durch das Essen. Schon war nun von der Gier und des Bauchs Abgrunde verringert, Was er vom Vater geerbt; doch unverringert beharrte Immer die schreckliche Gier, und des nimmer befriedigten Gaumens Glut blieb stark, und zuletzt, wie der Magen verschlungen die Habe, Blieb ihm die Tochter allein, die nicht den Vater verdiente. Sie auch verkauft er, verarmt. Den Gebieter verweigert die Edle. Über die Wogen am Strand hinstreckend die Hände, begann sie: 'Gib mir Schutz vor dem Herrn, du, welcher erbeutet das Kleinod Unserer Jungfrauschaft!' Das hatte Neptunus erbeutet. Dieser erhört ihr Flehen und gibt, obwohl sie noch eben Sah der verfolgende Herr, ihr andre Gestalt und verleiht ihr Männliche Züge und Tracht, wie Fischer sie pflegen zu [Ovid: Verwandlungen (Metamorphoses). Dichtung der Antike von Homer bis Nonnos, S. 12848 (vgl. Ovid-W Bd. 1, S. 206 ff.) (c) Aufbau-Verlag] LITAI Personifikationen des ehrlichen Bereuens, der Abbitte für begangene Fehler, Töchter des Zeus in seiner Funktion als Sühnegott; Homer Ilias 9,502ff: „Denn auch die Litai, die Bitten, Töchter des mächtigen Zeus sind, Hinkenden Fußes, runzlig, mit seitwärts schielenden Augen Gehen sie bekümmert hinter der Ate her, der Verblendung. Ate aber ist kräftig und gut zu Fuß und läuft drum Jedermann gut voran und stiftet all über die Erde Schaden den Menschen an; die Bitten heilen es später. Wer da in Ehrfurcht begegnet den Töchtern des Zeus, wenn sie nahen, Diesem nutzen sie viel und hören auf ihn, wenn er betet. Wenn aber einer sie abweist, starr sich ihnen verweigernd, Alsdann gehen sie hin zu Zeus Kronion und bitten, Daß ihm die Ate folge, damit durch Schaden er büße.“. Um einen begangenen Fehler ehrlich bereuen zu können bedarf es vorerst der Einsicht, Kraft und Selbstüberwindung, göttlichen Eigenschaften, ohne die „Litai“, das ehrliche Bereuen, nicht möglich ist. Es ist anzunehmen, dass die Litai Bestandteil volkstümlicher Erzählungen waren und über Zeus in den Götterhimmel eingeordnet wurden; vergleiche mit Ate >. LOGOI PSEYDEIS Die Personifizierung der Trugrede, eine Tochter aus der Brut der grausamem Eris. …. Hymnos auf Nemesis Nemesis, Göttin, dich rufe ich an, du mächtigste Herrin! Alles erblickst du, betrachtest das Leben der Menschengeschlechter, ewig, erhaben, freust dich, als einzige, stets der Gerechten, meidest verwickelte, niemals beständige Worte; dich fürchten sämtliche Sterblichen, da sie dein Joch auf dem Nacken verspüren. Denn du beurteilst sie alle, beharrlich, und niemals entgeht dir einer, der hochmütig, ohne Verantwortung lästernd, daherschwatzt. Alles erspähst du und hörst du, und alles entscheidet dein Urteil. Du verkörperst das Recht der Sterblichen, oberste Gottheit. Komme, du Selige, Reine, die stets den Geweihten du beistehst, schenke uns gute Gedanken, befreie uns aber von böser, unfrommer, dreist-überheblicher, schwankender, übler Gesinnung! [Anonyma: Orphische Hymnen. Dichtung der Antike von Homer bis Nonnos, S. 148 (vgl. Griech. Lyrik, S. 458) (c) Aufbau-Verlag] LYPE Greek Lyric II Anacreontea, Fragment 38 erwähnt: "Lasst uns fröhlich sein und Wein trinken und singen von Bacchus ... dank ihm wurde Methe (die Trunkenheit) zu uns gebracht, wurden die Grazien geboren, Lype (die Pain) findet Ruhe und Ania (Göttin bzw. Personifizierung der Unruhe und der Unannehmlichkeiten) geht schlafen." LYSSA „Die Wut, der Wahn, der Wahnsinn“. Personifizierung der Wut, des Wahnes und des Wahnsinns. Sie entstand aus der Nyx, als sie mit Blutstropfen, die bei der Kastration des Uranos durch seinen Sohn Kronos entstanden, bespritzt wurde. Lyssa erhielt sehr oft von Göttinnen und Göttern Aufgaben; so z. B. schlug sie im Auftrag der Hera Herakles mit Wahnsinn. Im Wahn tötete er alle seine Kinder von Megara 1. ….. Bildlich dargestellt wurde sie meistens als Angreifende in einem Jägerkostüm. MANIA Die Personifikation / Göttin des Wahnsinns; sie entstand aus den Blutstropfen die bei der Kastration des Uranos auf die Erde tropften und wurde zu den Erinyen gezählt. MEGAIRA Personifikation des „neidischen Zornes“, des „Neides mit dem bösen Blick“. Eine der Erinyen. Auch Erinys, Erinyes oder Maniai (die Rasenden), später aber Eumeniden genannt. Die Römer nannten sie Furien. Sie werden meist mit der Rachegöttin Ara, der Personifikation des Fluches, gleichgestellt. Als Kronos dem Uranos das Geschlechtsteil abschnitt wuchsen aus den Blutstropfen die zur Erde, der Gaia, fielen auch die Erinyen. Meistens wurden sie in einer Dreiheit angerufen: Alekto, die „Unaufhörliche“, Tisiphone / Teisiphone, die „Vergeltung“ und Megaira, der „neidische Zorn“. Auch die Göttin Mania 2, die Personifikation des Wahnsinns, wurde zu den Erinnyen / Maniai gezählt. Sie waren Zorn- und Rachegeister, Göttinnen der Verfluchung und Vergeltung und die Personifizierung des schlechten Gewissens. Ursprünglich dürften sie personifizierte Flüche gewesen sein. Sie spiegeln einen sehr alten griechischen Glauben an eine göttliche Gerechtigkeit in der Vergeltung wider. Aus der Unterwelt aufsteigend, hässlich, alt, geflügelt, mit Schlangen anstatt Haaren auf dem Kopf und schwarzer Haut, aus den Augen floss giftiger Geifer, brüllend wie Stiere und Wölfe, mit Fackeln, Schlangen und Keulen bewaffnet, so stellten sich die Menschen der frühesten Epochen das ‚verfolgende schlechte Gewissen‘ vor. Da sie älter waren als die Nachkommen des Kronos standen sie über den regierenden Göttern. Ihre Hauptaufgaben waren der Schutz des Mutterrechtes und der göttlichen Rangordnung innerhalb der Familien. Ihr Tun und Handeln, ihre Vergeltung im seelisch-geistigen Bereich, schützte diejenigen, die menschliches Recht nicht schützen konnten, speziell dann, wenn das Unrecht in der eigenen Familie geschah. Diese Funktion war für ein ordnungsgemäßes Leben in der Gesellschaft erforderlich. Im Schutz des Mutterrechtes ist noch sehr stark, z.B. bei Orestes, das auslaufende Matriarchat erkennbar. Nachdem der wegen des Mordes an seiner Mutter angeklagte Orestes bei der Stimmengleichheit der Geschworenen durch die Stimme der Athene, der Göttin der Gerechtigkeit, freigesprochen wurde, zwang Athene die Erinyen ihre primitiven Funktionen aufzugeben und als gütige Eumeniden weiterzuwirken (endgültiges Ende des Matriarchats). Damit wurde Bestrafung für eine begangene Untat durch primitive Verfluchung und Rache abgelöst durch eine ordentliche Rechtssprechung die den göttlichen Weisungen entsprach (Gesetze) und mit Eid abgesichert war. V. D. Kirchner, geb. 1942, „Erinys“, Totenklage, Oper, UA 1990. MELITE 1 „Die Honigsüße“. Eine Okeanide, Tochter des Okeanos und der Tethys, Personifizierung des erfrischenden Regens. Sie war eine der Gespielinnen der Persephone und anwesend, als Hades Persephone raubte; Homerische Hymnen, Hymnos auf Demeter 414ff: „…….Wie er mich aber, dank dem tückischen Rat des Kroniden, meines Vaters, entführte, hinab in die Tiefen der Erde, will ich genau dir, deiner Frage entsprechend, erzählen. Allesamt spielten wir heiter auf der lieblichen Wiese, Phaino und Leukippe, Elektra wie auch Ianthe und Melite, Iache, Rhodeia, dazu Kallirhoë, und Melobosis und Tyche und, mit rosigem Antlitz, Okyrhoë, Chrysëis auch, Ianeira, Akaste und Admete, Rhodope und Pluto, Kalypso, die schöne, Styx, Urania und Galaxaure, die reizende, Pallas, Herrin der Schlachten, und Artemis, treffend mit Pfeilen - wir alle trieben fröhliche Spiele und pflückten liebliche Blumen, nebeneinander freundliche Krokusse, Iris, auch rote Rosen, Rittersporn, Lilien, ein erstaunlicher Anblick, und die Narzisse, die weithin der Boden, dem Krokus gleich, nährte. Freudigen Eifers pflückte ich sie. Da klaffte die Erde jäh auseinander, herausfuhr der mächtige Fürst Polydegmon, riß mich auf seinem goldenen Wagen mit in die Tiefe, wenn ich auch heftig mich sträubte, auch gellend den Hilferuf ausstieß. Damit berichte ich, tief betrübt, dir den wirklichen Hergang.«“ [Anonyma: Homerische Hymnen. Dichtung der Antike von Homer bis Nonnos, S. 41 (vgl. Griech. Lyrik, S. 14) (c) Aufbau-Verlag] MENESTHO 1 Okeanide, Tochter der Thetis und des Okeanos; Hesiod Theogonie 357. Sie ist die Personifizierung des starken Regens. METAMELEIA / METANOIA Tochter des Epimetheus, Personifizierung der Reue. Sie dürfte einen Kult gehabt haben. METHE 1 Die Personifizierung der Trunkenheit. In einem Rundtempel in Epidauros war Methe neben Eros auf einem Gemälde abgebildet; Pausanias 2,27,3. Greek Lyric II Anacreontea, Fragment 38 erwähnt: "Lasst uns fröhlich sein und Wein trinken und singen von Bacchus ... dank ihm wurde Methe (die Trunkenheit) zu uns gebracht, wurden die Grazien geboren, Lype (die Pain) findet Ruhe und Ania (Göttin bzw. Personifizierung der Unruhe und der Unannehmlichkeiten) geht schlafen." 1. Nymphe, Göttin, Personifizierung der Trunkenheit. In einem Rundtempel in Epidauros war Methe neben Eros auf einem Gemälde abgebildet; Pausanias 2,27,3: "Darin ist von der Hand des Pausias ein Eros gemalt, der Geschoße und Bogen niedergelegt hat und statt ihrer eine Leier trägt. Auch Methe ist hier gemalt, auch dies ein Werk des Pausias, aus einer Glasschale trinkend." (Pausanias: Reisen in Griechenland. Band 1: Athen, die Bücher I - IV in der Übersetzung von Ernst Meyer. Düsseldorf / Zürich: Artemis & Winkler Verlag, 2001.) Auch im Silenstempel in Elis stand ein Standbild von ihr; Pausanias 6,24,8: "Es ist hier auch ein Tempel des Silen, und zwar für den Silen allein gemacht und nicht mit Dionysos zusammen. Methe gibt ihm Wein in einem Becher." (Pausanias: Reisen in Griechenland. Band 2: Olympia, die Bücher V - VII in der Übersetzung von Ernst Meyer. Düsseldorf / Zürich: Artemis & Winkler Verlag, 2001.) Ihre Entstehung wird bei Greek Lyric II Anacreontea, Fragment 38 erwähnt: "Lasst uns fröhlich sein und Wein trinken und singen von Bacchus ... dank ihm wurde Methe (die Trunkenheit) zu uns gebracht, wurden die Grazien geboren, Lype (die Pain) findet Ruhe und Ania (Göttin bzw. Personifizierung der Unruhe und der Unannehmlichkeiten) geht schlafen." Nonnos nennt in seiner Dionysiaka einen Staphylos als König von Assyrien, Gemahl der Methe 1, und von ihr Vater des Botrys = Weintrauben. Nach dem Tod von Staphylos "tröstet" Dionysos Methe und Botrys: "....... Methe heiße, nach dir, der menschenbeglückende Weinrausch, Botrys nenne ich meine sorgenbrechenden Früchte, Staphylos aber meine von Beeren wimmelnden Trauben, ....." Methe wird zur Mundschenkin, zur Bassaride des Dionysos. Nonnos Dion. 19,1ff: "Neunzehnter Gesang Staphylos starb. Zum Ruhm des bestatteten Freundes stiftet Dionysos einen musischen Wettstreit. Derart sprach er. Und Botrys, den schmerzhaften Stachel der frischen Trauer im Herzen, konnte nicht sprechen. Quellende Tränen zwangen die Lippen zum Schweigen. Schließlich richtete Methe, wenn auch in tiefer Trauer, herzlich ihr Grußwort an Bakchos: »Bakchos, vernimm: Dein Staphylos, unermüdlicher Schutzherr deiner Tänze, wurde umfangen vom ewigen Schlummer, deinen Staphylos rafften hinweg die charonischen Winde. Doppelt belastender Schmerz überfiel mich: Der Spender des Weines, Bakchos, verließ mich, mein Gatte wurde von Krankheit ergriffen. Bittere Trauer mußte um beide zugleich ich empfinden, um den verstorbenen Staphylos wie um den fernen Lyaios. Gib mir doch, lieber Bakchos, gib mir doch, bitte, gleich einen Becher voll deines perlenden Weines: Indem ich ihn schlürfe, schläfre ich ein durch den leidlosen Trank den bohrenden Kummer. Bakchos, du, meine Hoffnung, du jauchzender Gott, wenn ich Wein nur sehe, den Krug nur erblicke, vergieße ich Tränen nicht länger!« Bakchos erbarmte sich ihrer Bitte. Er mischte im Becher gleich den sorgenlösenden, unheilabwehrenden Tropfen, reichte ihn Botrys darauf und der trauernden Mutter, und beide tranken den köstlichen Traubensaft, süßen Spender der Freude. Linderung ihrer Qualen verspürten Methe und Botrys, und die Gebieterin sprach zu dem wonnig bezaubernden Bakchos: »Teurer Lyaios, dein Kommen bedeutet mir strahlende Helle, länger nicht spüre ich Kummer und Leid nach Erscheinen des Bakchos! Wirklich, dein Kommen bedeutet mir strahlende Helle: Mit deinem Trunk, heilkräftigem Weine, stillte den Strom ich der Tränen. Nicht mehr bejammere ich das Schicksal des Gatten, des Vaters, werde sogar, sofern du es wünschest, von Botrys mich trennen. Bakchos gilt mir als Vater wie Sohn, zudem auch als Gatte. Wünschst du es, folge ich dir als eine im Heere der Deinen. Eine der Bassariden möchte ich werden, nach deinem Wunsche auch deinen Thyrsos und deine lieblichen Trauben tragen, auch meine Lippen auf Flöten zum Kelterfest pressen. Laß mich zurück nicht als Witwe, ich möchte nicht doppelt mich grämen, über des Staphylos Tod und zugleich des Dionysos Fortgang. Botrys gehört dir als Diener. Lasse das Tanzen ihn lernen, deinen Kult, dein Rüstzeug, auch, bitte, den Kampf mit den Indern! Sehen auch möchte ich ihn, wie er heiter bei weinfrohem Keltern kraftvoll zerstampft mit den Füßen deine herbstlichen Trauben. Denk auch an Pithos, den Greis, und laß ihn nicht ohne die Kenntnis deiner Feste, nicht ohne Genuß des köstlichen Weines!« Bakchos ermutigte sie noch bei diesem Wunsch durch sein Lächeln, sagte darauf zu der Frau, die den Wein so aufrichtig schätzte: »Herrin, du, nächst der goldenen Kypris Spenderin edler Gaben und herzlicher Freuden, beglückende Mutter der Liebe, sitze zum Festschmaus bei Bakchos, der selber von Festfreuden kostet! Sei für Dionysos Kranzträger, ebenso wie Aphrodite, leuchtend umwunden mit Blumen und üppig sprossenden Zweigen! Deine bekränzten Locken sollen die Eifersucht Nikes wecken. Zur Mundschenkin will, nächst der goldenthronenden Hebe, ich dich ernennen. Aufsteigen sollst du mit Weingott Lyaios, mit ihm gemeinsam die Becher kredenzen zur bakchischen Feier. Methe heiße, nach dir, der menschenbeglückende Weinrausch, Botrys nenne ich meine sorgenbrechenden Früchte, Staphylos aber meine von Beeren wimmelnden Trauben, die an den Weinranken hängen und bergen die köstlichen Säfte! Niemals werde ich ohne Methe mich Festschmäusen widmen, niemals auch ohne Methe frohe Gelage begehen!« Derart sprach er und stiftete, Gegner der Trauer, am Grabe des tieftrunkenen Staphylos einen untraurigen Wettkampf, setzte als Kampfpreise einen bärtigen Ziegenbock, dazu einen recht stattlichen Stier aus. Dann rief er die Meister der Harfe öffentlich auf, dem piërischen Wettgesang kühn sich zu stellen, spornte die Teilnehmer dann, erfahrene Spieler der lieblich klingenden Lyra, vor beiden Preisen, mit freundlichen Worten: »Preislieder singen wir hier auf attische Weise. Dem Sieger werde ich einen Stier mit glänzendem Fell übergeben, dem Verlierer indessen den Bock mit den mächtigen Zotten.« Gleich nach den Worten des Bakchos erhob sich ein Spieler der Lyra, der aus dem kalten Gebiet der Bístoner stammte, Oiagros, hatte das Plektron bereits an der Harfe zu hängen. Ihm folgte Attikas Bürger Erechtheus, ein Sohn der Heimat der Lieder. Beide Bewerber, erprobte Meister des Spieles, begaben sich in die Mitte der Hörer, schlangen sich Zweige des Lorbeers rings um das Haar und schürzten ihre Gewänder. Als erstes schlugen zum Prüfen des Tons mit geübtem Griff sie die Saiten vorsichtig an in der ganzen Länge und spannten sie sorgsam, alle der Reihe nach, wollten gehörig sie straffen; sie sollten ja nicht, zu schlaff, den männlichen Klang, nach Weiberart, schwächen. Als den ersten bestimmte das Los den Athener Erechtheus. Meisterhaft schlug er im Takt die Saiten der Lyra und brachte singend ein heimisches Lied zu Gehör: »Fürst Kéleos, mit ihm Sohn Triptólemos, auch Metaneira, die alternde Gattin, nahmen im hohen Alter des Lebens Allmutter Deo gastlich einst auf. Da schenkte sie ihnen die Feldfrüchte. Damals lernte Triptolemos Saatgut in Furchen zu streuen, von seinem ährenbefrachteten Wagen. Als Keleos starb, da beklagte trockenen Auges ihn Deo, die Herrin der Ernte, am frischen Grabe, doch spendete Trost auch erneut mit begeisternden Worten, stillte den bitteren Schmerz des Triptolemos wie Metaneiras. Ebenso nahm auch der König Assyriens gastfrei in seinem Schloß den Dionysos auf, und zum Danke verehrte ihm dieser bakchische Gaben sowie die herbstlichen Früchte des Weinstocks. Und nach dem Tode des Königs Staphylos, Freundes der Trauben, setzte der Gott ein Ende den schmerzlichen Klagen des Sohnes Botrys und stillte den Kummer der Gattin, der jammernden Methe.« Derart sang der erfahrene Künstler, und sämtliche Hörer wurden vom Wohlklang bezaubert. Wie Bakchos, der Schwinger des Thyrsos, staunten sie über die kunstreiche, liebliche attische Weise. Nach ihm begann Fürst Oiagros sein glänzendes Lied vorzutragen. Er, den als Vater des Orpheus die Muse vor allen begnadet, brachte ein Lied von zwei Zeilen nach Art des Apollon zum Vortrag, hellstimmig, kurz und knapp, getreu amykläischer Weise: »Phoibos belebte erneut Hyakinthos, den prachtvoll gelockten, aber Dionysos schenkte dem Staphylos ewiges Leben.« Kaum verklangen die Verse, da brachen die Zuhörer alle voller Begeisterung einstimmig aus in gewaltigen Beifall. Sämtliche Satyrn auch jubelten laut, Dionysos schnellte aufwärts vom Sessel und schwenkte zum Zeichen der Freude die Rechte. Botrys auch fuhr in die Höhe und pries mit jubelndem Zuruf Wohlklang und Rhythmus der Verse, die ihnen der Sänger geboten. Herrscher Dionysos kränzte das Haupt des Oiagros mit Efeu, und voll Freude stampfte der Vater des Orpheus den Boden, als er den Preis für sein Lied in Empfang nahm, den Stier, der noch niemals angeschirrt war, und in Reihen umtanzten ihn froh die Gefährten. Etwas beschämt und verärgert, enttäuscht im eifrigen Streben, führte der Bürger Athens den zottigen Bock von den Kampfplatz." Nonnos Doin. 20,1ff: " Aufgelöst ward die Versammlung. Der Fürst mit dem Thyrsos und seine Satyrn verbrachten die Nacht im prächtigen Schlosse des Botrys. Zu den Gelageteilnehmern stießen die weinfrohen Horen. Handpauken dröhnten zur Mahlzeit, die Flöten der Hirten erklangen weithin mit schrillem Getön. Die Weinschenken füllten geschäftig immer aufs neue die Becher zum pausenlos-üppigen Mahle. Schmeichlerisch baten die Gäste ununterbrochen um weitre Mengen von Wein. In die Höhe sprangen die Bakchen und schwangen emsig die Zimbeln. Die Locken der tanzlustig hüpfenden Mädchen, ungeflochten und ohne Schleier, flogen im Windhauch. Zu sich entbot der Weingott die Gattin des Staphylos, wischte sorglich den Schmutz ihr vom Leib und umhüllte mit weinrotem Kleid sie, reinigte Pithos, den Greis mit dem breiten Barte, desgleichen, warf die mit Asche bestreuten Trauergewänder beiseite, hüllte ihn wieder in einen weißen, glänzenden Leibrock. Botrys auch klagte nicht länger, netzte mit Strömen von Tränen nicht mehr die Wangen. Er fügte sich Bakchos und öffnete seine duftenden Truhen. Aus ihrem Inneren strömte ein reicher Glanz von den vielfältig bunt und prächtig geschmückten Gewändern. Ihnen entnahm er die leuchtenden, fürstlich purpurn gefärbten Kleider des Vaters und legte sie selber sich an. Dann gesellte er sich zu Bakchos, vereint mit ihm sich des Festmahls zu freuen. Über die heiteren Zecher erhob sich der Abendstern, drängte rückwärts das Licht des dem frohen Tanze gewidmeten Tages. Scharenweis hintereinander brachen im Schlosse die Gäste auf und genossen auf üppigen Lagern die Wohltat des Schlafes. Pithos bestieg das gleiche Lager zusammen mit Maron, rülpste empor noch duftende Tropfen nektarischer Kelter; beide berauschten einander mit gleichem Atem die ganze Nacht. Eupetále, die Amme des Bakchos, entzündete eine Fackel und richtete beiden, Dionysos wie auch dem Botrys, ein gemeinsames Bett mit meerespurpurnen Decken." Nonnos Dion. 20,116ff: " Gar nichts hast du gemein mit den Kindern des Zeus. Du erlegtest weder den drohenden Otos noch Ephialtes, den Riesen, schossest nicht Tityos tot mit einem befiederten Pfeile, nicht den zum Unheil liebenden frechen Orion, nicht Argos, Heras Büttel, den Kuhhüter, Sprößling der bosheitenschwangren Erde, der aufpassen sollte auf jene gehörnte Geliebte des Kroniden. Bei Botrys, bei Staphylos feierst du Feste, ruhmlos und waffenlos, grölst nur Lieder zu Ehren des Weines. Schande auch bringst du über die Satyrn, die Söhne der Erde, die sich verleiten lassen zu friedlichem bakchischem Reigen, aber die Aussicht auf Kampf in berauschenden Bechern ertränken. Nach der Schlacht sollte man schmausen, nach dem Kampf mit den Indern in dem Palaste des Staphylos heiterem Tanze sich widmen! Harfenklang mag man genießen nach dem errungenen Siege. Mühsale kostet das Wohnrecht im unzugänglichen Himmel. Keineswegs glatt erstreckt sich der Weg der Seligen. Leistung bahnt den olympischen Pfad der Unsterblichen aufwärts zum Himmel. Du auch vollbringe vielfältige mühsame Taten! Trotz ihres Grolles vermutet selbst Hera, du werdest im Himmelsschloß wohnen.« Darauf flog sie davon. Empor fuhr Bakchos vom Lager, schrecklich im Ohr noch den Nachhall der Worte des drohenden Traumbilds. Aufsprang zugleich der mutige Botrys, zog das Gewand an, das von der glühenden Farbe sidonischen Meerpurpurs strahlte, schnürte um seine Füße die festen goldenen Schuhe, warf um die niemals ermatteten Schultern den leuchtenden Mantel purpurtragender Fürsten, schloß ihn am Hals mit der Brosche, schlang um die Hüften den stolzen Gürtel des Vaters, in seinen Händen das Zepter. Die Satyrn schirrten auf Drängen des Bakchos gleich vor den roten Wagen das Panthergespann. Die Silene stießen ihr Kriegsgeschrei aus. Auch die Bakchen erhoben, die Thyrsen schwingend, den Kampfruf. Die Streitmacht zog in geschlossenen Reihen vorwärts zur Inderschlacht. Durchdringend gellte die Flöte Enýos. Jeder der Hauptleute führte seine Abteilung. Der eine setzte im Sprung auf den Rücken einer rasenden Bärin, peitschte den zottigen Nacken des Tieres und zwang es zum Trabe. Rittlings auf einem Wildstier sitzend, spornte ein andrer vorwärts das Reittier durch Stockschläge gegen die wolligen Flanken, preßte die hängenden Schenkel fest gegen die Rippen des Bullen. Auf dichtfelligem Löwenrücken ritt gar ein dritter, hielt, an der Stelle von Zügeln, gepackt die wallende Mähne. Aus dem Palaste des Vaters sowie aus dem Königreich lenkte Botrys im Purpurgewande seinen vierspännigen Wagen, schloß sich dem Freunde der Trauben, Dionysos, an. Die Bedienten folgten ihm. Seine Mutter, die Fürstin Methe, zu gleicher Zeit auch das weißgekleidete Mädchen Phasýleia, stiegen auf den Wagen der silbernen Räder." (Nonnos: Leben und Taten des Dionysos. Dichtung der Antike von Homer bis Nonnos (c) Aufbau-Verlag http://www.digitale-bibliothek.de/band30.htm. Der Text folgt der Übersetzung von Dietrich Ebener.) METIS „Klugheit, kluger Rat“, die personifizierte Weisheit. Bei Homer ist Metis Appellativ des Zeus, Person ist sie erst bei Hesiod theog. 358 als Okeanine, Tochter der Tethys und des Okeanos. Poros, die Personifizierung der Betriebsamkeit und des Reichtums, ist ihr Sohn. Zeus macht die „Wissenste unter Menschen und Götter“ zu seiner ersten Frau. Er verschlingt die mit Athena schwangere Metis, weil er von Gaia und Uranos erfährt, dass Athena ihm ebenbürtig sein werde und Metis ihm nachher noch einen ihm überlegenen Sohn gebären werde. Zeus erinnerte sich, dass er seinen Vater Kronos gestürzt und in den Tartaros geworfen und Kronos seinen Vater kastriert hatte - männlicher Teil im Mann. Zudem war es ihm unerträglich, dass `die Weisheit´ und `die Klugheit` weiblich waren, also fraß er sie und hat nun alles in sich – im Manne – die Klugheit und die Weisheit als weiblicher Teil des Mannes. (Also – wenn ein Mann etwas Kluges, Weises von sich gibt oder gute Ratschläge erteilt, dann spricht nicht er selbst, sondern Metis, eine Frau, aus ihm.). …….. Metis war es auch, die auf Anraten der Gaia und auf Bitten des Zeus Kronos heimlich jenes Brechmittel gab, nach dessen Genuss er seine verschlungenen Kinder Hestia, Hera, Poseidon, Hades und Demeter erbrach; lies Kronos >. ……… Im Volksmund sagt man heute noch: „Er hat die Weisheit mit dem Löffel gefressen.“ MITLEID Pausanias 1,17,1 berichtet von einem Gott des Mitleides, der am meisten für das menschliche Leben und die Wandlungen des Geschicks nützlich sei, und einen Altar auf der Agora in Athen hatte. Namen nannte er keinen, einen Kult dürfte er nur in Athen gehabt haben. MOMOS Der Tadel. Die Personifizierung der Tadelsucht. Ein Sohn der Nix, der dunklen Nacht; Hesiod Theogonie 211ff: „Nyx gebar die schwärzliche Ker, den schrecklichen Moros, Thánatos, Hypnos gebar sie, gebar das Geschlecht der Oneíren. Ferner gebar die finstere Nyx, mit keinem der Götter zärtlich in Liebe vereint, die peinvolle Oizys, den Momos, die Hesperiden; am hehren Okéanos ferne bewachen jene die herrlichen Äpfel aus Gold und den Baum mit den Früchten. Schließlich gebar sie die Moiren und gnadenlos strafenden Keren, [Láchesis, Klotho und Átropos, die das Gute und Schlechte schon im Moment der Geburt den sterblichen Menschen bestimmen,] die die Vergehen verfolgen unter den Menschen und Göttern eher lassen die Göttinnen nicht vom schrecklichen Zürnen, bis sie die schlimme Strafe gezahlt, wer immer gefrevelt. Und die verderbliche Nyx gebar, den Menschen zum Unheil, Némesis; nach ihr gebar sie Täuschung und Liebesumarmung und das zerstörende Alter, gebar die trotzige Eris. Eris, die schaurige, aber gebar die leidvolle Mühsal, Hunger gebar sie, Vergessen und Schmerz, von Tränen begleitet, Schlachten und Kämpfe und Mord und das Niedermetzeln der Männer, Streit, Hintergehen, Rede und Gegenrede, Mißachtung jeglicher Ordnung, und Ate, beide einander benachbart; schließlich den Horkos. Dieser bringt den Menschen auf Erden schlimmsten Schaden, wenn einer wissentlich Meineid geleistet.“ [Hesiod: Theogonie. Dichtung der Antike von Homer bis Nonnos, S. 4497 (vgl. Hesiod-W, S. 11 ff.) (c) Aufbau-Verlag] ….. Momos war ein Ratgeber des Zeus. Weil er ständig alle Götter tadelte, soll er aus Ärger darüber, dass er an Aphrodite nichts auszusetzen fand, geplatzt sein. Die Redewendung „aus Ärger platzen“ wird heute noch gebraucht. ………………………. Fabel: Zeus, Prometheus, Athene und Momos Als Zeus den Stier, Prometheus den Menschen und Athene das Haus geschaffen hatten, wählten sie sich Momos als Schiedsrichter in ihrem Wettstreit. Voller Neid auf jene Schöpfungen begann dieser zu mäkeln. Zeus habe unzulänglich gearbeitet, weil er die Augen des Stiers nicht auf die Hörner setzte, so daß dieser sehen könnte, wohin er stößt. An Prometheus tadelte er, daß er die Seele des Menschen nicht außen angehängt habe; die Bösewichte würden dann nicht verborgen bleiben, und es würde offenbar werden, was ein jeder im Sinne hat. Als drittes bemerkte er, Athene hätte an ihrem Haus Räder anbringen sollen, damit, wenn einer neben einen bösen Nachbarn zu wohnen käme, er sich leicht entfernen könne. Über so viel Mäkelei ergrimmte Zeus und warf den Momos aus dem Olymp. Die Fabel lehrt, daß nichts so vollkommen ist, daß sich nicht irgend etwas daran tadeln ließe. [Äsop: Die Fabeln des Äsop. Dichtung der Antike von Homer bis Nonnos, S. 2328 (vgl. Ant. Fabeln, S. 59) (c) Aufbau-Verlag] MORBUS „Krankheit“. Personifizierung der Krankheiten, Sohn von Erebos, der ewigen Dunkelheit, und der Göttin Nyx, der Nacht. MORMO Personifizierung des Grausens. Eine Furcht erregende Schreckgestalt mit der man speziell Kinder quälte und ihnen drohte. Sie wurde als Königin der Laistrygonen gedacht die alle ihre Kinder verlor und deshalb allen Kindern nachstellte, sie quälte, fraß ….. die Fantasie kannte keine Grenzen; lies auch Lamia>. MOROS „Das schwarze Verderben“. Personifizierung des unglücklichen Schicksals, das Verderben, Sohn der Nix, der dunklen Nacht; Hesiod Theogonie 211. Frühe primitive Menschen lebten in dem Glauben, dass die dunkle unfreundliche Nacht Ursprung aller Übel, also auch des Unglücks, des unglücklichen Schicksals und des Verderbens sei. MORPHEUS Personifikation der menschlichen Gestalten, die den Menschen in Träumen erscheinen. Sohn des Hypnos, des Schlafes, Bruder von Ikelos, den Tiergestalten im Traum, Phantasos, der Fantasie, Epiphron, der Materie die in Träumen erscheint , und weiteren 996 oder tausenden Gestalten die den Menschen in Träumen erscheinen. Menschliche Gestalten in Träumen unterstanden dem Befehl des Zeus, des Königs der Götter. Er verwendete sie um Einfluss auf die Handlungen der Menschen zu nehmen; „Traum des Agamemnon.“, Homer Ilias 2,1ff: Zweiter Gesang Wie Agamemnon eine Heeresversammlung einberief und das Heer in Schlachtordnung rücken ließ. Wie zahlreich und welcher Art die Streitkräfte waren, die auf seiten der Griechen wie der Troer an dem Kriege teilnahmen Sämtliche Götter und Wagenkämpfer schliefen die ganze Nacht hindurch. Nur Zeus umfing nicht erquickender Schlummer, sondern er sann hin und her, womit er Achilleus zu Ehren bringe, jedoch bei den Schiffen zahlreiche Griechen vernichte. Folgender Plan schien ihm der beste zu sein: Agamemnon, dem Atriden, den unglückbringenden Traumgott zu senden. Und er sprach zum Traum die flugs enteilenden Worte: »Auf, du verderblicher Traum, zu den schnellen Schiffen der Griechen! Tritt in das Zelt Agamemnons, des Sohnes des Atreus, und melde ganz genau ihm alles, entsprechend meinem Befehle! Laß ihn die haupthaarumwallten Achaier eiligst sich wappnen; nunmehr dürfte er Troja, die Stadt mit den prächtigen Straßen, endlich erobern. Nicht länger hegen verschiedene Meinung die olympischen Götter. Hera stimmte durch Flehen sämtlich sie um. Verderben schwebt schon über den Troern.« Derart sprach er. Der Traum brach auf nach Vernehmen des Auftrags und erreichte behende die schnellen Schiffe der Griechen. Zu Agamemnon wandte er sich; er fand ihn im Zelte ruhend, ein gottgesandter Schlummer hielt ihn umfangen. Ihm zu Häupten trat er, gleichend dem Sohne des Neleus, Nestor, den Agamemnon vom Kreise der Alten am höchsten schätzte; in dessen Gestalt sprach zu ihm der himmlische Traumgott: »Schlafen kannst du, Sohn des kundigen Rossebezwingers? Nächtelang schlummern darf kein beratender Fürst, dem ja Menschen anvertraut sind und dem so zahlreiche Pflichten obliegen! Hör mir jetzt aufmerksam zu! Ich bringe dir Botschaft Kronions, der, wenn auch fern, durchaus für dich sorgt und Mitleid dir spendet. Laß die haupthaarumwallten Achaier eiligst sich wappnen! Nunmehr dürftest du Troja, die Stadt mit den prächtigen Straßen, endlich erobern. Nicht länger hegen verschiedene Meinung die olympischen Götter. Hera stimmte durch Flehen sämtlich sie um, Verderben schwebt schon über den Troern dank dem Befehle des Zeus. Behalte den Auftrag, vergiß ihn ja nicht, wenn der wohlig erquickende Schlummer dich freigibt!« So sprach er und entschwand, überließ den König im Zelte seinen Gedanken, denen keine Erfüllung bestimmt war. Wähnte er doch, die Festung des Priamos heute zu nehmen, töricht, ohne zu ahnen, was Zeus tatsächlich bezweckte; der gedachte noch Jammer und Stöhnen heraufzubeschwören Troern und Griechen zugleich, im Verlauf erbitterter Schlachten. Jetzt erwachte er, hörte noch immer die göttliche Stimme. Aufrecht setzte er sich, warf über den weichen und schönen schimmernden Leibrock, legte darum den prächtigen Mantel; unter die glänzenden Füße band er die schmucken Sandalen, hängte sich über die Schulter das silbern beschlagene Schlachtschwert, griff zum Erbstück der Väter, dem unvergänglichen Zepter. Damit durchschritt er das Lager der erzgewappneten Griechen. Schon erklomm die göttliche Eos den hohen Olympos, Zeus und den anderen Göttern den Anbruch des Tages zu melden. Da befahl er den hellstimmig rufenden Herolden, alle haupthaarumwallten Achaier zum Heeresrat zu entbieten. Jene gehorchten, und eilig strömte die Menge zusammen. Eine Beratung der mutigen Alten berief er noch vorher neben dem Schiffe des Nestor ein, des Königs aus Pylos, und entwarf in dem Kreise den folgenden klüglichen Anschlag: »Höret, Freunde, ein göttliches Traumbild erschien mir im Schlafe, tief in erquickender Nacht; am ehesten glich es dem edlen Nestor an Leibesgröße, an stattlichem Wuchs und an Schönheit. Mir zu Häupten trat es und richtete an mich die Worte: 'Schlafen kannst du, Sohn des kundigen Rossebezwingers? Nächtelang schlummern darf kein beratender Fürst, dem ja Menschen anvertraut sind und dem so zahlreiche Pflichten obliegen! Hör mir jetzt aufmerksam zu! Ich bringe dir Botschaft Kronions, der, wenn auch fern, durchaus für dich sorgt und Mitleid dir spendet. Laß die haupthaarumwallten Achaier eiligst sich wappnen! Nunmehr dürftest du Troja, die Stadt mit den prächtigen Straßen, endlich erobern. Nicht länger hegen verschiedene Meinung die olympischen Götter. Hera stimmte durch Flehen sämtlich sie um, Verderben schwebt schon über den Troern auf Befehl des Kroniden. Behalte den Auftrag!' Nach diesen Worten entschwebte es, mich gab frei der köstliche Schlummer. Auf denn, wir bringen vielleicht die Achaier unter die Waffen! Aber ich möchte, als Feldherr, zuerst auf die Probe sie stellen und sie zur Flucht auf den ruderreichen Schiffen verlocken; suchet ihr aber, ein jeder von sich aus, zurück sie zu halten.« Derart sprach er und setzte sich. …….“ [Homer: Ilias. Dichtung der Antike von Homer bis Nonnos, S. 4649 (vgl. Homer-W Bd. 1, S. 24) (c) Aufbau-Verlag] ……. Ovid met. 11,610ff: „Hoch steht inmitten auf schwärzlichem Ebenholze das Lager, Das, rauchfarben, von Flaum, mit dunkeler Decke verhüllt ist. Da ruht selber der Gott, die Glieder gelöst von Erschlaffung. Um ihn liegen im Kreis, nachahmend verschiedne Gestalten, Nichtige Träume zerstreut so viele, wie Ähren die Herbstzeit, Blätter das Dickicht trägt und gespületen Sand das Gestade. Als nun dort eintrat und die hindernden Träume die Jungfrau Drängte hinweg mit der Hand, da ward von dem Glanz des Gewandes Hell das geweihete Haus, und der Gott, der die sinkenden Augen Kaum schwerfällig erhob und wieder und wieder zurücksank Und mit dem nickenden Kinn sich mehrmals oben die Brust schlug, Raffte sich endlich empor aus sich, und gestützt mit dem Arme, Fragt' er, warum sie genaht; denn er kannte sie. Jene versetzte: »Schlaf, du sanftester Gott, du Ruhe der Wesen, der Seele Frieden, o Schlaf, der Sorge du bannst und ermüdete Glieder Nach dem beschwerlichen Dienst neu labst und stärkest zur Arbeit, Heiße der wahren Gestalt Nachahmer, die gaukelnden Träume, Unter des Königes Bild hingehn zum herkulischen Trachis Und der Alkyone nahn und den Schiffbruch zeigen im Abbild. So ist Junos Gebot.« Als Iris vollendet den Auftrag, Eilt sie davon; denn sie kann nicht länger ertragen des Dunstes Wirkende Kraft, und wie sie den Schlaf sich fühlt in die Glieder Schleichen, entflieht sie und kehrt auf dem Bogen, worauf sie gekommen. Unter dem Schwarm nunmehr von Tausenden, die er gezeuget, Rüttelt der Schlafgott auf den Gestalt nachbildenden Künstler Morpheus. Schlauer als der weiß keiner, sobald es befohlen, Darzustellen den Gang, die Gebärde, die Weise des Redens; Kleidung fügt er dazu und von jedem die üblichsten Worte. Doch nur Menschen allein pflegt dieser zu gleichen: ein andrer Zeigt sich als Wild, als Vogel, als lang sich dehnende Schlange. Ikelos nennen den Traum die Himmlischen, aber Phobetor Sterbliche. Noch ist auch mit verschiedener Gabe ein dritter, Phantasos, der in Gestein, in Erdreich, Wasser und Bäume Und was alles der Seel entbehrt, sich trügerisch wandelt. Königen pflegt sein Gesicht und Feldherrn einer zu zeigen Während der Nacht; zu der Masse des Volks gehn schweifend die andern. Die übergeht der Schlafgott, der Vater, und wählt von den Brüdern Allen den Morpheus nur, zu tun, wie die Tochter des Thaumas Hatte bestellt, und gelöst gleich wieder in schlaffer Ermattung, Legt er sich nieder und birgt sein Haupt im erhöheten Lager. Morpheus schwebt alsbald mit geräuschlos gleitenden Flügeln Hin durch die Nacht und gelangt nach kurz nur dauernder Weile In die hämonische Stadt, und vom Leib ablegend die Schwingen, Nimmt er des Keyx Gestalt an und steht mit dem trügenden Aussehn, Ganz wie ein Toter zu sehn, vor der armen Alkyone Lager, Leichenblaß, ohn alles Gewand. Feucht scheinet des Mannes Bart und reichliche Flut zu entströmen dem triefenden Haupthaar. Über das Lager gebeugt, mit Tränen begossen das Antlitz, Redet er. »Kennst du noch, unglückliche Gattin, den Keyx? Oder entstellte der Tod mein Gesicht? Schau her, du erkennst mich; Aber du findest anstatt des Mannes den Schatten des Mannes. Nichts, ach, frommeten mir, Alkyone, deine Gelübde. Tot bin ich längst: mein harre du nicht in betrüglicher Hoffnung! Wolkiger Süd erfaßte das Schiff im Ägäischen Meere, Warf im gewaltigen Sturm es umher und brach es in Stücke. Unseren Mund, der dich umsonst, Alkyone, nannte, Füllte die Meerflut an. Kein unglaubwürdiger Zeuge Kündet dir dies, du hörest es nicht durch schweifende Sage: Ich, der Ertrunkene selbst, erzähle dir hier mein Verhängnis. Auf, nimm Trauergewand und weihe mir Tränen und nimmer Laß mich unbeklagt in den nichtigen Tartarus steigen.« Morpheus fügt zu den Worten den Laut, den für des Gemahles Stimme die Königin hielt; auch wirkliche Tränen zu weinen Schien er und glich durchaus in der Hände Gebaren dem Keyx. Aber Alkyone schluchzt und erhebt mit Tränen die Arme Mitten im Schlaf, und suchend den Mann, umfängt sie die Lüfte. »Bleib, wo eilest du hin?« so ruft sie. »Wir gehen zusammen.« Durch ihr eigenes Wort und des Gatten Erscheinung gestöret, Fährt vom Schlummer sie auf und späht, ob wirklich er da sei, Den sie soeben gesehn. Denn Diener, geweckt von der Stimme, Waren genaht mit Licht. Doch als sie ihn nirgends gefunden, Schlägt sie sich wild das Gesicht und zerreißt das Gewand vor dem Busen, Geißelt die Brust und löst nicht erst, rauft jammernd das Haupthaar; Zu der Ernährerin dann, die fragt nach dem Grunde des Leides, Spricht sie: »Verloren, dahin ist Alkyone! Unter mit ihrem Keyx ging auch sie. Laßt alle die tröstenden Worte. Schiffbruch bracht ihm den Tod. Ich sah und erkannt ihn und streckte Nach dem Entweichenden aus, ihn zu halten begehrend, die Hände. Schatten nur war's; doch deutlich erschien und wirklich der Schatten Meines Gemahls. Zwar trug er, wenn du mich fragst, in dem Antlitz Nicht die gewöhnlichen Züg und die frühere leuchtende Schönheit. Blaß und nackt und noch an dem Haupthaar triefend erblickt ich Unglückselige ihn. Hier stand er, an eben der Stelle, Kläglich zu sehn« - und sie forscht, ob nicht noch Spuren geblieben. »Ja, das war's, das war's, was ahnend im Geist ich gefürchtet; Darum bat ich ihn, nicht, mich fliehend, den Winden zu folgen. Hättest du nur, weil doch, zu sterben bestimmt, du hinweggingst, Mich zur Gefährtin gehabt! Gut wär's, gut wär es gewesen, Nahmst du mich mit: dann hätt ich keinen der Tage in Trennung Traurig verlebt: nicht wär uns verschiedenes Ende geworden. Fern nun fand ich den Tod, fern treib ich umher in den Fluten; Ohne mich selbst umfängt mich die See. Fühlloser im Herzen Wär ich als selber das Meer, wenn länger ich strebte zu leben, Wenn ich nach so viel Schmerz noch übrigzubleiben begehrte. Fern sei solches Begehren! Nicht will ich dich Armen verlassen. Wenigstens folg ich dir jetzt als Begleiterin, und in dem Grabmal Soll uns zwei, wenn nicht die Urne, vereinen die Aufschrift; Wenn nicht Leib zum Leib, soll Name sich fügen zum Namen.« Weiteres hindert der Schmerz, und zu jedem Worte gesellt sich Störend ein Schlag, und Gestöhn entringt sich erstarretem Herzen. [Ovid: Verwandlungen (Metamorphoses). Dichtung der Antike von Homer bis Nonnos, S. 12976 (vgl. Ovid-W Bd. 1, S. 279 ff.) (c) Aufbau-Verlag] NEIKOS Personifizierung von Hass und Streit. Enkelin der Nyx, Tochter der Eris, der Göttin der Zwietracht; Hesiod Theogonie 229. Auch als Schwester und Dienerin der Eris tritt sie in Erscheinung. NEMESIS „Zuweiserin, Vergeltung, Verhängnis.“ Myth. Göttin und Personifizierung der Vergeltung; unerbittliche Bestraferin aller Frevel. Eine Tochter der Nyx; Hesiod Theogonie 221ff: „Nyx gebar die schwärzliche Ker, den schrecklichen Moros, Thánatos, Hypnos gebar sie, gebar das Geschlecht der Oneíren. Ferner gebar die finstere Nyx, mit keinem der Götter zärtlich in Liebe vereint, die peinvolle Oizys, den Momos, die Hesperiden; am hehren Okéanos ferne bewachen jene die herrlichen Äpfel aus Gold und den Baum mit den Früchten. Schließlich gebar sie die Moiren und gnadenlos strafenden Keren, [Láchesis, Klotho und Átropos, die das Gute und Schlechte schon im Moment der Geburt den sterblichen Menschen bestimmen,] die die Vergehen verfolgen unter den Menschen und Göttern eher lassen die Göttinnen nicht vom schrecklichen Zürnen, bis sie die schlimme Strafe gezahlt, wer immer gefrevelt. Und die verderbliche Nyx gebar, den Menschen zum Unheil, Némesis; nach ihr gebar sie Täuschung und Liebesumarmung und das zerstörende Alter, gebar die trotzige Eris. Eris, die schaurige, aber gebar die leidvolle Mühsal, Hunger gebar sie, Vergessen und Schmerz, von Tränen begleitet, Schlachten und Kämpfe und Mord und das Niedermetzeln der Männer, Streit, Hintergehen, Rede und Gegenrede, Mißachtung jeglicher Ordnung, und Ate, beide einander benachbart; schließlich den Horkos. Dieser bringt den Menschen auf Erden schlimmsten Schaden, wenn einer wissentlich Meineid geleistet.“ [Hesiod: Theogonie. Dichtung der Antike von Homer bis Nonnos, S. 4497 (vgl. Hesiod-W, S. 11 ff.) (c) Aufbau-Verlag] ….. Auch als Tochter des Okeanos und des Erebos wird sie gedacht. ….. Als Göttin des gerechten Unwillens verkörpert sie auch jene negativen Gefühle, die Menschen, die ungestraft Verbrechen oder Übeltaten begehen oder unverdient Glück haben, bei anderen erregen. ….. In menschlicher Gestalt erscheint sie in den Kyprien frg. 7 in der Geschichte in der sich Zeus in sie verliebte und sich ihr lüstern näherte. Nemesis, in panischer Angst um ihre Jungfräulichkeit, floh vor dem Lüsternen, verwandelte sich in einen Fisch und sprang in das Meer. Zeus folgte ihr, sie sprang aus dem Wasser und verwandelte sich blitzschnell in verschiedene andere Tiere. Zeus tat das Gleiche. Schlussendlich verwandelte sie sich in eine Gans und - war etwas zu langsam. Denn Zeus verwandelte sich in einen Schwan, erwischte sie und fort war die Jungfräulichkeit. Bald darauf legte sie ein Ei. Ein Hirt fand das Ei und brachte es Leda, der Königin von Sparta. Ehrfurchtsvoll legte die Beschenkte das Ei auf einen Altar oder brütete es selbst aus und als Helene daraus schlüpfte, zog sie das göttliche Kind auf. In einer ähnlichen Sage verwandelte sich Zeus in einen Schwan, Aphrodite sich in einen Adler und zum Schein jagte der Adler den armen Schwan. Nemesis, tierliebend, durchschaute die Hinterlistigkeit nicht, nahm den armen Verfolgten zum Schutz in die Arme ..... – und legte bald darauf das besagte Ei. ……. Im Jahre 490 v. Chr. brachten die Perser, siegesgewiss, einen riesigen Brocken parischen Marmor mit nach Marathon, um aus ihm nach dem erwarteten Sieg ein Siegesmal zu errichten. Sie verloren die Schlacht. Pheidias verarbeitete den Marmor zu einer Statue der Göttin Nemesis; Pausanias 1,33,2ff. ……. Hymnos auf Nemesis Nemesis, Göttin, dich rufe ich an, du mächtigste Herrin! Alles erblickst du, betrachtest das Leben der Menschengeschlechter, ewig, erhaben, freust dich, als einzige, stets der Gerechten, meidest verwickelte, niemals beständige Worte; dich fürchten sämtliche Sterblichen, da sie dein Joch auf dem Nacken verspüren. Denn du beurteilst sie alle, beharrlich, und niemals entgeht dir einer, der hochmütig, ohne Verantwortung lästernd, daherschwatzt. Alles erspähst du und hörst du, und alles entscheidet dein Urteil. Du verkörperst das Recht der Sterblichen, oberste Gottheit. Komme, du Selige, Reine, die stets den Geweihten du beistehst, schenke uns gute Gedanken, befreie uns aber von böser, unfrommer, dreist-überheblicher, schwankender, übler Gesinnung! [Anonyma: Orphische Hymnen. Dichtung der Antike von Homer bis Nonnos, S. 148 (vgl. Griech. Lyrik, S. 458 ff.) (c) Aufbau-Verlag] ………. Hymnos auf Nemesis Du, Nemesis, fittichbeschwingte Lebenskraft, du düsterblickende Gottheit, Tochter des Rechts, die leichthin den menschlichen Stolz du bändigst mit stählernem Zügel, der Sterblichen heillosen Hochmut mit Haß verfolgst und den finsteren Phthonos von dannen jagst! Vor dein unnahbares, rastloses Rad gerät der Irdischen frohes Geschick, du schreitest unversehens und ohne Verzug, du beugst den trotzig erhobenen Nacken. Nach der Elle bemißt du das Leben stets, schlägst immer die Augen hernieder zur Brust, hältst fest in den Händen die Waage. Sei gnädig, selige Herrin des Rechts, du, Nemesis, fittichbeschwingte Lebenskraft! Dich, Nemesis, ewige Gottheit, besingen wir, dich, mächtige Nike, mit Flügeln so breit, die, niemals fehlbar, bei Dike du sitzt und zürnend hinab in den Tartaros bannst die Frevler unter den Menschen. [Mesomedes: [Lyrik]. Dichtung der Antike von Homer bis Nonnos, S. 7984 (vgl. Griech. Lyrik, S. 450-451) (c) Aufbau-Verlag] NIKE 2 „Sieg“. Der Sieg als Sache, Personifizierung des Sieges, aber auch Siegesgöttin. Tochter der Styx und des Pallas 1. Nach Hans Schwabl, unter Berufung auf Himer. or. 19,3, ist Nike eine Tochter des Zeus. Hesiod theog. 383-388: „Styx, des Okeanos Tochter, verband sich mit Pallas und gebar im Palaste Zelos (Ehrgeiz) und Nike (Sieg) mit den schönen Fesseln, gebar auch Kratos (Macht) und Bie (Gewalt), die herrlichen Kinder. Diese wohnen nicht fern von Zeus, und sie nehmen nicht Sitz noch Weg, wo der Gott sie nicht anführt, sondern verweilen immer beim schwer donnernden Zeus.“ Nach dem Sieg des Zeus über die Titanen rief er alle unsterblichen Göttinnen und Götter die ihm beim Kampf geholfen haben zu sich und versprach ihnen, dass sie ihre Wirkungsbereiche behalten dürfen. Denjenigen, die keine hatten, versprach er Ehre und Vorrecht. Auf Anraten ihres Vaters Okeanos kam Styx mit ihren Kindern als erste auf den Olymp, um im Kampf dem Zeus beizustehen. Zeus verlieh ihr dafür die Ehre des Götterschwures. Für alle Zeiten mußte man mit „Bei den Wassern der Styx !“ schwören. Ihre Kinder, sie sind als jene Kräfte zu verstehen auf denen Macht beruht, behielt er bei sich. Mit ihnen hatte Zeus nun alle Macht, die Gewalt, den Ehrgeiz und mit Nike die Entscheidung über Sieg und Niederlage in der Hand – nun war er „König der Götter“ ! …… Dort wo die Nike in der Mehrzahl auftritt, unterstreicht die Anzahl der Niken die Qualität des Sieges. ....... Obwohldie Nike-Vorstellung sehr alt ist, wurde sie als Siegesgöttin Nike erst sehr spät und kaum kultisch verehrt. Mythos hatte sie keinen, auch Sagen umgaben sie nicht. Sie verdankt ihre Verehrung vorwiegend ihren grandiosen bildlichen Darstellungen. ....... Eindrucksvoll waren und sind die Nike-Darstellung in der bildenden Kunst. Eine gewaltige weibliche Figur in einem langen wallenden Gewand. Stehend, schwebend, über, oder im Kreis der Götter oder Menschen verkündete sie den Sieg. Auch siegreich vorwärts stürmend oder fliegend, mit eng anliegendem Gewand, wurde sie dargestellt. Der Bildhauer Archermos aus Chios schuf als erster ca. 550 v. Chr. eine geflügelte Nike (Frühere Darstellungen mit oder ohne Flügel sind unbekannt oder verschollen.). Vom Maler Aglaophon, ca. 420 v. Chr., ist das erste Bild überliefert. Der von Archermos geschaffene Typ der Nike wirkte über das Ende der archaischen Zeit bis zur Victoria Romana und darüber hinaus bis zu den Darstellungen der Engel in der christlichen Kunst (z. B. die Engel Berninis auf der Engelsbrücke). Als Attribute trug sie, meist mit hoch erhobenem Arm, das Siegeszeichen oder einen Siegespreis, einen Kranz, eine Binde, seit dem 4. Jh. auch den Palmzweig. Seit ca. 550 v. Chr. wird Nike auch auf Vasen abgebildet. Auf Münzen erscheint sie meist wie sie, mit dem Kranz in der Hand, auf das Gefährt des zu Bekränzenden zufliegt oder über ihm schwebt. Die berühmtesten Niken waren (auch mit ihrer Wirkung auf die Nachwelt): Von Pheidias die Nike auf der Hand der Athena Parthenos. Auch von Pheidias die Nike auf der Hand des Zeus in Olympia, beide ca. 440 v. Chr. und beide stehende Niken. Die Niken mit Stieren auf der Nikenbalustrade in Athen, 5. Jh. v. Chr. Die Nike des Bildhauers Paionios von Mende. Dieses erhaltene Werk stand ursprünglich vor der Ostfront des Zeustempels in Olympia auf einer 9 Meter hohen Säule und war ein Weihgeschenk der Messenier und Naupaktier nach der Schlacht bei Sphakteria 424 v. Chr. Sie stand auf einem unter ihren Füßen durchfliegenden Adler, sie flog also, mit weit ausgebreiteten Flügeln, die Kleidung eng am Körper und der Mantel vom Flugwind verweht; Pausanias 5,26,1. Die Nike vom großen Fries aus Pergamon. Die berühmteste der erhaltenen Niken, die gewaltige Nike von Samothrake, wurde im 2. Jh. v. Chr. von rhodischen Bildhauern geschaffen und steht heute im Louvre in Paris. Fest steht sie auf der Spitze eines Kriegsschiffes, ihr Kleid von den Wogen durchnässt, stürmt sie kraftvoll, unbezwingbar und siegesbewusst mit wehendem Mantel dem Feind entgegen. ....... Die Römer verehrten als Siegesgöttin die mit der Nike verwandte Victoria. Ihr Name leitet sich ab von „victor“ (= Kraft des Siegers). Damit wurde sie, im Gegensatz zu Nike, die Personifizierung der errungenen Siege. Ihr Kult wurde mit der Weihe eines Victoria-Tempels auf dem Palatin im Jahre 294 v. Chr. begründet. Als Siegesgöttin, als „Errungener Sieg“, wurde sie heroisch dargestellt, thronend, eine große kultische Gottheit. Sulla stiftete 82 v. Chr. die ersten Spiele für Victoria und ließ sich als erster mit ihr auf Münzen abbilden. Julius Cäsar ließ sich vom Senat Victoria zur persönlichen Schutzgöttin erheben. Octavian, als Nachfolger, richtete 44 v. Chr. die „ludi Victoriae Caesaris“ aus und unterstellte sich damit der „Schutzgöttin des Cäsars“. Zur Ehre der Victoria (der siegreichen Schlacht) bei Aktion am 02.09.31 v. Chr. weihte Octavian im Jahre 29 v. Chr. in der von Julius Cäsar neu errichteten Curia Iulia einen Victoria-Altar mit einer Victoria-Statue aus Tarent. Diese berühmte, auf einem Globus stehende „Victoria von Aktion“, verkörperte die „Herrschaft über den geeinten Erdkreis“ unter der Macht des Octavian und wurde auf vielen Münzen abgebildet. Seit 12 v. Chr. wurde ihr vor den Sitzungen des Senates Opfer dargebracht. Die nach 27 v. Chr. von Oktavian / Augustus gestiftete „Victoria Augusti“ wurde zum „religiösen und rechtlichen Symbol des römischen Reiches“. Damit übertraf die römische Victoria mit ihrer Bedeutung die griechische Nike bei weitem. Nach dem Erstarken der christlichen Religion wurde die „Victoria der Curie“ zum „Symbol des Heidentums“ erklärt. Constantius der II ließ den Altar 357 erstmals entfernen, weil „sein Anblick ihn beflecke“; Ambrosius epist. 18,32. Nach langem Streit kehrte er 392 wieder zurück, wurde aber 394 von Theodosius dem Ersten endgültig entfernt. ……. Hymnos auf Nike Mächtige Nike, dich ersehnen die Sterblichen innig, du allein beschwichtigst den Kampfeseifer der Menschen und den entsetzlichen Streit auf dem Schlachtfeld der feindlichen Heere durch die Entscheidung über das ringende Streben zum Siege, dem du die köstlichste Ehre verleihst in jähem Erscheinen. Bist du doch stärker als alle, du birgst, Gepriesene, jeden Zwistes herrlichen Ruhm, umtönt vom Jubel des Glückes. Komm, du Ersehnte, du Selige, kröne strahlenden Auges immer das ruhmvolle Werk durch einen erfolgreichen Ausgang! [Anonyma: Orphische Hymnen. Dichtung der Antike von Homer bis Nonnos, S. 144 (vgl. Griech. Lyrik, S. 456 ff.) (c) Aufbau-Verlag] NOMOS Personifizierung der übergeordneten Gesetzgebung. ……… Hymnos auf Nomos Himmlischer Nomos, dich heiligen Fürsten der Götter und Menschen rufe ich an: Du ordnest die Sterne, du prägtest das wahre Siegel auf Meere und Festland, du festigst, unbeugsam und ruhig, sicher den Stand der Natur, für immer getreu den Gesetzen, denen zufolge du droben dahinträgst den riesigen Himmel, ruchlosen Haß gewaltsam verbannst aus der Ordnung der Dinge, auch für die Sterblichen edle Lebensziele errichtest. Denn wie ein Steuermann lenkst du allein die Wesen, auf rechte Einsicht gestützt und frei von Irrtum, seit ältesten Zeiten äußerst erfahren, und wirkst, ungefährdet, gemeinsam mit allen rechtmäßig Handelnden, stürzt die Frevler jedoch ins Verderben. Seliger, allseits geehrter, beglückender, allen willkommen, spende uns, Mächtigster, voller Huld dein treues Gedenken! [Anonyma: Orphische Hymnen. Dichtung der Antike von Homer bis Nonnos, S. 150 (vgl. Griech. Lyrik, S. 459) (c) Aufbau-Verlag] ODYRMOS Personifizierung des Wehklagens, Bruder der Athymia, der Personifizierung der Mutlosigkeit und Verzweiflung; Kebes pin. 10,3. OINOS 2 Die Personifizierung des Weines in der Form einer Göttin. OISTROS 1 Personifikation der „Raserei“, ähnlich der Mania und der Lyssa. In der Literatur scheint Oistros nicht auf, aber auf Vasen ist sie öfters abgebildet. Aischylos umschreibt sie im Prometheus 565ff: „Io stürmt heran. Zum Zeichen ihrer Verwandlung in eine Kuh trägt sie Hörner auf der Stirn. IO. ……. Ha! Wehe, weh! Da trifft mich Arme schon wieder ein Stich der Bremse. Den Schatten des erdentsprossenen Argos wehre mir ab, Erde! Ich fürchte mich, habe ich den tausendäugigen Wächter vor Augen. Der schleicht heran mit tückischem Blick, ihn birgt nicht einmal als Toten die Erde. Nein, mich Elende scheucht er, der Unterwelt entsteigend, von dannen und läßt mich, die ich verschmachte vor Hunger, dahinirren über den Sand am Meeresgestade. Dazu spielt die Wachsflöte klingend ihre einschläfernde Weise. O wehe, o weh, wohin wird mein Irren mich weiter verschlagen? Welch eine Schuld nur, Sohn des Kronos, welch eine Schuld hast du gefunden an mir, daß du mich solcher Qual unterwirfst - ach, ach -, mich Unglückliche, die ich aus Furcht vor dem Bremsenstich wahnsinnig bin, derartig peinigst? Mit Feuer vernichte mich - oder verbirg mich unter der Erde - oder wirf mich den Ungetümen des Meeres zum Fraße vor! Schlag meine Bitten nicht ab, Herr! Genug hat mein Irren, so weit umher, mich getrieben, und keine Stätte vermag ich zu finden, an der ich den Qualen entrinne. Hörst du die Stimme des Mädchens, das Kuhhörner trägt? PROMETHEUS. Natürlich höre ich das wild gejagte Kind des Inachos, das einen Zeus zur Liebesglut entfachte und nunmehr in endlos langem Lauf, vom Hasse Heras fortgehetzt, sich plagen muß! [Aischylos: Prometheus in Fesseln. Dichtung der Antike von Homer bis Nonnos, S. 665 (vgl. Aischylos-W, S. 134 ff.) (c) Aufbau-Verlag] OIZYS Die Not. Die Personifikation der Not. Die Nyx, die Dunkelheit, die Nacht, gebar vaterlos aus sich heraus die Oizys. Hesiod Theogonie 211ff: „Nyx gebar die schwärzliche Ker, den schrecklichen Moros, Thánatos, Hypnos gebar sie, gebar das Geschlecht der Oneíren. Ferner gebar die finstere Nyx, mit keinem der Götter zärtlich in Liebe vereint, die peinvolle Oizys, den Momos, die Hesperiden; am hehren Okéanos ferne bewachen jene die herrlichen Äpfel aus Gold und den Baum mit den Früchten. Schließlich gebar sie die Moiren und gnadenlos strafenden Keren, [Láchesis, Klotho und Átropos, die das Gute und Schlechte schon im Moment der Geburt den sterblichen Menschen bestimmen,] die die Vergehen verfolgen unter den Menschen und Göttern eher lassen die Göttinnen nicht vom schrecklichen Zürnen, bis sie die schlimme Strafe gezahlt, wer immer gefrevelt. Und die verderbliche Nyx gebar, den Menschen zum Unheil, Némesis; nach ihr gebar sie Täuschung und Liebesumarmung und das zerstörende Alter, gebar die trotzige Eris. Eris, die schaurige, aber gebar die leidvolle Mühsal, Hunger gebar sie, Vergessen und Schmerz, von Tränen begleitet, Schlachten und Kämpfe und Mord und das Niedermetzeln der Männer, Streit, Hintergehen, Rede und Gegenrede, Mißachtung jeglicher Ordnung, und Ate, beide einander benachbart; schließlich den Horkos. Dieser bringt den Menschen auf Erden schlimmsten Schaden, wenn einer wissentlich Meineid geleistet.“ [Hesiod: Theogonie. Dichtung der Antike von Homer bis Nonnos, S. 4497 (vgl. Hesiod-W, S. 11 ff.) (c) Aufbau-Verlag] OKNOS „Der Zauderer“. Personifikation des Zauderns und der Erledigung unnützer Arbeit. Er erscheint in der Literatur und der darstellenden Kunst sehr oft: - Oknos sitzt ratlos bei seinem gestürzten lahmen Esel und der zu Boden gefallenen Holzlast. - Weltberühmt wurde er als der Mann der am Boden sitzend gemütlich ein Seil flechtet das ein Esel hinter ihm wieder auffrisst. OKYR(R)HOE 1,2,3,4,5 „Die Raschfließende.“ 1. Personifizierung des schnellen Regengusses. Tochter des Okeanos und der Tethys, Hesiod theog. 360. Von Helios Mutter des Phasis. Der Sohn erwischte die Mutter beim Ehebruch und tötete sie. Die Erinyen verfolgten ihn unaufhörlich. Vor Verzweiflung stürzte er sich in den Fluss Arkturos, der dann nach ihm Phasis benannt wurde. Sie war auch eine der Gespielinnen der Persephone und anwesend, als Hades Persephone raubte; Homerische Hymnen, Hymnos auf Demeter 414ff: „…….Wie er mich aber, dank dem tückischen Rat des Kroniden, meines Vaters, entführte, hinab in die Tiefen der Erde, will ich genau dir, deiner Frage entsprechend, erzählen. Allesamt spielten wir heiter auf der lieblichen Wiese, Phaino und Leukippe, Elektra wie auch Ianthe und Melite, Iache, Rhodeia, dazu Kallirhoë, und Melobosis und Tyche und, mit rosigem Antlitz, Okyrhoë, Chrysëis auch, Ianeira, Akaste und Admete, Rhodope und Pluto, Kalypso, die schöne, Styx, Urania und Galaxaure, die reizende, Pallas, Herrin der Schlachten, und Artemis, treffend mit Pfeilen - wir alle trieben fröhliche Spiele und pflückten liebliche Blumen, nebeneinander freundliche Krokusse, Iris, auch rote Rosen, Rittersporn, Lilien, ein erstaunlicher Anblick, und die Narzisse, die weithin der Boden, dem Krokus gleich, nährte. Freudigen Eifers pflückte ich sie. Da klaffte die Erde jäh auseinander, herausfuhr der mächtige Fürst Polydegmon, riß mich auf seinem goldenen Wagen mit in die Tiefe, wenn ich auch heftig mich sträubte, auch gellend den Hilferuf ausstieß. Damit berichte ich, tief betrübt, dir den wirklichen Hergang.«“ [Anonyma: Homerische Hymnen. Dichtung der Antike von Homer bis Nonnos, S. 41 (vgl. Griech. Lyrik, S. 14) (c) Aufbau-Verlag] ONEIROS Im Gegensatz zu den in Träumen erscheinenden Gestalten, den Kinder des Hypnos, des Schlafes, ist er die Personifikation des Traumes an und für sich, bzw. die Voraussagung im Traum personifiziert als Gott. Am klarsten dargestellt ist er bei Homer im „Traum des Agammemnon“, Ilias 2,1ff: Zweiter Gesang. Wie Agamemnon eine Heeresversammlung einberief und das Heer in Schlachtordnung rücken ließ. Wie zahlreich und welcher Art die Streitkräfte waren, die auf seiten der Griechen wie der Troer an dem Kriege teilnahmen Sämtliche Götter und Wagenkämpfer schliefen die ganze Nacht hindurch. Nur Zeus umfing nicht erquickender Schlummer, sondern er sann hin und her, womit er Achilleus zu Ehren bringe, jedoch bei den Schiffen zahlreiche Griechen vernichte. Folgender Plan schien ihm der beste zu sein: Agamemnon, dem Atriden, den unglückbringenden Traumgott zu senden. Und er sprach zum Traum die flugs enteilenden Worte: »Auf, du verderblicher Traum, zu den schnellen Schiffen der Griechen! Tritt in das Zelt Agamemnons, des Sohnes des Atreus, und melde ganz genau ihm alles, entsprechend meinem Befehle! Laß ihn die haupthaarumwallten Achaier eiligst sich wappnen; nunmehr dürfte er Troja, die Stadt mit den prächtigen Straßen, endlich erobern. Nicht länger hegen verschiedene Meinung die olympischen Götter. Hera stimmte durch Flehen sämtlich sie um. Verderben schwebt schon über den Troern.« Derart sprach er. Der Traum brach auf nach Vernehmen des Auftrags und erreichte behende die schnellen Schiffe der Griechen. Zu Agamemnon wandte er sich; er fand ihn im Zelte ruhend, ein gottgesandter Schlummer hielt ihn umfangen. Ihm zu Häupten trat er, gleichend dem Sohne des Neleus, Nestor, den Agamemnon vom Kreise der Alten am höchsten schätzte; in dessen Gestalt sprach zu ihm der himmlische Traumgott: »Schlafen kannst du, Sohn des kundigen Rossebezwingers? Nächtelang schlummern darf kein beratender Fürst, dem ja Menschen anvertraut sind und dem so zahlreiche Pflichten obliegen! Hör mir jetzt aufmerksam zu! Ich bringe dir Botschaft Kronions, der, wenn auch fern, durchaus für dich sorgt und Mitleid dir spendet. Laß die haupthaarumwallten Achaier eiligst sich wappnen! Nunmehr dürftest du Troja, die Stadt mit den prächtigen Straßen, endlich erobern. Nicht länger hegen verschiedene Meinung die olympischen Götter. Hera stimmte durch Flehen sämtlich sie um, Verderben schwebt schon über den Troern dank dem Befehle des Zeus. Behalte den Auftrag, vergiß ihn ja nicht, wenn der wohlig erquickende Schlummer dich freigibt!« So sprach er und entschwand, überließ den König im Zelte seinen Gedanken, denen keine Erfüllung bestimmt war. Wähnte er doch, die Festung des Priamos heute zu nehmen, töricht, ohne zu ahnen, was Zeus tatsächlich bezweckte; der gedachte noch Jammer und Stöhnen heraufzubeschwören Troern und Griechen zugleich, im Verlauf erbitterter Schlachten. Jetzt erwachte er, hörte noch immer die göttliche Stimme. Aufrecht setzte er sich, warf über den weichen und schönen schimmernden Leibrock, legte darum den prächtigen Mantel; unter die glänzenden Füße band er die schmucken Sandalen, hängte sich über die Schulter das silbern beschlagene Schlachtschwert, griff zum Erbstück der Väter, dem unvergänglichen Zepter. Damit durchschritt er das Lager der erzgewappneten Griechen. Schon erklomm die göttliche Eos den hohen Olympos, Zeus und den anderen Göttern den Anbruch des Tages zu melden. Da befahl er den hellstimmig rufenden Herolden, alle haupthaarumwallten Achaier zum Heeresrat zu entbieten. Jene gehorchten, und eilig strömte die Menge zusammen. Eine Beratung der mutigen Alten berief er noch vorher neben dem Schiffe des Nestor ein, des Königs aus Pylos, und entwarf in dem Kreise den folgenden klüglichen Anschlag: »Höret, Freunde, ein göttliches Traumbild erschien mir im Schlafe, tief in erquickender Nacht; am ehesten glich es dem edlen Nestor an Leibesgröße, an stattlichem Wuchs und an Schönheit. Mir zu Häupten trat es und richtete an mich die Worte: 'Schlafen kannst du, Sohn des kundigen Rossebezwingers? Nächtelang schlummern darf kein beratender Fürst, dem ja Menschen anvertraut sind und dem so zahlreiche Pflichten obliegen! Hör mir jetzt aufmerksam zu! Ich bringe dir Botschaft Kronions, der, wenn auch fern, durchaus für dich sorgt und Mitleid dir spendet. Laß die haupthaarumwallten Achaier eiligst sich wappnen! Nunmehr dürftest du Troja, die Stadt mit den prächtigen Straßen, endlich erobern. Nicht länger hegen verschiedene Meinung die olympischen Götter. Hera stimmte durch Flehen sämtlich sie um, Verderben schwebt schon über den Troern auf Befehl des Kroniden. Behalte den Auftrag!' Nach diesen Worten entschwebte es, mich gab frei der köstliche Schlummer. Auf denn, wir bringen vielleicht die Achaier unter die Waffen! Aber ich möchte, als Feldherr, zuerst auf die Probe sie stellen und sie zur Flucht auf den ruderreichen Schiffen verlocken; suchet ihr aber, ein jeder von sich aus, zurück sie zu halten.« Derart sprach er und setzte sich. …….“ [Homer: Ilias. Dichtung der Antike von Homer bis Nonnos, S. 4649 (vgl. Homer-W Bd. 1, S. 24) (c) Aufbau-Verlag] …………….. DEM ONEIROS Ich rufe dich, selige Gottheit, Breitgeflügelter, krauser Oneiros, Bote der kommenden Dinge, Der Sterblichen höchster Prophet. ……. (J. O.Plassmann Übersetzer, Orpheus ist angeblicher Verfasser, Orpheus: altgriechische Mysterien. Erstauflage. Köln: Eugen Dietrichsverlag, 1982.) OSSA 6 „Das Gerücht“; Ossa ist die Personifikation des Gerüchtes das von Mensch zu Mensch eilt, eine Botin des Zeus; Ilias 2,93f: „……………..; und um sich griff, wie Feuer, und hetzte Ossa, die Botin des Zeus; doch endlich war man versammelt. Unruhig wogte das Heer, darunter dröhnte der Boden, während die Männer sich setzten; man lärmte.“ [Homer: Ilias. Dichtung der Antike von Homer bis Nonnos, S. 4654 (vgl. Homer-W Bd. 1, S. 24-25) (c) Aufbau-Verlag] Odyssee 24,413f: „Ossa jedoch, die Botin, durchflog inzwischen das Städtchen und erzählte vom bittren Tod und Verderben der Freier.“ [Homer: Odyssee, in einer Übersetzung von Dietrich Ebner. Dichtung der Antike von Homer bis Nonnos, S. 6087 (vgl. Homer-W Bd. 2, S. 379) (c) Aufbau-Verlag] Roland Hampe übersetzt die gleiche Stelle mit: „Ossa jedoch, das Gerücht, lief als Bote rasch durch die Stadt hin, um den grausigen Tod der Freier rings zu vermelden.“ OUREA Personifikation der Berge, die Gaia, die Mutter Erde aus sich heraus geboren hat; Hesiod Theogonie 129. PAIDEIA Die Personifizierung des Begriffes „Bildung“; Kebes 18,2. Ihre Tochter ist die Altheia, die Personifizierung der Wahrheit, die aber auch als Tochter des Zeus, Kronos und Amme des Apollon gilt. PALIOXIS Die weibliche Personifizierung, bzw. des Geistes des Voranstürmens und Zurückziehens in kriegerischen Auseinandersetzungen. Mit ihrer Schwester Proioxis wachte sie über das Kampfgeschehen. PAREGOROS Göttin der „erfolgreichen Werbung“ in Liebesangelegenheiten, Personifizierung der erfolgreichen Liebeswerbung. Eine Göttin im Gefolge der Aphrodite. Ein von Praxiteles geschaffenes Standbild von ihr stand in Megara in der Nähe des Dionysostempels; Pausanias 1,43,6. PEITHO „Überredung“. Personifikation der Überredung, bzw. der Überredungskunst. Auch als Okeanide wird sie überliefert, Hesiod theo. 349. Gemahlin des Phoroneus oder des Argos. Kultische Verehrung und Opfervorschriften sind seit dem 5. Jh. v. Chr. bezeugt. …… Sie stand in enger Beziehung zu anderen Gottheiten wie z. B. Nemesis, Apollon, Artemis und war ständige Begleiterin der Göttin der Liebe, der Aphrodite, um stets da zu sein wenn sie, die Überredungskunst, gebraucht wurde um zum genüsslichen Ziel zu gelangen. In der homerischen Dichtung fehlt Peitho, Hesiod aber nennt sie und die Lyrik kennt sie bereits. Die Wendung zur Bedeutung einer stärker rhetorischen Überredung findet bereits im attischen Drama bei Aischylos, Sophokles und Euripides statt und wird in der Rhetorik, besonders in der Komödie, weiter entwickelt. Später wird Peitho meist allegorisch verwendet. Die älteste bildliche Darstellung auf einem Skyphos ist von ca. 490 v. Chr. Peitho soll laut Pausanias auch auf dem Relief des Pheidias an der Basis des Zeusthrons in Olympia abgebildet gewesen sein und in Argos ein Heiligtum als Artemis Peitho gehabt haben. PENIA Die Armut, die Göttin der Armut und der Not, Enkelin der Eris (Der Streit) und Tochter des Ponos (Leidvolles Mühsal), doch bleibt sie in der Regel nur eine allegorische Gestalt. Sie ist die Mutter der Mühe und Ausdauer und Lehrerin des Fleißes und der Künste. Nur bei Aristophanes, Plutos 415 – 618 tritt sie als Person auf: Dritte Szene Penia, die Göttin der Armut, steigt aus dem Boden auf und vertritt ihnen den Weg. PENIA zu den beiden, die Miene machen zu entfliehen. Was habt ihr vor, unsel'ge Menschenwürmer, Welch himmelschreiend kühnen, sünd'gen Frevel? Wohin? Was flieht ihr? Halt! BLEPSIDEMOS. Hilf, Herakles! PENIA. Elende, bitterelend soll euch's gehn! - Ha, unerträglich! Ihr erdreistet euch Zu tun, was noch, solang die Erde steht, Kein Mensch, kein Gott gewagt? - Ihr seid des Todes! CHREMYLOS. Wer bist du mit dem Leichenantlitz, Weib? BLEPSIDEMOS. Wie's scheint, der tragischen Erinnyen eine, Denn wild-tragödienmäßig schaut sie drein. CHREMYLOS. Doch Fackeln trägt sie nicht. BLEPSIDEMOS. Drum kriegt sie Schläge! PENIA. Wer meint ihr, daß ich sei? BLEPSIDEMOS. Ein Hökerweib, 'ne Herbergsmutter! Denn du plärrtest sonst Uns nicht so mir nichts dir nichts in die Ohren! PENIA. So? Kränkt ihr nicht aufs gröbste mich, indem Ihr aus dem Land mich zu verbannen sucht? CHREMYLOS. Die Schindergrube bleibt dir doch noch übrig! Allein jetzt sag uns endlich, wer du bist! PENIA. Ich bin's, die heute noch euch zücht'gen wird, Weil ihr mich aus dem Weg zu schaffen trachtet! BLEPSIDEMOS. Ist das die Wirtin nicht, da nebenan, Die mich so oft mit falschem Maß geprellt? PENIA. Ich bin die Armut, eure Hausgenossin Seit Jahren! BLEPSIDEMOS. Götter, ach, wo flieh ich hin? CHREMYLOS. He du, wohin? Elender Hasenfuß! Bleib doch! BLEPSIDEMOS. Um keinen Preis! CHREMYLOS. So bleib doch! Wir, Zwei Männer, reißen aus vor einem Weib? BLEPSIDEMOS. Du Narr, die Armut ist's, das giftigste Scheusal, das auf der weiten Welt zu finden! CHREMYLOS. So steh doch, ich beschwöre dich! BLEPSIDEMOS. Nein, nein! CHREMYLOS. Denk doch! Es wär die größte Schändlichkeit, Wenn treulos wir den Gott im Stiche ließen, Vor einem Weib wie feige Memmen flöhn Und nicht als Männer uns zum Kampfe stellten! BLEPSIDEMOS. Mit welchen Waffen? Was vermögen wir? Wo ist der Schild, der Panzer, den sie nicht Auf Penia deutend. Verruchterweis uns zu versetzen zwang? CHREMYLOS. Nur nicht verzagt! Der Gott allein, ich wette, Schlägt die verfluchte Vettel in die Flucht! PENIA. Verworfne, wie, ihr wagt es noch, zu mucksen? Hab ich euch nicht auf frischer Tat ertappt? CHREMYLOS. Du Rabenaas, was rennst du gegen uns an, Beschimpfst uns, die wir dir kein Haar gekrümmt? PENIA. Bei allen Göttern, meint ihr denn, das kränke Mich nicht, wenn ihr den Plutos wieder sehend Zu machen sucht? CHREMYLOS. Geschieht dir unrecht denn, Wenn allen Menschen etwas Gutes wir Verschaffen? PENIA. Gutes schaffen? - Ihr? CHREMYLOS. Jawohl! Wenn wir vor allem dich aus Hellas jagen? PENIA. Was? Mich verjagen? Wißt ihr, daß den Menschen Ihr keinen schlimmern Dienst erweisen könntet? CHREMYLOS. Als den, daß unsern Plan wir schnöd vergäßen! PENIA. Nun wohl! Vor allem will ich euch dies eine Dartun. Und leist ich den Beweis, daß mir, Mir ganz allein ihr alles Gute dankt, Daß ihr durch mich nur lebet - gut! - Wenn nicht, So macht alsdann mit mir, was euch gefällt! CHREMYLOS. Das wagst du uns zu bieten, du Verruchte? PENIA. So laß dich doch belehren! Ohne Müh' Beweis ich dir, daß du dich gröblich irrst, Wenn du die Guten reich zu machen denkst. BLEPSIDEMOS. Halseisen, Block und Prügel, steh mir bei! PENIA. Hör erst, bevor du tobst und donnerwetterst! BLEPSIDEMOS. Wer würde, wenn er solchen Unsinn hört, Nicht Zetermordio schrein? PENIA. Ein kluger Mann! CHREMYLOS. Und welche Strafe leg ich dann dir auf, Wenn du verlierst? PENIA. Was dir gefällt! CHREMYLOS. Es sei! PENIA. Das gleiche trifft auch euch, wenn ihr verliert. CHREMYLOS zu Blepsidemos. Nun, meinst du, zwanzig Tode sind genug? BLEPSIDEMOS. Für sie! - Wir beide haben gnug an zwei'n! PENIA. Die sind euch auch gewiß! Denn keiner kann Stichhalt'ge Gründe mir entgegensetzen! CHORFÜHRER. Nun gilt es, nun sprecht ein vernünftiges Wort und schlagt sie zu Boden mit Gründen, Setzt rüstig ihr zu, nie weichet zurück und behauptet entschlossen das Schlachtfeld. CHREMYLOS. Darüber, behaupt ich, ist jeder sich klar und erkennt als gerecht es und billig, Daß ehrlichen Menschen es wohlergeh und das Glück die Gerechten nur segne, Daß den Schurken hingegen es schlecht ergeh und die Frevler das Unglück verfolge. So, meinten wir, sollt es und müßt es geschehn, und fanden nach langem Studieren Ein vortreffliches Mittel, ein Plänchen so schön und so heilsam und allen ersprießlich: Wir geben dem Plutos zurück das Gesicht, und wenn er dann blind in der Irre Nicht zu tappen mehr braucht, dann wird er gewiß nur die Guten besuchen in Zukunft Und sie nimmer verlassen! Gottlose jedoch wird er fliehn und die Schlechten, dann werden Reich alle, die redlich und ehrlich sind und gehorsam dem Willen der Götter! Sagt selber, wer könnt um die Sterblichen wohl ein größres Verdienst sich erwerben? BLEPSIDEMOS. Wer? Niemand, das will ich bezeugen, ja ich! Wie kannst du das Weib da befragen? CHREMYLOS. Denn ein Leben wie das, das die Sterblichen jetzt, die Unglücklichen, führen - wir kennen's! - Wem kommt es nicht vor wie verkehrt und verdreht, ja, wahrhaftig, die pure Verrücktheit? Nichtswürdige Schurken, und ihrer sind viel, die besitzen die Fülle des Reichtums, Unehrlicherweise zusammengescharrt! Doch viele der redlichsten Männer Sind im Elend und nagen am Hungertuch und verkehren mit dir nur, o Armut! Drum sag ich: wenn sehend nun Plutos wird, so wird sich das alles schon ändern; Was er immer beginnt, es gelingt ihm gewiß, glückselig zu machen die Menschen. PENIA. Wie gelehrig ihr seid und wie gläubig ihr horcht auf den lauteren Unsinn, ihr Toren, O ihr kindischen Greise, mitschwärmend im Chor der Narren und Narrenkumpane! Geschähe das je, was so sehnlich ihr wünscht, was wird es euch nützen? - Nicht so viel! Wenn Plutos fortan, von der Blindheit kuriert, gleichmäßig die Güter verteilte, Da würde von Stund' an kein Mensch sich der Kunst noch nützlichen Wissens befleißigen, Sie würden beseitigt, die beiden, alsdann, und es würde sich jeder bedanken, Zu hämmern, zu schmieden, zu zimmern, zu baun Galeeren und Wagen und Räder, Zu schneidern, zu schustern und Ziegel aus Lehm zu bereiten, zu walken und gerben! Wer pflügte den Acker, wer hackte das Land, wer streute die Saat der Demeter, Wer rührte die Hand, wenn behaglich er könnt und in müßiger Ruhe genießen? CHREMYLOS. Ah, papperlappapp! Die Geschäfte zumal, die du aufzählst, machen die Sklaven, Die Bedienten für uns! PENIA. Die Bedienten? Woher bekommst du dann aber die Sklaven? CHREMYLOS. Die Sklaven? - Natürlich: die kauft man für Geld! PENIA. Doch vor allem - wo werden Verkäufer Sich finden, wenn keinem an Geld es gebricht? CHREMYLOS. O ein Händler, ein spekulativer, Kommt immer hierher aus Thessalien noch, wo die Seelenverkäufer zu Haus sind. PENIA. Wenn es kommt, wie du eben es ausgemalt, da verschwinden die Seelenverkäufer, Und diese gerade von allen zuerst, denn ein Reicher - wird der sich entschließen, Ein Gewerbe wie das zu betreiben, bei dem er sein eigenes Leben aufs Spiel setzt? Du selber alsdann mußt pflügen und säen, mußt hacken und schaffen und schwitzen. Mühseliger dann ist dein Leben als jetzt. CHREMYLOS. Auf den eigenen Kopf dir die Mühsal! PENIA. Und in Betten zu schlafen, das laß dir alsdann nur vergehen: wo willst du sie kriegen? Auch auf Teppichen nicht: denn mit Taschen voll Gold, wer wird sich aufs Weben noch legen? Du besprengst sie mit duftenden Salben nicht mehr, wenn die Braut du im Zuge nach Haus führst; Noch zierst mit gestickten Gewändern du sie, buntfarbig, von köstlichen Stoffen. Nun frag ich, was hast du vom Reichtum dann noch, wenn die Reichen dies alles entbehren? Ich aber verschaff euch in Fülle, woran es euch mangelt! Ich setze zur Seite Mich dem Handwerksmann als gebietende Frau und dräng ihn, sich emsig zu rühren, Damit er der Not und dem Darben entgeh und das Leben sich friste durch Arbeit. CHREMYLOS. Du, sag mir, was kannst du denn Gutes verleihn? - Brandblasen vom Ofen im Badhaus, Und der Kinder Geplärr, die vor Hunger vergehn, und das Winseln und Keifen der Weiber, Und die Läus' und die Wanzen und Mücken und Flöh' und die Schnaken und all das Geziefer, Das summend und brummend das Ohr uns umschwirrt und tanzt um das Lager des Armen, Und sie stacheln ihn auf und sie summen ihm zu: Auf! rühre dich! Willst du verhungern? Statt des Mantels bescherst du den schäbigen Flaus, der zerrissen von oben bis unten, Statt des Betts muß dienen die Binsenstreu, wo den Müden der Wanzen Gewimmel Vom Schlaf aufjagt; statt des Teppichs: von Rohr ein Geflecht, ein verfaultes; als Kissen Liegt unter dem Kopf ein gewaltiger Stein; Brot, Wecken, das wäre zu üppig, Ein Malvensalat mag füllen den Bauch und das Kraut des geschossenen Rettichs. Vom zerbrochenen Kruge das Oberstück ist der Schemel der Füße; der Backtrog Ein gesprungenes Faß! - O wie herrlich, wie schön! Das sind sie, die prächtigen Güter, Das ist deine Bescherung! Ich hab es gezeigt, was die Sterblichen alles dir danken! PENIA. Mich glaubst du zu schildern, die Armut, und hast nur das Leben des Bettlers gezeichnet! CHREMYLOS. Nun, sagt man nicht immer: die Bettelei sei die leibliche Schwester der Armut? PENIA. Ihr sagt es, ihr stellet zusammen wohl auch Dionysios und Thrasybulos! Mein Leben, bei Zeus, ist von ferne nicht gleich dem beschriebnen und wird es auch niemals: Denn ein Bettler ist der, der von allem entblößt in Hunger und Kummer dahinlebt, Arm aber, wer mäßig und sparsam ist und sein Leben fristet mit Arbeit Und zum Überfluß freilich es niemals bringt, doch gesichert auch bleibt vor dem Mangel. CHREMYLOS. O wie selig der Mann, bei Demeter, wie du ihn geschildert! - Er spart und er knickert Und rackert sich ab und erübrigt zuletzt nicht die Kosten zu seinem Begräbnis! PENIA. O spöttle nur, taub für ein ernstes Gespräch! Mit Komödienspäßen versuch es Zu bestreiten, daß ich an Gestalt wie an Geist weit bessere Männer als Plutos Hinstelle! - Was triffst du für Leute denn an auf der Seite des Plutos? - Gesellen, Die das Zipperlein plagt, dickwanstige Herrn mit geschwollenen Wampen und Waden; Doch die Meinen sind schlank wie die Wespen und straff und im Kampfe den Feinden ein Schrecken! CHREMYLOS. Ei natürlich! Durch Hunger beförderst du wohl bei den Deinen die Taille der Wespen! PENIA. Auch der Ehrbarkeit muß ich gedenken und leicht ist die Mühe, den Satz zu beweisen: Rechtschaffenheit wohnt bei der Armut nur, bei dem Reichtum Laster und Frevel! CHREMYLOS. Rechtschaffen, nicht wahr, ist das Stehlen dann auch, Einbrechen und Häuserdurchwühlen? BLEPSIDEMOS. Das versteht sich, wofern es verborgen nur bleibt, rechtschaffen ist's immer gehandelt. PENIA. In den Städten, wie geht's mit den Rednern? Ihr seht es ja täglich, solange sie arm sind, Da handeln sie ehrlich und redlich am Volk und am Staate, wer könnte sie schelten? Doch wenn sie sodann am gemeinsamen Gut sich bereichert, da wandeln sie plötzlich In gefährliche Feinde des Volkes sich um, in Schurken und Landesverräter! CHREMYLOS. Ja leider, das ist nicht gelogen von dir, so ein giftiges Maul du auch sonst hast! Doch geschenkt wird drum an den Schlägen dir nichts - und das Prahlen, das wird dir vergehen! - O du Lügnerin, die zu beschwatzen uns sucht mit erbärmlichen Gründen, daß Armut Weit besser als Reichtum - PENIA. Und hast du mich denn aus dem Felde geschlagen mit Gründen? Nichts kannst du als schnattern und flattern - CHREMYLOS. Warum sucht jeder dir denn zu entfliehen? PENIA. Ja, sie fliehen vor mir, weil sie sehen, daß ich sie zur Besserung zwinge: das könnt ihr An den Kindern ja sehn: die entarteten fliehn vor den Vätern, die doch nur ihr Bestes Erstreben; so schwer ist dem Menschen es stets, zu erkennen, was gut und was bös ist. CHREMYLOS. Da behaupte nur dreist: Zeus selber ist blind und erkennt, was das Beste, mitnichten: Denn den Reichtum behält und genießt er für sich, Gegen das Publikum. und die Alte da schickt er den Menschen. PENIA. O ihr Toren, mit Augen, verkleistert vom Wahn altväterisch-gläubiger Urzeit! Reich nennt ihr den Zeus? Und ich sag: er ist arm, und ich will es euch schlagend beweisen: Wenn er Reichtum besäße, wie kam er dazu, er selbst, der olympischen Spiele Stifter und Schirmherr, der aller vier Jahr allzeit die Hellenen versammelt, Zu verkünden dem Volke durch Heroldsruf: er bekränze den Sieger im Kampfe Mit dem Ölbaumkranz? - »Mit der Krone von Gold!« so lautet' es, säß' er im Reichtum! CHREMYLOS. Nein, eben durch dieses beweist er ja klar, wie den Reichtum er achtet und hochhält: Denn er spart ihn und möchte nicht gerne davon auch nur das geringste verwenden; Drum beschenkt er die Sieger auch nur mit Tand und behält für sich selber den Reichtum. PENIA. Ha, entehrender weit, als die Armut wär, ist der Makel, den du ihm da anhängst, Wenn du eben zum Knicker, so reich er auch sei, und zum schmutzigen Filz ihn erniedrigst! CHREMYLOS. Nun so treffe denn Zeus mit dem Blitze dein Haupt, bekränzt von ihm selbst mit Oliven! PENIA. Nein, wie ihr euch jetzt nur erfrechen noch könnt, es zu leugnen, daß alles, was gut ist, Von der Armut kommt! CHREMYLOS. Bei der Hekate kannst du am besten erfahren, was besser, Ob das Reichsein oder das Hungern? - Sie wird es dir sagen, wer jeglichen Monat Ihr ein Opfer hinaus auf den Kreuzweg schickt: die Begüterten nur und die Reichen! Und wer, noch bevor auf dem Altar es steht, es ihr wegschnappt: armes Gesindel! Nun scher dich zum Henker und muckse nicht mehr, Noch ein Wörtchen, dann wart! Denn hätt'st du auch recht, recht geb ich dir nie! PENIA. »O Argos, du hörst, was der Schreckliche spricht!« CHREMYLOS. Ruf Pauson: er ist ja dein täglicher Gast! PENIA. Wie ergeht mir's, o weh! CHREMYLOS. Zum Geier mit dir, fort, hebe dich weg! PENIA. Oh, wo flücht ich mich hin? CHREMYLOS. In den Block, in den Block! Nur nicht lange gesäumt! Marsch, packe dich fort! PENIA. Er wird kommen, der Tag, wo ihr beide zurück Die Verstoßene ruft! CHREMYLOS. Dann komme, nicht früher! Zum Henker mit dir! Nichts besser als dieses: ich werde jetzt reich Und lasse dich schrein mit zerschlagenem Kopf! Penia geht während des Folgenden langsam ab. BLEPSIDEMOS. Bei den Göttern, und ich, wenn ich reich nun bin, Dann tu ich mir gütlich mit Weib und Kind, Und wenn ich vom Bad frischglänzend gesalbt Heimwandle behaglichen Schrittes, dann will Ich der Arbeitsnot Und der Armut ins Angesicht farzen! Vierte Szene CHREMYLOS. Verfluchte Vettel! Endlich ist sie fort! Jetzt laß uns miteinander schnell den Gott Forttragen in Asklepios' Haus zum Schlafen! BLEPSIDEMOS. Ja, ungesäumt, damit nicht wieder jemand Uns dabei stört, bevor wir fertig sind. CHREMYLOS ruft ins Haus hinein. He, Karion, die Decken schaff heraus, Und bring den Plutos selbst, nur hübsch manierlich! Nimm mit, was sonst noch vorbereitet ist! Alle ab. [Aristophanes: Plutos. Dichtung der Antike von Homer bis Nonnos, S. 2154 (vgl. Aristoph.-Kom. Bd. 2, S. 316 ff.) (c) Aufbau-Verlag] PHANTASOS „Die Fantasie.“ Die Personifizierung der menschlichen Fantasie. Ein Sohn des Hypnos, des Schlafes, Bruder von Morpheus, Ikelos, Epiphron und von 996 oder tausenden weiteren Brüdern, alles Gestalten, die den Menschen in Träumen erscheinen. …….. Ovid met. 11,623ff: »Schlaf, du sanftester Gott, du Ruhe der Wesen, der Seele Frieden, o Schlaf, der Sorge du bannst und ermüdete Glieder Nach dem beschwerlichen Dienst neu labst und stärkest zur Arbeit, Heiße der wahren Gestalt Nachahmer, die gaukelnden Träume, Unter des Königes Bild hingehn zum herkulischen Trachis Und der Alkyone nahn und den Schiffbruch zeigen im Abbild. So ist Junos Gebot.« Als Iris vollendet den Auftrag, Eilt sie davon; denn sie kann nicht länger ertragen des Dunstes Wirkende Kraft, und wie sie den Schlaf sich fühlt in die Glieder Schleichen, entflieht sie und kehrt auf dem Bogen, worauf sie gekommen. Unter dem Schwarm nunmehr von Tausenden, die er gezeuget, Rüttelt der Schlafgott auf den Gestalt nachbildenden Künstler Morpheus. Schlauer als der weiß keiner, sobald es befohlen, Darzustellen den Gang, die Gebärde, die Weise des Redens; Kleidung fügt er dazu und von jedem die üblichsten Worte. Doch nur Menschen allein pflegt dieser zu gleichen: ein andrer Zeigt sich als Wild, als Vogel, als lang sich dehnende Schlange. Ikelos nennen den Traum die Himmlischen, aber Phobetor Sterbliche. Noch ist auch mit verschiedener Gabe ein dritter, Phantasos, der in Gestein, in Erdreich, Wasser und Bäume Und was alles der Seel entbehrt, sich trügerisch wandelt.“ PHEME Göttin, Personifizierung des Gerüchtes, der üblen Nachrede; Hesiod erg. 760ff: „Doch meide das böse Gerede der Menschen. Denn Gerede ist häßlich und schlimm; es ist leicht zu erwerben, wahrhaft ganz leicht, es tragen ist schwer, loswerden ist mühsam. Niemals vergeht ein Gerede völlig, wenn es erst viele Leute im Munde geführt. Es ist darum auch selbst eine Gottheit.“ [Hesiod: Werke und Tage. Dichtung der Antike von Homer bis Nonnos, S. 4577 (vgl. Hesiod-W, S. 79) (c) Aufbau-Verlag] In Athen hatte Pheme einen Altar, der nach dem Sieg des Kimon am Eurymedon errichtet wurde; Pausanias 1,17,1, er nennt sie aber „göttliche Stimme“. Die Römer nannten sie Fama. PHILIA 3 Göttin der Freundschaft. Auf der Akropolis hatte sie einen Tempel; andere Kulte sind kaum nachweisbar. In einem Gedicht des Theodoros Prodromos erscheint sie als Person. PHILOSOPHIA Die Göttin der Philosophie, bzw. die Personifizierung der Philosophie, Tochter der Eudaimonia, der Personifizierung der Glückseligkeit. Ihre Mutter, die Glückseligkeit, gehört zum Gefolge der Aphrodite, der Göttin der Liebe. Ihre Schwestern sind: Episteme, die Personifizierung der Erkenntnis. Andreia, die Personifizierung der gemeinschaftlichen Männermahlzeiten der Spartaner. Dikaiosyne, die Personifikation von Frieden und Gerechtigkeit. Sie gehörte dem Gefolge der Philosophia, der Göttin der Philosophie, an. Kalokagathia (Ihre Funktion konnte nicht eruiert werden.). Sophrosyne, die Personifikation der Besonnenheit, von Treue und Glauben. Eutaxia, die Personifizierung der guten staatlichen Ordnung, der Selbstzucht des Mannes und des Wohlverhaltens speziell in Gymnasien und Palaistren. Eleutheria, die Personifizierung der Freiheit. In der römischen Zeit erschien sie sehr oft auf Münzen. Bei einem Tragiker wird sie als Tochter des Zeus bezeichnet. Enkrateia, die Personifizierung der Selbstbeherrschung und Mäßigung und Praotes, die Personifizierung der Milde und Sanftmut. Diese zehn Schwestern werden gemeinsam die Aretai, „Die Guten“ (= Eigenschaften, die nur bei guten Menschen vorkommen), genannt und wohnen mit ihrer Mutter Eudaimonia, der Glückseligkeit, in der „Glückseligen Wohnung“. ….. Eudaimonia wird auch als Tochter der Aidos, der Personifikation der Schamhaftigkeit, genannt. Die Göttin Aidos, die Personifikation der Scheu, der Schamhaftigkeit, der Sittsamkeit und der Bescheidenheit stand der Göttin Nemesis nahe. Bei Sophokles ist Aidos Beisitzerin des Zeus bei allen seinen Werken und Göttin der Vergebung; Sophokles, Odipus auf Kolonos 1267ff (Polyneikes spricht zu seinem Vater Ödipus): „Jedoch es hat auch Zeus als Beisitz auf seinem Thron Für jedes Werk die Göttin der Vergebung. Und auch dir, Vater, möge sie zur Seite treten. Für das, was fehlgetan ward, gibt es Heilung, Vermehrung aber keine mehr.“ Auch als Amme der Athene wird Aidos gedacht; Schol. Aischylos Prometheus 12. In diesem Fall waren ihre Töchter Eudaimonia, Sophrosyne, die Personifikation der Besonnenheit, Pistis, die Personifikation von Treue und Glauben, und Kalokagatheia. Im goldenen Zeitalter wohnten Sophrosyne und Pistis, also Besonnenheit, Treue und Glauben, auf der Erde. Nach dem goldenen Zeitalter verließen sie die Erde und flogen, begleitet von den Chariten, in den Himmel. Auf der Erde blieb nur Elpis, die Hoffnung. Ihre Freundin war Eutelia, die Göttin der Einfachheit und Sparsamkeit. Der Göttin Eutelia. Sei mir gegrüßt, du göttliche Herrin, Liebling der Weisen, du, Eutelia! Du bist ruhmreicher Göttin verwandt, der Sophrosyne; dein Wesen erstreben alle Gerechten. [Krates: [Lyrik]. Dichtung der Antike von Homer bis Nonnos, S. 6281 (vgl. Griech. Lyrik, S. 408) (c) Aufbau-Verlag]) … In einem besonderen Naheverhältnis zu Eudaimonia und ihren Töchtern stand die Göttin Euthemia, die Personifizierung des guten Mutes und des speziellen Frohsinns, der besonders bei guten Mahlzeiten herrscht. Zur Göttin erhoben stand sie neben den Musen und dem Zeus. … Eudaimonia und alle ihre Töchter sind auf einem Pinax (ein Täfelchen mit einem Verzeichnis) des Kebes, eines Schülers des Sokrates, angeführt. Nach Sokrates definierte Platon diese Begriffe präziser: Das ethisch richtige Verhalten ist absolut feststellbar, denn es ist immer natur- und vernunftgemäß. KURZ: WER IM SINNE DIESER ZEHN SCHWESTERN LEBT, ERLEBT IHRE MUTTER: DIE GLÜCKSELIGKEIT !! PHILOTES Die Personifizierung der sinnlichen Liebe, der Liebesumarmung. Bei Hesiod, dem, neben den Religionen, größten Frauenverachter, ist sie eine Tochter der Nyx. Hesiod Theogonie 211ff: „Nyx gebar die schwärzliche Ker, den schrecklichen Moros, Thánatos, Hypnos gebar sie, gebar das Geschlecht der Oneíren. Ferner gebar die finstere Nyx, mit keinem der Götter zärtlich in Liebe vereint, die peinvolle Oizys, den Momos, die Hesperiden; am hehren Okéanos ferne bewachen jene die herrlichen Äpfel aus Gold und den Baum mit den Früchten. Schließlich gebar sie die Moiren und gnadenlos strafenden Keren, [Láchesis, Klotho und Átropos, die das Gute und Schlechte schon im Moment der Geburt den sterblichen Menschen bestimmen,] die die Vergehen verfolgen unter den Menschen und Göttern eher lassen die Göttinnen nicht vom schrecklichen Zürnen, bis sie die schlimme Strafe gezahlt, wer immer gefrevelt. Und die verderbliche Nyx gebar, den Menschen zum Unheil, Némesis; nach ihr gebar sie Täuschung und Liebesumarmung und das zerstörende Alter, gebar die trotzige Eris. Eris, die schaurige, aber gebar die leidvolle Mühsal, Hunger gebar sie, Vergessen und Schmerz, von Tränen begleitet, Schlachten und Kämpfe und Mord und das Niedermetzeln der Männer, Streit, Hintergehen, Rede und Gegenrede, Mißachtung jeglicher Ordnung, und Ate, beide einander benachbart; schließlich den Horkos. Dieser bringt den Menschen auf Erden schlimmsten Schaden, wenn einer wissentlich Meineid geleistet.“ [Hesiod: Theogonie. Dichtung der Antike von Homer bis Nonnos, S. 4497 (vgl. Hesiod-W, S. 11 ff.) (c) Aufbau-Verlag] PHOBETOR / IKELOS Personifikation der den Menschen in Träumen erscheinenden Tiergestalten. Ikelos nennen ihn nur die Götter, die Menschen nennen ihn Phobetor. Sohn des Hypnos, Bruder Morpheus, Phantasos und von 997 oder tausenden weiteren Gestalten, die den Menschen in Träumen erscheinen. ……. Ovid met. 11,623ff: »Schlaf, du sanftester Gott, du Ruhe der Wesen, der Seele Frieden, o Schlaf, der Sorge du bannst und ermüdete Glieder Nach dem beschwerlichen Dienst neu labst und stärkest zur Arbeit, Heiße der wahren Gestalt Nachahmer, die gaukelnden Träume, Unter des Königes Bild hingehn zum herkulischen Trachis Und der Alkyone nahn und den Schiffbruch zeigen im Abbild. So ist Junos Gebot.« Als Iris vollendet den Auftrag, Eilt sie davon; denn sie kann nicht länger ertragen des Dunstes Wirkende Kraft, und wie sie den Schlaf sich fühlt in die Glieder Schleichen, entflieht sie und kehrt auf dem Bogen, worauf sie gekommen. Unter dem Schwarm nunmehr von Tausenden, die er gezeuget, Rüttelt der Schlafgott auf den Gestalt nachbildenden Künstler Morpheus. Schlauer als der weiß keiner, sobald es befohlen, Darzustellen den Gang, die Gebärde, die Weise des Redens; Kleidung fügt er dazu und von jedem die üblichsten Worte. Doch nur Menschen allein pflegt dieser zu gleichen: ein andrer Zeigt sich als Wild, als Vogel, als lang sich dehnende Schlange. Ikelos nennen den Traum die Himmlischen, aber Phobetor Sterbliche. Noch ist auch mit verschiedener Gabe ein dritter, Phantasos, der in Gestein, in Erdreich, Wasser und Bäume Und was alles der Seel entbehrt, sich trügerisch wandelt.“ PHTHONOS / lat. INVIDIA „Der Neid“, „die Missgunst“. Personifizierung des Neides, der Missgunst. Sohn von Erebos und Nyx, oder des Giganten Pallas 2 und der Styx. Bei den Römern wird sie in weiblicher Form Invidia genannt. Ovid beschreibt diese verderbliche Göttin; met. 2,760ff: Herse gilt der Besuch: den Liebenden, flehen wir, fördre.« „Rasch zu der Mißgunst Haus, das strotzt von schwärzendem Moder, Nimmt sie den Weg. Tief unten versteckt in entlegenem Tale Stehet ihr Haus, der Sonne beraubt, nie offen den Winden, Traurig und arm und voll des erstarrenden Frostes und ständig Bar der erwärmenden Glut und beständig belastet mit Dunkel. Als hierhin sie gelangt, die streitbare, tapfere Jungfrau, Bleibet sie stehn vor dem Haus - denn selbst zu betreten die Wohnstatt Ziemet ihr nicht - und klopft mit der Spitze des Speers an die Pfosten. Gleich ging auf die erschütterte Tür. Da sieht sie die Mißgunst Drinnen am Natternfleisch, der Speise der tückischen Laster, Nagen und wendet sich ab von dem Anblick. Aber die Mißgunst Hebt vom Boden sich träg und lässet die Leiber der Schlangen, Die sie zur Hälfte verzehrt, und naht schwerfälligen Schrittes. Wie sie die Göttin gewahrt von Gestalt ansehnlich und Waffen, Seufzet sie auf und verzieht bei dem tiefen Gestöhne das Antlitz. Bleichheit wohnt im Gesicht, und am Leib ist schmächtige Dürre; Nirgends ein sicherer Blick; gelb sind vom Roste die Zähne, Grün von Galle die Brust, voll giftigen Geifers die Zunge. Lachen ist fern, wenn nicht es erregen gesehene Schmerzen; Nie auch labt sie der Schlaf, da wachsame Sorgen sie stören, Sondern sie schaut (und vergehet vor Unlust über den Anblick) Ungern Menschenglück und nagt an sich und an andern Und ist Marter sich selbst. Ob auch Abscheu sie erfüllte, Redete kurz sie doch Tritonia an mit den Worten: »Senke dein zehrendes Gift in die eine der Töchter des Kekrops - Solches ist not -, die Aglauros sich nennt.« Nicht Weiteres redend, Floh sie und stieß zurück mit gestemmeter Lanze die Erde. Jene, mit schielendem Blick nachsehend der fliehenden Göttin, Murmelte leis vor sich hin, denn der künft'ge Erfolg der Minerva Ärgerte sie. Und sie greift zum Stab, den Dornengeflechte Ringsum hielten verhüllt, und, bedeckt von schwarzem Gewölke, Tritt, wo immer sie wandelt, die blühenden Auen sie nieder Und macht dorren das Gras und köpft die Blüten des Mohnes. Völker befleckt und Städte zugleich und Häuser des Mundes Anhauch. Endlich erblickt sie die hehre tritonische Feste, Die vorleuchtet an Geist und Macht und festlichem Frieden. Tränen versagt sie sich kaum, da sie Tränenwertes vermisset.“ [Ovid: Verwandlungen (Metamorphoses). Dichtung der Antike von Homer bis Nonnos, S. 12583 (vgl. Ovid-W Bd. 1, S. 52 ff.) (c) Aufbau-Verlag] PISTIS „Die Treue und der Glauben“. Personifikation von Treue und Glauben. Die Göttin Aidos, die Personifikation der Scheu, der Schamhaftigkeit, der Sittsamkeit und der Bescheidenheit stand der Göttin Nemesis nahe. Bei Sophokles ist sie Beisitzerin des Zeus bei allen seinen Werken und Göttin der Vergebung; Odipus auf Kolonos 1267f. Auch als Amme der Athene wird sie gedacht; Schol. Aischylos Prometheus 12. Ihre Tochter war Sophrosyne, die Personifikation der Besonnenheit. Im goldenen Zeitalter wohnten Sophrosyne und Pistis, also Besonnenheit, Treue und Glauben, auf der Erde. Nach dem goldenen Zeitalter verließen sie die Erde und flogen, begleitet von den Chariten, in den Himmel. Auf der Erde blieb nur Elpis, die Hoffnung. In Athen hatte sie einen Tempel. In Rom wurde sie unter dem Namen Fides verehrt und hatte ebenfalls einen Tempel. POINE Personifizierung der „Vergeltung“. Ein Kinder fressendes Ungeheuer. Bereits bei Homer wird Poine im weiteren Sinne als die „Vergeltung“ verstanden. Das Bußgeld, das bei ungewollter Tötung (Totschlag) und bei gewollter Tötung (Mord) an die Angehörigen des Getöteten bezahlt werden musste, wurde ebenfalls Poine genannt. Bei Aischylos Eum. 323 beginnt die Personifizierung. Bei Pausanias 1,43,7f ist Poine voll personifiziert: Apollon ließ sich nach einer Drachentötung am Hofe des Krotopos entsühnen. Dabei genoss er mit Psamathe, einer Tochter des Königs, ein leises Verhältnis. Der Göttliche zog sich auf den Olymp zurück, Psamathe brachte Linos 1 auf die Welt. Aus Angst vor dem Vater setzte sie das Kind aus, es wurde von Wölfen gefressen. Als Krotopos vom Fehltritt seiner Tochter und dem Aussetzen des Kindes erfuhr, tötete er seine Tochter. Es wird auch erzählt, dass Krotopos das Kind ausgesetzt hat. Apollon, erzürnt über dieses väterliche Verbrechen an seiner Geliebten, schleuderte Krotopos in den hintersten Winkel des Tartaros und schickte dem Land ein alle Kinder fressendes Ungeheuer, die Poine. Koroibos 1, ein Megarer, tötete dieses Untier. Auf seinem Grab befand sich ein Steinbildwerk das Koroibos, die Poine tötend, darstellte. Pausanias 1,43,8 bezeichnet es als das älteste Steinbild das er je in Griechenland sah. POLEMOS Personifizierung des Krieges. Aristophanes, Frieden 205ff: TRYGAIOS. Warum behandeln sie uns so? Warum? HERMES. Weil ihr den Krieg gewollt, sooft die andern Euch Frieden boten; waren die Spartaner Kaum wieder obenauf, dann riefen sie: »Bim Donner, mer wei's ech zeigen, ihr Athener!« War der Athenerich im Vorteil dann, Und der Spartanerich begehrte Frieden, Gleich schriet ihr wieder: »Was, man will uns prellen? Nein, bei Athene! Vorsicht! Ja, bei Zeus, Sie kommen wieder; denn wir haben Pylos!« TRYGAIOS. Nun ja, die Sprache führt man hierzulande. HERMES. Drum weiß ich nicht, ob ihr die Friedensgöttin Jemals zu sehn bekommt. TRYGAIOS. Wo ist sie denn? HERMES. Der Kriegsgott warf sie in ein tiefes Loch. TRYGAIOS. Ei, wo denn? HERMES. Da hinunter, und du siehst, Wie er's mit Steinen zugedeckt, damit Ihr nie heraus sie kriegen sollt. TRYGAIOS. Und sonst, Was hat er vor mit uns? Das sag mir doch. HERMES. Ich weiß nur eins, daß gestern abend er 'nen ungeheuren Mörser hergeschleppt. TRYGAIOS. Was will er denn mit diesem Mörser machen? HERMES. Die Städte will er drin zu Brei zerstampfen. Doch ich muß fort! Mich dünkt, er kommt soeben Heraus! Was der da drinnen wettert! Ab. TRYGAIOS. Au, Ich lauf davon: mir ist es grad, als hätt' ich Gehört den Donnerklang des Schlachtenmörsers. Versteckt sich. DER KRIEG bringt den Mörser heraus. Du Brut, du Brut, verruchte Menschenbrut! Euch soll das Wetter in die Zähne fahren! TRYGAIOS. Apollon! Dieser Mörser, welch ein Umfang! Der Krieg! - Verderben sprüht sein Auge schon! Der ist's, der Schreckliche, vor dem wir zittern, Der Stierhautschwinger, der uns Beine macht! KRIEG wirft Lauch in den Mörser. Hinein mit dir, verdammtes Prasiai, Drei -, fünffach, hundertfach Verderben dir! TRYGAIOS gegen das Publikum. Das macht uns wenig noch, ihr Männer: denn Dies Ungemach betrifft nur die Spartaner. KRIEG wirft Zwiebeln hinein. Ha, Megara, mit Stumpf und Stiel zerstampft Seist du zu einem Zwiebeltränenmus! TRYGAIOS wie oben. Potztausend, welche bitteren Jammerströme Sind für die Megarer mit eingeschüttet! KRIEG wirft Käse hinein. Sizilien, ha, auch du sollst untergehn! TRYGAIOS wie oben. Weh, welch ein Land wird da wie Käs' zerrieben! KRIEG schüttet Honig hinein. Nun obendrauf noch Honig von Athen! TRYGAIOS wie oben. Du, nimm dir andren Honig - dieser kostet Vier Obolen -; spare den athenischen! KRIEG. Tumult, mein Sklave! TUMULT kommt heraus. Rufst du? KRIEG. Wart, dich soll - Was, müßig stehen? Kennst du diese Faust? Pufft ihn. TRYGAIOS. Das beißt! TUMULT heulend. O lieber Herr, au weh, au weh! Hast du die Faust mit Zwiebeln eingerieben? KRIEG. Fort, hol die Mörserkeul'! TUMULT. Ach Herr, wir haben Hier keine! Erst seit gestern sind wir hier! KRIEG. So lauf und hol mir eine von Athen. TUMULT. Ach Gott, ich laufe schon, sonst krieg ich wieder Schläge! Ab. TRYGAIOS gegen das Publikum. Nun, arme Menschenkinder, sagt, was tun? Ihr seht wie groß, wie nah uns die Gefahr! Denn wenn er nun die Mörserkeule bringt, Setzt er sich hin und stampft die Städt' in Stücke! Hilf, Dionysos, laß den Hals ihn brechen! Tumult kommt zurück. KRIEG. Nun? TUMULT. Herr? KRIEG. Du bringst sie nicht? TUMULT. Das Ding - die Keule - Ist weggekommen aus Athen - du weißt: Der Gerber, der ganz Hellas sonst zermalmte! TRYGAIOS. Hochheilige Athene, o wie gut, Daß er zur rechten Zeit für unsre Stadt Wegkam, eh er dies Mus uns eingerührt! KRIEG. So geh und hol 'ne andre, geh nach Sparta, Marsch, fort! TUMULT. Ich geh! KRIEG. Und komm nur schnell zurück! TRYGAIOS wie oben. Wie wird's uns gehn, ihr Männer? Not und Jammer! Ist etwa unter euch ein Eingeweihter Von Samothrake, o so laßt ihn beten, Daß unterwegs der Bot' ein Bein verstaucht! TUMULT zurückkehrend. O weh, ich Unglücksel'ger, ich Verlorener! KRIEG. Was? Wieder nichts gebracht? TUMULT. Auch den Spartanern Ist ihre Unglückskeule weggekommen! KRIEG. Vermaledeiter, wie? TUMULT. Nach Thrakien Verliehn sie sie und kriegten sie nicht wieder. TRYGAIOS. Schön! Das ist wohlgetan, ihr Dioskuren! Es geht noch gut! Ihr Sterblichen, getrost! KRIEG zum Tumult. Da nimm das Zeug und trag's ins Haus zurück, Ich mach mir drin jetzt einen andern Stämpfel! Beide ab. TRYGAIOS allein. Gottlob! Jetzt ist des Datis Lied am Platz, Der mittags einst, am Penis spielend, sang: »Wie wohl, wie süß, wie wonnig tut es mich!« - Hellenische Männer, jetzo gilt's, des Haders Und Kampfs sich zu entschlagen und die Teure Heraufzuziehn, die holde Friedensgöttin, Bevor der neue Stämpfel uns dran hindert! Drum auf, ihr Bauern, Handelsleut', ihr Meister Der Kunst, des Handwerks, ihr Metöken, Fremden, Ihr von den Inseln, kommt, ihr Völker all! Schnell, nehmt die Hacken, die Taue, Hebebäume nehmt zur Hand, Jetzo gilt's, für unser Wohlsein einen tücht'gen Ruck zu tun! [Aristophanes: Der Frieden. Dichtung der Antike von Homer bis Nonnos, S. 1598 (vgl. Aristoph.-Kom. Bd. 1, S. 258 ff.) (c) Aufbau-Verlag] POMPE Die Personifizierung der religiösen Prozessionen. PONOS Die Personifikation der Arbeit, der Mühe, der Anstrengung, des leidvollen Mühsals. Bei Hesiod wird Ponos als erstes vaterlos geborenes Kind der furchtbaren Göttin Eris, der Göttin der Zwietracht, genannt; Theogonie 226ff: „Eris, die schaurige, aber gebar die leidvolle Mühsal, Hunger gebar sie, Vergessen und Schmerz, von Tränen begleitet, Schlachten und Kämpfe und Mord und das Niedermetzeln der Männer, Streit, Hintergehen, Rede und Gegenrede, Mißachtung jeglicher Ordnung, und Ate, beide einander benachbart; schließlich den Horkos. Dieser bringt den Menschen auf Erden schlimmsten Schaden, wenn einer wissentlich Meineid geleistet.“ [Hesiod: Theogonie. Dichtung der Antike von Homer bis Nonnos, S. 4498 (vgl. Hesiod-W, S. 12) (c) Aufbau-Verlag] Erste Ansätze zur Personifikation sind aber bereits bei Homer zu erkennen; Ilias 16,567f: „Zeus aber spannte verderbliche Nacht auf die heftige Feldschlacht, Dass um den lieben Sohn verderbliche Mühe entstehe.“ Ponos wird auch als Vater der Penia, der Göttin und Personifizierung der Armut, genannt. POROS Personifizierung des Reichtums und der Betriebsamkeit. Sohn der Metis. „Das Schicksal und die Betriebsamkeit, die lobwürdigsten aller Götter, bewältigen alles; Stärke hilft dagegen nichts.“ – steht auf einem im Louvre aufbewahrten ägypt. Papyrus und ist die älteste Erwähnung dieses Gottes. Bei Platon Symposion 203 B, Erzählung der Diotima, hielten die Götter einen Festschmaus zur Ehre des Geburtstages der Aphrodite. Auch Poros saß am Tisch und schmauste. Penia, die Pein, die Armut, stand bettelnd an der Türe. Als Poros, berauscht, sich in den Garten des Zeus zurückzog um ein Nickerchen zu machen schlich sich die Armut nach. Sie wollte ein Kind vom Reichtum, legte sich zu ihm und ……. es funktionierte. Diese Fabel wurde Bestandteil der christlichen Literatur; Paradies, Schlange, Mensch. POTHOS „Sehnsucht“. Personifikation der „Sehnsucht“, speziell der Liebessehnsucht, Sehnsucht nach einem entfernten Projekt, Heimweh, Sehnsucht der Mutter nach dem (gefallenen) Sohn u. s. w. Er gilt als Sohn des Zephyros, des Westwindes (Sehnsucht nach der Ferne), oder Eros und der Iris oder Aphrodite und steht, durch bildliche Darstellungen und Inschriften bewiesen, dem aphrodisischen und dionysischen Kreis nahe. Dass er auch eine enge Beziehung zum Tod hatte beweist eine für Gräber gebräuchliche blasse Blume mit dem Namen Pothos. In der späteren Literatur wird der Unterschied zwischen Pothos und Eros vernachlässigt. Ebenso die Beziehung zu Himeros, der Personifizierung der Liebessehnsucht, alle drei wurden als Einheit gedacht. Euripides „Die Bakchen“ 402ff: CHOR. „……………………… Nach Kypros möchte ich ziehen, der Insel der Aphrodite, wo die Eroten wohnen, die der Menschen Herz bezaubern, und nach Paphos, das der Strom des Barbarenflusses mit hundert Armen befruchtet, von keinem Regen gespeist. Und zum schönsten Sitze der Musen, Pieria, heiliger Stätte am Fuß des Olympos, geleite mich, lärmender, schwärmender Gott, umjubelter Führer der Bakchen! Dort weilen Chariten, dort weilt auch Pothos; dort dürfen die Bakchen ihre Orgien feiern. ………“ [Euripides: Die Bakchen. Dichtung der Antike von Homer bis Nonnos, S. 3926 (vgl. Euripides-W Bd. 3, S. 81-82) (c) Aufbau-Verlag] …….. Pausanias 1,43,6 erwähnt eine von Skopas geschaffene Statue von Pothos im Tempel der Aphrodite in Megara, die neben einer Aphrodite aus Elfenbein und Gold und zwei Werken des Praxiteles stand. PRAOTES Die Personifizierung der Milde und Sanftmut, Tochter der Eudaimonia, der Personifizierung der Glückseligkeit. Ihre Mutter, die Glückseligkeit, gehört zum Gefolge der Aphrodite, der Göttin der Liebe. Ihre Schwestern sind: Episteme, die Personifizierung der Erkenntnis. Andreia, die Personifizierung der gemeinschaftlichen Männermahlzeiten der Spartaner. Dikaiosyne, die Personifikation von Frieden und Gerechtigkeit. Sie gehörte dem Gefolge der Philosophia, der Göttin der Philosophie, an. Kalokagathia (Ihre Funktion konnte nicht eruiert werden.). Sophrosyne, die Personifikation der Besonnenheit, von Treue und Glauben Sie wird auch als Tochter der Aidos, der Personifikation der Schamhaftigkeit, genannt. Die Göttin Aidos, die Personifikation der Scheu, der Schamhaftigkeit, der Sittsamkeit und der Bescheidenheit stand der Göttin Nemesis nahe. Bei Sophokles ist sie Beisitzerin des Zeus bei allen seinen Werken und Göttin der Vergebung; Odipus auf Kolonos 1267f. Auch als Amme der Athene wird sie gedacht; Schol. Aischylos Prometheus 12. Ihre Töchter waren Sophrosyne, die Personifikation der Besonnenheit, Pistis, die Personifikation von Treue und Glauben, und Kalokagatheia. Im goldenen Zeitalter wohnten Sophrosyne und Pistis, also Besonnenheit, Treue und Glauben, auf der Erde. Nach dem goldenen Zeitalter verließen sie die Erde und flogen, begleitet von den Chariten, in den Himmel. Auf der Erde blieb nur Elpis, die Hoffnung. In Pergamon hatte Sophrosyne zwei Altäre. Ihre Freundin war Eutelia, die Göttin der Einfachheit und Sparsamkeit. ……. Der Göttin Eutelia. Sei mir gegrüßt, du göttliche Herrin, Liebling der Weisen, du, Eutelia! Du bist ruhmreicher Göttin verwandt, der Sophrosyne; dein Wesen erstreben alle Gerechten. [Krates: [Lyrik]. Dichtung der Antike von Homer bis Nonnos, S. 6281 (vgl. Griech. Lyrik, S. 408) (c) Aufbau-Verlag] Eutaxia, die Personifizierung der guten staatlichen Ordnung, der Selbstzucht des Mannes und des Wohlverhaltens speziell in Gymnasien und Palaistren. Eleutheria, die Personifizierung der Freiheit. In der römischen Zeit erschien sie sehr oft auf Münzen. Bei einem Tragiker wird sie als Tochter des Zeus bezeichnet. Enkrateia, die Personifizierung der Selbstbeherrschung und Mäßigung. ………….. Die Schwestern werden gemeinsam die Aretai, „Die Guten“ (= Eigenschaften, die nur bei guten Menschen vorkommen), genannt und wohnen in der „Glückseligen Wohnung“. Eudaimonia und alle ihre Töchter sind auf einem Pinax (ein Täfelchen mit einem Verzeichnis) des Kebes angeführt. Nach Sokrates definierte Platon diese Begriffe präziser: Das ethisch richtige Verhalten ist absolut feststellbar, denn es ist immer natur- und vernunftgemäß. PROIOXIS Die weibliche Personifizierung, bzw. ein Geistes des Voranstürmens und Zurückziehens in kriegerischen Auseinandersetzungen. Mit ihrer Schwester Palioxis wachte sie über das Kampfgeschehen. PROMETHEIA „Die weise Voraussicht“. Sie ist die Personifikation der weisen Voraussicht, die Vordenkerin, die durch ihr Vordenken Sorgen abwehrt und wird in ältesten Überlieferungen die Mutter der Cariten und später als Tochter des Prometheus überliefert; Schol. Pindar Pyth. 5,35. PRONOIA Die Vorsehung als personifizierte Gottheit. Pronoia ist auch ein Beiname der Athene. PROPHASIS „Entschuldigende Ausrede“. Personifizierung der entschuldigenden Ausrede, des Vorwandes. Tochter des Epimetheus, Schwester der Metameleia. Pindar Pyth. 5,26ff: „Der ist nicht heimgekommen und hat Epimetheus', des hinterher-klugen, Tochter, die Ausrede, gebracht in der das Recht lenkenden Battiaden Palast;…..“ [Pindar: Pythien. Dichtung der Antike von Homer bis Nonnos, S. 9369 (vgl. Pindar-D, S. 99) (c) Insel-Verlag] PSEUDOLOGOI Die Personifizierung der Lügen. PSEUDOPENIAS Personifizierung der falschen Gelehrsamkeit. RE XXIII/2 1385 SOPHROSYNE Die Personifikation der Besonnenheit, von Treue und Glauben, Tochter der Eudaimonia, der Personifizierung der Glückseligkeit. Ihre Mutter, die Glückseligkeit, gehört zum Gefolge der Aphrodite, der Göttin der Liebe. Sie wird auch als Tochter der Aidos, der Personifikation der Schamhaftigkeit, genannt. Die Göttin Aidos, die Personifikation der Scheu, der Schamhaftigkeit, der Sittsamkeit und der Bescheidenheit stand der Göttin Nemesis nahe. Bei Sophokles ist sie Beisitzerin des Zeus bei allen seinen Werken und Göttin der Vergebung; Odipus auf Kolonos 1267f. Auch als Amme der Athene wird sie gedacht; Schol. Aischylos Prometheus 12. Ihre Töchter waren Sophrosyne, die Personifikation der Besonnenheit, Pistis, die Personifikation von Treue und Glauben, und Kalokagatheia. Im goldenen Zeitalter wohnten Sophrosyne und Pistis, also Besonnenheit, Treue und Glauben, auf der Erde. Nach dem goldenen Zeitalter verließen sie die Erde und flogen, begleitet von den Chariten, in den Himmel. Auf der Erde blieb nur Elpis, die Hoffnung. In Pergamon hatte Sophrosyne zwei Altäre. Ihre Freundin war Eutelie, die Göttin der Einfachheit und Sparsamkeit. Der Göttin Eutelia Sei mir gegrüßt, du göttliche Herrin, Liebling der Weisen, du, Eutelia! Du bist ruhmreicher Göttin verwandt, der Sophrosyne; dein Wesen erstreben alle Gerechten. [Krates: [Lyrik]. Dichtung der Antike von Homer bis Nonnos, S. 6281 (vgl. Griech. Lyrik, S. 408) (c) Aufbau-Verlag] Ihre Schwestern sind: Episteme, die Personifizierung der Erkenntnis. Andreia, die Personifizierung der gemeinschaftlichen Männermahlzeiten der Spartaner. Dikaiosyne, die Personifikation von Frieden und Gerechtigkeit. Sie gehörte dem Gefolge der Philosophia, der Göttin der Philosophie, an. Kalokagathia (Ihre Funktion konnte nicht eruiert werden.). Eutaxia, die Personifizierung der guten staatlichen Ordnung, der Selbstzucht des Mannes und des Wohlverhaltens speziell in Gymnasien und Palästren Eleutheria, die Personifizierung der Freiheit. In der römischen Zeit erschien sie sehr oft auf Münzen. Bei einem Tragiker wird sie als Tochter des Zeus bezeichnet. Enkrateia, die Personifizierung der Selbstbeherrschung und Mäßigung. Praotes, die Personifizierung der Milde und Sanftmut. ………….. Die Schwestern werden gemeinsam die Aretai, „Die Guten“ (= Eigenschaften, die nur bei guten Menschen vorkommen), genannt und wohnen in der „Glückseligen Wohnung“. Eudaimonia und alle ihre Töchter sind auf einem Pinax (ein Täfelchen mit einem Verzeichnis) des Kebes angeführt. Nach Sokrates definierte Platon diese Begriffe präziser: Das ethisch richtige Verhalten ist absolut feststellbar, denn es ist immer natur- und vernunftgemäß. SOTERIA „Retterin“. Die Begriffe Bewahrung vor Schaden und Sicherheit wurden durch die Göttin oder Dämonin Soteria personifiziert. In Aigion in Achaia gab es ein Heiligtum der Göttin Soteria. Ihr Abbild durfte aber nur von den Priestern betrachtet werden. Es war dort der Brauch Brot in das Meer zu werfen um es der Nymphe Arethusa nach Syrakus zu schicken; Pausanias 7,24,3 ….. Eurypylos 6 hat nach Pausanias 7,19,7 und 7,21,7ff ein Heiligtum der Artemis Soteria gestiftet als er vom Wahnsinn geheilt wurde. THANATOS Der Tod. Personifikation des Todes. Sohn der Nxy, der Nacht, auch Tartaros und Gaia sind als Eltern genannt worden. Er wohnt mit seinem Bruder Hypnos, dem Schlaf, im Tartaros und ist sogar den Göttern verhasst. In allen seinen Funktionen ist Thanatos keine Person des Glaubens, nie ein Gott, er ist der „Sensenmann“, der „Gevatter Tod“ unserer Märchen. Bei Thanatos besteht das grundsätzliche Problem, dass nicht klar erkennbar ist ob er eine Gestalt des volkstümlichen Glaubens oder eine reine literarische Personifikation eines abstrakten Begriffes ist. Die ihm zustehenden Funktionen werden oft von den Erinyen oder Keren übernommen, aber der Überbringer des Todes ist nur er. ….. Einige Geschichten des Tanatos : Dem Wunsch der Hera entsprechend mussten Hypnos und Thanatos über Auftrag des Zeus den vor Troia von Patroklos getöteten Sarpedon, einen Sohn des Zeus, durch die Lüfte nach Lykien bringen, damit er dort in Ehren bestattet werden konnte; Homer Ilias 16. Gesang: „Nunmehr sprach der wolkenballende Zeus zu Apollon: »Auf jetzt, mein teurer Phoibos, aus dem Bereich der Geschosse bringe Sarpedon und reinige ihn von dem düsteren Blute, trag ihn dann weiter und wasche ihn gründlich im Wasser des Stromes, salb mit Ambrosia, hülle ihn ein in ambrosische Kleider. Hypnos und Thanatos gib ihn darauf, den Zwillingsgeschwistern; eilig sollen sie fort ihn geleiten, sollen ihn tragen schnell zu den fruchtbaren Fluren des weiten lykischen Landes, wo ihn Geschwister und Vettern beerdigen sollen, mit Ehren, Grab und Säule; all das gebührt als Vorrecht den Toten.« Derart sprach er, und willig gehorchte Apollon dem Vater, eilte vom Ida herab in das furchtbare Schlachtengetümmel, hob aus dem Schwall der Geschosse sogleich den edlen Sarpedon, trug ihn dann weiter und wusch ihn im Wasser des Stromes und salbte ihn mit Ambrosia, hüllte ihn ein in ambrosische Kleider. Hypnos und Thanatos gab er danach ihn, den Zwillingsgeschwistern; eilig sollten sie fort ihn geleiten. So trugen ihn beide schnell zu den fruchtbaren Fluren des weiten lykischen Landes.“ [Homer: Ilias. Dichtung der Antike von Homer bis Nonnos, S. 5141 (vgl. Homer-W Bd. 1, S. 307 ff.) (c) Aufbau-Verlag] ….. In Euripides` ALKESTIS möchte Thanatos Alkestis abholen und in die Unterwelt geleiten. Von Herakles heillos verprügelt muss er aber, er, der Tod, ohne Alkestis die Flucht ergreifen. ……. Wenn Sisyphos auf dem Gipfel von Akrokorinthos saß, dann konnte er das Geschehen im ganzen Land übersehen. Er beobachtete auch Zeus, als dieser in Phlius Aigina 2, die Tochter des Flussgottes Asopos raubte, mit ihr auf die Insel Oinone, die Weininsel, flüchtete und den Aiakos zeugte (lies Aiakos >). Asopos suchte verzweifelt seine Tochter, aber Sisyphos verriet nichts. Erst als ihm der Flussgott versprach auf Akrokorinth eine Quelle entspringen zu lassen (Die Einfassung der Quelle ist heute noch sichtbar.), war Sisyphos zum Verrat am Götterkönig bereit; Pausanias 2,5,1. Zeus erzürnte heftig und beauftragte Thanatos, den Tod, bei Sisyphos seines Amtes zu walten. Sisyphos erspähte auch den daher kommenden Tod. Blitzschnell überwältigte und fesselte er ihn; leider ist die Erzählung, wie er das gemacht hat, verloren gegangen. Kein Mensch konnte mehr sterben und im Hades wunderte man sich, wo waren die täglichen Toten? Ares, der Kriegsgott, wurde von Hades beauftragt nach dem Rechten zu sehen, befreite Thanatos, überwältigte Sisyphos und übergab ihn, gemäß dem Auftrag des Zeus, dem Tod. Der Schlaufuchs aber beschwatzte Thanatos so lange, bis er die Erlaubnis erhielt, dass er, bevor er in den Hades hinabsteigen musste, noch einmal mit seiner Frau Merope sprechen konnte. Er trug ihr auf, den Göttern der Unterwelt nicht mehr zu opfern. Hades und Persephone, die Gottheiten der Unterwelt, wunderten sich. Plötzlich wurden keine Opfer mehr von der Erde herunter geschickt. Es mangelte an Frischfleisch und dem Blut der Opfertiere. Sisyphus erklärte den Beiden, dass seine Gattin vergessen habe zu opfern und er dringend wieder nach oben müsse, um sie daran zu erinnern. Mit seiner Schlauheit betörte er Persephone und Hades und erhielt die Erlaubnis zur Rückkehr. Freundlich verabschiedete er sich von den Gottheiten der Unterwelt und ihrem Sohn Zagreus und rief ihnen das Nimmerwiedersehen zu, das im „Entlaufenen Sisyphos“, einem Satyrspiel des Aischylos, frg. 22o, nachzulesen ist. Ein zweites mal war es ihm gelungen, dem Tod zu entweichen. Hoch betagt beendete er sein Leben friedlich, ging in den Hades und muss nun die bekannte ewige Strafe des Zeus erdulden. Die Bindung des Todes und der damit verbundene Wunsch dass auf Erden niemand mehr sterben kann ist ein uraltes, bis in die Gegenwart reichendes und in allen Kulturen vorkommendes Märchenmotiv. ..… In einer Fabel des Aesop bittet ein uralter schwacher Greis den Tod herbei. Als der Gerufene herbeieilte bat ihn der Alte doch nur ihm beim Aufladen des Holzes zu helfen. ….. Hymnos auf Thanatos Höre mich, der du alles Sterbliche lenkst, der du allen, die du von langher beherrschst, die heiligen Fristen gewährest: Tilgt doch dein Schlummer die Seele, tilgt auch die Bürde des Körpers, wenn die naturgeknüpften Bande du packst und sie auflöst, deinen langdauernden, ewigen Schlaf bringst über die Wesen, gültig für alle, für einige freilich zu Unrecht, für jene, denen du rauh das Leben im kraftvollsten Alter dahinraffst. Denn in dir allein erfüllt sich der Wesen Bestimmung. Du allein läßt weder durch Wünsche noch Bitten dich rühren. Komme, du Seliger, erst nach lange währendem Leben, bitte, ich flehe innig darum mit Gelübden und Opfern: Möge das Alter den Menschen gelten als köstliche Gabe! [Anonyma: Orphische Hymnen. Dichtung der Antike von Homer bis Nonnos, S. 155 (vgl. Griech. Lyrik, S. 461 ff.) (c) Aufbau-Verlag] THAUMAS 1,2 „Wunder“, „der an Wundern Reiche“. 1. Sohn der Gaia und des Pontos oder Uranos. Taumas, das Wunder oder das Sich-wundern, ist die Personifizierung jenes beglückenden Gefühles das man empfindet, wenn man sich über unglaubliche Naturschönheiten am Meer wundert, speziell wenn man einen das Meer berührenden Regenbogen erblickt. ………. Hesiod Theogonie 233ff: „Als seinen ältesten Sohn erzeugte Pontos den wahren, niemals trügenden Nereus - der Greis trägt deshalb den Namen, weil er unfehlbar und gütig und nie vergißt, was des rechten Brauches, sondern er hegt gerechte und milde Gedanken; wiederum dann den mächtigen Thaumas, den mannhaften Phorkys, liebend mit Gaia vereint, und Keto mit herrlichen Wangen und Eurybíë. Sie hat in der Brust aus Stahl eine Seele.“ [Hesiod: Theogonie. Dichtung der Antike von Homer bis Nonnos, S. 4498 (vgl. Hesiod-W, S. 12-13) (c) Aufbau-Verlag) Hesiod theog. 265ff: „Thaumas führte Elektra, die Tochter des tiefströmenden Okeanos, heim, und sie gebar die rasche Iris, die schöngelockten Harpyien Aello und Okypetes, die auf schnellen Flügeln so rasch sind wie die wehenden Winde und Vögel; sie stürmen ja hoch durch die Lüfte.“ Aello wird auch Nikothoe genannt. Auch Okeanos, Pontos und Poseidon werden als Väter und Gaia und Ozomene als Mütter genannt. Andere Schriftsteller gaben ihnen noch Kelaino und Arke 2 als Töchter. Nonnos 26,351ff nennt noch einen Sohn Hydaspes: „Diese Heerscharen sammelten sich auf die Weisung des Königs. Oberster Kriegsherr für alle war der Gebieter der Inder, den einst der Stromgott Hydaspes bei innigem Liebesbund zeugte, als er die Tochter des Helios sich erkor als Gemahlin, Astris, die glücklich gebärende. Diese sollte von Keto stammen, einer Najade, Okéanostochter. Hydaspes schlich sich dereinst in ihr Zimmer, das mit den Wogen sich füllte, schlang um die Braut als Bräutigam fließend zur Hochzeit die Arme, er, ein echtbürtiger Sproß der Titanen. Als Gattin des Thaumas schenkte Elektra nämlich, die rosenarmige, einstmals Zwillingen glücklich das Leben; ihrem Schoße entsproßten einmal der Flußgott, zum andern die Botin der himmlischen Götter, Iris, die windschnelle, und die reißende Flut des Hydaspes, sie mit den Füßen die Lüfte durcheilend, er aber die Strömung. Beide vollziehen das gleiche, doch jeder auf eigene Weise: Iris im Kreise der Himmlischen, unter den Flüssen Hydaspes.“ [Nonnos: Leben und Taten des Dionysos. Dichtung der Antike von Homer bis Nonnos, S. 8669 (vgl. Nonnos-W Bd. 1, S. 387 ff.) (c) Aufbau-Verlag] ……… Platon Theaitetos 155 d: „SOKRATES: ……… Denn gar sehr ist dies der Zustand eines Freundes der Weisheit, die Verwunderung; ja es gibt keinen anderen Anfang der Philosophie als diesen, und wer gesagt hat, Iris sei die Tochter des Thaumas, scheint die Abstammung nicht übel getroffen zu haben. ……“ THESMODOTEIRA Sie wurde als „Gesetzgeberin“ personifiziert. THOOSA 1 Eine Nymphe, außereheliche Tochter des Phorkys 1. Die Personifizierung der raschen Meeresflut. THOOSA 4 Empedokles frg. 22 Diels verwendet sie als Personifizierung des Begriffes „Geschwindigkeit“. TIMORES Die Personifizierung des die Furcht erregenden blanken Schreckens. Ovid met. 12,60 nennt Tomores als Begleiterin der Fama, bei Vergil Aen. 9,719 schickt Mars den Teukrern „schwarze Angst“. TRAGOIDIA / TRAGODIA Eine (mögliche) Tochter des Dionysos und der Ariadne, die als Personifikation der Tragödie zu verstehen ist und neben die Musen gestellt werden muss; sie ist auf einem Krater, der in S. Agata de´ Goti gefunden wurde, neben dem bärtigen Dionysos, der Ariadne und dem Satyrknaben Komos 2 abgebildet; Charlotte Fränkel, Satyr- und Bakchennamen auf Vasenbildern. Auch auf einer bauchigen Kanne, die sich im Ashmolean Museum in Oxford befindet, ist sie vor einem heranschleichenden Silen abgebildet; Charlotte Fränkel, Satyr- und Bakchennamen auf Vasenbildern. TRIETERIS Eine auf einem griechischen Spiegel, der sich heute in Berlin befindet, abgebildete Personifikation des dionysischen Drittjahresfestes. VIS „Die Notwehr“ oder „Die verbotene Gewaltanwendung“. Sie ist die Personifizierung der genannten Begriffe. Styx (kommt von „stygein“ und bedeutet „hassen“) war der Name des Flusses der Unterwelt, einer Tochter der Tethys und des Okeanos. Personifiziert ist sie die Nymphe des Flusses und Gattin des Pallas 1. Ihre Kinder waren: Zelos (der Ehrgeiz), Bia (die Gewalt), Nike (der Sieg) und Kratos (die Kraft); Hesiod theog. 383-388: „Styx, des Okeanos Tochter, verband sich mit Pallas und gebar im Palaste Zelos (Ehrgeiz) und Nike (Sieg) mit den schönen Fesseln, gebar auch Kratos (Macht) und Bie (Gewalt), die herrlichen Kinder. Diese wohnen nicht fern von Zeus, und sie nehmen nicht Sitz noch Weg, wo der Gott sie nicht anführt, sondern verweilen immer beim schwer donnernden Zeus.“ ….. Nach dem Sieg des Zeus über die Titanen rief er alle unsterblichen Göttinnen und Götter die ihm beim Kampf geholfen haben zu sich und versprach ihnen, dass sie ihre Wirkungsbereiche behalten dürfen. Denjenigen, die keine hatten, versprach er Ehre und Vorrecht. Auf Anraten ihres Vaters Okeanos kam Styx mit ihren Kindern als erste auf den Olymp, um im Kampf dem Zeus beizustehen. Zeus verlieh ihr dafür die Ehre des Götterschwures. Für alle Zeiten musste man mit „Bei den Wassern der Styx !“ schwören. Ihre Kinder, sie sind als jene Kräfte zu verstehen auf denen Macht beruht, behielt er bei sich. Mit ihnen hatte Zeus nun alle Macht, die Gewalt, den Ehrgeiz und mit Nike die Entscheidung über Sieg und Niederlage in der Hand – nun war er „König der Götter“! …… Später wurde noch Vis (die Notwehr oder die verbotene Anwendung von Gewalt) als fünftes Kind dazu gedacht. ….. Im Alltag ist „vis“ ein juristischer Begriff. VOLUPTAS „Das Vergnügen“, „die Lust“, die Wollust“. Tochter der Psyche und des Cupido. Die Personifizierung des Vergnügens und der unvergleichbaren Hochgenüsse die Menschen empfinden, die sich, bis in ekstatische Höhen, in völliger seelischer Harmonie den `lieblichen Werken der Aphrodite` hingeben. ….. Die Geschichte der Psyche und des Eros (Cupido) und ihrer, für die Fortpflanzung der Menschen so wichtigen Tochter Voluptas (Die Personifizierung der Lust und des Vergnügens, das man empfindet, wenn man die genüsslichen Dinge der Liebe pflegt) schrieb Lucius Apuleius ca. 170 nach Chr. In seinem, mit „Der goldene Esel“ betitelten komischen Roman in elf Büchern, beschreibt er eine Fülle von urigen Personen und verqueren Situationen, u. a. von 4,28-6,26 die Geschichte von Amor und Psyche, und beginnt mit den Worten: „Leser, pass auf: Du wirst dich amüsieren.“. Kurze freie Nacherzählung: Ein unbekannter König hatte eine zarte Tochter, die war so bezaubernd schön, dass alle Menschen wie verzaubert waren, nur noch von ihrer Anmut und Schönheit sprachen und dabei vergaßen der Göttin Venus zu opfern. Die Göttin der Liebe erzürnte, wollte Rache, rief ihren Sohn Cupido und beauftragte ihn diese Schönheit mittels eines Pfeils in einen ordinären und hässlichen Kerl verliebt zu machen. Psyche jedoch war traurig. Alle Männer, auch die hübschen jungen, verehrten sie, aber keiner begehrte sie. Ihr Vater aber fürchtete den Zorn der Götter und befragte das Orakel des Apollon in Milet. Gemäß dem Spruch des Orakels führte er in einem Trauerzug, begleitet von den erschütterten Bürgern, seine Tochter auf die einsame Felsspitze eines Berges damit sie dort, wie vorausgesagt, einen bösen Dämon, den sogar die Götter fürchten, heiraten könne. Weinend kehrten die Bürger in das Tal zurück und verschlossen sich in ihren Häusern. Psyche aber, verängstigt und todesbereit, wurde von einem Westwind erfasst und sanft durch die Lüfte in einen blumenreichen Wald getragen. Dort fand sie ein feenhaftes Schloss, betrat es ängstlich und wurde von unsichtbaren Händen wie eine Königin bedient. Als es Nacht wurde legte sie sich in ein riesiges weiches Bett. Plötzlich flüsterte ihr die zarte Stimme eines jungen Mannes zu sie solle sich nicht fürchten, er sei ihr Gatte. Sanft legte er sich zu ihr. Psyche vergaß die Angst, vergaß das Unbehagen, und fühlte - fühlte nur noch himmlisches Vergnügen – die ganze Nacht. Bevor der Morgen graute verschwand er, der Unsichtbare (Eines der beliebtesten, aber auch anspruchvollsten Motive unserer abendländischen Malerei.). In der nächsten Nacht kam er wieder, und wieder in den folgenden Nächten, und in einer der Nächte warnte er Psyche, dass ihre Schwester sie suchen würden, dass sie sie aber nicht sehen dürfe. Sie fühlte sich aber an den langen Tagen einsam und bat in der nächsten Nacht so flehend, dass er ihr versprach, ihre Schwestern für einen Tag mit dem Westwind zu ihr zu bringen. Psyche freute sich, die Schwestern kamen geflogen, waren glücklich die Totgeglaubte gesund wieder zu sehen. Als sie aber diesen Reichtum und Luxus sahen zehrte der Neid in ihrem Inneren und sie begannen das Verderben der Psyche zu planen. In der folgenden Nacht erklärte ihr der unsichtbare Gatte, dass sie ein unsterbliches göttliches Kind unter dem Busen trage und mit dem Kind glücklich sein werde, wenn sie ihr Versprechen, nie in sein Antlitz zu sehen, halten werde. Andernfalls werde ihr Kind sterben und sie in das Unglück stürzen. Mit viel Bitten erreichte die zarte und ahnungslose Psyche von ihrem unsichtbaren Gatten weitere Besuche ihrer Schwestern, den hinterhältigen Schlangen. Er gab die Erlaubnis, warnte sie aber. Vergeblich. Mit List und Verschlagenheit gelang es ihnen Psyche glaubhaft einzureden, dass ihr zärtlicher Gemahl in Wahrheit eine grässliche Schlange sei und sie noch vor der Geburt ihres Kindes von ihr gefressen werde. Sie müsse ein Licht und ein Messer unter dem Bett bereitlegen, ihn dann selbst sehen, erkennen und ermorden. Leichtgläubig und naiv befolgte die Belogene die Anweisung der Schwestern. Während in der nächsten Nacht, nach zärtlicher Umarmung, ihr Gatte schlummerte, entzündete Psyche ein Licht, erblickte aber keine schreckliche Schlange, sondern den unbeschreiblich schönen Körper ihres jugendlichen Gatten, den geflügelten Gottes des sich Verliebens, Cupido. Augenblicklich wurde ihr Herz von inniger Liebe zu dem göttlich Schönen erfasst. Zu spät! denn heißes Wachs tropfte von der Kerze auf Cupidos Schulter und verbrannte ihn. Er erwachte, erkannt, dass er betrogen worden war und flog verärgert davon. Der junge Gott hatte, anstatt dem Befehl der Mutter zu gehorchen, sich selbst in dieses wunderschöne, aber törichte Mädchen verliebt. Untröstlich blieb Psyche zurück, weinte und erzählte ihren Schwestern von ihrem Schmerz. Diese aber jubelten, jede von ihnen wollte auch Cupido zum Mann, sie erstiegen, eine nach der anderen, den Fels und riefen ihm, er soll kommen, sie seien noch schöner als Psyche und sprangen in den Abgrund. Aber kein Westwind kam und zerschmettert lagen ihre Körper im Tal. Psyche betete zu den Göttern, aber keiner wagte es ihr zu helfen. Jeder fürchtete den Zorn der Venus, denn diese hatte schon ihren Sohn wütend bedroht, weil er, anstatt das gehasste Mädchen zu bestrafen, die Mutter hintergangen und sich in Psyche verliebt und dazu noch mit ihr ein Kind gezeugt hat. Venus ließ Psyche suchen, Hermes fand sie und die Arme wurde von der Göttin heftig misshandelt. Eine tödliche Aufgabe stellte sie ihr, in der Hoffnung sie zu vernichten: Sie sperrte die Verängstigte in einen großen Raum mit einem riesigen Haufen vermischtem Getreide. Bis zur Dämmerung müsse sie die Körner sortieren, sonst verliere sie ihr Leben. Gefasst bereitete sich die Bedauernswerte auf den Tod vor. Aber da kamen Ameisen, sie hatten Mitleid, schleppten und teilten und bis zum Abend war die Arbeit vollendet. Venus gab nicht auf und beauftragte Psyche einen Knäuel Wolle von den Menschen tötenden Schafen zu holen. Traurig ging Psyche auf die tödliche Weide und wollte sich das Leben nehmen. Aber ein sprechendes Schilfgras gab ihr den Rat zu warten bis die Schafe schlafen, dann könne sie abgestreifte Wolle von den Dornen der Sträucher nehmen. Glücklich überreichte sie Venus die Wolle, erhielt aber sofort den Auftrag einen Krug Wasser vom Wasserfall des todbringenden Flusses Styx zu holen. Psyche war nicht traurig, sie wollte einfach nur noch sterben. Iupiters Adler aber entdeckte sie. Er hatte nicht vergessen, dass Cupido ihm einst geholfen hat den Ganymed in den Himmel zu holen und wollte sich erkenntlich zeigen. Im Sturzflug eilte er zu Psyche, nahm den Krug mit den Krallen, flog zum Wasserfall der Styx, füllte den Krug und brachte ihn der staunenden Psyche. Venus aber grollte und blieb unversöhnlich. Zornig beauftragte sie die schon hoch Schwangere in den Hades hinab zu steigen und von Prosperina ein Kästchen Schönheitssalbe auf die Erde zu bringen. Dass sie nun direkt in den Tod geschickt wurde, erkannte Psyche, war aber nicht traurig, sie wollte den Tod und bestieg einen Turm. Zu ihrer großen Überraschung begann der Turm zu sprechen und erklärte ihr genau was sie tun müsse. Den Anweisungen des Turmes folgend machte sie sich auf den Weg nach Tainaron an der Südküste des Peloponnes und trat dort, mit zwei Obolussen im Mund und zwei Honigkuchen in der Hand, in das Tor des Hades. Sie ignorierte einen lahmen Mann der sie bat ihr ein Stück Schnur zu geben, damit er eine Last auf einen lahmen Esel binden könne, Charon nahm einen Obolus aus ihrem Mund, als sie in seinem Kahn die Styx überquerte und Psyche wies das Verlangen eines vorüber treibenden Leichnams ab, ihn in das Boot zu holen. Drei Frauen, die sie ersuchten ihnen beim Weben zu helfen, kehrte sie den Rücken zu. Der Turm hatte sie gewarnt, es waren alles Versuche der Venus, sie vom Ziel abzulenken. Eines der Honigbrote warf sie dem Bewacher des Hades, dem dreiköpfigen Cerberus, zu. Während er fraß betrat sie schnell die Unterwelt. Prosperina, die Königin des Hades, empfing sie freundlich und bot ihr eine Sitzgelegenheit und ein üppiges Mahl an. Psyche aber, gewarnt vom sprechenden Turm, setzte sich nur auf den Boden und bat die Göttin um die Schönheitsalbe. Prosperina lächelte, füllte das Kästchen und gab es ihr. Schnell erhob sich Psyche, eilte zum Ausgang, warf Cerberos das zweite Stück Honigbrot zu, Charon nahm den zweiten Obolus und kaum über dem tödlichen Fluss, eilte Psyche glücklich auf die Erde, an das Tageslicht, an die Sonne. Naiv, wie Psyche nun einmal ist, und neugierig wie alle jungen Mädchen, und unzufrieden mit ihrer Schönheit, wie es selbst die schönsten Frauen sind, öffnete sie das Kästchen und wollte sich eincremen, weil sie hoffte, damit ihrem Geliebten, dem Cupido, wieder zu gefallen, hoffte, dass er wieder zu ihr zurück kehren werde. Heraus aber flog Homnus, der tiefe Schlaf, und Psyche sank nieder und schlief ein. Ewig hätte sie geschlafen, wäre nicht Cupido gekommen. Von der Brandwunde war er geheilt, aber von seiner innigen Liebe für und seiner zärtlichen Sehnsucht nach Psyche nicht. Mit seinen Flügeln scheuchte er den Schlaf wieder in das Kästchen, Psyche erwachte und während sie zu Venus eilte, um ihr die Salbe zu bringen, flog Cupido in den Götterhimmel zum Iupiter und bat ihn um die Erlaubnis zur Hochzeit. Der König der Götter lächelte verständnisvoll, war nachsichtig mit der stürmischen Jugend, machte Psyche unsterblich und verheiratete die Beiden. Einige Zeit später brachte Psyche eine Tochter zur Welt – Voluptas, das sinnlich-fleischliche Vergnügen, die Lust, die jede/r empfindet, die/der, vom Pfeil des Cupido getroffen, der Venus ein zärtliches Opfer bringt. Und dank deiner Liebesfähigkeit, deiner gelebten und genießenden Liebe und Zärtlichkeit, geneigter Leser, liebe Leserin, ist Venus mit Psyche wieder versöhnt und Cupido – lacht! ….. Der Roman „Der goldene Esel“ ist vollkommen überliefert, in höchstem Maße lesenswert, und hatte einen gewaltigen Einfluss auf die Literatur und bildende Kunst. Eine Vielzahl von Märchen, wie die Kinder sie lieben und die man ihnen heute noch erzählt, haben ihren Ursprung in diesem Werk. ZELOS „Der Ehrgeiz“. Auch Eifer und Machtwille. Personifizierung dieser Begriffe. Styx (kommt von „stygein“ und bedeutet „hassen“) war der Name des Flusses der Unterwelt, einer Tochter der Tethys und des Okeanos. Personifiziert ist sie die Nymphe des Flusses und Gattin des Pallas 1. Ihre Kinder waren: Zelos (der Ehrgeiz), Bia (die Gewalt), Nike (der Sieg) und Kratos (die Kraft); Hesiod theog. 383-388: „Styx, des Okeanos Tochter, verband sich mit Pallas und gebar im Palaste Zelos (Ehrgeiz) und Nike (Sieg) mit den schönen Fesseln, gebar auch Kratos (Macht) und Bie (Gewalt), die herrlichen Kinder. Diese wohnen nicht fern von Zeus, und sie nehmen nicht Sitz noch Weg, wo der Gott sie nicht anführt, sondern verweilen immer beim schwer donnernden Zeus.“ ….. Nach dem Sieg des Zeus über die Titanen rief er alle unsterblichen Göttinnen und Götter die ihm beim Kampf geholfen haben zu sich und versprach ihnen, dass sie ihre Wirkungsbereiche behalten dürfen. Denjenigen, die keine hatten, versprach er Ehre und Vorrecht. Auf Anraten ihres Vaters Okeanos kam Styx mit ihren Kindern als erste auf den Olymp, um im Kampf dem Zeus beizustehen. Zeus verlieh ihr dafür die Ehre des Götterschwures. Für alle Zeiten musste man mit „Bei den Wassern der Styx !“ schwören. Ihre Kinder, sie sind als jene Kräfte zu verstehen auf denen Macht beruht, behielt er bei sich. Mit ihnen hatte Zeus nun alle Macht, die Gewalt, den Ehrgeiz und mit Nike die Entscheidung über Sieg und Niederlage in der Hand – nun war er „König der Götter“! …… Später wurde noch Vis (die Notwehr oder die verbotene Anwendung von Gewalt) als fünftes Kind dazu gedacht. ….. Zelos und seine Geschwister sind ständige Begleiter des Zeus.